Maximus Decimus Meridius

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Das stimmt allerdings. Aber ich glaube, die richtigen Probleme werden wir erst vor Ort erkennen und lösen können. Ich für meinen Teil bin aber immernoch frohen Mutes."


    Auch Meridius war frohen Mutes.


    "Nur, einen Haken hat die Sache..."


    und er verzog dabei sein Gesicht, so dass sich sorgenvolle Furchen auf seiner Stirn bildeten.


    "Wir werden so lange unterwegs sein, dass es Dir unmöglich sein wird, in dieser Zeit eine Frau an Land zu ziehen."


    Urplötzlich hellte sich die Mine wieder auf und ein breites Lachen erfüllte den Raum.


  • So ist es, Patron. Ich erfülle schon seit einigen Jahren die Voraussetzungen für eine Berufung in den Senat und ich habe auch nie verschwiegen, dass dies eines meiner Ziele ist. Bis jetzt hat der Kaiser nur andere Pläne für mich gehabt und ein Kommando bei der Flotte und gleichzeitig ein Sitz im Senat, das geht ja nicht.


    Dennoch wäre es schön, wenn ich auf meine älteren Jahre hin aus dem aktiven Dienst austreten könnte und dem Staat mit meinem Wissen, meiner Erfahrung und meinem, wenn auch geringen Einfluss, im Senat weiter dienen könnte.

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  • Sicher, der Annaer wäre in jedem Fall eine Bereicherung im Senat. Das stand ausser Frage, zumal sich zwischen dem Senator und seinem Klienten im Laufe der Jahre fast schon etwas entwickelt hatte, dass durchaus eines Tages in eine Freundschaft übergehen könnte. Die klassische Klientelbeziehung hatte sich in jedem Fall stark aufgeweicht und die Beiden sprachen annähernd auf der selben Augenhöhe miteinander. Ein Umstand, der Meridius entgegen kam.


    "Soweit es in meiner Macht steht, werde ich Dich unterstützen, wo ich kann. Und was den Einfluss im Senat betrifft: Warten wir ab, wie sich alles entwickeln wird. Wenn Du das Kunststück hinbekommst, Dir dort keine Feinde zu machen und dennoch klare Positionen beziehen zu können, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein. Wir ehemaligen Militärs halten sowieso zusammen, wo es geht. Auch wenn wir bisweilen unterschiedliche Positionen vertreten."

  • Aber das ist ja normal, oder nicht? Ich bin ja nicht so ein Polithase wie andere, aber ich habe immer gedacht, dass Freundschaften nicht bei der Politik aufhören. Es wäre mir ein Graus, plötzlich vor verschlossenen Türen zu stehen, nur weil man im Senat einmal nicht dieselbe Meinung vertreten hat.

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  • Der Senator musste aus Erfahrung widersprechen.


    "Ach, so leicht wie Du es Dir vorstellst, ist es nicht. Es gab und gibt Römer, die würden um der Politik willen ihre Söhne opfern und nahe Verwandte ermorden lassen. So mancher Klient findet sich schnell auf der Straße wieder oder wird fallen gelassen. Die Kaiser entziehen bisweilen ihre Gunst, und wenn das passiert, wird das Leben wirklich hart."


    Meridius hielt einen Moment inne.


    "Es ist kein Geheimnis, dass meine Beziehung zu Senator Germancius Avarus nicht die Beste ist. Er ist zwar mein Schwager und unser Umgang hat sich in den vergangenen Monaten freilich - wohl auch durch diesen Umstand bedingt - etwas normalisiert, doch zeigt alleine dieses Beispiel, dass ich ihm im Ernstfall nicht über den Weg trauen würde, obwohl er meine Schwester ehelichte. Wenn ich Dir also einen Rat mit auf den Weg geben kann, dann den einen:


    Vetrauen ist gut, Kontrolle besser. Und was die Politik betrifft: Hast Du einmal Menschen gefunden, denen Du vertrauen kannst, tu alles um diese Beziehung in diesem Zustand zu behalten. Verlierst Du das Vertrauen und die Gunst von Freunden im Senat, ist dies nur sehr schwer, wenn überhaupt nicht mehr auszugleichen."

