Dies ist das Cubiculum des Quintus Matinius Cicero, dem Sohne das Publius Matinius Agrippa.
Vor dem Eintreten bitte anklopfen.
Dies ist das Cubiculum des Quintus Matinius Cicero, dem Sohne das Publius Matinius Agrippa.
Vor dem Eintreten bitte anklopfen.
Ich klopfte als erster an die Tür meines neuen Zimmers *poch* und machte mir auf: "Hallo Quintus, mein Alterchen, komm nur herein auf einen Tropfen!"
Der Blick ging über die Bucht aufs Meer hinaus - und das war mehr als mir zustand; ich war voll der Freude!
Ich hatte einen Neuankömmling gesehen und einer der alten Haussklaven hatten ihn zu einem Zimmer geführt. Zwar war ich sehr müde, da ich gerade erst aus meinem Officium zurückkam, doch ich beschloss einmal nach ihm zu sehen. So also klopfte ich an seine Türe.
Kaum angekommen warf ich mich aufs Lager - es war ein echtes Bett! Weich und sauber, wie für den Kaiser selbst! Es klopfte...
"Wer da? Wie lautet die Parole? Wer ihr auch seid, kommt halt herein und bleibt nicht so lang!"
Lächelnd öffnete ich die Tür und trat herein. Ich betrachtete den Neuankömmling. Er ähnelte Agrippa ziemlich... Ich schloss die Tür hinter mir.
"Salve! Ich bin Helena. Und du bist...?"
zwinkerte ich ihm vergnügt zu.
Hoppla! Was zwinkert mich den diese Junge Dame an!
"Salve! Quintus liegt vor Dir, wie war Dein Name?"
Ich erhob mich, etwas mehr Haltung konnte nicht schaden.
"Helena!"
erwiderte ich lächelnd. Er war definitiv jünger als ich, möglicherweise auch jünger als Metellus, sicher war ich mir allerdings nicht.
"Du bist neu hier."
stellte ich fest und sah ihn erwartungsvoll an. Ich war gespannt, 'wer' er war.
"Helena", wiederholte ich für mich...
"Wenn man so will. Dann schon.", lachte ich ihr entgegen.
"Allerdings scheinst Du mir noch etwas neuer zu sein! Das letzte mal als ich hier war, war niemand im Haus, der mich so angezwinkert hätte", zwinkerte ich zurück und schob nach:"vor allem nicht in meinem eigenen Cubiculum..."
Redegewandt und zu Scherzen aufgelegt schien er ja zu sein. Eine gute Voraussetzung für ein gutes Miteinander.
"Zugegebenermaßen bin eher ich die Neue, wenn du ein Matinier bist. Ich bin seit einigen wenigen Monaten unter diesem Namen in der Familie, wenn auch mein Leben lang als eine Octavia!"
Ich deutete auf einen Korbsessel.
"Darf ich mich setzen?"
Ich war noch nichteinmal dazu gekommen, meine Sachen auszupacken geschweigedenn mich zu waschen; die Situation erforderte zumindest letzteres.
"Verzeih, Helena, bitte setz' Dich, und wenn Du's verstattest werde ich mich einfach wieder aufs Bett setzen", sprach ich, ließ mich nieder und zupfte eine wohlverkorkte Karaffe aus einem staubigen Beutel.
"Das klingt nach einer bewegten Geschichte, jedenfalss gemessen an der meinigen", murmelte ich, öffnete die Karaffe und reichte sie Helena.
"Ist ziemlich einfach der Tropfen, aber besser als nichts. Nimm nur! Auf die Matinii!"
Dankar lächelnd nickte ich, nach diesem Tag konnte ich ein wenig Ruhe gut gebrauchen. Ich nahm den Wein entgegen und hob ebenfalls zum Wohle unserer Gens den Becher.
"Ja, zum Wohl!"
dann trank ich einen Schluck. Der Wein mochte einfach sein, aber er schmeckte gut. Mittlerweile mochte sogar ich Wein, auch wenn ich zumeist nur schlechte Erfahrungen gemacht habe.
