Gespräch mit Venusia Duccia Britannia

  • Venusia dachte einen Augenblick über ihre Antwort nach.


    Die Provinz Germania war einst das Gebiet der Germanen. Der freien Germanen, wie man sie auch gern nennt. Sicher Rom bringt vieles und doch würde man ihnen vieles nehmen. Ihre identität, ihren Glauben und alles. Denn auch wenn die Römer offen sind den anderen Religionen gegenüber, so passen sie diese der ihrigen an. Frage man einen Germanen, der im Reich lebt, was es mit dem Schmiedewettkampf zu tun hat, so wird es niemand beantworten können.



    wo sind die Goden?
    wo die Lehren?
    wo die Traditionen?


    Rom bringt Kultur und vernichtet damit auch Kultur. Alte, auf ihre weise gute Kultur. Nicht nur in Germanien, überall. Sicher, die Generationen danach erinnern sich nicht mehr und es wird ihnen egal, aber jene, die dort in Germania Magna leben, jene wissen es, sehen es und ja, sie sehen viel gutes in Rom, aber sie sehen auch das, was es anrichtet.


    Ich selbst bin aus Germania Magna, dann mit meiner Familie nach Britannien und von dort aus hierher gekommen. Ich kenne noch einige der alten Lehren. Aber meine Eltern achteten auch darauf, dass ich die Sprache und die Götter der Römer lerne. Was ich alles tat. Doch habe ich hier kein germanisches Fest miterleben können, kein germanisches Ritual wurde praktiziert. In wenigen Tagen steht die Winternacht an. Ein germanisches Fest. Es wird jedoch nicht gefeiert werden. Nicht öffentlich jedenfalls.

  • Macer hörte konzentriert zu. Es machte ihm Spass, sich mit anderen Ansichten auseinander zu setzen.


    "Du klingst, als trauertest Du über den Verlust von etwas, von dem Du selber nicht genau weisst, was es ist. Müsstest Du diese Dingen nicht gerade besonders gut beschreiben können, wenn sie Dir etwas wert sind?


    Du stammst aus Germanien, Du lebtest in Britannien und nun lebst Du hier, als Bürgerin des römischen Reiches und arbeitest im Dienste der Regio. Mein Eindruck ist, dass Dir dieser Platz gefällt und dass Du hier gerne arbeitest. Und gleichzeitig beklagst Du den Verlust von Traditionen. Doch wo hast Du sie verloren? Hast Du sie verloren, weil Du gezwungen wurdest? Oder weil sie auf den Reisen lästig wurden? Oder weil andere Gewohnheiten ihren Platz eingenommen haben und sie ersetzt haben?


    In unserer langen Geschichte sind wir immer sehr vorsichtig damit gewesen, anderen Völkern ihre eigenheiten zu verbieten. Wir wissen selber, was Tradition bedeutet, wie wichtig sie für einen Menschen ist. Vieles in unserem System fußt auf sehr alten Traditionen. Doch wir sind auch offen für neues. Wenn wir von anderen Völkern neue Gepflogenheiten kennenlernen die uns nützlich, praktisch, sinnvoll oder einfach nur angenehm erscheinen, dann sind wir bereit, diese anzunehmen. Sie existieren dann parallel zu unseren Traditionen oder sie ersetzen sie.


    Das römische Reich bietet den Völkern seinen reichen Schatz an Traditionen, an Wissen, an Können und Kultur an. Wenn wir eine Straße bauen, so ist niemand gezwungen, sie zu benutzen. Wenn ich einen Weihestein setze, so erwarte ich nur, dass man ihn als mein persönliches Zeichen für die Götter respektiert. Wenn daneben ein germanischer Priester eine Zeremonie abhält, dann respektiere ich das. Das einzige was ich erwarte ist, dass sich diese Zeremonie ebensowenig gegen mich richtet wie sich mein Weihestein gegen einen Germanen richtet.


    Es fällt mir schwer zu verstehen, was an dieser Offenheit problematisch sein könnte. Ich verstehe nicht, was man gegen jemanden hat, der kommt, sich dazu setzt und etwas mitbringt."

  • Diese Traditionen habe ich nicht verloren, weil sie mir auf Reisen lästig wurden. Nein im Gegenteil. Ich stamme von den Ampsivariern. Einem germanischen Stamm, der sich die Gegend um die Amisia als Heimat auserkoren hat. Als ich 6 Jahre alt war, wurde mein Dorf überfallen und die Familie weit verstreut oder ermordet. Angegriffen hatten uns Chauken. Wie sich später herausstellte durch andere aufgestachelt.


    Sie verschwieg was die Überlebenden glaubten. Nämlich, dass die Römer ihre Finger mit ihm Spiel hatten.


    Meine Eltern suchten in Britannien eine neue Heimat und fanden diese. Auch hier lebten wir so gut es uns möglich war nach den germanischen Ritualen. Doch fehlte unserem Dorf ein Gode. Es wohnten nur Familien dort, die aus vielen verschiedenen Gegenden stammten. So wurden uns viele alte Bräuche verwehrt. Wir mussten uns mit denen begnügen, die wir ohne einen Goden abhalten konnten. Du kannst mir glauben es war nicht einmal mehr die Hälfte übrig. Neun Jahre lebten wir in Frieden dort. Bis auch dieses Dorf angegriffen wurde. Nur wenige ließ man am Leben. Die anderen wurden vor den Augen ihrer Angehörigen umgebracht.


    Venusia verzog kurz das Gesicht. Sie wollte hier bestimmt nicht von ihrer Vergangenheit sprechen. Doch musste sie es tun um einiges zu erklären.


    Ich kam nicht freiwillig hierher. Bei einem fast ein Jahr lang dauernden Marsch in einem Sklavenzug hat man keine Möglichkeit die wenigen verbliebenen Traditionen fortzuführen. In solch einem Zug steckte ich. Ich wurde auf so manchem Markt angeboten. Durch einen glücklichen Zufall entdeckte mich mein Bruder in einem Zug der gerade vor den Türen gerade dieser Stadt hier entlangzog.


    Sie machte eine Pause und trank etwas Wasser ehe sie fortfuhr.


    In diesem Dorf in Britannien wohnten auch alte Leute, die von so mancher Schlacht der Römer erzählten. Einer Schlacht ausgelöst durch die Römer, die versuchten neues Land zu gewinnen und die Bevölkerung nicht fragten ob es ihnen Recht ist oder nicht. Das ist das was die Germanen stört. Rom nimmt ohne zu fragen. Sie wissen was Rom zu geben hat und sie wissen auch, dass Rom Gutes bringt, aber sie fragen nicht ob man will oder nicht. Das Imperium drückt es dem Land auf. Mit den Dörfern am Limes betreiben wir Handel, leben in Frieden mit ihnen, aber die Freien Germanen bekommen durch ihre Besuche mit, dass es hier keinen germanischen Glauben mehr gibt, keine germanischen Traditionen. Es ist alles römisch. Ihr altes Leben würden sie hier verlieren. Sage mir, welch germanische Sitte wurde übernommen. Welch germanischer Feiertag wird von der ganzen Provinz gefeiert? Ich habe keinen bisher erlebt. Davor haben die Bewohner der Germania Magna Angst. Ihr Sein zu verlieren, das was sie ausmacht. Sicher die Arbeit hier macht mir sehr viel Spaß. Ich möchte mich auch nicht beschweren. Ich versuche dir nur zu erklären was die freien Germanen zu ihren Schritten bewegt. Denn das wolltest du wissen. Du wolltest meine Meinung dazu hören und ich habe sie dir gesagt und jeder in meiner Gens würde sie dir auch sagen. Denn alle stammen wir aus dem Dorfe Landogars. Eben jenem Dorf, das vor mehr als 10 Jahren überfallen wurde und vernichtet. Sicher von Germanen. Das Germanen sich selbst bekriegen ist unbeschritten und das daher auch der Ruf Barberei herrühren mag, vielleicht auch.


