Officium Scribarum - Arbeitszimmer der Stadtschreiber

  • | Potitus Asinius Celer


    "Salve Helvetius! Dein erster Tag heute? Du arbeitest dem Mercatuus zu, oder?", grüßte Celer erst einmal freundlich und betrieb ein bisschen Smalltalk, während er den Helvetier mit einer Geste zum Folgen aufforderte. Es ging vorbei an so einigen Schreibpulten, aufgeräumten, unordentlichen, übervollen, beinahe leeren und völlig leeren. An manchen wurde gerade gearbeitet, an manchen Pause gemacht, andere waren zur Zeit unbesetzt. Vor einem der leeren, unbesetzten Plätze blieb der Asinier stehen und drehte sich zu Ocella um.
    "Du kannst den hier am Fenster nehmen oder den dort drüben bei den Regalen. Sind beide noch - oder eher: wieder - frei.", stellte er den Neuen vor die Wahl. Celer selbst hätte sich wohl für den Fensterplatz entschieden, weshalb er den Helvetier auch erstmal hierher geführt hatte. Aber letztlich musste das jeder Scriba selbst wissen, wo er am besten arbeiten könnte. Mit einem freundlichen Lächeln wartete er die Antwort ab und spekulierte eventuell auch auf einen kurzen Plausch über den neuen Vorgesetzten des Helvetius.




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  • Das bekannte Gesicht des Asiniers beruhigte Ocella nach dem seltsamen Zusammentreffen mit dem Aedil wieder. Jedenfalls grüßte er ebenfalls mit einem Salve, Asinius! und ließ sich dann zu einem Fensterplatz führen. Er hatte wirklich Glück gehabt - zwar nicht unbedingt mit dem Vorgesetzten, aber doch mit dem Arbeitsplatz. Er hatte eigentlich erwartet, irgendwo am Mittelgang untergebracht zu werden, wo ihm jeder auf den Arbeitsplatz hätte gucken können. Vielen Dank. Ich nehme gerne den Arbeitsplatz hier am Fenster.


    Als er sich jetzt umsah, saß vor ihm ein älterer Scriba, vermutlich ein Sklave oder Freigelassener, und hinter ihm einer im mittleren Alter. Sein Arbeitsplatz war noch von allen Akten leer. Das würde sich aber spätestens dann ändern, wenn die übrigen Scribae des Aedilis Mercatuus mitbekamen, dass er sie nun unterstützen würde. Er hatte natürlich die vielen übervollen Tische gesehen und sprach nun zu Asinius: Lass mich raten: Die Scribae mit den übervollen Tischen arbeiten dem Aedilis Mercatuus zu? Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Allerdings erstarb es schnell wieder, als er drei Akten erblickte, die plötzlich auf dem bisher leeren Tisch lagen. Er hatte keine Ahnung wo diese plötzlich herkamen, aber vermutlich kamen sie von Scribae, die die Frage des Asiniers zu seiner Zuordnung mitbekommen hatten und nun ihre eigenen Arbeitsplätze etwas leeren wollten.

  • | Potitus Asinius Celer


    "Gut, dann ist das von nun an dein Schreibtisch hier.", stellte der Asinier zufrieden fest. Als Scriba eines der höchsten Männer der Civitas, der zudem noch deutlich mehr verdiente als jeder andere in diesem Raum, hatte Celer natürlich auch zusätzliche Pflichten bekommen und koordinierte so beispielsweise in diesem Officium noch diese und jene zusätzliche Kleinigkeit - wie eben die Schreibpultfrage.
    "Nicht alle. Der da vorne, der Aegypter mit den schwarzen Haaren, dessen Namen hier keiner so richtig aussprechen kann, der arbeitet beispielsweise dem Quaestor zu. Der macht den ganzen Tag nichts anderes als Zahlen hin und her zu schieben, um die Bilanzen zu schönen, mit denen der Quaestor am Ende seiner Amtszeit glänzen will. Außerdem ist er es auch, über den die Bezahlung hier läuft. Dem solltest du also in den nächsten Tagen deine von deinem Vorgesetzten unterzeichnete Tabula geben, wo drauf steht, wieviel du bekommen sollst. Ich glaub, in drei oder vier Tagen legt er dem Quaestor seine neusten Vorschläge vor - und im Anschluss daran gibts dann vor dessen Officium das Geld.", erklärte der Asinier gleich mal ein bisschen, was wichtig war. - Und wozu arbeitete man hier, wenn nicht, um am Ende der Woche auch ein entsprechendes Gehalt mit nach Hause zu bringen?!


