[Forum Iulium] Templum Veneris Genetricis

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    Original von Titus Quintilius Canus
    Sollte Canus es vielleicht doch lieber für heute lassen? Eigentlich war er immer ein Mann gewesen, der seine Ziele klar verfolgte - doch vielleicht war es einfach besser, ein anderes Mal wiederzukommen. Vorbereitet, mit klaren Gedanken und klaren Wünschen, was er sich hier eigentlich genau erhoffte. Doch gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, hörte er eine Stimme und ordnete dieser der Bewegung zu, die er im Augenwinkel erkannte.


    Und tatsächlich! Genau eine der Personen, an die er sich hätte wenden können, hatte das Wort an den Quintilier gerichtet. Eine Erleichterung, jedenfalls für den Moment. "Salve, Iulius Caesoninus. Ich bin Quintilius Canus und..." er stoppte für den Moment, atmete durch und wandte sich erstmal vernünftig seinem Gesprächspartner zu. "Ich.. muss gestehen, dass ich Venus bisher weder übermaßen gedient, noch sie jemals um etwas gebeten habe. Ebenso muss ich gestehen, dass ich eher durch eine kurzfristige Entscheidung hierher gekommen und somit unvorbereitet bin, aber ich hoffe, dass du mir trotzdem Rat und vielleicht auch Anweisungen mit auf den Weg geben kannst." Vermutlich war dies nicht die beste Einleitung, doch Canus hoffte um das Verständnis seines Gegenübers.


    "Um noch etwas konkreter zu werden: Es geht hierbei auch gar nicht um mich. Zwar... bräuchte mein Leben in Bezug auf das andere Geschlecht sicherlich auch eine geordnetere Richtung, doch ich bin hier, um meiner Schwester zu helfen," fügte der Soldat, wenngleich in zivil, aber trotzdem mit disziplinierter Ausstrahlung, schließlich an. "Vorausgesetzt, dass ich dich gerade nicht bei der Ausübung deiner Pflichten störe."


    Caesoninus blickte ihn gütig an, musste sich aber innerlich das Lachen verkneifen. Aber ja, immerhin war er ja zum Helfen da!
    "Nein, du störst mich keineswegs, Quintilius Canus! Denn wann könnte ich meiner Pflicht als Aedituus je besser nachkommen, als wenn ich meinen Mitmenschen in ihren Angelegenheiten gegenüber Venus Genetrix weiterhelfe?" bemerkte er mit einem Augenzwinkern.


    Und gräme dich nicht, jeder dient eben anderen Göttern und keine zwei Römer haben die exakt gleichen Schutzgötter wie ihre Nächsten. Also, wie können wir deiner Schwester weiterhelfen? Venus steht ja nicht nur allein als Göttin für Liebe und die Sexualität, als Venus Genetrix wird sie an diesem Tempel ja auch als Stammmutter des patrizischen Geschlechts der Iulier verehrt, von denen de göttliche Gaius Iulius Caesar abstammt. Weiterhin steht Venus für den Liebreiz und das Begehren. Sie ist als Mutter des Aeneas Ahnherrin und Beschützerin der Römer, Herrin der Obst- und Gemüsegärten und Göttin des Abendsterns. In gewisser Weise ist sie auch eine Göttin der Heilung, da sie Gebieterin über alle wilden und gezüchteten Heilkräuter ist und auch das Element Wasser ist eng mit ihr als eine Göttin der Bäder verbunden." schloss Caesoninus seine Ausführungen. "Auf welche Weise also kann die Lieblichste aller Götter deiner Schwester weiterhelfen, bzw. ich in ihrem Namen? Falls du willst können wir uns danach auch gerne noch deinen eigenen Belangen zuwenden."

  • Nun, es war zunächst einmal eine Erleichterung für Canus, dass der Aedituus ihn weder abwies, noch genervt war und schon gar nicht durchblicken ließ, dass er gerade besseres zu tun hatte. Entweder hatte der Quintilier gerade Glück oder sein Gegenüber war tatsächlich so ein angenehmer Zeitgenosse, wie es gerade zumindest schien. Dass dieser Diener der Venus dann fortfuhr, indem er Canus' eingerostetes Wissen über die Göttin Venus auffrischte, war vermutlich nicht verkehrt. Sicher, alles Dinge die er irgendwo wusste, aber so frisch im Gedächtnis hatten diese Informationen nochmal einen ganz anderen Stellenwert. "Nun, ich danke dir für diese kleine Auffrischung und am Willen soll es nicht scheitern, ich sehe es nur als Zeitverschwendung. Aber, wir werden sehen. Dass du dir diese Zeit nehmen magst, überzeugt mich schon fast," erwiderte der Quintilier zunächst relativ belustigt auf den Vorschlag des Iuliers bezüglich seiner eigenen Belange. Aber er wollte dann schließlich auch mit dem, für ihn, viel wichtigeren Thema weitermachen.


