[Capitolium] Templum Iovis Capitolini

  • Lucius hatte wie er zu gesagt hatte auf dem Viehmarkt einen prachtvollen weisen Ochsen gekauft. Es war an der Zeit wieder in die Öffentlichkeit zu treten er hatte natürlich keine Kosten gescheut und ein prächtigste Tier gekauft.


    Er selbst und ein paar Verwandte und Sklaven waren in weißer Kleidungen und Barfuß gleichsam zum Tempel gekommen.
    Lucius hatte die hostiam probare schon auf dem Markt durch geführt und das Tier für gut befunden. Es war natürlich für das Opfer vorbereite worden. Eine breite Wolldecke lag auf dem Rücken des Ochsen und seine Stirn war mit weiße und scharlachrote Wollbinden umwickelt.
    Natürlich hatten sie bevor sie das Heiligtum betreten hatten, sich alle der Reinigung an den dafür vorgesehen Waschbecken unterzogen. Lucius spürte die besondere eine besondere Stimmung für dieses Opfer. Für den Kaiser wollte er Opfern das würde dem Volk sicher gefallen. Und würde ein Zeichen setzten auch wenn er mit Quarto noch verbunden war. Mit dem Zipfel seiner weißen Toga bedeckte er sein Haupt, bevor er vor das Standbild des Jupiter trat, dem er heute einen Ochsen Opfern wollte. Als er vor dem Standbild des Jupiter stand blickte er ehrfürchtig auf denn Sitzenden Gott. Er streckte die Hände aus und drehte Handflächen nach oben.


    „Iuppiter Optimus Maximus. Vater der Götter größter und Mächtigster unter denn Unsterblichen. Ich Lucius Iulius Centho Sohn des Tiberius Iulius Maxentius bin heute hier um Dich um Deine Gunst für den Vater des Vaterlandes zu bitten. Denn ohne Deine Gunst sind wir nichts. So nimm bitte die Gaben die ich dir in größter Demut und Dankbarkeit darbringe.”


    Lucius wand sich nach rechts und einer der Opferhelfer brachte im Spalier von zwei Weihrauchträgern die Gaben auf einer silbernen Platte die zu Lucius Opfergaben gehörte nach vorn auf denn foculus vor dem Standbild des Jupiter. Der Opferhelfer legte die Opfergaben feierlich nieder nach dem er sie erst dem Gott entgegen gehalten hatte um ihm zu zeigen womit der Iulia ihn beschenkte.


    Sim-Off:

    Die Familie ist natürlich eingeladen beizuwohnen so es ihre Zeit zu lässt. Ich bitte aber darum mal die Wikki Seite Opfer kurz zu überfliegen. Nicht das wir das Opfer Wiederhohlen müssen weil einer die Götter erzürnt.

  • Ja, in letzter Zeit wurde wahrlich reichlich geopfert. Alle hatten Angst, alle fürchteten sich in diesen unsicheren Tagen des Bürgerkrieges und so ersuchten sie den Beistand von Iuppiter, Iuno oder Minerva tagtäglich aufs Neue. Dass ein Senator jedoch samt Familie ein größeres Opfer im Tempel vollziehen wollte, das kam dann doch nicht alle Tage vor. Umso erstaunter war der Tiberier dann auch als dieser Senator offensichtlich bereits mit einem der anderen Aedituui alles wichtige abgesprochen hatte und dieser dann inzwischen bereits alle wichtigen Vorbereitungen getroffen hatte. Im Iuppiter-Tempel gab es ja immerhin mehrere der Tempelwächter, da geriet man zweifellos nicht immer an dieselbe Person wie bei den kleineren Tempeln, doch seine Enttäuschung konnte der Tiberier natürlich nicht verbergen, dass ihm einer seiner Kollegen zuvorgekommen war. Dabei dachte Lepidus eigentlich, dass die Hierarchie durch seinen Stand ausreichend geklärt war und ihm somit die Betreuung aller wichtigen Gäste des Tempels gebührte, aber da lag er wohl falsch und müsste hier wohl dem ein oder anderen Mit-Aedituus nochmal irgendwann das Wasser abgraben.


    Nun, da schon so gut wie alles erledigt war, konnte Lepidus natürlich kaum etwas beisteuern. Sicher, der Senator kannte sich wohl bestens aus, was die Opferung anging, schließlich wurde Lepidus von einem anderen Aedituus auch versichert, dass dieser Senator sogar selbst bereits religiöse Ämter inne hatte. Da brauchte sich der Tiberier wohl auch keine Sorgen um den Ablauf zu machen. Dennoch würde er natürlich der Opferung beiwohnen sowie begutachten, ob alles seine Ordnung hatte und die verschiedenen Opferhelfer auch alles richtig machten. Schließlich hatte er ja auch sonst nichts besseres zu tun.

  • Nach dem das Voropfer vollzogen war und der Senator mit dem bisherigen Verlauf zufrieden war. Machte sich die Familie Iulia auf jetzt das Tempelinnere zu verlassen. Als sie ins Freie traten warteten draußen schon die mitgekommenen Sklaven der Casa Iulia die das Opfer des Senator begleiteten. Zusammen mit den Angehörigen die seit einiger Zeit mit unter seinem Dach lebten.


    Natürlich hatte Lucius auch Flötenspieler organisiert die der ganzen Sachen nun den nötigen Rahmen gaben. In einer kleinen Prozession in der, der riesige weise Ochse nur leicht an zwei stricken geführt werden musste bewegten sie sich auf den Altar zu. Alle Teilnehmer Sowie das Opfertier wurden auf dem Weg mit Wasser bespritz und so symbolisch gereinigt. In Zeiten des andauerndem Hunger waren natürlich auch viele Bürger und Nichtbürger gekommen die hofften etwas von dem Festmahl ab zu bekommen. trotzdem war es nicht übermäßig laut.


    Es war Manius Iulius Potitus sein Onkel 4. Grades ein weitgereister Händler, der heute für die Prozession als Herold fungierte. Als die Gruppe an ihrem Zielort angekommen war und trat er nach vorne. Um dann mit einer übermäßig lauten Stimme „favete linguis!" rief. Auf dem ohnehin nicht so lautem Tempelvorplatz wurde es noch ein bisschen leiser. Auch die nicht beteiligten wussten dass nun ein Opfer dargebracht wurde. Dann begannen die Flötenspieler mit ihrem Spiel. Währen das Opfertier festgebunden wurde, damit es nicht wehrend des Opfers zur Seite ausbrach.



