• Seufzend sah Livianus den jungen Mann an und schüttelte den Kopf, als er festgestellt hatte, dass es sich dabei tatsächlich um Serapio handelte. Er ging jedoch nicht auf seine entschuldigenden Worte ein, sondern sah stattdessen wieder zum diensthabenden Centurio.


    „Er ist ein Decimer! Liegt etwas Schwerwiegendes gegen ihn vor? Wenn nicht, dann werde ich ihn in meine Obhut nehmen und zurück zur Casa Decima bringen.“

  • Mit dieser Absicht hatte Minor fast gerechnet.


    "Er wurde beim zweifachen Taschendiebstahl beobachtet - die Beute konnten wir sicherstellen. Hinzu kommt, daß er mit einem Messer bewaffnet war."


    Das letztere Vergehen zog auf jeden Fall eine Geld- oder Gefängnisstrafe nach sich. Aber ob der Decimer das als schwerwiegend betrachtete? Vielleicht wenn er für seinen Verwandten bürgte und für sein Erscheinen vor dem Magistraten sorgte?

  • Mein Onkel der Legat zeigte weder Wut noch Überraschung. Er würdigte mich keines Wortes und nicht mal seines Zornes - er seufzte nur. Ein ganz leiser Laut war das, und doch so vernichtend, durchdrungen von Resignation und abgrundtiefer Missbilligung.... - und er drückte wohl auch ganz gut aus, was meine Familie so im allgemeinen von mir hielt. Wenn das überhaupt möglich war, schämte ich mich in diesem Moment noch viel, viel mehr, ich krallte meine Finger in den Stuhlrücken vor mir und hatte das Gefühl gleich vor Reue und Elend zu sterben. Doch wie das so ist, ich blieb am Leben und musste mitanhören wie der Centurio meine Schandtaten brühwarm berichtete.


    "Es war aber wirklich nur so ein ganz winzig kleines..."
    versuchte ich schwach zu protestieren,
    "...und überhaupt gar keine Waffe..."
    Doch unter dem Blick des Legaten fing mein Gesicht erneut an zu glühen. Ich wünschte sehnlich, ich hätte auch den Diebstahl abstreiten können! Warum nur, warum bloß hatte ich mich ausgerechnet jetzt so idiotisch erwischen lassen?! Ich rieb meine Nasenspitze, strich mir furchtbar verlegen das Haar hinter die Ohren, und hätte alles dafür gegeben, jetzt woanders zu sein.


    "Bitte Onkel Livianus, bitte hol mich hier raus!"
    flehte ich dann doch und hob verzweifelt den Blick vom Fußboden zu meinem Richter empor. Und schon wieder mit den Tränen kämpfend beschwor ich ihn händeringend:
    "Bitte hilf mir, bitte! Die machen mich fertig hier drinnen, völlig fertig!"
    Ich fuhr mir über die feuchten Schläfen, schniefte, und begleitete meine Worte mit einem anklagenden Deuten auf den Centurio und ganz besonders auf seinen fiesen Handlanger, den Princeps Prior neben der Türe.

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  • Nun reichte es dem Legaten und er wandte sich mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu Serapio.


    „Nun reicht es Serapio! Halte endlich deinen Mund! Ich denke du hast deiner Familie schon genug Schande bereitet, als das dich hier nun auch noch wie ein verängstigtes Weibstück aufführen musst!“


    Dann sah er wieder zum Centurio.


    „Gut…. richte Victor….ähm…. den Praefecuts Urbi aus, dass es sich bei dem Gefangenen um meinen Neffen handelt und das ich mitnehme und zur Casa Decima bringe. Er soll sich bitte mit Meridius in Verbindung setzen. Ich werde den jungen Mann in seine Obhut übergeben. Er wird sich dann auch um alles kümmern.“

  • Sedulus verzog keine Miene als der Gefangene auf ihn deutete und stand reglos mit verschränkten Armen neben der Türe. Er mußte sich sogar ein Grinsen verkenifen als der Decimer zu wimmern und jammern anfing.
    Aber er schüttelte nur mit dem Kopf.


    Er hoffte nur das Minor diesen Nichtsnutz noch eine Weile im Carcer behielt. :D





    Sim-Off:

    Edit: Sig entfernt.

  • Äußerlich blieb Minors Gesicht regungslos, als der Gefangene anfing rumzuheulen. Glück für ihn, daß es nicht sein Verwandter war, der brauchte dringend etwas Drill und Disziplin um ein richtiger Mann zu werden.