    "Es ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Nach vielen Jahren der Abwesenheit bin ich nach Rom zurückgekehrt und durfte feststellen, dass meine jüngere Schwester nun verlobt ist, soweit sicherlich positiv. Jedoch war sie vor dieser Verbindung schon in einer anderen, aus welcher der Mann sie aus bestimmten Gründen entließ. Nun ist es ebenfalls so, dass meine Familie in den Jahren meiner Abwesenheit von vielen Problemen geplagt war und es derzeit auch schwierig ist, meine Schwester jedoch stets der die starke Frau war, die alles zusammenhielt. Aus diesem Grunde möchte ich der Venus einen Dienst erweisen, damit sie die aktuelle Bindung meiner Schwester schützen und in eine gute Zukunft führen möge, hatte sie doch schon genug ertragen müssen. Verzeih' mir, wenn ich etwas ausschweifend wurde, doch ich möchte meine Schwester für all die Jahre meiner Abwesenheit entschädigen und würde alles dafür tun, verstehst du?" Sicherlich war er ausschweifend gewesen und hatte sich eventuell auch etwas blumig ausgedrückt, doch er wusste sich in solchen Angelegenheiten einfach nicht gut auszudrücken. Tatsächlich wusste seine Schwester auch gar nicht, dass er hier war - nicht dass er es geheim halten wollte. Doch es war eben eine spontane Entscheidung gewesen.

  • Caesoninus hörte aufmerksam zu. Canus formulierte nicht wörtlich direkt, was er jetzt genau wollte, weshalb er nachfragte: "An welchen Dienst an die Lieblichste aller Götter hast du da genau gedacht? An ein Opfer, oder an etwas anderes? Am Ende hast du auch noch erwähnt du würdest deine Schwester für deine Abwesenheit entschädigen wollen. Eine durchaus noble Geste von dir wie ich finde. Hast du das nur so erwähnt, oder hättest du auch hierbei gerne die eine, oder andere Unterstützung?"


    Canus setzte sich für seine Familie ein, das machte ihn in Caesoninus' Augen sympathisch. Immerhin zählte auch für ihn die Familie beinahe zum höchsten Gut.

  • Der Quintilier musste für den Moment schmunzeln, denn die Antwort des Iuliers ließ offensichtlich werden, wie ungenau er sich gerade eigentlich ausgedrückt hatte. "Verzeih' mir, dies sind einfach Angelegenheiten... mit welchen ich nicht derart vertraut bin. Eben aus jenem Grunde bin ich ja hier, was genau kann ich tun? Sicher, ein Opfer, um für Hilfe für meine Schwester zu bitten, daran habe ich offensichtlich auch schon gedacht. Aber auch hier bin ich nicht unbedingt im Bilde, was sich anbieten würde," begann er zunächst einmal zu antworten und hoffte darauf, dem Aedituus somit etwas offensichtlicher zeigen zu können, was eigentlich seine Intention war.


    "Und... ja, bezüglich einer Entschädigung für das, was ich tat, auch hier hätte ich abseits des eigentlichen Grundes meiner Anwesenheit gerne eine Hilfestellung. Ich habe zwar schon in Aussicht gestellt mich an den Finanzen der Familie zu beteiligen, was ich auch gewiss tun werde. Aber es ist so dermaßen... materiell, es fühlt sich einfach nach... nicht genug an, verstehst du was ich meine? Verzeih' auch hier wieder meine Ungenauigkeit, aber wie du merkst: Ich benötige Rat." Und dem etwas peinlich berührten Lächeln Canus' nach zu urteilen, fiel es ihm auch sichtlich schwer dies so auszusprechen. Er hasste es einfach, wenn er sich so hilflos fühlte und sich jemand anderem anvertrauen musste, auch wenn dies eigentlich eine ganz banale Situation war - so sehr die Angelegenheit dem Quintilier auch am Herzen lag.

  • Caesoninus schwieg eine Weile und überlegte, dann: "Nun, es gibt mehrere Wege, um Venus einen Dienst zu erweisen. Der klassische ist zweifellos ein Opfer an sie. Der extremste andererseits wäre der, dass du als Discipulus in einen ihrer Tempel eintrittst und somit Dienst tust, bis eines Tages auch du zum Aedituus befördert wirst und dich um einen ihrer Tempel kümmerst. Zweifellos jedoch nicht ganz das, was du im Sinn hattest, oder?" zwinkerte er und lächelte. "Natürlich gibt es neben Opfer und Dienst als Aedituus auch noch weitere Dinge, wie z.B. eine Stiftung, in der du z.B. einen Tempel, einen Schrein, einen Altar, ein Kultbild, einen Garten/Park, einen Weihestein, oder eine kleine Kapelle, oder anderes in der Art in ihrem Namen stiftest und der Venus weihen lässt. Zweifellos auch etwas, was sie erfreuen würde, nur eben verbunden mit einer gewissen Menge am nötigen Kleingeld. Votivgaben wären ebenfalls eine Idee, z.B. indem man kleine Statuen der Venus in einem der Tempel Roms als Votivgabe aufstellt. Das wären einmal die üblichsten Wege eine Gottheit zu erfreuen unter denen du wählen könntest." Was noch? Achja, sein Anliegen in Bezug auf seine Schwester und deren Entschädigung. "Was die Entschädigung deiner Schwester anbelangt, so rate ich dazu nicht zu vergessen, dass sie jetzt eine verheiratete Frau ist und zu einer neuen Familie gehört und du dir zuvor im Klaren darüber werden solltest, welcher Familie du eigentlich finanziell unter die Arme greifen willst. Ihrer und deiner eigenen, obwohl sie nicht mehr bei euch wohnt, oder ihrer neuen, was jedoch der Ehemann vielleicht als Beleidigung auffassen könnte. Es ist in jeden Fall angebracht sich zuvor mit dem Mann deiner Schwester abzusprechen, ehe du in diese Richtung irgendwelche Schritte unternimmst. Über Geld hinaus würde sich deine Schwester ansonsten bestimmt freuen, wenn du sie ab und zu einmal besuchen und nach ihr sehen würdest. Erfahren wie es ihr geht und ob sie etwas braucht, wo du ihr helfen könntest, du weißt schon, das allein sollte schon viel Wert sein. Wenn du dich mit ihrem neuen Mann anfreundest wäre das auch ein Weg sie glücklich zu machen, denn dann sähe sie, dass du ihre Ehe befürwortest und akzeptierst, was ihr ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit und Zufriedenheit im Leben verschaffen würde."

