[Cubiculum] Legatus Legionis

  • Meridius war ins neu errichtete Praetorium umgezogen. Mit Hilfe der in der Stadt angeworbenen Facharbeiter gingen die Bauarbeiten nun zügig voran. Das Zelt des Legaten konnte abgebaut und eingelagert werden, als Befehslhaber wohnte er nun in festen Mauern. Der Putz an der Wand roch zwar noch ein wenig frisch, da es aber erst Herbst und noch nicht Winter war - und für die Jahreszeit recht sonnig und warm - blieben die Fenster so weit es ging offen um durchzulüften.

  • Die tugendhaften Handlungen sind sittlich schön und werden um des sittlich Schönen willen verrichtet. So wird denn auch der Freigebige und Edelgesinnte um des sittlich Schönen oder des Guten willen und auf die rechte Weise geben; er wird also geben denen er soll und soviel und wann er soll, und überhaupt mit Beobachtung alles dessen, was zum richtigen Geben gehört; und er wird das gern und ohne Unlust tun; denn das tugendhafte Handeln ist lustbringend oder doch frei von Unlust; am allerwenigsten ruft es Unlust hervor.


    Wer gibt wem er nicht soll, oder wer nicht aus einem sittlichen, sondern aus einem anderen Beweggrunde gibt, kann nicht freigebig heißen, sondern muß einen anderen Namen bekommen. Ebensowenig wer mit Unlust gibt; ihm ist das Geld lieber als die edle Tat; so ist aber der Freigebige nicht gesinnt.


    Müde rollte Meridius das Dokument zusammen und legte es auf dem Tisch ab. Selten hatte er die Zeit, sich den Schriften Aristoteles zu widmen, einzig solche Nächte wie diese, in welchen er nicht schlafen konnte, er etwas suchte um nicht wie Wahnsinnig wach zu liegen oder im Zimmer auf und ab zu gehen, schenkten ihm die Zeit.


    Er erhob sich und trat an das Fenster, blickte hinaus. Die Götter hatten ihn bisher weit geführt und er fragte sich, was noch alles auf ihn zukommen würde...

  • Meridius schlief unruhig. Er wälzte sich auf und ab.


    Sein Bruder erschien ihm im Traum.
    Kam aus dem Nebel auf ihn zu.


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    "Maximus..."


    Meridius blickte ihn an.


    "Wo kommst Du her?"


    "Maximus..."


    "Was ist mir Dir?"


    Er kam nicht näher,
    streckte seinen rechten Arm aus.


    Meridius nickte mit dem Kopf,
    auch seine Rechte wanderte nach vorne.


    "Wo steckst Du?"


    "Kann ich Dir nicht sagen...
    Ich muss mich selber finden."


    Meridius tat einen Schritt nach vorne,
    der Nebel wurde dichter,
    noch bevor er Praetorianus erreichte,
    verschwand er.


    ...


    Meridius erwachte schweißgebadet.

  • Meridius erhob sich, trat zu dem Eimer mit Wasser und wusch sich das Gesicht. Nachdenklich trocknete er sein Haar und starrte zu dem kleinen Licht, welches den Raum spärlich ausleuchtete. Praetorianus hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet. Wo er sich herumtrieb?


    Meridius legte das Handtuch wieder zur Seite, trat an den Tisch und schenkte sich etwas Wein ein. Der starke Geschmack war genau das richtige, was er nun brauchte.

  • Dann warf er sich einen Mantel über und machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer.
    Wenn er schon nicht schlafen konnte, so wollte er wenigstens etwas arbeiten.

  • Mit offenen Augen lag er da und dachte nach. Sollte er nach Tarraco reisen? Oder sie bitten, möglichst nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu kommen?


    Er schlug die Decke auf, erhob sich langsam und trat an die Schale mit Wasser. Es war schon kalt, durch die Rizzen unter der Türe zog es. Der Winter würde eisig werden, dachte er und beschloss, sich ein Zimmer mit Fussbodenheizung einrichten zu lassen.

