Entsprechend den Riten wurde
Gaius Decimus Proximus
hier aufgebahrt.
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Aufbahrung des Gaius Decimus Proximus
- Maximus Decimianus Gallus
- Geschlossen
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Dort lag er. Proximus. Schon der zweite in kürzester Zeit, der in den Tod gegangen war. Es war schon seltsam...erst der Vater dann der Sohn. Ich trat heran. Dann sprach ich ein kleines Gebet für ihn und verließ den Raum wieder.
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Meridius betrat das Zimmer und schritt auf die Bahre zu. Proximus, sein Cousin lag vor ihm, fahl, bleich, mit geschlossenen Augen, einbalsamiert und tot. Meridius dachte nach. Er erinnerte sich an die vielen schönen Tage hier in der Casa Decima. An die Jugendstreiche. An das Herumziehen in Tarraco. Das Necken der Mädchen, und später ... das Verführen der Mädchen. Er dachte an die Legio IX Hispana. Wie sehr Proximus schon als Knabe nur Mars dienen wollte. Und wie er dann Soldat wurde. Hart im Nehmen, zuverlässig, diszipliniert, begeisterungsfähig, führungstalentiert. Nicht umsonst war Proximus Centurio geworden. Er hatte eine ganze Karriere vor sich und war ... in Germanien gefallen. Wie Vater.
Meridius blickte an die Wand.
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Romanus stoppte seinen Lauf als er seinen Onkel in dem kleinen Raum sah. Langsam betrat er das Zimmer und blickte ehrfüchtig auf den aufgebahrten Leichnam. Er hatte Proximus nur zwei- oder dreimal gesehen in seinem Leben, spürte aber, dass sein Tod seinem Onkel Meridius sehr nahe gehen musste. Er wirkte traurig und älter als er war, wie er dort stand und die Wand anstarrte. Er reagierte auch nicht als Romanus näher trat, schien überhaupt seine Umwelt nicht mehr wahrzunehmen. Ohne darüber nachzudenken, trat der Junge an seinen Onkel heran und schob seine Hand in die Meridius´. Schweigend blieb er so neben ihm stehen.
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Meridius spürte wie eine Hand nach ihm griff. Er blickte nach unten und sah Romanus, wie er zu dem Leichnahm hochblickte. Liebevoll lächelte er ihm zu. So lange in der Casa Decima das junge Lachen nicht sterben würde, hätte seine Gens eine Zukunft.
"Du hast Proximus kaum gekannt, stimmt es?
Er war ein tapferer Mann. Ein lebhafter Mann."Er hielt inne.
"Hab ich Dir schon einmal erzählt, dass er, als er kleiner war, die halbe Stadt in Trab gehalten hat? Er hat immer mit den anderen Jungs oben am Aquädukt gespielt. Und einmal ist er in die Röhre gekrochen um zu sehen, wie weit er kommen würde..."
Meridius lachte.
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Romanus sah hoch zu seinem Onkel und erwiederte etwas schüchtern das Lächeln. So unbefangen der Junge doch meistens war, seinem Onkel gegenüber empfand er tiefen Respekt. Die Befangenheit kam wohl sicher auch daher, dass er ihn nicht so oft um sich hatte wie beispielsweise Gallus. Doch die Geschichte, die Meridius zu erzählen begann, interessierte Romanus und seine Augen begannen zu leuchten.
Ehrlich? Und was ist dann passiert?, fragte er wissbegierig und warf erneut einen Blick auf den Toten, überlegte sich, wie der Mann wohl so in seinem Leben gewesen war, den er kaum gekannt hatte.
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"Ach, das weiß ich gar nicht mehr so genau."
Er versuchte sich zu erinnern. Steckte er nun fest? Oder kam er wieder raus? Die Erwachsenen jedenfalls suchten ihn eine ganz schöne Weile lang. Meridius blickte zu Romanus hinunter.
