Casa Prudentia ~Mogontiacum~

  • "Aaahja, na dann ist ja alles klar. Gut, dass ich einfach mein Pferd besteigen kann um überall hinzukommen wo ich möchte." zwinkerte er fröhlich.
    "Und sauber bleibe ich dabei meistens auch." Das Grinsen wollte einfach nicht verschwinden, als ihm noch ein kleiner Nachsatz einfiel: "Womit ich nicht sagen möchte, dass du so nicht gut aussiehst. In Rom wäre deine Erscheinung sicherlich bald der neueste Schrei." Den konnte er sich einfach nicht verkneifen. Und ein kleines Kompliment war auch darin versteckt.
    Hm...Wein? Nah...
    "Danke, ich hätte gern etwas Saft."
    Den musternden Blick des Sklaven ignorierte Witjon.

  • Prudentia rümpfte leicht die Nase, als er 'ihre Wildsau' schlecht redete und machte ein schnalzendes Geräusch, ehe sie überhaupt wieder zu sprechen anhub. Sie mühte sich um einen leicht eingeschnappten Tonfall.
    >>Das ist doch langweilig, einfach nur aufs Pferd schwingen. Pah. Außerdem sind Pferde gruslig.<< erwiderte sie also. Und dabei entsprach der letzte Satz tatsächlich ihrer aufrichtigen Meinung. Sie hatte ein wenig Angst vor den großen Tieren, die ihr in den seltensten Momenten wohlgesonnen schienen. Es verging kaum ein Ritt nach welchem sie nicht vom Rücken flog, selbst wenn sie recht gut ritt. Sie verließ sich am liebsten auf ihre eigenen zwei Beine. Vier Beine waren ihr zur Fortbewegung nicht geheuer.
    Und Prudentia griff zur nächsten Karaffe um ihm Saft einzuschenken, als er seinen Wunsch geäußert hatte. Sie konnte sich schon denken, was ihm an 'Wein' nicht passte, aber als hätte sie selbst Interesse an Rotwein. Sie lächelte nur still als sie in die gelbliche Flüssigkeit in ihren Becher blickte. Sie trank gerne Honigwein und deren Besorgung hatte sie der Sklavenschaft schon früh aufgetragen. Rotwein war ihr immer schon zu bitter gewesen, den hatte sie noch nie getrunken. Und er hätte sicherlich das gleiche Getränk gewählt, wenn er ihr nicht auf den Leim gegangen wär.

  • Gruselig...aaaahja.
    Er grinste und entgegnete: "Ich muss leider einer seriösen Arbeit nachgehen, bei der ich öfters Umgang mit Römern habe, die vermutlich nicht mit einem Waldschrat reden würden."


    Als er merkte, dass Aquilia ihm keine reinen Wein eingeschenkt hatte, (Hahaha was ein Wortspiel...) zog er eine Augenbraue hoch und meinte Todernst:
    "Ach so sieht das aus. Die Dame foppt mich erst und betrinkt sich dann, damit ich hinterher den Ärger am Hals habe. Na das sieht man ja gern!"
    Gespielt ärgerlich fläzte er sich auf seine Cline und hob seinen Becher.


