[Atrium] Der Innenhof

  • Die Principia war zwar noch nicht ganz fertig gestellt, doch das Praetorium stand schon, so dass Meridius - sobald er die Nachricht davon erhielt - sein neues Zuhause betrat und besichtigte. Auch wenn hier und da noch Malerarbeiten zu tätigen waren und der Geruch von Baustelle nicht verflogen, das Hämmern und Sägen allen Enden zu hören war, sah die ganze Sache ziemlich gut aus. Die Handwerker unter den Legionären waren für diesen Bauabschnitt eingeteilt worden, während die ungelernten Männer im Wald Holz schlugen, die Gräben aushoben und die Strassen im Castellum planierten. Durch eine geschickte Einsatzplanung und das Hinzuziehen von Facharbeitern aus der Stadt nahm somit alles Gestalt an.


    So stand Meridius nun im Atrium seines neuen Zuhauses. Gut, es war nicht Tarraco und er vermisste die Heimat, doch so war der Beruf, welchen er erwählt hatte.

  • "Sehr schön..."


    sprach er zu einem Handwerker, welcher gerade dabei war eine Wand mit einigen Landschaftsszenen aus Hispania zu bemalen. Er hatte sich vorgenommen, wenigstens hier im Hause soviel von dem rötlichen und warmen Farbton seiner Heimat einfließen zu lassen, wie möglich war. Der Mann verstand seine Arbeit und Meridius nickte ihm anerkennend zu.


    Tarraco. Mit einem Lächeln im Gesicht dachte er an seine Familie und an Iulia, welche er in Rom zurückgelassen hatte. Sobald er sie geehelicht hatte, schwor er sich, würde er sie hin und wieder hier im Castellum übernachten lassen. So sie denn an dem Lagerleben überhaupt Gefallen finden konnte...

  • Meridius bewegte sich vorsichtig durch den Raum. Sein Gladius lag leicht wie eine Feder in der Hand. Die Balance zu finden war für einen Anfänger das schwierigste. Den richtigen Stand und Halt zu finden ebenfalls. Der Schwerpunkt durfte nicht zu weit oben sein, doch auch nicht zu weit unten. Die Füsse sollten in Bewegung bleiben und niemals zum stehen kommen. Langsam und konzentriert umkreiste er sein Gegenüber, suchte aus dessen Rumpf und Schenkeln die nächsten Aktionen abzulesen. Er starrte in die Weite, nahm gleichfalls alle noch so kleinsten Bewegungen des Mannes auf. Erfahrung war alles. Übung das andere.


  • "Legatus, wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf..."


    sprach der Alte und ging die Bewegungen des Feldherrn mit


    "... man merkt, dass Du ausser Übung bist.
    Die Bewegungen sind etwas langsam..."


    Er lachte und täuschte einen Angriff an.

    Primus Pilus der Legio IX
    I. Centurio der I. Cohorte

    leg9-centurio.png

  • Meridius zuckte kurz, als der Oberarm des Primus Pilus nach vorne ging, zog sich jedoch nicht zurück, da sich die Oberschenkel nicht rührten. Einen Stich oder Schlag aus der Schulter oder dem Armbereich, würde er ohne Probleme abwehren könnten. Sollte sein Gegenüber jedoch den ganzen Körper zum Einsatz bringen, müsste er ausweichen.


    "Centurio! Bei allem Respekt, aber ich bin weder ein Probatus, noch ein alter Mann...."


    entgegnete er und fiel in das Lachen ein.


    "Mag sein, dass man im Senat selten Gelegenheit hat das Gladius zu zücken, doch ich habe geübt. Immer wieder und wieder. Es mag zwar einsam sein, alleine, aber der Schatten ist ein besserer Gegner als gar keine..."


    Er trat einen kleinen schnellen Schritt nach vorne, Stahl traf auf Stahl, die Männer trennten sich sofort.

  • Er war wohl etwas voreilig gewesen. Der Legatus ging auf die Finte nicht ein und setzte dann selbst zu einem Angiff an. Als die beiden Schwerter aufeinander trafen, brauchte er alle Kraft um dem Druck standzuhalten.