    Sim-Off:

    Sorry war ne spontane Idee um wieder ins Spiel zu kommen.
    Als Augur hat man gewisse Pflichten.
    Wenn du willst sprech ich das Nächste sim-on mit dir ab.

  • Lucius drehte wieder die Handflächen nach oben und blickte in den Himmel. „Iuppiter Optimus Maximus. Vater der Götter größter und Mächtigster unter denn Unsterblichen. Erhöre mich deinen Diener der Dir als Augur dient. Behüte die Stadt und halte deine Hand weiter über den Kaiser und seine Nachkommen. Auf das Frieden unter den Römer herrsche. Ich Lucius Iulius Centho preise Deinen Namen als dein Diener. Ich bringe Dir ein Opfer da. Möge es dir gefallen. Denn dieses Geschenk das ich Dir da bringe soll Dir zur Ehre gereichen und deinen Namen noch größer machen. Iuppiter Optimus Maximus ich Lucius Iulius Centho weihe Dir diese Tier als Geschenk. Das war ein Freihausgeschenk denn da Lucius den Namen des Kaiser nicht genannt hatte konnte Iuppiter sich raussuche für wen. Und Lucius war gleichsam nicht in der miesere. Für die Leute auf dem Platz würde es allerdings eindeutig sein und das war wichtig. Dann drehte er sich nach rechts um. Einer der Popae goss Wasser über seine Hände und Lucius führte routiniert die rituelle Handwaschung durch. Dann reichte man ihm das mallium latum und er trocknete die Hände.


    Während das Opfertier zwischen den Hörnern mit der mola Salsa eingerieben wurde dudelte die tibicines um den restlichen Lärm wehrend des Opfer zu übertönen. Etwas Wein wurde zwischen die Hörner des Ochse geschüttet und ihm der Schmuck abgenommen. Lucius hielt das culter in der Hand. Centho betrachte kurz die gebogene klinge und umfasste den Elfenbein Griff fest. Und legte die Klinge auf die Stirn des Tiers und fuhr leicht über das Fell bis zum Schwanz. Somit hatte er denn letzten Schritt gemacht und das Tier symbolisch entkleidete. Dann über gab er das culter an denn victimarius.
    Als Augur und Senator war er mittlerweile ein alter Hase was das Opfern anging. Doch durfte das nicht zur Nachlässigkeit führen und das tat es auch nicht. Der victimarius stand ruhig da er hatte den malleus schon erhoben und schlug ein Mal kräftig zu, um das Tier zu betäuben. Der Ochse Schwankte ein wenig und hatte die Augen leicht verdreht so benommen war er von dem Hieb das er auch leicht in die Knie ging. Dann rief der victimarius laut.
    "Agone?"


    "Age!"Antworte Lucius laut.


    Die Klinge fuhr durch den Hals des Ochsen und eine riesige Blutfontane ergoss sich aus der breiten klaffenden Wunde am Hals des Tiers. Der Opferstein hatte sich mit frischem Blut schlagarti rot gefärbt. Gleich kam auch einer der Popae und finge einen Teil des Blutes am Hals des Tiers ab. Dann brach das Tier zusammen und mit einem Letzen aufbäumen war es dann auch gleich zu Ende. Mehre Popae drehten das Tier auf den Rücken und der victimarius öffnete denn Bauchraum und legte die Eingeweide in die patera und trugen sie zum Altar.
    Lucius stand hinter dem Altar und sah gespannt auf die Eingeweide des Ochsen. Der victimarius begann mit dem zerlegen des Tiers. Als Mitglied des zweithöchsten Priestercolleg benötigte Lucius niemanden zur eingeweideschau. Auch wenn er sich normaler weiße mit dem Vogelflug befasste würde hier wohl keiner an seiner Expertise zweifeln. Er prüfte erst das wichtigste die Leber und das Herz dann die anderen Organe er hatte keinen Makel entdecken können, aber ob der Oberste Gott das genauso sah und ihm dies als Eingebung einflüstern wurde blieb ab zu warten.

  • Der Göttervater schaute diesem Opfer aufmerksam zu wie jedem anderen, auch wenn in letzter Zeit besonders viel geopfert wurde. Die Zeiten machten die Menschen wohl besonders opferwillig. Die einen Opfer waren leidenschaftlich vorgetragene Herzenswünsche, die anderen - so wie dieses hier zum Ende der Ludi Plebei - eher Standardopfer, bei denen sich jeder seinen Teil dazu denken konnte, wenn er wollte. Der Göttervater war sich sicher, dass ein Mitglied eines so hohen Collegiums bei anderen Anlässen auch noch zu größeren Leistungen fähig war und nahm das Opfer an.

  • Etwas mulmig war ihm ja schon weil er das was er wollte nicht hatte präzise hatte sagen doch es war eben mach Mal Zwiespältig. Die Eingeweide des Tiers waren gut und das war für ihn das Zeichen das der oberste Gott es annehmen würde.


    „Litatio!" Rief Lucius deshalb und wie immer bei solch kultischen Handlungen fiel die Anspannung, die schon seit Tagesbegin auf ihm lastete nun von ihm ab. Auch wenn er mittlerweile geübt darin war, war die Verbindung mit den Göttern die man bei einem Opfer hatte doch immer wieder da. Die Sklaven die Lucius zu diesen Zweck mitgebracht hatte und natürlich die Tempeldiener, ging dazu über das Bankett vorzubereiten, das man gleich unten auftischen würd. Denn das Volk wartet bereits darauf, besonders in Zeiten der lehren Mägen. Der Ochse wurde zerlegte und getrennt von den Teilen für Jupiter in der Tempel Küche gekocht. Bevor für sie selbst das Bankett beginnen konnte. Würde erst die epulum die Götterspeisung noch folgen, erst dann kam die Familie mit der cena recta. Dan selbst für die Familie und die Sklaven ein ganzer Ochse zu viel war aber eben auch Hunger in der Stadt herrschte. Wurde das Fleisch auf dem Tempelvorplatz nicht öffentlich verkauft sonder so an die Armen verteilt. Da aber die Not groß war hatte Lucius diesmal nur römische Bürger an der Verteilung zu gelassen.

