• Als sie Faustus' Officium wieder verlassen hatte, hielt Seiana erst einmal einen kurzen Moment inne und atmete tief durch. Zu behaupten, ihr Bruder wäre nicht erbaut gewesen, war noch untertrieben... er war im Gegenteil zunächst ziemlich empört gewesen, und er hatte ja auch Recht damit. Das wusste sie. Sie hätte seinen Namen nicht einfach so benutzen dürfen, sie hätte ihn nicht einmal nach so etwas fragen dürfen. Stattdessen hatte sie ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Natürlich war er sauer gewesen, und man musste kein Haruspex sein um vorher sagen zu können, dass das noch nicht ausgestanden war für sie... dafür war Raghnall zu rasch mit der Meldung aufgetaucht, dass Seneca angekommen war. Aber immerhin: Faustus hatte zähneknirschend eingewilligt, dass sie erst mal mit seinem Optio besprach, was sie besprechen wollte, und sie hatte versprochen, dass sie danach wieder zu ihm kommen würde. Um sich anzuhören, was auch immer Faustus ihr dann an den Kopf werfen würde.


    Wenige Augenblicke später tauchte sie dann im Garten auf, ging zur Diana-Laube, die für ihre Zwecke nahezu perfekt lag – sie hatte noch überlegt, ob sie vielleicht in ein Gästezimmer gehen sollten, aber anders als in all den letzten Jahren, in denen sie hier gelebt hatte, war das Haus derzeit recht voll. Es lebten definitiv zu viele Menschen hier, um sich einfach in einem Raum zu unterhalten, der theoretisch allen offen war – und Seiana hatte keinen eigenen Raum mehr hier. Die Diana-Laube im hinteren Teil des Garten, abgelegen und geschützt von verschiedenen Pflanzen, sollte hingegen ausreichend vor unerwünschten Lauschern geschützt sein. „Bleib da vorne und pass auf, dass uns keiner stört“, gab sie Raghnall dennoch die Anweisung, zusätzlich aufzupassen, bevor sie die letzten Schritte überwand und schließlich Seneca gegenüber stand. Und was sie bis zu diesem Moment noch hatte verdrängen, forderte jetzt plötzlich seinen Raum, das Herzklopfen, die Freude ihn zu sehen, fast so etwas wie Erstaunen darüber, dass er tatsächlich da war... sie blieb stehen, einen Schritt vor ihm, wagte nicht ihn zu berühren, fast als könne er verschwinden, wenn sie es auch nur versuchte, sah ihn nur an, und selbst ihre Zunge schien nicht mehr ganz so zu arbeiten wollen wie sonst, denn alles, was sie in diesem ersten Moment über die Lippen brachte, war ein simples: „Seneca.“

  • Seneca stand einfach nur dort, und schaute sie an während sie ihm immer näher kam. Unfähig auch nur einen Schritt in ihre Richtung zu tun, suchte er nach Worten welche ihm ebenso wie ihr zu fehlen schienen..
    "Seiana.", sagte er fast schon gehaucht und tastete sich mit seiner Hand langsam in Richtung ihrer Wange, viel zu lange hatte er sie nicht gesehen, und das nun alles so schnell ging wirkte so unwirklich.
    Alle seine Gedanken waren vergessen, er war gänzlich in diesem Moment anwesend und fragte sich nicht mehr warum er überhaupt herbeordert worden war, auch wenn er irgendwo im Hinterkopf hatte dass es etwas ernstes gewesen sein musste, und das Gefühl wurde stärker und stärker, sodass er versuchte die Hintergründe zu erfahren..
    "Seiana, was ist passiert?", fragte er leise, seine Hand immer noch an ihrer Wange, schließlich war die Casa Decima nicht gerade die galanteste Lösung wenn es um ein diskretes Treffen ging, immerhin war sie wohl die am besten gefüllteste Residenz der römischen Oberschicht..

  • Seiana schloss die Augen, als seine Hand ihre Wange berührte, und für einen Moment stand sie still wie eine Statue, immer noch in der vagen Befürchtung gefangen, das hier könnte sich als Trugbild herausstellen... aber die Berührung blieb, und Seiana schmiegte ihre Wange an seine Handfläche, seufzte leise und berührte mit ihren Lippen seine Haut, während sie ihre Hand auf seine legte. Für den Augenblick verdrängte sie einfach, weswegen sie überhaupt hier waren, warum sie nach ihm hatte rufen lassen... aber es kam nur zu bald wieder zurück. Sie öffnete die Augen wieder, als Seneca sie nach dem Grund für sein Hiersein fragte, und ließ ihre Hand sinken, wobei sie die seine festhielt, so dass sie sich von ihrer Wange löste und ebenfalls nach unten sank... ließ allerdings nicht los, sondern verschränkte ihre Finger mit seinen. „Ich wollte heute mit Iunia Axilla reden“, begann sie ruhig, leise. „Ohne Erfolg. Sie ist mir aus dem Weg gegangen. Sie hat sich verleugnen lassen und ihren Ehemann mit einer geradezu lächerlichen Ausrede vorgeschickt... und nach dem, wie unser letztes Gespräch lief, kann das kein gutes Zeichen sein.“ Seiana presste kurz die Lippen aufeinander. „Hast du mit ihr gesprochen? Hast du dir von ihr versprechen lassen, dass sie den Mund hält? Ich muss da sicher sein, Seneca, ich... hab zu viel zu verlieren.“ Und sie traute der Iunia nicht. Sie wollte eine Sicherheit, irgendeine, auch auf die Gefahr hin, dass Seneca sie für paranoid hielt. Oder entrüstet sein würde, dass sie ihm nicht genug vertraute... und seiner Verwandten gar nicht.

