[Forum Boarium] Templum Mercuri

  • Konnten Götter krank werden? Diese Frage war sicherlich eine, auf die die Philosophen diverseste Antworten haben würden, nebst einer Unzahl an dazugehörigen Erklärungen. Und alle würden sich streiten, wer denn nun die einzig wahre Erklärung für seine These gefunden hatte, ohne sie je einer Überprüfung unterziehen zu können, war die göttliche Sphäre für den Mensch doch viel zu kompliziert, um sie in ihrer Gänze erfassen zu können.


    Für Mercurius in diesem Augenblick aber war die einzig richtige Antwort ein JA. Mercurius hatte einen göttlichen Schnupfen. Wo er diesen auf seinen Reisen gefunden hatte, wusste er nicht genau zu sagen. Und noch weniger, warum er ihn überhaupt mitgenommen hatte. Alles in allem war so ein Götterschnupfen auch nicht erquicklicher als der, der die Sterblichen bisweilen plagte. Darüber hinaus war Mercurius eine männliche Gottheit, und wie alle Wesenheiten dieses Geschlecht nahm er für sich das Recht in Anspruch, bei einem Schnupfen dahinzusiechen und zu leiden.


    So ergab sich der Gott der Händler, Reisenden und Diebe also der Agonie des Erkältet-Seins, als ihn die Schlangen an seinem Stab darauf aufmerksam machten, dass jemand in einem seiner Tempel herumklimperte. Etwas, das er ja eigentlich ausgesprochen mochte. Aber man konnte nicht ausgelassen sich am Geräusch des Klimperns erfreuen, wenn man gerade überlegte, ob man diesmal einen längeren Aufenthalt bei Onkel Pluto haben würde, und zwar in eigener Sache.


    "Ja, ja, ist ja gut", murrte Mercurius also missgelaunt und sah sich das Opfer an. Von einem Zusammenzucken bemerkte Mercurius nicht das geringste, allerdings bekam er auch von den Bitten im Vorfeld nur die Hälfte mit, womit sich alles wohl wieder ausglich. Alles in allem fand Mercurius also nichts zu beanstanden und nahm den Widder an. Von großartigen Zukunftsomen sah er dann aber doch ab.

  • | Nero Villius Callistus


    Die Untersuchung der Vitalia ging ebenso routiniert vonstatten wie diegesamte Durchführung. Der Victimarius hatte die Organe in eine Patera gelegt, die danach zu Callistus gebracht wurde. Dieser wiederum untersuchte sie nun auf bestimmte Zeichen, während ein älterer Discipulus damit beauftragt wurde, auf Zeichen physische Zeichen in der Umgebung zu achten. Nach einer Weile der Untersuchung winkte der Aedituus den Opferherrn zu sich und blickte kurz zu dem Discipulus, der ihm aber zu verstehen gab, dass er nichts wahrgenommen hatte. Mercurius übte sich also in Zurückhaltung hatte das Opfer aber definitiv angenommen und damit auch seine Unterstützung für die Bitten signalisiert.


    Der Gott des Handels, der Wege und des Erfolgs hat dein Opfer angenommen und wird deinen Bitten entsprechen, Sergius. Du kannst nun das Litatio sprechen und damit die Annahme des Opfers öffentlich machen.


    sagte Callistus leise zum Opferherrn, wobei er darauf achtete, die Aufzählung der Aufgaben des Mercurius auf die Bitten des Sergiers abzustimmen. Jetzt blieb eigentlich nur die Frage, ob er das Fleisch selbst mit nach Hause nehmen oder spenden wollte. Entsprechend würde das Fleisch in der Tempelküche abgekocht und verpackt.








    IHC

  • Ein seltsames Geräusch ließ Plautus aufhorchen. Ein Niesen. Ein donnerndes Niesen. Hatte Mercurius einen Schnupfen? Aber es war nicht von oben gekommen. Von hinten rechts. Plautus schaute hin und sah gerade noch, wie sich einer der Tempeldiener, den die Natur mit einem gewaltigen Zinken beschenkt hatte, sich verstohlen schneuzte. Eigentlich sollten Götter wohl nicht von derart trivialen Leiden betroffen sein, dachte er bei sich, aber man kann ja nie wissen. Und überhaupt bei Mercurius.


    "Litatio!" verkündete er dann erleichtert.


    Dann wandte er sich an den Aedituus: "Das Fleisch spende ich für diejenigen, die hungrig sind. Vor allem auch an hungrige Diebe, falls einer von denen das zugibt."

  • Als Haruspex vor einer Wahl nicht zu opfern, war schlechter Stil. Als Haruspex Primus vor der eigenen Wahl den Willen der Götter nicht zu erkunden, war geradezu selbstmörderisch. Nicht wegen der Götter – obwohl diese natürlich auch recht nachtragend sein konnten, was diese Dinge anbelangte – sondern eher wegen des Bildes, das man so in der Öffentlichkeit abgab.
    Also hatte Sextus für diesen Tag den Tempel des Mercur für ein Opfer reservieren lassen. Als Gott der Händler erschien er ihm der passende Ansprechpartner zu sein, wenn man als Aedil kandidierte. Und als Gott der Diebe und Schleichwege kannte er vielleicht auch den ein oder anderen Kniff, die Senatorenschaft von seinen Talenten zu überzeugen. Und selbst, wenn nichts davon zutraf, konnte es zumindest nicht schaden. Und vielleicht teilten ihm die Götter ja sogar ein wenig Weisheit für seine Zukunft mit?