    Sie sah ihn direkt an.


    Wie würdest du dich fühlen wenn es umgekehrt wäre. Wie würdest du dir vorkommen, wenn eben die Germanen das Imperium übernommen hätten und nur noch ihre Sitten und Bräuche leben würden und die römischen einfach wegfallen lassen würden. Es diese einfach nicht mehr gäbe? Hast du dir darüber einmal Gedanken gemacht?

  • "Soweit ich weiss, betrachten die Germanen das Land, auf dem sie leben, nicht als ihr Eigentum. Wie können sie behaupten, wir würden nehmen, ohne zu fragen? Rom nimmt Land nicht in Besitz - Rom gibt Land. Ist es nicht unser Verdienst, dass ein jeder Mann zu mir kommen kann und sagen kann 'Dies ist mein Stück Land, ich bin als Eingetümer eingetragen und ich habe Recht an diesem Land'? Würde nicht auch ein Germane davon profitieren, Rechte zu haben, die auf mehr fußen als auf dem gesprochenen Wort?


    Du berufst dich darauf, dass wir Siedlungen angreifen, Menschen vertreiben oder töten. Ich bestreite nicht, dass wir es tun. Doch wir tun es nicht aus Willkür, aus Habgier, aus Mordlust. Wir tun es, wenn man uns angreift. Schau' Dir die Dörfer und Siedlungen in Raetia an. Haben wir sie gegründet? Nein, es sind einheimische Siedlungen. Wer hat sie ausgebaut, wer hat den Dörfern Rechte gegeben? Das waren wir. Und wer hat sie nun angegriffen, sie zerstört, so dass wir nun Hilfe schicken müssen? Es waren die Germanen? Warum?


    Du fragst, was ich tun würde, wenn es anders herum wäre. Nun, ich habe eine Casa in Rom, die ich manchmal ein Jahr lang nicht besuche. Ich habe nur einige Sklaven dort, die diese Casa hüten und pflegen. Und wenn nun ein Besucher kommt, so wird er eingelassen. Er wird nach seinen Wünschen gefragt, ihm wird zu Essen und zu Trinken gegeben, wenn er das wünscht. Und wenn er beschließt, dort auf mich zu warten, auch wenn es ein Jahr dauert, dann wird ihm ein Zimmer gegeben. Und wenn er findet, dass Zimmer sei zu dunkel, dann darf er dort seine Öllampe aufstellen. Und wenn er seine Truhe mit Kleidung dort aufstellen will, so wird er auch das dürfen. Und er wird meine Sklaven bitte dürfen, ihm ein Mahl zu kochen. Und die Sklaven werden es tun, auch wenn es etwas ist, was sie noch nie zuvor gekocht haben. Und wenn ich dann nach einem Jahr nach Hause komme, dann finde ich eine neue Lampe in meinem Haus vor. Einen Gast, der so höflich war, seine eigene Truhe zu benutzen statt meiner. Und ich lerne vielleicht neue Speisen kennen. Und wenn sie mir schmecken, dann werde ich sie selbstverständlich gerne essen. Und wenn die Lampe gutes Licht gibt, dann werde ich sie nicht löschen lassen, nur weil sie von einem Gast stammt.


    Natürlich werden meine Sklaven den Mann aus dem Haus treiben, wenn er beginnt zu stehen, zu zerstören oder Rechte zu fordern, die ihm nicht zustehen. Aber tun wir Römer das in Germanien? Sind die Germanen Herren dieses Landes, das sie in ihrer Anzahl gar nicht bevölkern können? Sind die Germanen Herren der Flüsse, über die wir unsere Brücken bauen? Wieso sollen wir nicht unsere Äcker dort pflanzen, wo es die Germanen nicht tun?"


    Er macht eine kurze Pause, setzt dann aber rasch fort.


    "Du fragst, welcher germanische Feiertag in der Provinz gefeiert wird. Ich weiss es nicht. Aber ist es meine Pflicht, die Germanen an ihre Feiertage zu erinnern? Fragt ein Germane nach römischen Festen? Die Frage ist doch eher, welches germanische Fest in der Provinz verboten wurde. Nenne es mir, wenn es eines gibt."

  • Sie schaute ihn erstaunt an.


    Die Germanen sehen das Land auf dem sie wohnen schon als ihres an. Sie verteidigen es und vergrößern es sofern es nötig ist, warum meinst du wohl greifen die Germanen gerade diese Provinz an? Weil diese Provinz auf ihrem Land erbaut wurde. Nur weil sie keine Besitzurkunden haben, weil sie kein Geld dafür bezahlen oder abtrennungen errichten um es zu markieren, haben sie keinen Rechtsanspruch auf Land, den sie erheben können? Wie viele Kämpfe wurden ausgetragen um Land zu gewinnen, wass sie dann ihr Eigen nennen konnten.Wie oft zogen sie aus um neues zu finden und baten gar die Römer drum, die es ihnen verwehrten, wenn es auch schon lange her ist (Kimbern & Teutonen) Ein Dorf hat gemeinsame Weiden. Ein Dorf besitzt einen eigenen Wald. Doch jeder verteidigt es so, als sei es sein Land. Wie schon vorhin gesagt. Sie verehren das Land. Es ist ihr Heiligtum.


    Sicher haben die Germanen die Siedlungen angegriffen. aber in den Legionen sind nicht nur Germanen, in den Siedlungen wohnen nicht nur Germanen und in den Dörfern auch nicht. Woher sollen sie wissen wer Freund und wer Feind ist. Die Römer nahmen keine Rücksicht als sie im Land der Germanen ankamen und die Germanen nehmen nun keine Rücksicht um ihr Land zurückzuerobern. Kann ich durchaus nachvollziehen. Wusstest du, dass die Germanen in Germania Magna mich als Verräter ansehen? Als einen Verräter an ihrem Land, an ihren Glauben und an ihren Traditionen. Es geht nicht nur mir so. Jeder römerfreundliche Germane wird genau als das an gesehen.


    Auch ein Germane in Germanien heißt jeden Gast willkommen und lässt ihn gewähren. Wusstest du, dass in Germanien die Gastfreundschaft ganz groß geschrieben wird und es gar ein Gesetz gibt, jedem Gast diese auch zu gewähren? Tust du es nicht oder verletzt Du diese, ist die schlimmste, nicht selten ausgesprochene Strafe der Tod. Auch der, der das Gastrecht als Gast verletzt, muss dann damit rechnen.
    Doch waren die Römer keine Gäste. Warum schickte man ganze Legionen um Land zu befrieden. War es nicht gar so, dass die Germanen, die sich bereits ergeben hatten, kaltblütig ermordet wurden? Warum passierte das? Warum wurde das gemacht? Es war bestimmt nicht nötig. Wer so etwas mit einem Volk tut, braucht wirklich nicht zu erwarten, dass man dann noch mit offenen Armen empfangen wird. Denn wenn dein Gast in deiner Casa plötzlich anfängt deine Sklaven umzubringen obwohl sie sich ihm ergeben haben, würdest du nicht auch nach Rache sinnen, nach Wiedergutmachung? Würdest du dann noch das glauben was man dir verspricht? Ich denke nicht. Warum gab es Expeditionen und und Einmärsche der Römer jenseits des Limes obwohl sie doch einen Teil des Landes bereits besaßen? Kannst du mir das erklären?


