• Meridius erreichte die Mercati Traiani und bemerkte aus seinem Augenwinkel, wie die Augen von Lucilla zu leuchten begannen. Er musste schmunzeln und warf seinem Sohn einen vielsagenden Blick zu.


    "Wir sollten uns darauf einigen, in welche Richtung wir zuerst gehen. Nur so als Vorschlag. Und wo treffen wir uns, wenn wir uns verlieren sollten?"


    Die Menschenmassen waren unzählbar.

  • Vollkommen in ihrem Element sondiert Lucilla begeistert die Marktstände und sortiert sie gedanklich schon nach 'unbedingt vorbeigehen', 'näher in Betracht ziehen' und 'links liegen lassen'.


    "Ich würde sagen, wir sollten dort anfangen," sie deutet nach links. "Uns dann durch diesen Gang durcharbeiten, auf der anderen Seite wieder zurück, der Ansammlung der Tunikenhändler einen Besuch abstatten, dann die Querstraße nach Hinten zu den Töpferwaren, in einem Bogen beim Schmuck vorbei, so dass wir gegen Mittag bei den Essständen sind, wo wir eine kurze Pause einlegen können. Mit vollem Magen haben wir dann in Ruhe Zeit uns um die kleinen alltäglichen Dinge, die bei den Kramständen angeboten werden, und um die Schönheitsprodukte zu kümmern, bevor wir unseren Marsch bequem bei den Lebensmittelhändlern ausklingen lassen. Die verderblichen Waren sollten wir schließlich erst kurz vor dem Nachhauseweg kaufen."


    Sie schaut nachdenklich zu den Ständen.


    "Ach so, und wenn wir uns verlieren, wie wäre es mit dem Stand von 'Veni, Vidi, Vino' vom Weingut Claudius. Dort gibt es die süßesten Trauben und den besten Wein Italias, da kann man sich schon eine Weile die Zeit vertreiben."


    Lucilla denkt natürlich zuerst an das Wohl ihres Bruders und ihres Neffen. Bis ihr selbst auffallen würde, dass die Beiden ihr nicht mehr folgen, hätten sie längst ein oder zwei Karaffen Wein an diesem Stand verdrückt.

  • Meridius schmunzelte und nickte mit dem Kopf.


    "Nunja, bei diesem Programm können wir Dich nicht verlieren. Wir suchen einfach nach dem Sklaven mit dem meisten Gepäck und haben Dich schon gefunden...


    Aber Spaß bei Seite. Ich denke das ganze leuchtet ein. Nur werde ich mich mit Maximian irgendwann abseilen. Wir suchen noch Vinicius Hungaricus auf und die Thermen. Möchtest Du mitkommen, oder dann weiter einkaufen?"

  • "Zu Vinicius Hungaricus?" Lucilla bemüht sich, nicht all zu erfreut zu klingen. "Gerne. Und gegen ein abschließendes entspannendes Bad und eine Massage in den Thermen werde ich heute Abend sicher auch nichts einzuwenden haben."


    Wie könnte ein Tag besser genutzt werden als mit einem Einkaufsbummel, dem Besuch eines sympathischen Mannes und einem heißen Bad in den Thermen.

  • "Gut. Dann hätten wir das geklärt. Ach ja, Du musst mir jetzt beim Einkaufen helfen. Ich habe vor unseren Wahlsieg mit einem Empfang zu feiern. So um die 2000 Sestzerzen müssen wir schon einkalkulieren... Mit was würdest Du anfangen?"


    Er war sich sicher, dass sie damit nicht gerechnet hatte.

  • "2000 Sesterzen, nun damit dürfte sich doch etwas anfangen lassen. Das wichtigste ist natürlich Wein. Ein Empfang ohne Wein ist für die meisten Römer wie... wie ein Emfpang ohne Wein eben. Unvorstellbar. 'Veni, Vidi, Vino' habe ich ja schon erwähnt, ich glaube, dort bekommt man sogar Mengenrabatt. Wir könnten dort auch gleich noch Trauben kaufen."


    Sie überlegt kurz und kramt das Wissen hervor, dass sie sich während ihrer Zeit bei Großtante Drusilla über das Ausrichten von Empfängen angeignet hatte. Bei dieser hatte es bald jede Woche einen Empfang gegeben.


    "Genügend Brot, Käse und Oliven dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und Obst. Für den Einkauf der Zutaten für die zubereiteten Speisen solltest du jedoch Sklaven abstellen. Wer weiß schon, welche Mengen sie verbacken und verkochen. Ich würde ihnen jedoch nicht viel mehr als 500 bis 700 Sesterzen dafür zur Verfügung stellen. Wenn sie es nicht schaffen, damit ordendlich zu kalkulieren, dann taugen sie nichts."