    In einem feierlichen Zug schritten also er und seine Opferhelfer und all diejenigen, die er sonst noch zur Teilnahme überreden konnte, in den frühen Vormittagsstunden zum Tempel des Mercurius am Circus Maximus. Mit ihnen schritten einige Tibicines, die das ganze musikalisch untermalten. Anschließend kam der Cultarius, der ein beeindruckendes Opfermesser auf einem Kissen vor sich hertrug, gefolgt von ein paar ministri, die an einem langen Band den festlich geschmückten Widder führten: Die beeindruckend langen und geschwungenen Hörner vergoldet, ebenso die Hufe, das Vlies mehrfach gewaschen und rein weiß. Äußerlich hatte das Tier keinen Makel aufzuweisen. Sextus hoffte nur, dass sich dies auch in seinem Innenleben wiederfand. (Zur höchsten Not stand aber auch ein zweiter Widder bereit, den ersten zu ersetzen.)
    Unter lautem Flötenspiel kam die Prozession schließlich an. Sextus als Opferherr hatte eine Schlaufe seiner Toga über seinen Kopf gezogen. Damit diese nicht verrutschte, hatte er sich heute für eine aus besonders schwerem, weißem Wollstoff entschieden. In gediegener Geschwindigkeit schritt er zum rituellen Waschbecken und wusch sich die Hände. Im Anschluss daran trat einer der Ministri vor mit einem Ölbaumzweig, den er in den heiligen Quell tauchte und damit den Opferherrn reichlich besprengte. Im Anschluss daran waren auch die weiteren Teilnehmer an der Reihe – das Opfermesser und der Widder erhielten dabei besondere Aufmerksamkeit.
    Erst nach dieser Reinigung betrat Sextus den eigentlichen Tempel mit ein paar Helfern, die die unblutigen Opfergaben trugen: Münzen, Wein, Weihrauch, Opferkuchen, Blumen, Honig... Angesichts der Größe der Bitte wollte Sextus nicht kleinlich erscheinen.


    Im Inneren des Tempels herrschte eine angenehme Wärme im Vergleich zur kühlen Frische des herbstlichen Morgens draußen. Im Kohlebecken des Opferaltars flackerte eine goldene, hungrige Flamme, die bereits auf das kommende zu warten schien. Mit langsamen, wohl platzierten Schritten näherte sich Sextus der Götterstatuette. Ein junger Mercurius, strahlend in seiner Jugend, ein verschmitzter Ausdruck um die Augen. Kein strenger, strafender Gott, sondern wohlmeinend, menschenfreundlich.
    Sextus atmete noch einmal tief durch, ehe er sich in Gebetshaltung begab und anfing: “Mercurius, Listenreicher, Schirmherr der Redekunst! Mercurius, Trickster, Wanderer der geheimen Pfade! Mercurius, Händler, Beschützer der Kaufleute!
    Dir sei dieser Weihrauch, auf dass er wohlriechend deine Hallen erfülle!“
    Die Weihrauchkörnchen wurden großzügig der heiligen Flamme überlassen. Ein feiner, weißer Rauch stieg auf und waberte durch den Tempel.


    “Ich, Sextus Aurelius Lupus, stehe klein und demütig vor deiner göttlichen Macht. Schon am Tag deiner Geburt zeigtest du, dass du listenreicher bist als die anderen Götter! Und wenngleich du die Rinder deines Bruders und den Gürtel deiner Schwester gestohlen hattest, war es dir gegeben, mit ihnen darüber zu handeln und sie mit deiner Redekunst zu überzeugen!
    Dein seien diese Münzen, golden und klar!“

    Sextus ließ sich die fein säuberlich polierten Goldmünzen anreichen, die eine nach der anderen in die Schale zu Füßen der Götterstatue mit einem wohligen Klimpern wanderten.


    “Oh großer Mercurius, segne mich mit deiner Gunst. Gib mir die Gabe der schönen Rede vor dem Senat, damit ich die Senatoren von meiner Befähigung als Aedil überzeugen kann! Gib mir die Einsicht in die Märkte, damit ich der Stadt Rom ein gerechter und guter Aedil bin!
    Dir seien diese Gaben, damit du meine Bitte erfüllst!“

    Nach und nach wanderten die Herbstblumen, der Honig mitsamt Holzschale, auf der er platziert war und der Opferkuchen ins Opferfeuer, um dort zu Asche zu werden. Zuletzt vergoss Sextus noch den Wein in den dafür vorgesehenen Ablauf.