    Du musst keinen Germanen an seinen Feiertag erinnern. Die, die noch mit den Traditionen groß geworden sind, wissen wann was zu feiern ist. Doch wie soll er das? Es gibt keine Goden. Gefeiert wird nur noch in der Familie, groß nur selten. Die Nründe? nun, die Gründe warum es früher so war, weiss ich nicht, aber heute ist es einfach immer mehr der Verlust der Identität. Denn diese verliert ein Germane hier und irgendwann ist er sich seiner Wurzeln nicht mehr bewusst. Nur traditionsbewusste Familien feiern ihre Feste noch. Aber ist das hier wirklich gern gesehen? Ist nicht ein ehemaliger Germane, der nun die römische Staatsbürgerschaft besitzt lieber in einem Tempel gesehen als draußen im Wald wo es einen geheiligten Stein oder Strauch gibt, wo er sein Opfer vollziehen kann oder seiner Traditionen nach Rituale vollführen kann? Bekommt ein Germane nicht von einem Römer immer nur, vielleicht manchmal auch gutmütigen, meist doch ernsten Spott und Hohn und die Betitelung, dass er ein Barbar sei wenn er seinen Bräuchen folgt? Auch kann er nur diese Rituale, Bräuche und Traditionen vollführen, die ihm erlaubt sind und nicht nur einem Goden vorbehalten sind. Denn auch ein Germane meidet es seine Götter zu erzürnen.


    Sie hoffte nicht zu emotional zu sein und doch mit ausreichendem Ernst ihm klar zu machen, dass ebend doch nicht alles so ist, wie es gern in Rom verkauft wird.



    edit: Zusatz im dritten Block

  • "Du sagst selbst, dass auch die Germanen das Land, was sie jetzt als ihres betrachten, in Kämpfen erobert haben. In Kämpfen gegen Fremde oder in Kämpfe gegen ihresgleichen. Dann ist es richtig und es ist deshalb euer Land? Und wenn wir Römer das selbe tun, nur etwas später dann ist es falsch?
    Du fragst, warum wir Legionen schicken, um dieses Land zu erobern. Schicken die Germanen nicht zuerst diejenigen Männer, die kräftig und wiederstandsfähig sind, wenn sie sich in unwirtliches Gebiet vorwagen? Führen sie keine Waffen mit? Die römischen Legionen sind mehr als nur Kämpfer. Ich kenne Soldaten, die haben in den 20 Jahren ihres Dienstes keinen einzigen Kampf ausgetragen. Die Legionen, das sind Holzfäller, Schreiner, Steinmetze, Maurer, Techniker, Schreiber, Ärzte und vieles mehr. Wir rüsten nicht 5000 oder 10000 oder 20000 Mann mit Waffen und Verpflegung aus, um ein Land zu vernichten. Wir rüsten sie aus, um das Land zu entwickeln. Sümpfe trocken zu legen. Flüsse zu überbrücken. Kein Dorf, keine Siedlung, die uns freundlich aufnimmt, wird niedergebrannt, kein Mensch, der uns wohl gesonnen ist wird getötet.
    Du hast völlig Recht, wir wären schlechte Gäste, wenn wir kämen, um zu morden. Aber bin ich nicht auch ein schlechter Gastgeber, wenn ich den bekämpfe, der Gast meines Nachbarn ist? Wieso hasst uns der eine germanische Stamm dafür, dass wir mit dem anderen in Frieden leben? Wären wir nicht schlechte Gäste, wenn wir von dem einen Stamm um Hilfe gefragt werden und es ablehnen, obwohl sie uns von ihren Feldern haben essen lassen?


    Du sprichst die Vergangenheit an, wegen derer wir hier sind. Wir sind nicht über die Alpen gezogen, um aus purer Gier Land zu nehmen. Die Legionen wurden über die Alpen geschickt um die zu strafen, die unsere Grenzen nicht respektierten. Und ich kann ehrlich nicht sehen, wieso ich es mir zum Vorwurf machen lassen soll, dass wir einen Gegner nicht nur überfallen und uns dann feige mit einer Beute zurückziehen, sondern uns dem ehrlichen Kampf stellen, bis der Stärkere siegt! Die römische Armee ist die beste Armee, die existiert - ist es ein Fehler, der Beste zu sein?


    Du fragst mich, wo die Goden sind. Verzeih, dass ich nicht weiss, was ein Gode ist, wo man ihn her bekommt und wozu man ihn braucht. Aber um ehrlich zu sein fühle ich mich dafür auch nicht zuständig. Solange eure Kulte nicht zum Inhalt haben, Rom zu vernichten, solange sie sich nicht gegen den Kaiser, gegen mich, gegen meine Soldaten oder jeden anderen Einwohner der Provinz wenden ist es mir ziemlich egal, was ihr tut und wo ihr es tut. Und solange ihr euch dabei nicht gegenseitig umbringt, ist mir sogar egal, wie ihr es tut. Ich erwarte nur, dass ihr unsere Götter und den Kaiser nicht verspottet und alles was ich euch anbieten kann ist, dass ich eure Götter ebenfalls nicht verspotte. Den Rest macht hier jeder so, wie es ihm beliebt. Wenn ich ein öffentliches Opfer zelebriere und jemand findet, dass meine Toga schlecht sitzt oder ich schlecht frisiert bin, dann ist mir dieser Spott egal, solange er die Zeremonie nicht stört.
    Natürlich sieht es ein Römer lieber, wenn man römischen Göttern opfert, aber ein Germane sieht es ja schließlich auch lieber, wenn man germanische Zeremonien durchführt. Können wir deshalb nicht trotzdem Handel miteinander treiben, das selbe Land bebauen oder die selben Straßen nutzen?"

  • Einen Moment, dachte sie nach.


    Sicher. Mit den Legionen magst du so Recht haben, aber...


    ...die Legionen haben nicht nur versucht Grenzen zu verteidigen. Nein es wurde Expansionismus betrieben und das ist kein Grenzen verteidigen. Caesar drang ohne Grund weiter vor, ja suchte gar ausflüchte und vorgetäuschte Dinge um gegen Ariovist vorzugehen und andere Feldherren taten nichts anderes. Dass es jetzt diese Grenze, den Limes, gibt und nicht mehr expansioniert werden kann, sondern gar stagniert und man alle Hände voll zu tun hat den Limes zu halten, das verdanken die Römer letztlich wohl auch Varus und Ermanarestas, bei den Römern als Arminius bekannt. Oft passiert es, dass wenn man zu sehr von sich überzeugt ist auch gerne über seine eigenen Füße stolpert, weil man Kleinigkeiten nicht den gebührenden Respekt entgegenbringt.


    Und doch, auch wenn wir hier nur noch hinter dem Limes leben, aus sicht der Germanen in Germania Magna, so haben die Römer dennoch großen Einfluß auch auf die Germanen auf der anderen Seite. Durch die Händler, durch Freundschaften etc. und viele Germanen, so wohl auch jene, die zuletzt gegen die Römer kämpften, sehen darin eine große potentielle Gefahr. Die Gefahr des Missionieren. Auch wenn Rom diese Absicht nicht verfolgt so wird es auf der anderen Seite so gesehen. Zu oft sind Dinge passiert, die nie hätten passieren dürfen. Vielleicht will Rom an sich nicht was in Germania Magna bewirken, aber es finden sich immer wieder Menschen, die versuchen Einfluss zu nehmen und den nicht zu knapp.