  • Iuppiter nahm das Opfer des Senators an und an den Eingeweiden konnte kein großer Makel festgestellt werden. Der oberste Gott war dem Iulier offenbar wohlgesonnen. Lepidus nahm dies mit einem Lächeln zur Kenntnis. Es war immer ganz gut, wenn es keine großen Überraschungen bei einem Opfer gab und besonders bei einem Senator hätten schlechte Zeichen wohl besonders viel Gerede unter den Anwesenden ausgelöst und zu diversen Interpretationen Anlass gegeben. Dann doch lieber ein ruhiges und erfolgreiches Opfer, bei dem das Volk auch noch von einer Fleischgabe profitieren konnte. Das Bankett wurde hergerichtet und in der Küche arbeitete man bereits, um das gute Fleisch auch angemessen zuzubereiten. Als Aedituus des Tempels beteiligte sich Lepidus auch anschließend selbst an der Verteilung des Fleisches, welches ausdrücklich nur römischen Bürgern zuteilwerden sollte. Allzu viel war das nach der Speisung zwar nicht mehr, so dass man keine Hundertschaften damit ernähren konnte, aber immerhin noch genug, um die ein oder anderen Mäuler zu stopfen und denen sicherlich danach ein gutes Bild vom Senator in Erinnerung bleiben würde.

  • Wenn jemand in den letzten Tagen frohen Muttes durch die Tempelanlage wanderte, dann war es wohl der Tiberier. Natürlich alles hinter vorgehaltener Hand, denn er wusste von einigen seiner Aedituus-Kollegen, dass Sie durchaus treue Befürworter Salinators waren und durch die neuesten Nachrichten eher in eine trübe Stimmung versetzt wurden. Wohlverständlich, denn die meisten Aeditui waren doch eher kleinere Leute, ohne großen Standeshintergrund. Da war der Plebejer Salinator natürlich so etwas wie ein wahrer Volksfreund, ganz anders natürlich Lepidus, der durch seinen Patrizier-Status ohnehin eine etwas gesonderte Stellung unter den Aeditui einnahm und sich unter dem Vescularier wohl nie ausrechnen konnte, eine höhere Position einzunehmen. Seine einstige Bewerbung für das Collegium Pontificum blieb unbeantwortet. Bis heute hatte er nicht erfahren, was daraus geworden ist. Wahrscheinlich hat man das Schreiben einfach entsorgt, hinweg geworfen oder gleich gänzlich verbrannt, aber darüber würde er wohl für immer im unklaren bleiben. Es wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen, einen Tiberier eine solche Position zu geben, auch wenn sich Lepidus wirklich Mühe gab, seine Loyalität vorzutäuschen. Doch das alles war vergebens, nun sollte der Vescularier ersticken und damit auch endlich die Fesseln von Lepidus aufbrechen, von denen sich Lepidus über all die Zeit, seit Salinator Kaiser war, festgehalten fühlte.


    Wenn er durch den Tempel spazierte, dann dankte er flüsternd der göttlichen Trias. Minerva hatte ihre Kriegslist an die wahren Herren Roms vergeben. Iuno hatte ihre schützende Hand geliehen und Iuppiter, ja, Iuppiter hatte hatte wohl ohnehin den größten aller Pläne und führte die edelsten und tugendhaftesten Römer zum Sieg. Während er noch so freudig vor dem Antlitz des höchsten aller Götter stand, kam auch schon ein anderer Aedituus zu ihm, mit dem er jetzt schon lange im Tempel gedient hatte. Völlig außer Atem war der doch etwas ältere Mann, der gerade von draußen kam. "Tiberius, du glaubst es nicht!... Die Rebellen... Sie sind da! Sie stehen vor Rom!" Der alte hechelte und keuchte. Er war in höchstem Maße aufgerecht, doch an welchem Ort hätte man wohl besser von dieser Nachricht erfahren können, wenn nicht hier vor den Augen der Götter? "Sei ganz unbesorgt, mein Freund... es ist jetzt bald vorbei." Und er lächelte.

  • Auf die überraschende Meldung vom Einzug der Truppen von Palma, wurde in der Stadt schnell reagiert. Die Nachricht verbreitete sich rasend und schnell durfte auch jeder Bürger selbst einen Blick auf die Soldaten werfen, die sich irgendwo herumtrieben, den Palatin belagerten oder sich aufmachten, um Leute zu verhaften. Lepidus selbst hatte sich mit einigen anderen vom Forum Romanum zu 'seinem' Tempel aufgemacht. Er musste einfach zurück zu Stätte seines Wirkens, musste sich zurück in die Hallen des großen Iuppiter, der ehrfürchten Iuno und der edlen Minerva begeben. Außerdem gab es noch einiges zu tun, jetzt, wo eine neue Zeit angebrochen ware. Es würde der erste Tag vom Ende der Herrschaft des Vesculariers sein.