    "Auf die Wildsau und ihre reizende Reiterin!" :D

  • Aquilia schmunzelte als er von seriöser Arbeit sprach. Aber sie erläuterte nicht weiter ihre Meinung von den seriösen Männern in der römischen Politik. Sie hatte Dinge gehört, die sie nicht glauben konnte.
    >>Aber gerade deshalb ist die Arbeit doch nicht hoch anzusehen. Wir sind alle nur Menschen und durch ein paar Schmutzflecken nichts Geringeres als jemand in einer Toga. Nur das nach großem bestrebte Denken der Menschen macht andere Menschen groß. Neider sind fehl am Platz, denn eigentlich sind die Menschen an ihrem Elend selbst Schuld.. Außerdem ist es nichts schlechtes, einfach zu sein.<< gab sie ihre völlig unrömische Denkensart zu Gute. Ihr Lächeln wirkte nicht traurig, jedoch sehr ruhig und besonnen. Nun war ihr gut anzusehen, dass sie nicht immer der wirbelnde Wind war, sondern oftmals auch wie der stille, denkende Baum. Und genau deshalb war sie soviel in der Natur.
    >>Aber ich schweife ab.<< murmelte sie als sie seinen Vorwurf vernahm. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht zurück und sie antwortete.
    >>Oh, was anderes vertrage ich gar nicht. Schließlich wurde ich unter Barbaren groß.<< gab sie ihm zwei zwinkernde Seitenhiebe. Zum Einen, dass er keinen Met trank, zum Anderen piesakte sie die römische Einstellung zu den 'Wilden', die sie mehr schätzte als das eigene Volk.
    >>Ja, und auf die Feen!<< rief sie und nahm den ersten Zug.

  • Er leerte seinen Becher mit einem Zug und ging zunächst auf die Seitenhiebe ein.
    "Du bist nicht die einzige, die unter Barbaren - er versah das verabscheuungswürdige Wort mit einem säuerlichen Unterton - "aufgewachsen ist. Wenn du erlaubst, hätte ich nun auch gern etwas vom guten Honigwein." Er setzte sich auf und hielt Aquilia frech grinsend seinen Becher hin.


    Mit ernster Miene setzte er dann jedoch zu einer ehrlichen Erklärung an, wie er sie nicht jedem offenbaren würde.
    "Auch wenn ich das römische Bürgerrecht besitze und seit meiner Geburt im römischen Reich lebe, so tue ich dies dennoch zwischen zwei Welten. Mein Vater war stolzer Ubier, römischer Soldat zwar, aber er erzog meine Geschwister und mich nach den alten Bräuchen. Meine Mutter ist ebenso stolze Amsivarierin, die uns zwar zum Lernen in die römische Schule schickte, die lebenswichtigen Lehren der Heimat jedoch nie vernachlässigte." Er machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu Ordnen und sich Aquilias Worte in Erinnerung zu rufen.


    "Weißt du, von mir aus würde ich die Curia in Bauernkleidung, im einfachen Wollhemd und einer gemütlichen Hose betreten und so mein Tagwerk verrichten. Ich fürchte nur, dass meine Vorgesetzten das nicht allzu lange tolerieren würden, dann könnte ich demnächst als Tagelöhner oder Hafenarbeiter neu anfangen." Witjon ließ ein schmerzverzerrtes Grinsen zu. Er hatte wirklich keine Lust auf körperliche Belastung, die ihn in weniger als zehn Jahren in einen Aussichtslosen Krüppel verwandeln würde.


    "Du sprichst so weise Worte, doch nur wenige leben auch nach ihnen. Meine Familie hier in Mogontiacum ist zwischen Rom und Magna hin und her gerissen und das färbt sowohl auf ihre Mitglieder, als auch auf ihre Kontakte in der römischen Bevölkerung ab." Und etwas leiser und mit schuldbewusstem Unterton fügte er hinzu:
    "Aber was rede ich hier, diese Worte gehören nicht hierher. Wenn ein germanenfeindlicher Römer dies hörte, wäre ich bald wohl wieder Ziel von Anschuldigungen und Verhöhnung."
    Er seufzte gedehnt. Was erzählte er ihr das eigentlich alles? Witjon war gewiß nicht hierher gekommen, um über römische Germanenpolitik oder Sitten zu reden.