    "Nicht schlecht, Legatus.
    Nicht schlecht..."


    Wie zwei Raubtiere umkreisten sie sich. Wieder täuschte er eine Angriff an, wieder zuckte er nach vorne, Schwert traf auf Schwert, eine schnelle Folge von Schlägen ließ das Atrium erzittern.

    Primus Pilus der Legio IX
    I. Centurio der I. Cohorte

    leg9-centurio.png

  • Der Primus Pilus legte seine ganze Erfahrung in diesen Kampf, dachte sich Meridius und musste ihm Anerkennung zollen. Doch was hatte er anderes erwartet, seit vielen Jahren machte Pontius Geta nichts anderes als Soldaten auszubilden. Und er machte seine Arbeit gut.


    "Ein heimtückischer Angriff, Centurio.
    Wie geht es eigentlich dem Bruder?"


    Sein Angriff lief ins Leere und nachdem er verärgert über diese kleine Unachtsamkeit die Grundposition wieder eingenommen hatte, erwartete er den nächsten Angriff.

  • "Dem geht es gut, Legatus.
    Er befindet sich immer noch in der Ala,
    ich glaube er wird den Rücken des Pferdes nie verlassen..."


    Er lachte und parierte einen Stoß.

  • Meridius nickte mit dem Kopf und hob dann die Hand als Zeichen, dass sie für heute genug geübt hatten.


    "Vermutlich hast Du Recht. Er war schon immer eher der Reiter."


    Die beiden Männer gingen zu den bereitsstehenden Knechten und ließen sich Handtücher reichen um sich den Schweiß abzureiben.


    "Was machen die Männer? Geht das Training voran?
    Wie macht sich Centurio Seneca?"

  • "Die Männer machen sich gut, Legatus.
    Dafür, dass die Truppe unterbesetzt ist, geben sie wirklich alles.
    Vielleicht sollte man einmal in Rom das Anwerben von Rekruten verstärken..."


    Er dachte nach.


    "Was Centurio Seneca betrifft, zeigt er gute Ansätze. Er ist ein wenig übereifrig, vor allem beim Kommandieren, aber wer wäre es nicht. Er rechnet sich gute Chancen auf eine Beförderung aus."


    Das Wasser der bereitstehenden Schüssel erfrischte ungemein...

    Primus Pilus der Legio IX
    I. Centurio der I. Cohorte

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  • Meridius verstand. Vermutlich sollte er bei seinem nächsten Besuch in Rom einmal mit dem Imperator sprechen. Es gab viel zu viele Bürger in Rom, welche dem Müßiggang fröhnten und sich darauf verließen, dass andere das Imperium für sie an den Grenzen verteidigten.


    "Du hast vermutlich Recht.
    Wirf einen Blick auf die Männer und informiere mich, wenn es etwas neues gibt."


    Meridius verabschiedete sich von seinem Primus Pilus und suchte sein Cubiculum auf.

  • Cicero betrat das Atrium und sah sich um. Das Praetorium war doch ziemlich groß und geräumig. Natürlich nicht ganz so groß wie die Casa Decima in Roma, doch auch hier konnte man sich bestimmt wohl fühlen- wenn man von den tausenden Legionären absah, die um einen herum wohnten. Doch eines musste man den Soldaten lassen – zumindest die Offiziere wussten, wie man gut lebt. Vor allem wenn man sich ihre Häuser ansah. Doch er hatte es wohl am besten erwischt – der Vilicus eines Legaten zu sein, brachte bestimmt einige Vorteile. Er ging weiter.

  • Die wenigen Sklaven, die nach Cicero angekommen waren, betraten das Atrium, nachdem sie am Vestibulum von den Soldaten, die keine Wachsoldaten gewesen waren durchgelassen worden waren. Darius betrachtete die Malereien an den Wänden. Viel konnte er damit nicht anfangen, aber der Maler hatte offensichtlich Talent. Dann suchte Darius die Sklavenunterkunft.