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Gut…. richte Victor….ähm…. den Praefecuts Urbi aus, dass es sich bei dem Gefangenen um meinen Neffen handelt und das ich mitnehme und zur Casa Decima bringe. Er soll sich bitte mit Meridius in Verbindung setzen. Ich werde den jungen Mann in seine Obhut übergeben. Er wird sich dann auch um alles kümmern.“


    So ohne weiteres konnte er selbst einen Legaten und Senator nicht mit einem Gefangenen abziehen lassen. Er kam sich schon fast wie ein Jurist vor, fragte aber noch einmal nach:


    "Ich übergebe also den Gefangenen in deine Obhut, Legat, beziehungsweise in die des Senators Decimus Meridius. Der Senator wird für die Anwesenheit eures Verwandten bei eventuellen rechtlichen Vorgängen und für die Zahlung eventueller Strafen bürgen?"

  • Ein verängstigtes Weibstück! Pah! Das traf mich hart. Beleidigt presste ich die Lippen zusammen, schluckte die Tränen runter und richtete mich trotz zittriger Knie möglichst gerade auf. Was konnte denn ich dafür, dass die Generationen der Decimer vor mir allesamt Heldenmut und Courage im Überfluss abgekriegt hatte? Für unsereins war da halt einfach nicht mehr viel davon übrig geblieben...
    Außerdem hatte mein Onkel der Legat doch keine Ahnung was für mannigfaltige Qualen ich gerade erst ausgestanden hatte! Und zwar pausenlos seit dem Moment als ich in dieser scheußlichen Bruchbude in Trans Tiberim aufgewacht war! Ich holte schon Luft um zu einer geharnischten Erklärung anzusetzen, aber, naja, er hatte ja gesagt, ich solle den Mund halten. Das tat ich dann auch. Sah verstockt aus dem Fenster, dachte schon wieder sehnlich an Opium und schwieg, während die Erwachsenen über mich verhandelten. Ein paar Soldaten sah ich draußen in der Ferne in einer Reihe stehen und exerzieren. Ziemlich albern sahen sie dabei aus, wie kleine Marionetten oder so.


    Doch so unerträglich die ganze Situation auch war, erfüllte es mich doch mit großer Erleichterung und Dankbarkeit, dass der Legat wirklich gedachte, mich mitzunehmen. Und sein Wunsch war natürlich Befehl. Wie höflich und beflissen sich diese Urbaner doch auf einmal gebärdeten, wie verwandelt.
    "In Obhut des Senators Decimus Meridius", das klang allerdings ziemlich unheilsschwanger. Wollte Livianus mich gar ins eisige Germanien schicken? Außerdem würde der große Triumphator Meridius, der lorbeerbekränzte Bezwinger der Feinde des Imperiums, bestimmt ganz und gar nicht erfreut sein über so jemanden wie mich.
    Aber noch mal in diesen schauerlichen Kerker zurück zu müssen hätte mir echt den Rest gegeben. Hauptsache raus hier, Hauptsache irgendwie wieder an Drogen kommen! Schnell trat ich von den Urbanern weg zu meinem Onkel hin, ungeduldig diese Mauern endlich wieder zu verlassen.

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  • Livianus nickte dem Centurio zu.


    „Genau so habe ich es gemeint. Deine Vorgesetzten sollen sich mit Meridius in Verbindung setzen. Er wird sich sowohl um die rechtliche Vertretung bei einem eventuellen Prozess kümmern, als auch um etwaige Strafzahlungen, die durch diesen Vorfall entstanden sind. Ich bürge selbstverständlich persönlich für meinen Neffen.“

  • Minor gab den Wachen das Zeichen die Tür zu öffnen.


    "Dann wäre für mich alles geklärt. Hiermit übergebe ich deinen Neffen in deine Obhut, Legat. Mögen die Götter dich auf dem Feldzug begleiten!"


    In Gedanken ergänzte Minor: Und bring meinen Bruder wieder nach Hause, ich habe nur noch den einen.