  • Prudentia Aquilia
    Casa Prudentia
    Mogontiacum
    Germania Superior



    Salve Aquilia,


    ich grüsse dich. Ich schreibe dir aus zwei Gründen. Zum einen möchte ich dich über eine Neuigkeiten hier in Rom informieren. Ich werde gegen Ende des Monats heiraten. Es wird sicherlich ein recht grosses Fest, denn wenn man den Gerüchten in der Stadt Glauben schenkt, handelt es sich um die Hochzeit des Jahres. Ich bin mir zwar sicher, dass die Gerüchteküche ein wenig enttäuscht sein wird, aber wer bin ich, dass ich den Gerüchten widersprechen würde?
    Nun zum zweiten Grund meines Schreibens, der dich vielleicht nicht erfreuen wird. Ich möchte, dass du nach Rom kommst. Vor allem natürlich um der Hochzeit beizuwohnen. Zum anderen aber auch, weil ich denke, dass du jetzt in einem Alter bist, in dem es notwendig wird, dass du eine gewisse Zeit in Rom verbringst. Und im Anbetracht der Stellung unserer Familie ist es auch notwendig dich auf ein Leben in der römischen Gesellschaft vorzubereiten. Es geht einfach nicht mehr, dass du als Wildfang der Familie in Germania durch die Wälder geisterst. Mein Vater würde dies sicherlich ebenfalls so sehen.
    Daher bitte ich dich, dich möglichst bald auf den Weg nach Rom zu machen.


    Ich erwarte dich hier.


    [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/Signatures/sigbalb2.png]
    ANTE DIEM VIII ID SEP DCCCLVIII A.U.C.
    (6.9.2008/105 n.Chr.)
    Casa Prudentia Romana, Roma


  • Prudentia beäugelte ihn amüsiert als er ihren Faden wiederaufnahm. Dabei befand sie das Wort "Barbaren" nicht einmal als wirklich schlimm oder kränkend. Es beschrieb vielmehr das germanische Volk in einer anderen Sprache und das ein wenig abwertend. Zumindest mancherorts. Aber sie erläuterte ihre Gedanken nicht weiter. Stattdessen hielt sie ihm die Kanne mit dem Met hin. Sie erbot sich, ihm einzuschenken.
    >>Selbstverständlich gebe ich dir gern etwas von dem Honigwein ab. Er ist wirklich gut dieses Mal.<< Sie grinste ihn breit an. Ihr Grinsen dämmte sie allerdings rasch ein, als er eine ernstere Miene aufsetzte um noch ernstere Worte zu sprechen. Sie wollte ihm nicht das Gefühl vermitteln, ihn zu verspotten. Das lag ihr völlig fern. Also lauschte sie ihm konzentriert, wenngleich sie selbst noch immer etwas erheitert war.
    >>Ja, ich verstehe deine Lage sehr gut.Ich kenne deine Familie, sie ist wirklich nicht unbekannt. Aber ich glaube, du machst es dir schwieriger, als es sein muss. Man entscheidet selbst, welche Seite man wählt, dazu bedarf es keiner Familie.<< erklärte sie ihm mit ruhiger und besonnener Stimme. Als sie jedoch kurz nachdachte, wurde ihr bewusst, dass ihre Worte beinahe ketzerisch waren. Sowohl aus Römischer Sicht als auch aus germanischer.
    >>Es ist natürlich nicht so, dass ich die Familie nicht ehre. Aber mein Vater hat mir immer alle Freiheiten gelassen und ich habe es nie anders gelernt. Ich denke nicht, dass ich es mir jemals anders angewöhnen würde. Ich bin nun einmal so groß geworden. Ich weiß wie wichtig dir Familie vermutlich sein wird.<< Sie lächelte sanft und beruhigend. Sie wollte nicht wegen Familie und Nichtfamilie streiten. Aber vielleicht stand sie zu sehr auf ihrem Punkt.
    >>Allerdings...<< wandte sie rasch ein, >>glaube ich nicht, dass du hier auf germanenfeindliche Römer treffen wirst. Nicht in meinem Haus, nicht in meiner Familie und wahrscheinlich auch nicht unbedingt im römischen Germanien. Du kannst mir gegenüber völlig frei reden, in jeder Hinsicht.<< erklärte sie rasch und offen. Mit einem freundlichen Lächeln sah sie ihm ins Gesicht, aufmunternd wirkte ihr Blick. Dann führte sie den Becher an die Lippen und trank einen ordentlichen Zug.