  • Zunächst einmal lauschte Canus den Worten des Dieners der Venus in Ruhe, tatsächlich viele Möglichkeiten - vor allem solche, die für ihn nicht in Betracht kamen. Aber das konnte der Iulier nicht wissen, darüber würde der Quintilier ihn schon aufklären müssen. Dies tat er auch, nachdem er kurz geschmunzelt hatte. "Nun, der Dienst an der Venus ist sicherlich ehrenvoll, aber ich habe mein Leben bereits in den Dienst des Reiches gestellt," erwiderte Canus zunächst, ehe er auf die Opfergaben und andere monetäre Möglichkeiten der Ehrerbietung der Göttin zu sprechen kam: "Und aus genau diesem Grunde ist es mir leider nicht vergönnt, allzu viele Sesterzen in Kunstwerke, geschweige denn Bauwerke zu versenken - um es mal so lapidar auszudrücken. In dieser Hinsicht würde sich für mich wohl nur ein klassisches Opfer anbieten. Was ist es denn genau, was der Venus gefällt? Knoblauch beispielsweise, nicht wahr? Aber sei unbesorgt, es ist nicht nur das, was ich mir leisten kann," versicherte er. Es würde sicherlich nicht viel sein, doch zumindest in ein anständiges Opfer wollte er dann doch investieren - er war sich nur nicht sicher, ob sie ein bestimmtes Opfertier bevorzugte.


    Bezüglich der Wiedergutmachung, die er für seine Schwester angedacht hatte, hob er kurz abwehrend die Hände. "Verzeih' mir verehrter Aedituus, doch du scheinst mich missverstanden zu haben. Noch ist sie nicht verheiratet, jedoch verlobt. Noch gehört sie der Gens Quintilia an und ich bin ihr nächster männlicher Verwandter. Eben auch aus diesem Grunde möchte ich nicht zu viel Zeit verstreichen lassen. Zukünftig, wenn denn ihre Hochzeit mit dem ihr verbundenen Mann stattgefunden hat, ja dann... ich möchte eigentlich gar nicht an diesen Tag denken, würde es sich doch irgendwie wie ein Verlust anfühlen, doch dann ist mir klar, dass sie unserer Familie nicht mehr derart verpflichtet sein wird. Doch ich gönne es ihr, diese schwierige Zeit hatte schon lang genug angedauert. Die Sicherheit und Geborgenheit sei ihr dann vergönnt. Und ich versichere dir dass ich bereits jetzt, so es denn mein Dienst zulässt, ich jeden freien Tag damit verbringe für sie da zu sein, so sie denn Zeit hat, anstatt den Frauen und dem Wein hinterherzujagen. Zumal ich auch bisher gar nicht derartig viele Kontakte in Rom knüpfen konnte." Ein kurzes Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. Es war deutlich, wie sehr er an seiner Schwester hing und dass die früher oder später bevorstehende Hochzeit ihm doch irgendwo wehtat, würde sie dann anderweitig verpflichtet sein. Doch es war genauso offensichtlich, dass er nur das Beste für seine Schwester wollte.

  • "Das zumindest sind die klassischen Wege eine Gottheit zu ehren." bemerkte Caesoninus.
    "Natürlich muss nicht immer gleich ein ganzer Tempel aus dem Boden gestampft werden. Votivgaben, oder die Stiftung eines Weihesteines kann sich bald jemand leisten. Auch eine Spende unterschiedlicher Art an einen ihrer Tempel wäre ein guter Weg Venus zu erfreuen fällt mir gerade ein, doch gut. Ein Opfer soll es also werden. Hierbei eröffnet sich uns natürlich auch wieder ein Füllhorn an Möglichkeiten, aus denen du wählen kannst. So z.B. würdest du mehrere kleine unblutige Opfer und Trankopfer an mehreren Tagen, einmal ein großes blutiges Opfer, oder ein großes blutiges Opfer und davor und/oder danach an mehreren Tagen unblutige Opfer und Trankopfer bevorzugen? Gewiss auch eine Frage des Geldbeutels, keine Frage, doch ich bin dir dabei natürlich gerne behilflich. Soweit einmal zu den "großen Opfern" die wir hier am Tempel durchführen können. Doch was du auch tun kannst, um Venus zu erfreuen sind kleine regelmäßige Trankopfer im Alltag, indem du immer wieder einmal, z.B. je einmal morgens und abends, beim Antritt einer Reise, beim Ablegen eines Eides, oder auf Gastmählern einfach ein wenig Wein, oder auch Wasser im Namen der Venus über einer Patera, einer Opferschale, ausgießt. So ein alltägliches Trankopfer erscheint nicht viel und ist schnell getan, doch diese Art regelmäßiger Opfer erfreut die Götter genauso sehr, wie einmal ein großes blutiges Opfer und kostet nichts."