    Zu den Goden. Sie sind Priester, Heilkundige und Auguren.


    Es sind aber nun mal immer die Negativbeispiele, die auffallen, die prägen, egal wie viele positive Beispiele es dagegen gibt und es gibt leider zu oft noch Römer, die eben, obwohl sie Toleranz predigen und groß rumtönen, dass jeder nach seinem Gutdünken seine eigene Religion ausüben kann, dies hintenrum nicht nur verspotten sondern auch zu verhindern suchen. Natürlich, auch wenn Germanen nicht viel von den römischen Göttern halten, da sie ihnen oftmals zu lasch erscheinen, respektiert man des anderen Glauben, aber es käme bei den Germanen in Magna nie zu einer verschmelzung des Glaubens, wie es auf römischen Gebietes kommt. Sicher, ihr toleriert Odin, Thor, Tyr, Freia, Frygg und all die anderen götter, aber ihr gleicht sie den euren an. Es gibt sehr viele Tempel hier in der Provinz, die das Angepasste zeigen. Ein Beispiel ist gar nicht weit weg von hier (heute auf dem Greinberg), dort kann man lesen: In honorem domus divinae deo Mercurio Cimbriano - Dem Merkur der Kimbern geweiht. Die Römer wenden sich auch an die lokalen Gottheiten, ja, denn Gott bleibt Gott, denken sie vielfach, zu mal der lokale Gott ja leichter zu erreichen ist als der in seinem römischen Tempel thronende eigene, aber sie gehen nicht so weit den Namen des fremden Gottes zu übernehmen, sondern setzen den des entsprechenden römischen an seine Stelle. Wodan, oder auch Odin, wie wir ihn nennen, wird somit Mercurius angeglichen, eine "römische Lösung" eines schwierigen religiösen Problems und doch eine falsche Lösung. Die Generationen, die unter den Römern aufwachsen, lernen nun überall das es Mercurius ist. Obwohl Mercurius selber nur wenig mit Odin gemein hat, besonders wo Odin der Allvater ist und Mercurius bei weitem nicht so hoch in der römischen Götterhierarchie steht.


    Liegt nicht auch da ein Problem. Eine Fehllehre? Die Familie kann viel auffangen, doch was, wenn sie es, aus welchen Gründen auch immer, sei es Gesellschaft, sei es, weil sie es selbst nicht mehr lernten oder anderes, nicht schafft? Dann geht die Identität, das was es heisst Germane zu sein, verloren.


    Eine sache, die ich auch noch beeindruckend finde. Viele Germanen sprechen Latein. Doch habe ich bisher noch keinen Römer getroffen, der auch nur einen der vielen germanischen Dialekte beherrscht. Man verlässt sich auf Dolmetscher, dass sie richitig und im römischen Sinne übersetzen oder hoffte darauf, dass sein Gegenüber Latein vermag zu verstehen und sprechen.


    Wo bitte, bleibt da die Offenheit?


  • "Da muss ich Dir natürlich widersprechen. Die römische Armee mag Varus und Arminius einiges verdanken, aber sicher nicht, dass wir über unsere eigenen Füße gestolpert wären. Der Limes ist, so wie er zur Zeit existiert, keine Grenze im militärischen Sinne. Er ist eine Postenkette um zu sehen, wer kommt und wer geht. Diese Kette aus Wachtürmen ist nichts aggressives und auch keine Festschreibung einer Grenze. Sie ist ein Ausdruck der aktuellen Lage. Ich gestehe den Germanen gerne zu, dass sie erfolgreiche Kämpfe gegen römische Truppen ausgefochten haben. Dass ich ihnen deshalb irgend etwas verdanken müsste oder an unserer eigenen Stärke zweifeln sollte, sehe ich nicht. Ich sehe nur, dass die Germanen den offenen ehrlichen Kampf meiden, dass sie mit Hinterhalten kämpfen und mit feigen Überfällen. Ich möchte nicht ausschließen - nein, ich bin mir sogar sicher -, dass wir uns das nicht ewig gefallen lassen. Zu Beginn unseres Gespräches klangst Du warnend, was die Stärke der Germanen angeht. Nun, auch wir sind stark. Sehr stark.


    Aber das soll keine Drohung sein. Wir drohen niemandem, der uns nicht angreift. Woher also die Angst der Germanen? Ist es Angst, die aus Neid entsteht? Neid darauf, dass wir Straßen bauen, mehr Erträge auf den Äckern erzielen, Waren aus fernen Provinzen importieren und hochwertige Produkte auch den Germanen anbieten? Angst aus Unwissenheit? Unwissenheit darüber, was eigentlich passiert, wenn man Teil des römischen Reiches wird? Wissen die Germanen, dass sie auch im römischen Reich ihr Dörfer genauso organisieren können, wie sie es jetzt auch tun? Dass ihre Stammesführer auch bei uns Führer ihres Dorfes bleiben können? Dass ganze Stämme zu einer regulären Militäreinheit werden können, wenn sie das wollen und dann nicht mal alle Latein sprechen können müssen?
    Ist es Angst vor einm Einfluss, von dem sie selber nicht wissen, was er bringt? Angst vor den Römern aus Angst vor dem Wandel? Es mag sein, dass die Germanen so denken und ich kann es ihnen nicht verbieten, aber es ist falsch.


    Rom ist groß geworden, weil es keine Angst vor Veränderungen hatte. Rom wurde auf sieben Hügeln gegründet und hatte dennoch keine Angst, sich auf's Meer hinaus zu wagen. Italia ist auf drei Seiten von Wasser umgeben und doch hatte es keine Angst, die Berge zu erklimmen. Rom traf auf Völker mit fremden Sprachen, fremdem Glauben, fremden Essen, fremder Kleidung - und es war neugierig, es hat sich angefreundet mit allem Neuen und das beste selber genutzt. Darum ist Rom das geworden, was es ist. Und trotzdem kann Rom behaupten, Traditionen zu haben. Alte Traditionen, die uns Ruhe und Sicherheit geben.
    Wenn Germanen das nicht können - nun, ist das ein Fehler der Römer?


    Vielleicht sollte ein Germane einmal nach Rom kommen oder nach Hispania oder Africa um zu sehen, wie sehr sich Römer unterscheiden können. Wie sehr sich auch Römer anpassen können und wie sehr sich Römer schon an Germania angepasst haben! Ja, wir übernehmen Gewohnheiten der Germanen - nur vielleicht nicht gerade die, die euch heilig sind. Aber die, die uns praktisch erscheinen.
    Von der germanischen Reiterei können wir nur lernen. Und dass die Germanen Hosen tragen ist in Rom zwar verlacht, aber bei diesem Wetter hier durchaus praktisch. Robuste, grobe germanische Wollstoffe sind hier auch sehr viel besser geeignet als dünne Leinenstoffe. Und so mancher römischer Siedler ist sicher auch für jeden landwirtschaftlichen Tipp dankbar gewesen, den ihm ein germansicher Bauer geben konnte.
    Aber natürlich sieht man das nicht, wenn man nur auf das schaut, was einem aus Tradition wichtig erscheint. Und übersieht dabei, dass natürlich genau das auch dem anderen in einer anderen Tradition wichtig ist ud er das wohl als letztes ändern wird. Dass wir eure Götter mit unseren vergleichen und mit unseren Namen nennen kann ich auch nicht als problematisch sehen. Geben die Germanen nicht auch allem, was sie von uns kennen lernen germansiche Begriffe, die ihnen passend erscheinen?