  • Diesen Rat werde ich mir selbst verständlich zu Herzen nehmen. Es scheint doch, als wäre ich schon zu lange im Militär.


    Ich war noch immer der Meinung, dass mit Ehrlichkeit und einer geradlinigen Darstellung seiner eigenen Einstellung und Meinung mehr zu holen war als mit ständigem Wechsel derselben, nur um Freunden zu gefallen.


    Dies sprach ich dann auch aus.


    Ich glaube bloss fest daran, dass Ehrlichkeit, eine der ältesten römischen Tugenden, mehr bringt als dem Wind zu folgen. Ich denke nicht, dass der Senat mich so stark verändern würde, dass ich plötzlich nach der Nase meiner Freunde reden würde, nur um diese Freundschaften aufrecht zu erhalten. Ich weiss jetzt schon, dass es Senatoren geben würde, welche meine Ernennung bekämpfen werden, mich niemals eines Blickes würdigen werden, doch warum sollte mich das in meiner Meinungsbildung in Sachfragen beeindrucken?

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  • Der ehrenvolle Standpunkt des Annaers war lobenswert, dennoch musste der Senator ihn korrigieren.


    "Niemand nimmt Dir Deine Standpunkte. Du kannst sie frei heraus vertreten, wie immer es Dir beliebt. Ich sprach jedoch von VERTRAUEN. Vertrauen ist unbezahlbar, und bei aller Politik, tust Du gut daran, dieses Vertrauen Deiner Freunde und Verbündeten niemals aufs Spiel zu setzen. Du verstehst was ich meine?"


    Das Gespräch nahm beinahe philosophische Züge an.


    "Es ehrt Dich ungemein, dass Du mit solch heren Vorsätzen in den Senat eintreten möchtest, doch sollte Dir klar sein, dass das politische Parket ein gefährliches ist. Selbst zu Zeiten der Republik ließen Senatoren andere Senatoren ermorden, im besseren Falle sorgten Rufmord und andere Mittel der Machtausübung für ihre politische, gesellschaftliche Isolation. Unter den Dikatoren kam es zu oft zu Proskriptionen und es ist noch nicht allzulange her, dass die Kaiser ihren Blutzoll forderten. Wir hatten das Glück unter Iulianus gelebt und gewirkt zu haben und heute herrscht sein Sohn. Doch meinst Du, die Götter geständen uns einen ewigen Frieden zu?


    Du selbst sagst, dass Du Soldat bist. Ich war es auch. Wir beide wissen, wie schnell sich Fronten verändern können, wie schnell neue Gegenspieler auf dem Schlachtfeld erscheinen können und Verbündete wegbrechen. Im Frieden rüsten wir für den Krieg. Im Krieg hängt alles am seidenen Faden. Die Versorgung der Truppen muss gewährleistet sein, die Moral der Männer, ihre Ausbildung muss sich bewähren, ihre Loyalität muss sich jeden Tag zeigen, und wenn es darauf ankommt, müssen alle Dinge passen: Strategie, Taktik, Wahl des Treffens, Einsatz der Mittel und die gewählten Mittel müssen greifen. Selbst im Sieg jedoch sollte man maßhalten, denn so mancher Sieg erweißt sich im Nachhinein als Niederlage. Wer seine Siege nicht zu nutzen versteht, verliert.


    In der Politik verhält es sich nicht anders. Nur dass die Feinde nicht immer feststehen, dass der Gegner keine Rüstung trägt, Ziele nicht immer fest definiert sind und Erfolge an einem unsichtbaren Faden hängen. Heute wirst Du gefeiert? Morgen kannst Du tot sein.


    Bei aller Erhabenheit, bei allem Stolz, allen Tugenden, die ein Römer mit sich führen sollte, bei aller Treue, aller Aufrichtigkeit, ist Vorsicht hier noch mehr gefragt als bei den Truppen. Giltst Du als General ein Zauderer, magst Du vielleicht von Deinem Posten abgelöst werden, wie Fabius, aber Du verschuldest kein Cannae. In der Politik ist es ähnlich und auch nicht...