    Caesoninus lächelte jetzt milde und sprach in Bezug auf Canus' Schwester: "Da habe ich wohl wirklich etwas falsch verstanden, aber wenn es so ist wie du sagst, dann tust du bereits alles dir menschenmögliche und kannst stolz darauf sein. Nicht viele Brüder tun das für ihre kleinen Schwestern und es wird dir im Leben bestimmt noch einmal zurückgegeben, dass du dich so sehr für deine Schwester einsetzt, glaube mir. Sie kann stolz sein dich Bruder nennen zu können, da bin ich mir sicher."

  • In Ruhe lauschte Canus wieder den Worten des Aedituus. Es gab tatsächlich eine Menge Möglichkeiten, Venus' Gefallen zu finden. Der Quintilier war froh, dass ihm derart viele Möglichkeiten aufgezeigt wurden - es wurde auch kein großes Gerede aus den Kosten gemacht, jedenfalls grob. "Je nachdem, was zumindest ein großes Opfer abseits einer Opferties an Kosten verursachen würde, käme dies unter Umständen tatsächlich in Betracht. Immerhin muss ich gestehen, dass ich mir des Zeit- und Personalaufwandes nicht ganz im Klaren bin," antwortete der Soldat in zivil. Sicher, den Rat mit den täglichen kleinen Trankopfern würde er beherzigen, dies fraß weder Zeit noch Kosten und war für ihn auch innerhalb seines Dienstes machbar. Doch er hatte das Gefühl, als ob dies nicht unbedingt genug war. Aus diesem Grunde wollte er eben in Erfahrung bringen, welche Kosten in Bezug auf das Tempelpersonal beziehungsweise die Verwaltung auf ihn zukommen würden. Dann konnte er sich immer noch entscheiden.


    Allerdings zeichnete sich auch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ab und Canus nickte dankbar, als der Iulier erwiderte, dass er wohl nicht sehr viel mehr tun konnte als schlichtweg für seine Schwester da zu sein. "Danke, Iulius Caesoninus. Ich weiß diese Worte durchaus zu schätzen. Ich muss auch zu meiner eigenen Überraschung gestehen, dass ich tatsächlich gar nicht so sehr auf meine Rechte als nächster männlicher Verwandter meiner Schwester bestehe. Ich hätte gedacht, dass ich diesbezüglich eine größere Vorsicht an den Tag legen würde. Doch tatsächlich habe ich mich innerlich dazu entschieden, meiner Schwester eine relativ freie Hand zu überlassen, was diese Verbindung mit ihrem Verlobten angeht. Ich hatte schlichtweg das Gefühl, als ob mir aufgrund meiner langen Abwesenheit kein allzu großes Mitspracherecht zustehen würde," erklärte der Quintilier. Sicher, in jeder Familie wurden solche sittlichen Dinge etwas anders gehandhabt, doch es wunderte ihn selbst, dass er in dieser Hinsicht derart liberal handelte.

  • Caesoninus überschlug im Geiste schnell alles nötige, ehe er antwortete: " Mal sehen...Opferhelfer kosten normalerweise 10 Sesterze pro Nase, aber weil du mir sympathisch bist und du ein aufrechtes Herz und Familiensinn hast würde ich sie dir für 5 Sesterze pro Person für dein Opfer überlassen. Das wärs, es fallen keine weiteren Kosten an. Die Götter sind keine Freunde einer allzu komplizierten Bürokratie. Was den Zeitaufwand angeht, so kommt es da auf mehrere Faktoren an, aber im Schnitt schätze ich die Dauer eines Opfers inklusive Voropfer und Eingeweidelese auf eine halbe bis eine ganze Stunde, eventuelles Vorprogramm nicht eingerrechnet. Was mit dem Opferfleisch danach geschieht, da gibt es mehrere Wege damit zu verfahren, was auch unterschiedlich lamge dauert."


    Bei der Erwähnung von "Mitspracherecht" usw. winkte Caesoninus ab. "Hierbei brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wenn du der nächste männliche Anverwandte bist hast du sowieso gesetzmäßiges Mitsprache- und Entscheidungsrecht über die Verheiratung deiner Schwester."

  • Der Quintilier war für einen Moment sichtlich überrascht, hatte er doch tatsächlich nicht mit solch geringen Kosten für die Durchführung eines Opfers gerechnet. Sicher, für einen einfachen Menschen würden darauf einige Wochenlöhne entfallen, doch glücklicherweise hatte er seit seiner Ankunft in Rom ziemlich sparsam gelebt. "Nun, die Dauer ist mir ziemlich gleich. Und ich danke dir für die Vergünstigung... aber sieh' die übrigen Sesterzen, die auf die Opferhelfer entfallen würden, als Spende für den Tempel," antwortete Canus und seine Mundwinkel zuckten dabei kurz. Ein absolut freundliches Angebot, begleitet von absolut freundlichen Worten seitens des Iuliers - doch er mochte es nicht, solche Angebote zu bekommen, dafür war er dann doch zu großzügig, auch wenn sein Sold als Miles sicherlich zu wünschen übrig ließ.


