"Und weiß es auch Meridius?"
[Cubiculum] Legatus Legionis
- Maximus Decimus Meridius
- Geschlossen
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Valeria schluckte. Warum wollte er das wissen? Sie barg das Gesicht an Livianus Wange und fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schlechter.
"Ja, er weiß es auch", hauchte sie leise in sein Ohr. -
Nun schluckte zum ersten Mal auch Livianus. Viele Gedanken kreisten im Moment in seinem Kopf.. Maximian… Merdius… das tote Kind… Aemilia…. und Valeria die neben ihm lag und sich an ihm schmiegte. Er schwieg einige Zeit und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das alles war nicht ganz einfach. Wie sollte er reagieren? Was konnte er Valeria raten? Schließlich wandte er sich wieder etwas mehr in ihre Richtung.
„Wir sollten die beiden in Kenntnis setzen.“
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Valeria sagte erst einmal nichts. Sie hörte nur den wenigen Worten zu und genoss, dass sie nicht allein war. Was hätte sie auch sagen können? Da war immer noch das Gefühl, etwas Falsches zu tun.
"Ich muss ohnehin bald wieder nach Mogontiacum. Ich habe es versprochen", sagte sie leise. Wieder verging einige Zeit, in der Valeria nur dalag und in die Dunkelheit starrte, dabei ihrem Herzschlag lauschte. Dann fragte sie unverwandt:
"Denkst du oft an Aemilia?" -
Livianus nickte.
"Sehr oft sogar! Ich vermisse sie sehr, aber ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass mein Leben weitergehen muss! Und dabei warst du mir eine sehr große Hilfe. Manchmal glaube ich, dass sie dich zu mir geschickt hat, um auf mich aufzupassen und für mich da zu sein."
Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung, so dass sie nun sehr dicht von Angesicht zu Angesicht langen und Livianus ihren Atem in seinem Gesicht spürte.
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Valeria sah ihn an, soweit man das in der Dunkelheit konnte. Sie erinnerte sich gut daran, dass er sich vor kurzem noch umbringen wollte. Sein Atem fuhr über ihr Gesicht. Valeria schloss die Augen. Hatte Aemilia sie indirekt geschickt, um auf Livianus aufzupassen? Plötzlich war da wieder ein Kloß in ihrem Hals. Ihr Herz pochte quälend langsam und alles rauschte auf sie ein. Warum lag sie hier? Warum war sie gekommen? Und warum kribbelte ihr Körper, als läge sie in einem Ameisenhaufen? Nun sah sie Livianus wieder an.
"Ich bin für dich da, Livianus. So, wie du für mich da bist. Wir.....Decima müssen doch zusammenhalten", log sie flüsternd mit zitternder Stimme. -
Als sie sprach spürte Livianus bei jedem Wort wieder ihren Atem auf seinem Gesicht. Er hob seine Hand und sticht sanft über ihre Wange, ohne wirklich zu wissen warum.
„Ja.. Wir Decimer müssen zusammenhalten.“
Die Worte erinnerten ihn daran, dass er hier neben seine Großcousine lag. Doch irgendwie war es anders. Er wusste nicht genau warum oder was anders war, aber er hatte ein merkwürdiges Gefühl, dass er nicht zuordnen konnte. Er wusste nur, dass es mit Valeria zu tun hatte und wohl damit, dass sie nun hier neben ihm lag.
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Valeria schluckte und schloss genießend die Augen, als er ihr über die Wange strich. Sie sollte gehen, ehe das ausarten würde. Sie hatte schon einmal die Regeln gebrochen; damals, mit Maximian. Wenn sie es nun wieder tat.... Diesmal wusste sie, was auf dem Spiel stand. Meridius würde sie aus der Gens werfen. Sie hatte nicht nur seinen Enkel auf dem Gewissen, sondern dann auch noch Livianus verführt. Zumindest würde er das so sehen und....dementsprechend handeln.
"Livianus..." hauchte Valeria, sprach aber nicht weiter. Ihre Stimme zitterte zu sehr. -
Auch wenn Livianus nicht wirklich nicht viel sehen konnte, hatte er das Gefühl ihr direkt in die Augen zu sehen. Seine Stimme klang sehr leise und unsicher.
“Ja Valeria?“
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Sie dachte nicht nach, sondern zwang sich, den Kopf zu senken, soweit es ihr im Liegen möglich war. Der Kloß in ihrem Hals ließ kaum noch Platz für die Luft. Sie hielt die Luft an und sagte nichts.
"Ich...kann....nicht...." murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm. War es nur die Verzweiflung dieser Stunde, die sie so fühlen ließ? Er war beinahe doppelt so alt wie sie und außerdem hatte er gerade seine Frau verloren - und sie ihren Sohn. War es da nicht verständlich, dass sie sich trösteten? Aber....dass sie sich so trösteten? Valeria dachte an Meridius, an Maximian... Vielleicht hatte Aemilia sie wirklich hergeschickt. Aber wenn, dann sicherlich nicht, damit sie nun das tat. -
Seine Hand war inzwischen von ihrer Wange hinter ihr Ohr und gewandert und er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten.
„Was kannst du nicht?“
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"Das...es...kommt mir falsch vor, dass ich hier liege und..."
Sie schloss die Augen, verstummte. Und sie fragte sich, warum Livianus das tat. Kurzentschlossen fragte sie einfach.
"Warum tust du das?" -
Erschrocken zog Livianus seine Hand zurück und wusste im ersten Moment nicht, was er antworten sollte.
