Landsitz Gens Tiberia

  • Claudia hatte die letzten Wochen in ihrem Bett verbracht, städnig umschwirrt von Ärzten, Sklavinnen und Pflegerinnen. Sie hatte das Bett nicht verlassen und wurde die meiste Zeit von Krämpfen geschüttelt und von Schwächeanfällen heimgesucht.
    An diesem Morgen stand sie, trotz aller ärztlichen Bedenken, aus ihrem Bett auf und liess sich von ihren Sklavinnen säubern und ankleiden. Sie hatte lange genug rumgelegen und vor sich hin gestarrt. Nun musste sie wieder etwas tun.


    Sie verliess ihr Cubiculum und während sie ins Atrium ging, liess sie nach Minervina und nach einer der Schreibsklavinnen rufen. Sie nahm in einer Sitzgruppe des Atriums Platz und während Minervina noch auf sich warten liess, kam die Sklavin bereits mit einer Wachstafel und Papyri angelaufen.


    Claudia gab ihr die Anweisung mit dem Schreiben zu beginnen und diktierte ihr einen Brief.


    Nur etwa zehn Minuten später war der Brief fertig, Claudia unterzeichnete ihn und ein Nuntius machte sich auf den Weg in die Stadt.

  • Die Sonne stand bereits sehr tief und die Dämmerung hatte begonnen, als Brutus in Begleitung von Philippus, einem Sklaven seines Patrons, das Landgut der Tiberier erreichte. Es war wirklich schön gelegen, aber nach der Anreise aus Rom hatte er nicht wirklich Sinn für die Schönheit der Landschaft. Ihm taten die Füße weh, und Philippus sah auch nicht mehr so aus, als könne er sich noch lange auf den Füßen halten. Er hatte immerhin den Handkarren den ganzen Weg alleine schieben müssen. Zu Philippus leidwesen hatte Brutus sich auch noch entschlossen, sicherheitshalber doch bereits einen Spaten und anderes Werkzeug mitzunehmen. Denn wer weiß....?!


    Brutus klopfte an die große Pforte und wartete darauf, dass ihm geöffnet würde.

  • Hmm... der alter Ianitor, der ihnen gerade die Tür öffnete, hatte sicher auch schon bessere Tage gesehen. Sicher, er mochte nicht viel älter sein als Brutus, aber im Gegensatz zum Ianitor hatte er sich doch wesentlich besser gehalten. So dachte er zumindest.


    "Salve! Marcus Brutus, Scriba Personalis des Aedilis Curulis Quintus Tiberius Vitamalacus! Ich bin im Auftrag des Aedils hier! Ich soll einen Rosenstrauch in seine Villa in Rom überführen! Gib dies deiner Herrin, Tiberia Claudia!"



    Claudia,
    der Überrbringer dieser Zeilen wird den Rosenstrauch im Perystilium in die Villa nach Rom verlegen.
    QTV


    Brutus überreichte dem alten Mann die kleine Wachstafel, die er von Vitamalacus bekommen hatte. Innerlich musste lachen, so langsam nahm er wohl die knappe, militärische Ausdrucksweise seines Patrons an. Dabei mochte er diesen Ton eigentlich doch gar nicht!

  • Der Ianitor musterte den Scriba und danach die Wachstafel.


    "Wartet hier." sagte er knapp, bevor er wieder im Inneren des Hauses verschwand und die Tür hinter sich zuschlug.


    Minuten (oder waren es Stunden?) später kehrte er zurück. Er gab die Tafel an den Scriba zurück und sagte: "Meine Herrin sagt, ihr sollt euch den Strauch holen und ihrem Bruder ausrichten, dass er das nächste Mal bitte selbst kommen soll statt irgendwelche wildfremden Diener zu schicken."

  • An
    Tiberia Claudia
    Villa Tiberia, Latium


    Salve Tiberia Claudia!


    Mit Freuden las ich Deine Zeilen und darf meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass Du mit Hilfe der Götter Deine Krankheit besiegen konntest.


    Selbstverständlich wird sich für Dich eine Audienz beim Imperator Caesar Augustus einrichten lassen und ein baldiger Termin erscheint mir angezeigt, da er Kürze zu verreisen gedenkt.
    Komme deshalb mit diesem Schreiben innerhalb der nächsten Tage zum Palatium Augusti. Werde bitte bei der Palastwache vorstellig und zeige diesen Brief vor.
    Ein Miles der Praetorianer wird Dich dann ohne Umwege direkt in die Aula Regia geleiten und man wird den Imperator Caesar Augustus von Deinem Kommen unterrichten.