  • 'Mach jetzt keinen Mist mehr, Faustus!' , schärfte ich mir selbst dringlich ein, als mein Onkel der Legat wirklich und wahrhaftig, und ohne zu zögern, in die Bresche sprang und für mich bürgte. Das war doch einfach großartig von ihm! Ich selbst hätte mir das durchaus zweimal überlegt, bevor ich für mich gebürgt hätte.
    Es tat mir in diesem Moment noch viel mehr leid, dass ich so eine fleischgewordene Enttäuschung für ihn sein musste, und sehr kleinlaut stand ich neben ihn, sah erleichtert wie die Türe geöffnet wurde, und wäre am liebsten gleich losgestürmt in die Freiheit.
    Ich beschloss außerdem für mich, dass mein Onkel seinen Großmut in dieser Sache nicht bereuen sollte! In Zukunft würde ich anständig sein, ja, mustergültig, kein Herumtreiben mehr, überhaupt, nichts Anstößiges mehr, keine Orgien, keine Gedichte, außerdem keine Männergeschichten, keine Drogen... naja, weniger Drogen... wenn möglich... jedenfalls würde ich es ernsthaft versuchen...!

  • „Ich danke dir Centurio – sowohl für deine Hilfe, als auch für deine Wünsche. Du kannst dir sicher sein, dass ich mich bei einer passenden Gelegenheit revanchieren werde.“


    Er gab Serapio einen Wink.


    „Wir gehen! Los!“


    Dann nickte er den Miles zu und verließ gemeinsam mit Serapio die Castra Praetoria.

  • Von meinen guten Vorsätzen erfüllt, folgte ich schleunigst dem Legaten. Ich war wirklich heilfroh den Urbanern zu entkommen. Wenn auch vielleicht nicht alle Gerüchte über sie stimmten - ihre Gastfreundschaft konnte ich jedenfalls nicht weiter empfehlen.
    Dem Princeps Prior, der mit verschränkten Armen neben der Türe stand warf ich im Vorübergehen noch einen finsteren Blick zu - ach wie gerne hätte ich ihm doch seine Gehässigkeiten heimgezahlt! Vielleicht konnte ich ihn ja irgendwie anschwärzen, dachte ich hoffnungsvoll. Bei Gelegenheit. Im Moment schien mein Onkel ziemlich ungehalten... verständlicherweise... und sein Kommando zum Aufbruch erinnerte mich lebhaft an die Befehle eben jenes Princeps Prior bei meiner Verhaftung. Fehlte nur, dass er mir ebenfalls einen Strick um die Hände band!


    Natürlich folgte ich ihm auch ohne Strick auf den Fuß, und verließ die Castra - zum einen voll Erleichterung, zum anderen voll Furcht vor dem legatischen Donnerwetter, das ich dunkel und schrecklich da über mir am Himmel dräuen sah. (Und dessen bange Erwartung für den Moment sogar den Gedanken an die Droge aus meinem Kopf verdrängte!)

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  • Sedulus nickte dem Legaten wortlos zu als dieser mit dem Gefangenen durch die Tür marschierte. Für seinen "Gast" hatte er nur ein eisiges Grinsen übrig.


    Als die beiden Decimer fort waren meinte er zu Minor.


    Centurio Metellus. Glaubst Du das es richtig war ihn einfach so ziehen zu lassen?


    Wollte Sedulus wissen.

  • Minor grüßte als der Legat die Zelle verließ und warf ihrem Ex-Gefangenen doch noch einen verächtlichen Blick hinterher.


    "Wenn du fragst, ob ich ihn gerne ziehen ließ, dann lautet die Antwort: Nein. Noch einige Zeit hier hätte ihm sicher nicht geschadet. Was alle anderen Gründe anbelangt: Wir haben es hier mit einem kleinen Taschendieb zu tun, nicht mit einem Mörder. Der Legat bürgt persönlich für ihn und der Senator Decimus Meridius wird dafür sorgen, daß er zu Gerichtsterminen erscheint und die Strafe gezahlt wird. Die Decimer werden schon alles tun, damit der Junge seiner Familie nicht noch weiter Schande bereitet."


    Und selbst wenn er ein Nichtsnutz bliebe, dann würde er wahrscheinlich künftig das Geld seiner Familie durchbringen und nicht das anderer Leute. :D


    "Komm, laß uns hier rausgehen. Ich muß dann wohl denn Bericht schreiben."

  • Minor hatte mit dem was er sagte mehr oder weniger recht. Sollte sich doch die Gens Decima mit diesem Novus herumreißen. So würde er dem Staat schon kein Geld kosten sondern seiner Gens. :D Und sie mußten sich echt nicht mehr mit ihm rumärgern sondern das durfte dann das Gericht machen.