  • Er hatte irgendwie geahnt dass es um Axilla gehen würde, um was auch sonst? Letztlich hing alles von ihrer Gnade ab und Seneca sträubte sich ein wenig seiner Geliebten zu sagen dass das Gespräch nicht so erfolgreich verlaufen ist wie er sich das vorgestellt hatte. Andererseits hatte sie auch nicht gesagt dass sie es weitersagen würde, von daher wusste Seneca nicht so recht was er sagen wollte...
    Versprechen lassen hatte er sich nichts, wie auch, sie war außer sich, er war außer sich, das Gespräch war alles in allem ein ziemlicher Flop, und dennoch hoffte Seneca inständig dass seine Cousine dicht gehalten hatte, wenn nicht, würde das bittere, sehr bittere Konsequenzen haben..
    "Sie wird nichts sagen, alleine um mich zu schützen.", war sich Seneca relativ sicher, und küsste 'seine Seiana', "Wieso kommst du zu der Annahme? Ist irgendetwas geschehen?", fragte er weiter, schließlich bestellt man seine Affäre ja nicht umsonst in sein eigenes, mit Verwandten gefülltes Haus wenn man nur ein paar schöne Stunden mit ihr verbringen wöllte... Seneca war in einer Klemme, eigentlich wollte er die wenigen Minuten die er mit ihr hatte genießen, aber das große Problem welches sie vor sich hatten, auch wenn es nur eines von vielen war, machte es ihm sehr schwer.

  • Sie war sich da ganz und gar nicht sicher, dass die Iunia nichts sagen würde. Seiana wusste nicht warum, aber Senecas Cousine hasste sie – sie hatte lange gebraucht, um sich das zu einzugestehen, hatte lange versucht einfach zu ignorieren, was in der Vergangenheit passiert war, was sie ihr angetan hatte, aber das war nun vorbei. Axillas Verhalten ihr gegenüber bei ihrem letzten Aufeinandertreffen hatte Seiana, endlich, die Augen geöffnet... die Iunia hasste sie. Und der heutige Vorfall hatte sie nur darin bestätigt – und darin, dass sie gar nicht misstrauisch genug sein konnte.


    Seiana sagte allerdings nicht auf diesen Kommentar, weil Seneca gleich darauf ihre Lippen mit seinen berührte, und sie konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern, auch wenn irgendwo in ihrem Hinterkopf etwas versuchte darauf zu beharren, dass das eine schlechte Idee war – nicht nur, weil sie in der Casa Decima waren, wenn auch an einem ungestörten Ort, sondern auch, weil das Thema zu drängend war. Aber sie hatte ihn so lange nicht gesehen... so lange nicht gespürt. Sie war gut darin, meistens, die Sehnsucht zu unterdrücken, einfach weil sie generell gut darin war, sich und ihre Emotionen zu kontrollieren, aber jetzt, wo er bei ihr war, wollte ihr das einfach nicht so gut gelingen. Sie blieb mit ihrer Wange an seiner, auch als sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten, und erst, als er noch etwas anfügte, brachte sie wieder etwas Abstand zwischen ihn und sich und sah ihn an, ein wenig verblüfft, während sie eine Augenbraue leicht anhob. „Geschehen? Reicht es nicht wenn ich sage, dass sie offensichtlich ein Gespräch mit mir meidet, und das obwohl sie meine Mitarbeiterin ist?“ fragte sie zurück. „Sie war zu Hause. Ihr Mann hatte mich sogar zur Cena eingeladen – und hat mich zuerst eine halbe Ewigkeit ohne jede Begründung warten lassen, um mich dann hinauszuwerfen, und warum? Weil er angeblich kurzfristig in die Kanzlei musste... und seine Frau, mit der ich ja eigentlich reden wollte, die ist – auch angeblich – schon ins Bett gegangen. Noch vor der Cena.“ Seiana schnaubte leise. „Reicht das, um misstrauisch zu sein?“

  • Sie hatte durchaus gute Argumente. Seneca war etwas verdutzt über die Art seiner Cousine, schließlich war das so gar nicht nach dem Credo "Ein Soldat weicht nicht zurück."
    Das klang alles überhaupt nicht gut, und Seneca war bemüht sich seine aufkommenden Sorgen nicht anmerken zu lassen, während seine Gedanken rasten, hatte Axilla ihn und Seiana schon verraten? Hatte sie tatsächlich alles aufs Spiel gesetzt um diese persönliche Fehde auf ein neues Niveau zu heben? Seneca würde der Sache nachgehen müssen, so schnell wie möglich, andererseits, würden solche kleinen Geheimnisse vielleicht schon bald von den wirren des Krieges weggeschwemmt.
    Er hatte allerdings im hier und jetzt keine Ahnung was er Seiana sagen sollte, den faktisch hatte er nichts in der Hand was sie auch nur ansatzweise beruhigen könnte..
    "Das ist wirklich seltsam, und so gar nicht ihre Art.", sagte Seneca seltsam ruhig, was anderes fiel ihm aber auch auf die schnelle nicht ein, schließlich war die Situation doch recht gespannt, und außerdem musste sich Seneca unweigerlich an das Gespräch mit dem Terentier in der Casa Iunia vor kurzem erinnern, aber vielleicht sollte er sich das lieber für später aufheben, und erstmal die Situation weiter ertasten, "Schöpft denn irgendwer Verdacht? Dein Mann? Oder Verwandte?", fragte Seneca dann doch schon ernster, nicht grimmig ernst, immerhin stand Seiana vor ihm, 'seine' Seiana. Aber er war sichtlich besorgt, besorgt um das was sie zu haben schienen, und besorgt um sie. Denn während er bald im Felde stehen würde, müsste sie in Rom bleiben, und wer wusste schon was alles passieren würde?