    "Und die Arbeit mit diesem Herennius geht besser, als du jetzt vielleicht noch denkst. Dein Arbeitsplatz wird zwar immer gut gefüllt sein, aber nachdem du jetzt einmal bei ihm dein Einführungsgespräch hattest, musst du ihn aller Voraussicht nach erst am Ende dieser Amtsperiode wieder sehen, wenn er wissen will, was er in seiner Amtszeit so alles geleistet hat.", zwinkerte Celer dem Neuen zu.
    "Also, das hat zumindest Herennianus *, der Typ da drüben, erzählt. Und als ehemaliger Leibeigener muss der's ja wissen. Mit Fragen, die den Arbeitsbereich des Aedils betreffen, kannst du dich getrost an den wenden. Der ist sozusagen der Draht von hier zum Aedilis Mercatuus. Für allgemeine Fragen bin ich dein Mann. Mein Platz ist der dort... mit..." Was bei den Göttern? Lag da eine Blume auf seinem Platz?! Schnell scannten die Augen des Asiniers das Officium, doch keine Spur mehr von der Dame... Mist! Das war schon die dritte diese Woche...


    Sim-Off:

    * Damit du nicht so allein bist: der NSC Herennianus ist für dich! :)
    Du kannst aber selbstverständlich gern auch noch mehr 'Leidensgenossen' simmen, wenn du willst.



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  • Ocella schaute jeweils in die Richtungen, die ihm vom Asinier aufgezeigt wurden. Der erste Blick ging zu dem Ägypter, der grade wieder eine Zahlenkolonne auf eine Tafel schrieb, wie wild alles zusammenrechnete, um die Rechnung danach wieder zu verwerfen. Danach ging sein Blick zu Herennianus, der, als er seinen Namen hörte, sich kurz umdrehte, dem neuen kurz zunickte und sich dann wieder in die Akten vertiefte. Herennianus hieß also der ältere Freigelassene vor ihm. Wenigstens einer, an den er sich wenden konnte. Zuletzt ging sein Blick auf den Tisch des Asiniers. Dieser war mit einer Blume geschmückt. Du meinst den mit der Blume? Auch eher ungewöhnlich, dass die Tische hier geschmückt werden? Er zwinkerte dem Asinier zu, war eine solche tiefrote Blume doch immer ein klares Symbol.


    Zwei Frage noch: Wo finde ich die Arbeitsgeräte, also Papyrii, Wachstafeln und Griffel für die Schreibarbeit? Und wo bekomme die Lampen und das Öl für mögliche Nachtschichten? Diese waren nach dem Arbeitspensum der anderen Scribae des Aedilis Mercatuus sehr wahrscheinlich, weshalb er das sofort ansprach, bevor er irgendwann nachts durch die Gänge irren und danach suchen musste.

  • | Potitus Asinius Celer


    Es dauerte einen kurzem Augenblick, bis der Asinier wieder völlig bei Ocella war.
    "Äh... ja, genau den. Und wenn du die Frau siehst, die das macht, also das mit Blumen schmücken, dann gibt mir bitte schnellstmöglich Bescheid." Ja, lange würde sie das sicherlich nicht mehr schaffen, sich immer klammheimlich hier reinzuschleichen und ihm unbemerkt das Grünzeug auf den Tisch zu legen. Spätestens unter Mithilfe seiner Kollegen - natürlich nur der netten und einigermaßen vertrauenswürdigen - würde sie auffliegen. Und dann... ja, dann wäre er erst einmal sehr interessiert daran, wer soetwas tat. Einer sittsamen Römerin würde er das nämlich nicht unbedingt zutrauen...


