[Officium] Aedilis Curulis

  • Dieser Aedil war vielleicht genau. Nicht jeder kaiserlicher Beamter verewigte sich. Eine gewisse Anonymität war gewünscht. Zumal das kaiserliche Siegel ausreichen sollte. Zum Glück wusste Verus um die Tatsache, dass dieses Dokument vom a Cognitionibus stammte. Verus seufzte innerlich, da dieser Magistrat offensichtlich auf seine Würden bestand und von Verus jede Tatsache, die mit diesem Dokument in Zusammenhang stand, in Erfahrung bringen wollte. Als guter Beamter würde Verus den Aedil aufklären.


    "Alle Procuratoren haben das Recht kaiserliche Edikte zu erlassen. Sie üben offiziell Procura aus, also auch meine Person. Dies tun wir jedoch nur in unseren Aufgabenbereichen oder wenn wir vom Kaiser oder dessen Vertreter aufgefordert werden. Dieses Dokument stammt vom a Cognitionibus. Ich überbringe es nur, da ich für die Archive zuständig bin und ebenso die Erinnerung der betreffenden Stellen, also deine Person. Ich möchte anmerken, dass jeder Procurator in seinem Aufgabenbereich den Kaiser entlastet und seine Entscheidungen nur vom Kaiser aufzuheben sind oder von einem Gericht, dass eindeutig Gesetzesbrüche nachweisen kann, wie Amtsmissbrauch," erklärte Verus.

  • Die Ausführungen des Procurators stellten Menecrates zufrieden. Natürlich wusste er, dass es einige Procuristen am kaiserlichen Hof gab und dass alle in Vollmacht Dokumente erstellen konnten, aber genau das war der Punkt: Menecrates wollte für seine Unterlagen den konkreten Procurator benannt wissen. Er notierte sich die Amtsbezeichnung und würde später den bürgerlichen Namen hinzufügen. Er legte den Griffel zur Seite und blickte auf.


    "Gut, damit besitze ich alle erforderlichen Unterlagen und Informationen. Das Decretum Imperatoris ist für meine Unterlagen?" Der Aedil war sich dessen nicht sicher, daher stellte er ein Fragezeichen an das Ende der Feststellung. Falls nicht, würde er wenigstens eine Unterschrift vom kaiserlichen Beamten benötigen.

  • Langsam wurde ich ungeduldig, ständig kam etwas dazwischen, ich wollte doch unbedingt Menecrates an die Lupanare erinnern.
    Leise murmelte ich vor mich hin: "Der nächste der hier antanzt kann gleich wieder gehen."

  • "Sehr gut", erwiderte Menecrates. "Der Fall ist damit abgeschlossen." Er schlug demonstrativ die Akte zu und legte sie auf den Stapel, der das Hinweisschild 'erledigt' trug. Sein Sekretär ordnete jeweils am Ende des Tages diese Unterlagen wieder alphabetisch ein, darum musste sich der Aedil nicht kümmern. Blieb noch die Verabschiedung, aber würde er sie zuerst äußern, würde es wie ein Rausschmiss wirken, deswegen wartete Menecrates ab.

  • "Dann ist dieser Fall nun auch für die Administration erledigt." Verus verzichtete bewusst auf eine weitere Abhandlung dieses Falls. Er würde den Archiven schlicht eine Erklärung beilegen, dass diese Sache erledigt war. Er deutete seinen zwei Schreibern an, dass es Zeit war, zu gehen. "Ich werde nun gehen. Die Kanzlei dankt. Vale, Aedil." - so entfernte sich der kleine Stab und ließ den Magistraten zurück, auf den sicherlich noch viel Arbeit wartete. So ging man höflich auseinander. Man kann zwar nicht von einem Gefühl der ausgelassenen Freude sprechen, doch man behielt die römische Tradition bei und behandelte aneinander vorbildlich. Leise schloss Verus die Tür hinter sich.

  • "Vale Procurator", antwortete Menecrates. Er zeigte sich mit den Klärungen innerhalb seiner Amtszeit zufrieden, nur zwei Fälle konnte er bislang nicht abschließen. Deswegen erhob er sich, als die Besucher sein Officium verlassen hatten und trat an die Tür zum Vorzimmer.


    "Manuel, ich habe etwas zu besprechen", sagte er zu seinem Sekretär und ging wieder zum Schreibtisch zurück, um die Akten zur Hand zu nehmen.

  • Verwirrt schaute bei Menecrates ansage auf den Terminkalender. Hatte ich etwa versäumt einen Eintrag zu machen?
    Nein bei mir stand nichts. Resigniert hob ich die Schultern.
    "Gewiss doch Dominus"

  • Als der Sekretär in Hörweite kam, blickte Menecrates vom Suchen auf.


    "Ich habe hier noch zwei Edicte, zu denen mir Rückmeldungen fehlen. Eines betrifft Tiberia Septima. Erinnerst du dich? Es liegt noch nicht lange zurück, aber die Frist zur Strafzahlung ist bereits verstrichen. Kannst du mir dazu etwas sagen?"


    Eine kleine Hoffnung bestand, dass nur der Informationsfluss nicht reibungslos lief. Ansonsten musste Menecrates entweder nachhaken oder dies seinem Nachfolger überlassen. Die neue Magistrate nahmen sicherlich schon in wenigen Tagen ihre Tätigkeit auf.

