• Ich stutzte kurz, als ein bezaubernd schönes, grünes Augenpaar mir entgegen blickte und ich meinte für die Winzigkeit eines Moments würde ein wenig Anspannung von mir abfallen. Genau dieses Gesicht hatte ich schon aus der Ferne gesehen und genau diese kleine Gestalt, die meine bewundernden Blicke schon des Öfteren verfolgt hatten, wie sie zwischen Säulen und Türen herum huschte und doch immer wieder verschwand. Nun stand sie direkt vor mir und schaute zu mir auf, mit einem Gesicht, aus dem die Furcht zwar Bände sprach, aber an das ich mich gut erinnern konnte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch der Moment, in dem ich mich gerade gefangen wähnte schien sich über unendliche Zeit zu spannen. Eine Zeit, in der ich nichts anderes tun konnte, als eben dieses junge Gesicht zu betrachten. Faszinierend und schön und es erschien, als würde ein einziger Lidschlag zu einem ganzen Äon, in dem die betörenste der Najaden der heiligsten Quelle entstieg und...


    “Casca?“


    “Was?“, fragte ich ein wenig leise und selbstvergessen und drehte nur widerwillig meinen Kopf zu meinem Sklaven.


    Dieser blickte mir nur entgegen und zuckte mit den Schultern, ehe er ein “Ehm...“ ausstieß und dann abwinkte. “..Nichts!“


    Grinste er etwa? Verwundert hob ich eine Augenbraue und schaute wieder auf die Sklavin vor mir, der ich meiner Unachtsamkeit mit dem Fuß zu nahe getreten war. Ich konnte gar nichts anderes tun als zu lächeln, denn meinem Innersten erschien es wohl so, als sei dies die selbstverständlichste Art, diesem Wesen zu begegnen. Wieder verfing sich mein Blick auf ihrem Antlitz, ehe ich mich dazu durchringen konnte, mich zu räuspern.


    “Ich...,“ hob ich an, doch unterbrach ich mich noch einmal, ehe ich meine volle Entschlossenheit wieder fand. “Ich bin dir auf den Fuß getreten. Das lag nicht in meiner Absicht!“


    Es war wohl eine Feststellung, die einer Entschuldigung am nächsten kommen musste. Eigentlich hätte ich mich für gar nichts entschuldigen müssen bei einer Sklavin, doch sie wirkte so verängstigt, eingeschüchtert und scheu. Irgendetwas musste ich sagen, zumindest verspürte ich den ungeheuren Drang das zu tun. Irgendetwas heroisches vielleicht.


    “Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst!“, sagte ich mit einiger Inbrunst, auch wenn das angesichts der gegenwärtigen Lage nicht unbedingt den Tatsachen entsprach.


    “Außer vor Casca vielleicht....“, ergänzte Muckel murmelnd, doch er hatte Glück, dass ich es nicht gehört hatte.

  • Wieso fühlte sie sich mit einem mal so unwohl in ihrer Haut? Lag dies einzig und alleine an dem Geschrei und den ängstlichen Geräuschen die an ihr Gehör drangen oder daran, dass sie sich dem jungen Herrn so ungebührlich nahe befand? Hastig pochte Mira's Herz bis zu ihrem Hals und ließ sie völlig erstarrt an Ort und Stelle und somit direkt vor dem jungen Herrn verharren. Auch wenn eine jede Faser in ihrem Körper zum Zerreißen gespannt war und sie sich am liebsten aus dem Blickfeld des hohen Herrn davon gestohlen hätte. Doch so etwas gehörte sich nicht und so wandte sie ihren Blick gen Boden und erwartete ein Donnerwetter, dass über ihr hereinbrach dafür dass sie untätig im Weg herumstand.


    Doch nichts dergleichen geschah, stattdessen erklang die Stimme des hohen Herrn, den sie bereits das eine oder andere mal aus sicherer Entfernung beobachtet hatte. Und dabei hatte ihr Herz wie verrückt in der Brust gepocht, auch wenn sie sich diesen Umstand nicht wirklich erklären konnte, wieso ihr Herzchen so merkwürdig auf diesen hohen Herrn reagierte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, dass sie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte? Doch .. war er nicht gegen sie gestoßen und hatte sie angerempelt? Noch immer konnte sie einen leichten Schmerz verspüren, der von ihrem Fuß empor stieg und sich schließlich im Nirgendwo verlor. Der Stimme des jungen Mannes in der Nähe des Herrn lauschte auch Mira, auch wenn sie es sich niemals eingestand, dass sie diese Worte vernommen hatte. Denn abermals durchrieselte ein angstvoller Schauer ihren Körper, so dass sie ihre Arme fester um ihren schlanken Körper schlang und sich etwas zurück zu ziehen begann. “Es war mein Fehler. Ich war im Weg gestanden. Bitte verzeiht.“ Erklang Mira's zitterndes Stimmchen, bevor sie verstummte und sie ihrem hastigen Herzschlag lauschte, der sich verdoppelt hatte, seitdem sie sich so ungebührlich nahe vor dem hohen Herrn befand.


    Seinen inbrünstigen Worten lauschte das zitternde Geschöpf mit einem fragenden Glanz in ihren flaschengrünen Iriden, die sie für einen kurzen Augenblick direkt auf das Gesicht des hohen Herrn richtete. “Und was ist mit dem Pöbel dort draußen? Wir werden hier nicht lebend heraus kommen. Keiner von uns...“ Eine etwas unsichere Handbewegung in Richtung der Anderen folgte, bis sie schließlich das gesamte Stallgebäude mit ihrer Handbewegung eingezäunt hatte und ihr fragender Blick schließlich gen des hohen Herrn wanderte. “Wisst Ihr etwas? Etwas, dass unsere Situation bessern könnte?“ Nur eine kleine freudige Nachricht und die Angst würde aus Mira's Gesichtszügen weichen. Doch so gruben sich die Sorgenfalten nur noch tiefer in das junge Antlitz der Sklavin, deren Körper abermals vor Angst erzitterte.

  • Ich hätte ja wirklich gerne behauptet, dass meine Worte der Erbauung gedient hatten, damit die junge Sklavin vor mir nicht mehr diese Furcht empfand, doch anscheinend hatten sie das Gegenteil bewirkt. Sie begann zurück zu weichen, wobei sie sich für ihren eigenen Fehler, im Weg zu stehen entschuldigte. Sie hatte wirklich eine zarte Stimme, die eine Saite in mir zum entzückten Schwingen brachte. Hinreißend! Einfach hinreißend! Dieser Schimmer in ihren Augen und die scheue Frage, die sich darin barg! Mir half es in jenem Moment selbst, mich ein wenig von der vertrackten Lage fort zu denken und die Umstände zu vergessen und sicherlich auch das, was ich eigentlich hatte tun wollen: Zum Senator hinüber zu gehen und die sehr wohl statthafte Frage zu stellen, was dieser Titel unter dem wohl bald brüchigen Dach zu bedeuten hatte. Doch dieses Vorhaben verpuffte gerade im Nichts oder war einfach fortgeweht von den sanften Schwingen der Anemoi. Beides war möglich und ich war verzückt. Noch immer.


    Wieder trafen mich ihre Blicke, während ihre Worte mich auf einen harten Boden zurück brachten, der angefüllt war mit Stroh und einigem Staub. Das Ganze in einer Realität, die nahe legte, dass alle im Stall Versammelten und darüber hinaus noch meine Familie und dieses Haus schon in Kürze durch die Hände des kriminellen Mobs ihr persönliches Karthago erleben könnten. Was also könnte unsere Situation bessern? Ich rang tief nach Atem, während mir Worte wie "nichts", "ein Wunder" oder “eine hauseigene Legion“ in den Sinn kamen. Der Grund, weshalb ich sie nicht aussprach war wohl der, dass ich meine eigenen Ängste weder thematisieren, noch zeigen wollte. Hier ganz bestimmt nicht. Deshalb hatte ich wohl Glück, dass Muckel für mich antwortete:


    “Wir könnten Fortuna eines der Pferde opfern!“


    Gerade deswegen setzte ich ihm ein scharfes: “Sei still!“ entgegen und ich hob ein wenig ruckartig meine Hand. Muckel war ob der seltenen Härte in meiner Stimme wohl verblüfft. Sein Mund klappte zu, ohne weiteres von sich zu geben.