    Ehrlichkeit ist eine Tugend. Weisheit auch. Ich wünsche Dir in jedem Fall, dass die Weisheit immer Dein Ratgeber sein wird, zu wissen, was in den jeweiligen Situationen zu tun ist. Weisheit zeichnet Feldherren aus, Politiker bedürfen ihrer noch mehr."

  • Ich begann langsam zu verstehen und obwohl mir beim Gedanken an noch schlimmere Tücken als im Krieg nicht recht wohlig wurde, brachte mich das nicht von meinem Vorhaben ab.


    Ich verstehe was du meinst und ich danke dir ehrlich für deinen Ratschlag. Sollte ich jemals dazu kommen ihn gebrauchen zu können, werde ich daran zurückdenken. Meine Zeit als Volkstribun scheint doch schon zu lange her zu sein.


    Nun denn, ich werde also in den nächsten Wochen erst einmal in der Classis weitere Gespräche führen, mit Verus und mit Iulius Labeo, einem noch Nauta der sich sehr gut macht. Danach werde ich wohl um eine Audienz beim Kaiser ersuchen müssen.

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  • "Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg."


    antwortete der Senator und lächelte.


    "Wenn sich etwas Neues ergibt, wäre ich Dir jedenfalls sehr verbunden, wenn Du mich benachrichtigen würdest. Sowohl was meinen jungen Verwandten Decimus Verus, als auch was Dich selbst betrifft, interessiert es mich wie es weitergeht."


    Er musste seinem Klienten jedoch noch mitteilen, dass er in den nächsten Monaten vermutlich nicht in der Casa anwesend sein würde.


    "Ich werde demnächst in den Osten aufbrechen. Wie Du vermutlich mitbekommen hast, hat mich der Senat damit beauftragt, meinen Cousin Senator Decimus Livianus zu suchen, der verschwunden ist. Decimus Mattiacus und ich dachten daran, zuerst nach Mantua zu reisen und den dortigen Kommandeur zu befragen, der auch auf dem Feldzug beteiligt war. Anschließend werden wir in den Osten segeln."

  • Ja, das ist eine sehr unangenehme Geschichte. Ich hoffe sehr, dass die Gerüchte um dieses Volk dort drüben nicht wahr sind und du deinen Verwandten finden kannst! Damit wird die Kommunikation zwar etwas schwieriger, aber das schaffen wir sicher!

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  • In der Tat war es eine unangenehme Geschichte. Doch welche Gerüchte herumgingen, die Annaeus meinte, war Meridius nicht ganz klar. Doch fragte er nicht nach. Er würde so oder so reisen, ganz gleich, was man sich erzählte.


    "Falls Du in der Zwischenzeit irgendwie meine Hilfe brauchst, denke ich, dass Du Dich auch an meine Gattin wenden kannst. Sie wird in meiner Abwesenheit hier das Haus führen und auch alle weiteren Aufgaben übernehmen. Es wäre mir zudem recht, wenn Du ein Auge auf sie haben könntest, wenn Du verstehst was ich meine. Rom ist bisweilen eine Kloake und politische Aasgeier gibt es überall. Kaum ist man aus dem Haus und auf dem Weg in den Osten, denken sich manche, sie könnten sich alles erlauben. Nicht dass ich denke, dass Iulia nicht alleine zurecht kommen könnte, doch ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass da jemand im Hintergrund ist, der auf sie aufpasst und acht gibt. Von allen meinen Klienten erscheinst Du mir diesbezüglich als der Vetrauenswürdigste und sicher auch Einflussreichste."


    Er hätte zwar auch einen Freund fragen können, Macer zum Beispiel, doch Florus erschien mehr als geeignet. Er war Freund UND Klient. Also beinahe doppelt verpflichtet, zumal die Verpflichtung Macers nur eine des Herzens oder der Treue unter alten Waffengefährten entsprungen wäre.

  • Zitat

    Original von Tiberius Decimus Crassus
    Tiberius trat vor Meridius' Büro und klopfte an der Tür. Er hatte ein Anliegen, das es mit dem Senator zu besprechen galt.