    “Oh strahlender Wanderer! Schenke mir deine Gunst für diese Wahl! Damit du mir dies gewährst, opfere ich dir einen strahlend weißen Widder vor dem Tempel! Erfüllst du mir diese Bitte, verspreche ich dir einen weiteren weißen Widder zum Ende meiner Amtszeit!“
    Und mit einer Drehung nach rechts war das unblutige Opfer und das Gebet abgeschlossen, so dass Sextus nun nach draußen ins Licht der Öffentlichkeit treten konnte, um den blutigen Teil durchzuführen.

  • Langsam ging es wieder nach draußen ins Sonnenlicht des Herbstmorgens. Gemessenen Schrittes begab sich Sextus gut sichtbar auf den Vorhof des Tempels. Die Flötenspieler setzten noch einmal zu einem schrillen Crescendo an, so dass auch wirklich jeder in der Umgebung mitbekommen hatte, dass hier gerade ein Opfer stattfand und störende Betätigungen unterbrechen konnte. Zur Sicherheit rief einer der Ministri mit beeindruckender Stimme ein “Favete linguis!“ über den gesamten Platz und gab Sextus damit das Zeichen, mit dem Gebet und dem Opfer fortzufahren.


    Sextus atmete noch einmal durch, und betete dann mit lauter, klarer Stimme weiter.
    “Oh Mercurius, Beschützer der Wege! Segne meinen Weg zum Aedil! Herr der Händler, gib mir deinen Segen für meine Wahl, auf dass ich die Märkte in deinem Namen schützen und leiten kann! Dieser weiße Widder sei dein dafür!“


    Das Tier war in der Zeit, in der Sextus im inneren des Tempels die unblutigen Gaben dargebracht hatte, schon an dem dafür in den Boden eingelassenen Ring festgebunden worden. Ruhig und abwartend stand er da und sah sich nur ein wenig um. War zu hoffen, dass das Opfer den Gott erfreuen würde.
    Sextus ging ruhigen Schrittes auf das Schaf zu und ließ sich eine Schale mit mola salsa anreichen. Das geheiligte Gemisch wurde großzügig dem Tier auf den Kopf gegossen, um es der Gottheit zu weihen. Der Schafbock quittierte die Behandlung mit einem unsicheren Blöken.
    Danach ließ sich Sextus das Opfermesser anreichen. Ruhig und bedächtig strich er damit über den Rücken des Schafes, nur einen Hauch über der weißen Wolle, vom Halsansatz bis zur Schwanzspitze und stets darauf achtend, dass das Tier das Messer nicht sah. Zwar hatte der Widder im Vorfeld beruhigende Kräuter zu fressen bekommen, dennoch wollte Sextus nicht riskieren, das Opfer hier in den letzten Augenblicken noch zu vermasseln. Doch das Tier blieb stehen, und Sextus konnte das Messer an den Cultarius zurückgeben. Denn nun galt es auch schon, jetzt ging es ans Eingemachte.
    Der Cultarius kniete sich neben dem Widder hin, während ein weiterer Tempeldiener hinter den Schafbock ging, um dessen Hinterläufe zu sichern und im entscheidenden Moment nach hinten wegzuziehen, so dass der Widder nicht fliehen konnte.
    “Agone?“ fragte der Opferstecher.
    “Age", antwortete Sextus mit fester Stimme. Fast augenblicklich stach der Cultarius zu und der zweite Diener zog dem Schafbock die Hinterläufe weg. Der Widder gab noch ein erschrecktes Blöken von sich, das allerdings sehr schnell im eigenen Blut erstickte. Die Vorderläufe zucken noch zweimal, dreimal in dem versuch, aufzustehen und zu flüchten, ehe das Tier ruhig lag und ausblutete. Reichlich Blut wurde in der Patera aufgefangen und auch der Cultarius hatte einige Spritzer abbekommen. Über mangelndes Blut konnte sich die Gottheit folglich nicht beschweren.


    Sextus stand still und wartete, bis das Tier nicht weiter blutete. Danach wurde es auf den Rücken gedreht und der Bauchraum geöffnet. Den weiteren teil übernnahm Sextus selbst. Immerhin war er Harupsex Primus und es gewohnt, aus Schafinnereien die Zukunft zu lesen. Er kniete sich also bedächtig hin und griff mit beiden Händen in den blutigen Bauchraum. Geübte Hände fanden die Leber und befreiten sie mit dem angereichten Opfermesser, ohne sie zu verletzen. Er nahm sie heraus und legte sie auf die goldene Patera, um sie zu begutachten und zu sehen, ob der Gott seinem Vorhaben wohlgesinnt war.

  • Vom Klimpern der Münzen und dem angenehmen Duft des Weihrauches angezogen hielt der Gott innen und betrachtete das Menschlein, dass sich wirklich Mühe mit seinem Opfer gab. So verweilte der Götterbote und sein Warten wurde belohnt. Ein Widder wurde ihm geopfert und ein weiteres Opfer versprochen.
    Nun dieses Mensch hatte nicht nur die Aufmerksamkeit sondern nun auch das Wohlwollen des Gottes. Keinerlei Makel würden an den Innereien des Tieres zu finden sein. Und wenn der Mensch genau hinsah, würde er sogar einen leicht goldenen Schimmer an der Leber des Widders erkennen.