    Das Letzte was ich wollte, war vor dieser Schönheit dazustehen wie ein Hanswurst oder meinerseits von Bedenken getrieben. Ich straffte meine Haltung, während ein enormer Lärm bis in den Stall drang. Jubel aus einer Vielzahl von Mündern, die sich samt ihrer Besitzer vor unserer Porta auf der Straße zusammengerottet hatten. Dann krachte es dumpf, wenn auch noch bis in den Stall hörbar. Offenbar war man weiterhin stetig um ein Eindringen bemüht. Ich schluckte den Kloß, der sich mir im Hals festsetzen wollte hinunter, ehe ich der Sklavin beinahe väterlich die Hand auf die Schulter setzte.


    “Es gibt noch immer einen Weg hinaus,“ Ich versuchte so beruhigend zu klingen, wie es mir eben möglich war und nickte einmal bestimmt dazu, während ich der Sklavin in die Augen blickte. “Diese Familie hat schon Schlimmeres überstanden!“, behauptete ich selbstsicher, ohne spontan einen Beleg dafür vorbringen zu können. “Und schon morgen wird all das hier vergessen sein!“ So hoffte ich.

  • Wieso scheuchte er sie nicht davon, schließlich stand sie hier untätig herum und außerdem war es nur ihre Schuld, dass er gegen sie gestoßen war? Deutlich stand nun die Verwirrung in den viel zu großen Augen Mira's, während ihr das Herz bis zum Hals pochte und eine jede Faser ihres Körper's danach verlangte, dass sie hastig aus seiner Reichweite zurück wich. Doch nichts dergleichen geschah, denn noch immer stand sie in unmittelbarer Nähe des Herrn und hielt ihren Blick gen Boden gesenkt. Von den Gedanken des Herrn ahnte Mira nichts, denn in diesem Augenblick begann ihr Herz wie verrückt in der Brust zu schlagen und die Sklavin völlig aus dem Konzept zu bringen. Dort draußen tobte der wilde Mob und ihr Herz pochte viel zu hastig in ihrer Brust? Ob dies mit ihrer Angst zusammen hing oder daran, dass sie sich dem Dominus so ungebührlich nahe befand? Aber wieso wich er nicht vor ihr zurück und ließ sie links liegen, wie es die meisten Römer mit den Haussklaven machten? Viel zu verwirrt kreisten ihre Gedanken durch ihren Kopf und ließen ihre Zähne in ihrer Unterlippe vergraben.


    Doch nicht lange verharrte die junge Frau mit gesenktem Kopf vor dem Herrn, denn grausame Gedanken marteten Mira's Köpfchen, so dass sie tief durchatmete und schließlich flehende Worte an den Dominus richtete. “Ein Pferd opfern?“ Bei diesen Worten spannte sich Mira's schlanker Leib abrupt an und ihr entgeisterter Blick glitt gen des Sklaven an der Seite des Herrn. Ob dieser seine Worte tatsächlich ernst gemeint hatte? Doch da erklang auch schon die scharfe Zurechtweisung, bei der die junge Sklavin erschrocken zusammen zuckte und ihren Blick abermals gen Boden gleiten ließ. Beinahe wirkte diese Körperhaltung so, als wäre diese Zurechtweisung an die Sklavin gerichtet und nicht an den Leibsklaven des jungen Dominus. Als sich dann jedoch jenseits der Stalltüre frenetischer Jubel erhob, reckte sich die junge Frau und blinzelte in Richtung der Stalltüre, doch diese hielt dem wütenden Mob noch immer stand, eh' sich ihr schlanker Körper abermals anspannte und sie erneut in eine der Ecken zurück wich. “Sie werden die Stallungen stürmen und dann..?“ Ein fragender Blick folgte in Richtung des jungen Herrn, von dem sie eine Antwort erwartete, die ihre Ängste und Sorgen zerstreuen sollte.


    Bei der gar väterlichen Bewegung des Herrn, erstarrte Mira, während sich ihre Augen zugleich weiteten und sie seinen Worten schweigend lauschte. Diese Familia hatte bereits schlimmeres überstanden und es gab immer einen Weg in die rettende Freiheit? “Glaubst du selbst an deine Worte Dominus?“ Vermessene Worte, die der ängstlichen Sklavin über die Lippen entwichen und sie mit großen Augen empor blickte. Ob er ihre Bedenken zerstreuen konnte oder schürte er durch seine Worte die Angst im jungen Herzen der Sklavin?

  • Ich hatte es sehr wohl registriert, dass die junge Sklavin unter meinen scharfen Worte, welche ich an meinen Leibsklaven gerichtet hatte zusammen gezuckt war. Es hatte nicht in meiner Absicht gelegen, sie zu erschrecken oder noch mehr bange Furcht in ihr Herz zu treiben. Von den dummen Gedanken, die Muckel geäußert hatte einmal abgesehen. Gut, vielleicht hätte auch ich sie gedacht, doch es war doch etwas anderes, ihnen auch eine Stimme zu geben. Ein Pferd opfern. Dafür war weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort. Außerdem wäre ein Pferd wohl auch das falsche Tier für ein solches Ansinnen gewesen. Noch immer waren die Stimmen der Euphorie auf der Straße zu hören, mit welcher das dahergelaufene, räuberische Gesindel die Beute vor Augen sah, von der sie nur noch das solide Holz der Porta und ein paar Veteranen trennte. Wieder brauten sich in mir die Befürchtungen zusammen und das Blinzeln, mit welchem die Schönheit vor mir den Fluchtweg bedachte, während sie ihre furchtsame Frage stellte war mir nicht entgangenen.


    Glaubte ich an meine eigenen Worte? Zumindest wollte ich es verzweifelt gern. Noch immer lag meine Hand auf der zarten Schulter und es war doch ein recht angenehmes Gefühl, welches sich unter meine eigenen Zweifel mengte. Dieses Gefühl war sanft und fein und in gewisser Weise auch männlich, so wie es sich darstellte. Eine sonderbare Kombination, so wie es sich empfand und und ich schürzte flüchtig meine Lippen unter der Erkenntnis, dass ein wundervolles Wesen vor mir stand, welches ein großer Teil von mir beschützt wissen wollte.


    “Iuppiters Blitz möge auf mich nieder fahren und mich versengen, wenn ich meine Worte nicht in Wahrheit gesprochen habe!“


    Ich versuchte mich an einem aufmunternden Lächeln, während Muckel ein vertrockentes Lachen hervor schnaubte, welches ich geflissentlich ignorierte. Wieder rummste es dumpf und wieder ertönte Jubelgeschrei, nur abgedämpft durch ein wenig Entfernung und die Mauern der Stallwände.


    “SIE WERDEN HIER REINKOMMEN!“, schrie eine ältere Sklavin auf und schürte noch ein wenig die Befürchtungen der Versammelten, die sich nun alle in eine Ecke zurück zogen, die der Tür gegenüber lag. Ein älterer Sklave versuchte sie zu beruhigen.