  • Meridius betrat sein Cubiculum und dachte nach. Das Praetorium stand fast leer. Viel zu leer. Flächenmäßig übertraf es die Casa Decima in Tarraco bei weitem und ein wenig Leben würde mit Sicherheit nicht schaden. Vielleicht sollte er beschließen, Iulia im Fürhjahr doch nachkommen zu lassen. Sicher, ein Castellum war vielleicht nicht der beste Ort um angenehm zu leben, doch Colonia Claudia Ara Agrippinensium lag direkt vor der Türe und bot alles, was man zum Leben brauchte. Außerdem hatte er ja bereits eine Stadtwohung besorgt, falls ihr die Menge an Soldaten auf Dauer unangenehm werden würden. Hatte Vater Mutter damals nicht ebenfalls angeboten gehabt ihn zu begleiten?


    Meridius ließ sich auf seinem Bett nieder und legte sich nach hinten. Sein Blick ging zur Decke des Zimmers.

  • Im geräumigen Cubiculum war von seinem ehemaligen Besitzer nichts mehr übrig geblieben außer etwas Staub und der würde in Kürze ebenfalls verschwinden. Cicero rief nach ein paar Sklaven und gab ihnen Order das Zimmer zu reinigen, während Andere bereits damit begannen, Livianus Kisten und Möbel herein zu bringen und aufzustellen.

  • Livianus betrat sein neues Schlafzimmer und legte Schwert und Mantel am nächstgelegenen Stuhl ab. Musternd sah er sich um. Cicero hatte wirklich an alles gedacht und das Zimmer sehr wohnlich und nett hergerichtet. Alle seine persönlichen Dinge waren bereits eingeräumt und aufgestellt. Zufrieden lies er sich kurz auf seinem Bett nieder und schloss die Augen. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, der noch nicht vorüber war.

  • Vom Bad kommend betrat Livianus sein Zimmer. Es war dunkel und die Sklaven hatte einige Kerzen angezündet, die den Raum in einem merkwürdigen Lichtspiel erscheinen ließen. Er ging zu seinem kleinen Schreibtisch, der in der Ecke des Raumes stand und setzte sich auf den Stuhl. Sein Blick streifte gedankenlos durch das Zimmer und blieb schließlich auf dem Tisch vor ihm stehen. Ein Sklave hatte dort sein Gladius abgelegt, das er nun mit seinen Augen fixierte und seinen Körper langsam in diese Richtung drehte. Seine zittrige Hand griff nach dem Schaft des Schwertes und zog es aus der fein gearbeiteten Lederscheide. Das flackernde Licht der Kerzen spiegelte sich im blank polierten Stahl wider und Livianus beobachtete es eine Zeit lang, ehe er seine Augen schloss und das Schwert langsam umdrehte, so dass die Spitze nun auf seinen Bauch zeigte.


    Seine Gedanken waren bei Aemilia. Wie sehr sehnte er sich danach sie wieder in seine Arme zu schließen, sie zu berühren, sie zu küssen…… Er wollte bei ihr sein….. mit ihr vereint sein…. wenn nicht im Leben, dann im Tod. Er sah sie vor sich. Er sah die Bilder ihrer Verlobung und ihrer Hochzeit, er erinnerte sich an den Moment, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Lucidus hatte sie mit ins Haus gebracht und die beiden einander vorgestellt. Er Erinnerte sich, was für eine wunderschöne Braut sie war. Er erinnerte sich an ihren ersten Kuss, an die erste Berührung, an ihren ersten Beischlaf. Sie war so zart und lieblich, fast zerbrechlich… und ihr lächeln…. Es war das schönste Lächeln, dass er je gesehen hatte.