    ANWEISUNG AN DIE WACHEN DES PALATIUM AUGUSTI:
    Hiermit ordne ich an, dass die ehemalige Flaminca Minervae Tiberia Claudia, unter den üblichen Auflagen, für eine Audienz beim Imperator Caesar Augustus der Zugang zur Aula Regia zu gewähren ist.



    gez. Lucius Aelius Quarto
    ----- MAGISTER DOMUS AUGUSTI -----



    ROM - ANTE DIEM XI KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (21.9.856/103 n.Chr.)

  • Zitat

    Original von Tiberia Claudia


    Er gab die Tafel an den Scriba zurück und sagte: "Meine Herrin sagt, ihr sollt euch den Strauch holen und ihrem Bruder ausrichten, dass er das nächste Mal bitte selbst kommen soll statt irgendwelche wildfremden Diener zu schicken."



    Naja, eigentlich hatte Brutus ja einen freundlicheren Empfang für sich und Philippus erwartet. Weder Essen noch Bett hatte man ihnen angeboten! Und herein gebeten wurden sich auch nicht? Und dabei war es schon recht dunkel geworden. Aber vielleicht hatte der Alte es ja nur vergessen?!


    Irritiert schaute Brutus zu Philippus, der auch nur ratlos mit den Schultern zuckte. Er wendete sich an den alten Mann:


    "Verzeih, aber ist es uns gestattet einzutreten, denn wir möchten die Nacht nur ungerne vor der Türe verbringen?"

  • Zitat

    Original von Marcus Brutus
    Naja, eigentlich hatte Brutus ja einen freundlicheren Empfang für sich und Philippus erwartet. Weder Essen noch Bett hatte man ihnen angeboten! Und herein gebeten wurden sich auch nicht? Und dabei war es schon recht dunkel geworden. Aber vielleicht hatte der Alte es ja nur vergessen?!


    Irritiert schaute Brutus zu Philippus, der auch nur ratlos mit den Schultern zuckte. Er wendete sich an den alten Mann:


    "Verzeih, aber ist es uns gestattet einzutreten, denn wir möchten die Nacht nur ungerne vor der Türe verbringen?"


    Der Alte nickte mürrisch. "Natürlich, kommt herein." sagte er und deutete auf die offene Tür.

  • Zitat


    Der Alte nickte mürrisch. "Natürlich, kommt herein." sagte er und deutete auf die offene Tür.


    Brutus folgte dem Ianitor hinein, sehr gesprächig schien er wohl nicht zu sein. Der gähnende Philippus folgte langsamen Schrittes. Es bedurfte noch einiger Überredungskunst, bis sie zum Rosenstrauch geführt wurden.


    Obwohl es recht dunkel war und das Perystilium nur von wenigen Lämpchen erhellt wurde, konnte man erkennen, dass es sich um ein wahrlich prachtvolles Exemplar eines Strauches handelte. Obwohl er schon seit einiger Zeit keinen Strauch mehr umgesetzt hatte, erkannte Brutus, dass der Strauch kräftig und gesund genug war um verpflanzt zu werden.


    Nun aber musste auch Brutus gähnen, es war Zeit zum Schlafen. Aber noch immer machte der Ianitor keine Anstalten, ihnen einen Platz zum Schlafen zuzuweisen. Langsam begann er sich zu fragen, ob er hier vielleicht unerwünscht sein?!


    "Verzeih erneut, Ianitor, aber es ist bereits zu dunkel, als das wir mir der Arbeit beginnen könnten. Es wäre sehr nett, würde man uns einen Schlafplatz zuweisen, bevor der gute Philippus mir noch im Stehen einschläft. Dann wäre es uns sicher ein leichtes bei Sonnenaufgang bereits auf dem Heimweg zu sein."


    Der müde Sklave gab nur eine schläfrige Zustimmung von sich. Aber seinem Schwanken entnahm Brutus, dass es Zeit war ihm Ruhe zu gönnen.

  • Zitat

    Original von Marcus Brutus
    ..."Verzeih erneut, Ianitor, aber es ist bereits zu dunkel, als das wir mir der Arbeit beginnen könnten. Es wäre sehr nett, würde man uns einen Schlafplatz zuweisen, bevor der gute Philippus mir noch im Stehen einschläft. Dann wäre es uns sicher ein leichtes bei Sonnenaufgang bereits auf dem Heimweg zu sein."


    Der müde Sklave gab nur eine schläfrige Zustimmung von sich. Aber seinem Schwanken entnahm Brutus, dass es Zeit war ihm Ruhe zu gönnen.