    Der Senator ließ ihn auch nicht lange warten, sondern bat ihn umgehend herein. Lange hatte er seinen Verwandten nicht mehr gesprochen, umso mehr war er gespannt, welches Anliegen ihn zu ihm führte.


    "Sei gegrüßt, Tiberius.
    Wie geht es Dir? Und wie kann ich Dir helfen?"


    Er forderte ihn mit einer Handbewegung auf Platz zu nehmen.

  • Tiberius betrat den Raum und setzte sich.


    "Salve Meridius! Mir geht es bestens, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Ich bin jetzt bei Curator Purgitius Macer als Aquarius angestellt und ich kann mich über die Arbeit wirklich nicht beschweren. Ich hoffe dir geht es derzeit in etwa gleichermaßen?"

  • ...kam Mattiacus zum Officium seines Cousins Meridius. Die Sache beim Praefectus Urbi war einfach eine zu große Frechheit, als das Mattiacus so einfach darüber gehen konnte. Er musste seinem Ärger Luft machen und ging deshalb zu demjenigen, dem er am meisten Vertraute.


    Er klopfte, um zu schauen, ob Meridius überhaupt da war.


    *klopf klopf*

  • Seit der Abreise des Senators hatten wir in der Casa Decima nichts mehr von ihm zu hören bekommen. Die meisten Sklaven, Klienten und auch Verwandte waren darüber in Kenntnis gesetzt worde, dass er sich auf eine Reise nach Tarraco begeben habe, um dort nach dem Rechten auf den Landgütern, in den Weinbergen und auf den Getreidefeldern zu sehen. Und er hatte vor - so hatte er es mehrmals betont - einen guten Hengst aus der Herde auf seinem Gestüt herauszulösen und nach Roma zu bringen, um auch hier die Zucht vorranzubringen. Dies alles war jedoch eine Lüge gewesen, oder besser gesagt ein strategisch-taktisches Vorgehen. Wenige Sklaven, seine Gattin und nur die engsten Verwandten wussten Bescheid, dass er sich tatsächlich zusammen mit Decimus Mattiacus - seinem Cousin - auf dem Weg nach Antiochia befand und von dort aus versuchen würde über den Landweg nach Parthien vorzudringen, um Decimus Livianus, den verschollenen Legaten und Senator aus der Hand der Parther entweder loszukaufen oder rauszuhauen.


    Wieweit dieses Unternehmen bisher ein Erfolg gewesen war, wo sich die Abenteurer zur Zeit befanden, wusste wir aufgrund der Geheimhaltungsstufe nicht. Der Senator hatte darauf bestanden, nicht zu schreiben, keinen Kontakt zu halten. 'Ihr werdet es wissen, wie es ausging, wenn wir wieder im Atrium stehen, MIT Livianus!' hatte er gesagt und sich daran auch gehalten. So verging also die Zeit, die Herrin dies Hauses blieb alleine, wir kümmerten uns um die alltäglichen Geschäfte, kochten und putzten, heizten ein, füllten die Bäder, reparierten die Dächer, zählten die Bestände des Lagers. Die Klienten gingen nach wie vor ein und aus, soweit sie es nötig hatten, nur dass sich der Verwalter des Senators um sie kümmerte. Viel los war jedoch nicht. Mittelpunkt des Lebens war der kleine Sprössling des Hausherrn.


    Für den Zeitpunkt der Wahlen jedoch, waren wir instruiert worden, Plan B umzusetzen, sollte der Senator nicht rechtzeitig zum Stichtag zurückkehren. Was besagte, dass er in seinem Archiv voller Schreiben, Briefe, Depeschen und Abschriften auch eine Rolle besaß, mit welcher er seine Kandidatur zu einem Amt im Cursus Honorum verkünden wollte, datiert genau auf den letzten Tag der Anmeldungen, eigenhändig unterschrieben, mit der gleichzeitigen Zusicherung bis zu den Wahlen wieder in Rom zu sein. Ich saß des öfteren vor dieser Rolle, studierte das Siegel und dachte nach.


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