[Atrium] Der Innenhof

  • Tribun Tiberius beginnt knapp zu berichten.

    "Sein Name ist Lando Irmvolk, stammt aus dem Gebiet der Cherusker. Seine Familie wurde von den Bewohnern seines Dorfes getötet. Nur er und seine Schwester konnten fliehen, doch verlor er sie beim Fluss Ruharr, als sie von Verfolgern eingeholt wurden. Er selbst konnte weiter fliehen, erst als er den Rhenus erreicht hatte, wurde er erneut eingeholt und bekam einen Pfeiltreffer."


    Er räuspert sich.

    "Ich schätze, er spricht die Wahrheit. Dein Sklave und ein Miles haben ihn noch mal in das Valetudinarium gebracht. Ein Medicus soll noch mal nach der Wunde sehen und bestätigen, das die Verletzung von einem Pfeil kommt. Der Germanne soll sich dann erst mal etwas Ausruhen. Seine Waffe habe ich eingezogen, er bekommt sie zurück, wenn er das Castellum verlässt."


    "Mir machen noch zwei Dinge zu schaffen: Das wären der Grund für den Mord an seiner Familie und die Nachlässigkeit der Wachen, welche zugelassen haben, das er ungestört das Praetorium betreten konnte."

  • Livianus nickte.


    "Ich möchte, dass du an der Sache drann bleibst. Es würde mich sehr interessieren, warum seine Familie ermordet wurde. Die Bestrafung der Wachen überlassen ich dir. Denkst du es stellt ein Problem da, den Cherusker im Castellum zu behalten. Ich kann mir vorstellen, dass manche Soldaten nicht besonders erfreut darüber sein werden?"

  • Tribun Tiberius vor nach der Frage des Legatus fort:

    "Der Grund für die Ermordung scheint darin zu liegen, das seine Familie über viele Jahre einen römischen Bürger zu Gast hatte, der das Imperium nach oder während der Bataveraufstände verlassen musste. Dieser lehrte ihnen die Grundsätze seiner Religion. Der Cherusker nannte sie römisch, allerdings aus seinen Berichten zum Inhalt und der Herkunft des Römers, gehe ich davon aus, das es sich bei den angeblichen Römer um einen Christen handelte. Deshalb wurde die Familie von den Dorfmitgliedern ermordet."


    Er räusperte sich kurz.

    "Die Wachen wurde mir schon zu Latrinendienst verdonnert, ausserdem werde ich alle Wachposten nochmal daruf aufmerksam machen, das sie Civilisten nicht ohne Kontrolle ins Castellum lassen dürfen auch wenn sie sich in Begeleitung von Verwandten von Stabsoffizieren sind. Schliesslich könnte sich ein Feind des Imperiums sich so den Weg ins Castellum erpressen."


    Was wäre denn gewesen, wenn Loki die Verwandte des Legatus unauffällig mit einer Waffe bedroht hätte ?


    Der Tribun überlegt kurz.

    "Ich denke, die Milites wären vielleicht nicht erfreut, aber wenn er ein Aufgabe bekommt, vielleicht als Berater für die IX. arbeitet, müssten die Männer es akzeptieren. Dabei käme natürlich auch auf das Verhalten des Cheruskers den Legionären gegenüber an."



  • "Salve Legat, ich bin hier um das Tubilistrium duchzuführen, die Reinigung und Lustration der Kriegstrompeten. Ich habe alles dabei und möchte auch keinen Aufwand machen. Wenn du zufällig ein paar deiner Kriegstrompeter erübrigen könntest?"