"Aber.... warum falsch? Ich......!"
Erst jetzt wurde auch ihm so richtig bewusst, was Valeria meinte und er die ganze Zeit nicht bedacht hatte. Es war mitten in der Nacht, sie lag bei ihm im Bett, er ließ seine Hand zärtlich durch ihr Haar gleiten....
"Tut mir Leid. Diesmal hab ich dich wohl in Verlegenheit gebracht. Das wollte ich nicht."
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Valeria richtete sich auf und sah zu Livianus herunter. Ihr Gesichtsausruck war einer zwischen einem gequälten Ausdruck und einem bedrückten. Sie strich über Livianus' Wange und seufzte.
"Aemilia wäre wütend auf mich, weil...weil ich hier liege. Weil du so lieb zu mir bist... Meridius würde mich aus der Gens verbannen, wenn er wüsste, dass ich bei dir liege....dabei....habe ich dich doch...einfach nur....sehr gern..."
Sie schluckte und sah in der Dunkelheit zu Livianus herunter. -
Nun erhob sich auch Livianus und war auf selber Höhe wie Valeria.
“Ich habe dich auch sehr gern Valeria…… und Aemilia…. ich denke nicht das sie böse wäre deswegen….. sie wäre sicher froh, dass sich jemand um mich sorgt und sie würde sich wünschen, dass ich glücklich bin…. Und was Meridius betrifft….. er hat darauf keinen Einfluss…. er hat auf mein Privatleben keinen Einfluss…. meine Entscheidungen treffe ich allein.“
Sein Kopf kam dicht an Valerias Gesicht heran und er gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
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Valeria schluckte. So viele Dinge gingen ihr im Kopf herum. Da war Meridius, wie er sich zornentbrannt von ihr abwandte, Maximian, der sie wütend ansah und ein Gladius schüttelte. Da war Fannia, ein totes Kind, Aemiliea, die weinte...und da war Livianus, der ihr während der ganzen Zeit Trost spendete und für sie da war. Und nun küsste er sie auf die Wange. In Valeria kribbelte alles. Sie wusste, sie durfte nicht. Sie wusste, dass es Probleme geben würde. Und sie wusste, dass es vielleicht nur eine Spinnerei war, dass sie sich nur gegenseitig trösten wollten....aber sie tat es trotzdem.
Ganz langsam drehte sie den Kopf und sah Livianus im Dunkeln an. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange. Unendlich langsam kamen sich ihre Lippen näher, verringerte sich der Abstand zwischen ihnen. Und schließlich berührten Valeria Lippen vorsichtig und zaghaft die von Livianus. -
Im ersten Moment war Livianus nicht bewusst, was Valeria machen wollte und als er schließlich ihre Lippen auf seinen Spürte, wäre er beinnahe zurückgezuckt. Doch die weichen Lippen die sich nun so zärtlich an seine pressten, ließen in seiner Gefühlswelt nun ein ein wahres Chaos ausbrechen. Nicht nur, dass er gerade seine Großcousine küsste, wo war auch Aemilias Tod noch nicht so lange her, um sagen zu können, dass er die Trauerzeit wirklich beendet und den Schmerz überwunden hatte. Aber dennoch spürte er in sich ein großes Verlangen nach Liebe und ……. Valeria.
War es denn wirklich möglich, dass ihm das Schicksal Valeria gebracht hatte? Sie war da, kurz nachdem er von Aemilias Tod erfahren hatte, sie versuchte ihm aufzubauen und rost zu spenden. Und nun? Nun hatte sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen und er konnte nun für sie da sein. Aber da war noch mehr… mehr als nur Freundschaft oder Familie.
Langsam presste er nun auch seine Lippen an die ihren, während seine Hand nach ihrer Schulter griff und sie vorsichtig wieder zurück auf das Bett drückte. Aus dem Kuss erwuchs richtige Leidenschaft und Livianus gab sich dieser hin, ohne sich weiter seinen Kopf über Konsequenzen oder sonst etwas zu zerbrechen.
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Valeria versank in einem Strudel; und vielleicht war das auch gut so. Denn so musste sie nicht nachdenken, sondern durfte einfach nur fühlen und genießen. Es tat so gut, endlich wieder jemanden zu haben, der einen...mochte, ja vielleicht sogar liebte. Um die möglichen Konsequenzen wollte sie lieber nicht nachdenken. Woran sie aber dacht war, dass nichts weiter geschehen durfte. Ihr Unterleib schmerzte noch immer sehr und sie wollte sich eigentlich auch nicht mehr verlieben. Aber....vielleicht war das schon geschehen?
Irgendwann tauchte sie auf aus dem Taumel auf und entfernte sich etwas mit dem Kopf. Sie betrachtete stumm ihr Gegenüber.
"Livi....Marcus..." flüsterte sie.
"Das geht nicht gut....nie und nimmer geht das gut..." -
Er legte seine Hand wieder zärtlich auf ihren Kopf und sah sie an.
“Warum soll es nicht gut gehen Valeria? Die Götter haben dich zu mir geschickt… daran glaube ich fest! Warum sollten sie dich mir nun wieder wegnehmen wollen oder unserem Glück keine Chance geben. So grausam können sie doch nicht sein, nach all dem, was sie uns beiden angetan haben.“
-
Valeria wollte erwidern, dass sie doch verwandt waren, aber sie wollte nicht wieder lügen. Andererseits konnte sie es ihm auch nicht einfach so sagen.
"Ja....nur...was werden die anderen sagen, wenn sie uns so sehen? Sie werden reden, Marcus."
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