Da ich für einige Zeit von der Internetwelt abgeschnitten war, kommt mein Beitrag nun ein bisschen später. Vielen Dank nochmal an Macer, dass er mir dies erlaubt hat.
Victor erhob sich nun auch einmal.
"Ich denke bei dieser Diskussion sollte man die äußeren bzw. eher noch die inneren Umstände des Reiches nicht außer Acht lassen.
In Zeiten der inneren Unruhen und Bürgerkriege sorgten immer Kaiser mit militärischer Vorbildung, wie Augustus oder Vespasian. Beleuchten wir die Situation zur zeit Vespasians noch mal genauer: Nach dem Tode Neros, unter dem er schon Statthalter in Judäa war, erkannte er zu Beginn des Vierkaiserjahres erst noch Galba an, fühlte sich aber dann doch berufen mit den Osttruppen die Herrschaft an sich zu bringen. Im Folgenden bewies er seine militärische Befähigung und seine Beliebtheit bei den Truppen, siehe dem Anschluss der Donaulegionen. Schließlich war er sogar so beliebt, dass er nicht zu übertriebenen Geldzuwendungen greifen musste, um die Soldaten bei der Stange zu halten.
Mit der Macht seiner Truppen konnte er nun Vitellius besiegen, das Reich befrieden und reorganisieren. Kurz um: Er beendete die Wirren des Vierkaiserjahres, schuf für seine Nachfahren wieder geordnete Verhältnisse und überließ seinem fähigem Sohn Titus auch militärische Operationen."
Kurz räusperte sich Victor, dann zog er eine andere Wachstafel mit Notizen hervor.
"Stellen wir dem militärisch erfahrenem Vespasian nun den unerfahrenen Otho gegenüber. Für beide galt die gleiche Bürgerkriegssituation des Vierkaiserjahres, aber Otho hatte vor Amtsantritt keinerlei engeren Kontakt zum Militär. Sein Rückhalt bei den Prätorianern und den Donaulegionen beruhte nur auf Versprechungen nicht auf handfesten Erfahrungen. Im Gegensatz zu Augustus verstand er es auch nicht den Rat seiner Berater richtig zu beurteilen und stürzte sich entgegen ihres Vorschlages nach seiner ersten - für einen Teil seiner Truppen vernichtenden - Niederlage in sein Schwert.
Man sieht also hieran, dass äußere Einflüsse eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf den "richtigen" Karriereweg haben. Militärisch kompetente Befehlshaber konnten sich länger oder eben im Falle von Augustus und Vespasian endgültig an der Macht halten, während einem unausgebildeten Otho der Untergang schon vorhergesagt werden konnte.
Für die zu Beginn ihrer Amtszeit unerfahrenen Kaiser, wie Domitian oder Claudius war ein geordnetes Reich gegeben und folglich hatten sie die Zeit sich ihre militärische Erfahrung zu erarbeiten.
Meines Erachtens nach kann deshalb eine militärische Vorbildung nicht von Schaden sein, ist aber zu Zeiten von innerer Ruhe im Reich nicht zwingend Muss."