Besuch des Decimus Meridius

  • Zahlreiche Haussklaven waren damit beauftragt worden, die Villa Aurelia sowohl anlässlich des anstehenden Besuches des Hausherren, als auch des römischen Aedilen entsprechend herzurichten.
    Penibel wurden die großen Räumlichkeiten aufgeräumt und geputzt. Auch der Koch des Hauses bereitete einige Speisen zu.
    Wenig später traf der Herr aus Mantua ein, kleidete sich um, schaffte einige Unterlagen in sein Arbeitszimmer und begutachtete die Villa nach langer Abwesenheit...

    ANCILLA


    Im Besitz von Claudius Aurelius Crassus

  • Als ein Sklave Sophus über den eingetroffenen Besuch informiert hatte, schritt der Hausherr in blütenweiser Toga nach dem Senator. Nur das Klappern der Sandalen erzeugte in den alten Hallen ein seltsam hallendes Geräusch; ansonsten herrschte Totenstille.
    Nahe eines Freskos im Empfangsraum - es stellte Szenen aus der griechischen Mythologie dar - erblickte er ihn und grüßte mit der Hand.


    "Senator, es ist mir Freude und Ehre zugleich, dich in dieser Wohnstätte anzutreffen."


    Auf einen Wink des Aurelius eilten einige Sklaven herbei, um dem Besucher den schweren Reisemantel abzunehmen.

  • "Oh, das überrascht mich keineswegs - immerhin hast du lange Jahre bei den spanischen Truppen gedient. Nun, als Senator und Aedil wirst du wohl länger in der ewigen Stadt verweilen - sei dir meiner Versicherung gewiss, dass dir die Pforten meiner Villen jederzeit offen stehen...bitte."


    Aurelius deutete in Richtung eines mit Mosaiken und Wandmalereien reich geschmückten Korridors, der in zahlreiche Wohn- und Speisezimmer führte.

  • Während die beiden Männer durch den Korridor schritten, schweiften auch die Blicke des Sophus über die kostbaren Malereien.


    "Sie wurden noch von meinem Großvater Cotta, Richter und Liebhaber der griechischen Künste, in Auftrag gegeben; fast ein Jahrhundert ist das jetzt her. Laut Signatur wurden sie von einem gewissen Nonius aus Syracus entworfen. Fast befürchte ich, dass solche Arbeiten heutzutage in Italia recht selten geworden sind."


    Aurelius musste lächeln.

  • "Ja, ich habe schon viele Villen gesehen, aber das hier ist einmalig. Habe ich schon erwähnt, dass auch mein Cousin einen entsprechenden Betrieb führt? Ich habe nichtmal eine Ahnung wie gut dessen Mosaike und Wandmalereien sind. Ich muss ihn mal hierherschicken, damit er sich das ansieht. Ich bin sicher, mit ein bisschen Übung bekommt sein Meister das vielleicht auch eines Tages hin..."


    Meridius schmunzelte.

  • "Dann kann er gleich hier bleiben und den Westflügel ausmalen."


    Sophus lachte und deutete auf einige Liegen im Säulengang nahe des blühenden Atriums.


    "Bitte, nimm Platz. Was darf ich dir anbieten? Einen alten Falerner-Tropfen vielleicht?"

  • Meridius nahm Platz.


    "Ja, doch, ein Falerner wäre gut."


    Er sah sich um.


    "Ich denke wir kommen auch am Besten gleich zum Thema. Das gröbste hab ich Dir ja schon in meinem Schreiben geschildert. es geht um eine Veranstaltung zum Gedenken der ehemaligen Factioführer Crassus und Anton. Ich habe schon mit Avitus gesprochen. Wärst auch Du bereit eine Laudatio zu halten?"

  • Ein Sklave brachte den Wein und füllte zwei Becher.


    "Natürlich war ich kein politischer Weggefährte von ihm und auch seinen Aufstieg zum Staatsmann habe ich nicht miterlebt, doch wenn es angebracht erscheint, sehe ich es als meine Pflicht an, seiner zu gedenken. Die Veranstaltung wird hier in Rom stattfinden? Gibt es bereits einen Termin?"

  • "Ein Termin steht noch nicht fest, nein. Ich werde in den nächsten Tagen nach Tarraco zurückkehren müssen, da mein Onkel zu den Ahnen heim gegangen ist. Danach kehre ich zurück und werde den Empfang in Angriff nehmen... Ich melde mich auf alle Fälle wieder, sobald die Planungen stehen. Also kann ich mit Dir rechnen?"

  • Sophus nickte.


    "Ja, das kannst du. Obwohl wir keinen besonderen Zeitdruck haben, möge man mich rechtzeitig informieren, denn die Legion gibt mir ungern kurzfristig Urlaub. Kann ich - sollte es denn schon jetzt absehbar sein - mit noch mehr dienen als mit meiner Anwesenheit?"

  • "Ich hoffe doch, dass Du auf Crassus eine Laudatio halten wirst. Ich denke keiner wäre besser geeignet."


    Meridius blickte ihn an und nippte an dem Wein.

  • "In Ordnung. Dann werde ich eine entsprechende Rede verfassen. Schön, dass du neben deinen zahlreichen Tatigkeiten Zeit findest, eine solche Veranstaltung zu organisieren. Wenn ich sonst irgendwie helfen kann, lasse es mich wissen."

  • "Hm."


    Aurelius schmunzelte.


    "Alles verläuft im Rahmen des Lageralltags recht geruhsam - Mantua ist ein schöner Flecken Erde und, um ehrlich zu sein, ich kann mir gut vorstellen, nach meiner Dienstzeit als Großgrundbesitzer dort zu leben. Es ist, so könnte man anmerken, der ewigen Stadt an Größe und Bedeutung auf dem Erdenkreis unterlegen, doch findet sich dort noch jene Verehrung für die Mores maiorum, die ich im mir fremd gewordenen Rom vermisse. Jüngst, zu den Opalia, feierte meine Legion ein Fest zu Ehren der römischen Schutzgöttin. Du hättest sehen sollen, mit welcher Inbrunst und Begeisterung die Bürger jene Verehrung teilten. Hier in Rom wäre das undenkbar."


    Sophus nippte an dem Wein.


    "Und wie geht es Dir? Zieht es einen Soldaten nicht zurück in die Zelte der Armee?"

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