    Du fragst, warum viele Germanen Latein sprechen aber viele Römer kein Germanisch. Ich kenne inzwischen einige Händler, die Germanisch sprechen. Ich kenne auch Händler, die griechisch sprechen. Nicht nur in Griechenland wird griechisch gesprochen, auch in vielen anderen östliche Provinzen."


    Macer machte eine kurze Pause und dachte noch einmal darüber nach, was die Magistra gerade gesagt hatte. Irgend etwas fiel auf... Genau, das war's: "Aber argumentierst Du hier nicht wieder mit Streitigkeiten, die eigentlich nur zwischen den Germanen bestehen? Mal machst Du uns zum Vorwurf, dass wir Dörfer angreifen - die uns offenbar feindlich gesinnt sind. Dann machst Du uns zum Vorwurf, dass wir die Germanen zur Lateinischen Sprache bringen - aber das tun nur die, die uns freundlich gesinnt sind. Ist das Problem also nicht viel mehr, dass einige Germanen mit uns in Frieden leben würden, wenn die anderen sie nur lassen würden?"

  • Venusia hörte seinem Vortrag zu und dachte einen Moment nach.


    Man sollte nicht vergessen, dass man die römische Kultur nicht mit der germanischen vergleichen kann. Genauso wenig, wie man Äpfel mit Birnen vergleicht.


    Zäumen wir das Pferd einfach von hinten auf, vielleicht verstehst du die Germanen dann ein wenig besser. Alles sind mündliche Überlieferungen, die von einer Generation zur anderen auch nur so weitergegeben werden. Schriften, wie die Römer sie kennen, gibt es bei den Germanen nicht. Runen, die germanischen Schriftzeichen, werden fast nur von Goden genutzt.


    Die Geschichte der Germanen beginnt mit dem Krieg zwischen den Vanen und Asen. Dann folgt eine Zeit der Ruhe. In dieser Zeit lebten auch die Germanen ruhig, abgeschieden und isoliert. Unsere Mythologie beschreibt viele Ereignisse und Geschichten, die in der Ruhephase, geschehen sind, gerade geschehen oder noch geschehen werden. Aber ich will erst einmal über die Germanen sprechen und nicht über die Mythologie. Auch wenn die Mythologie mit der wichtigste Bestandteil des Lebens eines Germanen ist. Diese Isolierung führte zu einer ganz besonderen Entwicklung des Germanen. Die Germanen lebten im Norden und die Kelten im Süden. Etwa zu der Zeit, als man Rom auf seinen sieben Hügeln gründete, kam es zu einer einschneidenden Veränderung. Die Germanen kamen in Bewegung. Sie zogen gen Süden. Warum kann man nur erahnen, das sagen die Legenden nicht, aber vielleicht wurden sie zu viele. Sie trafen auf die Kelten und nicht immer ging dies friedlich ab. Man bekriegte sich, aber man vermischte sich auch. Irgendwann dann, so sagen die Geschichten, passierte dann im Norden etwas, was das Land veränderte. Die Stämme, die dort lebten, Kimbern und Teutonen, wurden gezwungen sich neues Land zu suchen, weil das ihrige sie nicht mehr ernähren konnte. Das einzige, was sie wollten, war Land um zu leben. Doch der Zug dieser Stämme war gigantisch. Römische Geschichtsschreiber neigen gern dazu Dinge auszuschmücken, doch ist oft viel Wahres drin. Deshalb kann man sich schon vorstellen, dass dieser Zug aus Kilometer langen Wagenburgen und zehntausenden von Menschen bestand. Alle diese Germanen waren nur auf der Suche nach Land, wo sie leben und überleben konnten. Dabei trafen sie auf viele andere Stämme. Keiner konnte ihnen dieses Land geben.


    Du kennst Germanien und kannst dir sicherlich vorstellen wie groß die Waldfläche in Germania Libera ist und damals auch gewesen sein muss. Also zogen sie immer weiter. Eines Tages trafen sie auf die Römer. Einer der römischen Feldherren verbat weiter durch das Gebiet zu ziehen, dass sie gerade durchwanderten. Sie trugen ihre Bitte nach Land vor wurden aber abgewiesen mit dem Hinweis es weiter im Westen zu versuchen. Die Germanen zogen dankbar und friedlich gen Westen ab. Man mag sie als naiv und gutgläubig bezeichnen, denn sie rechneten nicht damit, dass eben dieser Feldherr versuchen würde sie anzugreifen. In Noraia kam es zu einem Kampf zwischen den Stämmen und Rom und die Kimbern gingen als unfreiwilliger Sieger aus diesem hervor. Sie hatten keinen Kampf gewollt. Sie hatten nur um Land gebeten und im Gegenzug ihren Waffendienst angeboten.


    Sie sah ihn an und zwinkerte etwas.


    Du weißt wie Germanen kämpfen.


    Und überall wo sie fortan hinkamen und auf Römer trafen, verweigerte man ihnen die Bitte, sogar der Senat, und hinterging sie nicht selten und doch vertrauten sie den Römern jedes Mal aufs Neue. Es kam, wie es kommen musste zu großen Schlachten, die letztlich aufgrund der Trennung der Stämme und ihrer Ehre im Kampfe schlecht für die Germanen ausgingen. Hatten sie vorher noch die Römer vernichtend geschlagen, wurden sie nun selbst vernichtet.


    Du weißt das Rom dies wohl dem Marius zu verdanken hat. Auch in Zukunft sollte es immer wieder Treffen zwischen Römern und Germanen geben, hauptsächlich wegen der Expansionspolitik Roms.


    Sie sah ihn dieses Mal sehr ernst an und gab ihm zu verstehen, dass er bis hier wohl schlecht widersprechen konnte.



    So kam es auch zum Treffen zwischen Caesar und Ariovist, einem offiziell deklarierten Freund Roms. Die Germanen waren längst nicht mehr so naiv wie die Kimbern und Teutonen und dennoch hatten sie Vertrauen in die Römer. Ariovist war nach Gallien gekommen, da er von ihnen zu Hilfe gerufen wurde. Als Gegenleistung sollte er Land bekommen. Auch Caesar kam nach Gallien. Aus welchen Beweggründen er Gallien erobern wollte, werde ich hier nicht näher ausführen zu mal diese je nach Position unterschiedlich sind. Es kam soweit das Ariovist von ihm herausgefordert wurde unter, laut den germanischen Geschichten, fadenscheinigen Begründungen. Ich habe gehört, dass Caesar, das in seinem De Bello Gallico „etwas“ anders schreibt. Es kam zu einer weiteren Schlacht zwischen Römern und Germanen, die die Römer letztlich nur durch Tücke, Zufall und einer gehörigen Portion Glück gewinnen konnten.


    Ariovist floh über den Rhenus, blieb aber bei den Germanen ein hochangesehener Herrscher und doch und noch immer aller List und Tücke zum Trotz, vertrauten die Germanen den Römern. Usipeter und die Tenkterer kamen über den Rhenus und wollten bei den Römern Land erbitten. Caesar jedoch tat etwas, was gegen alle traditionellen Konventionen, egal welches Volkes, verstieß und ließ die Unterhändler der Stämme in Ketten legen. Damit missachtete er die Regel, dass Unterhändler immer freies Geleit haben. Was nun folgte war das Abschlachten tausender Germanen und das Übersetzen über den Rhenus.