  • Witjon ließ sich mit einem Grinsen Honigwein einschenken und genoß den süßlichen Geschmack dieses süffigen Getränks. Aquilia tat ihre Meinung über Familie und ähnlichen Ärger kund und Witjon zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Das passiert also, wenn man einer Frau jegliche Freiheiten lässt... dachte er und grinste innerlich. Seine Kinder würden eine Strenge Erziehung genießen dürfen. Als sie versuchte, ihre Worte im zweiten Anlauf genauer zu erläutern, schmunzelte Witjon und trank noch etwas Met, um das Schmunzeln nicht so deutlich zu zeigen. Ihre Meinung, dass er in der Provinz Germania keine germanenfeindlichen Römer finden würde, teilte er nicht im geringsten. Deshalb antwortete er auf diese Behauptung schlicht: "Deine Worte in den Ohren der Götter."
    Er lehnte sich zurück und dachte kurz nach. Ihm war eigentlich nicht nach ernsten Gesprächen, darum sagte er schnell mit einem breiten Grinsen im Gesicht:
    "Aber sag, wo waren wir eigentlich stehen geblieben? Bei Wildsäuen und ihren hübschen Reiterinnen, richtig?"

  • Sie registrierte seine grinsende Skepsis mit gemischten Gefühlen. Einerseits war sie froh, dass sie ihm scheinbar nicht allzusehr in die Sandalen getreten war, andererseits aber schien auch er etwas peinlich berührt durch ihre Bemerkung und so vertiefte sie sich etwas länger als anfänglich gewollt in den Tiefen ihres Metbechers.
    Als er dann anhub die Stimmung etwas zu lockern, prustete sie in die Flüssigkeit und bekam etwas in die Nase. Laut hustend und zugleich lachend stellte sie den Becher hab und wedelte sich hektisch Luft zu. Immer wieder kam ein leichtes Husten über ihre Lippen und es schien sich gar nicht wieder beruhigen zu wollen. Leise lachend und hustend erklärte sie:
    >>Das war fies! Ein Hinterhalt! Das schreit nach Rache!<< Ohne groß nachzudenken griff sie nach einem Sitzkissen zu ihrer Seite und warf es in die Richtung seines Gesichts. Die Sklavin, welche soeben mit dem Essen das Triclinium betrat, wirkte für den ersten Moment entsetzt und etwas ratlos. Sie konnte Aquilia nicht vor dem Herrn schelten, aber was sie da tat war eine Frechheit. Ignorieren? Oder erst einmal beobachten, wie der Mann das Ganze auffasste? Das war vermutlich das Beste.

  • Witjon lachte laut los, als Aquilia ihr Met durch die Nase trank. Es sah einfach zu komisch aus, wie sie da herumprustete.
    ~poff~
    Mit einem dumpfen Geräusch knallte das Kissen mitten in sein Gesicht. In Zeitlupe rutschte es zu Boden und entblößte einen ziemlich dumm aus der Wäsche schauenden Witjon. Erst versuchte er, vernünftige Gedanken zum Geschehen zu entwickeln und angemessen zu reagieren, doch sein Verstand verlor gegen den Rest seines Körpers, der nach Vergeltung schrie. (:D)
    Kurzerhand stellte er seinen Becher weg und griff nach dem Kissen, das ohne Umschweife zurückgeworfen wurde. Die Sklavin und das Essen bemerkte er vor lauter Aufregung und Verblüffung überhaupt nicht.