    Ja gut. Hier ist es mir eh inzwischen zuwider... 8):D


    Sedi nickte Minor zu und dann verschwanden sie aus dem Raum.


    Sim-Off:

    Edit: SIG

  • Verdammt! Trotz der späten Stunde war der andere Verhörraum besetzt. Princeps Prior Cotius versuchte dort wieder einmal, dem Falschmünzer, den er neulich erwischt hatte, seine Geheimnisse zu entlocken. Manchmal drangen die Geräusche, die dumpfen Laute der Schläge, das Ächzen des Gefangenen bis hier rüber.
    Notgedrungen hatte ich also, nachdem ich den ersten Gefangenen eigenhändig in den Carcer gebracht hatte, Paeonius eine Standpauke gehalten hatte, Furius ein Lob ausgesprochen hatte, mich frisch gemacht, meine Wange gekühlt, und die zivilen Klamotten gegen meine Uniform getauscht hatte, unseren zweiten Gefangenen, der uns beim großen Rattenbeißen unerwartet ins Netz gegangen war, hierher führen lassen. Ich hegte eine tiefe Abneigung gegen diesen Raum, deren Ursache mir natürlich ganz klar war – was die Abneigung aber kaum dämpfte.


    “Ist er bereits durchsucht?“ fragte ich Miles Marius Musca, der den Gefangenen, welcher noch immer an den Handgelenken gefesselt war, in das kahle Zimmer hineinführte.
    “Nein, Centurio.“
    “Dann tu es jetzt.“ Und während Musca sich ans Werk machte, entzündete ich mit einem glimmenden Kienspan die Öllampen, um den Katapult-Mann endlich richtig sehen zu können. Natürlich standen die Lampen strategisch günstig, ihr Licht fiel direkt ins Gesicht des zu Verhörenden, während meines bei der Befragung im Schatten liegen würde. Da meine Männer schon schliefen, bis auf die, die Nachtwache schoben, verzichtete ich auf einen Schreiber, und nahm selbst Tabula und Stylus zur Hand. Ich ließ mich hinter dem Schreibtisch nieder und betrachtete gespannt, was Musca da ans Licht förderte. Er legte alles, was er dem Gefangenen abnahm, vor mich hin, und hieß den Mann dann auf einem Stuhl vor dem Tisch Platz zu nehmen.
    “Dann erzähl mal. Wie lautet dein Name?“ begann ich ganz konventionell, in kühlem Tonfall, und nahm ihn dabei scharf ins Visier. Dieser Gefangene hatte etwas an sich, was mich irgendwie... irritierte.
    “Wo wohnst du? Was ist deine Profession? Und was, in Plutos Namen, hat dich dazu getrieben, meine Männer bei der Festnahme anzugreifen?“

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  • Ohne Widerstand hatte der Gefangene sich abführen lassen. Der Weg zur Castra Praetoria war nicht unendlich lang, doch nach seiner erschöpfenden Flucht vor dem Mob und den aufregenden Ereignissen in der Gasse erschien ihm die Marschdauer ewig. Zusätzlich schnitten die Fesseln ins Fleisch seiner Handgelenke und bereiteten doppelte Pein. Die wenigen Laternen in den breiteren Straßen konnten nicht verhindern, dass die Sicht des vermeintlichen Verbrechers verschwamm. Schwarze Ränder zogen sich immer enger um sein Sichtfeld und seine Gelassenheit wurde von Gedanken an schimmelige Kerkerzellen und brutale Verhöre angenagt. Doch so weit war er ja noch gar nicht. Er stolperte also vor sich hin und irgendwann erreichte die kleine Gruppe die Castra. Unterwegs hatten sie im übrigen erfahren was für ein Ausmaß die Schlägerei wirklich angenommen hatte und es fiel auf, dass dieser Decimus und sein kleiner Trupp nur ein geringer Teil der beteiligten Urbaner gewesen sein musste. War er der Anführer dieser ganzen Polizeiaktion? Und war er erfolgreich? Dieser lumpige Verbrecher, war der etwa das einzige Ziel des ganzen Aufwandes gewesen? Ein gleichwohl resigniertes wie auch aufgeregtes Schnaufen entfuhr dem Gefangenen, als die Porta der Castra passiert wurde. Hierher hatten die Götter ihn bisher auch noch nicht geführt.