    Tränen traten in seine Augen und er spürte bereits die Spitze der Klinge, die er sich nun an seinen Bauch angesetzt hatte. Es war nicht mehr weit und die beiden würden endlich wieder vereint sein. Wie lange hatte er sie nicht gesehen! Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass sie zu ihm zurückkommen würde! Die Vorstellung wieder mit ihr gemeinsam über grüne Wiesen zu wandern und nie mehr von einander getrennt zu sein ergriff völligen Besitz von seinem Herz und schalteten den Verstand aus. Der Druck seiner Hand auf den Griff des Schwertes verstärkte sich…..

  • ...in diesem Moment betrat Miriam das Cubiculum. Sie hatte eine merkwürdige Vorahnung gehabt, da sie in Gedanken durchgegangen war, was sie gamcht hätte wen ihr so etwas pasisert wäre. Ihr Herz klopfte wild, als sie den Gang entlang gegangen war und die Tür zu seinem Cubiculum öffnete. Was sie zu sehen bekam ließ ihr Blut gefrieren und alles Handeln geschah irgendwie wie in Zeitlupe...so langsam und doch so schnell.
    Es waren nur wenige Schritte, die sie von ihm trennte und doch war der Weg so ewig weit. Ihre Hände waren kalt und etwas feucht, als sie seine Hand mit dem Gladius umschloss und diese zur Seite drängte, mit ihrer anderen ergriff sie das kalte Metall und merkte nicht, dass sie sich dabei leicht in die Hand schnitt.
    "Herr!" Sie hielt seine Hand fest umklammert, damit er nichts machen konnte, nichts machen durfte. "Bitte, leg es weg. Rede, rede mit mir auch wenn ich nur eine Sklavin bin, danach wird es dir besser gehen aber schmeiße dein Leben nicht so einfach weg. SIE hätte es nicht gewollt."

  • Völlig verstört sah er die Sklavin an, als sie plötzlich vor ihm stand. Er fühlte sich wie aus einem Traum gerissen und konnte ihm ersten Moment nicht begreifen, was überhaupt um und mit ihm geschah. Langsam ließ er jedoch locker und der Griff des Schwertes glitt aus seiner Hand. Mit einem dumpfen Schlag viel es zu Boden. Die Tunika färbte sich rot an der Stelle, an er zuvor das Schwert angesetzt hatte. Es war jedoch nur eine oberflächliche Wunde, da die Schwertspitze nur wenige Millimeter in seine Haut eingedrungen war. Er drehte langsam seine Handflächen nach oben und lies Miriams Hand in die seine gleiten. Wie in Trance sah er sie weiter an. Seine Stimme klang leise und unsicher.


    „Ich sagte doch schon…. Sie ist Tod! Mein Frau Aemilia! Sie ist Tod!“

  • Noch nie hatte sie dieses geräusch so sehr herbeigesehnt wie jetzt, als das Gladius zu Boden fiel und dort scheppernd liegen blieb. Mit großen Augen sah sie ihn an und man konnte sehen, wie ein Stein von ihrem Herzen fiel, auch wenn sie das Blut sah, welches auf seiner Tunika zum Vorschein kam. Ganz langsam ließ sie sich vor ihm auf die Knie sinken und ihre Finger schlossen sich um seine Hand. Erst jetzt wurde ihr bewusst was geschehen wäre wenn sie nicht in diesem Moment dieses Zimmer betreten hätte. Der kleine Schnitt den sie sich zugefügt hatte als sie das Gladius zur Seite geschoben hatte, brannte nur ganz leicht ansonsten spürte sie es nicht.
    "Es tut mir so leid, wirklich, aber sie hätte es nicht gewollt, dass du ihr folgen tust...nicht auf diese Weise und nicht heute." Miriam versuchte ihm in die Augen zu sehen, seinen Blick zu erhaschen, der vollter Traurigkeit steckte. "Sie wird immer bei dir sein.....hier...." Miriam nahm seine Hand, die ihre hielt und legte sie zusammen mit ihrer auf sein Herz.

