• Es zuckte verdächtig in meinen Mundwinkeln und während des kleinen Disputs zwischen Lucanus und dem sichtlich genervten Mann der cohortes urbanae musste ich mich ziemlich zurückhalten, um nicht in Lachen auszubrechen. Dieser ganze, widerliche Ort reizte meine Makaberes schätzenden Sinne, und die Diskussion um eine dumme Liste fügte dem noch einen weiteren Punkt Absurdität hinzu. Da kauerte ein anscheinend ziemlich verrückter Kerl in einer dreckigen, elenden Zelle, würde demnächst wohl wegen eines versuchten Mordes sterben, und angesichts dessen stritt man um eine Liste, die vorhanden war ... nein, das Leben spielte einem seltsame Stücke, und ich konnte mich nur immer wieder fühlen, als sei ich auf der falschen Bühne gelandet. Als der Offizier gegangen war, hob ich nur langsam eine Augenbraue an, während ich zu Lucanus blickte, und schüttelte dann mit recht unbeugsamer Miene - er konnte nicht ahnen, wieviel Beherrschung mich diese kostete! - leicht den Kopf.


    "Du hast Humor, Neffe, aber ich fürchte, an die meisten Menschen ist dieser reichlich verschwendet - und ich befürchte ebenso, Du hast Dir einen Menschen zum Feind gemacht, ohne Not dabei zu haben. Irgendwann wird er Dir wieder begegnen, und wenn Du Pech hast, in einer Situation, in der Dich weder Amt noch Freunde schützen, und dann wird er dies auszunutzen wissen, dass Du ihm heute entgegen getreten bist. Sei in Zukunft vorsichtiger, wenn Du mit Männern sprichst, die eventuell irgendwann den Sprung vom Gemeinen zum Offizier schaffen, ein wenig Nachsicht kostet wenig, einen Feind später beseitigen zu müssen ist meistens recht umständlich und teuer," sagte ich gelassen und atmete nicht alltzu tief ein - es stank wirklich zum Göttererbarmen. Was mich allerdings neugierig gemacht hatte, war die Tatsache, dass man diesen Mann als Mörder angeklagt hatte, ohne dass er anscheinend einer war. Die Akten zu diesem Fall würde ich mir beschaffen lassen.
    "Kylian, warum hast Du diese Frau zu töten versucht?" fragte ich den Gefangenen und blickte ins Halbdunkel.

  • Princeps prior ab. Duo: Flavius Aquilius & Flavius Lucanus:


    "Du meinst wirklich? Es geht doch bloß um die Sache ... ich meine, ich kenn' ihn doch überhaupt nicht und kann darum auch nichts gegen ihn haben. Das ist doch eine rein dienstliche Sache - oder sollen wir erst alle Gefangenen besichtigen und dann im Nachhinein wissen, was genau über sie aufgezeichnet ist? Ist doch unlogisch, nicht?


    Naja, ich hatte bislang schon keine Lust, bei diesem Sauwetter herumzugurken und wissen die Götter in was für Gedärme hineinzustiefeln. Und dieser unlustige Brummbär dann noch.


    "Naja, bom, ich werd' das wieder hinbiegen, vielleicht war ich ja auch zu heftig, hm? Aber der ist doch eigentlich kein Weichkohl, der wird doch'n klares Wort vertragen, oder ist der empfindlich wie ein Schauspieler?"


    Oder hab' ich gerade herumgezickt: "Also sooo kann ich nicht arbeiten: wenn die Liste nicht da ist, dann können wir die ganze Szene abblasen!"??? Eigenartig. Ich kaue auf meiner Unterlippe, während ich mit einem Auge zu Onkel Aquilius blicke und mit einem Ohr in den Kerker hineinhöre.

  • Finn, immernoch im festen Griff des Wahnsinn, hörte die Worte nicht, die der Römer an ihn richtete. Aber jemand anderes tat es...


    "Ihr Blut befreien, sie befreien... der Göttin zu neuer Macht verhelfen.", das war nicht Finns Stimme, die hier sprach, aber durchaus sein Körper, aus dem sie stammte, "Vorbereiten was kommen wird. Blut... das Blut dieser Stadt.... Rom wird brennen. Rom wird brennen. Und sterben, wie ein kopfloser Hahn... Rom wird brennen... Rom wird brennen. Rom wird brennen. Und eure Kinder ersaufen in eurem Blut."

  • "Du weisst nie, wann Du einem Mann wiederbegegnest, den Du beleidigt hast, im normalen Fall meistens dann, wenn Du selbst ein Problem hast und er Dir an die Knie treten kann - und glaube mir, die meisten Menschen tun es dann auch, um Dich fallen zu sehen," sagte ich recht trocken, denn die Zeit, in der ich mir noch Illusionen über den menschlichen Geist gemacht hatte, war längst vorüber. "Man weiss nie, wie empfindlich ein Mann ist, und gerade jene, die sich am härtesten aufspielen, sind oftmals die verletzlichsten innerlich. In sofern ist es gesünder, alle einigermaßen höflich zu behandeln, man weiss wie bei der Büchse der Pandora leider nie so genau, was alles drin steckt, und mit etwas Pech kommt dann etwas richtig unangenehmes heraus." Als der Gefangene weiter sprach, richtete ich den Blick wieder auf ihn und lauschte seinen wirr klingenden Worten schweigend, die Stirn gerunzelt. So elend er aussah, so verwildert, so wenig menschlich er im Augenblick wirkte, seine Worte jedoch klangen seltsam klar, seltsam eindeutig, als seien sie ein Vorbote von Schlimmerem, von Dingen, die wir uns nicht ausmalen wollten, dass sie kommen würden.