    Des Ianitor's Unmut wuchs noch weiter, doch hatte er die Anweisung erhalten zu diesen beiden Individuen freundlich zu sein. Nicht das er sich das tatsächlich vornahm, doch hatte er zumindest vor dem Wunsch der Herrin nachzukommen.


    "Folgt mir." sagte er und führte die beiden in einen der Seitentrakte der Villa, wo er ihnen eine Kammer zuwies.

  • Zitat

    Original von Tiberia Claudia


    Des Ianitor's Unmut wuchs noch weiter, doch hatte er die Anweisung erhalten zu diesen beiden Individuen freundlich zu sein. Nicht das er sich das tatsächlich vornahm, doch hatte er zumindest vor dem Wunsch der Herrin nachzukommen.


    "Folgt mir." sagte er und führte die beiden in einen der Seitentrakte der Villa, wo er ihnen eine Kammer zuwies.


    Er wurde aus dem unfreundlichen Verhalten des Ianitor einfach nicht schlau. Aber das war jetzt egal, denn sie wurden in eine Kammer geführt. Was, beide in die selbe Kammer? Aber das war Brutus mittlerweile auch egal! Dann schliefen halt der Peregrinus und der Servus eben nicht standesgemäß getrennt. Hauptsache er konnte seine müden Füße endlich hochlegen.


    "Danke, Ianitor! Du kannst jetzt gehen!"


    Noch bevor der Ianitor antworten konnte, schloss Brutus die Tür. Zugegeben, dass war nicht sehr nett, aber er war es ja auch nicht gewesen. Eigentlich hatte er gehofft mit Philippus schon einmal ihr morgiges Vorhaben zu besprechen, aber als er sich zum Bett des Sklaven umdrehte, war dieser schon am Schlafen.


    Am nächsten Morgen wurde Brutus dafür bereits vor Sonnenaufgang von Philippus geweckt. Schnell machte er sich fertig und begab sich in Begleitung seines Gehilfen auf den Weg zum Rosenstrauch. Zu dieser Zeit war es noch sehr still auf dem Landsitz. Nur hier und dort sah man einige Sklaven bereits geschäftig umherlaufen.

  • Am Rosenstrauch angekommen, erklärte Brutus dem Sklaven leise ihr vorgehen:


    "Also, Philippus, pass gut auf. Zunächst werden wir die Erde gut anfeuchten. So bleibt sie besser an den Wurzeln der Rosen hängen. Dann gräbst du den Strauch mitsamt eines großen Batzen Erde aus. So wird verhindert, dass die Wurzeln beschädigt werden. Starke, gesunde Wurzeln bedeuten einen starke, gesunden Strauch! Hast du das soweit verstanden?"


    Philippus nickte und griff zum Spaten. Unter der fachkundigen Anleitung von Brutus hatte er den Strauch schnell ausgegraben.


    "Nun, mein lieber Philippus, müssen wir gemeinsam dieses grobe Tuch um den Batzen Erde und die Wurzeln schlagen, sonst verteilt sich die Erde auf der Heimreise über die ganze Straße!"


    Auch diesen Teil erledigten sie recht schnell und leise. Philippus fragte, wie es jetzt weitergehen würde.


    "Jetzt kommt der Strauch auf den Handkarren und wird noch einmal kräftig gegossen. Dann können wir los... aber nicht ohne ein kräftigendes Frühstück!"


    Philippus strahlte als Brutus das Frühstück erwähnte. Und heute morgen hatten sie Glück, denn sie bekamen ohne viele Fragen von einer Sklavin ein gutes und kräftiges Frühstück serviert. So gestärkt konnten sie die Heimreise antreten, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen die nun recht kahl aussehende Stelle im Garten berührten. Als der alte, grimmig dreinschauende Ianitor die Tür öffnete, wendete sich Brutus ein letztes Mal zu:


    "Vale, Ianitor! Überreiche dies bitte deiner Herrin!"


    Er drückte ihm eine kleine Wachstafel in die Hand, die er gestern vorbereitet hatte bevor er einschlief.


    Ehrenwerte Tiberia Claudia,
    ich danke Dir für deine freundliche Aufnahme
    und Hilfe bei der Erfüllung meines Auftrags.


    gez. Marcus Brutus


    Zurück nach Rom...

  • Es war früh am Morgen. Claudia war bereits einige Stunden auf und hatte persönlich dafür gesorgt, dass alles in geordneten Bahnen ablief. Das wenige Gepäck, dass sie mitnehmen wollte, war gepackt und bereits auf einem Wagen verstaut. Ihre eigenen Kutsche wartete bereits vor der Porta und alles war bereit für die Abreise.


