[Forum Augustum] Templum Martis Ultoris

  • Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    Vic zwingt sich zur Ruhe. Gracchus kann schließlich auch nichts dafür. "Seis drum, kümmer dich um die Zählung der Votivgaben, ich werd das mit den Sesterzen wohl selbst in die Hand nehmen müssen."


    Ein wenig konsterniert ob Valerius' Rede blickte Gracchus vorerst nur wortlos drein. Schließlich jedoch fing er sich wieder, denn der Unmut des Sacerdos richtete sich unzweifelhaft nicht gegen ihn. So hoffte er zumindest.
    "Es sollte immer unser oberstes Ziel sein, allen Götter das zu geben, was ihnen zusteht. Ich werde mich darum bemühen und die dem Mars zustehenden Gaben aufs genaueste verzeichnen."
    Gracchus verabschiedete sich vom Sacerdos und ging der ihm zugewiesenen Aufgabe nach. Art und Anzahl der Votivgaben waren immer ein Anzeichen für den Respekt gegenüber den Göttern. Je weniger verwertbares Material sich fand, desto weniger achteten die Menschen ihre Götter.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Manchmal hat Vic das Gefühl, dass der Patrizier ihn nicht für ganz voll nimmt. Das könnte jedoch daher kommen, dass er manchmal nicht so ganz sicher ist, was Gracchus mit seinen Aussagen eigentlich aussagen will. Aber solange er seine Aufgaben erledigt, soll es Vic recht sein. Nachdem der Commentarius mit Arbeit versorgt ist, verlässt Vic den Tempel um selbst zur Regia zu gehen und zu sehen, wo all das Geld abgeblieben ist.

  • Nach langer zeit betrat ich wieder einen Tempel. Meine Waffen gab ich draussen ab und kniete dann nieder um zu beten. Meine Reise nach Germanien würde bald beginnen und ich war mir nicht sicher ob ich das richtige tun würde und so hoffte ich das Mars mir die nötige Kraft geben würde und meine Geschicke lenken würde. Ich hoffte inständig das Mars meine Gebete erhörte!

  • Ein Bediensteter der Verwaltung des Cultus Deorum eilt mit schnellem Schritt von der Regia hinüber zum Forum Augustum um einen Brief abzugeben, der im Briefkasten der Regia gelandet ist. "Sacerdos publicus Flavius Aquilus? Ist er hier?" fragt er sich bei den anwesenden Tempeldiener durch und drückt den Brief schließlich einem von ihnen in die Hand mit der Drohung, dass Mars ihn verfluchen möge, wenn er die Nachricht nicht ordnungsgemäß überbringen würde.


    An den
    CULTUS MARTIALIS
    vertreten durch
    C. Flavius Aquilius
    Sacerdos Publicus


    Salve,


    die Magistra Architectura Avarus bietet an, die Renovierungsarbeiten am Marstempel in Rom vorzunehmen. Für ein zeitnahes wie objektives Angebot ist es von Nöten jenes Gemäuer augenscheinlich zu betrachten.


    Auf den Wunsch von Referenzen kann bei Verlangen eingegangen werden.


    Mit freundlichen Grüßen,


    http://www.ostheim21.de/udo/Imperium/Medicus_Sig_n.gif

  • Einer der Tempeldiener überbrachte mir den gerollten Brief und so las ich das Schriftstück durch, zufrieden nickend, immerhin schien es, als würde die Tempelrenovierungssache endlich ein wenig in Bewegung kommen. Vielleicht war es das, was den Anfragen des Valerius Victor nach einem Baumeister einst gefehlt hatte, der patrizische Name, der in Rom noch immer so manches einfacher laufen ließ als man es als Plebejer erwarten konnte. Zufrieden faltete ich den Brief zusammen und steckte ihn in meine Toga, um mich alsbald einer Antwort darauf zuzuwenden.

  • Helios kostete dieser Schritt sehr viel Überwindung. Seit langer Zeit war er nun Römer, kein Fremder, kein Grieche mehr. Auch wenn er es immer sein würde, er nahm einen alten römischen Namen an und diente in einer römischen Einheit. Sein Leben war römisch, sein Verhalten nicht.
    Zu lange hatte er sich davor gedrückt endlich einmal den römischen Göttern zu huldigen, die nicht Zeus oder Ares hießen, sondern Juppiter und Mars.