    Den kalten Schauer unterdrückend, den ich fühlte, räusperte ich mich schließlich und wandte mich wieder an Lucanus. "Ich denke, hier gibt es für uns nicht mehr viel zu sehen, und die Liste sollte reichen, unseren Ausflug hier zu einem sinnvollen Unternehmen zu machen. Lass uns weitergehen." Ich fühlte mich elend, ohne genau zu wissen, warum, normalerweise konnten mich irgendwelche Voraussagen oder das dumme Geschwätz von Möchtegernwahrsagern nicht beeindrucken, aber diese Worte ... sie erweckten einfach nur den Wunsch, weit weg zu kommen, diesen Verrückten hinter mir zu lassen wie Schmutz, den man in einem heißen Bad von sich abzuwaschen imstande war.

  • Achjemine. Dumm geboren und immer noch nichts dazugelernt, Luca. Ich zucke ergeben die Schultern und stelle mir vor, wie mir der princeps prior ins Knie tritt. Naja, sowas kenne ich ja auch irgendwie von daheim, wenn man eine Nadel in der Hand hat, will man auch jemanden piecksen. Und dann drängen sich die auf, die einen schonmal selbst gepieckst haben. Do, quia dedisti, sozusagen.


    "Gut", lenke ich ein, "gehn wir". Was sollen wir auch hier noch? Hoffentlich ist die Liste einigermaßen aktuell und vollständig, aber wahrscheinlich gibt es auch Gefangene, die einfach vergessen wurden und irgendwie noch herumvegetieren. "Ubi desint vires, tamen est laudanda voluntas" tröste ich Onkel Aqulius mit Ovid. Irgendwie sind wir an diesem Ort auch im Exil, fernab jeder humanitas.

  • Natürlich wußte Molo nicht, wo Marcus Flavius Aristides in der castra gerade war, es dienten schließlich viele Männer und auch centuriones bei den CU, und wenn es sich dann noch mit den Prätorianern mischte, dann war das scheinbare Chaos komplett. Doch es dauerte nicht lange, bis Molo es erfahren hatte, Marcus war nämlich im carcer zu finden, wo er sich gerade mit einigen Soldaten um ein Verhör einiger Gefangener kümmerte. Molo führte Modestus durch eine Lagergaße auf das Gebäude zu, wo der carcer lag und hinein. Öllampen erleuchteten den düsteren Gang und warfen lange, flackernde Schatten. Es roch sehr unangenehm in dem Gang, nach Ausdünstungen von Menschen, die schon einige Tage hier verbracht hatten, und nach ihren Hinterlassenschaften. Irgendwo roch es auch nach Eiter, von einem Gefangenen, der verletzt war, aber nicht im valetudinarium gehalten werden konnte, ein gemeiner und übler Mörder. Eine Tür zu dem carcer war geöffnet, Öllampenlicht schien von dort hinaus und Molo trat an die Tür. Auf einer Pritsche saß ein älterer und hagerer Mann, ihm gegenüber Marcus Flavius Aristides und ein anderer Soldat.
    „Es hat doch keinen Sinn mehr, Mann. Deine Schuld steht fest, Du musst die Frau nicht noch mitnehmen. Die Larven und Lemuren werden Dich bis ans Ende plagen und danach erwartet Dich der Tartaros...lindere Dein Los doch noch.“
    Verstockt starrte der Mann in das Gesicht von Marcus, der sich seufzend zurück lehnte. Das ging schon den ganzen Vormittag so.


    Centurio?“
    Marcus drehte den Kopf und sah zu Molo, der am Eingang stand.
    „Ja?“
    „Hier ist ein gewißer Annaeus Modestus, der Dich dringend zu sprechen wünscht.“
    „Der Tribun? Aber natürlich, wartet er am Tor?“
    „Nein, centurio, ich habe ihn gleich mitgebracht.“
    Marcus erhob sich und trat in den Türrahmen, wo er auch Modestus erkannte.
    Salve, tribunus, es freut mich, Dich wieder zu sehen.“
    Marcus trat aus der Zelle heraus und sah zu dem Soldaten, der drin geblieben war.
    „Mach' mal weiter und hol' Dir noch Cafo, damit er Dich unterstützt.“
    Der Soldat nickte, während Marcus sich an Modestus wandte.
    „Gehen wir doch ein paar Schritte, tribunus.“
    , sprach er und ging langsam durch den Gang.
    „Um welche dringende Angelegenheit handelt es sich denn, tribunus?“
    Wenn es dringend war, wollte Marcus Modestus nicht mit langem Vorgeplänkel von seinem Anliegen abhalten.