    Wenig später erreichten sie dann endlich den Verhörraum. Sermos Sinne schärften sich, er versuchte sich jede Einzelheit einzuprägen. Doch das war ein sinnloses Unterfangen. Seine Knie wurden urplötzlich weich, sein Hals war schon lange trocken und seine Handgelenke schmerzten umso mehr. Tja, so viel zum unerschrockenen, harten Quintilius Sermo, der so viel von sich hält. Jetzt stand er in einem moderigen Loch und musste mit ansehen wie ein dreckiger Urbaner ihm sein Eigentum aus den Taschen zog. Er hatte den ganzen Weg lang bereits geschwiegen und auch jetzt gab Sermo keinen Laut von sich. Hätte er protestiert oder sich gar gewehrt, wäre seine Lage nur noch aussichtsloser geworden. Zumindest für diese Nacht, denn spätestens ein oder zwei Tage später hätte er irgendwie Nachricht an seinen Vetter richten lassen, der ihn hier natürlich herausholen würde.


    Doch jetzt starrte der Quintilier zunächst gebannt auf den Tisch. Dieser Urbaner fand nur wenige Dinge: Eine Geldbörse mit lediglich sechs Sesterzen. Ein Kordel an der sich ein knöcherner Anhänger - in Form eines Steinbocks - befand. Und letztendlich wurde natürlich auch der Dolch gefunden, den Sermo bei sich hatte. Trotzig starrte er die Männer an, die ihn hier festhielten. Er setzte sich wie geheißen und legte seine Hände in den Schoß. Das Licht der Öllampen blendete und der Gefangene verengte angestrengt die Augen zu Schlitzen. Nicht, dass er dadurch irgendwie mehr hätte erkennen können, doch die Umrisse des Centurios konnte er dennoch erahnen. Sodann begann das Verhör.


    "Iullus Quintilius Sermo." Er musste sich räuspern, denn sein Hals war noch immer vollkommen trocken. Tonlos beantwortete er weiter die Fragen. "Wohne in der Casa Quintilia auf dem Viminal am Vicus Longus. Ich bin Liktor des Praetors Purgitius Macer." Die letzte Frage beziehungsweise Unterstellung förderte ein schmales Lächeln auf Sermos müde Gesichtszüge. Er zog die Augenbrauen hoch und versuchte durch den grellen Lichtschein hindurchzuspähen. "Erstens: Ich war auf der Flucht. Zweitens: Ich habe deine Männer nicht angegriffen. Ich bin lediglich vor lauter Hast aus dem Haus gestürzt und mitten in dein Rendevouz mit dem anderen Typen hereingeplatzt." Er schluckte trocken und legte seine gebundenen Hände demonstrativ auf die Tischplatte. "Glaub mir - Centurio Decimus - ich war schlichtweg auf der Flucht vor dem wütenden Mob, der wenige Schritte entfernt eine Massenschlägerei in den Straßen Roms entfesselt hatte..." Seine Stimme war mittlerweile in beschwörenden Tonfall gekippt. Er hatte noch eine sehr gut Chance, das hier alles sinnvoll und ohne Ärger zu erklären und heil wieder aus dieser Sache herauszukommen. Im schlimmsten Fall würde er wohl auch noch Lysandra mit ins Spiel bringen müssen, doch das nur im Notfall.


    Sim-Off:

    Edit 1: Bläh, falsche Adresse meiner Casa angegeben... -_-'
    Edit 2: *hüstel* Kleine Korrektur bezüglich des Gensemblems...

  • Irritierend war nicht das richtige Wort. Als ich ihm dann gegenüber sass, als das Licht voll auf sein Gesicht fiel und die prägnant geschnittenen Züge dem Dunkel entriss... da wurde mir das klar. Er gefiel mir. Sehr! Und die lässige Mimik, die, auch in dieser nicht gerade angenehmen Situation, furchtlose Wortwahl... diese Art habe ich schon immer äusserst attraktiv gefunden. Ich stützte den Kopf auf die Hände, betrachtete ihn auf eine vollkommen andere Weise, als noch vor einem kurzen Moment, und seufzte innerlich. Ach!
    Zu schade, dass wir uns nicht unter anderen Bedingen über den Weg gelaufen waren. Aber wie die Dinge standen, musste ich ihn verhören. Musste professionell sein. Ach!
    Wie gut, dass die Beleuchtung so geschickt plaziert war. Ich blinzelte, riss meinen Blick kurz los und machte mir Notizen auf der Tabula. Was der Mann sagte, und wie er es sagte, klang eigentlich recht plausibel. Allerdings war ich mir gerade nicht so ganz sicher, ob ich noch objektiv war? Tief durchatmen. Auf die Arbeit konzentrieren. Ruhig Blut, Soldat...