    Was würde nur sein Vater dazu sagen? Dachte er bei sich, als er durch den Tempel auf der Suche nach einem Priester schritt. Ob der Vater sich für ihn schämen würde? Nein, es waren andere Umstände, nicht sein Leben, nicht Archaia. Helios war nun Römer und musste sich dem gesellschaftlichen Zwang fügen endlich einmal in einen Tmepel zu gehen. Er hatte sich dabei im Grunde nichts vorzuwerfen und doch war da stets der Gedanke von Verrat am Vaterland in ihm.
    Diesen unterdrückend schaute er sich um.

  • Zwischen den Opferungen, die im Dezember gar täglich geordert wurden - Wohl aus dem Grund heraus, das einige Römer da dachten was vergessen zu haben - schritt ich zwischen den Tempeln umher, um mir erstens frische Luft zu verschaffen und zweitens die Beine zu vertreten. Zu lange und zu oft mußte man nämlich angewurzelt da stehen und verharren.


    Als ich um die zwölfte Säule gewandelt war, erblickten die Augen einen Mann, der scheinbar weder wußte, was er hier wollte, noch wo er hin sollte. So überlegte ich eine Weile, doch letztlich konnte ich den Armen da nicht stehen lassen. Schließlich war das Jahr bald vorüber.


    "Salve Bürger..." Eine Musterung folgte "... sollte man dir Hilfe anbieten?"

  • "Salve. Ja, man sollte."


    Sagte Helios ein wenig lächelnd und musterte den Fremden ebenfalls. Als Priester war jener nicht zu erkennen, unterschied sich die Tracht eines Sacerdos doch nicht von der eines normalen Bürgers.


    "Ich bin hier, um das erste Mal zu opfern."


    Sagte er frei und ehrlich heraus, wie es seine Art war.

  • "Bei den Göttern!" entfuhr es mir. Weder jugendlich schien er mir, noch sprühte er Tugend aus. "Wie kommt es dann, das du dich nun den Göttern zuwendest, wenn du sie bis jetzt verpöhnt hast?"


    Etwas Argwöhnisches war in meiner Stimme zu hören und jener tat gut daran sich zu erklären. Bevor ich es mir anders überlegte und ihn hinaus scheuchen ließ. Den Göttern nie geopfert 'Pah'... meine Miene konnte nicht versteinerter sein, als sie war.

  • Aus den Augen des Priester waren Flammen emporgestiegen, was Helios nur begrüßen konnte. Er mochte es Menschen in Wut oder grenzenloser Entschlossenheit zu sehen, sie waren ihm lieber als schweigsame Angsthasen. So formte auch er seine Augen zu kleinen Schlitzen und antwortete.


    "Oh nein, Priester, ich bin gottesfürchtig und von Verpöhnung habe ich nie gesprochen. Ich opferte meinen Göttern, doch nun ist es an der Zeit mich um die neuen zu kümmern. Ich bin nun Bürger Roms, es ist für mich zur Pflicht geworden nach den Sitten der Römer zu leben.
    Dem Bereich des Glaubens will ich heute meine Aufmerksamkeit schenken und Opfer darbringen. Stehe mir zur Seite, anstatt dich zu echauffieren und dem Gotte so keinen Gefallen zu tun."

  • Wie konnte ich nur so leichtsinnig einen Fremden angesprochen haben. Nun da die Situation es verlangte, mußte ich mich den Worten des Mannes widmen. Auch wenn ich widerwillig war, sich der Magen verkrampfte, oder meine Zehennägel das Weite suchten. Mit geschwächtem Atem und voller Entrüstung war ich es, der im Templum Martis Ultoris stand.


    Schon die laut gesprochenen Worte, waren nicht angemessen. So versuchte ich ruhiger zu bleiben, als mein Ich es wollte. Hiel mich fast gefühlslos an die Riten unserer Vorfahren und sprach jene belanglosen Worte aus, die ein jeder Römer in der Kinderstube lernte:


    "Nach Sitte der Römer zu leben ist keine Pflicht, sondern eine Ehre. Ebenso wie den Schutz der römischen Götter genießen zu dürfen.