  • >Salve Centurio Flavius Aristides. Es freut mich ebenso, auch wenn ich dich heute wegen einem unschönen Grund aufsuche. Tribunus brauchst du micht nicht mehr nennen. Modestus reicht.<


    sagte Modestus nachdem er dem Wächter am Tor zum Carcer gefolgt und dort auf Aristides getroffen war. Er war erleichtert, dass Aristides tatsächlich noch bei den Urbanern war und auch gleich zu ihm vorgelassen wurde. Langsam beruhigte er sich auch wieder. Im Gehen zeigte Modestus dann seinem Gegenüber den Artikel.


    >Es geht um diesen Artikel in der gerade erschienenen Ausgabe der Acta Diurna. Mein Vetter Decimus Annaeus Varus hat mir vor kurzem Furia Stella vorgestellt und angekündigt sie heiraten zu wollen. Er meinte schon bald die Verlobung eintragen lassen zu wollen. Und nun das. Ein gewisser Hanneus Valus und Nuria Fella sollen im Cultus Deorum bei der Eintragung ihrer Verlobung einen Mann dort ermordert haben. Ich habe die Befürchtung, dass es sich, um meine Verwandten handelt, auch wenn ich kaum glaube, dass die beiden zu solch einer Tat überhaupt fähig wären.<


    erklärte Modestus und lies die Sache ersteinmal so stehen. Die Urbaner hatten sich bestimmt schon mit der Sache befasst, wenn die Acta Diurna darüber berichtete. Daher hoffte er, dass Aristides im weiterhelfen konnte.

  • Das würde Marcus aber schwer fallen, den früheren Tribun Modestus zu nennen, ein Titel brannte sich nun mal in seinem Kopf und Gedanken ein, so daß es schwer war die alten Gewohnheiten aufzugeben. Marcus nickte jedoch freundlich gutmütig und ging langsam den Gang weiter, die Tür zeichnete sich schon hell und leuchtend ab, auch die frische Luft schien zu locken – obwohl Marcus der Gestank in den Gängen hier nichts mehr ausmachte, wenn man lange genug in einer Zelle war, dann gewöhnte sich die Nase nun mal daran. Unangenehmer Grund? Hoffentlich hatte nicht eine Patrouille von ihm einen Verwandten aufgegriffen, zu Unrecht, wie schon neulich bei dem Decimer. Ah, aber es hatte wohl mit der acta zu tun. Marcus griff nach der Zeitung und ließ seine Augen über den Text schweifen. Herrje, wollte er den Artikel lesen, würde er sich vor Modestus offenbaren müßen, daß er einfach Mühe mit der Schrift hatte und sie leise murmelnd erst lesen konnte, manchmal mit einigem Holpern. Aber den Göttern sein Dank, lieferte Modestus auch bereits eine Erklärung. Verlobung, Ermordung im cultus deorum? Anschuldigungen in der acta? Ach herrje, hatte Marcus etwas verpaßt. War die CU eingeschaltet worden? Und wenn ja, dann bestimmt niemand von seiner Einheit...


    „Hannaeus Vaalus...hm, das sind ja schon andere Namen...Du meinst wirklich, damit sind Deine Verwandten gemeint? Ähm...“
    Konnte er zugeben, daß Marcus keinen blaßen Schimmer hatte von der Angelegenheit? Ach ja, warum nicht? Schließlich war Modestus ein alter Kamerad von der Prima noch – selbst wenn er nur senatorischer Tribun dort gewesen ist.
    „Hm, ich habe von keinen Ermittlung in einem Mordfall in den Hallen des cultus bisher erfahren. Sind denn Soldaten auf euch zugekommen bisher? Und woher sollte die acta davon wißen...wann war das mit der Eintragung?“
    Marcus war verwirrt, Mordfälle waren ein schwerwiegendes Verbrechen und ein Mord beim cultus deorum wäre ihm mit Sicherheit ans Ohr gedrungen...woher wußte die acta schon davon, aber eben Marcus noch nicht? Seltsam, sehr seltsam. Mysteriös, um es genau zu sagen.

  • >Die Acta schrieb ja, dass die Namen verfälscht wurden. Aber es ist höchst merkwürdig was du da sagst. Ich dachte eigentlich, dass die Acta sich die Informationen von euch hollt. Dass sie Artikel veröffentlichen, bevor ihr überhaupt ermittelt ist schon etwas merkwürdig.<


    sagte Modestus nachdenklich. Es war wirklich etwas merkwürdig. Vielleicht sollte er Aurelius Corvinus zu der Sache befragen. Er war schließlich auch Auctor. Doch zuerst galt es seine Verwandten zu finden.


    >Sie könnten die Verlobung durchaus heute eingetragen haben. Ich habe die beiden heute noch nicht gesehen, da ich noch mit der Germanitas Quadrivii beschäftigt war. Bisher weiß ich von keinen Soldaten. Ihr habt also keinen Praefectus Vehicolorum Decimus Annaeus Varus in Haft?<