    Ein denkbar ungünstiger Moment, der das Heldentum in mir ein wenig ins Wanken brachte. Dennoch. Ich schöpfte neuerlich tiefen Atem und schaute der Sklavin vor mir in die Augen, wobei ich bemüht war so viel Ruhe wie möglich in meine Blicke zu legen. Kein einfaches Unterfangen, denn es erforderte Konzentration. “Und ich sage noch einmal: Morgen ist das alles vergessen!“

  • Zitat

    Original von Decima Seiana


    Ein wenig traumwandlerisch folgte Gracchus' Blick den Worten des Sklaven zu dem Custos Corporis hin, sodann wieder zurück. Decima Seiana. Er hatte sich in ihrem Zuhause verborgen, hatte sie und ihre Familie in Gefahr gebracht, und selbst da er augenscheinlich nicht der Grund war, weshalb die augenblickliche Gegenwart überaus perniziös erschien, selbst in dieser Gegenwart, da ihre Familie tatsächlich in Gefahr war, hatte sie ihn nicht vergessen. Er suchte dies alles zu ordnen, all diese Gedanken, die noch immer um ihn her kreisenden Erinnerungen und Erkenntnisse, die Bestürzung darüber, was geschehen war, die Scham darüber, was geschehen war, die Sorge um seine eigene Familie, doch er vermochte dies alles nicht in eine akzeptable Ordnung zu sortieren, war nicht fähig, seine Gedanken zielgerichtet zu fokussieren - nicht zuletzt daher, da ihm in all dem Chaos kein Ziel vor Augen war, er unmöglich bestimmen konnte, was zu tun war, ohne alle Fakten und Gegebenheiten zu kennen und zu bewerten. In Umständen wie diesen, in welchen das Leben drohte ihn zu übermannen, in welchen das Geschehen um ihn her zu rasant war, es zu erfassen, in welchem sein bedächtiger und zumeist lange wägender Geist überfordert war mit schnellen, spontanen Handlungen, konnte Gracchus sonstig sich auf seinen Vilicus Sciurus verlassen, ob dessen er nun schmerzlich bemerkte, wie sehr er diesen vermisste, wie hilflos er ohne die Hand dieses Sklaven war, welche rechtzeitig seine Schulter fasste, um ihn davon abzuhalten über die Klippen zu laufen, während er gedankenverloren die Wolken in systematische Muster einzuordnen suchte.
    "Wo ist Decima Seiana?"
    Er war bemüht, sich nicht anzumerken zu lassen, wie sehr ihn das Geschehen irritierte, schlussendlich war er Manius Flavius Gracchus - Manius Flavius Gracchus, mit welchem eigentümlichen Klang doch dies in seinem Geiste widerhallte, da er so lange danach hatte gesucht -, und allein dies bedingte ein gewisses Maß an Contenance zu wahren, was jedoch nicht gelang, denn zu deutlich spiegelte sich auf seinem Antlitz die Hilflosigkeit eines Mannes, welcher jeden Anker in seinem Leben hatte verloren. Zu allem Überfluss hatte die Situation der Hausgemeinschaft sich mitnichten verbessert mit dem Abzug der Soldaten, denn der Pöbel schien nun wahrhaftig gewillt, die Casa zu stürmen, und wie viele Männer seines Standes war auch Gracchus die tiefsitzende Furcht vor einer außer Kontrolle geratenen Herde inhärent, welche nicht mehr unterschied zwischen der Hand, welche sie fütterte, und derjenigen, welche sie schlug.
    "Gibt es … einen anderen Weg aus diesem Hause hinaus als die Porta?"

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Bei den scharfen Worten des Dominus, die jener an seinen Leibsklaven gerichtet hatte, war auch Mira erschrocken zusammen gezuckt. Woher sollte sie denn auch wissen, dass diese gesprochenen Worte des Dominus, an seinen Leibsklaven gerichtet waren und nicht die junge Sklavin höchstpersönlich betrafen? Und dennoch pochte ihr das Herz bis zum Hals, während ihr zugleich die verwirrensten Gedanken durch den Kopf schossen. Was hatte sie für einen Fehler gemacht, dass der junge Dominus auf sie aufmerksam wurde? Sie war ihm im Weg gestanden, doch war dies der einzige Fehler gewesen oder hatte sich noch mehr Schuld auf ihr Haupt geladen? Vorsichtig ihr Blick, welcher langsam in Richtung des jungen Dominus wanderte und sie ihre schlanken Finger ineinander zu verkrampfen begann. Doch nicht lange hielt sie ihren Blick aufrecht, da senkte sich jener auch schon hinab, während sie aus dem Augenwinkel eine mögliche Flucht zu planen schien.


    Doch nichts dergleichen geschah, denn Mira verharrte weiterhin regungslos vor dem jungen Dominus und spürte, wie sich seine Finger auf ihrer Schulter nieder legten. Er berührte sie einfach so? Ob ihm dies bewußt war, dass er hier einer Sklavin die Hand auf die Schulter legte? Etwas verzweifelt wirkte der Glanz in Mira's Iriden, auch wenn der junge Dominus den Eindruck gewinnen könnte, dass jener verzweifelte Glanz durch die Angst in Mira's Gesicht herrührte, so war dem nicht wirklich so. Denn seine Nähe brachte ihr Herz aus dem Rhythmus und ließ jenes stolpern, nur um dann viel zu hastig in ihrem Brustkorb zu schlagen. “Oh nein .. bitte. Versteh' meine Worte nicht falsch Dominus. Ich wollte unter keinen Umständen deine Gedanken untergraben.“ Sprudelte es viel zu hastig über Mira's bebenden Lippen, eh' sich ihr Körper unter dieser Last der Worte kaum merklich anspannte.


    Abermals schüttelte die junge Sklavin den Kopf, während das vertrockene Lachen Muckel's erklang und ihr Blick aus dem Augenwinkel in Richtung des Leibsklaven wanderte. Was hatte jenes Lachen zu bedeuten, machte er sich etwa über den jungen Dominus lustig? Als abermals ein Rumms erklang, zuckte Mira erneut zusammen und schlang ihre Arme fester um ihren Körper. “Sie werden uns finden..“ Voller Panik flüsterte Mira diese Worte, eh' sie auch schon verstummte und ihren Blick in Richtung jener Ecke glitt, in der sich die Sklaven um einen älteren Sklaven versammelt hatten. Während Mira völlig regungslos vor dem jungen Dominus verharrte und nicht wußte wohin sie blicken sollte. In jene Ecke, in die sich die anderen Sklaven zurück gezogen hatten oder sollte sie tatsächlich einen kurzen Blick in sein Gesicht wagen? Meinte er seine Worte tatsächlich so, wie jene seine Lippen verließen? “Morgen ist alles vorbei?“ Als ein dumpfes Echo seiner Worte, erklang die zittrige Stimme Mira's, deren Herz noch immer bis zum Hals pochte.

  • “Ja, morgen ist alles vorbei!“, sagte ich gefasst. Vielleicht ein wenig wie ein Mann, der sich mit dem Unvermeidlichen abgefunden hatte: Dem Ende des Seins. Doch noch war es ja nicht soweit. Noch befanden wir uns alle in der angstdurchtränkten Realität der absoluten Ungewissheit, gekoppelt mit dem Lärm einer euphorisierten Masse, den dumpfen Schlägen eines Rammbocks und dem unverwechselbaren Odeur von Pferdedung. Ein wenig zögerlich zog ich nun meine Hand von der Schulter des zartes Geschöpfs zurück. Eher widerwillig als zögernd, wenn ich ehrlich war. Kurz flammte in mir noch einmal der Gedanke an Iuppiters Blitzbündel auf, der mit Sicherheit auf mich niederfahren würde. Nicht nur, weil ich ein Lügner war, sondern auch wegen der Vermessenheit, mich hier in Schwärmereien zu ergehen. Hatte ich nichts besseres zu tun? Nun, während ich der ängstlichen Stimme lauschte und in diese grünen Augen sah, war ich durchaus geneigt...


