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Zusammengesunken saß ich auf der Pritsche, die nur ein Brett an der Wand war, und hörte, wie die Schritte der Wächter sich wieder entfernten. Ihre fiesen Kommentare und hämischen Bemerkungen noch in den Ohren, sah ich mich langsam in den trostlosen vier Wänden meines 'Gästezimmers' um. Es war, wie nicht anders zu erwarten, ein dunkles Loch, eng und muffig. Aber wenigsten war ich alleine hier, nach den ganzen dummen Sprüchen hatte ich schon Angst gehabt, sie würden mich wirklich zu irgendwelchen ausgehungerten Perversen dazu sperren.
Mir war kalt und ganz und gar elend. Dies war wirklich der allermieseste Tag in meinem Leben, all meine Bemühungen und Versuche mich zu retten waren im Sande verlaufen, ich war nur vom Regen in die Traufe gekommen.
Und zu der quälenden Unruhe gesellte sich jetzt nach und nach, zu allem Überfluss, so ein flaues, zittriges Gefühl, das ich als Vorbote von noch viel Schlimmerem kannte...
Wieder spürte ich meine Augen feucht werden, und wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich war so was von fertig! Nicht allein, dass ich hier im Carcer gelandet war, ich hatte außerdem meiner Familie Schande gemacht - oder, genau genommen machte ich ihr schon seit Jahren Schande, aber jetzt würden sie es haarklein erfahren, und mich um so mehr verfluchen!
Ein leises Weinen stieg in mir auf, wurde zum bitterlichen Schluchzen, und ich presste verzweifelt mein Gesicht in die halbtauben, gefesselten Hände um es zu ersticken. Nur ein Gedanke ging mir ständig im Kopf herum, kreiste penetrant und drängte sich immer wieder auf:
'Wäre ich doch vorhin bloß von der Brücke gesprungen, dann wäre dieser ganze Mist hier niemals nie passiert!'