  • Seiana verkniff sich einen Kommentar darüber, was ihre Meinung dazu war, ob das nun die Art der Iunia war oder nicht. Es würde wenig Sinn machen, und im schlimmsten Fall zu einem Streit mit Seneca führen. Sie wusste nicht warum, aber sie wusste dass er seine Cousine liebte... während sie mittlerweile nicht mehr weit von Verachtung war. Es konnte gar nicht gut gehen, wenn sie wirklich über Axilla zu sprechen begannen.


    „Nicht dass ich wüsste“, antwortete sie leise. Ihre Unruhe wurde nicht gerade nicht unbedingt besser, fiel ihr doch durchaus auf, dass er immer noch keine Antwort gab auf ihre Frage, dass er ihr nicht sagte, er hätte dafür gesorgt, dass seine Verwandte den Mund hielt. „Selbst mein Bruder weiß nichts... ich habe ihm nur gesagt, dass es Probleme mit Iunia Axilla gibt, und dass du mir einen Gefallen schulden würdest. Die einzige, die Bescheid weiß, ist deine Verwandte.“ Seiana biss sich auf die Lippen, als sie merkte, dass sie einen winzigen Vorwurf im Klang ihrer Stimme nicht unterdrücken konnte. Warum um alles in der Welt hatte er nur ausgerechnet die Iunia einweihen müssen... sie hatte doch auch nicht mit Faustus gesprochen. So sehr sie sich bemühte, diese Gedanken ein für alle Mal aus ihrem Kopf zu verbannen, jedes Mal, wenn sie wieder daran dachte, haderte sie auch wieder damit, dass Seneca nicht jedes Risiko gemieden hatte... dass er nicht einfach geschwiegen hatte.
    Mehr um abzulenken, fügte sie noch an: „Sonst hätte niemand etwas merken können. Woher auch, wir... haben uns ja nicht getroffen.“ Jetzt klang etwas wie Sehnsucht in ihrer Stimme durch, Sehnsucht nach ihm. Sie legte eine Hand auf seine Wange und strich mit dem Daumen darüber, über seine Haut, seine Lippen, und ertappte sich bei dem Wunsch, sich einfach an ihn zu lehnen, ihn zu küssen, seine Wärme zu spüren und mehr. Ihre Lippen öffneten sich leicht, aber nach einem Augenblick seufzte sie nur ganz leise. Da stand noch etwas aus. „Seneca... bist du sicher, was sie betrifft? Hast du dafür gesorgt, dass sie nichts sagt?“

  • Seneca sehnte sich so sehr danach mit ihr ungestört zu sein, technisch gesehen waren sie das ja auch, aber die Gefahr das einer der vielen Decimer durch den Garten gestrolcht käme, wäre zu hoch gewesen um sie jetzt zu küssen.
    "Sehr gut.", sagte Seneca als sie ihm erzählte dass niemand verdacht schöpfte. Dass er den Terentier schon erfolgreich abgewimmelt hatte, verschwieg Seneca seiner Geliebten, es war eventuell besser wenn sie es nicht wusste. Dann versuchte er sie doch noch zu beschwichtigen, "Sie wird nichts sagen, ich rede noch einmal mit ihr. Ich wollte sie sowieso aus der Stadt schaffen, dann kann sowieso nichts mehr passieren.", entgegnete Seneca und genoss das Gefühl ihrer Hand auf seiner Wange. Dann schaute er sich kurz um, und sprach dann leise weiter, "Du solltest auch nicht hier bleiben, die Lage ist ernst.", fuhr er fort, auch wenn er ihr die Details nicht erläuterte. Aber wenn die Legionen aus dem Osten nicht schnell genug wären, und die erste ebenfalls zur Verschwörung gehören würde, denn immerhin hatte man nichts aus Mantua gehört, so würde Rom wohl fallen, oder aber der Blutzoll würde sehr hoch sein.
    "Wenn sich die Truppen nähern, solltest du auf dein Landgut ausweichen.", empfahl Seneca noch einmal eindringlich, denn er würde nicht wissen wollen, was die Verräter mit der Frau des ehemaligen Präfekten und der Schwester des aktuellen Präfekten anstellen würden, wenn die Prätorianer Rom nicht halten würden.

  • Seiana schloss für einen Moment die Augen und versuchte, versuchte wirklich, ihm zu glauben. Ihm zu vertrauen. Das Problem war nur: sie traute ihr nicht. Und sie hielt es durchaus für möglich, dass die Iunia ihrem Verwandten einfach etwas vorgemacht hatte – und weiter vormachen würde –, um ihre Ziele zu erreichen. Aber was blieb ihr schon, außer trotz aller Unsicherheit einfach darauf zu vertrauen, dass Seneca sich schon darum kümmern würde? Dass er sie schützen würde? Nichts. Nach dem heutigen Intermezzo in der Casa Pompeia ging sie davon aus, dass ein Gespräch zwischen ihr und der Lecttrix ohnehin scheitern würde, weil die Iunia gar nicht wollte, dass sie sich einig wurden... und sonst fiel ihr nichts ein, was sie selbst noch hätte unternehmen können. Außer tatsächlich gegen die Iunia vorzugehen... zu versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, indem sie etwas fand, was sie gegen sie verwenden konnte, ob nun erfunden oder nicht. Aber da hatte Seiana Hemmungen... wegen Seneca.