"Ach, der geht aber!"
lächelte ich.
"Aber nun berichte doch einmal: Wo kommst du her? Gesehen habe ich dich auf jeden Fall bislang noch nicht!"
Ihre Lippen waren tiefrot und der Wein hatte ein ständiges Lächeln auf ihre Mundwinkel gemalt.
"Steht Dir ganz ausgezeichnet!", mit meinem rechten Handrücken deutete ich eine Wischbewegung an.
"Tja, aus der fernen Provin Caesariensis, von da komme ich jetzt hier hereingeflogen - Vater hatte mich dort hingeschickt, wissen die Götter warum..." Ich hatte wirklich durst und Helena hielt noch immer den Wein zwischen ihren zarten Händen... und ganz vorsichtig... "Darf ich"... nahm ich sie und tat einen tiefen Schluck. "Ah! Kühler wäre er nicht ganz so übel... Du kannst ja sehr höflich sein."
"Er schickte mich zu einem seiner vielen Freunde, die er wohl in Legionsstärke auf seinen Reisen rekrutiert hat - ich glaube er hatte damals große Probleme und wollte sich meiner ent... - und glaube, er wollte, dass es mir besser ergehen solle als ihm damals.", ich stockte, warum hatte er das getan - niemals hatte ich mich das ernstlich gefragt, bis heute.
"Es ist seltsam, weißt Du, Helena, man lebt seine Tage dahin, reitet zum Horizont und dann zum nächsten, doch das Naheliegendste, wer man ist und was man ist - das scheint den Gedanken das Fernste und unnützeste zu sein". Ich nahm einen weiteren Schluck und reichte ihr die Karaffe zurück.
Ich sah ihn kurz verdattert an, als er seine Geste machte, ehe ich begriff und sich Röte auf meine Wangen schlich. Ein verlegenes Grinsen hingegen machte sich auf meinen Lippen breit, ehe ich seiner Aufforderung nachkam und den Wein fortwischte. Dann lauschte ich, wenn auch noch eine ganze Weile verlegen schmunzelnd, seinen Worten. Dann warf ich kurz Widerspruch ein:
"Es war keine Höflichkeit, es war Ehrlichkeit! Wir haben hier im Hause sicherlich besseren Wein, doch da du sagtest er wäre sehr einfach... Also ich finde ihn völlig in Ordnung!"
Ich blickte kurz auf seine Hände als er mir den Krug entnahm und musste lachen. Ich ließ los als er ihn festhielt.
"Ich glaube eher dass es daran lag, dass es dir besser ergeht als ihm. Du bist also der Sohn von Agrippa? Ich nehme allerdings an eher der jüngere Bruder von Metellus und Sabinus, nicht wahr? Ja, Agrippa ist sehr aufopferungsvoll wenn es um geliebte Menschen geht."
Doch nach meinem Einwurf hörte ich ihm weiter zu. Er konnte gut erzählen und er schien schon recht viel erlebt zu haben. Caesarea... Hatte ich nicht eigentlich auch dort hingesollt? Ich wusste es nicht mehr genau. Da gab er mir die Karaffe wieder und ich setzte auch noch einmal zu einem kurzen Schluck an.
"Aber es stimmt, so wichtig ist das 'Wer bin ich'. zumindest auf Reisen, wirklich nicht. Wie hat es dir dort gefallen?"
Ganz bezaubernd, wie sie rot werden konnte. Ich errötete darüber...
"Wie's mir gefallen hat, nun, wie soll's einem gefallen an einem Ort den man über Jahre kennt. Ich glaube wenn Du mich fragtest, wie's mir hier gefällt, könnt' ich leichter antworten."
Ich blickte etwas verlegen aufs Meer. "Das Meer habe ich selten gesehen, unser Gehöft, wenn man das runtergekommene etwas so nenne darf, lag in der Nähe von Cartennae, im spärlichen Grün des Chinalaph. Dort versuchten wir uns irgendwie über Wasser zu halten - fast im Wortsinn. Abe wirklich nur fast, der Chinalaph ist nun wirklich nicht der Nilus...", und ich nahm noch einen Schluck bei dem Gedanken an diesen fernen Fluß. Noch etwas mehr und mir würde warm...