    “Nein!“, entfuhr es mir dann, ohne genau zu wissen, welchem Umstand genau dieses 'Nein' gelten sollte. Dann fiel es mir wieder ein. “Ich meine....Nein. Sie werden uns hier nicht finden.“ Ich deutete vage auf die Stalltür. “Es gibt noch einen Weg hinaus. Hinten in die Gassen!“ Wieder fand mein Blick den ihren und ich kam nicht umhin sämtliche Beschreibungen eines perfiden Fluchtplanes zu vergessen. “Also ich meine... die Veteranen werden das Haus mit dem Leben verteidigen...“... Während wir um das selbe rennen würden wie die Hasen. Ein wenig frevelhaft war dieser Gedanke schon und er zeugte nicht unbedingt von Mannhaftigkeit eines wahren...Decimers...dennoch! “Wir werden auf jeden Fall in Sicherheit sein und niemand kann uns etwas anhaben, weil....ja...“ Zugegeben, meine Rhetorik war auch schon einmal besser gewesen, doch mir fiel einfach nichts ein. Mein Augenmerk schwankte hinüber zu der wimmernden Sklavin, die sich noch zuvor in einem verzweifelten Aufschrei ergangen hatte. Die Sklaven hatten sich noch weiter zusammen gerottet.


    Ein wenig neigte sich mein Haupt und mein Blick zuckte wieder hinüber auf die Liebreiz vor mir. “Nun schau nicht drein wie ein Reh!“ Götter! Versuchte ich mich da etwa an einem Lächeln? Ja, eindeutig. “Der Tapfere mag vor der Gefahr zunächst erschrecken, doch spürte er überhaupt keine Furcht, so wäre er nichts als ein dummer Narr!“ Ich nickte pathetisch zu meinen weisen Worten. “Und weißt du, was einen Narren von einem mutigen Menschen unterscheidet?“, fragte ich rhetorisch.


    “Die Wahl seiner letzten Worte?“, fragte Muckel, dessen Kopf sich nun in mein Blickfeld schob.


    “Der Tapfere weiß, dass die Furcht das Maß für die Größe des Heldenmutes ist!“ Ein wenig waren meine Arme versucht, sich auszubreiten und irgendwo in mir erwachte wieder dieses Gefühl, welches durchaus als maskulin zu erspüren war und ein Nuance Erhabenheit mit sich brachte. Ein unglaublicher Kontrast zu den anderen Emotionen, welche die Hände beinahe zittern lassen wollten. Doch sie taten es nicht. Fasziniert blickte ich auf die Sklavin, von der ich nicht einmal den Namen wusste. “Wie heißt du?“, entkam es mir dann, ehe ich noch weiter nachdenken konnte.

  • Große ängstliche Augen blickten dem jungen Dominus entgegen, eh' Mira ihren Fehler bemerkte und ihren Blick sogleich gen des staubigen Boden's wandte. “S..Sie werden die Mauern durchbrechen und dann .. dann werden sie herein kommen und..“ Bevor die Stimme der Sklavin auch schon brach und sie die Arme fester um ihren bebenden Körper schlang. Wie konnte sich der junge Dominus nur so sicher sein, dass am nächsten Morgen die Meute verschwunden war? Wollte er sie etwa selbst vertreiben? Mit was .. mit einer Mistgabel? Immer wieder durchrann ein Schauer den schlanken Körper der Sklavin, während sie bei jedem Schlag gegen das Holz erschrocken zusammen zuckte und ein dumpfes Wimmern über ihre Lippen entflieh. Auch wenn sie nicht so panisch wirkte, wie die anderen Sklaven, so spürte Mira doch deutlich, wie die Angst in ihren Körper geschlichen war und ihren Geist zu vergiften begann. Als sich jedoch die Hand des jungen Dominus' von ihrer Schulter entfernte, schluckte Mira hart und fühlte sich mit einem mal äußerst alleine und winzig klein. Und genau jene Angst spiegelte sich auch deutlich auf ihrem Gesicht wieder und verlieh ihren grünlich schillernden Iriden einen traurigen Glanz.


    Bei seinen hastig hervor gestoßenen Worten, weiteten sich Mira's Iriden abrupt, während sie erschrocken einige Schritte zurück wich. Was hatte er mit diesem Wörtchen -Nein- gemeint? “Es gibt hier noch einen Weg hinaus?“ Mit leiser Stimme flüsterte die Sklavin jene Worte, während ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie ihre schlanken Finger in ihrem einfachen Kleid verkrallte. “Und was ist, wenn die Veteranen besiegt werden? Was dann?“ Flehend der Glanz im Blick der junge Sklavin, die ihre Finger nur noch fester in ihrem Kleid verkrallte, so dass ihre Fingerknöchel weißlich durch die Haut hindurch stachen. Bei den gestammelten Worten des jungen Dominus', neigte sich jedoch Mira's Kopf fragend auf die Seite. Konnte sie da etwa ebenfalls Angst aus seiner Stimme heraus hören oder wieso wirkte seine Stimme nicht mehr so kraftvoll und ohne jedes verräterische Anzeichen von Schwäche? Sie sollte nicht so schauen wie ein Reh? Aber wie sollte sie denn sonst schauen, wenn das Herzchen wie verrückt in der Brust pochte und aus jeder Pore ihres Körper's die nackte Panik und Angst strömte? Bei den rethorisch gesprochenen Worten des jungen Decimus', furchte sich ihre Stirn kaum merklich. Was meinte er denn mit diesen merkwürdig verschnörkelten Worten? Was sollte sie denn darauf als Antwort geben oder wollte er auf diese Worte überhaupt keine Antwort?


    Bei Muckel's Worten, weiteten sich Mira's Augen abrupt, während ihr Herz viel zu hastig in der Brust pochte und sie vermeinte keine Luft mehr zu bekommen. Ob alle Römer in größter Not solch' seltsam gedrechselte Worte sprachen? Denn auf diese Worte wußte die Sklavin keinerlei Antwort und so blieb sie stumm und blickte immer wieder in Richtung der Gruppe Sklaven, die sich in einer der Ecken zusammen gedrängt hatten. Als Casca jedoch nach ihrem Namen nachforschte, schluckte die junge Frau hart, während ihr Kopf abrupt in die Höhe flog. “M..Mein Name ist Mira, Dominus.“ Murmelte die Sklavin mit erstickter Stimme.

  • Wieder wich das schöne Kind einige Schritte von mir zurück während ich noch sprach und ihre weißen Knöchelchen der Finger stachen hervor, als sie sich an ihrem Gewand festkrallte. Oder waren letzten Endes Muckels Worte es gewesen, die sie nun verwirrten? Ich schenkte ihm einen langen Seitenblick, woraufhin er sich wieder ein wenig zurück zog. Immerhin konnten es meine Worte über die Courage eines Tapferen wohl kaum gewesen sein.


    “Die Veteranen werden nicht besiegt!“, behauptete ich mit selbstbewussten Schwingungen in der Stimme. Ich sollte nun endlich beginnen, selber daran zu glauben und meine Worte konsequent auszusprechen, erschien mir ein richtiger Weg. Es konnte nicht sein, dass ich weiche Knie bekam, nur weil ein paar geifernde Wölfe sich vor der Tür zu einem Rudel zusammen gefunden hatten, das nun gemeinschaftlich die Wand anheulten. Als die Schönheit nun ihren Namen aussprach, wurde mein Blick wieder sanfter.