  • Die Informationen von der CU holen? Ja, manchmal machten sie das tatsächlich, dann hatte man diese nervigen Schreiber hier in der castra, aber in einer Sache, die so aktuell war, daß die Ermittlungen gerade noch am Laufen sein mußten. Oder war das Ganze nur ein Scherz von der acta? Marcus war heillos verwirrt, ob der ganzen Angelegenheit und schüttelte dementsprechend den Kopf. Aber dem wollte er durchaus auf die Spur gehen, zumal Modestus' wegen. Er schüttelte noch mal den Kopf.
    „Ähm, nein, meines Wissens nach, wurde keiner Deiner Verwandten heute verhaftet.“
    Marcus war ja grade im carcer gewesen, das hätte er schon mitbekommen. Ein paar zerlumpfte Gestalten, ein Trunksüchtiger und einige Schläger waren herein gebracht worden, aber das sah nicht nach einem Verwandten des Modestus aus, zumindest glaubte das Markus wohl weniger. Marcus sah von dem Geschriebenen auf, das er nicht wirklich gelesen hatte und spähte nach vorne, ah, welch Glück, da war noch der Soldat vom Tor, der gerade wieder zurück marschieren wollte.
    Miles...“
    , rief ihm Marcus hinter her. Molo drehte sich um und blieb stehen, lief dann sogar zurück.
    „Ja, centurio?“
    „Sag' mal, hast Du etwas von einem Mord in der regia gehört? Heute? Ermitteln wir in dieser Angelegenheit bereits?“
    Molo runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Erst wollte er den Kopf schütteln, doch dann hellte sich sein Gesicht auf, deswegen war er ja heute nicht sonderlich gut gelaunt, weil er nämlich eigentlich gar nicht zur Wache abgstellt war. Aber dennoch wurde er zum Tor gerufen.
    „Doch, doch, vor einiger Zeit – weiß nicht mehr genau wann- ist wohl jemand mit so einer Meldung zum Tor gekommen. Die Torwachen sind mit dem Mann mit, es ging um einen Mord in der regia.“
    „Hm, welche Einheit?“
    Damit Marcus den zuständigen Zenturio befragen konnte.
    „Deine, centurio.“
    Verdutzt sah Marcus den Soldaten an und wurde schlagartig verlegen und verwirrt, ach herre, und Marcus hatte keinen blaßen Schimmer, wie peinlich. Aber warum wußte die acta vor ihm Bescheid? Das war merkwürdig, sehr merkwürdig. Macus nickte dem Soldaten zu, damit dieser wieder zu seinem Dienst am Tor zurück kehrte und wandte sich an Modestus.
    „Wie es scheint, wird tatsächlich ermittelt, ich muß jedoch zugeben, daß ich davon noch reichlich wenig weiß, aber ich werde dem nachgehen. Auch, warum und woher die acta davon schon Wind bekommen hat...“
    ...statt daß es bis zu ihm gedrungen war.
    „Da wird sicherlich nur ein unglückliches Mißverständnis dahinter stecken...wenn ich mehr weiß, werde ich Dich natürlich informieren. Dein Verwandter? Lebt der auch in Rom? In Deiner casa womöglich?“

  • >Das ist auf jeden Fall eine Erleichterung für mich. Also wird doch bereits ermittelt? Ich bin auf jeden Fall froh, dass du die Ermittlungen übernimmst.<


    sagte Modestus und atmete erleichtert aus. Er machte sich schließlich sorgen, um seine Verwandten, doch beruhigte ihn, dass sich Aristides darum kümmerte und nicht irgendein anderer Centurio.


    >Ja wir leben im selben Haus. Falls du die beiden zu der Sache befragen willst, lade ich dich gerne zu mir auf einen Becher Wein ein. Ich denke ein ...offizielles Verhör<


    Modestus sah kurz zu dem Zellenblock zurück und dachte an dne Mann den Aristides dort bei seiner Ankunft verhört hatte.


    >hier im Carcer wird hoffentlich nicht notwendig werden.<

  • Modestus hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, es wurde ermittelt und zwar an Marcus vorbei, aber gut, Hauptsache die Leute waren schon vor Ort und kümmerten sich um die ganze Angelegenheit. Und was dabei heraus gekommen war, das konnte Marcus später genau von den Soldaten erfragen, wahrscheinlich war es nur noch eine kurze Zeit, bis er davon erfuhr. Er schüttelte nur noch einige Male verwundert über die ganze Sache den Kopf und reichte die Zeitung an Modestus zurück. Er würde sich wohl doch mal eine acta bringen laßen, damit er den Artikel später noch genauer studieren konnte.
    „In der Tat, das ist der Fall, Tri...werter Annaeus.“
    Marcus nickte noch mal bestätigend und grinste schief.
    „Nein, ein solches Verhör wird wirklich nicht notwendig sein, wahrlich nicht. Wenn ich genaueres weiß oder noch Fragen bezüglich der Angelegenheit habe, komme ich selbstredend in Deine casa. Und mach' Dir vorerst keine Sorgen, ich kümmere mich um die Angelegenheit. Ich bin sicher, das Ganze ist nur ein dummes, unangenehmes Mißverständnis.“
    Mit jenen Worten ließen sie auch den Carcer hinter sich, deßen Gestank umso deutlicher wurde, als man an die frische Luft trat. Marcus atmete tief ein und aus.
    „Nun, dann werde ich nicht zaudern, und mich gleich der Angelgenheit widmen, damit es aus der Welt geräumt werden kann. Ich bringe Dich aber noch zum Tor. Und sei gewiß, ich melde mich noch im Laufe der nächsten Tage bei Dir.“
    , sprach Marcus und ging tatsächlich auf das Tor zu, was nicht allzu weit weg lag – wenn man die Wege Roms schon in einer toga entlang geeilt war.
    „Dann danke ich Dir, werter Annaeus, daß Du mich bezüglich der Sachlage noch informiert hast. Es wirft ein gänzlich anderes Bild sicherlich auf die Geschehnisse.“
    Er sah, wie die Soldaten am Tor sich aufrichteten als sie ihn erkannten, eher noch seinen Rang, und schon das Tor öffneten.