  • Sextus ließ sich Zeit bei der Eingeweideschau. Dass die Leber angenommen wurde, konnte er zwar nach ein paar Augenblicken feststellen, aber er war immerhin Haruspex und kein jämmerlicher Augur, der sich auf diese Kleinigkeit beschränken musste. Die Leber hatte eine angenehme Größe und ein ansprechendes Gewicht, darüber hinaus eine besonders schöne Farbe. In den Bereichen von Tinia, Cilens, Tecum und Fufluns war auf der positiven Seite ein goldener Schimmer zu erkennen. Wachstum, Herrschaft, Schicksal... Daraus konnte man wohl recht leicht deuten, dass seine Wahl erfolgreich werden würde. Auf der negativen Seite fanden sich keine nennenswerten Auffälligkeiten. Daraus konnte man wohl schließen, dass er mit keinem erheblichen Widerstand rechnen konnte. Sehr schön. Sextus erlaubte sich ein Lächeln. Erst, als der noch immer kniende Cultarius ihm einen sehr fragenden Blick zuwarf, bemerkte der Haruspex Primus, dass er einen entscheidenden Schritt des Opfers gerade über Gebühr herauszögerte.
    “LITATIO!“ rief er rasch aus, bevor es dem Publikum noch zu langweilig wurde. Noch einmal betrachtete er kurz die Leber, machte sich in seinem Kopf eine Notiz sämtlicher Zeichen, und gab die Eingeweide damit frei.
    Während der Cultarius die übrigen Eingeweide aus dem Bauchraum entfernte, um sie im Opferfeuer für die Gottheit verbrennen zu lassen, ließ sich Sextus nach dem nun erfolgten Opfer eine Wasserschale und ein Tuch anreichen, um seine fast bis zum Ellbogen roten Arme vom Schafsblut zu befreien. Opfern war nach wie vor eine reichlich schmutzige Angelegenheit und nichts für schwache Nerven.


    Das Schaf wiederum wurde fachmännisch gehäutet und grob zerteilt und anschließend in den Nahbereich des Tempels in die nächstgelegene Tempelküche gebracht, die sich dieser Tempel mit anderen Tempeln im Nahbereich teilte. Dort wurde das Fleisch noch weiter zerteilt und ein erstes Mal gekocht, damit es nicht so schnell verdarb. Die daraus entstandene Suppe würde den Abend sämtliche Bettler der Umgebung nähren und wärmen, wie das meistens nach Opfern der Fall war.


    Das Fleisch wiederum tropfte ab und wurde anschließend in einzelne Flechtkörbchen verteilt und wieder zum wartenden Opferherr gebracht. Inzwischen war dann auch die Mittagszeit vergangen, Sextus war sauber – und des Wartens ziemlich müde – und der letzte Teil des Opfers konnte vonstatten gehen: Das Verteilen des Opferfleisches. Jedem Vorbeikommenden, der etwas Opferfleisch wollte, gab Sextus einen der Körbe persönlich in die Hände.


    Sim-Off:

    Angebot Räucherfleisch in der WiSim. Wäre super, wenn ihr dann auch hier im Thread posten würdet, dass ihr euch was übergeben lässt. Ihr dürft auch gerne Sextus ansprechen :D

  • Unterwegs zum Tempel hatte ich noch alles nötige für das kleine Opfer erworben. Ich hatte Adria den Korb mit dem Weihrauch, dem Wein und den kleinen süßen Honigkuchen in die in die Hand gedrückt. Dafür, das heute sein Festtag war, war hier erstaunlich wenig los. Ich wusch mir vor dem Betreten des Tempels die Hände, steifte die Sandalen ab und reinige auch meine Füße. Adria deutet ich an es mir gleich zu tun. So trat ich nun also barfüßig vor den Altar. Noch bevor wir den Tempel betrete hatten bedeckte ich Adrias Kopf mit einem weißen wollenen Tuch und mein Haupt wurde ebenso bedeckt.
    Ich schloss die Augen, atmete tief ein und aus bevor ich den Gott anrief. “Mercurius, Listenreicher, Schirmherr der Redekunst! Mercurius, Trickster, Wanderer der geheimen Pfade! Mercurius, Händler, Beschützer der Kaufleute! Für dich sei dieser Weihrauch, auf dass er wohlriechend deine Hallen erfülle!“ Ich streute die Weihrauchkörner großzügig in die auf dem Altar brennende Flamme. Augenblicklich erhob sich der weise Rauch und der Weihrauchgeruch verbreitete sich im Tempel.
    „Ich Nero Tiberius Caudex stehe heute an deinem Festtag vor dir. Dir ist einen unerreichte Redekunst gegeben, mit der die jeden überzeugen kannst. Diese Münzen seien für dich.“
    Drei kleine Goldmünzen fielen nun auf den Altar.
    “Oh großer Mercurius, segne mich mit deiner Gunst. Gib mir die Gabe der schönen Rede, damit ich alle von meinen Fähigkeiten überzeugen und den mir bestimmten Weg beschreiten kann. Oh strahlender Wanderer! Schenke mir deine Gunst für die ersten Schritte! Damit du mir dies gewährst, opfere ich dir hier und heute Wein und Kuchen.“ Sagte ich und nun fanden auch diese Opfergaben ihren vorgesehenen Weg. „Solltest du mir deine Gunst gewähren werde ich dir mit meiner Erhebung in meine erstes Amt ein weißen Widder opfern.“
    Mit einer Drehung nach rechts schloss ich dieses unblutige Opfer und das Gebet ab. Und hoffte, das mit der Gott der Reden und des Reichtums seien Gunst gewährte.