    Ein Kopfschütteln konnte ich mir dahingehend nicht verkneifen.

  • Helios lächelte nur müde.


    "Das Bürgerrecht ist eine Ehre, die Sitten und Gebräuche sind stets verpflichtungen aus Tradition und Respekt - so sehen es viele Römer, so sehe ich es ebenfalls."


    Als Peregrinus musste er zu viele Steuern zahlen, hatte keine so umfangreichen Rechte und wurde sowieso nicht geachtet - nun war es anders. Daher war das einzig ehrenvolle das Bürgerrecht, denn es erleichterte das Leben ungemein, alles andere waren Verpflichtungen, die er auch vorher schon hatte, nur an Achaia.

  • Mein Blick wurde teilnahmslos. Ein Ausländer also der das Bürgerrecht nicht durch Geburt erhalten hatte.

    "Viele Peregrini mögen das so sehen. Ein Römer jedoch ist sich der großen Ehre bewußt den Göttern zu dienen, sie zu nähren und ihnen ein Haus auf Erden zu geben. Wer nur aus Tradition den Tempel betritt..., nun dort ist der Ausgang."


    Ich jedoch hatte keine Lust mehr mich dieses Mannes anzunehmen. Meine nächste Gesangsstunde war nah. Die Nymphen würden heute Gäste es großen Mahls sein und ich wollte meine Stimme nicht mit Worten verändern, wenn sie in einigen Augenblicken in den Strophen des Aeneas beben sollte.

  • Helios schüttelte abermals lächelnd den Kopf.


    "Und dennoch, es ist die Pflicht. Durch die Opfer und die Wahrung deren Behausungen erlangen wir Gunst, Gunst, durch die Rom so groß geworden ist. Es ist die Pflicht an dem Land, die Pflicht des Dankes und der Wahrung dieses Zustandes."


    Dabei blickte er sich um und stellte fest, dass die Römer dieser Pflicht nicht in besonderem Maße nachkamen.


    "Und nun ist es meine Pflicht. Wie es derzeit aussieht, Priester, werde ich zur Pflichterfüllung häufiger herkommen müssen. Verscheuche nicht den, der deinen Gott nährt und die Aufmerksamkeit gibt, die so viele deiner Landsmänner vernachlässigen."


    Er dachte sich schon, dass es in keinster Weise dem Willen des Mars entsprechen würde einen Mann des Militräs und Kampfes zu verscheuchen. Besonders einem bereitwilligen Mann hier wöchentlich zu opfern.

  • Mit jeder Phase der Zeit näherte sich der Gesang. Ich mußte weg, wollte den jungen Mann aber auch nicht stehen lassen. So versuchte ich ihm die Dinge darzulegen, wie sie unter Römern bewußt waren.


    "Deine Worte sind jene eines einfältigen Mannes. Du erwartest etwas von deinem Geben, bevor du es gegeben hast. Du verpflichtest dich selbst zu geben, um zu nehmen. Du stellst dich vor die Götter als deren Gönner, doch bist nicht du es der gönnt, sondern sie. Du bist Diener, sie sind Gott. Sie mögen deine Geschenke lieben, wenn du die Richtigen erwählst, doch sie werden nicht geben, wenn du es befehlst. Sie lieben dich als Einen unter Velen, wenn du ihnen gibst. Sie sind einmalig."


    Meine Hände vollführten wichtige Unterstützung zum gesprochenen Wort.


    "Gehe hinüber in die Opferhalle, dort kannst du Weihrauchstäbchen und kleine Presente erwerben. Dort wirst du auch einen Laienpriester finden, der dich in die Sprache der Götter einweist. Wähle deine Worte immer mit bedacht. Sind sie des Tages müßig, können die Götter auch mit Bosheit antworten."


    Und zeigten ihm schließlich den Weg. Mit enem leichten gedanklichen Schütteln begab ich mich auf den Weg ins Odeon.