"Aber ich denke wir gehen jetzt wieder und lassen ihn in Ruhe schlafen. Du musst Dich auch fertig machen, wenn wir alle auf die Prozession gehen werden. Warst Du schon mal am Familiengrab? Dort wo Dein Großvater und Deine Großmutter begraben liegen? Und Deine Mutter?"
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Etwas enttäuscht sah Romanus zu seinem Onkel, als er nicht weitererzählte. Doch hatte er das Gefühl, dass es garnicht darum ging, die Geschichte vollständig zu erzählen, sondern eher um die Erinnerung an den Verstorbenen an sich.
Er nickte als Meridius ihn aufforderte, sich fertig zu machen und sah blickte dann etwas traurig auf den Boden. Am Grab seiner Mutter war er nur ein einziges Mal gewesen und das war so lange her, dass er sich kaum daran erinnerte.
"Nur einmal, als ich noch klein war. Vater war mit mir dort und seit dem nie wieder. Er hat auch kaum von ihr gesprochen. Ich glaube, er wollte sie irgendwie vergessen."
Romanus schluckte und biss sich auf die Unterlippe. Sein Vater hatte ihm mal gesagt, dass er seiner Mutter gleichen würde und der Junge nahm das als Grund, dass er so selten von ihr sprach und den meisten Fragen auswich. Er wollte einfach nicht mehr an sie erinnert werden.
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Am Zimmer angekommen, sah sie dass die Türe weit offen stand, doch sie blieb am Türrahmen stehen. Sie sah, dass Meridius und der kleine Romanus beim Leichnam ihres Bruders standen. Tränen stiegen in ihre Augen und doch lag ein liebevolles Lächeln auf ihren Lippen als sie das Gespräch der beiden mithörte. Wie möchte es in dem kleinen vorgehen. Die Mutter tot, keine Geschwister, der Vater verschollen...nun kannte auch sie das Gefühl und es tat verdammt weh. Stumm blieb sie eine Weile unentdeckt dort stehen und hörte ihnen weiter zu.
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Ich hatte vom Tod von Gaius Decimus Proximus gehört und war als Vertreter der Familia Octavia Larva gekommen um der Gens Decima unser Beileid auszusprechen.
"Im Namen der Familia Octavia Larva, mein Beileid zu euren Verlust"
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Alessa drehte sich zu dem Octavier um, der plötzlich neben ihr stand. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören. Schnell wischte sie sich ihre Tränen fort und reichte ihm die Hand. "Ich danke euch" konnte sie ihm nur mit zittriger Stimme entgegnen, dann sah sie wieder zu Meridius, Romanus und dem Körper ihres Bruders und schwieg.
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Romanus drehte seinen Kopf Richtung Tür als er Stimmen hörte und sah dort eine Frau stehen, die zu weinen schien mit einem ihm unbekannten Mann. An die Frau konnte er sich vage erinnern, war es jedoch schon eine ganze Weile her als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Schweigend sah er hinüber zu den beiden und hielt dabei immer noch die Hand seines Onkels. Er fragte sich, ob sein Vater ebenfalls zur Beerdigung hier erscheinen würde, hatte er doch seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört und niemand wollte ihm so recht sagen, was mit ihm geschehen war. Sofern es überhaupt jemand wusste.
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Auch Meridius wandte sich zur Türe und erblickte Alessa, sowie seinen Klienten, den Octavier. Er gab Romanus einen Klapps und forderte ihn auf, nach den anderen im Atrium zu sehen, die sicher schon eingetroffen waren. Dann ging er auf Alessa zu und umarmte sie.
"Du willst sicher mit ihm alleine sein, oder?"
Er blickte sie an.
"Er wird jetzt mit Vater zusammen im Ellysium wandeln. Sie werden Mutter ärgern und gemeinsam stundenlang debattieren, wie sie es früher gemacht haben. Es wird schon wieder..."
Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und begrüsste Detritus.
"Salve, Octavius. Schön Dich zu sehen. Ich wusste nicht, dass Du hier in Tarraco bist..."
Die beiden traten ebenfalls ins Atrium.
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Lucilla betritt den Raum, in welchem Alessa bei ihrem Bruder weilt. Als sie Proximus leblosen Körper auf der Bahre sieht, kann sie nicht länger an sich halten. Sie tritt an ihren Cousin heran, und wieder fließen ihr die Tränen ungehalten über die Wangen.
"Oh, Alessa, es ist so ungerecht." schluchzt sie.
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Als Meridius sie in den Arm nahm schmiegte sie sich noch einmal fest an ihn. Es war so tröstend, wenn er das tat und sie hatte immer das Gefühl wirklich nicht alleine zu sein mit ihrem Schmerz, was ihr die Trauer erleichterte. Sie nickte ihm zur Antwort und betrat dann das Zimmer ganz.
Sie wartete bis alle das Zimmer verlassen hatten und stellte sich neben die Bahre. Zitternd streckte sie ihre Arme aus, Tränen rannen über ihre Wangen und sie schob ihre rechte Hand unter die Linke von Gaius, die andere legte sie auf seinen Kopf und streichelte über seine Stirn, sowie über sein dunkles Haar.
"Warum Gaius bist du nicht nach Tarraco zurückgekommen? Hast du meinen Brief nicht erhalten, den ich an dich schrieb und dich bat zu mir und der Familie zurück zu kommen? Ich habe dich so sehr vermisst Bruder." schluchzte sie und streichelte ihn. Sie beugte sich vor und küsste sanft seine kalte, starre Hand. Als sie sich wieder aufrichtete sah sie, dass sein rechter Arm abgetrennt war. Ein schmerzlicher Schrei war zu hören und sie beugte sich über ihn und begann bitterlich zu weinen.Während sie tief schluchzte und an Gaius' toten Leib festkrallte bemerkte sie gar nicht, dass Lucilla eingetreten war und sie ansprach, somit reagierte sie nicht auf die trauerde Cousine.
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Als Alessa aufschreit, legt Lucilla ihre Arme um sie und hält sie fest.
"Nichts kann den Schmerz nehmen, Alessa. Nichts." Sie weiß selbst, dass Worte Alessa nun nicht helfen können und daher schweigt sie, schluchzt nur selbst leise mit. Sie hält Alessa im Arm um ihr zu zeigen, dass sie in ihrem Schmerz und ihrer Trauer nicht alleine ist.
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Alessa konnte sich kaum beruhigen. Dennoch war es ihr trost, dass Lucilla bei ihr stand und den Arm um sie legte. Niemand aus der Familie lies sie in Stich, wie sehr dankte sie dafür und doch war es für sie diesmal noch schwerer Abschied zu nehmen als beim Begräbnis ihres Vaters. Sie hatte gehofft ihren Bruder bald wieder zu sehen, aber lebend und nicht kalt und tod wie er nun vor ihr lag.
Langsam erhob sie sich und sank in Lucilla's Umarmung. "Ach Lucilla, was haben die Götter gegen mich, warum tun sie mir das an?" schluchzte sie. Eines war gewiss...sie wusste nicht, ob sie den Göttern weiterhin dienen würde, nachdem sie ihr das angetan hatten.
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Lucilla streicht Alessa tröstend über den Kopf. "Ich weiß es nicht, Alessa, ich weiß es nicht. Das einzige, das ich weiß ist, dass es so ungerecht ist."
Einige Zeit stehen sie so schweigend, schluchzend, da.
"Lass uns zurück ins Atrium gehen. Sie werden schon warten." Es klingt mehr wie eine Aufforderung an sich selbst, als an Alessa. Denn Lucilla weiß genau, wenn sie den Raum nicht bald verlässt, würde sie es alleine nicht mehr schaffen.
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