    Bezüglich seiner Schwester seufzte er, schüttelte kurz, leicht den Kopf. "Das ist mir klar, das ist es ja eben. Ich habe ein Mitspracherecht, doch ich verspüre nicht die Lust, dieses tatsächlich wahrzunehmen. Wie schon gesagt, habe ich meine Familie, vor allem meine Schwester, viel zu viele Jahre im Stich und alleine gelassen, als dass ich es als gerecht empfinde, solch ein Recht innezuhaben. Trotz aller Gepflogenheiten und Gesetze fühlt es sich schlichtweg falsch an. Und ich gebe zu: Der Verlobte meiner Schwester ist mir... irgendwo suspekt, ich kenne ihn auch nur aus Erzählungen, weshalb mein Bild von ihm sicherlich ohnehin verklärt ist. Doch selbst wenn mir nicht gefallen sollte, was ich sehe: Es würde sich für mich als Unrecht anfühlen, gegen diese Verbindung etwas zu sagen." Warum erzählte er dies eigentlich? Wollte er geistlichen Rat? Irgendeine Art von Bestätigung? Er wusste es nicht. Doch der Iulier war die erste Person, der er genug vertraute, um ihr davon zu erzählen. "Doch... sag' mir, viel wichtiger, wann könnten wir das Opfer durchführen? Sollte meine Schwester zugegen sein?"

  • Caesoninus strahlte "Vielen Dank! Betrachte deine Spende als erste gute Tat gegenüber Venus, sie wird es dir verdanken." freute er sich.


    Ein zwei komische Äußerungen machte er dann jetzt aber schon. Wieso sollte man auf seine Rechte bezüglich der Familie verzichten, bloß, weil man ein paar Jahre weg war? Ein Soldat war oft sehr lange weg, wenn es einen Feldzug gab. Caesoninus' großes Idol Gaius Iulius Caesar z.B. war während der Gallischen Kriege acht Jahre lang von Rom abwesend gewesen, hätte er daher auf seine Rechte verzichten sollen?


    "Gibt es denn einen Grund, wieso du solange weg warst? Zeitweise klingt es so, als wäre das gar nicht freiwillig gewesen." bemerkte er. "Doch ich rate dir noch einmal deine Haltung gegenüber deiner Rechte nachzudenken. Wenn du mir erlaubst dich darauf hinzuweisen, du hast nicht nur das Recht über die Bestimmung der Heiratspläne deiner Schwester, sondern auch die Pflicht dafür zu sorgen, dass das Wohl deiner Familie gewährleistet ist. Solltest du also entdecken, dass dieser Mann nicht gut für sie, oder deine Familie ist, dann wäre es sogar deine Pflicht als nächster männlicher Angehöriger, wenn nicht sogar pater familias, einzuschreiten. Wir sind Römer, wir sind für unsere Familien da. Das unterscheidet uns von den Barbaren." Dann kam das Gespräch auf das Opfer, wann es stattfinden sollte und ob seine Schwester auch dabei sein könnte. Caesoninus überlegte kurz. "Wir könnten das Opfer theoretisch gleich durchführen, sobald du das Opfertier besorgt hast, also kein Zeitdruck in der Hinsicht. Es wäre bestimmt keine falsche Idee, wenn deine Schwester auch zusehen würde. Dann würde sie sehen, dass du das für sie tun willst und sich dafür freuen, zeitgleich wäre aber auch Venus erfreut, denn du willst ja deiner Schwester wegen der Göttin opfern und was erfreut die Göttin der Liebe mehr, als ein Opfer aus Liebe gegenüber seiner Schwester?"

  • Kurz erwiderte Canus die Reaktion des Aedituus mit einem leichten Lächeln. Nette Worte und sicherlich machten sie dem Quintilier auch Hoffnung. Doch so gläubig er auch war, so wenig rechnete er tatsächlich mit guten Taten der Götter, zumal Venus ihm aufgrund seiner Karrierewahl ohnehin nicht sehr behilflich sein konnte - aber das war auch ein gänzlich anderes Thema.


    Auf die Frage des Iuliers hin zögerte der Soldat in Zivil kurz, seufzte leicht. "Das hatte schlichtweg familiäre Gründe, ich habe den Großteil meiner Kindheit und Jugend nicht in Rom verbracht. Eine komplizierte Geschichte, aber eben eine, weswegen ich meiner Meinung nach durchaus in der Schuld meiner Schwester stehe," versuchte der Quintilier etwas klarer zu werden. Und sicherlich hatte Caesoninus auch weiter recht, Canus oblagen auch einige Pflichten, aber dies sah er nicht allzu eng. "Nun, ich mache mir keineswegs Gedanken darum, dass das Wohl der Familie oder meiner Schwester durch diese Verbindung gefährdet wäre, das ist es eben nicht. Es ist eine rein persönliche Angelegenheit, weshalb ich diese Verbindung in einigen, wenigen Aspekten kritisch sehe. Aber dies sind eben Dinge, die ich für mich selbst klären muss und die sich mit der Zeit sicherlich auch legen werden." So versuchte der Quintilier nochmals seinen Standpunkt in dieser Hinsicht etwas besser zu erläutern.