    "Griffel sind da vorn im ersten Regal. Oben die längeren und unten die kürzeren, falls jemand darauf Wert legt...", grinste Celer über seinen Witz. Wonach und wozu die überhaupt sortiert waren, entzog sich allerdings seiner Kenntnis. Unsinn und pure Beschäftigungstherapie, wenn man ihn fragte. Aber andererseits: Irgendwelche niederen Strafarbeiten musste es ja geben, bei denen der Bestrafte keinen Schaden anrichten könnte.
    "Direkt daneben findest du die Tabulae. Auf manchen steht vielleicht noch etwas darauf. Das ist dann aber nicht mehr wichtig und kann glatt gestrichen werden. Die kannst du also trotzdem getrost verwenden. Dennoch lautet eigentlich die Regel: Erst glätten, dann zurücklegen. Der Rest auf dieser Seite sind beschriebene Tafeln, also von dort bis dahin. Die solltest du folglich nicht einfach glattstreichen und wiederverwenden. Ähm... Dann... Die Papyri lagern dort, auf der anderen Seite. Unten sind die leeren und in den kleinen Fächern im oberen Bereich die beschriebenen. Das kannst du auch ganz einfach dadurch auseinanderhalten, dass alles Beschriebene in der Regel als Rolle aufbewahrt wird, während die unbeschriebenen Seiten... eben nicht gerollt sind." Hm... Ja, den Nachsatz hätte er sich jetzt irgendwie auch schenken können. Aber gut, weiter im Text:
    "Öllampen stehen dort... und dort in den Ecken bei den Fenstern. Da findet man sie schließlich bei Dunkelheit noch am ehesten. Sollte dir das Öl mal ausgehen, dann nimm einfach eine neue vom Tisch. Die werden regelmäßig aufgefüllt. Du kannst aber natürlich gerne auch selbst nachts runter in den Keller gehen. Beklag dich dann aber nachher nicht, wenn du dann von irgendwelchen schauerlichen Lemuren verfolgt wirst..." Wieder grinste der Asinier. Ja, nachdem er Blumen bekommen hatte, war er immer einige Zeit besonders gut gelaunt...


    "Sonst noch Fragen?"




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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Der Helvetier schüttelte den Kopf. Nein, das war es erstmal an Fragen. Er schaute wieder auf seinen Tisch und auf den drei Akten, die grade noch auf diesem lagen, lagen nun wieder drei neue. Beim Asinier schienen sich Blumen zu sammeln, bei ihm die Akten...


    Er schluckte kurz. Wenn das so weiter ginge... Er rechnete es kurz hoch... Nein. Das ging nicht. Er ließ seinen Blick nicht mehr vom Tisch weichen und schloss das Gespräch dann ab Falls es noch was gibt, richte ich mich dann erstmal an Herennianus oder - wenn es was Größes gibt - an dich, wenn das in Ordnung ist.

  • | Potitus Asinius Celer


    "Gut. Dann meld dich einfach, wenn etwas sein sollte. Ich wünsch dir einen guten ersten Arbeitstag. Vale!", verabschiedete sich Celer nun also freundlich und zog ab. Auf dem Weg zu seinem eigenen Pult gab er noch zwei anderen Schreibern Anweisungen verschiedene Akten zu holen. Als Scriba eines der Duumviri stand der Asinier hier schließlich nicht ganz am Ende der Nahrungskette...




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  • Zwischen den Unterlagen auf Ocellas Schreibpult fand sich eines Morgens auch die folgende, eher dezent platzierte Tabula:


    Ad manus Scribae T. Helvetii Ocellae



    Salve,


    Der Duumvir Iulius erwartet dich morgen gegen Ende der achten Stunde, direkt im Anschluss an seinen Termin mit dem Hafen-verwalter Sulpicius, mit Schreibzeug gerüstet in seinem Officium.


    Im Auftrag des Duumvir,
    P' Asinius Celer

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  • Ocella nahm die Nachricht des Duumvirn zu Kenntnis und strich den Wachs auf der Tabula danach wieder glatt. Die Tabula lag unter einer Akte, die es durchzuarbeiten galt, was für sich sprach. Normalerweise landeten solche Nachrichten ganz oben auf dem Stapel. Daher legte er die Tabula neben die übrigen Akten und würde die Nachricht auch diskret behandeln.

  • Wie ihm von Asinius Celer gesagt wurde, ging er nach der Gehaltsverhandlung mit dem Duumvir ging Ocella mit der Tabula zu dem Scriba des Quaestors. Dieser hatte einen unaussprechlichen Namen, irgendwas mit -af am Ende, allerdings hatte Ocella nur wenig Lust darüber zu stolpern, weshalb er nur mit einem knappen aber freundlichen Salve grüßte.