    Claudia schritt noch ein letztes Mal durch das Haus, das ihre geliebte Schwester eins mit ihrem Charme zu neuem Leben erweckt hatte. Nun würde vorläufig keine der Töchter dieser stolzen Familie hier leben. Sie selbst würde bald nicht einmal mehr ein Teil dieser Familie sein. Traurigkeit stieg in ihr auf als sie an all das dachte, was sie aufzugeben bereit war. Eine Träne kullerte über ihre Wange, als sie zur Porta schritt und sich dort endgültig von diesem wunderschönen Haus verabschiedete.


    Kurze Zeit später brach sie auf. Auf in die Stadt. In den Schoss der Familie, die schon bald nicht mehr ihre eigene war.

  • Ad
    Tiberia Claudia,
    Landsitz Tiberia,
    Rom,
    Provincia Italia


    Teure Claudia,


    welch Schmerz durchfuhr meinen Körper, als ich die ersten Zeilen deines Briefes las. Welch furchtbarer Verlobter muss ich sein, dass ich nichts von deinem Zustand, deiner Krankheit, wusste.
    Vergib mir, meine Liebe.


    Doch deine weiteren Worte ließen mein Herz wieder beruhigt schlagen, es sprang nicht auseinander, ich danke den Göttern, dass sie dich wieder geheilt. Und auch dem Kaiser und der Priesterschaft gilt mein ewiger Dank.
    Unser ehrenwerter Imperator Caesar Augustus weiß um deinen Platz und dein Ansehen, welches du gegenüber dem Cultus Deorum und ganz Rom genießt, er wird deine Bitte sicherlich nicht ausschalgen. Ich bin mir sicher, dass er dich mit offenen Armen wieder aufnehmen wird, er ist es dir schuldig, Rom sowieso.
    Doch ich mahne, liebste Verlobte, verausgabe dich nicht allzu sehr. Ich bin kein Medicus, nicht mal sehr erfahren, doch nach solch einem Kraftakt braucht die vollständige Genesung viel Zeit. Bitte schone dich.


    Auch ich bedauere deine Abwesenheit, denn Hispania ist erfüllt von Schönheit, man muss sie nur zu erblicken wissen. Wie gerne würde ich die Hoch- und Talfahrten meiner Gefühle, die von Aufregung und Begeisterung bis zur stummen Bewunderung reichen, mit dir an meiner Seite teilen.
    Meine Arbeit diktiert meinen Tag. Ich wünschte, dass es andersrum wäre, doch es ist meine Pflicht, die ich stets zu erfüllen streben werde - egal welch Verluste ich hinnehmen muss. So ist mein Auftrag weitestgehend fortgeschritten und ich hoffe spätestens bis zur nächsten Wahlperiode wieder in Roms zu sein - in deinen lieben Armen und im Glanze deiner wunderbaren Augen.


    Claudia, auch wenn dir diese Worte nicht allzu tröstlich sind, ich fühle mich ebenfalls einsam und doch manches Mal verloren. Deiner anfänglich dürftige Zuneigung musst du dich nicht entschuldigen, es ist verständlich gewesen. Wir waren uns fremd, doch ich wage nun zu sagen, dass wir uns näher sind denn je.
    Könntest du mich in diesem Moment sehen, du wüsstest, dass es nicht mal einer Berührung, der Begegnung bedarf, um mir ein Lächeln zu entlocken - deine lieben Worte der Ehrlich- und Aufrichtigkeit genügen bereits.
    Es schmerz mich dich in diesem Augenblicke nicht an meiner Seite zu wissen, nicht von deinem Lächeln erwärmt zu werden, doch ich nehme dies gerne auf mich, ertrage es geduldig in dem Wissen, dass die Freude des Wiedersehens größer sein wird als je zuvor.
    Mögen die Götter dich bis zu diesem Tage weiterhin behüten, ich werde dafür beten.


    In tiefster Zuneigung,
    dein Lucius.

  • Ein Brief erreichte den Landsitz der Gens Tiberia.



    Sthenelos Sophos
    Landsitz Gens Tiberia
    Roma


    Salve Sthenelos Sophos,


    ich erfuhr durch ein Schreiben meines Sohnes Helvetius Gabor, daß du ihm als Klient stets treue Dienste zu leisten pflegst. Daher würde ich mich gerne einmal persönlich von dir überzeugen und dich zu einem Treffen in der Casa Helvetia in Ostia einladen.


    Vale


    [Blockierte Grafik: http://img325.imageshack.us/img325/5711/siegelhelvetia8zy.gif]

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