  • Severa war trotzdem nicht so ganz zufrieden. Mars und sie? Sie sah sich innerlich an, um zumindest ein paar geeignete Eigenschaften festzustellen. Grüne mandelförnige Augen, die neugierig und andere mit leichter Herausfordernug betrachteten, eine kleine Nase - Severa fasst sich sogar daran - seidige glatte Haut und leichte Röte auf den Wangen. Severa legte ihre Hand mit dem Handrücken darauf, nein, Fieber hatte sie nicht, nur aufgeregt, wie immer, wenn sie den Weg zum ersten Mal bestritt und ins Ungewisse vordrang. Ihre Figur, schlank, die leicht üppigen Hüften hat sie von iher Mutter geerbt. Doch Mars zu dienen? Sie konnte es sich irgendwie nicht so sehr vorstellen. Aber warum eigentlich nicht? Sie begab sich zum Tempel des Mars Ultor und fragte einen Tempeldiener, den sie vor dem Eingang fand, wo sie den Sacerdos publicus Flavius Aquilus finden könnte. Seine Geste deutete einfach irgendwohin in das Innere des Tempels. Er sah so beschäftigt und in sich oder Gebete oder in das gestrige Saufen vertieft, dass Severa nicht einmal Vale zum Abschied sagte. Schulterzuckend begab sie sich auf der Suche nach Flavius Aquilus. Ein Patrizier. Schon allein das war für sie respekteinflößend. Doch ihr Wille half auch hier. Sie wollte diese Stelle, sie wollte Prüfung ablegen und nicht durchfallen, also wird sie es tun. Flavius Aquilus? Ihre Stimme klang trotz allem nicht so selbstsicher, wie sich Severa es eigentlich gewünscht hätte.

  • Es geschah selten, dass sich Frauen in den Tempel des Mars Ultor, des rächenden Mars begaben, aber es geschah - und wie jedes Mal wirden sie von den Tempeldienern, -schülern und auch den Priestern verstohlen beobachtet, immerhin waren jene Männer, die sich dem Dienst an Mars verschrieben hatten, meist auch besonders Seinem Lebenswandel nahe, und damit waren Frauen vielleicht noch ein bisschen interessanter als sie es sonst ohnehin waren. Dass wir Priester uns gegenseitig immer wieder die Frauen zulosten und der Gewinner eine Runde Wein für alle lassen mussten, der eine besonders gut aussehende Besucherin betreuen durfte, wussten jene, die den Tempel aufsuchten, glücklicherweise nicht. Und mit noch etwas mehr Glück würden sie es auch nie erfahren. Dass diese junge und auch gutaussehende Frau ausgerechnet meine Namen nannte, enthob mich der Pflicht zum Weinbezahlen und trug mir einige neidische Blicke ein - sicher, wir kümmerten uns gern um die Soldaten, Familienväter, jungen Männer und jeden, der Mars aufsuchte, um zu beten, zu opfern und zu bitten, aber Frauen waren eben immer etwas besonderes und würden es auch bleiben.


    So zupfte ich also meine blütenweiße toga zurecht - zum Tempeldienst achtete ich immer sehr auf korrektes Aussehen - und ging aus dem Schatten einer der mächtigen, das Dach stützenden Säulen auf sie zu. Wie ein Priester mochte ich wohl auf den ersten Blick nicht wirken, für einen Römer war ich sehr hoch gewachsen, das blonde, kurz geschnittene Haar war durch meinen Aufenthalt am Meer noch mehr ausgebleicht und hell wie das eines Germanen, ich war braungebrannt und auf meinen Armen zeigten sich noch junge Narben, die von Kämpfen künden mochten - zudem, neben den meisten doch eher älteren und schon von den guten Opfergaben dick gewordenen Priestern war ich einer derjenigen, die mit einer athletischen Figur glänzen konnten. Als ich auf sie zuschritt, beglückwünschte ich mich zur offensichtlichen Gunst Mars' - dass er mir eine Frau mit so faszinierenden Augen schickte, musste ein Geschenk sein, auch wenn ich mich gerade fragte, womit ich es mir verdient hatte - und lächelte sie freundlich an. "Salve, junge Dame, ich bin der, den Du suchst. Was kann ich für Dich tun?"