    Der Ägypter schaute von seinen Zahlenkolonnen auf, fixierte den Helvetier und und legte dann den Stilus beiseite. Du bist de neuä Sciba vom Aedil ichtig? sagte der Ägypter mit deutlichem ägyptischem Akzent. Es geht bestimmt um deinän Lohn. Sonst machän die Scibae hie ja eine Bogen um mich. Die habän ja nu Angst vo Zahlen. Der Ägypter grinste über seinen Scherz und schaute den Helvetier dann erwartungsvoll an.


    Ocella lächelte leicht und reichte ihm die Tabula mit der Gehaltsfestsetzung.


    Ad manus Quaestoris


    Der Scriba Ostiensis Titus Helvetius Ocella, dessen Großvater Helvetius Gracchus eins bereits das Duumvirat der Civitas Ostia bekleidete, verdient aufgrund dessen - von seinem ersten Arbeitstag als Scriba an - den Satz von CL Prozent des Schreibergrundgehaltes, das heißt XXX Sz. pro Woche.


    Marcus Iulius Dives
    DUUMVIR - OSTIA



    Der Ägypter las sich den Text durch und stieß einen leisen Pfiff aus. Da fängt de junge He ja sofot mit 30 Sestäzen an. Zum Glück hattäst du einen bekanntän Goßvate, Helvetius...


    Ocella fühlte sich etwas unwohl, da er den Äypter nur schwer einzuschätzen wusste. Als der dann aber nickend die Tabula beiseite lag und ihm noch einige nette Worte mit auf den Weg gab bedankte sich der Helvetier und ging dann wieder zu seinem Tisch. Wieder ging ihm durch den Kopf, dass er noch deutlich souveräner werden müsste, wenn er tatsächlich in die Politik gehen wollte. Zum Glück hatte er dafür noch ein bisschen Zeit.

  • An diesem Tag stand ein normaler Arbeitstag an. Nachdem er einige Worte mit dem freigelassenen Herennianus vor ihm und dem Scriba Pacatus, der etwa in seinem Alter war, gewechselt hatte, machte er sich daran, seinen Tisch von einem Großteil der Akten zu befreien. Wie immer waren es vor allem Beschwerden kleinerer und mittlerer Händler, deren Schiffe im Hafen nicht anlaufen konnten. Unter alle Beschwerden schrieb er die gleichen Worte Die Classis Misensis hat absolute Priorität. setzte sein Kürzel darunter und leitete die entsprechenden Akten dann zur Unterschrift an den Aedil weiter. So arbeitete er schnell die obersten acht Akten durch und hatte bereits ein gutes Drittel hinter sich gebracht, als er eine dritte, bereits sehr dicke Akte zur Hand nahm. Es handelte es sich um die Beschwerde eines Großhändlers, der regelmäßig Waren aus Aegyptus und den östlichen Provinzen erhielt. Anders als die vorherigen Akten bezog er seine Waren direkt über den Hafen von Misenum, der jetzt natürlich wie leergefegt war, sodass er seine Bestellungen ausweiten konnte. Allerdings verweigerte ihm der Aedil seit seinem Amtsantritt seine Verkaufslizenz in Ostia zu erneuern.


    Ocella las sich die Akte genau durch, studierte die angehängte Korrespondenz und in ihm stieg immer stärker die Frage auf, warum dem Händler der Verkauf in Ostia verboten wurde. Nochmal studierte er die Akte und stieß dann auf einen Hinweis in einem Brief an den Aedil. Warum dieser nicht unterschlagen wurde, konnte sich Ocella nicht erklären, da die Worte des Händlers deutlich waren. "Weil du eines Tages zu meinem Verkaufsstand kamst und ich dir nicht sofort mehrere der teuren Perlenketten aus Syria zu einem Spottpreis überantworten wollte, blockierst du meinen Handel" Ocella lächelte. Gekränkte Ehre und Geiz... Er machte sich Notizen, zählte die Dokumente durch und schrieb dann auf eine Tabula: Akte T.L. III, Dokument XXVI, Seite II, Zeile XXXIX." Diese Tabula steckte er in eine Tasche, legte die dicke Akte wieder an ihren Platz und nahm dann die nächste Akte zur Hand.