  • >Ich danke dir, Flavius. Wenn du die Zeit findest würde ich mich auch über einen privaten Besuch von dir freuen. Zumal ich bisher noch keinen guten Trainingspartner gefunden habe.<


    sagte Modestus und schmunzelte kurz. Er nahm die Acta wieder an sich und sah, dass Chion schon vor dem Tor mit einer Mietsänfte wartete.


    >Vale bene.<

  • Es war bereits am späten Nachmittag als Paulinus in der Zelle aufwachte. Er öffnete die Augen und konnte kaum etwas erkennen. In der Zelle war es düster, kalt und es stank wie auf dem Fischmarkt in Ostia. Als er versuchte seinen Oberkörper nach oben zu schieben, verspürte er einen stechenden Schmerz. Es war seine gebrochene Rippe die sich bemerkbar machte. Er ging mit der Hand darüber und stöhnte leise. Dieser verfluchte Serapio, er ist zu weit gegangen. Langsam aber sicher kamen die Erinnerungen zurück und Paulinus schäumte vor Wut. Aber er konnte nichts tun. Zumindest noch nichts. Er musste in dieser stinkenden Zelle warten bis man ihn endlich heraus holen würde. Er bekam nur schlecht Luft und er hatte das Gefühl, er würde langsam verrückt werden. Die Wände kamen näher und er fing einfach an zu lachen. Obwohl es fürchterlich schmerzte, lachte er laut auf. Warum er dies tat? Das wusste er auch nicht so genau. Vielleicht hatte er das komische an der ganzen Sache erkannt. Sein Cousin war damals Herr über diese Kerker und nun steckte er selber darin. Das war doch wirklich komisch, oder? Er lachte immer mehr, erst als sich auf seinen kaputten Rücken drehte, mischte sich ein jammern in das laute lachen. Aber er ertrug es mit Humor. Was konnte er auch anderes tun?


    HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA

  • Was sollte ich bloss mit dem Caecilier machen? Die Sache auf dem Campus lag mir schwer im Magen. Aber so eine Ungeheuerlichkeit musste doch Konsequenzen haben! Eine Nacht lang hatte ich ihn im Carcer schmoren lassen. Ich wusste nur zu genau, wie perfekt dieser Ort war, um einen mürbe zu machen. Am darauffolgenden Tag, am Mittag, begab ich mich selbst dorthin - widerwillig, jede Stufe die ich hinabstieg war eine Überwindung, allein der Geruch weckte wieder die Erinnerung an einige der dunkelsten Stunden meines Lebens. Brr, mir war als stiege ich hinab in Plutos Reich. Bei Charon, bessergesagt dem Optio Carceris, informierte ich mich über das Betragen des Arrestanten.
    "Er hat gelacht, Centurio. Laut gelacht. Die ganze Zeit über." war die Antwort.
    Hatte der Mann den Verstand verloren? Oder simulierte er vielleicht? Hatte er sich voreilig verpflichtet und wollte nun rausgeworfen werden? Ein metallisches Rattern erklang aus der Finsternis zwischen den Zellen - einer der Wärter, der im Vorübergehen mit einem Knüppel an den Stäben entlangfuhr - mir lief es eisig über den Rücken, und ich wollte am liebsten gleich wieder hinauf, ans Licht! An die Luft! Raus hier! Ein Schweisstropfen ran mir über den Nacken. Ruhig Blut sagte ich mir, ruhig Blut, und dass ich jederzeit gehen konnte.
    Der Optio sah mich so merkwürdig an. Oder bildete ich mir das nur ein? Ja, ohne Zweifel bildete ich es mir ein. Ich nahm mir eine brennende Fackel, und liess mir die Türe zur Arestzelle aufschliessen. Der Schlüssel schabte im Schloss, die Türe quietschte, muffiger, modriger, widerlicher Kerkerdunst kam mir entgegen, so dass ich erst mal den Atem anhielt.
    "Warte draussen", hiess ich dann den Miles, leuchtete mit der Fackel in die Zelle, und trat in einem Akt grösster Selbstüberwindung hinein zu dem Übeltäter. Ich war gespannt in welchem Zustand ich ihn vorfinden würde.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Paulinus, der die ganze Zeit in der dunklen Ecke gekauert hatte, vernahm wie jemand eintrat. Er schaute, geschützt von der Dunkelheit, hoch und erkannte seinen Centurio. Er grinste, freute sich ihn endlich zu sehen. Aber noch konnte sein Racheplan nicht funktionieren, noch nicht. Er stand auf, beugte seinen Rücken und besah sich Serapio wie eine große Marmorstatur. "Salveeeee, Centurio!“ Er schmatzte und fuhr mit seiner Hand über den kaputten Rücken. „Das war nicht sehr nett von Dir. Ich hätte dich für einen edleren Mann gehalten, aber ich habe mich getäuscht. Du bist leicht zu reizen, oder?“ Er ging um ihn herum, suchte seine Schwachstelle. „Du magst es nicht, wenn man über dich lacht, oder? Das kann ich gut verstehen.“ Seine Stimme war hell und freundlich. „Hat man dich damals oft ausgelacht, hmm? Deine Eltern, oder Deine Freund und Mitschüler? Nein....“ Er grinste erneut und überlegte theatralisch. „Du hattest damals gar keine Freund. Also müssen es deine Eltern oder Geschwister gewesen sein.“ Er lachte laut los, japste nach Luft und hielt sich die Hand vor dem Bauch. Dann wurde er wieder etwas ruhiger. „Haben sie sich über dein weibliches Äußeres lustig gemacht? Das könnte ich gut verstehen... ist bestimmt nicht leicht mit so einem Gesicht ernst genommen zu werden....“ Er setzte sich auf seine Holzpritsche und legte die Beine übereinander. „Aber jetzt sollten wir mal Klartext reden, Serapio. Ich habe deine Unfähigkeit als Offizier gesehen. Ich habe gesehen wie Du die Leben deiner Soldaten aufs Spiel gesetzt hast. Du Erinnerst dich.... die Villa Tiberia. Du bist ein Verrückter der ständig in seine Alpträume zurück kehrt und diese auch Auslebt. Du solltest mir also danken, dass ich dich nicht gemeldet habe.“ Er stand auf, legte seine Hand sanft auf seinen Rücken und lächelte. „Aber ich mag dich, wir sind gar nicht so verschieden. Wir sind anders... und deswegen hassen sie uns.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Außenwelt. „Glaubst Du wirklich dein verlängerte Penis macht dich zu etwas besonderen? Oder zu einem von ihnen?“ Er deutete auf seinen Vitis und schüttelte bedauerlich den Kopf. „Das tut er nicht. Und Du weißt das genau!“ Er ließ von seinen Vorgesetzten ab und setzt sich erneut auf sein Bett. „Also, lass uns Freunde werden.“ Ein bösartiger Geist hatte von Paulinus Besitz ergriffen und strahlte nun Serapio direkt in die Augen.