    Als Lepidus am Tempel ankam, begegnete ihm gleich einer seiner Aedituus-Kollegen, Segimerus. Wild mit dem armen herumfuchtelnd, wandte sich der alte Mann relativ panisch in Anbetracht der Situation an den Tiberier. "Was ist hier los? Die Truppen? Sind sie etwa da?", waren seine mühevollen Aussprüche. Bis zum Capitol waren bisher auch nur einzelne Nachrichten vorgedrungen. Die Soldaten Palmas waren hier erst einmal nicht zu sehen. Lepidus lächelte nur und sprach: "Es ist alles gut. Die neuen Herren Roms sind hier." Der Tiberier blickte sich um und es hatten sich bereits mehrere Bürger am Tempel eingefunden. Sie alle suchten Schutz und Rat in diesen unsicheren Zeiten. Der Tempel als Fluchtpunkt für ein Situation, die so ungewohnt war, wie sie nur sein konnte. Lepidus schaute nach den Opferhelfen und schleppte Segimerus gleich mit: "Holt alles, was wir noch an Blumen haben und schmückt damit die Treppen des Tempels. Alles, was wir entbehren können und hübsch aussieht, schafft nach draußen. Lasst alles aussehen, als wäre dies der fröhlichste Ort auf Erden." Die Opferhelfer blickten sich gegenseitig an und konnten noch nicht so recht begreifen. "Achja, stellt mir auch eine Kanne Wein bereit. Ich werde der Trias noch ein kleines Opfer darbringen. Alles, was wir sonst noch an Wein vorrätig haben, verteilt an die Bürger, die zum Tempel gekommen sind. Sagt ihnen, heute ist kein Tag der Sorge, sondern der Freude. Immer schön lächeln." Mit Wein würde sich das alles doch noch viel festlicher gestalten. In der Tat würde die einrückende Armee sicher nicht die Zivilbevölkerung zu Schaden kommen lassen. Die einzigen, die sich wirklich fürchten mussten, waren die Anhänger des Vesculariers, der Rest mochte zwar verunsichert sein, doch diese Verunsicherung sollte sich schnell legen, wenn erst einmal klar wurde, dass der Bürgerkrieg nun endlich zu Ende sein würde. "Aber Lepidus, ist es nicht noch etwas zu früh zum feiern... was ist mit Salinator?" , sprach der alte Segimerus, der eigentlich immer ganz zufrieden war mit den Verhältnissen und der den Plebejer mit dem Kaisertitel eigentlich gar nicht so übel fand. Doch auch er musste die bittere Wahrheit erkennen. Es war aus und so sprach Lepidus lapidar: "Salinator? Ich kenne keinen Salinator." Damnatio memoriae.

  • Während Cornelius Palma das Forum Romanum gerade erst in Richtung Curia verlassen hatte, begannen am wichtigsten Tempel der Stadt schon die eiligen Vorbereitungen für ein großes Opfer. Eilig wurde der Platz vor dem Tempel gefegt, wurden Opfertiere herbeigeschafft und Opferschmuck hervorgeholt. Die Tempeldiener und verantwortlichen Priester konnten nur hoffen, dass die Senatssitzung recht lange dauerte, denn so ein Staatsopfer war nicht in wenigen Handgriffen vorzubereiten. Noch dazu, da der eine oder andere Funktionträger derzeit aus dem einen oder anderen Grund schlicht nicht zur Verfügung stand und somit andere unvorbereitet seine Aufgaben übernehmen mussten und überhaupt alle erst einmal vom Forum oder der Via Appia hier kommen mussten, wo sie den Einzug des neuen Kaisers verfolgt hatten.

  • Der Einzug des Kaisers wurde natürlich auch von den Tempeldienern mit großem Interesse verfolgt. Nicht, dass sie sich jetzt schon ein Bild davon machen konnten, ob er den Göttern sehr wohlgesonnen sein mussten, aber betrachtete man alle Umstände, die zu Palmas Sieg und zum fürchterlichen Ende des Vesculariers führten, da drängte sich natürlich auf, dass dies der Cornelier nur mit göttlicher Unterstützung schaffen konnte. Doch die Götter würden ihren Tribut erst noch verlangen.


    Zum Glück war es vom Forum Romanum bis zum Capitol immer nicht allzu weit zu gehen. Die Aeditui hatten verabredet, sich direkt nachdem der Cornelier mit seiner Rede geendigt hatte, im Tempel zu treffen und die letzten Vorbereitungen abzuschließen. Selbstverständlich waren viele hier sehr aufgeregt. Einige, so wie Lepidus, waren noch nie an einem großen Staatsopfer beteiligt. Im Moment gab es auch nur wenige Führungspersonen im Cultus Deorum, die ihnen Anweisungen geben konnten. Dennoch musste es natürlich irgendwie gehen. Großen Einfluss auf den Ablauf hatten die Aeditui natürlich dennoch nicht. Lediglich an der Basis dessen, was man für das Opfer benötigte, konnten sie vielleicht hier oder da ein Detail verändern. Wichtig war aber, dass vom Weihrauch bis zum Opfertier alles bereitstand. Und dann waren da ja noch die ganzen anderen Diener, die durch die Aeditui organisiert werden mussten.


    Da waren beispielsweise die Musiker, um die sich Lepidus kümmern musste. Bereits vorab hatte er mit dem Kollegium der fidicines gesprochen, auf das sie ihre besten Saitenspieler schicken würden. Wenn nicht für den neuen Kaiser, für wen dann? Ebenso sendete das Kollegium der tibicines ihre besten Leute. Lepidus mochte ja die Saiteninstrumente irgendwie mehr. Vielleicht weil sie eher aus einem griechischen Einfluss resultierten, als dass sich diese Art von Musik in Italien selbst herausgebildet hatte. Auch wenn das schon viele hundert Jahre her war, so wirkte dies immer noch etwas frischer als diese alten schon bei den Etruskern zur Genüge erklingenden Blasinstrumente, die jedoch nach wie vor im Vordergrund standen, während die fidicines weit weniger die Gehörgänge beschallten und nur am Rande zum Einsatz kamen.


    Auch popae und victimarii musste Lepidus noch einschwören und erklären, wie wichtig dieser Tag heute wahrscheinlich werden würde und dass so etwas nicht alle Tage vorkam. Noch war es ein kleines Gewusel, welches einer so ruhigen Stätte, wie einem Tempel recht fremd war. Aber das umherlaufen von Opferdienern und Aeditui resultierte natürlich auch aus der knappen Zeit und den besonderen Umständen. Lepidus war jedenfalls schon sehr gespannt auf das Opfer. Sein Puls schlug heute mit erhöhter Geschwindigkeit. Wahrlich, hier würde nun im Zeichen der Götter eine neue Zeit anbrechen... wirklich und tatsächlich. Man musste sich fast schon kneifen, um es zu glauben.

  • Kaum war im Senat die Abstimmung zu Ende gegangen, mit der jenem Mann, der Stunden zuvor in Rom eingezogen war, formell die Macht des Imperators übertragen wurde, da hatten sich weitere Männer aus den Reihen der Zuschauer an der Curia gelöst und waren zum Capitol gehastet. Die Vorbereitungen für das erste Staatsopfer des neuen Herrschers mussten jetzt bald zu einem Ende kommen, damit das Opfer dann auch wirklich beginnen konnte.


