[Officium] Kommandantur der Palastwache

  • Balbus blickte auf.


    Als guter Praetorianer kannte er natürlich das Gesicht jedes Angestellten des Palastes und irgendwie hatte er ihn auch schon erwartet.


    "'Senator Avarus, ja, es gibt in der Tat ein kleines Problem mit eurem Officium."


    Er bot dem Senator einen Stuhl an.


    "Euer Officium hatte vorletzte Nacht einen unbemerkten und unautorisierten Besucher. Am Morgen wurde die Tür offen vorgefunden und das Officium versank im Chaos."

  • "Es wurde in dieser Nacht niemand in den Palast gelassen, es muss also jemand gewesen sein, der sich hier drin frei bewegen kann. Ich vermute ihr wisst selbst, dass es hier hunderte Angestellte und Sklaven gibt, von denen man nicht ohne weiteres Notiz nimmt."


    Er atmete durch.


    "Soweit wir das beurteilen konnten wurde nichts entwendet. Jedoch sind wir nicht hundertprozentig sicher, da wir nicht genau wissen was ihr in eurem Officium aufbewahrt. Der Eindringling schien jedoch ein besonderes Vergnügen und Interesse an Akten zu haben, da diese überall verstreut rumlagen."

  • Nachdem er sicher war, dass Avarus den Trakt der Palastwache verlassen hat liess er Optio Regulus zu sich rufen.


    Einige Minuten später klopfte der Optio an die Tür und trat dann ein.


    "Du hast nach mir rufen lassen, Centurio?"


    Balbus deutet auf den Stuhl.


    "Wir müssen rausfinden, wer der nächtliche Besucher war und wie er in das Officium kam. Laut Aussage des Senators besitzt ausser ihm nur der Magister Officiorum einen Schlüssel. Abgesehen von dem Schlüssel, den wir haben."


    Er dachte kurz nach.


    "Haben wir den Schlüssel denn noch? Nicht, dass es unser Schlüssel war, der dem Eindringling die Tür öffnete."


    Balbus sah ihn entsetzt an.


    "Und wie sollte er an den Schlüssel rangekommen sein? Die gesamten Schlüssel sind hier in diesem Officium in einer Metallkiste eingeschlossen, das weisst du genauso gut wie ich."


    "Vielleicht sollten wir mal nachsehen, ob der Schlüssel da ist. Ich weiss, dass es nahezu unmöglich ist ihn zu entwenden, aber es ist auch nahezu unmöglich einfach ohne Schlüssel eine Tür aufzuschliessen."


    Balbus nickte. Ihm war klar, dass Regulus recht hatte und so stand er auf und ging zu der Kiste in der die Schlüssel gelagert wurden.


    Er zog den Schlüssel aus dem Lederbeutel, den er um seinen Hals trug und schloss die Kiste auf und öffnete sie. Er suchte in den aufgereihten Schlüsseln nach dem Schlüssel für das entsprechende Officium und fand ihn genau dort, wo er sein sollte.


    "Er ist da. Bleibt eigentlich nur noch der Schlüssel im Besitz des Magister Officiorum. Aber dessen Officium ist auch verschlossen, daher würde man auch dafür einen entsprechenden Schlüssel benötigen."


    Der Optio schaute ebenfalls in die Kiste und als er den Schlüssel sah sagte er: "Wie kann jemand hinein kommen, wenn es nur 3 Schlüssel gibt, von denen einer hier ist, einer beim Senator und einer beim Magister Officiorum und alle Schlüssel auch wirklich vorhanden sind?"


    "Das gilt es herauszufinden. Aber bis wir das wissen gelten weiterhin verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für den Verwaltungstrakt. Sorge dafür, dass diese eingehalten werden."


    Der Optio nickte.


    "Du kannst wegtreten."


    Der Optio salutierte und ging.

  • Balbus betrachtete einen Plan des Palatiums. Als er gerade damit beschäftigt war die Wege zu suchen, die in den Verwaltungstrakt führten klopfte es an der Tür.