  • Mein Vorsatz für heute war: mich nicht provozieren lassen! Ich zog die schwere, quietschende Türe hinter mir zu, und wandte mich der Gestalt im Dunklen zu, entschlossen vernünftig mit dem Mann zu reden... Aber auf das, was dann kam, war ich nicht gefasst, konnte ich nicht gefasst sein, konnte niemand je gefasst sein. Wie erstarrt blieb ich da stehen wo ich war, und sah ihn nur ungläubig an. Mit grossen Augen. Dann musste ich schlucken. Wurde blass.
    Denn er hatte mich durchschaut.
    Mit dem Scharfsinn des Wahnsinnigen hatte er erkannt, welche Kränkungen mir heute noch die Seele vergifteten, und er pflückte mich auseinander, als würde er mir die Haut abziehen, nahm er eine Fassade nach der anderen von mir. Nicht jeder der Pfeile, die er auf mich abschoss, entsprach der Wahrheit - ich möchte doch betonen, dass ich durchaus Freunde hatte, ich war sogar recht beliebt als Kind, wenn man mich auch oft zugleich belächelte, beliebt-belächelt war ich, wie ein Maskottchen - aber die anderen trafen mich grausam.
    (Was konnte ich denn dafür, dass ich nicht, wie die meisten anderen Decimer, die harten, männlich-markanten Züge eines iberischen Kriegsfürsten abbekommen habe? Ich kam eben mehr nach meiner Mutter! Als ich klein war, hatten die Fischerjungs vom Hafen, wenn sie mich hänselten, mich oft 'das Mädchen' genannt! Seiana oder Appius hatten dann meine Ehre verteidigen müssen... Aber jetzt hatte ich ja meine verwegene Narbe, glücklicherweise.)
    Und die Sache in der Villa Tiberia... es war nicht das erste Mal das mir so etwas passiert war, und wie er es aussprach, gewann die Erkenntnis auf einmal Realität. Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, aber es war nun einmal so: Ich hatte den Krieg nicht verkraftet. Was die Kameraden einfach so wegsteckten, mich hatte es tief getroffen, und meinen Geist verwirrt, so dass ich die Bilder immer wieder sah, und mich vor ihnen fürchtete wie damals, ja, manchmal wusste ich doch überhaupt nicht mehr was wirklich war und was nicht.
    "Ich bin nicht verrückt...", flüsterte ich benommen, mich gegen die Erkenntnis sträubend, "Aber du bist es, du bist ja völlig durchgeknallt...!!"
    Er machte mir Angst. Es kam alles zusammen... die Furcht den Verstand zu verlieren... der Tod meines Bruders... das Desaster mit Hannibal... und die Albträume... Ich hielt mich an meiner Vitis fest, aber selbst die erschien auf einmal in einem ganz anderen Licht. Erschüttert sank ich auf die Stufe, die vom Eingang her hinab ins Innere der Zelle führte.