    Das eilig zusammengestellte Protokoll für den Ablauf sah vor, dass nach dem obligatorischen Voropfer als blutiges Hauptopfer zwei weiße Stiere geopfert werden sollten, die nun eiliger herangeschafft und vorbereitet werden mussten. Immerhin hatte sich die bevorstehende Ankunft des neuen Kaisers vorab soweit herumgesprochen gehabt, dass mehrere vorausschauende Händler entsprechende Tiere im Angebot hatten und sich die Opferhelfer immerhin den Luxus leisten konnten, unter den angebotenen Tieren diejenigen auszuwählen, die ihnen am geeignetsten erschienen. Und für den Fall, dass in der Eile etwas schief gehen wollte bei dem Opfer, hatte man dann sogar noch Reserven, was ein nicht zu verachtender Punkt war, wenn der Einstand des neuen Kaiser nicht gleich von einem bösen Omen überschattet werden sollte.

  • Die lange Rede des neuen Kaisers hatte den Helfern auf dem Capitol noch ein wenig Aufschub gegönnt, aber jetzt kam unweigerlich die Nachricht zu ihnen herauf, dass Cornelius Palma die Curia soeben verlassen habe und auf dem Weg hierher war. Wenn noch etwas fehlte, dann war es jetzt schnellstens zu erledigen oder es musste eben drauf verzichtet werden.


    Der Tempelvorplatz und die Straße füllte sich nun auch zusehends mit weiteren Schaulustigen und es wurde schon ziemlich voll hier oben, denn so wie viele den Einzug des Kaisers auf dem Forum hatten verfolgen wollen, wollten nun auch viele sein erstes Staatsopfer verfolgen.

  • Die Vorbereitungen kamen zum Glück einigermaßen gut voran. Die Tatsache, dass die Senatssitzung etwas länger dauerte als angenommen, sorgte für die entsprechende Luft, die man noch brauchte. Besonders einer seiner älteren Aeditui-Kollegen pustete schon kräftig. So viel Stress hatte er schon lange nicht mehr erleben müssen. Ein speziell dafür eingesetzter Bote lief sofort von der Curia los zum Capitol, um vom Aufbruch des neuen Kaisers zu berichten. Nun schlugen die Herzen der Anwesenden erst recht schneller, denn der Cornelier würde in wenigen Augenblicken eintreffen.


    Die gewünschten Stiere wurden gerade noch fertig geweißt, auf dass sie für den Gott des strahlenden Tageshimmels so hell leuchten mögen, wie die weißen Rosse, die, wie man sagte, an seinem eigenen Wagen gespannt und die ebenso als Akroterion auf dem Capitol selbst zu bewundern waren.


    Nach und nach begaben sich die Opferhelfer auf ihre Positionen und erwarteten das Eintreffen des Kaisers. Lepidus scheuchte noch ein letztes Mal die Leute, die ihm unterstanden auf ihre Plätze. Erwartet wurde dagegen noch der Haruspex, der heute die Eingeweideschau vornehmen würde. Ein Aurelier, der allein namentlich durch aufmerksames Studium der früheren Proskriptionslisten schon bestens bekannt war.


    Eine Reihe von "Gabenträgern", wie sie Lepidus natürlich in bester Absicht nannte, hatten im Tempel Aufstellung bezogen und jeder von ihnen trug eine Gabe für das obligatorische Voropfer mit sich, welches der Cornelier darzubringen hatte. Darunter beispielsweise eine Kanne reinen Weins für das edle Trankopfer. Ein weiterer trug einem Korb mit Feldfrüchten und ein anderer wiederum einen Korb mit frisch gemachten Gebäck. Ein anderer von ihnen jedoch trug etwas besonders auf einem Tablet vor sich: Eine Corona Aurea, die besonders im Kult des Iuppiter immer wieder eine besondere Bedeutung hatte. Zahlreiche Kränze sind dem höchsten aller Götter in der Vergangenheit zuteil geworden, im Bewusstsein, dass ein Sieg nur durch den Himmelsgott möglich war. Unter den besonderen Umständen des Bürgerkrieges spielte dieser Kranz noch eine viel größere Rolle. So wie Romulus einst durch einen Kranz den Kopf des Remus symbolisierte, den er besiegte, so würde Palma heute den Kopf des Salinator darbringen können. Dies konnte man sich aber nur denken und würde keine offizielle Analogie, zumal sie dann doch etwas zu konstruiert war und einem Remus wohl immer noch deutlich mehr Ehre zuteilwird als dem Vescularier. Jedoch erkannte man dadurch wohl Fortschritt und Zivilisation im Gegensatz zu plumper Barbarei.


    Zu Anfang würde der Cornelier zu einem Ort geführt, wo seine Füße noch einmal von einem ministri gereinigt wurden, denn vor allem diese mussten sauber sein, da er das Opfer selbstverständlich barfüßig vollziehen musste. Anschließend würde er zu einem Waschbecken geführt, wo er seine Hände im feinsten Wasser aus der Quelle der Iuturna reinwaschen konnte. Erst danach konnte er zur cena und dem Kultbild des Iuppiter. Davor stand der Altartisch, auf dem die Gaben niedergelegt sowie in entsprechende Schalen das Trankopfer dargebracht werden konnte. Die Männer mit den Gaben und der Weihrauchträger würden ihn auf Schritt und Tritt begleiten.


    Die Diener des Iuppiter hatten alles getan und hergerichtet. Ihre Aufgabe war es nun vor allem auch dafür zu sorgen, dass der Kaiser keinen Fehler machte. Ihn zur Not darauf hinzuweisen, sich den Kopf zu bedecken oder ihn noch einmal daran zu erinnern, sich nach dem Gebet nach rechts abzuwenden. Zwar sollte man denken, dass dies alles eine Selbstverständlichkeit war, doch selbst der große Iulius Caesar kassierte einst Hohn und Spott als er sich bei einem großen Opfer einmal nach links abwandte. Und wenn einem großen Mann wie Caesar jenes passieren konnte, dann sicherlich auch dem Cornelier.