  • Den Blicken der Neugierigen brachte Severa freundliches Lächeln entgegen, doch keiner wollte ihr so richtig helfen. Sie hatte schon Angst, dass ihr Aufruf erfolglos bleibt und der Ehrgeiz dahin schmelzen wird, wenn sie zurück zum Officium von Regia des Cultus Deorum mußte. Sie sah sich schon heulend und elend vor Valerius Mercurinus stehen, wie sie mit roten Augen wie bei einem weißen Kanninchen und schluchzend erklärt, dass sie es nicht schaffte, und Angst hatte, wie ein kleines Mädchen allein im dichten Wald. Diese Gedanken kamen immer zur richtigen Zeit und ließen ihre Haltung noch stolzer erscheinen. Was sie stutzig machte, dass alle Menschen Diener oder Priester, die sie hier gertroffen hatte, Männer waren. Hätte es sein können, dass sich Valerius Mercurinus geirrt hatte? Doch sie kannte es noch von Zuhause, wie die ersten Weizenhalme, die ersten geernteten Oliven und Weintrauben dem Mars geopfert werden. Man bat ihn ertreagsreiche Ernte im nächsten Jahr, Gesundheit für die Tiere und das Fleisch des Neugeborenen Lammes wurde zu seinen Ehren feierlich verspeist, nachdem ein Teil dem Gott geopfert wurde. Severa wußte auch, dass Mars der Beschützer und Patron von Rom war. Doch auch seine kriegerische Seite vergaß sie nicht. Ihre Mutter verehrte in Mars den Frieden. Doch das war die Mutter, nicht Severa selbst. Die Gedanken überschlugen sich und sie senkte den Kopf nachdenklich. Dieser Ort rief in ihr etwas, was sie noch nicht identifizieren konnte. Als sie die Begrüßung hörte, glitt ihr Blick über die edlen Gesichtszüge des Priesters. Seine athletische Figur und die Ernsthaftigleit seines Blickes fielen ihr angenehm auf. In der Zeit, in der ihre grünen Katzenaugen ihn - "musterten" wäre zu viel gesagt, deswegen lassen wir diese Betrachtung des Männlichen weicher erscheinen - fixierten, schimmerte auf ihren Lippen ein erleichtertes Lächeln. Doch etwas an diesem Mann machte sie stutzig. Seine Kleidung, die schneeweiße Toga, diese äußerst gepflegte Erscheinung waren zu steril. Severa wollte jedoch nicht mit Vorurteilen ihrem möglichen Mentor begegnen. Salve. Und um noch ein mal zu vergewissern. Flavius Aquilius? Caius Flavius Aquilius? wiederholte sie und sein bestätigender Blick ließ sie innerlich jubeln. Der zweite Schritt ist getan! Valerius Mercurinus schickt mich zu dir. Ich war bei ihm und mein Wunsch ist, mich im Dienst den Göttern prüfen zu lassen. Im Officium wurde mir gesagt, mich bei dir zu melden. Severa fand ihre Stimme erwachsener, selbstsicherer klingend. Und, ehrlich gesagt, sie bedauerte irgendwie ihren Frohsinn und Fröhlichkeit. Hier wirkte alles zu streng und zu würdig. Zumindest nach außen.

  • Diese Augen! Ich hatte schon immer eine Schwäche für Exotik gehabt, und eine Frau, die so offensichtlich römisch aussah in ihrer Tracht und Erscheinung, gleichzeitig aber so grüne Augen hatte wie eine Katze, musste meinen Sinn für das Außergewöhnliche fesseln, auch wenn es wohl an jedem anderen Ort passender gewesen wäre. Ob sie wohl dunkler wurden, wenn die Leidenschaft ihren Körper erhitzte? Nein, daran denkst Du jetzt nicht! rief ich mich ernsthaft zur Ordnung, ich würde mir heute abend wirklich eine Sklavin ins Bett holen müssen, um endlich den Kopf wieder frei zu bekommen, immerhin sollte ich diese Frau ausbilden und nicht verführen. So blieb ich bei einem höflichen, aber distanzierten Lächeln und nickte.
    "Der bin ich, Caius Flavius Aquilius, sacerdos publicus martialis. Und wohl Dein Ausbilder, denn man hat mir schon gesagt, dass ich wohl heute einen Schüler bekommen würde - man hat mir allerdings verschwiegen, dass dieser Schüler ein so reizendes Lächeln haben würde wie Du." Ein kleines Kompliment konnte nicht schaden, um das Eis zu brechen, ausserdem würde mir hoffentlich ihre Art, damit umzugehen, offenbaren, was ich mir hier an Schüler eingehandelt hatte.