    Aber wieder lag ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen, nicht zuletzt wegen der letzten Worte des Aedituus. "Nun, dann werde ich dies zunächst alsbald mit meiner Schwester besprechen und dann einen Zeitpunkt festlegen. So wie ich meine Schwester kenne, wird sie diese Geste ohnehin ablehnen wollen... aber wie du schon sagtest, meine Rechte und Pflichten als nächster, älterer, männlicher Verwandter," erwiderte Canus schmunzelnd. Tatsächlich war dies mal eine Angelegenheit, in welcher er davon Gebrauch machen würde - aber es war ja auch nur zum Wohle Valentinas. "Aber sag, halte ich dich nicht von diversen Pflichten ab? Immerhin hat ein Diener der Venus sicherlich besseres zu tun, als einem verirrten Mann die einfachsten Ratschläge zu geben," stellte der Quintilier ein wenig amüsiert für sich fest.

  • "Nun gut." schloss Caesoninus für sich leicht irritiert dieses Thema ab, nachdem der Quintilier wiederholt erklärt hatte, es sei seine Angelegenheit. Caesoninus hatte alles gesagt, was es zu sagen gab seiner Meinung nach und der Rest lag jetzt bei Canus.


    Als die Sprache wieder auf das Opfer kam antwortete er ihm: "Am besten teilst du mir per Brief, oder Boten, oder wenn du willst gerne auch persönlich mit, wann du dein Opfer durchführen willst, sobald du selbst alle Details kennst. Einen Brief kannst du jederzeit an den Tempel schicken und falls du doch lieber einen Boten schicken, oder persönlich vorbeikommen wolltest und ich bin nicht anwesend, kann man entweder die Botschaft einem der Tempeldiener mitteilen, oder man kann es in der Domus Iulia am Esquilin versuchen, falls ich sie persönlich entgegennehmen soll. Sollte ich auch dort nicht erreichbar sein reicht es, wenn die Nachricht an Vibilius, dem iulischen Ianitor weitergegeben wird, er ist vertrauenswürdig und ich erfahre in jedem Falle dann, was du mir mitteilen wolltest" erklärte er.


    Als Canus dann fragte, ob er ihn nicht von etwas abhalte, musste auch Caesoninus grinsen. "Du glaubst es vielleicht nicht begann er "aber genau jetzt in diesem Moment bin ich gerade dabei meine Pflicht als Aedituus zu erfüllen. Denn die Beratung und Unterstützung von Tempelbesuchern gehört genauso zu meinen Aufgaben, wie die Opfer an die Lieblichste aller Götter, neben der Instandhaltung ihres Tempels natürlich" was er im Moment ja auch gerade am Durchführen war. Ja, im Moment grade war Caesoninus ziehmlich zufrieden mit sich und dem Tempelbetrieb. Viel Volk ging ein und aus und wenn es etwas gab, das Caesoninus Freude bereitete, dann, wenn viel los war an dem Ort, wo er sich gerade aufhielt.

  • Der Quintilier nickte nun also dankbar, war froh über die klaren Anweisungen - was eben zu einem Soldaten passte. So hatte er nun verschiedenste Möglichkeiten, dem Iulier seine Entscheidung bezüglich des Opfers mitzuteilen. "Ich danke dir. Ich werde dies also mit meiner Schwester, der.... betroffenen Person besprechen und dir anschließend meine Entscheidung, oder eher meinen Wunsch, bezüglich des Datums mitteilen, sowie weitere Einzelheiten bezüglich des Opfertiers und dergleichen. Ich hoffe meine Schwester wird sich freuen," antwortete er also auf die zahlreichen Möglichkeiten und lächelte dabei kurz, wenngleich Caesoninus ihm zumindest auf Letzteres hin sicherlich keine Antwort geben konnte. Doch dies würde Canus eben mit Valentina besprechen müssen.


    Die weiteren Worte des Aedituus ließen den Quintilier ebenso lächeln - sie waren eine Erleichterung. Tatsächlich hatte er Sorge gehabt, dass er diesen Diener der Venus mit seinen scheinbar unwichtigen Belangen stören würde, doch glücklicherweise war diesem nicht so. "Ich danke dir, Caesoninus. Wenn du mir die weitere Frage erlaubst, abseits dieses Themas: Aber wie kann ich in dieser Stadt am besten meine Zeit verbringen? Wie gesagt, ich befinde mich erst seit wenigen Monaten wieder hier, bei meiner Familie, doch der Anschluss fehlt mir. Zwar habe ich bisher einige Bekanntschaften in dienstlichen Belangen machen dürfen, auch muss ich einen Großteil meiner Zeit mit diesen Verbringen. Doch es ist eben ein Unterschied, ob man seine Zeit nur mit Männern in der Castra verbringt oder eben auch mit Menschen außerhalb dieser, wenn du verstehst was ich meine. Und dadurch, dass die Männer meiner Familie allesamt abwesend sind, sehne ich mich in dieser Hinsicht eben doch nach weiteren Kontakten. Ich hoffe, mein Anliegen in dieser Hinsicht ist nur allzu verständlich und dass du mir auch in dieser Richtung einige Hinweise geben kannst." Kurz lag ein Grinsen auf seinen Lippen, es mochte merkwürdig klingen, doch es war einfach nur die Wahrheit, welche der Quintilier an dieser Stelle aussprach.