  • Die Nacht näherte sich und ein Großteil der Scribae hatte bereits das Officium verlassen. Der Aegypter verließ grade seinen Arbeitstisch, grüßte Ocella freundlich und war dann verschwunden. Nur noch Herennianus saß vor ihm, würde aber aufgrund seiner schlechten Augen wohl auch bald seine Arbeit beenden. Als Ocella aufstand, um sich eine neue Öllampe zu holen stand auch Herennianus auf und begleitere den Helvetier zum Tisch mit den Öllampen. Beide nahmen dabei ihre leeren Lampen mit und stellten sie beiseite, sodass sie neu aufgefüllt werden konnten. Herennianus verabschiedete sich jedoch ebenfalls und so war Ocella nun alleine. Als neue Scriba war es nicht ungewöhnlich, dass er länger arbeitete, da er jedoch gut arbeitete, hätten aufmerksame Scribae bereits ihre Schlüsse ziehen können. Ocella nahm die Öllampe, sucht nach der Akte des Großhändlers vom Vormittag und nahm sie mit zu seinem Tisch. Dort schlug er die notierte Stelle auf nahm das Dokument heraus und schrieb die entscheidenen Stellen in eine Tabula.


    Ad manus Marco Iulio Divi
    Villa Iuliana, Ostia


    Salve Duumvir,


    anbei sende ich dir Auschnitte aus einem Brief, der mir heute in die Hände gefallen ist. Es handelt sich um einen Brief des Großhändlers Titus Lavenius, der meines Wissens nach über ein Vermögen verfügt, das groß genug ist, um sich ein stattliches Haus in Ostia zu leisten und unregelmäßig mittelgroße Feste zu veranstalten. Er wird für jede Hilfe, die ihm gegeben wird, dankbar sein und auch die Civitas kann von seinem Handel nur profitieren.


      Salve Aedilis Herennius,


      seit eurem Amtsantritt nun ist es mir nicht mehr möglich, meine Waren in Ostia zu verkaufen. [...] Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Ostia und würde auch gerne dort meine Geschäfte weiterführen. [...] Weil du eines Tages zu meinem Verkaufsstand kamst und ich dir nicht sofort mehrere der teuren Perlenketten aus Syria zu einem Spottpreis überantworten wollte, blockierst du meinen Handel. [...] In der Hoffnung, dass ich meine Geschäfte in Ostia bald wieder aufnehmen kann.


      T. Lavenius


    Nach dem Aktenstudium besteht kein nachvollziehbarer Grund, dem Großhändler seine Geschäfte in Ostia zu versagen. Falls du weiteres Interesse an der Akte hast, findest du sie unter der Kennung AM/T.L. III im Archiv.


    Vale,
    H.O.


    Er las sich den Text noch mal durch, korrigierte Fehler und versiegelte die Tabula dann mit einem neutralen Siegel, das jeder Scriba für vertrauliche Briefe auf dem Arbeitstisch liegen hatte. Dann steckte er die Tabula in seine Tasche, löschte die Öllampe und verließ das Officium.

  • Wieder saß Ocella an seinem Arbeitstisch und arbeitete Akten durch. Manchmal galt es nur, neue Korrespodenzen in die Akten einzuorden. Aber oft ging es auch um Anfragen oder Anträge, die es zu bearbeiten galt. Auch hier galt es vor allem, Prüfungen vorzunehmen, einen Ablehnungs- oder Annahmetext zu schreiben, sein Kürzel darunter zu setzen und zur Unterschrift an den Aedil weiterzuleiten. Als er gestern mal wieder an der Reihe war, dem Aedil die Akten zur Unterschrift vorzulegen, hatte er mal wieder dessen Arbeitsmoral erfahren dürfen. Mit einem Stapel privater Briefe auf dem Tisch nickte er schnell, unterschrieb die Akten, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen und schickte den Scriba dann ins Archiv, um die Akten wieder einordnen zu lassen.