    Der gerade davon sprach, dass auch sie Rom verlassen sollte. Es rührte sie, dass er sich Sorgen um sie machte, sie fand es immer noch... so unglaublich, dass Seneca... dass er... nun, so zu ihr stand wie er es tat. Trotzdem fand sie den Gedanken, Rom wieder verlassen zu müssen, nicht im Mindesten erbaulich. Der Tag, die Nacht, in der Seneca dort gewesen war bei ihrem letzten Aufenthalt in den Albaner Bergen, waren mit Abstand das Beste gewesen, was sie erlebt hatte... aber der Rest dort war bestenfalls halbwegs erträglich gewesen. Die Einsamkeit, die dort noch schlimmer war als in Rom, der Mangel an sinnvoller Beschäftigung und Konversation und ganz generell Ablenkung... sie fand allein den Gedanken daran schon furchtbar. Und obwohl Seiana durchaus in der Lage war, einigermaßen realistisch einzuschätzen, welche Gefahr Rom drohen konnte: sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wollte einfach nicht, weil es nur den einen Schluss zuließ, dass verschwinden sollte, wer konnte, und je eher desto besser. Also verdrängte sie ihre Furcht davor, dass der Bürgerkrieg tatsächlich Rom erreichen könnte, und davor, was geschehen könnte falls er es tat... und vor allem davor, was passieren würde, wenn die Rebellen gewannen und die Decimer nicht rechtzeitig die Seite wechselten. Oder Faustus sogar noch irgendetwas unglaublich Heroisches... und zugleich unglaublich Dummes tun würde, weil er daran glaubte, dass Salinator zu Recht Kaiser war und sich den Rebellen nicht unterwerfen würde. Nein... daran wollte sie einfach nicht denken. „Ich denke ich werde es rechtzeitig erfahren, wenn es hier wirklich zu gefährlich werden sollte“, erwiderte sie, ohne dabei zu versprechen, dass sie gehen würde. „Mein Bruder kümmert sich um meine Sicherheit. Mach dir um mich keine Sorgen.“ Ihr Bruder. Der schon wieder in irgendeinen Krieg hineingezogen werden würde, um den sie schon wieder Angst würde ausstehen müssen. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es jetzt noch jemanden gab, der ihr so viel bedeutete... Seiana presste die Lippen aufeinander und schob die Gedanken daran weg, dass jemand kommen könnte – wozu hatte sie immerhin Raghnall befohlen, Wache zu halten? –, überbrückte den letzten Schritt und umarmte Seneca, schmiegte sich an ihn. „Pass nur auf dich auf.“

  • Es wäre müßig gewesen weiter darüber zu reden. Er selbst würde die Sache noch einmal in die Hand nehmen müssen, und zuhause ein Machtwort sprechen, so einfach war die Sache.
    Froh war er dann, als Seiana auch nicht mehr weiter davon sprach, sondern sich gänzlich auf die dunklen Wolken konzentrierte, welche am Horizont aufzogen, den Bürgerkrieg.
    Es war nicht ganz was er hören wollte, aber im Kern hatte sie ja recht, ihr Bruder kannte so ziemlich alle wichtigen Informationen und würde sie wohl früh genug aus Rom schaffen, auch wenn Seneca solche Dinge immer lieber selbst in der Hand hatte, ähnlich wie bei Axilla.
    "Ich mache mir Sorgen Seiana. Aber ich hoffe dass du dann auch gehst.", sagte Seneca leise, und atmete tief ein als sie sich an ihn schmiegte. Er blickte sie an, und küsste sie, da auch sie scheinbar ihre Furcht verloren hatte. Dann dachte er kurz nach, schob ihre Haare ein wenig zur Seite und flüsterte ihr sanft ins Ohr..
    "Ich will dich bald wiedersehen Geliebte.", hauchte er, während seine Hand hinter ihrem Ohr zum stehen kam, "Lies dir die Post der Acta in nächster Zeit genauer durch.", er lächelte, er konnte ihr jetzt noch nicht sagen wann und wo sie sich treffen würden, aber er würde sich was einfallen lassen. Die Möglichkeit dass er nicht mehr aus dem Feld zurückfinden würde war gegeben, und er wollte sie noch einmal spüren, wenn er gekonnt hätte, hätte er sie nie mehr losgelassen, aber er musste sich an jeden Augenblick mit ihr klammern. Er küsste sie erneut, fuhr mit seiner Hand über ihren Rücken, und begann wieder leise zu sprechen.
    "Ich glaube es ist Zeit. Vergiss nicht, achte auf die Botschaft. Ich denke an dich.", er lächelte leicht, während er seine Stirn an ihre hielt. Nur langsam konnte er sich lösen, und dennoch musste es sein, es war zu gefährlich und er hatte schon einen Fehler begannen..