  • Caesoninus nickte. Ist mir recht, ich freue mich auf deine Mitteilung. Und was das Opfertier angeht, so bin ich auch mit jedem zufrieden, das du mir bringst, solange es den kultischen Anforderungen entspricht. Im Falle von Venus bzw. Venus Genetrix bedeutet das, dass nur weiße, weibliche Opfertiere in Frage kommen, wie z.B. Schafe. Speziell im Falle von Venus Genetrix als mütterliche Personifikation der Lieblichsten aller Götter würden sich auch im speziellen Fall Mutterschafe eignen." bemerkte Caesoninus.


    Das nächste Thema dann ließ ihn dann doch eine Braue kurz heben, während er zuhörte. Hatte Canus gerade im Ernst gefragt wie man sich im Zentrum der Welt, der Ewigen Stadt Rom vergnügen konnte? Und wie war das mit Männerbekanntschaften? Meinte er das im Sinne von...?!
    "Nun, da wir uns in Roma befinden, dürfte es nicht schwer werden Stätten der Vergnügung und der Erbauung zu finden." begann er seine Einleitung zu diesem Anliegen, diese fragliche Andeutung nach den Männern zunächst noch ausklammernd. "Wenn es dir um Tavernen geht, so kann ich dir die Taverna Aspicia besonders ans Herz legen. Ansonsten für die körperliche Erfrischung stehen einem überall in Rom die kaiserlichen Thermen zur Verfügung. Solltest du lesen wollen, so sollte zumindest bei den größeren auch normalerweise eine kleine Bibliothek dabei sein, neben den üblichen öffentlichen Bibliotheken der Stadt natürlich. Ansonsten ist das Forum Romanum auch immer einen Besuch wert als Zentrum von Handel, Politik und Rechtsprechung. Am Platz gibt es eigentlich immer kleine und große Redner denen man lauschen kann und in den angrenzenden Basilicae finden regelmäßig Markttage und Gerichtsverhandlungen statt. Am Forum Boarium gibt es natürlich auch allerhand zu kaufen auf dem dortigen Markt. Falls es dann noch körperliche Wünsche geben sollte hat Rom Tonnen von dafür vorgesehenen Lupanare. Besonders die in der Subura sind erwähnenswert. Wagenrennen findet man natürlich in den Circusen der Stadt wie dem Circus Maximus, oder dem Circus Flaminius. Zum lustwandeln gibt es den einen oder anderen hübschen kleinen Park und natürlich nicht zu vergessen die Kaiserforen. Falls es etwas näher am Meer sein sollte, so ist natürlich Ostia auch nicht fern." schloss Caesoninus in der Hoffnung nichts vergessen zu haben, doch das Wichtigste an Vergnügungsstätten sollte er abgedeckt haben in seiner Aufzählung.

  • Es war wieder einmal die Zeit der Saturnalien in der Ewigen Stadt!
    Ganz Rom verwandelte sich dabei für die Dauer von sieben Tagen in ein einziges gigantisches Volksfest voller Scherze, Streiche, Lachen, vertauschten Rollen, literweise Wein und tausenden öffentlichen und privaten Veranstaltungen. Die Familien kamen in ihren Häusern zusammen und beschenkten einander, oder empfingen, oder besuchten selbst Freunde und Bekannte und viel gutes und verschwenderisches Essen rutschte in die Mägen hinab. Allgemein erschollen regelmäßig die Rufe "Io Saturnalia!" oder "Bona Saturnalia!"


    Doch neben den privaten Feiern waren vor allem auch die unzähligen öffentlichen Feste für die Saturnalien sehr gut und wichtig. Die Arenen veranstalteten Spiele am Fließband, am Forum gab es allgemeine Festbankette auf Staatskosten und die vielen, über die ganze Stadt verstreuten Tempel öffneten sich für die Dauer der Feiertage der Öffentlichkeit und veranstalteten eigene Festivitäten. So auch natürlich der Tempel der Venus Genetrix am prominenten Forum Iulium. Caesoninus hatte das ganze obere Ende des Forums vor dem Tempel in Beschlag genommen und dort Bänke aufstellen lassen. Dort tummelten sich die schmausende Menge, die es sich mit viel Wein, Cervisia und Spanferkel gutgehen ließ. Links und rechts des Tempels waren Kochstationen aufgebaut worden, an denen die Spanferkel zubereitet wurden, doch nicht nur das gab es, auch Kuchen und geräucherten, oder gebratenen Fisch, dazu viel Gemüse und Garum, soviel das Herz begehrte. Caesoninus, als Kopf dieses Narrentreibens nahm seine Rolle als Aedituus dahingehend war, dass er laufend Trankopfer, abwechselnd für Venus, dann wieder für Saturn, darbrachte. Ein großes Opfer hingegen war nur am ersten Tag bei der Eröffnung des Saturnalienfestes des Venustempels möglich gewesen, da nur dort noch die nötige Disziplin geherrscht hatte, um ein einmal gerufenes "Favete linguis!" zu beherzigen. Jetzt jedoch liefen die Menschen über vor, neben und auf dem Tempel herum, was große Opfergänge unmöglich machte. Doch die Trankopfer taten es bestimmt auch, dachte er sich und erfreute sich des bunten Rausches der Saturnalien.