    Allerdings schaffte es Caesar auch Germanen für sich zu gewinnen. Wie, ganz einfach. Er gab ihnen das, was alle anderen vorher schon erbeten hatten. Land. Es waren jedoch nur von ihm ausgesuchte Germanenstämme. Und warum? Aus Angst vor den Germanen. Denn er wusste, die Einzigen, die Germanen im Zaum halten können, waren die Germanen selbst. So begann das letztliche Ausspielen von Germanen gegen Germanen. Stammesstreitigkeiten wurden ausgenutzt und vertieft. Die Germanen waren schon lange kein wirklich friedliches Volk mehr, aber hier wurden nun die Gründe der Streiterein intensiviert. Caesar war es, der uns Germanen den Namen Germanen gab.


    Der Rhenus war nicht die Grenze denn Caesar und seine Nachfolger versuchten weiter nach Norden zu expandieren. Dabei machten sie sich einige Stämme zu Freunden, vielfach durch Versprechungen und andere zu Feinden. Tücke war es, die es ihnen ermöglichte auch hier die Stammeskonflikte für ihre Zwecke auszunutzen. Dennoch wurden die Germanen, so sie denn Freunde waren auch in die römischen Legionen aufgenommen. So kam es auch, dass ein gewisser Arminius, sich in der römischen Legion hochdienen konnte. Aber das war ihm nicht genug. War es römische Verschlagenheit, die er lernte oder Habgier oder gar Machtgier oder war es einfach nur der Wunsch endlich wieder ein freies Germanien zu haben. Das sagen die Geschichten nicht, doch die Tendenz ging zum freien Germanien. Es kam zu der großen Schlacht gegen Varus in der Arminius nichts weiter tat, als das anzuwenden, was die Römer ihn lehrten. Die Römer zogen sich zurück und trotz weiterer Vorstöße von Germanicus und dem Versuch Freunde für Rom zu finden, nicht selten durch Bestechung, kamen die Römer bis heute nicht mehr über den Limes hinaus. Zumindest nicht physisch, aber nicht selten waren es die Römer, die durch geschicktes verbales Taktieren angeblich befreundete germanische Stämme dazu brachten andere Stämme zu vertreiben. So auch die Chauken...


    So wie sie es mit uns Ampsivariern zwei Mal taten.


    So wird die Geschichte seit Generationen weitererzählt.


    Allerdings durch die Freundschaften, seien sie durch Bestechung oder Überredung gewonnen worden oder waren es ehrliche Freundschaften, schwappte die römische Kultur, Lebensweise und das Gedankengut immer weiter nach Germania Libera hinein.


    Nicht alles daran ist schlecht. Die Germanen profitieren auch in manchen Teilen von den Römern wie auch die Römer von den Germanen. Ich sage nur Bernstein und viel andere Dinge. Und doch, jetzt passiert genau das, worüber wir vorhin schon sprachen. Vermischung der Kulturen, Erdrückung durch eine stärkere Kultur, Verlust der eigenen Identität. Die Germanen in Germania Libera sehen es, sie sind nicht blind. Doch nicht alle sehen darin eine Gefahr. Im Norden, jene, die fast nichts mit den Römern zu tun haben, interessiert es die Germanen nur wenig, was die Römer im Süden anstellen. Aber jene Stämme, die romnah leben, erleben Tag für Tag aufs Neue, wie die Gefahr des Verlustes ihres Seins immer näher rückt. Wenn du dir die Kämpfe von Modorok ansiehst, wirst vermutlich feststellen, dass genau die Stämme gekämpft haben, die sich dieser Gefahr ausgesetzt sehen. Und kann man es ihnen nach all der Hinterhältigkeit und der Geschichte, die ihnen von den Alten wieder gegeben wurde, wirklich verübeln?


    Sicher, die Germanen sind nicht perfekt. Auch sie haben ihre Fehler und doch ist die Welt, die sie leben, zumindest jene in Germania Libera, eben jene, die sie leben wollen. Sie haben, man kann sagen Angst davor, dass sie dieses Leben verlieren. Nicht ad hoc, aber schleichend, was das Dahinsiechen im Alter darstellen würde. Ein Germane, so er denn einen ehrenvollen Tod erleiden möchte um durch die Tore nach Walhalla vorgelassen zu werden um am Tage des Ragnarök an der Seite der Götter gegen die Riesen und allem Bösen zu kämpfen, wird sich nichts sehnlicheres wünschen als nicht dahinsiechend im Alter zu erliegen. Hier schließt sich der Kreis der Mythologie. Die Mythologie, die Religion der Germanen ist für jene, die sie leben, jene in Germania Libera der Anfang und das Ende und sehen sie sie in Gefahr, so sehen sie auch ihr Leben und ihr Dasein in Gefahr.


    Und das ist es, was die Germanen in Germania Libera ausmacht und von denen im Imperium zu meist, nicht immer, unterscheidet.


    Ich hoffe, dass du nun die Germanen und ihr Handeln und Tun besser verstehst.



    Sim-Off:

    STRIKE!!!! 10.040 Zeichen. Gibst du nun endlich auf????????????? :D :D :D :D :D

  • Macer schüttelte den Kopf.


    "Nein, Du hast vieles erzählt aber wenig erklärt. Du hast einiges aufgezählt, was Du aus deiner Sicht für richtig hälst, was ich aber etwas anders sehe. Und Du hast bei vielem gesagt, dass es so ist, ohne zu sagen, warum es so ist.


    Ich habe nicht vor, die römische mit der germanischen Kultur zu vergleichen - warum sollte ich das? Ich bin Römer, ich kenne meine Kultur und ich lebe mit ihr. Wenn ich etwas aus anderen Kulturen übernehme oder etwas an andere Kulturen übertrage, dann tue ich das nicht, weil ich sie wie ein Arzt auf der Feinwage ausgewogen und bemessen habe, sondern weil es mir oder den anderen nützlich, praktisch, sinnvoll oder erfolgversprechend erscheint. Ich vergleiche nicht Kulturen, sondern bestenfalls Lösungen für gegebene Probleme.


    Und da sehe ich in deinem geschichtlichen Exkurs, dass die Germanen vor Problemen standen, die sie lösen mussten. Und sie haben die Lösung gewählt, die wir in der selben Situation auch gewählt haben: Expansion. Den Germanen wurde ihr Norden zu eng und sie zogen umher auf der Suche nach Land und traten in Kontakt mit ihren Nachbarn. Rom wurde Italia zu eng und es verließ seine Grenzen und trat mit den Nachbarn in Kontakt. Und jetzt willst Du mir ernsthaft erzählen, dass es gut und berechtigt von den Germanen war, in langen Trecks zu abertausenden Menschen zu uns zu kommen und nach Land zu fragen, welches wir in Italia ganz sicher nicht haben und dass es gleichzeitig falsch und unberechtigt ist, wenn römische Legionen sich genau in die andere Richtung bewegen?
    Du sagst, die Kimbern und Teutonen wurden gezwungen, sich zu bewegen, weil das Land auf dem sie lebten sie nicht mehr ernähren konnte. Doch welches Recht leitet sich daraus ab? Muss Rom die Straße verlassen, weil den Kimbern ihre Äcker nicht mehr reichen? Machst Du mir wirklich zum Vorwurf, dass ein römischer Feldherr die Germanen nicht auf dem Land siedeln lässt, welches er selber gerade erst besiedeln will? Hätten die Germanen dies getan, wenn die Lage anders herum gewesen wäre?
    Und Du wirst zugeben müssen, dass wir Römer mit sehr viel weniger Land auskommen, als es die Germanen tun. Sie zogen umher, wollten sich hier nicht niederlassen und dort nicht niederlassen. Anstatt das Land zu nehmen, was vor ihren Füßen lag. Wenn ein Römer einen Sumpf vorfindet, der ihn stört, dann legt er ihn trocken. Wenn ein Römer einen Wald vorfindet, der ihn stört, dann rodet er ihn. Ein Römer macht aus dem Land das, was er braucht und zieht nicht rastlos, ja ziellos durch die Gebiete fremder Herren, bis er etwas findet, was ihm angenehm erscheint. Ich möchte den Germanen keine Faulheit unterstellen, denn dazu kenne ich ihre Handwerker zu gut, aber würdest Du nicht auch eines Tages ungeduldig werden, wenn ein ganzes Volk meint, auf Tausenden und Millionen von Quadratmeilen nicht einen Platz zu finden, auf dem sie wohnen können?
    Du stellst es so dar, als hätte man den Kimbern und Teutonen das Land nur zum Schein angeboten, um sie in eine Falle zu locken und rein zufällig hätten sie den Kampf doch noch gewonnen, ohne es zu wollen. Nun, das mag natürlich die Sicht der Dinge sein, die euch für eure Ziele angenehm erscheint. Dass Du mich damit nicht überzeugen kannst, ist Dir aber wohl hoffentlich auch klar. Ich jedenfalls kann diese Kämpfe nicht einseitig unserer Expansionspolitik zuschreiben, wenn ein ganzes Volk meint, vor unserer Haustür umher streunen zu müssen und angebotenes Land nicht annimmt."