    “Mira...“, wiederholte ich ein wenig sinnierend. “Wundervoll!“


    Am liebsten hätte ich sogleich wieder meine Hand ausgestreckt. Vielleicht um die ihre zu fassen, zu drücken und über der Brust zu meinem Herzen zu führen. Doch es war nur ein dummer Impuls, den ich wohl zu unterdrücken wusste. Dennoch... Sie war wundervoll, ganz wundervoll, mit einem wundervollen Namen und einem noch wundervolleren... Antlitz. Ein solches Gefühl hatte ich selten erlebt. Eigentlich noch nie, auch wenn ich übrigen weiblichen Reizen gewiss nicht abgeneigt war, so war dies doch das erste Gesicht, welches mich wirklich fesselte. Ich lächelte ein wenig schräg und ganz berührt. Was konnte ich nur tun, um ihr die Angst zu nehmen, die an diesem Ort um sich schnappte wie ein tollwütiger Hund? Ich hatte wohl gesehen, dass auch Mira ihren Blick hin zu der Zusammenrottung der Sklavenschaft gewendet hatte. Wohl an! Ich wischte mir einen verlorenen Strohhalm von der Tunika und setzte mich in Bewegung.


    “Nichts ist verloren und doch weint ihr schon herum!“, sprach ich die Sklavenschaft an und hob mein Haupt dabei. “Die Schlacht hat noch nicht einmal begonnen und schon seid ihr verzagt!“ Die nervöseste der Sklavinnen, jene, welche geschrien hatte, schaute zu mir auf. Noch hockte sie auf dem Boden und ließ sich trösten. Irgendetwas in mir freute sich diebisch darüber, diese Worte ausgesprochen zu haben. Es war ein Kindheitstraum gewesen, eines Tages wacker auf einem Schlachtfeld zu sein. Hoch zu Ross und mit gezücktem Schwert. Ein Traum, der sich wohl niemals erfüllen würde. Lange hatte ich Massa, welcher beim Militär seine Karriere machen konnte beneidet, bis ich mich mit meinem Los abgefunden hatte, welches mein Knieleiden mir auferlegte. Und dieses Los führte schon einmal an einen Ort wie diesem, wo es nichts anderes gab als Sklaven, Pferde, Mistgabeln und einen Senator.


    “Selbst wenn sie hier eindringen, was sie NIEMLAS tun können, so steht uns immer noch ein Weg offen!“ Ob meiner Vehemenz schaute Muckel ein wenig schockiert drein, doch das war mir egal. “Ihr glaubt, ihr könnt nichts tun? Oh doch! Ihr könnt mit beiden Händen Kraft aus euren Herzen schöpfen und den einzigen Feind besiegen, der hier in diesem...“ Ich bedeutete einen Kreis mit meiner Hand. “....diesem...Stall....gegenwärtig ist....“ Ich schöpfte nach Atem, was eher zu einer ungewollt theatralischen Pause wurde. “Und dieser Feind ist eure Furcht!“


    Meine Blicke zuckten über die Gesichter der Sklaven. Meine Worte schienen in irgendeiner Form angekommen zu sein, denn sie sagen nichts und schauten mich an. Ihre Augen erinnerten mich ein wenig an jene von Kühen, wenn es donnert.


    “NIEMAND wird hier eindringen,“ wiederholte ich noch einmal und ich musste gestehen, dass ich mich recht wohl fühlte unter meinen eigenen Worten, denn sie bestärkten mich selbst. Wieder suchte mein Blick Mira.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png „Sie wurde von ein paar Legionären gefangen genommen... Milites der Legio II“, antwortete Raghnall. „Wohin sie sie gebracht haben, weiß ich nicht.“ Oder was sie mit ihr gemacht hatten... aber das heraus zu finden, darum musste er sich wohl oder übel später kümmern, jetzt gab es da ganz sicher keine Möglichkeit dafür.
    Was er von dem Senator halten sollte, wusste er allerdings nicht so genau. Er schien etwas abwesend zu sein, befand der Gallier, aber vielleicht war er auch nur – genauso wie Raghnall selbst – ein bisschen abgelenkt von der Unterhaltung, die der einzige noch verbliebende Decimer mit einer Sklavin begonnen hatte. Und plötzlich wurde der sogar so laut, dass Raghnall tatsächlich irritiert den Kopf wandte und zu den beiden hinüber sah. Niemand wird hier eindringen. Ganz so sicher war er sich da nicht – er hatte den Mob gesehen, der auf den Straßen unterwegs war, und er war an mindestens einem Haus vorbei gekommen, dass sie gestürmt hatten... und er hatte gesehen, was auf der Straße vor der Casa Decima los war, bevor Álvaro und er dann beschlossen hatten, den hinteren Eingang beim Stall zu nutzen. „Eh“, machte er dann, als der Senator ihn erneut ansprach. „Ja, gibt es. Hier beim Stall. Er führt auf eine der Seitenstraßen hinaus.“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Von der Porta kommend, wo es dem Mob schließlich gelungen war, einen ersten, wenn auch noch keinen vollständigen Durchbruch zu erreichen, zogen die Veteranen sich zurück. Ein paar liefen noch einmal schnell durch die Casa, um sicher zu gehen, dass sich auch wirklich keiner mehr irgendwo aufhielt, der Rest ging auf direktem Weg zum Stall, wo die übrigen Bewohner des Hauses wie angeordnet warteten. „HERHÖREN!“ brüllte einer der Veteranen, kaum dass er heran getreten war, augenscheinlich nun der Anführer, nachdem der eigentliche von den Milites mitgenommen worden war. „Die Meute draußen legts darauf an, hier rein zu kommen, also ziehen wir uns zurück. Behaltet die Nerven, bleibt zusammen und tut, was euch gesagt wird! Und jetzt der Reihe nach zum Hinterausgang.“ Er machte eine aufscheuchende Bewegung, und ein paar seiner Männer halfen mit ein bisschen mehr Nachdruck dabei, die Leute aus dem Stall und zu dem kleinen Lieferanteneingang zu bekommen.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana et Cnaeus Decimus Casca