    An den seltenen Tagen, an denen der Aedil Außentermine wahrnahm, musste man ihm die Akten frühzeitig bringen, da er pflegte, direkt nach dem Termin nach Hause zu gehen. In dringenden Fällen beherrschte sein Freigelassener Herennianus die Unterschrift des Aedils und setzte dann hinter dem Kürzel des Bearbeiters sein eigenes... Oft genug ärgerte sich Ocella darüber, dass Herennius kaum anwesend war und stattdessen den Händlern das Leben schwer machte. Immer deutlicher wurde dem Helvetier, dass er die nächste Wahl gewinnen musste.


    Wieder lag ein Antrag vor ihm. Dieser war gut begründet und so schrieb er einen Bestätigungstext, setzte sein Kürzel dahinter und legte sie auf den Ablagestapel für den Aedil.

  • Nach dem Gespräch mit dem Procurator Annonae Germanicus Aculeo hatte sich Ocella damit beschäftigt eine Liste mit den zu Ostia gehörigen Getreidehöfe zusammenzustellen. Diese Liste hatte er gestern fertiggestellt und auf seinem Platz belassen. Interessanterweise landeten immer neue Akten auf seinem Tisch; dass eine Akte aber von seinem Tisch verschwand, ohne bearbeitet worden zu sein, war bislang noch nie geschehen.


    Heute hatte er nun die geprüft, ob Höfe mit ihren Lieferungen in Verzug waren und ihr Getreide stattdessen zu Wucherpreisen auf dem Markt oder anderswo anboten. Hierzu schickte er Sklaven dorthin, die ihm am Abend zu ihren Beobachtungen Bericht erstatten sollten. Deswegen musste er heute seine Arbeitzeit verlängern, da es die Sklaven mit den gestellten Fristen nicht allzu genau nahmen. Es gab dazu eine gehörige Standpauke, jedoch gab es niemanden, der sich der Gefahr aussetzte, sich mit den Getreideverwaltern anzulegen.


    Stattdessen gab es aber den einen oder anderen säumigen Lieferanten, die anzumahnen waren. Auch hierzu galt es eine Liste zu erstellen, die an den Procurator weiterzuleiten war, was Ocella aber nun auf morgen verschob. So legte er eine Akte für diesen Vorgang an, sortierte dort alle damit verbundenen Unterlagen ein und legte die Akte dann oben auf den Stapel "Unerledigt", den er mittlerweile mit Routine bis zum Abend zum großen Teil abarbeiten kann.

  • | Potitus Asinius Celer


    Sichtlich etwas aufgeregt kam der Asinier ins Officium Scribarum und steuerte zielsicher den Schreibpult des Helvetius Ocella an. Celer kam gerade direkt von seinem Patron, den er wiederum direkt nach Eintreffen dieser Botschaft aufgesucht hatte. Sogleich begann er auch unvermittelt zu erzählen:


    "Salve Helvetius! Es gibt Arbeit..." Gab es die nicht immer und gerade für den Stab des Herenniers? Egal.
    "Ich meine wichtige Arbeit! Der neue Curator Rei Publicae hat seinen Besuch angekündigt und wird später am Tag hier vorbei kommen!", zeigte Celer dem Helvetius das Schreiben und gab ihm etwas Zeit dieses zumindest kurz zu überfliegen.
    "Der Iulier und der Cassier haben beide keine Ahnung, wer der neue Mann auf diesem Posten ist... das steht ja leider nicht da. Daher gilt: Es muss mit allem gerechnet werden!", gab er weiter, was ihm zuvor Dives gesagt hatte.


    "Der Duumvir Iulius will insbesondere auch dich, Helvetius, mit dabei haben, wenn der Curator hier eintrifft. Du bist schließlich der Kontaktmann des Herennius zum Procurator Annonae! Du sollst... Moment...", begann der Asinier kurz eine Tabula mit einer längeren Liste hervorzukramen. Diese Liste jedoch war keineswegs für Ocella allein bestimmt, wie es wohl beim Herennier üblich gewesen wäre, sondern beinhaltete alle Aufgaben, die zu diesem Anlass an die Mitarbeiter der Curie verteilt werden sollten.
    "Ah, da hab ich dich! Du sollst alle entsprechenden Unterlagen bereit halten, die im Zusammenhang mit der Procura Annonae stehen und diese schnellstmöglich und mit höchster, mit duumvirischer Priorität bei Ostianus, dem Vorzimmerbeamten der Duumviri hinterlegen. Weiterhin hat der Duumvir, weil er mich ebenfalls bei den Finanzen braucht, ..." Immerhin sollte der Asinier ja auch der künftige Quaestor werden, weshalb dem das auch irgendwie logisch erschien, dass er da hinzugezogen wurde. "... festgelegt, dass du, Helvetius, den Curator mit allem nötigen Anstand und Respekt, den dieser Senator und direkte Vorgesetzte aller italischen Duumvirn verdient, begrüßen und ins Officium Duumvirorum führen sollst.", sagte der Asinier mit bedeutungsschwerem Blick. Immerhin war so ein Curator Rei Publicae aller Regel und Tradition nach mindestens (!) ein gewesener Praetor und musste so einiges an Ansehen besitzen!