  • Livianus war noch ganz neben sich und versuchte die Worte der Sklavin zu verstehen. Er verstand auch was sich sagte, aber nicht was sie meinte. Sein Blick war immer noch verstört und er wirkte sehr sehr Müde. Dieser schreckliche Tag hatte ihm sehr viel Kraft gekostet. Er sprach langsam und leise, beugte sich jedoch unbewusst etwas nach vorne, so dass ihm die Sklavin besser verstehen konnte..


    „Aber ich bin allein! Sie war alles was ich hatte! Sie war mein Leben. Welchen Sinn hat es noch weiter meine Tage hier in Einsamkeit zu fristen, wenn ich sie im Elysio wieder in die Arme schließen könnte?“

  • Miriam hielt immer noch beide Hände an sein Herz, währedn an der Seite etwas Blut an ihrem Arm entlang lief, von dem Schnitt ihrer Hand, aber immer noch spürte sie es nicht. Sie sah ihn an und wollte ihren Blick nicht abwenden, da sie nicht wollte, dass er sich wieder verlor in der Leere des Zimmers. Die Finger ihrer anderen Hand zuckten etwas, weil sie nicht wusste wohin mit ihrer Hand. Sanft bewegte sie ihren Kopf hin und her, was einem leichten Kopfschütteln nahe kam. Sie verstand ihn nun besser, da er sich zu ihr gebeugt hatte.
    "Du wirst niemals alleine sein. Du hast Freunde, eine Familie und noch viel mehr Menschen die dich lieben." Dinge die sie nicht wirklich hatte, aber diesen Gedanken löschte sie sofort wieder aus ihrem Gedächtnis. "Du hast Erinnerungen die du niemals vergessen wirst, auch wenn es jetzt undglaubliche Schmerzen sind die dich umhüllen...irgendwann werden sie vergehen, auch wenn du es nicht glauben möchtest. Alles hat einen Sinn auch dein weiteres Leben, also wirf es nicht weg, man hat nur eines davon." Etwas bittendes war in ihrem Blick nun zu lesen und es schien wirklich das erste mal in ihrem Leben zu sein, dass sie mit einem Menschen so sprach wie sie es nun tat.

  • Livianus nickte. Er hatte verstanden was sie ihm sagte und ihm wurde bewusst, dass es ein Fehler war die Gedanken an den Tod weiterhin zu verfolgen. Er schloss kurz seine Augen – eigentlich fielen sie ihm vielmehr zu.


    „Ich bin so unendlich Müde.“

  • "Ich werde dir helfen" sagte sie und erhob sich nun vom Boden. "Du musst dich hinlegen und ausserdem bist du verletzt, ich werde es mir ansehen." Als sie stand zog sie leicht an seiner Hand, die sie weiterhin festhielt und deutete ihm damit an, dass er aufstehen sollte und sie ihm zum Bett helfen würde. Mit der anderen Hand griff sie ihm unter den Arm um ihn etwas zu stützen. "Etwas Schlaf wird helfen, auch wenn es nicht alle Wunden heilen kann." Gerne hätte sie ihm etwas von der schweren Last abgenommen, aber wusste sie doch, dass jeder seine eigene tragen musste und warum sie sich so um ihn kümmerte wusste sie nicht und das machte ihr alles noch viel mehr Angst, als sie schon in den letzten Tagen hatte.

  • Livianus begleitete die Sklavin an das andere Ende des Raumes und ließ sich dann in sein Bett fallen. Er spürte kurz den leichten Schmerz der kleinen Stichwunde an seinem Bauch, ging jedoch nicht darauf ein. Erleichtert seufzte er auf, als er im Bett lag und seine müden Glieder von sich streckte. Sein Blick hatte immer noch etwas Ängstliches und Verstörtes als er die Sklavin vom Bett aus ansah, die sich nun um seine Wunde kümmern wollte.

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