  • Als Seneca wiederholte, dass er sich Sorgen mache, dass sie in Sicherheit wissen wolle, nickte Seiana nur leicht, bevor sie ihn umarmte. Sie wollte einfach nicht daran denken, welche Gefahr drohte, auch wenn ihr klar war, dass es dumm war, das Ganze einfach zu verdrängen. Aber sie verließ sich einfach darauf, dass sie noch Zeit hatte... und dass Faustus ihr tatsächlich Bescheid geben würde, wenn es zu brenzlig wurde. Und sie war gut im Verdrängen... sie verdrängte noch viel mehr als nur den aufziehenden Bürgerkrieg. Dass sie schwanger war, um nur ein Beispiel zu nennen... Seiana lenkte ihre Gedanken vehement in eine andere Richtung, und Seneca half ihr dabei ziemlich effektiv, indem er sie küsste. Als seine Lippen dann zu ihrem Ohr wanderten, erschauerte sie kurz, und als er zu sprechen begann, blieb ihr die Luft weg. Geliebte. Geliebte. Das Wort sickerte wie süßer, warmer Honig durch sie hindurch und ließ sie erneut leicht schauern. Sie konnte es nicht fassen, immer noch nicht, vielleicht nie, was da zwischen ihnen war. Ihre Lippen verzogen sich zu einem sachten Lächeln, das allerdings bald wieder schwand. Wieder war da der Anflug von schlechtem Gewissen, von dem Bewusstsein, dass es falsch war, und davon, dass es riskant war... zu riskant, möglicherweise. Sie sollte ablehnen, ihm sagen, dass es besser war sich nicht mehr zu treffen, ihn drängen vorsichtig zu sein... aber was machte sie dann hier in seinen Armen? Sie wusste, dass es das Richtige wäre das hier zu beenden, nach den Regeln von Gesellschaft, Moral, Ehre... und ihrer und seiner Sicherheit. Aber sie brachte es nicht über sich. Seneca war das Beste, was ihr seit langem, wenn nicht je passiert war. Sie brachte es einfach nicht fertig, ihn aufzugeben. „Ich dich auch“, antwortete sie also nur leise und schmiegte sich für einen Moment noch ein wenig enger an ihn, bevor sie fortfuhr: „Adressier es an mich direkt... dann landet es ohne Umwege auf meinem Schreibtisch.“ Botschaften, die an den Auctor direkt gingen, wurden von keinem anderen gelesen, das war schon vor ihrer Zeit an der Spitze der Acta so üblich gewesen.


    Dann begann er auch schon sich von ihr zu lösen. Und Seiana war wieder einmal überrascht, wie weh ihr das tat, wie wenig sie ihn gehen lassen wollte, wie sehr sie sich wünschte, einfach nur mehr Zeit mit ihm zu haben. „Ja, du hast Recht.“ Seiana lächelte traurig und klammerte sich an den Gedanken, dass sie sich vielleicht, hoffentlich, bald wieder sehen würden. „Raghnall wird dich durch das Haus begleiten.“ Sie neigte sich nach vorn, suchte noch einmal die Nähe zu ihm, küsste ihn, bevor sie ihn endgültig losließ und einen Schritt zurück machte. „Pass auf dich auf.“


    Nur kurze Zeit später brachte der gallische Sklave den Prätorianer durch die Casa Decima nach draußen – wobei er diesmal den Weg durch den Sklaventrakt nahm und ihn an der Seitenpforte hinausließ, die für Bedienstete und Lieferungen gedacht war und in eine kleine, unauffällige Seitenstraße hinausführte. Seiana unterdessen blieb, wo sie war... sie würde noch einmal zu ihrem Bruder gehen müssen, würde ihm Rede und Antwort stehen müssen, aber im Moment fühlte sie sich dazu nicht imstande. Sie sehnte sich nach Seneca, eine Sehnsucht, die weh tat, umso mehr, da sie keinen Weg sah, wie sie damit umgehen sollte. Dazu kamen die ganzen Schwierigkeiten, die sich auftaten. Die Iunia, die eine Gefahr darstellte, die Seiana immer noch nicht gebannt sah, die Schwangerschaft, und schließlich auch der Bürgerkrieg. Sie ließ sich auf die Bank sinken, die in der Diana-Laube stand, verbarg ihr Gesicht in den Händen und kämpfte, zum ersten Mal seit langem, gegen Tränen an, die aufstiegen.



    Sim-Off:

    Mag wer?

  • Das Fest war in vollem Gange, doch im Laufe des Abend kam irgendwann dann doch der Moment, wo ich meinen alten Kameraden Licinus einmal beiseitenahm, um ein paar Worte in Ruhe mit ihm zu wechseln. Meinen Weinkelch in der Hand, schritt ich mit ihm zusammen zur Diana-Laube im hinteren Bereich des Gartens, mit beschwingten, nicht mehr so ganz treffsicheren Schritten.
    "Kamerad, Kamerad Licinus!" schwärmte ich dabei, selig angeheitert, "Wie schön, ja wie ungeheuer schön, dich endlich mal wieder zu Gast zu haben!"
    Und ich stieß mit ihm an, so schwungvoll dass die silbernen Kelche klangen und der Wein schwappte:
    "Auf die Freundschaft! Die immerwährende, jawohl!"
    Ich trank. Und trank. Sodann förderte ich aus einer Falte meines Gewandes eine Lederhülle mit gewissen Dokumenten darin zu tage und drückte sie ihm in die Hand.
    "Ja, ähm, und das hier, wegen Cremona, das, ähm, wollte ich dir ja natürlich schon längst zurückgegeben haben. Also, Schwamm drüber, Kamerad."
    Und kein Grund es wieder zu vertiefen.
    "Hab ich das vorhin recht gehört," wechselte ich sogleich zu was anderem, "dass die Zwillinge zur Armee wollen? Hahaha, ist das nicht kurios, auf was für Ideen die jungen Mädchen heutzutage so kommen?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • "Ungeheuer schön mal hier zu sein. Erst recht zu so einem erfreulichen Anlass."
    Die Kelche schepperten, aber Licinus nahm im Gegensatz nur einen Schluck des Weines, den er, die geschlossenen Augen zum Himmel gestreckt, eine Zeit lang in seinem Mund umherrollen ließ. So was gutes bekam man in Mantua nicht so oft.
    "Auf immerwährende Freundschaft,"