  • Nach einem kurzen nachdenken konnte ich mich erinnern und mit ruhigem Gewissen sagen:
    "Ja Dominus ich erninnere mich, ich habe es dort in den Briefkasten eingesteckt"

  • "Das ist gut", erwiderte Menecrates. "Und ist in der Zwischenzeit wirklich gar keine Antwort, keine Nachricht oder Information eingetroffen?" Vorgelegen hatte dem Aedil nichts. Und wenn Manuel sich auch nicht an eine Reaktion erinnern konnte, blieb nur noch die Möglichkeit der Nachforschung, ob die Adressantin überhaupt in der Villa lebt, wo der Brief abgegeben wurde.


    "Mit dort meinst du die Villa Tiberia?"

  • " Ja dort in der Villa Tiberia. Vielleicht hat die Familie die Post noch nicht weitergeleitet. Nach Mantua meine ich. Wohnt Tiberia Septima nicht dort?
    Vielleicht fühlt diese sich auch nicht wohl, denn manchen Frauen soll eine
    Schwangerschaft schon arg zusetzen."
    Mehr konnte ich zu dem Vorgang im Moment auch nicht beitragen.

  • "Du meinst, sie ist schwanger?" Menecrates blickte ungläubig. "Woher weißt du das?" Sollte es stimmen, würde sich der Claudier nicht wundern. An ihm gingen prinzipiell immer solche Ereignisse vorbei, weil ihm für Dinge dieser Art wohl die Antenne fehlte.


    "Ich halte es ganz unabhängig von der Ursache der Verzögerung für sinnvoll, in der Villa Tiberia einmal nachzuhaken. Erledige das bitte zeitnah. Tja, und dann ist da noch die Angelegenheit der Octavia Catiena. Sie hat weder auf das Edict noch auf die anschließende Festsetzung der Strafzahlung reagiert. Welche Informationen haben wir denn in diesem Fall?"

  • "Ja Dominus ist sie, ich hörte es irgendwo, irgendwann in einem Gespräch"
    Zur Bestätigung, dass ich mir meiner Sache sehr sicher war nickte ich nochmals.
    "Ich werde so schnell wie möglich die Villa Tiberia aufsuchen".
    Octavia Catiena?. Kramte ich in meinem Gedächtnis, da war doch etwas. Ach ja richtig.
    "Das letzte was ich von Octavia Catiena hörte war, dass sie in Mogontiacum verweile."

  • "Gut, oder auch nicht", erwiderte Menecrates. "Wir machen Folgendes: Du gehst noch einmal zur Villa Tiberia und den Fall Octavia gebe ich an meinen Nachfolger ab. Hier sind wohl größere Nachforschungen von Nöten, die ich ohnehin zeitlich nicht mehr erbringen kann. Mach dich am besten gleich auf den Weg, damit wir in den nächsten Tagen Ergebnisse vorweisen bzw. den Fall abschließen können."

  • "Ich bin schon auf dem Weg zur Villa Tiberia Dominus", verabschiedete ich mich
    von Menecrates.

  • Am Tag der Ernennung der neuen Magistrate suchte ein Großaufgebot an Sklaven das Officium des Aedilis Curulis auf. Es handelte sich um claudische Sklaven, die das persönliche Hab und Gut Menecrates' zusammenpackten und in die heimische Villa trugen. Zurück blieben die während der Amtszeit angelegten Akten und natürlich auch der Altbestand. Die neu angeschafften Möbel benötigte Menecrates zu Hause nicht, deswegen beließ er sie an Ort und Stelle.
    Nachdem die Räumlichkeiten gefegt und gewischt waren, zog der letzte Sklave die Tür ins Schloss. Menecrates verriegelte das Officium und übergab den Schlüssel einem Verwaltungsangestellten, der als Portier in der Basilica Iulia fungierte. Anschließend machte wer sich auf den Weg nach Hause.

  • Nicht lange musste das mittlerweile freie Officium des Aedilis Curulis abgeschlossen und leerstehend bleiben, denn in die Fußstapfen des Claudius Menecrates trat Aurelius Avianus, der seit noch nicht allzu langer Zeit zum Ädilen gewählt wurde. Der Verwaltungsangestellte hatte den von seinem Privatsekretär begleiteten Avianus schon beim Betreten des Einganges die Schlüssel für das Officium gegeben. Auch begleiteten den Aurelier einige Sklaven mit Gepäck, persönliche Habseligkeiten und Dekorationsstücke, damit das wahrscheinlich karge Officium ein wenig an Farbe gewann.


    Als sich Avianus seinen Weg durch die Gänge der Basilica Iulia bahnte (und auch einige Male nach dem Weg fragen musste) fiel es ihm schwer, nicht in Gedanken zu verfallen. Nun war er Ädil... wie würde es laufen? Wie würde das Officium sein, besser als die Anderen davor?
    Er kam an und stand vor der Tür. Eine von vielen, nichts Besonderes, dachte er sich. Den Schlüssel ins Loch geschoben und damit die Tür entriegelnd öffnete er selbige und wusste zu seinem Erstaunen feststellen: Der äußere Schein trog. Sah gar nicht so übel aus...
    Avianus befahl seinen Dienern, den Raum herzurichten, der mit hochwertigen Möbeln ausgestattet war. Stichprobenartig nahm er sich eine der hinterlassenen Akten und überflog sie. Sein Vorgänger hatte scheinbar gute Arbeit geleistet und ihm alles hinterlassen, war er zur Aufnahme der Tätigkeit brauchte.


    Ja, hier ließ es sich doch gut arbeiten...

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