"Mein Oheim, der den seltsamen Namen Thukydides trägt, manche sagten auch Monstrum von Minos zu ihm - ich werde Vater mal fragen was es damit auf sich hat - hat im letzten Moment immer ausreichend Sesterz bei der Hand gehabt und niemand fragte warum. Im vergleich zu Euch hausten wir wie wohl wie ein Barbarenvolk." Ich musste lachen, ganz so schlimm war es ja wirklich nicht, aber Helena wollte unterhalten werden. Ich sollte mich etwas zurücknehmen...
"Allerdings waren wir angesehn, man glaubt es kaum, oder auch nur respektiert, wie man will... Wie es mir gefallen hat, das ist also wirklich schwer zu sagen."
Ich lehnte mich zurück und betrachtete sie, was sie wohl dachte?
"Ja, das ist wahr. Ich denke Caesarea dürftest du mittlerweile besser kennen als Tarraco. Wenn du da aufgewachsen bist... Ich hätte besser fragen sollen, wie es dort ist? Ich war noch nie dort. Doch ich vermute es ist eine recht trockene Gegend, oder? War es wirklich sehr wenig grün, wie du sagtest oder gab auch große Gräsermeere? Ich könnte es mir gut vorstellen, dass es in gewissen Gegenden möglich war... ist!"
Ich reichte ihm die Karaffe wieder hinüber und erwiderte mit einem warmen Lächeln seinen Blick. Die Gens war wirklich lange Zeit in alle Winde zerstreut und ist es immer noch.
"Was hältst du denn von Thuky... Ach herrje, das ist wirklich ein seltsamer Name. Thukydides? Ist das richtig? Das mit seinen Geldern hört sich schon recht fragwürdig an. Und sein Name... Also jenen wie man ihn allgemeinhin nannte. Was war er denn für ein Mensch?"
Ich sah ihn beinahe neugierig an, hielt mich dann aber ein wenig zurück.
"Aber dann die Frage die du sicherlich besser beantworten kannst: Wie gefällt es dir hier und was hast du nun vor? Ich werde dir gerne helfen wenn du in irgendwelchen Belangen Hilfe brauchst!"
"Vater sah vor, dass ich spätestens nach dem Ablegen der Toga Praetexta zurückkehren solle, um mich auf ein standesgemäßes Leben vorzubereiten, um genügend Zeit zu haben, die notwendigen Fertigkeiten zu erwerben oder zu verfestigen - das ist allerdings nun auch, na wohl vier Jahre her. Ich hatte nicht die geringste Lust den Sattel mit der Schulbank zu vertauschen... und Thukidides wollte mich wohl auch nicht einfach so gehen lassen. Er sah zu sehr den Sohn in mir. Was glaubst Du, was mein Vater mit mir zu tun gedenkt?"
Ich legte eine Pause ein und sah in Ihre neugierigen Augen. Merkwürdig, dachte ich, als würde ich sie schon gut kennen...
Lockerer fuhr ich fort: "Thykidides, übrigens, er ist alles andere als ein Monstrum! Er ist hochgewachsen und ganz hübsch beieinander... Sooo einen Bauch hat er und ist entsprechend gutmütig. Wenn ich ihm Streiche spielte hat er zwar geflucht und mir drakonische Strafen angedroht, aber nach ein Paar Minuten war sein Zorn auch schon verflogen..."
So durstig wie mir war, unterstellte ich, Helena müsse wohl auch die Zunge am Gaumen kleben und reichte Ihr die Karaffe ohne selbst getrunken zu haben.
"Das Sandmeer, nebenbei, liegt viele Tagesreisen ins Landesinnere... wie gesagt bei uns ist's grün und es läßt sich wohl leben...", schmunzelte ich.
Ich musste bei der Erzählung von seinem 'Vater' lächeln.