    Ja, ich war anders! Ja, ich wollte dazugehören... und ich dachte eigentlich, ich hätte es geschafft.... bis da so ein hergelaufener Probatus kam, und mit ein paar Worten die ganze Scharade zerschmetterte... Aber ich hatte doch Freunde: Macro! Lucullus war mein Freund gewesen! Und Sparsus! Marcus Sparsus, ich dachte an ihn wie man sich an einen Rettungsring klammert, ein Freund wie man keinen besseren findet. Er kannte mich ganz genau, wusste wie anders ich war, und hielt doch zu mir. - Aber wusste ich, ob er nicht vielleicht doch hinter meinem Rücken über mich gelacht hatte, über den 'Kleinen', der seine Hilfe gebraucht hatte, um sich gegen den grossen bösen Titus zur Wehr zu setzen?
    Ich holte tief Luft. Nein, auch wenn es alles nur Scharade war, es war meine Scharade und ich hatte hart dafür gearbeitet - von diesem kranken Bastard würde ich mir gar nichts kaputtmachen lassen!!!
    "Probatus", sagte ich sanft, "sag mir eines. Wenn ich wirklich so verrückt sein sollte, warum sollte ich dann so einen gestörten, grosskotzigen und gemeinen Unruhestifter wie dich - der mir noch dazu auf absurde Weise droht! - jemals wieder hier raus lassen, hmm? - Freundschaft kannst du dann mit den Ratten schliessen. Ich bin dein Centurio, und ich kann dich hier drinnen lassen bis du verfault bist, ist dir dieser Gedanke jemals in dein armes kleines irres Hirn gekommen?"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Paulinus hörte Serapio aufmerksam zu. Ab und an ging eine skurrile Verzerrung über sein Gesicht bis er die Beine anhob und laut los lachte. Es war ein grausames Lachen welches durch die ganze Zelle schallte und einen das Mark in den Knochen weich werden ließ. Er stand auf, schnalzte mit der Zunge. Er hatte ihn getroffen. Der Löwe blutete, aber ein verletzter Löwe war bekanntlich gefährlicher als ein toter. „Durchgeknallt? Nein, ich bin.... anders. Nicht so wie diese erbärmlichen Typen, die jedem Vorgesetzten so tief in den Arsch kriechen, damit sie doch noch eine Beförderung abbekommen.“ Ein dreckiges lächeln ging über sein Gesicht und er fuhr mit der Hand langsam über Serapio seinen Rücken. „Glaubst die anderen Soldaten und Offizier hätten das alles noch nicht mit bekommen? Das du ein seelisches Wrack bist? Sie lachen über dich Serapio und sie wissen alles. Auch wenn du jetzt anscheinend sauber bist, deine Poren stinken noch immer nach dem Opium. Das rieche ich.“ Er beugt sich nach vorne und roch an seinem Gesicht. „Oh ja, du hast wirklich nichts ausgelassen an Drogen, habe ich Recht? Antworte!“ Er wurde gereizter. Seine Bewegungen wurden schlangen artiger und wie eine Katze schlich er um sein Opfer. „Du kannst mich nicht ewig hier lassen. Die anderen werden Fragen stellen. Mein Onkel wird Fragen stellen. Und vielleicht bringen sie dein Versagen als Offizier mit meinem Verschwinden in Verbindung. Der geistig gestörte Serpio lässt einen Zeugen verschwinden, der seine Inkompetent mit eigenen Augen gesehen hat und bezeugen kann. Denk doch mal nach! Dafür bist du viel zu clever.“ Er stellt sich hinter ihn, legte seine Hände fest auf seine Schultern und flüstert ihn etwas ins Ohr. „Du brauchst mich, Serapio. Ich werde dir deinen Rücken da draußen Stärken und dir jeden nennen, der dich verraten hat oder verraten wird. Zusammen wären wir unbesiegbar. Niemand würde mehr über Serpio DAS Mädchen lachen...“ Aus seinem Gürtel zog er eine große Opiumkugel. Mit seinen Fingern zerbröckelte er sie und hielt sie Serapio direkt unter die Nase. Das frische und verführerische Aroma stieg in den Raum wie die Göttin der Wollust selber. Sie räkelte sich Nackt vor ihm und forderte ihn auf, endlich zu zustoßen. Die Rache an Serapio, dies wurde klar, konnte warten. Paulinus musste zu erst einmal hier raus kommen und sich als die Rechte Hand von Serpio etablieren. „Ich werde auch ganz brav sein.... versprochen...“