    "Im Vorzimmer nimmst du dann von Ostianus deine Unterlagen wieder in Empfang, bevor du dem Curator in die Besprechung folgst.", erklärte Celer nach einer kurzen Pause abschließend die letzte Formalität. Dann blickte er noch einmal kurz auf seine Tafel und versichert sich: "Noch Fragen?"




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  • Ocella arbeitete grade wieder einige Standardakten durch, als er einen Kollegen schnellen Schrittes durch das Officium laufen hörte. Jemand, der schnellen Schrittes durch das Officium Scribarum eilte, hatte immer wichtige Nachrichten, da die Scribae normalerweise immer erst ihre Geschwindigkeit erhöhten, wenn sie das Officium verlassen hatten und dann ameisengleich...


    Er konnte den Gedanken nicht mehr beenden so schnell merkte er, dass Asinius auf IHN zueilte und dieser schon vor ihm Stand . Normalerweise bedeutete sowas immer zusätzliche Arbeit oder gar eine schlechte Nachricht. Jedenfalls überschüttete Asinius ihn nun mit einem Redeschwall über die Ankunft des Curator Rei Publicae und Ocellas Aufgaben während seines Besuchs, hielt ihm ein Schreiben unter die Nase und nahm es ihm dann sofort wieder weg. Sein Gegenüber war dermaßen aufgeregt, dass Ocella nur etwa die Hälfte von dem mitbekam, was er hätte mitbekommen müssen, sodass er sich nun erstmal eine leere Tabula und einen Stilus nahm, um etwas Tempo aus dem Gespräch zu nehmen. Ruhe bewahren war nun oberste Aufgabe.


    Nun, meine Aufgaben bestehen nun darin, die passenden Akten zur Getreideversorgung herauszusuchen, diese den Duumviri reinzureichen, den Curator zu empfangen und ihn zum Officium Duumvirorum zu geleiten. Vermutlich werde ich dann auch an dem Gespräch teilnehmen... Wird der Procurator Annonae auch anwesend sein?

  • | Potitus Asinius Celer


    "Diese Akten raussuchen, genau, und nicht reinreichen, sondern bei Ostianus hinterlegen. Da die Ankündigung ja relativ kurzfristig kam, werden sich die Duumviri mit den Wahllisten und den Finanzen genauer auseinandersetzen und haben folglich eh keine Zeit auch nochmal über diese Akten zu schauen.", erklärte Celer.
    "Letztlich steht von irgendwelchen Fragen zur Procura Annonae ja auch nichts geschrieben. Es soll nur eben schnell griffbereit sein, falls der Curator sich spontan danach erkundigen sollte.", fügte er hinzu. Daran schloss sich ja dann auch der nächste Punkt an:


    "Und eben deshalb sollst du dem Gespräch später - zur sechsten Stunde, das ist wichig - dann auch beiwohnen. Falls der Curator fragt, sollen die Akten praktisch sofort da sein und auch jemand, der im Zweifelsfall auch noch das Eine oder Andere dazu sagen könnte." Ansonsten stimmte alles, was der Helvetier zusammengefasst hatte. Blieb also nur noch dessen Nachfrage zu beantworten.
    "Der Procurator Annonae selbst wird nicht da sein, nein. Eventuell wird der Curator dort aber auch heute seinen Besuch angekündigt haben... vorher oder nachher.", spekulierte der Asinier und zuckte kurz mit den Schultern.