  • Avitus trat in das Atrium hinein. Etwas nervös, blieb er stehen und kaute auf der Unterlippe, während sein Blick über den Raum glitt. Es kam nicht oft vor, dass er hier war, entgegen seiner Pflicht als Klient, aber der Dienst erlaubte ihm selten, morgens hierher zu kommen. Früher als Miles hatte er gedacht, als Optio würde er mehr Zeit haben und öfter seine Aufwartung machen können... falsch gedacht, wie sich herausstellte. Als er dann tatsächlich Optio geworden war, kamen neben den Pflichten eines Lagionärs auch noch die eines Stellvertreters auf ihn zu. Wenigstens ersparte ihm Plautius die Schreibarbeit und erledigte diese selber. Doch nun, da er in Rom war, fiel auch diese Arbeit an... Avitus merkte pötzlich, dass er gedanklich abschweifte und sammelte seine Gedanken, wartend auf Empfang.

  • Kurze Zeit später betrat Livianus das Atrium. Einer der Sklaven hatte ihn über die Ankunft eines Gastes informiert. Er ging lächelnd auf seinen Klienten Artorius Avitus zu.


    "Salve Artorius Avitus! Was kann ich für dich tun?"

  • Avitus sah den Legaten... den Patron auf sich zukommen. Immer noch fiel es ihm schwer, den Mann nicht als seinen Befehlshaber, sondern als seinen Patron zu sehen. Das Bild des Militär war allzu präsent in der Vergangenheit. Er senkte kurz sein Haupt, ehe er zum Sprechen ansetzte.
    "Salve, Legatus"
    schon wieder 'Legatus', merkte er, als er diese Worte aussprach. Er musste nervös sein, zumindest den nassen Handflächen nach zu urteilen. Vielleicht war es auch die Disziplin der Legion, die es ihm verbot, den Mann vor ihm anders anzusprechen.
    "Ich danke dir, dass du mich zu dieser frühen Stunde empfängst und ich werde es so kurz wie möglich fassen, um dich deiner Zeit nicht zu berauben"
    sagte er.
    "Legatus, ich möchte nicht um den heißen Brei reden. Seit ich dein Klient bin, nagt eine Frage immerzu an mir. Es geht darum, was du mir an jenem Tag gesagt hattest, nämlich, dass du nur ungern dir untergebene Soldaten zu deinen Klienten machst. Zunächst verstand ich nicht, warum du dieser Ansicht warst und bist, war es doch nicht unüblich, dass Feldherrn ihre Soldaten in ihre Klientel aufnahmen, aber mit der Zeit kam mir eine mögliche Erklärung. Vielleicht sollte ja dadurch der Eindruck von Sippenwirtschaft vermieden werden..."
    er machte eine kurze Pause und hoffte, dass er da eben mit dem letzten Satz keine Dummheit gemacht hatte.
    "Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, dass du deine Entscheidung bisher nicht bereut hast. Zumal ich mich nicht allzu oft habe hier blicken lassen, um dir meine Aufwartung zu machen..."
    zwar war das noch nicht alles, was Avitus hierher geführt hatte, aber wenigstens hatte er einen Einstieg gefunden, um ins Gespräch zu kommen.

  • Livianus merkte dem Optio seine Nervosität an. Es war für einen Soldaten, vor allem in den unteren Rängen, nichts Alltägliches vor seinem Legaten zu stehen und mit ihm zu sprechen. Livianus ließ sich jedoch nichts anmerken und lächelte.


    „Da hast du mich falsch verstanden Optio. Als Legat einer Legion ist man eigentlich der Patron eines jeden Soldaten. Ich erwarte von ihnen, dass sie mir blind vertrauen und ihre unerschütterliche Treue schwören und im Gegenzug dafür sollen sie wissen, dass ich hinter ihnen stehe…. Egal ob es sich um einen Probatus oder einen Stabsoffizier handelt.


    Was ich dir damals sagen wollte war, dass ich ungern Ausnahmen mache und einzelne Soldaten - vor allem aus den unteren Rängen - hervorhebe. Aber du bist eine Ausnahme. Einige Mitglieder aus deiner Familie zählen zu meinen treuesten Klienten und in dir sehe ich einen aufstrebenden Offizier. Du musst also keine Bedenken haben…. Ich habe sie auch nicht.“

  • Das war eine erfreuliche Nachricht und Avitus musste lächeln.
    "Ich kann hier und jetzt für die Männer der Centurie sprechen, Legatus, die ich im Moment, da mein Centurio in Rom weilt, stellvertretend führe. Und ich kann dir sagen, dass du dich auf uns verlassen kannst. Semper paratus, Legate"
    sagte er und hätte sich am liebsten mit der Faus auf die Brust geklopft, aber diesen Akt der Barbarei unterließ er.