    Viele Gäste wurden bereits auf ihre Plätze auf dem Tempelvorplatz gewiesen. Hier würden sie später Zeuge des blutigen Hauptopfers werden. Lepidus wartete mit all den fleißigen Dienern der Götter am Eingang des Tempels, aufgeregt wie selten zuvor. Jetzt fehlte nur noch der neue Augustus persönlich.

  • Auf dem Weg von der Curia Iulia zum Capitol ließ sich Cornelius Palma noch einmal Zeit. Zum einen konnte er sie nutzen, um kurze Gespräche mit dem einen oder anderen Senator zu führen, den er nach seiner langen Abwesenheit aus Rom nun wieder traf. Zum anderen wollte er Aurelius Lupus die nötige Zeit gönnen, sich als Haruspex zu kleiden, auch wenn er ihn für die Waschung und das Voropfer nicht benötigte.


    Schließlich erreichte er den Tempelvorplatz, der geschmückt und mit Menschen gefüllt war. Wenn Rom selbst in schwersten Zeiten etwas konnte, dann war es offenbar die angemessene Vorbereitung einer festlichen Zeremonie in kürzester Zeit. Und er wurde auch gleich von Tempeldienern in Empfang genommen, die ihn zunächst zur Waschung der Füße führten, dann zur Waschung der Hände und dann in Richtung des Tempels. Immerhin hatte er in seinen Zeiten als Consul auch schon an Staatsopfern teilgenommen, so dass ihn das geschäftige Hin und Her nicht völlig in seinen Bann zog, aber trotzdem wurde die Stimmung mit jedem Schritt eine besonderere. Aber immerhin sollte sie das auch, denn schließlich führten seine Schritte gerade zu keinem anderen Ort als in das Innere des wichtigsten Tempels Roms.


    Dort angekommen schritt er noch ein wenig langsamer, um den Moment völlig zu verinnerlichen und außerdem, um bloss keinen zu schnellen Schritt zu machen, dem die Tempeldiener eigentlich zuvorkommen wollten. Immerhin hatten sie hier die Gaben vorbereitet und so erwartete er, dass ihm nun auch einer der Opferhelfer entsprechende Hinweise geben würde, denn es wäre wohl ziemlich dumm gewesen, wenn ihm das Opfer mislang, nur weil er eine Opfergabe übersah oder einen anderen Gebetstextg als vorgesehen sprach.

  • Im Gefolge des neuen Kaisers schob sich auch Macer die Straße zum Capitol hinauf, in Gespräche mit den Senatorenkollegen vertieft. Zu besprechen gab es ja nun wirklich genug nach der langen Rede im Senat und überhaupt all den Ereignissen, die sie hier her geführt hatten. So bekam er dann auch nur aus dem Augenwinkel mit, wie der Kaiser im Tempel verschwand, um das Voropfer zu zelebrieren. Währenddessen konnte er noch in Ruhe weiter plaudern und nach weiteren Gesprächspartnern Ausschau halten.

  • Als nun auch die Waschung der Hände abgeschlossen war, half ein Opferdiener dem mächtigen Kaiser, sein Haupt zu verhüllen. Bei gewöhnlichen Opfern durfte niemand unbedingt mit so viel Fürsorge rechnen, doch dies war immerhin der Kaiser. Während bei vielen anderen, selbst Rittern und Senatoren manchmal nicht so sehr darauf geachtet wurde, ob ein Stück Stoff nun etwas verrutscht war oder nicht, so wurde beim Verhüllen des kaiserlichen Hauptes auf ein Höchstmaß an Symmetrie geachtet. Schließlich musste er ja schon bald hinaus vor die Menge treten und da sollte er natürlich erhabener wirken, als alle anderen.


    Ein ministri wies anschließend den Weg zum foculus vor dem Kultbilde des Iuppiter, zu dem sie langsam und bedächtig schritten. Es folgten die Männer mit den Gaben und der Weihrauchträger. Langsam legten sie die zu Opfernden Gegenstände auf dem Opfertisch zurecht, ausgebreitet für den höchsten aller Götter. Mit dem simpuvium ließ einer von ihnen auch eine Weingabe in die dafür vorgesehenen Schalen am Altar tropfen. Nur der Mann mit dem Tablett, auf dem der Kranz lag, stellte sich neben Palma und foculus, auf das dieser die edle Corona selbst auf den Tisch legen konnte. Der Kaiser musste natürlich nur einen einzigen Gegenstand hinlegen, um zu symbolisieren, dass alles von ihm stammte. Natürlich war es in diesem Fall die edelste der Gaben. Dann entfernte sich auch dieser Träger, stellte sich jedoch als einziger rechts vom Kultbilde im Augenwinkel des Kaisers auf, mit dem Gesicht zur Wand, auf das er den Augustus nicht irritierte. Durch seine Präsenz sollte der Kaiser jedoch auch nach dem Gebet erinnert werden, dass er nach rechts abgehen müsse.


    Einzig verblieben waren an der Seite des Kaisers der Weihrauchträger und der Helfer mit den Gebetszeilen. Der eine hielt ein kleines Schälchen hin, aus dem sich der Kaiser den Weihrauch in die Feuerstelle streuen konnte. Als der Weihrauch dann den Raum erfüllte, konnte der Träger zurücktreten und etwas seitlich vor ihm würde nur noch der Mann stehen, der ihm beim Gebet helfen würde. Hier innerhalb des Tempels war es meist noch nicht ganz so relevant, wenn der Kaiser sich versprechen würde. Die Folgen wären noch in Grenzen zu halten, ganz im Gegensatz zum späteren Zeitpunkt, wo er das blutige Opfer vor den versammelten Gästen tätigen musste. Demzufolge war das bedeutende und umfangreichere Gebet auch für das Hauptopfer vorgesehen, während hier jedoch der Opfernde meist seine ganz persönliche Kommunikation mit der Gottheit pflegte. Dennoch war der Opferdiener auch hier schon zur Stelle und zeigte das bereits bei den Vorbereitungen von Palma gesandte Gebet vor und hielt sicherheitshalber noch einmal eine Handfläche nach oben, um Palma zu zeigen, dass er die Handflächen nun beim Gebet nach in die Luft strecken müsse.