    "Anwesend sein werden neben dem angekündigten Procurator und beiden Duumvirn nur du und ich. Ich darf nämlich den Quaestor sozusagen übungsweise vertreten, während der einen so kurzfristig nicht verschiebbaren Termin außerhalb wahrnimmt.", erklärte Celer abschließend auch durchaus ein bisschen stolz. Was genau der Quaestor wo genau zu erledigen hätte, wusste er spontan zwar nicht, aber erstens war dieser Krötenzähler nicht annähernd so ein Wichtigtuer wie der Herennier und wenn der folglich sagte, dass er absolut nicht könnte, dann müsste es wohl tatsächlich wichtig sein. Und zweitens könnte es dem Asinier unterm Strich ja auch vollkommen egal sein! Denn so bot sich ihm schließlich eine Chance... und natürlich auch Ocella, falls der Senator wirklich noch Erkundigungen zur Getreideversorgung auch von hier einholen würde.
    "Weitere Fragen?", bemerkte er schlussendlich und schaute wieder auf seine Liste zurück.




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  • Er machte während der Antworten von Asinius Notizen und steckte nochmal seine Aufgaben ab, die er kurzfristig zu erledigen hatte. Ein Gedanke beschäftigte ihn aber noch, bei dem er sich allerdings nicht sicher war, ob er so wichtig oder gar im Sinne der Duumviri war. Letztlich hatten sie es ja hier mit dem direkten Repräsentanten des Kaisers zu tun, der ein Urteil auf Gedeih und Verderb über die Civitas fällen konnte, das hier jeden den Kopf kosten könnte, wenn ihm etwas missfiel Besonders in der jetzigen Lage würde wohl auch jede noch so kleine Geste auf die Goldwaage gelegt...


    So räusperte sich Ocella und überwandt sich dann: Vielleicht wäre es dem hohen Gast angemessen, wenn er persönlich von den Duumviri empfangen würde. Schließlich ist er ohnehin mit allen denkbaren Ehren zu empfangen und er könnte sich unter Umständen... Na ja, herabgesetzt fühlen, wenn das erste Gesicht, das er sieht, das eines Ocella räusperte sich erneut einfachen Scriba ist. Natürlich würde er ihn empfangen, wenn es der explizite Wunsch der Duumviri wäre, aber bevor es hier zu irgendwelchen unerwünschten Verwicklungen kommt, wollte er wenigstens auf die Lage aufmerksam gemacht haben.

  • | Potitus Asinius Celer


    Der Asinier überlegte kurz. Das war ein interessanter Gedanke. Aber was sollte er sagen? Der Iulier hatte sich klar ausgedrückt.
    "Naja, du sollst den Curator ja nicht groß aufhalten, indem du ihn in ein langes Gespräch verwickelst, sondern das Wichtigste dürfte wohl sein dem Senator zu zeigen, dass man ihn hier erwartet und sich über seinen Besuch freut.", erklärte Celer also. Immerhin war der Besuch eines derartig hohen Senators tatsächlich eine Ehre für eine Civitas - im Gegensatz zum Besuch irgendeines Kanzlei-Primicerius, dessen Name früher oder später derartig verblasst sein würde, dass sich niemand mehr auch nur an dessen Name würde erinnern können.
    "Und dann muss er eben möglichst zügig - wobei du natürlich darauf achten solltest, dass der Mann trotzdem seine Gravitas bei deinem Tempo wahren kann - ins Officium Duumvirorum geleitet werden. Ich meine, es stellt sich ja mitunter auch die Frage, wie alt der vielleicht schon ist und wie lange der da zum Stehen noch in der Lage ist...", konnte sich der Asinier nicht verkneifen und grinste sogleich ein wenig. Immerhin musste man für die Praetur schon mindestens dreißig Jahre alt sein (wenn man die überhaupt suo anno erreichte) und um so einflussreich zu werden, dass man dann auch Curator Rei Publicae würde, wären sicherlich nochmal so einige Jahre nötig.


    "Unter diesem Gesichtspunkt ist es vielleicht wirklich ganz gut, wenn man die 'große Begrüßung' durch die Duumvirn dann erst im Officium macht, wo sich der Curator notfalls auch gleich setzen kann.", spekulierte Celer über den Gedankengang des Iuliers in dieser Sache und zuckte kurz mit den Schultern.
    Dann blickte er den Helvetier fragend an. Gab es sonst noch etwas, das Ocella nachfragen oder loswerden wollte?




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