    Klar war jedenfalls, allein anhand seiner Sprechweise, des gepflegten Lateins, dass der Mann nicht aus der Subura kam. Die Gens Quintilia war meines Wissens nach eine respektable Familie. Und hatten sie nicht irgend so ein gehörntes Tier als Wappen? Ich griff nach dem Anhänger, besah ihn mir und überlegte, ob ich einen Soldaten rüber zu den Prätorianern schicken sollte, da gab es doch einen quintilischen Centurio, der könnte seine Identität bestätigen. Aber als aufrechter Urbaner und vor allem Ex-Primaner wollte ich mir nur im Notfall Unterstützung bei den Kollegen in Schwarz holen.
    Ein Liktor des Praetors? Das erstaunte mich. Und es schoß mir durch den Kopf, dass ich es mir natürlich nicht mit dem Praetor, der ja auch die Academia kommandierte, verderben wollte. Aber ich tat ja wirklich nur meine Pflicht.
    Quintilius Sermo, wenn er denn wirklich so hieß, war entweder ein richtig guter Lügner, oder er sprach die Wahrheit.


    “Mhm. Das ist ja ein erstaunlicher Zufall.“ kommentierte ich seine Geschichte trocken. Mit Mühe sah ich über die gefesselten Handgelenke hinweg, ich wusste, dass das verteufelt weh tun konnte, aber so schnell war ich noch nicht bereit ihm Glauben zu schenken. Zunächst ergriff ich den Dolch, der da vor mir auf dem Tisch lag. Ich hielt meine Hand quer neben die Klinge, als ob ich deren Länge überprüfen würde, auch wenn es offensichtlich war, dass sie mehr als eine Handbreit maß.
    “Du weißt sicher, dass du alleine für das Tragen dieser Waffe innerhalb des Pomeriums eine ganze Weile in unseren Carcer wandern kannst?“ meinte ich, so unbarmherzig wie möglich. Ich wollte ihn aus dem Konzept bringe, aber das war echt nicht einfach, so sehr wie der im Gegenzug mich aus dem Konzept brachte. Dabei war das mit den Waffen auch so eine Sache... eigentlich bin ich der Meinung, man sollte jeden, der nachts unbewaffnet in die Subura geht, wegen Dummheit in den Carcer werfen und nicht umgekehrt. Unbewusst rieb ich mir meine Narbe, und zuckte zurück als ich die malträtierte Wange berührte. Morgen würde ich bestimmt ein blaues Auge haben.
    “Was hast du mitten in der Nacht in der Subura gemacht? Warst du beim Rattenbeissen? Was hast du dort getrieben? Warst du alleine dort oder in Begleitung?“ Ich stellte die Fragen scharf, und schnell hintereinander, damit er keine Zeit zum Nachdenken hatte. “Und du widersprichst dir, Quintilius, du sagst, du seist vom Platz des Rattenbeissens aus vor der Schlägerei geflüchtet, ich habe dich jedoch aus einer Insula herauskommen sehen, als du dich auf meine Männer gestürzt hast! Ja was denn nun?!“