  • Alles was Caudex tat, machte ich ihm gleich. Ich zog meine Schuhe aus, wusch mich, den ganzen Flax eben, nahm den Korb mit den unglaublich guten Habseligkeiten zur Hand und gesellte mich neben ihm. Etwas verwirrt traf mein Blick auf ihn, während mein Dominus das Gebet sprach. Ich fühlte mich dabei sehr unwohl, denn noch immer hatte ich meinen Glauben an Wodan und meine Götter fest verankert in mir. Ich wollte nicht unehrenhaft sein und diese betrügen, indem ich einen anderen Gott anbetete, der nicht zu den meinen gehörte. Noch dazu musste ich bemerken, dass der Weihrauch unangenehm roch. Ich rümpfte fast schon unhöflich die Nase und wich einen kleinen Schritt zurück, damit es mir nicht meine Atemwege verätzte. Mir tat es für Caudex leid, dass ich gar so unbemerkt unhöflich gewesen war, aber wie gesagt, ich pflegte es, andere Götter anzubeten als er und das würde man so schnell nicht aus mir heraus bekommen. 18 Jahre wurde mir das eingetrichtert. Ich schwieg, während er betete, ich betrachtete es als äußerst unangemessen, wenn ich ihm nun fragen stellen würde, weswegen ich einfach mal für ein paar Minütchen meine Klappe hielt, auch wenn es mir sehr schwer fiel. Ich atmete ruhig, popelte an meinen Fingern herum und verlagerte mein Gewicht von einem Bein zum anderen. Ich betrachtete den Altar, er war schön hergerichtet und generell fand ich die Geste für seinen Gott unglaublich liebenswert. Ich wusste nicht, dass er so eine Seite an sich hatte, aber das zu beobachten war mehr als interessant. Wie gesagt - ich unterbrach ihn bei seinem Tun nicht. Das wollene Kopftuch verwirrte mich allerdings etwas.

  • Heute war sein Festtag! Ihm und seiner lieben Mutter zu ehren, ein eigener Festtag mit eigenen Spielen und eigenem Opfer!
    Doch... Moment! Als Mercurius seinen Blick so schweifen ließ, sah er weder eifrige Kaufleute in seinen Tempel eilen, noch junge Redner, noch nicht einmal eifrige Diebe. Niemand. Nichts. Absolut gähnende Leere.
    Mercurius grollte. Das war geradezu eine Frechheit! Das ganze Jahr über half er bei Geschäften, legte den Händlern die passenden Argumente in den Mund, inspirierte, verlockte zu Käufen, trieb Späße, brachte kleine Kinder mit seinen Tricks zum Lachen, und als wäre das noch nicht genug, sammelte er die zahlreichen Totengeister der Verstorbenen bei, spendete Trost und überführte sie zu Pluto. Und genau da hatte er das letzte Jahr viel zu tun!


    Hatte er keinen Dank verdient? Hatte er dafür keine Opfer verdient? Dachten sie alle, er gab und gab und gab umsonst?


    Mercurius grollte, und ein eisiger Wind pfiff als Zeichen seines Unmutes durch die Straßen.


    Endlich kam ein einziger Mann zu seinem Tempel und opferte Weihrauch, Wein und süßen Kuchen. Und Münzen, heißgeliebte Münzen. Auch versprach er ihm einen Widder, wenn er ihm helfen würde.
    Wenigstens einer, ließ sich der Gott ein wenig besänftigen und besah sich die Gaben. Die Bitte kam ihm sehr bekannt vor, auch die Lobpreisung. Aber Gebete waren ja häufig standardisiert. Die Menschlein hatten furchtbare Angst, etwas falsch zu machen, so dass sie lieber ablasen und kopierten oder sich vorsagen ließen.


    Aber gut, für einen versprochenen Widder wollte er diesem einen Menschen gnädig sein. Mit dem Rest schmollte Mercurius nach wie vor, aber dieser eine Mensch sollte ein wenig Gnade bekommen.
    Er ließ die Fesseln des Mannes von einer warmen Brise umschmeicheln und gab ihm ein paar nette Ideen für seine nächste Rede ein. Kurz umschwirrte er auch die kleine Sklavin. Schade, dass sie nichts sagte, denn war er doch nur hier in Rom als Mercurius bekannt, andernorts aber durchaus auch als hermes, Ptah, Wotan, oder auch Esus. Also hätte er durchaus auch zugehört. Aber scheinbar wollte sie nicht.