    Neben den individuellen Aspekten des Gebetes, gab es natürlich für jede Gottheit typische Anrufungsformeln. So stand geschrieben, was für capitolinischen Iuppiter typisch war als höchste Gottheit, die alles von der größten bis zur kleinsten gesellschaftlichen Einheit durchdrang: "Großer Iuppiter Optimus Maximus, Herrscher des Himmels, Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie..."

  • Mit ein klein wenig Verspätung kam dann auch Sextus schließlich zum Capitol. Seine Rüstung war der einfachen wie auffälligen Gewandung eines Haruspex gewichen: Ein Überwurf aus dem Leder eines Opfertieres und die unverwechselbare, gewölbte, konische Mütze, und schließlich noch der Lituus, der ihn auch für den Dümmsten der Leute erkenntlich machte.
    Was ein großes Glück war, denn in seiner Abwesenheit war dem Kaiser ein nicht unbedingt kleiner Pulk an Leuten gefolgt, die sich nun natürlich alle auf dem Tempelvorplatz drängten, um das Opfer zu sehen – und die Ärmsten unter ihnen auch in der vagen Hoffnung, Reste oder wenigstens einen Knochen mit etwas Fleisch daran oder einen Teil des Leders zum Kochen einer Suppe zu erhalten. Allerdings musste er durch diese ganze Ansammlung der Menschen hindurch, immerhin wurde seine Anwesenheit in erster Reihe gebraucht. Und so ging es mit etwas Drängeln hier und etwas drücken da und dem Voranzeigen des Stabes dann doch langsam aber stetig durch die Menge, die sich vor dem heiligen Instrument mehr oder minder freiwillig auch teilte, um ihn hindurchzulassen. Der ein oder andere ganz abergläubische Zeitgenosse berührte Sextus dabei am Gewand, vornehmlich an der Schulter, um damit ein bisschen seiner Gabe, die Zukunft vorherzusagen, wohl zu übertragen. Was selbstverständlich totaler Humbug war, immerhin musste ein Haruspex jahrelang die Kunst des Weissagens erlernen und wurde nicht mit irgendeiner ominösen Gabe dazu geboren.


    Und so pirschte er sich schließlich dann seitlich die Treppe zum Capitol hoch, während unten die Menge noch weiterhin gebannt wartete und zuschaute und der Kaiser gerade damit fertig wurde, sich rituell zu reinigen. Zum Glück wurde er bei den folgenden Teilen des Opfergebetes und auch der Opferung an sich noch nicht benötigt. So wartete Sextus ganz geduldig am Rand und gab einem der ministri ein Zeichen, dass die Schüssel mit dem Wasser doch bitte auch bei ihm vorbeiwandern sollte, damit er sich auch rituell reinigen konnte, während das Tier sein Leben verlieren würde, so dass er dann auch ohne Makel vor die Götter treten konnte, um die Leber nach irgendwelchen Zeichen abzusuchen.

  • Tatsächlich liefen die Vorbereitungen im Inneren des Tempels einwandfrei und Cornelius Palma musste selber sehr viel weniger tun, als er das von seinem letzten großen Opfer in Erinnerung hatte. Die Gaben wurden für ihn auf dem Altartisch abgelegt und nur bei der wichtigsten der Gaben und beim Weihrauch musste er selber zugreifen. Dann nahm er die passende Körperhaltung ein, atmete noch einmal tief durch, um sich zu konzentrieren, und begann mit seinem Gebet.


    "Großer Iuppiter Optimus Maximus, Herrscher des Himmels, Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie. Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und dank deiner Hilfe bin ich an seinem Ende ein anderer, als ich an seinem Anfang war. Es hat auch ein Bürgerkrieg sein Ende gefunden und erneut danke ich dir, dass ich an seinem Ende ein anderer bin, als ich an seinem Anfang war. Ich bringe dir diese Opfergaben gerne und freudig dar, denn es muss deinem Willen entsprochen haben, dass mir dies heute möglich ist. Ich bringe dir diese Opfergaben aber auch demütig dar, denn ich muss dich um deine weitere Unterstützung bitten, damit ich die Pflichten, die mir der Senat heute übertragen hat, auch getreulich erfüllen kann, auch gegen alle Widerstände, die heute ebenfalls deutlich geworden sind. Denn nichts in Rom geschieht ohne deinen Willen und ich kann nichts tun in Rom ohne deine Unterstützung."


    Einen Augenblick verharrte er in seiner Gebetspose, dann wandte sich Cornelius Palma nach rechts ab und schritt ebenso gemessen, wie er gekommen war, wieder dem Ausgang entgegen.

  • Der Kaiser hatte den ersten Teil des Opfers hinter sich gebracht, doch das Wichtigste stand erst noch bevor. Während der Kaiser drinnen noch sein Gebet sprach, wurde bereits Aufstellung genommen. Lepidus wies jeden auf seine Position, seien es nun die ministri, der victimarius oder die Musikanten. Um den Haruspex kümmerte sich ein weiterer Diener und versicherte sich, ob er alles haben würde, was er benötigte. Alle Besucher, die an diesem Tage erschienen waren, um das Staatsopfer und sicher auch Palma persönlich in Augenschein zu nehmen, konnten bisher noch locker plaudern, während der neue erste Mann in Rom noch seine Pflichten im Inneren des Tempels erfüllte. Noch war das allgemeine Schweigen noch nicht geboten. Die Leute konnten gleichsam beobachten wie man die Stiere hinweg von den Wasserschalen führte, woraus man sie die ganze Zeit seit ihrer Beschaffung hat trinken lassen. Erfahrene Opferdiener wussten, dass das Blut später ganz besonders gut fließt, wenn die Tiere vorher ausreichend getrunken hatten. Tja, und wenn das Blut gut spritzte und floss, war es schließlich immer ein gutes Zeichen. Man präsentierte die Tiere auf dem Tempelvorplatz. Von ihrer weißen Kreidebemalung konnte man unter den reichhaltigen Verzierungen kaum noch etwas sehen. Die Hörner waren vergoldet, was Licht, Glanz und Glück symbolisierte. Beiden Stieren wurden infulae um die Stirn gebunden, an denen wiederum einige Bändchen hinunter ragten, die einen scharlachroten Farbton hatten. Darüber hinaus wurde dem Tier eine Decke auf den Rücken gelegt, ein breites buntgerändertes Tuch, das in Fransen auslief. Kenner beobachteten mühsam, ob sich der Schwanz des jeweiligen Stieres mehr nach rechts oder links neigte. Tat er es nach rechts, so konnte man von einem guten Zeichen ausgehen. Lepidus konnte aber keine Tendenz ausmachen. Eindeutige Zeichen, ob das Opfer gelingen würde, offenbarten sich also noch nicht.