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  • Die anfangs angenehme Wärme der Öllampen erschien Sermo bald als viel zu heiße Quälmittel. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, der sich mit dem Straßenstaub und Matsch vermischte. Er wischte sich mit dem Stoff seines Mantels - der ohnehin völlig versaut war - durchs Gesicht und machte es damit fast nur schlimmer. Eine kurze Pause entstand, dann ratterte der Centurio erneut los. Des Dolches wegen konnte Sermo allerdings schnell unangenehme Bekanntschaft mit den hiesigen Verwahrungszellen machen. Die Aussicht auf einen längeren Aufenthalt bei diesen gewiss sehr freundlichen Gastgebern stimmte ihn nicht gerade begeistert. Jetzt brach ihm der Schweiß nicht nur der Hitze wegen aus. Die Handflächen waren schon längst feucht geworden, doch seine Unruhe wollte der Quintilier sich nicht anmerken lassen...durfte sie sich nicht anmerken lassen! Er schluckte noch einmal trocken und rang sich zu einem spitzen Kommentar bezüglich des Pomeriums durch. "Und du weißt sicherlich auch, dass ich nachts unbewaffnet in der Subura tot in der Gosse lande, ja?" ...weil die Cohortes Urbanae ja eine so hundsmiserable Arbeit in der Verbrechensbekämpfung leisten, hätte er beinahe hinterhergeworfen. Doch diese Beleidigung konnte er gerade noch herunterschlucken, als ihm klar wurde, dass er hier nicht so sehr den großen Macker spielen sollte. Verflucht Sermo, beherrsch dich! Eins hatte er nämlich in Griechenland gelernt: Im richtigen Moment stoische Ruhe zu bewahren. Wenn es eben darauf ankam. Auch, wenn ihm in diesem Moment - zum zweiten oder dritten Mal in dieser Nacht - das Herz in die Hose zu rutschen drohte. "Ich war beim Rattenbeißen, allein. Wollte Ultor siegen sehen. Und ich wiederspreche mir nicht, Decimus." Er holte tief Luft, um die kurze Episode darzulegen. "Da das Rattenbeißen in einem desaströsen Aufruhr unterging und überall plünderndes Volk herumrannte, sah ich keine andere Möglichkeit, als mich in einen Hauseingang - eben dieser Insula - zu retten. Hab mich dort eingeschlichen, das Gebäude durchquert und bin am anderen Ende wieder 'rausgekommen. Und bin über deine Männer gestürzt, nicht auf sie!" Dieser Kerl dachte wohl er könnte Sermo langsam weichklopfen? Ha! Dazu müsste er schon...mit Folter drohen...oder mit Prügel...oder mit Leid an seiner Familie...oder...oder...oder in einem finsteren Verhörraum sitzen und ihn so lange mit Fragen löchern, bis er sich schließlich die Unterkleider vollschiss! Wieder verschmierte Sermo Schweiß und Dreck seiner Stirn und der prägnanten Nase. Tief durchatmen. Langsam ein- und langsam wieder ausatmen. Jaa, so ist's gut.

  • Er sah so gut aus, wenn er sich aufregte. Und der ganze Schmutz, den er sich gerade im Gesicht hin und her wischte... über die hohe Stirn und die klassische Nase... das gab ihm so eine verwegene Note. Ich sah einfach nur hin... hätte diesen Anblick gerne noch viel länger vor Augen gehabt... aber seltsam, mir war, als würde er mich an irgendetwas erinnern. Faustus, reiß dich zusammen! Heiß war es hier drinnen geworden. Ich lockerte mein Focale, fuhr mir über den Nacken, zuckte dann bloß die Schultern zu seinem berechtigten Kommentar.
    “Dura lex, sed lex.“
    Er blieb bei seiner Geschichte, brachte sie ohne Zögern vor, aber ganz so ungerührt wie er sich am Anfang gegeben hatte, wirkte er jetzt nicht mehr.
    “Dann kannst du mir bestimmt sagen, wieviele Ratten Ultor erwischt hat.“ fuhr ich leichthin fort, und griff nach der Geldbörse, leerte ihren Inhalt auf den Tisch und begutachtete ihn. Es interessierte mich nämlich, ob ich einen Wettschein darin finden würde. Die Sesterzen waren jedenfalls nicht sehr zahlreich. Ich legte sie zurück in den Beutel und richtete wiederum meinen Blick auf dieses faszinierende - will sagen verdächtige - Antlitz. Und als hätte ich all seine Beteuerungen gar nicht gehört, insistierte ich noch ein bisschen. Ich erhob mich und ging um den Tisch herum auf ihn zu, während ich die nächsten Fragen stellte, und Musca, der das Spiel gut kannte, rückte ihm gleichzeitig von der Seite her näher. Nun hatten weder Musca noch ich das Aussehen brutaler Schlägertypen, trotzdem war dieses Manöver für gewöhnlich der Bedrängnis förderlich. Direkt vor dem aparten Verdächtigen blieb ich stehen und schoß von oben meine Fragen wie scharfe Pfeile ins Blaue hinein.
    “Was verbindet dich mit dem Mann, dessen Festnahme du da beinahe vereitelt hättest? Ich versichere dir, Quintilius, er wird dir deinen Einsatz nicht mehr danken können. Ist dir bewusst, dass der, mit dem du dich da eingelassen hast, ein gesuchter Meuchelmörder ist?!“

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