    Jedes Wort, welches der Sklave sprach, stürzte Gracchus nur weiter in Verwirrung, warf weit mehr Fragen auf als es konnte beantworten, wiewohl jede Frage eine weitere nach sich zog. Weshalb hatten Legionäre die Decima gefangen genommen? Hatten sie gewusst, wer sie war oder war sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Seit wann war die Legio II in Rom? Wer hatte sie nach Rom geführt? War sie die einzige Legion in Rom? Wer stand ihr gegenüber? Wohin hatten die Soldaten Decima Seiana gebracht? Zu welchem Zwecke? Was gedachten sie mit ihr zu tun? Waren die Soldaten überall in Rom unterwegs? Wen hatten sie noch gefangen genommen? Hatten sie die Stadt besetzt? Hatten sie den kaiserlichen Palast eingenommen? Was war mit Vescularius Salinator geschehen? Was war mit Rom geschehen? Weshalb zog ein wütender Mob durch die Straßen? War es sicher sich dort hinaus zu wagen? Was war mit der Villa Flavia? War sein Zuhause noch im Besitz der flavischen Familie oder längst von Vescularius annektiert worden? Zweifelsohne hätte Gracchus noch lange im Stall der Casa Decima verweilen und in endlosen Fragen sich verlieren können, hätte nicht die kurze, doch überaus feurige Rede des Decimus Casca mit ihrem abschließenden, unumstößlichen
    “NIEMAND wird hier eindringen,“
    seinen Gedankengang unterbrochen, stante pede gefolgt von den Weisungen des Veteranen, da augenscheinlich das Hereinkommen nicht länger eine Frage des ob, sondern nurmehr des wann war. Noch immer ein wenig überfordert von der Geschwindigkeit der Ereignisse und der Notwendigkeit einer Reaktion darauf vergingen unendliche Augenblicke, in welchen die Sklaven bereits zum Hinterausgang drängten, der Flavier jedoch nur unschlüssig verweilte. Neuerlich eine Hintertür, neuerlich eine Flucht einem Verbrecher gleich, und wiederum schien das Leben nurmehr eine endlose Wiederholung, eine endlose Schleife abwärts, und nur das Ende dieser Flucht schien ein unscheinbarer Schimmer am Horizont.
    "Bringe mich zum Quirinal, zum Capitolium Vetus"
    , wies er ob dessen Raghnall an, denn von dort aus würde er eruieren können, was mit dem Anwesen der Flavier geschehen war, und selbst wenn es dort für ihn kein Zuhause mehr gab, so würde er doch im Capitolium Zuflucht finden können. Zwar mochte es possibel sein, dass jene ihm wohl bekannten Kultmänner, welche dort ihren Dienst hatten verrichtet, durch den Vescularier waren substituiert worden, doch letztlich würde in der augenblicklichen Situation - in welcher gänzlich ambivalent schien, wer in Rom noch Verräter und wer Patriot war - ein flavischer Senator und Pontifex zweifelsohne in einem Tempel Zuflucht finden können, wiewohl in dieser Situation ein Tempel unbezweifelt als geschützer Ort ihm gelten musste, denn selbst oder aber gerade in einem Bürgerkrieg würde wohl kein Römer den Göttern zürnen wollen. Noch ehedem jedoch der Sklave der Aufforderung konnte nachkommen zögerte Gracchus, trat sodann einen Schritt auf Decimus Casca zu. Er war ihm stets nicht leicht gefallen, das Alter seines Gegenübers einzuschätzen, doch der Decimus war beileibe noch einige Jahre jünger als sein Neffe Flaccus.
    "Decimus, nicht wahr?"
    Das Wohl des jungen Mannes mochte nicht in Gracchus' Verantwortung liegen, doch er stand in Faustus' Schuld, in Decima Seianas Schuld, in der Schuld ihrer Familie, wiewohl er zudem für dies alles, dies Geschehen, dieses Chaos, diese Gewalt mit verantwortlich war - obgleich er diesen Gedanken noch vehement zu verdrängen suchte.
    "Auch wenn uns dies eigentümli'h erscheinen mag, so steht Fortuna nicht immer auf Seiten der Mutigen, und in diesen Augenblicken kann ein wenig Furcht durchaus ein weiser Ratgeber sein. Dies ist nicht dein Kampf und niemand wird in den Annalen deiner Familie die Eintragung missen, dass du als Ver..teidiger eines geplünderten Hauses in heldenhaftem, doch ausweglosem Kampfe gegen den aufgebrachten Pöbel gefallen bist. So du es gestattest und in der Hoffnung, dass im schlimmsten Falle zumindest Pietas noch immer zu den römischen Virtutes zählt, will ich versu'hen, mich für die Zuflucht in diesem Hause zu revanchieren und dir ebenso sicheres Obdach zu gewähren."
    Ein wenig schien diese Verantwortung, diese Verpflichtung dazu beizutragen, dass Gracchus unwillkürlich ein Stück weit zurück in jene Rolle verfiel, welche er vor dem Tode des Valerianus so lange Zeit hatte ausgefüllt, dass ein wenig mehr von dem patrizischen Flavier, dem Senator und Pontifex observabel wurde, welcher in den letzten Monaten so tief in ihm war verborgen gewesen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zurück .. sie durfte nicht so nahe vor dem hohen Herrn verharren und da kamen ihr Muckel's Worte gerade recht, so dass sie erschrocken zusammen zuckte und stolpernde Schritte zurück wich. Angstvolles Pochen erfüllte die Luft um Mira herum, während sie vermeinte, dass ihr Herz mit jedem weiteren hastigen Schlag aus ihrem Brustkorb hüpfte und vor ihr auf dem Boden weiter schlug. Doch die Worte des jungen Dominus brachten Mira's Gedanken sogleich in das Hier- und Jetzt zurück. Noch immer befanden sie sich in den Stallungen und noch immer wütete der Mob dort draußen. Oder hatte er sich mittlerweile zurück gezogen, wurde von den Veteranen vertrieben? Ein fragender Blick in Richtung des jungen Dominus folgte, eh' ein lautes Krachen die junge Sklavin erschrocken zusammen zucken ließ, so dass sie ihre Arme fester um ihren schlanken Körper schlang und vor Angst erzitterte.


    Die Veteranen sind viel zu wenig.“ Murmelte Mira mit leiser Stimme, in der stummen Hoffnung, dass der junge Decimus ihre Worte nicht vernahm. Immer wieder warf die Sklavin ängstliche Blicke in Richtung der Türe, während sie sich nur noch enger in eine der Ecken zurück zog und dabei mit großen Augen gen des jungen Herren blinzelte. Als dieser sie nach ihrem Namen fragte, antwortete die junge Frau mit leiser Stimme und lauschte seinen anschließenden Worten. Er fand ihren Namen also hübsch? Nun, ihr Name war nichts besonderes, ein einfacher Name für eine einfache Sklavin. So die gedankliche Überlegung Mira's, während erneut ein Geräusch von draußen herein drang oder bildete sie sich dies in ihren überreizten Sinnen nur mehr ein?


    Von den Gedanken des jungen Dominus ahnte die Sklavin nicht das geringste, denn ihre eigenen Gedanken waren in heller Aufregung und wirbelten durch ihren Kopf. “Wir sind hier eingesperrt, wie Schafe in einem Pferch.“ Ebbte es als tonloses Hauchen über Mira's bebende Lippen, eh' sie ihre schlanken Finger erneut ineinander verkrampfte und sich nun tatsächlich in eine der Ecken drückte. Genauso wie die anderen Sklaven sich in eine der Ecken zusammen gerotteten hatten, so hatte sich Mira nun ebenfalls eine der Ecken auserkoren und versuchte mit der hölzernen Wand zu verschmelzen. Als dann jedoch die Stimme des jungen Dominus erklang, wagte sich sogar Mira aus ihrer erstarrten Haltung. Denn nun begann auch Mira den Worten des jungen Decimus zu lauschen, ebenso wie einige der anderen Sklaven, sogar die Sklavin die diesen Schrei von sich gegeben hatte, lauschte mit großen Augen und leicht geöffneten Lippen. Offenbar hatte der junge Dominus die Macht seiner Worte benutzt, so dass die Meute still wurde und wie gebannt an seinen Lippen hingen. Auch Mira ertappte sich dabei, wie sie ihren Blick gedankenverloren auf den Lippen des jungen Dominus ruhen ließ, bevor sie ihren Fehler bemerkte und ihren Blick sogleich hastig abwandte.


    “Wir sollen Kraft aus unseren Herzen schöpfen?“ Leise Zweifel klangen in Mira's Stimme mit und auch einige der anderen Sklaven blickten etwas ungläubig. Doch nicht lange, denn schon erklang die Stimme des Veteranen, der Mira's Körper abermals erschrocken zusammen zucken ließ. So wandte sie ihren Kopf in die Richtung des Sprecher's und lauschte dessen Stimme, während sie sich den anderen Sklaven anschloss und versuchte in der Menge unter zu gehen.

  • Es war doch recht sonderbar, wie beharrlich ausgesprochene Worte den eigenen Glauben stärken wollten. Und genau dieses Gefühl hüllte einen ein, wie eine warme Decke. Zumindest fühlte es sich bei mir so an. Noch hoffte ich, dass sie auch die scheue Sklavin erreichen würden, allen konsternierten Blicken der anderen zum Trotz. Ja! Bei allen Göttern! Sie sollten Kraft aus ihrem Herzen schöpfen! Sie sollte nicht nach einem Was dann? fragen oder nach einem Und wenn nicht..., während ich mich noch um aufbauende Worte bemühte. Unwillkürlich ballte ich eine Faust. Doch das alles war nur flüchtig, darüber hinaus diffus und wie sich schon einige Herzschläge später zeigen sollte, vollkommen widersinnig.


    HERHÖREN!“, gellte eine kommandierende Stimme, nachdem deren Besitzer zur Stalltüre hereingeplatzt war und ich zuckte unwillkürlich zusammen.