    Er machte eine kurze Pause, um seinen Gedanken zum nächsten geschichtlichen Aspekt zu ordnen. Er war durchaus positiv überrascht, wie gut sich die Magistra mit der Geschichte auskannte, auch wenn ihre Sichtweise natürlich etwas sehr germanisch war.


    "Wenn Du Caesar und Ariovist ansprichst, dann machst Du das selbe - den Germanen unterstellst Du ganz selbstverständlich loyale Gründe, warum sie ins Land der Kelten gekommen sind, während Du bei Caesar ganz selbstverständlich annimmst, er hätte weniger ehrenvolle oder zwingende Gründe gehabt. Auch da bin ich natürlich anderer Ansicht, wie Du dir denken kannst. Und während Du eben noch meintest, die Kimbern und Teutonen hätten eine Schlacht rein zufällig und fast gegen ihren Willen gewonnen und wären ohnehin nur aus Naivität in eine Falle gelaufen, so behauptest Du jetzt, Caesar hätte seine Schlachten nur Tücke, Zufall, Glück und Verrat gewonnen. Nein, so naiv bin ich nicht, als dass mir diese einseitige Sichtweise nicht auffallen würde.


    Und was Du dann sagst, kann ich nun wirklich nicht verstehen: erst war es falsch von ihm, den Rhenus zu überqueren und dort Kämpfe gegen feindliche Stämme zu führen und dann soll es auch noch falsch gewesen sein, den freundlichen Stämmen Land zu geben? Das Land, was sie immer gefordert hatten und welches ihnen auch versprochen wurde. Die Römer haben ihren Teil der Vereinbarung gehalten, sie haben denen Land gegeben, die darum gebeten haben und im Gegenzug ihre Dienste angeboten haben. Und das soll falsch gewesen sein? Ein Zeichen von Angst vor den anderen Germanen? Du versuchst mir das Handeln der Germanen zu erklären, aber ich kann wirklich nicht verstehen, warum sie uns wirklich alles was wir tun als feindlichen Akt auslegen wollen. Ist es wirklich ein Fehler der Römer, dass einige Stämme schneller Freundschaft mit Rom schlossen als andere? Erwarten die Germanen wirklich, dass Rom auf seinen sieben Hügeln sitzen bleibt, bis die Germanen ihre endlosen Streitigkeiten untereinander geklärt haben? Darf Rom wirklich nicht dem einen Stamm geben, was er sich ehrlich verdient hat, nur weil der andere Stamm es ihm neidet? Ich kann sehr gut verstehen, warum Caesar versucht hat, zumindest mit einigen Stämmen Frieden zu schließen, wenn es mit allen nicht geht. Und es wäre sicher nicht gerechter gewesen, gegen alle Germanen zu kämpfen, nur weil uns einige nicht mochten. Und einmal hineingezogen in diesen Streit der Germanen, blieb Rom seinen Bündnissen treu.
    Du sprachst eben von den naiven Kimbern und Teutonen - nun, auch Rom gab manchmal mehr Vertrauen, als im Rückblick gerechtfertigt war. Ja, es war ein Fehler, germanischen Fürsten zu vertrauen, das haben wir von Arminius gelernt. Die Germanen mögen stolz darauf sein, dass sie nur das angewendet haben, was sie von den Römern lernten. Aber genau das zeigt es doch, dass sie selber nicht wissen, was sie wollen. Sie nehmen das, was sie von uns gelernt haben gerne auf, aber sie nehmen nicht uns auf. Sie wollen nehmen, ohne zu geben.


    Ich höre in deiner Stimme einen gewissen Stolz, wenn Du darauf verweist, dass die Römer seitdem nicht über den Rhenus und den heutigen Limes hinaus gekommen sind. Sicher, der germanische Widerstand ist tapfer und die Germanen können sich zu Recht als große Krieger sehen. Aber gleichzeitig höre ich in deiner Stimme auch Angst vor den römischen Händlern und Zivilisten heraus, die ihrerseits keine Angst vor den Germanen haben und sie als ganz normale Nachbarn akzeptieren, mit ihnen handeln und sich austauschen. Ich verstehe diese Angst der Germanen nicht. Einerseits gebt ihr euch als stolzes Volk, das sich an den militärischen Erfolgen gegen uns erfreut und andererseits scheint ihr es bereits als Bedrohung eurer Kultur anzusehen, wenn ihr Römer nur in eurer Nähe habt. Ein Römer sieht es doch auch nicht als Verlust seiner Identität, wenn er den Limes überquert, sein beheiztes bad hinter sich lässt, um mit den Germanen Handel zu treiben. Er sieht es viel mehr als Chance, Neues zu entdecken. Wieso haben gerade die Stämme, die in unserer Nähe wohnen, die uns kennen, die Handel mit uns treiben könnten, zu denen wir sogar Straßen bauen würden, wenn sie nur wollten gerade die meiste Angst? Gerade sie haben doch schon am meisten von uns profitiert, am meisten von uns gesehen. Sie kennen die Stämme, die in Freundschaft mit uns leben und die Stämme, die freiwillig auf unsere Seite des Rhenus und des Limes gekommen sind. Natürlich versuchen auch wir so, unser Umfeld zu ordnen. Freunde zu verbündeten zu machen, Freunde vor Feinden zu schützen. Was ein germanischer Fürst kann, wenn er Stämme gegen Rom vereint, das können wir auch - ohne Ansehen der Herkunft! Diese Grenzen wird von vielen Völkern verteidigt. Römische Legionen stehen Seite mit asturischen oder thrakischen Hilfstruppen. Seit ihr sicher, dass alle diese eure Feinde sind? Dass ihr mit allen diesen nicht in Frieden leben könnt?