  • Ich spürte einen warmen Luftzug um meine Fesseln und plötzlich hatte ich einige gute Ideen, die ich zu Hause sofort niederschreiben würde. Im Stillen dankte ich dem Gott noch einmal und nahm mir vor als bald Mal die ganze Familie hierher zu bringen. Schließlich hatten wir dem Gott noch zu danken, dass er sich der Toten auf der Villa Tiberia bei dem Aufstand angenommen hatte. Bei meiner Schwester wäre das wohl kein Problem nur Aulus würde ich wohl her schleifen müssen. Aber er würde müssen, zur Not eben her schleifen.
    „Danke Mercurius.“ Flüsterte ich leise und sah lächelnd zu Adria, als wir den Tempel verließen. Draußen angekommen nahm ich das Tuch vom Kopf und streifte die Sandalen wieder über. „Wie bettest du eigentlich zu deinen Göttern?“ Fragte ich sie. Ich wusste zwar, dass sie die Gottheiten stellenweise nur vom Namen her unterschieden. Aber wie genau die Germanen zu ihren Göttern beteten war mir nicht bewusst.

  • Sein Vorhaben war riskant. Feras hatte lange überlegt. Er musste seine Worte so wählen, dass man nicht gleich heraus hörte, wie er zu seinem kleinen Vermögen von umgerechnet 25 000 Sesterzen gekommen war. Es lag sicher versteckt und blieb so lange dort, bis Gras über die Sache gewachsen war.


    Gitiadas hatte ihm eine ganze Litanei erzählt, wie man das Opfer durchführte. In einem großen Tempel hatte Feras noch nie geopfert. Bis jetzt waren für ihn seine parthischen Götter maßgebend gewesen.


    Feras war sich nicht mehr sicher, ober er alles behalten hatte. Einen Tempeldiener dazu holen wollte er nicht. Nicht das der ihn dann an die seine Kameraden verpfiff. Das wäre peinlich.
    Als erstes die calligae aus. Sorgfältig waschen. Jetzt wusste er warum der Mantel. Er zog ihn gekonnt über den Kopf und betrat den Tempel. Die Römer hatten sich nicht lumpen lassen als er in die Runde sah. Langsam und ehrfürchtig ging Feras zum Altar.
    Weihrauch, es musste Rauch her. Den Weihrauch, den er erstanden hatte, warf er in die Schale mit den glühenden Kohlenstücken. Rauch begann aufzusteigen. Die Hände, er richtete die Handflächen gen Himmel und fing an das zu sagen was er sich zurecht gelegt hatte. " Mercurius, verschlagener und geschäftstüchtiger, du Beschützer aller Diebe und Hehler, dieser Weihrauch sei dein."
    Feras holte den Beutel mit den 10 Sesterzen aus seiner Tunika. " Diese Münzen seien Dein. Du bekommst sie von Feras, der dir für deine Hilfe dankt."
    Dann legte er die Kekse auf den Altar und goß den Wein in eine Schale. " Es ist nicht das beste, aber das was mir derzeit möglich ist. mein Dank für den gelungenen *Einkauf*. "
    " Gewährst du mir weiterhin deine Gunst, werde ich dir, sobald ich den "Einkauf" nutzen kann, einen angemessenen Teil in Form von Münzen und einem weißen wohlgenährtem Tier opfern." Die Drehung nach rechts war wichtig. Feras hatte alles mehr oder minder nach Gefühl getan. Wenn Mercurius ihn nicht im Stich ließ, dann sah die Zukunft rosig aus. Bis dahin galt es zu warten. Als er vor dem Tempel stand musste er feststellen, dass man ihm die calligae gestohlen hatte.



    Sim-Off:

    10 Sesterzen an den Cultus Deorum gespendet


    Sim-Off:

    Link eingefügt

  • Der Wind der mich umgab, schmeichelte mir. Ich fühlte tatsächlich die Anwesenheit des Gottes und schloss für einen Augenblick die Augen, ehe ich lächelte und auf die Opfergaben sah. "Danke..." flüsterte ich unbemerkt in die Richtung der Opfergaben und drehte mich um, ehe ich meine Sandalen wieder anzog und dem Dominus nach draußen folgte. "Wie wir zu den Göttern beten? Na ja...wir rufen sie mit "Ásaheill ok Vana!" an und verrichten sowas wie Stoßgebete..oder wir rufen ihren Namen direkt. Wir sprechen gewisse Aufrufungen... wie


    "Gesegnet sei mir, seliger Tag,
    Seid mir gesegnet, Söhne des Tages,
    Zusammen auch ihr gesegnet, ihr Schwestern
    Erde und Nacht! Mit geneigten Augen
    Seht uns hier sitzen und sendet uns Heil.