  • „Befördert wird, wer sich verdient gemacht hat“, widersprach ich ärgerlich. „Durch Leistung und Disziplin. Aber das sind offensichtlich Fremdworte für dich.“ Warum in aller Welt war der Mann überhaupt zum Militär gegangen?
    Ich sah ihn unwillig an, als er wieder näher kam, meinen Rücken berührte. Sprach er die Wahrheit? Konnte das sein, dass ich gar nichts davon bemerkt hatte, und doch alle über mich bescheid wussten? Nein, das war zu haarsträubend, das konnte und wollte ich nicht glauben. Ich wich mit dem Oberkörper zurück, als er wie ein Hund an mir schnüffelte – und erschrak! Wie konnte es sein, dass er von meiner Opiumvergangenheit wusste? Riechen konnte man das ganz gewiss nicht, das letzte Mal war schon ein halbes Jahr her… Entweder es war ein böser Daimon in ihn gefahren – oder er hatte tief in der Subura über mich Erkundigungen eingezogen. Über Decius vielleicht? Oder hatte Callistus ihn geschickt, als eine ganz späte Revanche? Das würde jedenfalls einiges erklären... Es war einfach nur unheimlich!!! Aber aus dieser Perspektive konnte ich das ganze wenigstens wieder einordnen.
    “Du glaubst also wirklich, ich ließe mich mit dem Einsatz bei dem Brand erpressen?“ Ich schüttelte verächtlich den Kopf. “Armer Irrer. Im Gegenteil, ich habe für diese Aktion sogar Lob bekommen. Und wenn ich mich recht entsinne, gab es da genau einen Befehl, den man vielleicht missverstehen könnte… den DU sehr laut gerufen hast. Was für ein dummer Streich des neuen Probatus. Wem wird man eher glauben, hm? Dem Centurio, der ein ausgezeichneter Kriegsveteran ist, oder dem verwirrten Rekruten, der schon vor aller Augen auf dem Campus seinen Wahnsinn demonstriert hat, und der seine verdiente Disziplinarstrafe anscheinend nicht verkraftet hat?!!“


    Ich jedenfalls fand das sehr überzeugend, ich wollte mich aufrichten und endlich hinaus aus diesem Hort des Wahnsinns, und fort von dem lauernden Schrecken, der jetzt sogar behauptete ich würde ihn brauchen - Ich ihn! Absurd! – bevor mir hier auch noch der Rest meines Verstandes verloren ging. Doch in diesem Moment brachte er ein Argument ins Spiel, gegen das alles andere belanglos wurde.
    Dieser Duft...! Ich sog ihn ein, mit geblähten Nasenflügeln, dieses himmlische Aroma, und in mir wuchs augenblicklich diese köstliche Unruhe, dieses unüberwindliches Verlangen.
    Nein, Faustus. Ich packte das Handgelenk Caecilius’, in der festen Absicht, ihm die böse Verlockung aus der Hand zu schlagen… aber dann… Nein, dann konnte ich es nicht. Ich kämpfte gegen ein ungeheures Aufwallen der Gier, ich krallte meine zitternde Hand mit aller Kraft in die Stufe auf der ich sass, suchte den Blick abzuwenden, leckte mir nervös über die Lippen, aber dann, ehe ich es mich versah, war es schon geschehen, hatte ich ihm die Kugel aus der Hand genommen, und schmeckte die öligen Krumen in meinem Mund. Es war kein angenehmer Geschmack, aber ich liebte ihn, als den Vorboten unvergleichlicher Genüsse. Und während ich mich zu Tode schämte, vor dem Verrückten der Gier nachgegeben zu haben, und während ich zugleich dem Einsetzen der Wirkung entgegenfieberte, sagte ich mir: Na und! NA UND!
    Er wollte mich manipulieren, na gut, er hatte mich manipuliert, aber ich würde ihm einfach einen Schritt voraus tun. Sollte er doch glauben, sein Spielchen zu gewinnen, so einem Irren war ich doch allemal überlegen... ÜBERLEGEN.
    Ich erhob mich, trat an ihn heran und packte ihn fest im Nacken, starrte ihm in die Augen, aus denen der Wahnsinn mir entgegenlachte.
    "Vielleicht... vielleicht könntest du das wirklich. Mir nützlich sein. Da draussen... Aber da müsste ich ganz sicher sein, dass du dich benimmst. Dass du Disziplin und Respekt an den Tag legst... und Gehorsam. Bisher hast du mir nur Ärger gemacht. Jetzt willst du brav sein? Kannst du das überhaupt? Das musst du mir schon BEWEISEN".

  • Das Knirschen des Riegels war Musik in meinen Ohren. Die langen Ermittlungen hatten sich endlich ausgezahlt. Zufrieden wandte ich mich von der dunklen Kerkerzelle ab, in der wir den (mutmaßlichen) Mörder von Octavius Cato eingesperrt hatten, nachdem wir ihn auf ziemlich abenteuerliche Weise beim großen Rattenbeissen festgenommen hatten. Was ich jetzt noch brauchte, das war natürlich ein Geständnis, aber vor dem ersten Verhör sollte der Mann erst mal eine Weile in der Zelle darben. Seine Wunden, die nur oberflächlich waren, hatte ein Capsarius versorgt. Jetzt würde der Verbrecher schmoren, alleine und im Dunklen. Ich wusste ja aus eigener Erfahrung, wie sehr das an den Widerstandkräften zehrte. Mit einer Fackel in der Hand, fröhlich das Marschlied 'Von Britanniens fernen Küsten' pfeifend, ging ich den Gang zwischen den Zellen entlang, vorbei an den schweren Türen und Gitterstäben, hinter denen Schuldige und sicherlich auch der ein oder andere Unschuldige ein erbärmliches Dasein fristeten.


    Es war eine lange Nacht gewesen, aber sie war für mich noch nicht zu ende. Ich wollte den anderen Festgenommenen gleich im Anschluß vernehmen. Voll Tatendrang nahm ich die Stufen der Treppe, die aus dem dunklen Gefängnis hinaus führte, begierig herauszufinden, was es mit dem "Katapult-Mann" auf sich hatte.

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