    Jetzt war Licinus endgültig gerüht. "Das... das... das..." stotterte er und holte in einem Zug den gesamten Rückstand der vorigen Schlucke Serapios nach. "Danke mein Freund." und drosch ihm in seiner Rührung auf den Rücken, während er selbst einige Tränen aus seinen Augen blinzeln musste. "Das ist wirklich unglaublich großmütig von dir. Das will ich noch sagen. Und nun Schwamm drüber." Mit einem hellen *Blink* stießen die Kelche wieder zusammen, diesmal eher ruhig und Licinus nahm einen erneuten tiefen Schluck.


    "Nein, nur die eine," lachte Licinus, ob der Unterhaltung mit den zwei Mädels. "Die andere versucht ihr die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Und würde dabei jedem Ausbildungsoptio Konkurrenz machen. Dieser Blick mein Freund, ich sage dir, den hätte ich nicht besser gekonnt.
    Aber stimmt schon, zu unserer Zeit waren es die Jungs, die zum Militär wollten. Aber stell dir das mal vor... Frauen bei der Armee."
    Kopfschütteln, ein Seufzer und ein weiterer Schluck des wirklich hervorragenden Weines. "Glaubst du auch nur noch ein tiro würde sich auf seinen Dienst konzentrieren?" Die waren immerhin grade knapp unter zwanzig im Schnitt und es hatte einen Grund, dass früher Frauen der Zutritt zum Lager generell verboten war.
    "Aber putzig sind die zwei schon."

  • Licinus' freundschaftliche Dresche war nicht von schlechten Eltern - er war halt im Gegensatz zu mir noch immer ein waschechter Campusoffizier – ich fuhr zusammen, verschluckte mich, und hustete. Als ich mich wieder eingekriegt hatte stieß ich zutiefst gerührt mit ihm an, und trank mit ihm auf die Freundschaft. So glücklich war ich in dem Moment, ganz ausgefüllt von diesem Glück, und ich wischte mir etwas verstohlen an den Augenwinkeln herum. Wir brachten den Augenblick dann aber mit Anstand hinter uns.


    Frauen sub aquila, ich lachte herzlich ob der absurden Vorstellung. Ob sich noch ein Tiro konzentrieren könnte - "Naja, einer von zehn vielleicht" meinte ich schelmisch dazu.
    "Putzig, oh ja das sind sie, wie zwei junge Kätzchen. Am Anfang, da haben sie noch so getan als könnten sie kein Wässerchen trüben, die beiden! Ich verwechsel sie immer, und sie machen sich da natürlich einen großen Spaß draus." erzählte ich grinsend. "Wie geht es eigentlich deiner kleinen Ziehtochter? Die werden so schnell groß! Sieh dir meine Nichte Carmelita an, ich weiß noch genau, da war sie so.." Meine Hand ging auf Kniehöhe. Dann auf Hüfthöhe. Dann wieder irgendwo dazwischen. "Naja so... und wackelte durch den Garten, ganz stolze Entdeckerin, und zog immer die Ziegen an den Ohren... und jetzt ist sie eine elegante junge Dame, so liebreizend und kunstfertig (und wohlsituiert natürlich auch), dass uns die Verehrer alsbald alle Türen einrennen werden."
    Erwartungsvoll blickte ich Licinus an, nach dieser höchst subtilen Einleitung.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Kätzchen? Licinus brauchte einen Moment, bis er sich an die Tiere erinnerte, die noch imemr vor allem in Ägypten verbreitet waren. Aber sein eigener Rekrutierungsoffizier hatte auch eine solche besessen, daher waren sie dem Präfekten nicht gänzlich unbekannt.


    "Stimmt" , grinste Licinus nicht weniger schelmisch zurück, belies es aber dabei und nach einem Satz zu den jungen Damen -- "Verwechseln, ja in der Tat, dass werden sie sicher oft. und da behaupten die Leute immer, wir Soldaten sähen alle gleich aus." -- kam er zu einem seiner Lieblingsthemen:
    "Esquilina. Oh ja, sie wird groß. Wenn sie zwei oder drei war, als sie zu mir gekommen ist, dürfte sie jetzt so zwölf oder dreizehn sein. Richtig groß also." bald auch heiratsfähig, aber daran dachte er prinzipiell nicht. "Sie verkleidet sich immer noch mit Vorliebe als Victoria, aber davon abgesehen ist sie das braveste Kind, dass man sich vorstellen kann. Wenn ich ehrlich sein soll, manchmal wünschte ich wirklich, dass sie mal was anstellt.
    Ich fürchte, dass die Dämonen dieser Nacht damals immer noch irgendwo in ihr sitzen, aber unter Kontrolle haben sie sie schon lange nicht mehr."
    Schade, dass Marei aus Mantua verschwunden war. Sie hatte der kleinen sehr gut getan. Seit ihrem Verschwinden war sie wieder stiller geworden.


    Die Einleitung war so subtil, dass Licinus überhaupt keinen Hinweis irgendeiner Art darin finden konnte, außer dass Serapio ganz der stolze Onkel war. "Nun, ich bin mir sicher, du als ihr Onkel ein Auge darauf haben wirst, dass nur Männer in ihre Nähe kommen, die auch den höchsten Ansprüchen genügen. Du hast sie ziemlich gern, nicht wahr? Und alle Mittel zur Verfügung potentiellen Bewerbern auf den Zahn zu fühlen."