  • Zum Ende des Jahres wollte Sisenna noch einmal ihre fromme Seite zeigen, nachdem sie sich seit längerem weigerte, einer familiären oder öffentlichen Opferung beizuwohnen. Die an sie gestellte Erwartung diesbezüglich konnte sie nicht dazu veranlassen, über das Leid der Opfertiere hinwegzusehen und da sie zuletzt die Opferungen mehr störte als bereicherte, ließ man sie gewähren. Der heutige Tag barg wenig Gefahr, einer blutigen Opferung beiwohnen zu müssen, daher betrat Sisenna unbeschwert den Vorplatz des Tempels und blickte sich um. Sie wurde von Sklaven begleitet und die Tradition besagte, dass in diesen Tagen die Rollen vertauscht sein müssten. Viel wurde von ihr diesbezüglich bisher nicht abverlangt und falls doch, würde sich zeigen, ob sie mitspielte.


    "Wie kann man nur ein kleines unschuldiges Ferkel essen!", schimpfte sie vor sich hin, als sie den Stand mit den Spanferkeln passierte. Sie vergaß ihre Manieren und spuckte aus. Anschließend strebte sie dem Gebäckanbieter entgegen.

  • Die Saturnalien waren auch für mich eines der wichtigsten Feste im Kalender und obwohl ich nicht überaus tüchtig an jedem Opfer teilnahm oder jeden Feiertag im Kalender auch wirklich beging (wer tat das denn auch schon), waren diese Tage heilig.


    So fand auch ich mich ein am Tempel meiner Schutzgöttin Venus und stimmt ein in das frohe Gelage und Getrinke. Natürlich war es an diesem Tage nicht ich, der sich bedienen liess, sondern es war üblich, dass die hohen Herren sich selbst oder ihre mitgebrachten Sklaven bedienen mussten. Da ich im Moment alleine unterwegs war blieb mir dies allerdings erspart. In der Domus Annaea stand eh schon der ganze Haushalt auf dem Kopf und mangels einer Ehefrau musste ich vieles alleine machen, was ich sonst ein ganzes Jahr lang nicht tun musste.


    Die Kombination Venustempel und Ehefrau brachten Gedanken zurück, welche ich während meiner Amtszeit komplett beiseite geschoben hatte. Diese Iulierin! Wie war schon wieder ihr Name gewesen? STELLA! Genau! Vielleicht würde ich sie ja hier auch zufällig antreffen, oder ihren Verwandten, den Priester der Venus, Caesoninus, mit dem ich vor meiner Amtszeit angefangen hatte eine Art Freundschaft aufzubauen!


    Ein kräftiger Schluck aus dem Becher half den Kopf wieder zu klären, so weit dies bei der Menge Wein überhaupt möglich war. Ein Blick in die Runde zeigte viele bekannte Gesichter, aber sie waren alle mit Essen, Trinken und Feiern beschäftigt.

  • Caesoninus genoss jedes Saturnalienfest, das er organisiert hatte, egal, ob zuhause, oder hier mitten am Forum Iulium. Auch hier schenkte er Leuten etwas, trank mit ihnen einen Becher, oder erlaubte sich den einen oder anderen Scherz. Mit seiner Filzkappe der Freigelassenen am Kopf, einem Becher Wein in der linken Hand und in der rechten ein Zweigebündel, voll behangen mit Süßigkeiten als Geschenke, schlängelte Caesoninus durch die Menge, immer mit einem saturnalischen Ausruf auf den Lippen.


    Einer der bekannten Gesichter, die er in der Menge erblickte war Florus Minor! Sogleich näherte er sich ihm und mit einem dröhnenden "Lucius Annaeus, altes Haus! Lebst du auch noch? Bona Saturnalia! begrüßte er seinen neuen Festgast und legte den einen Arm mit dem Weinbecher um Florus Minors Schultern. Die andere mit den Geschenkezweigen hielt er ihm hin und sagte: "Eine kleine Aufmerksamkeit des Chefs des hießigen Venustempels, Io Saturnalia!"

  • Und schon wurde ich überfallen. Nein, angefallen. Iulius Caesoninus hatte mich entdeckt und in seiner saturnalischen Laune fiel er mir fast um den Hals, in der einen Hand einen Weinbecher und in der anderen ein Zweigbündel voll behangen mit kleinen Geschenken.


    Io Saturnalia! grüsste ich lachend zurück und drückte den Iulier mitsamt seiner Filzkappe.
    Salve Iuli, schön zu sehen, dass du deine Aufgaben an diesem Fest so gut gelaunt ausübst! Mögen die Götter mit dir sein!
    Dann nahm ich mir ein klitzekleines Geschenkchen vom dargebotenen Zweig. Die grösseren Geschenke solltest du den Kindern darbieten.


    Was macht die Familie? Ich habe während meiner Amtszeit keine Zeit gefunden die aufkeimenden Beziehungen zu euch Iulii zu pflegen. Ich hoffe, das kann man mir verzeihen.
    Natürlich interessierte mich vorallem, wie es Iulia Stella ging und ob sie zwischendurch auch an mich dachte, aber das konnte ich noch nicht fragen, denn unsere Bekanntschaft war noch nicht so weit gediehen, dass ich mich ihr bereits nähern oder meine Gefühle offenbaren konnte.

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