    "Ja bitte?"


    Regulus trat ein. In seiner Hand hielt er eine Acta Diurna die er auf Balbus Tishc legte.


    "Das hier solltest du lesen, Centurio."


    Er deutete auf einen Artikel.


    Zitat

    Eindringlinge im Herzen des Imperiums


    nbestätigten Gerüchten zufolge soll es in der letzten Woche mehrmals zu Einbrüchen innerhalb des Palatium Augusti gekommen sein. Wie ein namenloser Palastangestellter berichtet, seien vor allem die Officia im Administratio Imperatoris Ziel von unerlaubtem Betreten mit anschließender Verwüstung gewesen. Ob der Täter nur ein Vandale war, oder ob er gezielt nach etwas suchte, ist bisher nicht geklärt. Ebensowenig ob er fündig wurde und wer er überhaupt ist. Kenner des Palastes gehen davon aus, dass es sich bei dem Einbrecher um einen hausinternen Angestellten handeln muss, da von Außen niemand ungehindert in den Palast eindringen könnte.
    Die Redaktion der Acta bleibt an den Gerüchten dran und wird ihre Leser weiter informieren, sobald es Neuigkeiten gibt.


    Balbus las es und merkte, wie in ihm ein leichtes Gefühl der Wut hochkochte.


    "Kannst du mir sagen, wofür ich hier versuche etwas geheim zu halten? Scheinbar ist das Wort 'Geheimnis' für Mitarbeiter und Bewohner des Palastes ein Fremdwort." sagte er, noch relativ ruhig.


    Regulus schaute ihn an.


    "Vielleicht müssen wir etwas konsequenter vorgehen, wenn wir die Sache geheim halten wollen."


    "Eine sehr gute Idee. Und ich weiss auch schon wie."


    Mit einem breiten Grinsen setze sich Balbus an seinen Tisch, suchte ein leeres Blatt und begann etwas zu schreiben.


    Regulus versuchte einen Blick auf das Schreiben zu werfen, konnte jedoch nur einzelne Worte wie 'Ausgangsverbot', 'Hausarrest' und 'Befragungen' erkennen.


    Als Balbus fertig war gab er Regulus das Schreiben mit den Worten "Hänge es aus und gib den Befehl an die Männer weiter."


    Regulus nickte und machte sich mit dem Schreiben auf den Weg.

  • Balbus schaute sich den Zettel kurz an um zu bestätigen, dass es sich bei der jungen Frau um die handelte, die er vermutete.


    "Ja, du solltest dich hier melden. Es geht um zwei Dinge. Erstens bitte ich dich in deiner Funktion als Praeposita Sacri Cubiculi deine Untergebenen über etwas zu informieren. Und zwar geht es darum, dass für die gesamte Dienerschaft und alle Sklaven des Palatiums ein Ausgangsverbot verhängt wurde. Das heisst, dass niemand aus der Dienerschaft oder von den Sklaven den Palast verlassen darf. Wenn ein Verlassen für die Erfüllung der Pflichten notwendig ist, muss dies der Palastwache gemeldet werden und ein Praetorianer wird als Begleitung abgestellt."


    Er schaute sie an und hoffte, dass sie dies nicht hinterfragen würde.


    "Soweit klar?"

  • Erstaunt hörte ihm Margarita zu. Ausgangssperre für die gesamte Dienerschaft. Es musste etwas Furchtbares vorgefallen sein. Margarita spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Hatte etwa der Öllampensammler doch noch sein Ziel erreicht? War dem Kaiser etwas passiert? Aber hätte sich das nicht bereits herumgesprochen? Und warum sollte dann jeder, der aus dem Palast geht einen Praetorianer als Begleitung mitnehmen? Nein, es musste etwas anderes sein. War am Ende der gesamte Hofstaat in Gefahr?
    "Ich werde es weitergeben. Aber, erlaube mir bitte eine Frage. Dem Augustus geht es doch gut, oder? Ist er in Gefahr?" fragte sie Balbus besorgt.

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