  • Sonst so wettergegerbt und schlachtenverwittert – jetzt war das Gesicht meines alten Kameraden doch mit einem mal ganz weich geworden. Als er von seinem Ziehtöchterchen sprach, der kleinen Esquilina-Victoria.
    "Wenn du magst, bring sie doch mal mit, bei deinem nächsten Besuch!" schlug ich ihm spontan vor, "Wenn sie mal Rom kennenlernen möchte. Sie ist natürlich herzlich eingeladen auch länger zu bleiben, die Zwillinge sind doch auch in ihrem Alter, dann können die Mädchen zusammen..." "Zusammen spielen" wollte ich schon sagen, aber es waren ja im Prinzip schon fast mündige Frauen. "...tun was junge Damen eben so tun."
    Womöglich würden sich unter dem Einfluss der kessen Zwillinge auch Licinus' Bedenken des zu brav seins erledigen. Ich sann, einen Moment ernst geworden, über das nach, was Licinus zu den Dämonen gesagt hatte – nicht verschwunden, aber nicht mehr an der Macht - und was mir irgendwie ganz enorm treffend, ganz entscheidend, erschien, doch dann war der Augenblick weinsinniger Gedankenverlorenheit auch schon wieder verweht...
    Meine höchst subtile Einleitung wurde von Licinus noch weitaus subtiler erwidert. Ich nickte entschieden. Klar hatte ich sie ins Herz geschlossen! Und den höchsten Ansprüchen genügen, ja, er nahm mir die Worte aus dem Munde. "Du sagst es, mein Freund, du sagst es."
    Meine Miene wurde grimmig bei der Vorstellung, wie ich all die nichtswürdigen Bewerber vertreiben würde, die zweifellos bald aufkreuzen würden, die ihre dreckigen Pfoten nach meiner liebreizenden Nichte recken würden, wie ein Cerberus würde ich die ganze Bande von Hof jagen! Jawohl!


    "Das ist ja auch eine Entscheidung die wohlbedacht sein will. Also ich, mit Valentina, ich habe da so ein Glück! Es passt alles, wir verstehen uns so wunderbar, sie ist so ein Schatz, und sogar mit meinem Geliebten kommt sie gut aus, es ist echt perfekt!" so schwärmte ich weinselig, im Überschwang der Freundschaft, meinen Kelch verträumt in der Hand drehend, und doch meinen "listigen" Plan nicht aus den Augen lassend, "Ich meine, du weißt ja, früher, da dachte ich ja immer, heiraten, nein, das wäre nichts für mich, und ich wäre so ein ewiger Jungeselle, aber jetzt, da kann ich es echt nur weiterempfehlen!" (Also sprach der frischgebackene Experte, der gerade einmal ein Weilchen des Verlobt-seins hinter sich hatte.)
    "Wie sieht das eigentlich bei dir aus, du Hagestolz?" fragte ich ihn neckend, "Jetzt wo du faktisch deine eigene Legion führst und so weiter. - Schon verrückt wie hoch wie beide hinausgekommen sind, und sind doch irgendwie noch immer die selben wie damals, und dann wieder auch nicht... aber egal... - Hast du auch schon jemanden ins Auge gefasst?"

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  • "Vielleicht mache ich das wirklich, wenn ich das nächste Mal komme. Und wenn es ihr hier gefällt... können wir weitersehen." er srpach es nicht aus, aber er fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog, wenn er daran dachte, dass die kleine nicht mehr nur wenige Stunden sondern mehrere Tage weit entfernt war. Wie sollte er da über sie wachen?


    "Ich?!" lachte Licinus, der das für einen Witz hielt. "Ich will dir erzählen, was meine Soldaten dazu sagen. Hinter meinem Rücken natürlich, aber irgendwann bekommt man ja doch alles mit. Du erinnerst dich noch an diese eine Latrine am Ende der Lagergasse? Da, wo immer die zotigsten Sprüche und wildesten Gerüchte standen? Früher oder später landet da alles. Naja." Licinus nahm noch einen Schluck. Wollte er es bewusst spannend machen oder hemmte der Wein seine Konzentration. "Jedenfalls sagen sie ... wie war das nochmal ... es lief darauf hinaus, warum ich keine Geliebte hätte. Die Antwort war, ich hätte doch eine, die legio." er zuckte mit den Achseln und wurde wieder ernst.
    "Das war als Witz gemeint, sicher, aber so falsch ist es vielleicht gar nicht. Schließlich dreht sich mein ganzes Leben mehr oder minder um sie. Und Esquilina natürlich. Da wird es schwierig sich auch noch um eine Frau zu kümmern, denke ich. Und ich hatte auch nie das Bedürfnis," beantwortete er endlich auch die eigentlich gestellte Frage "mich auf dem Heiratsmarkt umzusehen. Nicht seit..."
    Die Worte waren ihm aus dem Mund gepurzelt, bevor er sie hatte stoppen können. Verdammter Wein.