    Götter und Göttinnen, gütig seid uns,
    Gründet uns Glück auf der grünenden Erde,
    Verleihet uns (beiden) Erlauchtgebornen
    So lange wir leben geläufige Rede,
    Hellen Witz und heilende Hände."

    führte ich es ihm nun vor und lächelte ihn hinterher an. "So machen wir das"

  • Ich hörte ihr interessiert zu und nickte. „Nun Stoßgebete schicken wir auch zu den Göttern, gerade wen wir zum Beispiel vor einer Aufgabe stehe ein rede oder so. Da kann göttlicher Beistand wohl nie schaden nicht war. Auch was mir da einfällt....“ Ich sah sie nun direkt an. „Luna, also die Sklavin meines Bruder...die ist... nein sie wahr eine eurer Seherinnen. Ich weiß ja nicht in wie weit dir das hilft, aber ihr könnt doch sicherlich gemeinsam zu euren Göttern beten.“ Erklärte ich ihr, denn vielleicht half das tatsächlich irgendwie. „Was möchtest du noch sehen? Oder wollen wir erst mal etwas essen? Ich kenne da eine gute Garküche gleich hier in der Nähe.“

  • Ich starrte ihn für einen Moment an und lächelte, als er mir das mit der Seherin berichtete. "Gut... erm... ja... ich...war noch nie der große Beter, es sei denn ich verfluche unsere Götter gerade, ich mach das alles lieber im Stillen für mich." gab ich ihm zu verstehen und trat nun wieder an seine Seite. Ich sah mich weiter in der Stadt um und betrachtete noch einmal diesen prachtvollen Tempel. Er war wirklich wunderschön aufgebaut und er wirkte voller Energie.
    Bei seiner Frage sah ich ihn an und strich mir die Haare hinter die Schulter. "Essen klingt doch wundervoll!"

  • Am Forum Boarium angekommen war ich immer noch mächtig aufgeregt. Heute sollte meine Opferkunst bewertet werden. Ein Pontifex würde kommen, wow! Die hohen Herren interessierten sich sonst ja eher nicht für mich kleinen Priester. Hatte ich schon erwähnt, dass ich aufgeregt war? Ein bisschen nervös war ich, eigentlich mehr als nervös. Wie sollte ich das alles nur unter einen Hut bringen, ein glaubhaftes Opfer und das ohne zu lügen? Na ja, challenge accepted!


    Am Tempel war alles vorbereitet. Ein kleines weißes Lamm hatte ich gestern schon gekauft und heute Iiefern lassen. Sein Fell war schon mit Kreide präpariert dass es weißer aussah als es eigentlich war. Als der Viehhändler tatsächlich pünktlich zum Tempel kam war ich echt erleichtert. Die unblutigen Gaben hatte ich auch gestern gekauft und in meinem Beutel. Fehlte nur noch der Pontifex.

  • Der Herbst hielt allmählich wieder Einzug in Rom, die trockene Hitze des Sommers war angenehmer Wärme gewichen. Auch die Lethargie, welche die Menschen in dieser Zeit üblicherweise erfasste, wich langsam dem geschäftigen Treiben, welches so typisch war für Rom. Für Flavius Gracchus gehörte zu diesem Treiben die Alltagspflicht seines Amtes, welche an diesem Tage in Form einer Opferprüfung sich abzeichnete. Gemeinsam mit Scapula trat er zum Tempel des Mercurius hin, vor welchem bereits der Prüfling wartete.
    "Salve, ich bin Pontifex Flavius Gracchus, und dies ist Pontifex Cornelius Scapula. Wir werden heute deine Prüfung abnehmen. Sofern du bereit bist, können wir beginnen."

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  • Bei Gott, das konnte ja was werden! Flavius und Cornelius! Schlimmer ging es wohl kaum. Hatte ich gerade noch was von challenge accepted geträumt? Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre zurück in meinen kleinen beschaulichen Tempel vor die Stadt zurück.


    Von wegen, Volusus! Reiß dich zusammen und denk an die Sache! Das ist alles Teil des großen Plans!
    "Salvete! Volusus Didius Molliculus ist mein Name und ja, äh, ich bin bereit."
    Bereit. Na klar. Mit gezwungen ruhigen Schritten ging ich die Tempeltreppe nach oben. Vor der Tür zog ich ein Stück von meiner Toga auf den Kopf und wusch mir die Hände. Jetzt bloß nicht schludern.


