Es zuckte verdächtig in meinen Mundwinkeln und während des kleinen Disputs zwischen Lucanus und dem sichtlich genervten Mann der cohortes urbanae musste ich mich ziemlich zurückhalten, um nicht in Lachen auszubrechen. Dieser ganze, widerliche Ort reizte meine Makaberes schätzenden Sinne, und die Diskussion um eine dumme Liste fügte dem noch einen weiteren Punkt Absurdität hinzu. Da kauerte ein anscheinend ziemlich verrückter Kerl in einer dreckigen, elenden Zelle, würde demnächst wohl wegen eines versuchten Mordes sterben, und angesichts dessen stritt man um eine Liste, die vorhanden war ... nein, das Leben spielte einem seltsame Stücke, und ich konnte mich nur immer wieder fühlen, als sei ich auf der falschen Bühne gelandet. Als der Offizier gegangen war, hob ich nur langsam eine Augenbraue an, während ich zu Lucanus blickte, und schüttelte dann mit recht unbeugsamer Miene - er konnte nicht ahnen, wieviel Beherrschung mich diese kostete! - leicht den Kopf.
"Du hast Humor, Neffe, aber ich fürchte, an die meisten Menschen ist dieser reichlich verschwendet - und ich befürchte ebenso, Du hast Dir einen Menschen zum Feind gemacht, ohne Not dabei zu haben. Irgendwann wird er Dir wieder begegnen, und wenn Du Pech hast, in einer Situation, in der Dich weder Amt noch Freunde schützen, und dann wird er dies auszunutzen wissen, dass Du ihm heute entgegen getreten bist. Sei in Zukunft vorsichtiger, wenn Du mit Männern sprichst, die eventuell irgendwann den Sprung vom Gemeinen zum Offizier schaffen, ein wenig Nachsicht kostet wenig, einen Feind später beseitigen zu müssen ist meistens recht umständlich und teuer," sagte ich gelassen und atmete nicht alltzu tief ein - es stank wirklich zum Göttererbarmen. Was mich allerdings neugierig gemacht hatte, war die Tatsache, dass man diesen Mann als Mörder angeklagt hatte, ohne dass er anscheinend einer war. Die Akten zu diesem Fall würde ich mir beschaffen lassen.
"Kylian, warum hast Du diese Frau zu töten versucht?" fragte ich den Gefangenen und blickte ins Halbdunkel.