• Die Frage traf ihn, hatte er ja nicht damit gerechnet. Er hatte gehofft, dass sie in diesem Moment einmal nicht an Maximian denken würde, doch wie konnte es anders sein, sie tat es. Die beiden Hände schwebten in der Luft, hätte er seine Fingerspitzen ausgetreckt, er hätte ihre schmalen, zarten Hände berührt. Lange verharrte er so, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, jeder Beobachter jedoch konnte nichts besonderes sehen, denn in Wirklichkeit ging alles schnell.


    "Du kannst ihn sehen. Du bist seine Cousine."


    Er räusperte sich.


    "Aber beherrsche Dich.
    Es gibt auch als Cousine keinen Skandal!"


    Er nickte mit dem Kopf und hoffte, dass sie einschlagen würde.

  • Valeria hätte schreien können vor Glück in diesem Moment. Sie lächelte Meridius an und schlug dann ein. Eine ganze Weile standen sie so beieinander und hielten die Hand des jeweils anderen. Sie würde sich beherrschen. Es würde hart werden und die Liebe zu Maximian würde auf eine schlimme Probe gestellt werden, durften die anderen doch nichts wissen von der verbotenen Beziehung. Dann fiel ihr Livianus ein.
    Sie löste die Hand und gab Meridius mit einer zaghaften Kopfbewegung zu verstehen, weiterzugehen.


    "Du musst auch mit Livianus reden", meinte sie und dachte daran, wie er Maximian und sie in flagranti erwischt hatte. Maximian....
    "Wo...wo ist Maximian denn?"

  • "Livianus? Wieso Livianus?"


    Meridius dachte nach. Zunächst würde er Informationen über ihre Mutter einholen müssen. Er musste alles wissen, was es zu wissen gab. Und es musste diskret geschehen.


    "Maximian ist ebenfalls in Rom. Ich habe ihn allerdings noch nicht gesehen, da er mit seiner Mutter mir nachgereist ist...


    Was immer Du vorhast..."


    Er hielt an und blickte sie an.


    "... vergiss nicht, dass seine Mutter anwesend ist."

  • Valeria runzelte die Stirn.
    "Nun ja...Livianus...er hat dir doch sicherlich erzählt, wobei er Maximian und mir in der Casa in Tarraco begegnet ist, oder? Und....ja, ich werde schon acht geben. Was soll ich Maximian sagen? Er wird Fragen stellen."

  • Meridius wollte es sich lieber nicht vorstellen. So weit ging seine Großmut heute dann doch wieder nicht. Er dachte nach.


    "Sag ihm, dass Deine Mutter verworren war. Und dass sie Paretorianus im Tode die Tochter nicht gönnen wollte. Eine gute alte Amme habe Dir jedoch bestätigt, dass Du seine Tochter bist. Meine Güte, irgenwie sowas. Du wirst doch wissen, wie Du ihn überzeugen kannst, oder nicht?"


    In diesem Moment trat sein Begleiter wieder zu ihm.


    "Aedil, es gibt Probleme bei einem Stand."


    Meridius blickte zu ihm.


    "Was für Probleme?"


    "Maden im Fleisch, Aedil."


    Meridius verzog das Gesicht.


    "Dann mach seinen Laden dicht, bei Iupiter. Wink irgendeinen Trupp der Cohortes her und sieh zu, dass der Laden geschlossen wird."


    "Zu Befehl, Aedil."


    Meridius schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Valeria.


    "Denkst Du, dass Du das hinbekommst?"

  • Valeria sah ihn nur verständnislos an. Sie hoffte, dass Maximian keine Fragen stellen würde, denn Valeria war nicht gerade eine gute Lügnerin. Andererseits...wenn sie nichts dazuerfand, sondern nur gewisse Dinge verschwieg, war es auch keine Lüge, sondern nur...nun, ein Verschweigen der Tatsachen. Sie würde sich zwar nicht sonderlich gut dabei fühlen, aber wenigstens konnte sie auf diese Weise bei ihm sein.


    "Ja", sagte sie daher schlicht. Wie sie es anstellte, würde schließlich ihr überlassen bleiben.
    Meridius' plötzlicher Wutausbruch was diesen Fleischstand betraf, ließ sie dann leicht zurückschrecken vor ihm.


    "Gut, ich will dich auch gar nicht weiter aufhalten...Aedil. Ich hoffe, dass alles gut wird."
    Sie seufzte.

  • "Du hälst mich nicht auf, Valeria."


    Meridius lächelte wieder.


    "Es ist nur nicht alles so einfach. Die Welt ist kompliziert. In Rom lauern die Gefahren. Und je näher man dem Palast des Imperators kommt, umso mehr nimmt die Zahl der Mörder und Intriganten zu. Ich muss meine Familie schützen, Valeria. Ich muss die Menschen schützen, die ich liebe. Das verstehst Du doch, oder?"

  • "Natürlich. Aber du musst auch verstehen, dass ich zusammen sein möchte mit den Menschen, die ich liebe", konterte sie.


    Dann musste sie schmunzeln.
    "Ich fühle mich in Tarraco sowieso wohler. Allerdings ist mir nicht behaglich zumute, wenn ich weiterhin auf deiner Tasche liege, obwohl eigentlich ich keine Decima bin."

  • Valeria lächelte ihn dankbar an.
    Meridius schien doch nicht so ein alter, grimmiger Bär zu sein, wie sie immer gedacht hatte...


    "Momentan in der Casa Mercators. Ich wusste keinen anderen Ort, an den ich gehen konnte, nachdem...
    Außerdem wollte ich Maximian sehen und mit dir reden."

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Gut."


    Er fuhr sich mit der Hand in den Nacken.


    "Und was mit Deiner Mutter geschehen ist, tut mir leid. Ich habe meinen Vater selbst sehr früh verloren und ich kann durchaus nachvollziehen, was in Dir vorgeht...


    Doch jetzt entschuldige mich, ich bin dienstlich hier und habe viel zu tun. Wie kommst Du nach Hause? Soll ich Dir eine Sänfte besorgen?"

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