  • Die Sklavin ging rückwärts wieder aus dem Zimmer. Vielleicht war es Zeit, allmählich doch einmal die Verwandtschaft in Rom über die aktuellen Ereignisse aufzuklären. Aquilia benahm sich völlig daneben. Und das schien ihr nicht einmal bewusst zu sein, denn diese lachte noch immer laut.
    Als Prudentia sah, wie Witjon den Becher abstellte grinste sie breit, immer noch leise hustend. Aber es war eher ein beständiges Räuspern, gepaart mit ein paar Versuchen überflüssige Luft wieder halbwegs loszuwerden. Als das Kissen wieder im Anflug war, bückte sie sich rasch darunter weg und hechtete ihm hinterher. In einer Parada, die schon beinahe würdig genug für die Olypmiaden war, schleuderte sie das Wurfgeschoss zu Witjon zurück. Sie lachte noch immer unentwegt. Sie war schon lange nicht mehr so ausgelassen gewesen, wenn sie Gesellschaft hatte.
    >>Du triffst ja doch nicht!<< rief sie spöttelnd. Mittlerweile stand Aquilia und sah herausfordernd zu ihm hinab. Ihre schmutzigen Wangen hatten sich wieder leicht gerötet. Es überkam sie allerdings nicht das geringste Gefühl der Scham.

  • Das Kissen verfehlte sein Ziel, wurde jedoch sofort zurückgeworfen. Witjon fing es geschickt im Flug und hielt einen Moment lang inne, während Aquilia vor ihm stand und ihn herausfordernd ansah. Sie trennte nur der niedrige Tisch in der Mitte des Raumes. Witjon erhob sich ebenfalls, während er ein zweites Kissen von seiner Cline aufhob.
    "So so, du willst Krieg? Den kannst du haben!" flaxte er breit grinsend. Sekundenbruchteile später hatte er das eine Kissen wieder in die Flugbahn mit Ziel Aquilia geschickt und holte mit dem anderen Schwung, ihr ordentlich eine zu wischen...schmerzlos natürlich.
    Die Sklavin und ihre entrüsteten Gedanken hatte er immer noch nicht bemerkt. Zu sehr war er auf die junge Frau fokussiert, die gerade im Begriff war ihn vollends zu bezaubern. Doch das war ihm in diesem Moment ebenso wenig bewusst wie der Umstand, dass sie beide es gerade sehr an Anstand und Manieren mangeln ließen.

  • Prudenita schnippte spaßig verärgert mit den Fingern, als sie sah, dass ihr Angriff nicht ausreichend Härte und Überraschung für Witjon bereit hielt. Sie hielt sich in einer abwehrbereiten Haltung und ließ ihren 'Sparringpartner' nicht aus den Augen. Ihr Grinsen reichte ausgelassen von einem Ohr zum anderen.
    >>Krieg? Ha! Ich wollte nur eine Schlacht, aber wenn du gleich einen ganzen Krieg willst...<< Sie lachte auf und bekam prompt in diesem Moment das Kissen ins Gesicht. Grinsend wollte sie schimpfen, während sie sich nach dem Kissen bückte. Da sah sie schon das nächste heraneilen und japsend versuchte sie - vergeblich, sollte man dazusagen - auszuweichen. Sie schniefte spaßeshalber.
    >>Das war nicht sehr gerecht von dir!<< Ihre Miene war nahezu bemitleidenswert. Ihre Wangen waren rot gefärbt von dem Spaß aber auch der Aufregung, welche der schwachen Aquilia in zu großem Maße noch nie gut getan hatte. Aber sie hielt an sich und in einem, diesmal hoffentlich überraschenderen Moment, zog sie das Kissen an ihrem Rücken vorbei und schlecht gezielt in Richtung Bauch, denn eigentlich war das Gesicht geplant.