    "Und dass du in meinem Fall eine Ausnahme gemacht hast, bedeutet mir sehr viel und erfüllt mich mit Stolz vor allem auf meine Familie"
    jetzt, wo er wusste, wie der Legat über ihn dachte, fürchtete sich Avitus plötzlich seines Anliegens beraubt, dass ihn hergeführt hat, auch wenn das positive Urteil ihn mit Freude und Stolz erfüllte. Andererseits schnitt sein Patron das Thema auch kurz an, als er vom 'aufstrebenden Offizier' sprach. Avitus zögerte und trat von einem Bein aufs andere, konnte sich plötzlich nicht sicher sein, ob er das Gespräch doch noch in die Richtung lenken wollte, die er ursprünglich vorgesehen hatte.
    "Eigentlich kam ich, Legatus, um dich um deine Meinung bezüglich eines möglichen Besuchs der Militärakademie meinerseits zu fragen. Nicht als Soldat, sondern als Klient, der wissen wollte, ob dieser Schritt von seinem Patron gebilligt und gern gesehen wird. Aber ich bin mir plötzlich nicht mehr sicher, ob es nach dem jetzt Gesagten nicht vermessen wäre, noch näher darauf einzugehen"
    sagte er mit einem leichten reumütigen Ton.

  • Livianus musste wieder lächeln, als er bemerkte, dass der Optio wie ein kleiner Junge von einem Bein auf das Andere trat.


    "Ich würde es natürlich sehr Beführworten, aber ich fürchte, dass du wohl noch einige Zeit darauf warten musst. Die Militärakademie besucht man in der Regel erst ab den Rang eines Centurios.“

  • Damit schien - zumindest aus dem jetzigen Blickwinkel - alles gesagt zu sein. Weiter auf seine Qualifikation als Soldat wollte Avitus nicht eingehen. Zu nahe lagen die Klientel als Soldat und die Klientel als Zivilist beieinander. Ohnehin hatte der Legatus ihm bestätigt, dass Avitus' bisheriges Erscheinen in der Legio ihm nicht verborgen blieb, was er - so wie der Artorier verstand - mit 'aufstrebender Offizier' angedeutet hatte. Noch länger darauf rumzuhacken brachte die Gefahr der Umgehung des Dienstwegs mit sich, was er - nach dem letzten Mal - um jeden Preis vermeiden wollte. Dass er 'noch einige Zeit warten musste' - wie der Legatus es formulierte - bewies zumindest, dass Avitus nicht ungeeignet für das Centurionat war und so schöpfte er aus diesen Worten Hoffnung und Optimismus.


    Dass es lediglich eine Regel war, derzufolge nur Centurionen die Akademie besuchen konnten, von der es auch, wie von jeder Regel, sicherlich Ausnahmen gab, ließ er - ohne dass es ihm jedoch in diesem Moment bewusst war - außer Acht. Vermulich weigerte er sich innerlich, die Geduld und das Entgegenkommen des Legaten überzustrapazieren...


    "Nun, dann muss ich mich bis dahin wohl in Geduld üben, Legatus. Ich lasse den Dingen ihren Lauf und lege mein Schicksal in die Hände der Götter"
    sagte er und nahm eine etwas aufrechtere Haltung ein, als er merkte, dass der Legatus über sein bis dato etwas unbeholfen nervöses Auftreten schmunzeln musste.
    "Von meiner Seite wäre es dann alles, Legatus. Ich habe heute dienstfrei und wenn es etwas gibt, dass ich tun kann, brauchst du es nur zu sagen"
    bot er dem Patron seine Dienste an.


    edit: zweiten Absatz hinzugefügt

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!