    Als der Kaiser dann jedoch langsam nach draußen geführt wurde, nahm nun der wichtigste Teil des Opfers seinen Lauf. Noch einmal musste der Tiberier tief durchatmen, auf das sich das Opfer nun wirklich in einer angemessenen Weise zu Ende führen ließ. Diese Minuten würden ihm wie Stunden vorkommen. Sein Blick richtete sich auf jeden einzelnen Opferhelfer, auf jeden einzelnen Anwesenden. Die einen würden hoffentlich ihren Dienst leisten, die anderen ein erfolgreiches Opfer und einen von den Göttern bestätigen Kaiser sehen. Draußen angekommen konnte Palma nun auch selbst die in Position gegangenen Helfer und natürlich auch die zahlreichen Besucher begutachten. Viele seiner engsten Günstlinge würden wohl hier sein, ganz zu schweigen von den vielen Senatoren, die er vom Capitol mit hergebracht und die ein Opfer des Kaisers wohl auch kaum verpassen durften. Bevor es weiterging, ging Lepidus nun persönlich mit einem Schälchen Wasser an den Reihen der Schaulustigen vorbei und ließ immer wieder ein paar Tropfen über sie niederregnen. Damit wurden auch alle Anwesenden symbolisch gereinigt.


    War dies vollzogen, so wurde nun gesprochen "Favete linguis!" Die Menge erkannte, dass sie nun still sein müsse, doch glücklicherweise wurde die Stille sogleich von den sanften Tönen der Musiker gebrochen, welche vor allem die störenden Hintergrundgeräusche übertönen sollten, die in einer Stadt wie Rom gern mal auftauchten.


    Im Fokus standen nun der Kaiser und die Opfertiere. Bisher schienen diese keine Anstalten zu machen. Gerade für das Staatsopfer hatte man sie wieder und wieder geprüft. Jedes kleinste Zeichen einer Krankheit musste dazu führen, dass man sie lieber nicht geopfert hätte. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es schlechte Zeichen geben würde, war einfach zu groß. Äußerlich schienen sie also hostia optima zu sein und der victimarius, der vordergründig die Opfertiere überprüfte und in den Lepidus sein ganzes Vertrauen setzte, befand die Stiere eines Staatsopfers würdig.


    Sie hatten wohl ihr letztes Schaulaufen auf dem Tempelvorplatz. Nun wurden sie zum Altar geführt, wo man sie ankettet, langsam und ohne, dass man sie dazu drängte. Jeder wusste, dass die Götter sich nicht durch Opfertiere besänftigen ließen, die sich gegen die Opferung sträubten. Auch ein hinkendes Tier wäre schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt gewesen. Kein Wunder, dass die Opferdiener immer besonders sorgsam und fürsorglich mit ihnen umgingen. Das Tier wurde solange geschont und selbst fast göttlich behandelt, bis sie sich dann hoffentlich mühelos dem Tod ergaben.


    Dem Kaiser wurde nun eine Schüssel Wasser gereicht, wo er erneut die Reinigung seiner Hände vornehmen musste, bevor er sich anschließend mit einem weißen Tuch (mallium latum) abtrocknen konnte. Nun wurde ein Behältnis mit mola salsa überbracht, auf das der Kaiser diese über beide Opfertiere, aber auch über die Opferinstrumente streute, wozu sowohl das Opfermesser, als auch der Opferhammer gehörten, die dem Kaiser zum bestreuen ausgestreckt wurden. Nun kam der Weinträger herbei und übergoss das Tier mit dem edlen Getränk. Die Weihung war somit vollzogen und dem Tier konnte nun sämtlicher Schmuck abgenommen werden. Dem Cornelier wurde daraufhin das Opfermesser dargereicht. Er wurde noch zuvor auf dem Weg nach draußen darauf hingewiesen, dass er das Bestreichen mit der rechten Hand vollziehen musste. Denn für die Götter des Himmels war die Rechte vorzuziehen, während für die Götter der Unterwelt die Linke vorbehalten war. Und Iuppiter wollte sicherlich nicht für einen Gott der Unterwelt gehalten werden. So achtete der Opferdiener, dass er das Messer auch in die richtige Hand übergab.


    Er würde das bereits faktisch entkleidete Tier nun auch symbolisch entkleiden, indem er vom Kopfe des Tieres bis zum Rücken und Schwanzansatz streichen würde. Anschließend konnte er das Messer wieder abgeben. Den Hammer fallen lassen oder das Messer ansetzen, würde der Kaiser wahrscheinlich nicht persönlich.


    Währenddessen nahm bereits der Diener Aufstellung, der Palma sein Gebet präsentieren würde, auf das er es ohne Fehler darbringen konnte. Man hatte ihn darauf hingewiesen, dass er sich dem Tempel und dem darin befindlichen Kultbild zuwenden müsste. Deshalb stand auch der Mann mit dem geschriebenen Gebet mit dem Rücken dazu. Speziell für das Gebet in der Öffentlichkeit, so hatte ihm ein Opferdiener noch vorgeschlagen, sei es zu empfehlen bei Beendigung die rechte Hand auf die Lippen zu legen, bevor die Wendung nach rechts erfolgt. Es ist eine alte feinsinnige Geste bei Abschluss des Gebetes, welcher die Rückkehr zum alltäglichen Leben bedeutete.


    Gespannt durften die Zuschauer aufhorchen, was der Kaiser sprechen würde. Es wäre ein Gebet an Iuppiter, aber jeder wusste, dass es hierbei auch um das anwesende Publikum ging. Sie wollten beeindruckt werden und so hatte das öffentliche Gebet meist einen ganz anderen Charakter, als das Gebet, welches man im Persönlichen an die Götter richtete.

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