  • Witjon lachte laut, als Aquilia so schön schauspielerte und dann das Kissen abbekam. Dann tat sie traurig und zog eine Schnute. Witjon grinste breit und machte ein paar Schritte hin und her in Erwartung des nächsten Angriffs. Dieser kam jedoch völlig anders als gedacht und traf zunächst fast die Becher auf dem Tisch, verfehlte diese zum Glück und traf stattdessen Witjon in die Magengrube. Der Treffer war keinesfalls schmerzhaft, dazu offenbar auch noch schlecht gezielt, aber er hatte getroffen. Witjon grinste breit und tat einen Ausfallschritt auf Aquilia zu, die bereits nach dem nächsten Kissen greifen wollte. Er packte sie ganze einfach bei den Handgelenken und zog sie zu sich heran.
    "Ha! Jetzt kannst du nichts und niemanden mehr abwerfen." sagte er triumphierend. Dann bemerkte er plötzlich, dass sie verdammt nahe beieinander standen. Er wollte einen Schritt nach hinten tun, konnte seine Beine aber nicht bewegen. Sie wollten einfach nicht von der Stelle rücken!
    Die Sklavin, die auf dem Flur auf das Atrium zugelaufen kam konnte er weder hören noch sehen. Hätte sie direkt neben ihm gestanden, er hätte sie vermutlich nicht wahrgenommen. Plötzlich lag eine unglaubliche Spannung in der Luft. Sollte er? Nein, nicht doch. Dieses Chaos hier hatte schon genug fehlende Manieren bewiesen, jetzt musste er sich benehmen. Verflucht, tu es! schrie es in seinem Kopf.

  • Mit den Fingerspitzen erreichte sie noch den Zipfel des Kissens, dann hatte Witjon sie überraschend an den Handgelenken gegriffen und wieder hochgezogen. Sie lachte, als er sie zurechtwies und versuchte sich chancenlos spielerisch loszumachen.
    >>Lass mich los, ich will Revanche!<< sagte sie noch immer, doch als sie zu ihm aufblickte verstummte sie. Eine fragender Gesichtsausdruck machte sich in ihrem Gesicht breit. Er wirkte nicht schlecht gelaunt, sondern noch immer sehr erheitert. Aber er war ziemlich still geworden und so recht wusste das junge Mädchen anfänglich nicht zu deuten warum. Etwas nervös sah sie von unten zu ihm auf, als das Schweigen länger andauerte und sie grinste einmal unbeholfen. Aus den Mundwinkeln bließ sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    >>Alles, alles in Orndung?<< fragte sie, noch immer etwas außer Atem. Dann langsam begann sie zu verstehen, was ihn so stillwerden lassen hatte. Sie sah kurz aus den Augenwinkeln an ihnen herab. Sie standen sehr nahe beieinander. Ein roter Hauch legte sich auf ihre Wangen, aber richtig wohl fühlte sie sich dabei nicht. Sie mochte seine Nähe, aber mit dieser Art konnte sie so noch gar nichts anfangen. Verlegen sieht sie zu ihm auf, beinahe ängstlich aus rehgleichen Augen.
    Die Sklavin war noch im Eingang stehen geblieben, mit Papyrus in der Hand verdutzt zu ihnen sehend,. Aber sie wirkte allzusehr verblüff.
    Aquilias Hände schienen kühler zu werden. Allgemein wirkte ihre Haltung sehr angespannt.

  • Sein Herz klopfte wie verrückt und sein Atem ging schneller - nur teilweise von der Bewegung während der Kissenschlacht - ,während sie so da standen. Witjon grinste verlegen, als sie sich die Strähne aus dem Gesicht pustete und spürte ebenfalls, wie seine Wangen wärmer wurden und seine Ohren zu kochen begannen. Sein Griff um ihre Handgelenke lockerte sich ein wenig, als er zu ihr hinab sieht und in ihre Augen schaut. Ihre großen, brauen Augen. In seinem Kopf rasen Gedanken, doch nichts Klares kommt dabei heraus. Augenblicke der Stille und des sich-gegenseitig-anstarrens, dann räusperte sich plötzlich die Sklavin, die im Türrahmen stand.