  • Ich hatte inzwischen ausgeschlafen, war frisch gesäubert und trug eine frische Tunika, als Livianus mich rufen ließ. Ich machte mich auf den Weg ins Atrium, wo er saß und auf mich wartete. Es gab so einiges zu besprechen, von Miriam einmal ganz abgesehen. Seit ich wach war, dachte ich wieder nur an sie. Ich ging auf Livianus zu, blieb stehen und grüßte meinen Herrn.
    "Salve, Herr. Du hast mich rufen lassen?"

  • Ich setzte mich und musterte meinen Herren kurz von der Seite. Dann begann ich zu erzählen.
    "Auf der Überfahrt ist nichts weiter passiert. Miriam war nur trotzig und unfreundlich, aber damit bin ich zurecht gekommen. Was die Fesseln angeht...ich hatte sie ihr abgenommen, als wir auf das Schiff gegangen sind. Und sie trug auch keine Fesseln, als wir hier wieder von Bord gingen. Allerdings habe ich es als Notwendigkeit angesehen, ihre Hände wieder zu verbinden, nachdem sie am Hafen flüchten wollte. Ich glaube, sie ist stolz darauf, dass sie deinen Cousin auf dem Gewissen hat. Und wenn dem nicht so ist, dann tut sie nur so. Diese Frau ist mir nicht geheuer, Herr. Das sage ich geradeheraus. Du solltest acht geben. Diesem Petronius ist sie schließlich auch entwischt."
    Ich schwieg einen Moment und wartete, was Livianus dazu sagen würde.

  • Livianus machte einen nachdenklichen Eindruck.


    „Um das entwischen mache ich mir keine Sorgen… immerhin sind wir hier in Mitten eines Legionscastellums mit ein paar tausend Legionären rund um uns. Da hat sie keine Chance zu entwischen. Was Flaccus betrifft, werde ich es als Unfall abtun. Er wollte sie mit Gewallt zwingen mit ihm zu kommen - sie hat sich gewährt.“


    Livianus lehnte sich zurück.


    „Weißt du Marius….. Jeder Mensch ist gleich auf die Welt gekommen - ob Sklave oder nicht. Es gibt im Laufe jedes Lebens gewisse Umstände und Ereignisse, die einen Menschen erst zu dem gemacht haben, was er heute ist. Dieses Mädchen hatte bestimmt kein einfaches Leben und musste bestimmt schon einiges durchmachen. Wir können ihr nur zeigen, dass sie diesmal die Chance hat es richtig zu machen. Ob sie das allerdings auch nutzt, kann nur sie entscheiden.“

  • Wieder einmal verblüffte mich die Art, mit der Livianus den Tod seines Cousins betrachtete. Bei genauerer Überlegung erschien es mir sogar als durchaus angebracht. Allerdings fragte ich mich, ob ich an Livianus' Stelle zu einer solchen Sicht der Dinge fähig gewesen wäre. Ich begann, meine Einstellung diesbezüglich und in puncto Miriam zu überdenken. Livianus' weitere Worte ließen mich ihn dann erstaunt anblicken. Er sprach in anderen Worten das aus, was ich selbst zu Miriam gesagt hatte. Das machte ihn gleich noch einmal sympathischer. Trotzdem hatte ich einen Einwand.
    "Ich sehe das genauso wie du. Das habe ich auch Miriam versucht, klar zu machen. Nur hat sie es nicht verstanden. Als ich sie aus der Casa der Petronier abgeholt habe, wirkte Miriams früherer Herr eigentlich ganz normal. Nicht jähzornig oder zur Gewalt neigend. Er sagte mir, dass sie ein schönes Leben hätte haben können, aber sich ebendieses selbst schwer gemacht habe. Ich kann dir nicht sagen, wie viel Wahrheit in den Worten dieses Mannes lag, aber auf mich machte er einen ganz vernpnftigen Eindruck. Und Miriams Verhalten an Bord hat mir gezeigt, dass sie sich einfach nicht mit dem Sklavendasein abfinden kann und auch nicht will. Auch nicht, wenn sie sieht, wie die Decima ihre Sklaven behandeln."


    Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete ein Mosaik der Ceres an der Wand.
    "Ich habe wirklich versucht, es ihr schmackhaft zu machen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich wohl gescheitert bin", meinte ich nachdenklich.

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