  • "Ja natürlich erinnere ich mich... Piß nicht daneben, altes Schwein, der nächste könnte barfuß sein ..." zitierte ich, melancholisch an unsere Jugend zurückdenkend, einen der hochgeistigen Sprüche, die sich damals für immer und ewig in meine Erinnerung eingegraben hatten. Und dann einen, der wirklich gar nicht so dumm war: "Du kannst den Arsch schminken, wie du willst, es wird doch kein ordentliches Gesicht daraus."
    Ach wie ich diese Zeit vermisste, und die Kameraden von damals. Nur Licinus und ich waren noch übrig von der ganzen Bande.
    Jedenfalls sagen sie...
    Na was denn nun? Licinus hatte mich ganz klar durchschaut, so raffiniert wie er mich hier auf die Folter spannte. Natürlich hatte ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht, warum er da immer so zurückhaltend war, mich auch schon gefragt ob er womöglich doch ein Gleichgesinnter war, der es sich irgendwie nicht eingestand oder so, doch dass war nur müssige Spekulation, auch mir erschien es viel wahrscheinlicher, dass ihm die Legio eine eifersüchtige Geliebte waren, die keine anderen neben sich zuließ.
    "Mhm..." machte ich, und als er meinte, er könne sich nicht auch noch darum kümmern, warf ich zwischendurch, wie einen spontanen Gedanken, ein: "Eine Frau kann sich natürlich auch um vieles kümmern, gerade wenn ein Töchterchen mit im Spiel ist..."
    Nicht seit...
    Eine Enttäuschung klang da mit... Trauer und Wehmut, die sogleich mein tiefstes Mitgefühl weckten. Irgendeine Schlampe musste ihm das Herz gebrochen haben! Die Frauen waren grausam! (Fast so grausam wie die Männer.) Besonders waren sie grausam zu den guten Männern, den Lumpen warfen sie sich mit Vorliebe an den Hals. (Genau wie die Männer.)
    Ich murmelte mitfühlend und nickte solidarisch.
    ".....was ist passiert, Kamerad?"

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  • Licinus kicherte wie ein kleiner Junge, als Serapio in seiner ganz eigenen Tonart, die beiden Sprüche aus der Latrina zum Besten gab.
    "In diesem Moment bist du der einzige Angehörige der legio, der weiß, was er tut."


    "Mmmh," machte auch Licinus. "Möglich..." Das es für Esquilina vielleicht wirklich nicht das beste war, so ganz ohne Mutterrollenbild aufzuwachsen, kroch sich in seine Gedanken, aber dieser Gedanke wurde schon seit Jahren ausgesperrt und auch dieses Mal wehrten die tapferen Wächter des iulischen Bewusstseins den Angriff ab. Allerdings waren die Verluste diesmal besonders hoch gewesen.


    "Das liegt lange Jahre zurück," wehrte er erst ab, erklärte sich dann aber in abgehackten Sätzen doch. Irgendwas in ihm treib ihn, sich Serapio zu offenbaren. Vielleicht, weil er bei diesem Mann das Gefühl hatte, dass es bei ihm sicher war. "Noch bevor ich zur legio ging. Falva" Bei der Erinnerung an sieh zuckte ein gleichzeitig glücklich und trauriges Lächeln über sein Gesicht, dass aber sofort wieder verschwandt. "Wir waren praktisch zusammen aufgewachsen. Ich liebte Sie, wusste aber nie, wie ich es ihr sagen sollte. Dann wurde sie mit Servius, dem dritten aus unserer kleinen Bande, verlobt. Und mein Vater wünschte auf dem Sterbebett, dass ich zu den Adlern ging. Jeder von uns tat, was seine Pflicht war, natürlich. Und sahen uns nie wieder, denn sie starb an einem Fieber, während wir in Parthia waren."
    Und Licinus hatte sie in seiner Vorstellung so überhöht, dass vermutlich keine andere Frau sie je erreichen würde können. Er wusste bis heute nicht, ob seine Gefühle erwidert wurden, aber er hatte sich in den Glauben daran gestürzt.
    "Nun weißt du, warum ich solch ein Hagestolz geworden bin." schloss er zynisch verzogenen Mundwinkeln. "Außer dir weiß das niemand, also wehe..." schob er (hoffentlich) überflüssigerweise nach.

  • Keine Schlampe. Viel schlimmer... Eine verstorbene große Liebe, eine Liebe, die niemals in Erfüllung gegangen war... Mit ihm fühlend, lauschte ich traurig Licinus, war bewegt und bestürzt, über diesen miesen, tragischen Tiefschlag des Schicksals zu einen – und zum anderen darüber, dass er sich seitdem, so irrsinnig lange schon, den Freuden der Liebe verwehrte.
    "Die Pflicht, ja..." murmelte ich – klar, in so einer Situation hatte man keine Wahl.
    "Das ist hart! Scheiße, ist das hart!! - Das Schicksal ist ein heimtückischer, niederträchtiger Verräter!"
    So überraschend wie mein Freund mir einen Blick auf sein sonst so gut verborgenes Innerstes gewährt hatte, so plötzlich verschloss sich seine Miene auch wieder.
    "He, ich kann ein Geheimnis bewahren." gelobte ich, und gab ihm einen rauh-zärtlichen Schubs. Ich war doch keine Plaudertasche... - oder... zumindest nicht bei sowas.
    "Komm, lass uns einen Becher auf sie leeren, auf die Erinnerung an Falva, die ewig junge.... und auf die Liebe, deren Andenken du über all die Zeit bewahrt und geehrt hast! Du bist schon eine treue Seele, mein Freund, weißt du, jawohl, eine treue Seele... das bist du.
    Die Kelche waren leergetrunken, doch ich wußte wo die Sklaven den Nachschub fürs Fest aufbewahrten, sprang auf und besorgte uns einen großen Krug. Mit dem kehrte ich zurück in die Laube und füllte, obgleich ich nicht mehr so sonderlich koordiniert war, und einiges überschwappte, unsere Becher wieder bis zum Rand...

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