  • Meridius staunte über ihre Fachkenntnis.


    "Gut, was immer Du befiehlst. Ich lass Dir freie Hand, ausnahmsweise mal..."


    Er lachte und gab ihr einen Klapps. (Brüder dürfen sowas ja).

  • "He! Doch nicht in der Öffentlichkeit!" Lucilla schaut ihren Bruder mit gespielt entrüsteter Mine an. "Die Leute kommen noch auf den Gedanken, es gäbe Inzest in der Gens Decima."


    Sie grinst breit. "Also, können wir los?"

  • Meridius lachte.


    "Klar, wir können. Sag mir einfach, wo es zuerst hin geht..."


    Er warf Maximian einen auffordernden Blick zu.

  • "Einfach mir nach." grinst Lucilla frech. Sogleich setzt sie sich in Richtung des ersten von ihr ins Auge gefassten Standes in Bewegung, ohne noch darauf zu achten, ob ihr auch alle folgen. Sie geht ohnehin davon aus, dass sie dies tun, sowohl ihr Bruder und sein Sohn, als auch die Sklaven.


    Auf dem Weg durch die Menge muss Lucilla den ein oder anderen Passanten zur Seite schieben. Doch Lucilla hatte noch nie ein Problem damit, Hindernisse aus dem Weg zu Räumen, vor allem nicht auf dem Markt.


    Nach kurzer Zeit kommen die Einkäufer am ersten Stand an, den Lucilla jedoch links liegen lässt. Ein billiger Stoffhändler. Zielstrebig geht sie weiter zum nächsten Stand, an dem Sandalen offeriert werden. Sie schaut über das Angebot und wählt ein paar Sandalen von der Auslage aus und so wie diese aussehen, liegen sie sicher in der oberen Preiskategorie.


    Lucilla hält Meridius und Maximian freudestrahlend das Sandalenpaar vor die Nase. "Was haltet ihr hiervon? Sind sie nicht wunderbar? Ich könnte sie auf dem Empfang tragen."

  • Die Sandalen waren wirklich wunderschön. Sie gefielen auch Meridius, vor allem, weil Lucillas Augen dabei so strahlten. Dennoch konnte er nicht umhin zu lachen.


    "Ich wusste, dass Du bezüglich des Empfangs mit Deiner Gaderobe beginnen würdest. Dennoch hoffe ich, dass Du Dich nicht zum Buffet rechnest. Ich meine, den geladenen Herren würde es sicher gefallen, doch..."


    Weiter kam er nicht, da ihm Lucilla einen bösen Blick zuwarf...

  • Sie dreht sich zum dem Händler und ignoriert Meridius einfach. Sie hatte doch gewusst, dass sie mit ihm beim Einkauf keine Ruhe haben würde.


    "Kann ich sie anprobieren?"


    "Aber natürlich. Du kannst hier Platz nehmen." Der Händler weist auf einen kleinen Hocker und rückt ihn zurecht.


    "Danke." Lucilla setzt sich und zieht ihre eigenen Sandalen aus. Dann probiert sie das neue Paar an. Sie passen wie angegossen. Lucilla geht ein paar Schritte hin und her und nickt dann.


    "Ich nehme sie." Sie setzt sich wieder und wechselt die Schuhe erneut. Dann steht sie auf und wirft einen missbilligenden Blick auf Meridius Füße.


    "Dir als neuem Aedil könnten ein paar neue Sandalen auch mal wieder gut tun. Diese hier sehen aus, als hättest du sie auf den letzten Feldzug dauergetragen. Wenn du knapp bei Kasse bist, ich spendiere dir ein Paar, Bruderherz."


    Sie schaut Meridius mit einem herausfordernden Lächeln an.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Dir als neuem Aedil könnten ein paar neue Sandalen auch mal wieder gut tun. Diese hier sehen aus, als hättest du sie auf den letzten Feldzug dauergetragen. Wenn du knapp bei Kasse bist, ich spendiere dir ein Paar, Bruderherz."


    Meridius verzog etwas das Gesicht, waren seine Sandalen doch neu und kaum gebraucht, caligulae der Legion, bewährt, kein modischer Schnickschnack, doch er nahm ebenfalls Platz und wartete, was der Verkäufer alles anzubieten hatte.


    Das erste Paar war bequem, jedoch nicht perfekt, das zweite sah nach gar nichts aus, bei dem dritten bemerkte er wie sich die Gesichtszüge von Lucilla aufhellten. Er ließ gleich drei Paar davon einpacken und bestellte auch noch festeres Schuhwerk.


    Dann vernahm er plötzlich einen Tumult.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!