"Ja, ich kann mir beinahe ein richtiges Bild von ihm machen. Aber ich bin mir sicher, dass du noch einmal zu ihm zurückkehren wirst. Der Abschied ist dir sicher schwergefallen, nicht wahr?"
Ich nahm etwas verdutzt dreinschauend die Karaffe wieder in Empfang. Lag es an den Matinia dass sie mir immer extra viel Wein gaben oder war das ein großer Zufall? Grinsend trank ich allerdings einen weiteren Schluck und reichte ihm den Wein wieder hinüber.
"Was Vater mit dir vorhat? Ich weiß es nicht. Er wird es sicherlich frei dir überlassen, was du machst. Unsere Familie ist in jeder Provinz und in jedem Bereich vertreten. Von daher..."
Das mir erst jetzt auffiel, dass sie feines Geschmeide trug, mochte an ihren strahlenden AUgen liegen
"Es wird Dich hoffentlich nicht stören, wenn ich mich einmal strecke", flugs lag ich und dehnte meinen weitgereisten Körper.
Der Abschied, das war ja lange her, der Abschied... jedem Abschid wohnt ein Anfang inne... Ich war müde, war ich? Was sollte werden? Was sollte ich hier? Was stelle ich mir für unsinnige Fragen! Quintus, mein Held, ein kleiner Ausritt würde Dich zur Besinnung bringen!
"Noch ehe ich hier ankam, habe ich versucht meiner Familie zumindest den Beweis zu erbringen, dass an mir nicht alle Liebesmüh verloren ist... Auch wenn ich keinen Schimmer habe, von einer strahlenden Karriere. Also: Ich habe an der Schola Hispaniae vorgesprochen, mit der Bitte noch an dem laufenden Cursus teilnehmen zu dürfen. Eine gewisse De... Da.. hm... eine Valeria wollte sehen, ob sich was machen liesse. Kennst Du sie vielleicht?"
"Decima Valeria, ja. Sie ist eine enge Freundin von mir und mir beinahe wie eine Schwester. Außerdem wird sie bald meine Schülerin im Dienste der Götter sein."
Ich musste lächeln. Wie klein die Welt doch war. Nun hatte er sogar schon Valeria kennengelernt. Ich betrachtete meinen 'kleinen Bruder' wie er da war. Aus seiner Rede ging hervor dass ich ihn ebenfalls für den jüngeren Bruder von Metellus sehen musste. Aber er gefel mir, er war munter, gut gelaunt und sehr sympathisch. Ein Matinia eben.
"Du wirst sehr unter Zeitdruck stehen wenn du den Cursus bestehen möchtest, doch ich bin mir sicher, dass du es schaffst wenn du dich anstrengst. Damit würdest du dir immerhin das Wahlrecht verdienen, aktiv wie passiv. Du meinst doch den Cursus Res Vulgares, oder?"
Ich überlegte kurz.
"Ich könnte dir anbieten, so du in Hispania bleiben möchtest, in den Cultus Deorum zu kommen. Hier in Hispania stehe ich dem Götterkult vor und ansonsten bliebe auch noch die Stadtverwaltung offen. Wenn du bereit bist fortzugehen, bleibt natürlich weit mehr offen."
"Ach Du...", lachte ich "ich bin doch schon fortgegangen! Das beste wird wohl sein, ich bliebe und lernte euch kennen - es sei denn Dir wär's lieber mich in germanischen Sümpfen zu sehen"
Ich dreht mich auf die Seite um sie besser sehen zu können.
"Ich bin spät dran im Leben, will mir scheinen; denkst Du, Du könntest Deine Freundin überzeugen, mich... Du weißt schon... Der Familie bin ich's schuldig."
"Und alles weitere - ich muss darüber nachdenken, ich hoffe es wird sich finden. Danke jedenfalls für Dein Angebot, lass es mich überschlafen, ja?"
...wochenlang durch dieses fremde Land, diese neue Welt: ich war hundemüde, kaputt, ,derangiert' würde man das Jahrhunderte später unter den Galliern nennen...
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