    Ich trat vor die Merkur-Statue und blickte mit mulmigen Gefühl zu ihr hoch. 'Verzeih mir' murmelte ich in Gedanken. Dann nahm ich meinen Weihrauch und streute ihn über die Feuerschale.
    "Pater Ianus, Wächter der Tore und Zeiten! Mit der Gabe dieses Weihrauchs erbitte ich dein Wohlwollen. Schließe die Tore zu den Göttersphären auf, auf dass Mercurius mich hören und mein Opfer zur Kenntnis nehmen kann."
    Standardtext. Trotzdem machte es das nicht besser. Ich kramte wieder in meiner Tasche, nahm den Blumenkranz, drei Opferkekse und eine Münze raus und platzierte sie auf dem Foculus. Ich versuchte extra inbrünstig zu klingen. Vorgespielt war ja nicht gelogen.
    "Schillernder Mercurius! Hier stehe ich, Volusius Didius Molliculus, um dich mit diesen Opfergaben zu ehren. Ich erflehe, dass du diese Gaben annimmst und bitte dich um dein Wohlwollen."
    Ich schloss die Augen. Gut, dass die Pontifices das nicht sahen. Gleich würde mich bestimmt der Blitz treffen. Ich zählte stumm bis drei. Nichts geschah. Natürlich.


    Ich drehte mich nach Rechts weg. Teil eins überlebt. Auf dem Weg aus dem Tempel nickte ich den beiden Prüfern zu und versuchte in ihren Gesichtern zu lesen ob ich schon durchgefallen war.

  • Die beiden Pontifices beäugten das Vorgehen aufmerksam, jedoch schweigend. Auch auf das Ende des Voropfers und Nicken des Prüflings hin folgten sie ihm schweigend zurück vor den Tempel. Einige Augenblicke schweifte Gracchus' Blick zu den Wolken am Himmel, von welchen eine die Form eines Stiefels aufwies, ehedem er sich am Iinken Rande des Opferplatzes postierte, während Cornelius Scapula am rechten blieb. Auf diese Weise konnten sie jeden Handgriff des Didiers während der blutigen Opferung im Auge behalten.

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  • Das war ja schlimmer als in der Schule! Die zwei Pontifices schlichen herum wie die Wölfe im Schafspelz. War ich schon durchgefallen? Würden sie mich das weiter durchziehen lassen wenn ich es schon vergeigt hätte? Egal, da keiner was sagte zog ich mein Programm auf dem Tempelplatz weiter durch.


    Wie vorgesehen reinigte ich Ort und Beteiligte (die Pontifices und den Opferstecher) und spritzte dazu etwas Wasser. Ich sprach die rituelle Darbringungsformel und wusch nochmal meine Hände.
    "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es."


    Mit dem Mallium latum trocknete ich meine Hände und widmete mich dem Tier. Der kleine Lammbock war sichtlich nervös. Konnte ich ihm nicht verübeln. Die Mola salsa auf seinem Kopf irritierte ihn wohl. Aber gleichzeitig war die Weihung wie ein Streicheleinheit die ihn beruhigte.
    "Schillernder Mercurius! Dieses Lamm gebe ich, Volusius Didius Molliculus, dir, oh Erhabener, um dich zu ehren!"
    Ich zückte mein Opfermesser und entkleidete das Lamm symbolisch. Ich muss mir dabei immer vorstellen wie ich dem Tier das Fell über die Ohren ziehe und es dann nackt vor mir steht. Total grauenvoll! Aber das Bild schafft es immer wieder in meinen Kopf.


    Ich konzentrierte mich auf das Opfergebet.
    "Schillernder Mercurius! Dir, oh Erhabener, Mittler zwischen den Welten, Begleiter auf allen Wegen, gilt mein Dank für deine Gunst die du Rom jeden Tag zuteil werden lässt!"
    Zugegeben ein bisschen kurz. Aber das war immerhin ein gestelltes Prüfungsopfer. Und ich wollte nur Aedituus von diesem Tempel werden, nicht Flamen.


    Ein letzter Blick auf die bereitliegenden Utensilien. Alles da. Auch der Cultrarius war bereit.
    "Agone?" fragte er.
    "Age!"
    Er packte das Lamm und ratz-fatz war in der Kehle ein Stich. Armes Lämmchen! Das Blut spritzte und ich hielt schnell eine Schale unter die Wunde. Natürlich versaute ich mir dabei die Toga. Na prima, das Waschen würde wieder Stunden dauern!


    Als das Tier mehr oder weniger ausgeblutet war schnitt der Opferhelfer den Bauch auf. Die Vitalia drapierte er in einer Silberschale. Fachkundig drehte ich sie hin und her und begutachtete sie. Wohl bekomms!
    "Litatio!"
    Ich ging jetzt mal nicht davon aus, dass das jemand prüfen würde. Trotzdem hatte ich natürlich geschaut, dass soweit alles in Ordung war. Keine Flecken, keine Knoten oder so Zeug. Alles paletti für den Herrn Merkur. Also ab damit übers Opferfeuer. Der Geruch nach brennendem Fleisch breitete sich über den Platz aus und der graue Rauch zog ausgerechnet geradewegs auf den Pontifex Flavius zu. Wenn das mal keinen Abzug in der B-Note gab!


    Hastig beendete ich die Opferung durch eine letzte rituelle Reinigung. Die Teilnehmer waren damit aus dem Kultraum entlassen. Dann wartete ich auf das Urteil der Pontifices und kam mir dabei vor wie das Lamm auf dem Opferaltar.

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