    Sofort blickte ich hinüber zu dem Veteranen, der soeben meine Ansprache ad absurdum führte, mit scheuchenden Handbewegungen meine Zuhörerschaft aufwühlte und meine soeben gewonnene Selbstsicherheit von ihren zittrigen Beinen fegte. Niemand würde also hier eindringen, ja? Ich schalt mich selbst ein Rindvieh und ich musste hastig nach Atem schnappen. Ich hatte es geahnt und viel mehr noch befürchtet und doch war ich nun ein wenig erschüttert. Dennoch war ich bemüht, mir bis auf die kräftigeren Atemzüge nichts anmerken zu lassen, denn es wäre nur eine weitere Niederlage in der Niederlage gewesen. Ich hob meine Hände zu einer Geste, die irgendwie beruhigend wirken sollte. Ob sie das auch vermochte? Keine Ahnung!


    “Nur keine Furcht! Wie gesagt, behaltet die....“ Mira. Wo war sie? ...Nerven!“ Oh! Da war sie ja! Mitten in der Menge der Sklaven, die durch die Tür geschleust wurden. “Mira!“, rief ich, ehe ich auch schon abgelenkt wurde: “Decimus, nicht wahr?“ Ich fuhr herum und erblickte Aton, den Senator, der sich mir genähert hatte. “Ich...äh...ja!“ Ein wenig verwirrt blinzelte ich ihm entgegen, ehe ich mich wieder fing und dem Drang widerstand der Sklavin hinterher zu schauen. “Decimus... Casca!“, ergänzte ich dann noch schnell, ehe meine Gedanken ein wenig zügellos dahin rasten und ich seinen Worten lauschte. Immer wieder zuckten meine Blicke ein wenig getrieben hinüber zur Tür.


    Furcht mochte ein weiser Ratgeber sein, der einem aberwitziger Weise dennoch keinen Raum für klare Gedanken ließ, Fortuna ein wechselhaftes Weib und Aton wirklich ein Senator. Wahrscheinlich würde man bald das 'oben' nach 'unten' definieren müssen und ein 'rechts, ganz weit weg von links' wurde zu einem Kreisschluss. Vor diesem Hintergrund war ich durchaus gewillt alles zu glauben. “Es wäre mir eine Ehre!“, entkam es mir deshalb, als die Rede auf das Revanchieren und das sichere Obdach kam. Besonders Letzteres war mir obendrein auch noch ein Bedürfnis, denn mir war wirklich nicht danach, von plündernden Aasgeiern gelyncht zu werden. Meine Haltung straffte sich neuerlich ein wenig, doch dann fiel mir noch etwas ein. “Verzeih'!“, brachte ich dem Senator entgegen, ehe ich ich Muckel beiseite drängelte, der schräg hinter mir stand und mich hastig zur Tür aufmachte, um die Sklavin Mira davon abzuhalten mit dem Rest der Menge hinaus getrieben zu werden. Gerade noch rechtzeitig. Ich wollte nicht, dass sie mit den anderen ging und meinem Auge entschwand. Ich packte sie fest am Oberarm und zu sie mit mir zu ziehen und wieder vor Aton zum Stehen zu kommen. “Wir werden gerne... mitkommen.“ Wohin auch immer. Diese Frage hatte ich mir noch gar nicht gestellt.

  • Mit großen Augen hing die Sklavenschaft an den Lippen des jungen Dominus und auch Mira ertappte sich dabei, wie sie ihren Blick auf der Gestalt des Römer's ruhen ließ und seinen Worten lauschte. Worte, die der jungen Sklavin durch Mark- und Bein gingen und sich in ihrem Herzen einzunisten begannen. Ob es auch den anderen Sklaven so erging oder fühlte sich lediglich Mira durch die flammend gesprochenen Worte des Dominus innerlich erstarkt? Fragende Blicke der anderen Sklaven glitten in Richtung des Dominus, während sich ein großes Fragezeichen auf dem einen oder anderen Gesicht gebildet hatte und auch Mira's Blick für einen kurzen Moment leichte Zweifel aufwies. Sprach Casca tatsächlich wahre Worte oder wollte er die Sklavenschaft lediglich in Gewissheit wiegen und ihnen vorgaukeln, dass alles in bester Ordnung war? Doch noch bevor sich Mira ihrer Gedanken gewiss sein konnte, gellte die herrische Stimme eines der Veteranen durch den Stall und ließ den Kopf der Sklavin abrupt in die Höhe fliegen.


    Mit bangen Herzpochen neigte sich Mira's Kopf langsam auf die Seite, während ihr Blick in Richtung des Veteranen glitt. Die herrischen Worte des Veteranen brannten sich in Mira's Gedächtnis, so dass sie ihren Blick in Richtung der anderen Sklaven gleiten ließ, bevor sie sich von der Menge mitreißen ließ, in der Menge unterging und sozusagen mit dem Strom schwamm. Dem Hinterausgang immer näher kam und damit der lang ersehnten Freiheit? Denn die Veteranen hatten den Mob doch mit Sicherheit zurück gedrängt oder? Ein kurzer Blick in das eine oder andere Gesicht der Sklaven folgte, doch die Blicke der Sklavenschaft waren lediglich auf den Hinterausgang gerichtet, dem sie wie Fische entgegen strebten. Die Stimme des jungen Decimus ging unter, denn Mira konzentrierte sich auf ihren Atem, der hastig über ihre leicht geöffneten Lippen entfloh. Sie wollte nur hier heraus und sich in Sicherheit bringen, nichts anders stand für sie im Vordergrund. Auch wenn ihr Blick für einen kurzen Augenblick in Richtung des junge Decimus glitt, so konnte die Sklavin den jungen Herrn nirgends entdecken, während ihr Herz einige Takte rascher in der Brust pochte. Irgendwo mußte er doch sein. Doch da wurde die junge Sklavin auch schon weiter gedrängt .. dem rettenden Ausgang immer näher kam und sie bereits den Eindruck hatte, dass die Sonne ihr Gesicht kitzelte.


    Immer näher wurde Mira dem rettenden Ausgang gedrängt, nachdem sie sich beinahe entgegen streckte. Nur um dann am Arm gepackt und zurück gezogen zu werden. Wie? Was sollte denn das, der rettende Ausgang war doch bereits so nahe? Als die Sklavin dann jedoch bemerkte, von wem sie zurück gezogen wurde, weiteten sich ihre Augen abrupt, bevor sie ihren Blick rasch hinab senkte. “Dominus?“ Was sollte das? Wieso hatte er sie zurück gezogen? Und dennoch ließ Mira es zu, dass der junge Römer sie zu fassen bekam und sie schließlich an seiner Seite, vor dem Senator stand. Noch immer hielt die Sklavin ihren Blick gesenkt und ihr das Herz zugleich rasend in der Brust pochte.

  • http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Kaum hatte der Gallier darauf hingewiesen, dass es tatsächlich noch einen weiteren Ausgang gab, tauchten plötzlich die Veteranen auf, alles Klienten der Decimer, die angeheuert worden waren das Haus und vor allem die Bewohner zu schützen. Die Meute von draußen war also drauf und dran durchzubrechen... was nicht allzu verwunderlich war, fand Raghnall. Er hatte die Menge flüchtig gesehen, die sich vor dem Haupttor versammelt hatte – und es waren viele gewesen. Und selbst auf die Distanz hatte man merken können, wie sehr es brodelte, wie sehr die Leute nach Plünderung zu lechzen schienen, oder nach Rache für die Entbehrungen der letzten Monate, oder vielleicht auch nur danach, einfach einmal die Sau rauszulassen.