    Witjon erschrak leicht und ließ Aquilia entgültig los. Er trat einen Schritt zurück, murmelte eine verlegene und schuldbewusste Entschuldigung und drehte sich zur Sklavin um. Ein Räuspern aus Witjons Hals und eine leise Frage:
    "Ja, bitte?"
    "Ein Brief für die Herrin." antwortete die Sklavin mit skeptischer Miene und hielt dem jungen Germanen das Papyrus hin. Witjon nahm es und reichte es an die hübsche Prudentierin weiter.
    Die Sklavin blieb mit verschränkten Armen in der Tür stehen, während sie darauf warteten, dass Aquilia den Brief lesen würde. Neuigkeiten will immerhin niemand verpassen.
    Während Witjon so da stand, spürte er immer noch sein Herz, das wie wild schlug und die Aufregung, die sich in ihm breit gemacht hatte. Aber da war noch etwas. Ein komisches, unbestimmbares Gefühl. Was war das?

  • Prudentia hingegen zeigte nicht das leiseste Schuldgefühl wegen irgendetwas. Sie wusste zwar, dass ihre Familie dieses Gebarden nicht gerne gesehen hätte, aber als wirklich schlimm empfand sie eine Kissenschlacht nicht. Dieser schweigsame Moment, der war ihr eher unheimlich gewesen und sie froh, dass er verstrichen war. Nach all dem Lachen war es ihr regelrecht unheimlich geworden, sich nur schweigend anzusehen. Kurz hatte sich ein leiser Verdacht in ihrem Hínterkopf gemeldet, aber den hatte sie sehr rasch wieder gestrichen. Sie glaubte nicht daran.
    >>Danke!<< sagte sie mit einem fröhlichen Lächeln als man ihr den Brief reichte. Mit einer geschickten Bewegung ihrer schlanken Finger brach sie das ihr wohlbekannte Siegel. Sie ahnte schon sehr genau, was in dem Brief enthalten sein würde. Eigentlich wollte sie es auch nicht lesen, nun, da sie endlich Freunde in Mogontiacum gefunden hatte. Witjon durfte sie wohl durchaus schon als Freund bezeichnen. Sie warf Witjon ein freundliches Lächeln zu, das allerdings nicht allzu aussagekräftig war. Es wirkte, als wolle sie sich selbst beruhigen, dann fing sie an zu lesen.
    Ihre Miene wirkte lediglich vertieft, nicht jedoch traurig oder heiter. Sie konnte nicht besonders gut lesen. Zwar waren ihre keine Buchstaben fremd, aber manche Redewendung und auch mancher Satzbau, weshalb sie etwas länger zum entziffern brauchte. Als sie fertig war, ließ sie ihre Hand sinken. Ihre Miene wirkte etwas enttäuscht.
    >>Ich soll zur Hochzeit meines Verwandten. Und außerdem soll ich mich benehmen lernen.<< Sie grinste daraufhin wieder leicht, aber es wirkte beinahe ein wenig gezwungen. Ganz so heiter fasste sie die Nachricht doch nicht auf. Sie hasste Rom. Schweigend reichte sie den Brief an Marsus weiter. Sie hatte keine Scheu, auch ihrem neugewonnenen Freund den Schrieb zu zeigen, schließlich betraf es auch ihn.

  • Witjon nahm den Brief entgegen und überflog ihn. Er runzelte die Stirn und sah Aquilia dann ernst an.
    "Wann?"
    Er wollte nicht, dass sie Mogontiacum verließ, aber wie hätte er das verhindern können? Er gab ihr das Papyrus zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. So ein Trollmist aber auch!