    Ich bedeutete ihr mit der Hand den Weg Richtung Tempeleingang und meinte: "Lass uns einige Schritte gehen, hier ist derzeit viel los und wir wollen die Opfernden im Zwiegespräch mit Vater Mars nicht stören." So ging ich neben ihr in Richtung des hellen Tageslichtes und betrachtete sie währenddessen von der Seite ein wenig, von der sie ebenso einen angenehmen Eindruck machte wie von vorn. "Es stellt sich die Frage, ob Du gleich die Opferprüfung und die schriftliche Prüfung vollziehen willst, um den Weg als sacerdos zu beschreiten, oder aber für eine Weile als discipula lernen möchtest, worauf es ankommt im Dienst der Götter, dann werde ich Dich entsprechend vorbereiten, dass Du beide Prüfungen auch bestehst." Zweiteres wäre mir natürlich lieber, auch wenn ich am Horizont schon neue Wolken für meine Selbstdisziplin auftauchen sah.

  • Wenn Severa ein wenig eitler wäre, oder zumindest andere Ansichten hätte, hätte sie wahrscheinlich ihren weiblichen Reiz ausgespielt, oder zumindest wüßte, welchen Eindruck sie manchmal hinterließ. Doch Severas Erziehung startete nicht im mütterlichen Cubiculum. Die grünen Augen hatte Severa von ihrer Großmutter und genau aus diesem Grund die Gleichgültigkeit ihrer Mutter. Sie empfand das höfliche Lächeln und freundliche Worte ihres Mentors für ein höfliches Lächeln und freundliche Worte, ohne Ahnung, dass dahinter irgendwelche Hintergedanken stehen konnten. Sein Kompliment wirkte und gab ihr das Selbstvertrauen zurück. Ich hoffe, dass dir auch berichtet wurde, dass mein Wunsch war, Ceres oder Venus zu dienen. Sie wollte diese Tatsache, dass sie einfach zugeteilt wurde, nicht verschweigen. Man teilte mir auch mit, dass in diesem Tempel jedoch die Schüler am besten aufgehoben sind und Mars ist sowohl ein Kriegsgott, also auch der Gott des Friedens. Dass man ihr keine andere Möglichkeit gestellt wurde, verschwieg sie. Genauso, dass sie eigenltich keinen konkreten Gedanken hatte, in Dienst wessen Tempels sie gern eintreten würde. Seine Aufforderung, eineige Schritte zu gehen, nahm sie dankend an. Es kam ihr sehr gelegen. so konnte sie vermeiden, dass ihre anfänglichen Fehler von anderen bemerkt werden. Trotz der höflichen Art von Flavius Aquilius fühlte sich Severa unsicher und war innerlich unruhig und aufgeregt. Der kleine Spaziergang, überhaupt diese Bewegung halfen ihr, sich unter Kontrolle zu halten. Sie hörte seine Sätze und versuchte ihre Antwort möglichst präzise zu formulieren. Diese Frage ist leicht zu beantworten. Ich will mich nicht so vermessen zeigen und sagen, dass ich für beide Prüfungen schon optimal vorbereitet bin und sie locker und auf Anhieb belege. Ich will aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich vollkommen unwissend bin. Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen, von klein auf anzufangen. Ich will alle Stufen durchlaufen, um meinen Dienst möglichst gut zu verrichten. Vielleicht verliere ich deswegen Zeit, aber ich hoffe etwas unbeschreiblich wertvolles zu bekommen. Die Erfahrung. Außerdem weiß ich, dass die Theorie und Praxis nicht immer das Gleiche sind, doch wunderbar einander ergänzen. Im Officium wurde mir versichert, dass ich mich jederzeit für die Prüfungen anmelden darf. Diese Tatsache bekräftigte nur meine Entscheidung. Meinst du... Severa blickte zu Aquilius und ihr hübscher Kopf neigte sich leicht nach links und hob sich leicht nach oben. So konnte sie in das Gesicht des hochgewachsenen Mannes am besten schauen. ...meine Denkweise ist ein Fehler? Diese letzte Äußerung klang wie eine Frage, eine Frage, deren Beantwortung nur eins sein könnte, sie fest zu verneinen.

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