    Während die Sklaven den Anweisungen der Veteranen Folge leisteten und zumindest ohne offen in Panik auszubrechen zum Ausgang bewegten, wandte Raghnall dem Mann wieder seinen Kopf zu, zu dem die Decima ihn geschickt hatte. „Wie du wünschst, Senator“, nickte er auf die Anweisung hin, ihn zum Capitolium Vetus zu bringen, und ohne dass es eines Winks bedurft hätte, war nun plötzlich Álvaro an der Seite des Senators, um für seinen Schutz zu sorgen – als der sich jedoch noch mal anders entschied und mit dem einzigen anwesenden Decimus sprach. Raghnall wartete, ein wenig ungeduldig... irrte er sich, oder war der Mob schon zu hören, wie er durch die Tür ins Haus strömte? Vermutlich bildete er sich das nur ein, aber so gern er sonst riskante Spielchen mochte, das hier war dann doch keins von der Sorte, die er zu ausgiebig spielen wollte. Und er wurde noch ein wenig angespannter, als der Decimus zwar zustimmte mitzukommen... sich dann aber selbst noch mal abwandte. Der Gallier verdrehte die Augen – was dachten die sich eigentlich dabei? –, und war sichtlich erleichtert, als der Decimus mit einer Sklavin im Schlepptau wieder da war und sie starten konnten. „Kommt mit“, brummte er nur und übernahm die Spitze der kleinen Gruppe, die nun so ziemlich als letzte den Stall verließen... und das wo sie eigentlich die ersten hätten sein sollen, bedachte man dass bei ihnen die beiden einzigen römischen Bürger waren.


    Ein paar der Veteranen standen Spalier und lotsten aus sie zum hinteren Ausgang, wo Raghnall erst mal mit dem Anführer sprach und ihm klar machen musste, dass sie nicht mit den übrigen mitgehen würden – was dem Mann sichtlich nicht gefiel, worauf er sich allerdings schließlich einließ, nachdem er hörte dass es der Wunsch des Senators war, zum Kapitol gebracht zu werden. Mit ein paar kurzen Anweisungen teilte er seine Leute auf und stellte ein paar Männer ab, die gemeinsam mit Álvaro dafür sorgen sollten, dass sie wohlbehalten an ihrem Ziel ankamen, dann – endlich – konnten sie tatsächlich aufbrechen.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Irgendwie war mir beim Gedanken an einen eiligen Fußmarsch durch das in Wirrnis liegende Rom nicht wohl. Überhaupt war mir ganz und gar nicht wohl und ich merkte nicht, wie die Finger meiner Hand sich noch fester in den Arm der armen Sklavin gruben. Wohin auch immer es gehen sollte, denn sicheres Obdach war als Zielangabe doch arg abstrakt. Anscheinend ging es den Veteranen ähnlich, denn sie erschienen wenig erfreut über die Worte, die der Fremde - von dem ich annahm, dass es ebenfalls ein Sklave war – ihnen zu munkelte. Flüchtig musterte ich den Senator von der Seite und kam zu der Hoffnung, dass dieser schon wissen würde was er tat.


    “Wo gehen wir hin?“, zischte Muckel meinem Nacken entgegen. Er stand noch immer hinter mir.


    “Das wissen die Götter!“, gab ich zurück.


    “Ich meine, er hat Capitolinum Vetus gesagt“, raunte Muckel nachdenklich weiter, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte und mich daran erinnerte, die Sklavin nun endlich los zu lassen. Sie würde schon nicht davon laufen. Oder? Prüfend blickte ich ihr noch einmal entgegen, nur um dann zu lächeln, ehe ich den anderen folgte so gut es ging.

  • Scipio musste Nachdenken, die letzten Eindrücke erstmal verdauen. Und wieso auch immer, schon seit er ein Kind war konnte er das am Besten in den Stallungen, Pferde wirkten auf ihn beruhigend. Er warf sich in einen Haufen Stroh, schloss die Augen, atmete tief ein und aus und hörte den Pferden zu. Er sollte mal wieder ausreiten gehen, aber er hatte keine Ahnung ob Broka reiten konnte und alleine war es zu riskant. Aber einfach mal wieder raus aus der Stadt, über Wiesen gallopieren, den Wind spüren. Er vermisste diese Freiheit, denn in Rom war man am Ende doch ein wenig wie in einem goldenen Käfig. Alles wirkte super, aber trotz allem war man gewissen Zwängen unterworfen.


    Er schloss die Augen und began zu träumen, ohne es zu merken schlief er dabei ein....


    Sim-Off:

    Wenn jemand Lust hat, nur zu :)

  • [...] Inzwischen hatte der Regen an Intensität gewonnen. Aus nieseligem Dunst, der einem in jede Stoffalte kriechen wollte, waren garstige, alles durchnässende Wassertropfen geworden, die letzten Endes in einen handfesten, eiskalten Schauer übergegangen waren, der dann den Rest erledigte. Mich fröstelte fürchterlich und ich schätzte es überhaupt nicht, dass mir meine Kleidung inzwischen fest am Körper klebte, um diesen auch weiterhin davon abzuhalten nur einen Hauch von milder Wärme zu produzieren. Wasser triefte aus meinen Haaren, rann mir über mein Gesicht und ich fluchte fürchterlich, während Muckel noch neben mir her stolperte. Den ganzen Weg vom Forum Boarium hier her hatte er versucht das verflixte Ziegentier zu bändigen, welches ein wahrhaft störrisches Vieh zu sein schien. Ständig hatte es seine kleinen, harten Hufe gen Pflaster gestemmt und sich geweigert auch nur einen einzigen freiwilligen Schritt zu tun und wenn doch, so versuchte es davon zu springen wie ein wild gewordener Satyr, der es offenbar auch war. Auch Muckel, der ständig im Begriff gewesen war dem Zicklein durch hartes Ziehen an der Leine eine Richtung vorzugeben, so dass man schon befürchten musste, dass das Hals des Tieres einen Schaden nehmen würde, sah über diesen Umstand nicht sonderlich glücklich aus.


    “Du wirst es nicht bereuen, hat er gesagt!“, murrte mein Sklave vor sich hin, während ich schon dabei war, durch die Gasse zu humpeln, in welcher der hintere Zugang zum Grundstück der Casca lag. Dieser führte unter anderem Stall und genau da wollte ich hin, um nicht gar noch mit Viehzeug durch das Atrium kreuzen zu müssen.


    “Er hat auch gesagt, das wären nur Reflexe!“, schnappte ich, denn mit dem Murren meines Sklaven ging ich voll und ganz konform. Unterdessen legte das Opfertier einen halben Salto hin, als es versuchte erneut unter einem meckernden Geräusch das Weite zu suchen und an dem nunmehr erneut gespannten Strick scheiterte.


    “Wir tauschen es um!“, nörgelte Muckel, der sich nun genötigt sah, sich die tropfnasse Ziege unter den Arm zu klemmen. Dabei verzog er angeekelt das Gesicht. Noch immer schlug das Tier und sich und zappelte wie wild.


    “Ja! Genau! Du gehst gleich jetzt zurück und wirst das machen!“, schlug ich vor.


    “Durch diesen Regen?“ Muckel sah aus wie ein getauchter Hund und ich selbst gab wohl auch keinen besseren Eindruck ab.


    “Warten wir es erst einmal das Schlimmste ab!“, entschloss ich abwinkend und eilte mit durch Pfützen patschenden Füßen hinüber zum Stall, um meinem Sklaven hilfsbereit die Tür zu öffnen, damit er die Ziege nicht loslassen musste. Immerhin wollte ich nicht gleich heute opfern, zumal das Wetter mir obendrein kein gutes Omen für dieses Unterfangen zu sein schien. Ich schlüpfte unter einem beständigen Schwall des Wassers hindurch, welches durch den Niederschlag über die Dachziegel und in eine offenbar verstopfte Rinne getrieben wurde, die der gute, aber nicht gerade zuverlässige Phintias beim Reparieren wohl übersehen hatte. Muckel tat es mir nach und kaum im Stall stehend atmeten wir auf und auch das Tier schien für einen Moment seine Gegenwehr einzustellen.

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