  • Die junge Prudentia hatte das Haus nicht verlassen. Sie hatte nicht nach Rom gewollt. Offiziell hatte sie ihre Reise vorbereiten lassen, damals, als sie ihren Verwandten besuchen sollte, da er seine Hochzeit plante. Aber die Praxis hatte dann doch völlig anders ausgesehen. Sie hatte ihre Siebensachen tatsächlich gepackt, nicht jedoch, um nach Roma zu gehen...


    Müde kam Prudentia wieder ins Haus gestolpert. Die Sklavin, die ihr die Tür geöffnet hatte, empfing sie mit einem zornigen Kreuzfeuer bösester Worte. Die junge Prudentia nahm sie alle auf. Mit ihr konnte man dieses Spielchen treiben. Nicht jeden durfte die Sklavin so wüst beschimpfen, aber sie selbst würde es vermissen, wäre es anders. Es war schon immer so gewesen. Sie bekam sogar vielmehr Gewissensbisse da sie einfach gegangen war, unter der Vorgabe, nach Rom auszuwandern und dann spurlos zu verschwinden und niemals anzukommen.
    >Sssht!< machte Aquilia mit einem leisen Lächeln. Das lange, lockige Haar stand wieder einmal wüst ab und die Kleider waren ganz und gar nicht römisch.
    >Ich war daheim!< strahlte die junge Römerin mit leiser Stimme und stellte ihren Beutel auf den Boden. Ihr Gesicht war hell wie eh und je, ihre Wangen gerötet. Doch ihr Gesamteindruck wirkte sehr gesund und heiter, ohne größere Sorgen. Man sah ihr wirklich an, dass ihr Herz bis zum Halse schlug. Tilruna, die Sklavin, musste nun doch leicht lächelnd und schimpfte nur noch etwas leises mit 'warmes Bad bereiten' und stampfte von dannen. Aquilia lachte leise in sich hinein und strich das dunkle Haar hinter ihre Ohren. Wo es nur für wirklich wenige kurze Momente ausharrte.


    Lediglich die Standpauke die sie erwarten würde, wenn Balbus von ihrem egoistischen Ausflug erführe, die mochte sie sich nicht ausmalen. Aber, andererseits, es ließ sich ohnehin nicht vermeiden und vielleicht würde er lernen, dass sie sich nicht in ein römisches Sittenbild hineinzwängen würde. Gerade jetzt nicht, wo sie in jenem alten Dorf gewesen war. Sie fühlte sich sehr gut und folgte der Sklavin auf leichten Füßen. Zwar vermisste sie ihre Leute doch schon wieder, aber nichts sprach dagegen, dass sie diese bald wiedersehen würde. Nichts! Und so begann ein germanischer Alltag in der römischen Bastion aufs Neue.

  • Zur vereinbarten Stunde am vereinbarten Tag klopfte es an der Tür der Casa Prudentia. Die Sklavin, die Witjon bereits einmal geöffnet hatte, tat dies auch heute. Doch diesmal war die Begrüßung ganz anders...
    Die Sklavin erkannte ihn wieder und zog Witjon hektisch ins Haus, wo sie beinahe in Tränen ausbrach.
    "Junger Herr, die Hausherrin ist verschwunden! Sie hat heimlich ihre Sachen gepackt und ist seit gestern unauffindbar!"
    Die Alte schluchzte bitterlich und Witjon hatte seine Mühe, überhaupt alles zu verstehen.
    "Unser Herr Prudentius Balbus aus Rom wird uns alle auspeitschen lassen...das ist schon das zweite Mal, dass sie sich einfach davon macht. Womit habe ich das nur verdient?"
    Witjon klopfte der Sklavin auf die Schulter und sprach beruhigend auf sie ein.
    "Keine Sorge, Mütterchen. Ich kümmere mich darum, dir wird kein Leid wiederfahren..."
    Damit drehte er sich um und verließ das Haus, die Sklavin in ihrem Leid zurücklassend. Er hatte eine ziemlich genaue Ahnung, wo Aquilia aufzufinden sein würde, aber verraten würde er es sicherlich niemandem...

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