    Wenn das wirklich so ist, dann liegt es wohl daran, dass Germanen nicht zum Frieden geboren sind. Ein Volk, das so stolz ist auf seine Traditionen, dass es schon den Blickkontakt zu anderen als Bedrohung betrachtet. Ein Volk, so eigensinnig und stur, dass es nichts nimmt, was man ihm zu beiderseitigem Wohle anbietet, sondern nur das, was es sich selber ausgesucht hat. Und ein Volk, das trotz allem zu feige ist, dies offen zuzugeben und sich dem kampf zu stellen, sondern das lieber seine Streitigikeiten untereinander austrägt oder uns überfällt um zu stehlen, zu morden, zu zerstören. Wenn Germanen wirklich so den Frieden lieben, wie Du es sagst, warum geht ein Mann wie Mordok dann hin und vereint die Stämme zum Krieg, anstatt sie zum Frieden zu vereinen? Warum kommen sie dann und zerstören unsere Türme, Brücken und Städte, anstatt selber in der Nähe zu siedeln und neue Brücken und Straßen zu bauen? Schau' Dir die Provinz Germania an: sie ist nicht römisch, sie ist nicht germanisch - sie ist beides. Und ich finde, es funktioniert gut, ohne das sich hier jemand Sorgen um sein Leben machen müsste. Ist das Leben eines Menschen oder eines Volkes wirklich in Gefahr, nur weil es Kontakt zu seinen Nachbarn pflegt? Erkläre mir bitte, warum es für einen Germanen einem langsamen Tod gleichkommt, wenn sich seine Umwelt ändert. Ich sagte eben, dass ich die Germanen nicht als faul bezeichen will, aber so ganz kann ich den Eindruck wirklich nicht vermeiden. Sie haben sich bequem eingerichtet in ihrer Welt und jetzt sehen sie, dass es Rom gibt, was aus der selben Erde einfach mehr macht. Haben sie Angst, ihr bisheriges Leben zu verlassen, um ein besseres zu beginnen? Und wieso sollte das ein Tod sein? Ich stehe doch gerne auf und mache etwas Neues, wenn ich sehe, dass es besser ist. Oder ich schaue es mir zumindest einmal an, um zu sehen, warum es anders ist. Wären die Römer nach Germanien gekommen und hätten sich nicht angepasst, sie wären verhungert und erfroren im ersten Winter. Das haben die Germanen uns schon voraus, und trotzdem fürchten sie uns. Das ist es, was ich nicht verstehen kann - wieso die Germanen Angst vor einem besseren Leben in Freundschaft mit dem römischen Reich haben. Wo ihnen doch offensichtlich klar ist, dass ein Leben in Feindschaft nicht besser sein kann. Leider sogar für beide Seiten."


    Macer nickte dankbar dem Schreiber seines Büros zu, der unauffällig den Raum betreten hatte, um frische Getränke zu bringen.


    Sim-Off:

    Danke für's editieren dürfen - 10.800 :P
    An alle Mitleser (so es sie noch gbit): ja, wir spinnen. :D

  • Sie hörte seine Worte und seufzte innerlich.


    Und da sagt man, wir Germanen seien stur. Manche Römer stehen uns da in nichts nach, scheint es mir.


    Die Dinge, die ich Dir erzählt habe, versucht habe näher zu bringen, sind die Geschichten, die an den Feuern von einer Generation zur Nächsten vorwärts getragen werden. Du hast sie anders in Erinnerung. Weil sie Euch Römern anders erzählt wurden. Kein Wunder: Die Geschichte wird immer von den Siegern diktiert. Und doch leben die eigenen Geschichten immer noch weiter. Und was man auch erzählt und hört, es ist immer aus der eigenen Sicht, einer nicht wirklich subjektiven Sicht. Egal, wer es formuliert und wie es weiter gegeben wird. Aber ich will gerne noch einmal auf ein paar Deiner Worte eingehen.


    Dankbar trank sie einen Schluck und sammelte sich einen Moment, ehe sie endlich fortfuhr.


    Etwas aus einer anderen Kultur übernehmen kann gut und schlecht sein. Es kommt immer auf die Situation und auf das an, was man zu übernehmen gedenkt. Wenn man Dinge aus einer anderen Kultur übernimmt, sollte man auch darauf achten, dass diese andere Kultur dabei nicht zerstört wird. Doch vielleicht magst Du Dich an meine Worte erinnern, die von einem schleichenden Tod sprachen? Im Prinzip ist es jener, den die Germanen sehen, jene nördlich des Limes.


    Aber kehren wir zurück in die Geschichte:
    Ja, auch die Germanen mussten expandieren, wie irgendwann jedes Volk. Angeblich sollen ein Teil unserer Vorfahren, zusammen mit den Wanen, gar aus anderen Teilen der Welt gekommen sein. Und dadurch, dass sie in "unsere Welt" eintraten, kam es zum Krieg. Aber irgendwie gelang es ihnen, durch Schulterschlüsse, sich zu versöhnen und zu vereinen. Doch ist das viele hunderte von Monden her. Und der Mensch, das dürftest Du wissen, wandelt sich im Laufe der Zeit. Sie mussten expandieren, weil es zu klein wurde oder weil die Natur ihnen weiteres zum Leben verwehrte. Verwehrte die Natur Rom das weitere Leben in seinem angestammten Gebiet, so dass sie nach Norden oder Süden wandern mussten? Ich sehe Rom immer noch da wo es einst gegründet wurde und es ist gewachsen und gediehen. Ob dies gut oder schlecht ist, mag jener entscheiden, der in Rom wohnt und lebt.


    Die Kimbern hatten nichts mit den Römern zu tun, bis sie, friedlich, in ein Gebiet zogen, welches anderen Stämmen gehörte, um sie um Land zu bitten. Die Römer hatten tatsächlich vor sich dieses Land, sagen wir einmal, unter den Nagel zu reissen, weshalb sie natürlich versuchten sich die Germanen vom Hals zu schaffen. Sie entsandten sie in Gebiete, die zu dem Zeitpunkt noch in keinerlei römisches Einzugsgebiet gehörte und überfielen sie. Warum? Vielleicht aus Angst der Masse, das mag sein, vielleicht, weil der Feldherr sich einen guten Namen machen wollte. Das weiss ich nicht, aber egal was es gewesen sein mag, ich glaube nicht, das die Geschichtsschreibung es so wiedergibt, wie es wirklich war. Denn wie ich vorweg schon meinte. Eine Sichtweise kann meist nur subjektiv sein.


    Du sprichst davon, dass die Germanen Wälder roden sollen und Sümpfe trocken legen sollen, damit sie siedeln können. Sag mir, Legat, reissen die Römer ihre Tempel ab um dort neue Insulae zu bauen und ziehen sich somit den Zorn der Götter heran? Viele der Haine und Sümpfe, viele Felsen, viele Gebiete Germaniens sind den Göttern geweiht. Sie zu entweihen, würde für die Germanen bedeuten, dass sie sich den Zorn jeder zuziehen.
    Und dann vergisst Du, dass die Germanen damals noch lange nicht so weit entwickeln waren. Sie hatten nicht das Werkzeug, um mal eben einen ganzen Wald zu roden oder Sümpfe trocken zu legen. Sie waren ein viel naturverbundeneres Volk, als die Römer es zu dem Zeitpunkt auch nur noch ansatzweise waren. Und viele Stämme in Libera sind es immer noch.


    Im Übrigen haben die Römer und anderen den Kimbern und Teutonen kein Land angeboten. Die germanischen Stämme mussten es ihnen aus eben jenen Gründen, die ich gerade nannte, verweigern und die Römer fast aus den selben Gründen. Auch sie hatten zu dem Zeitpunkt nicht genügend Land. Sie hätten sie vielleicht im Norden Italias ansiedeln können, aber, so sagen die Geschichten, sie hatten Angst, dass sie mit den Germanen, trotz deren ehrenvollen und durchaus auch akzeptablen Angebot, dass sie ihnen ihre Kampfeskraft zur Verfügung stellen würden, sich so gebärden würden, wie genau zu dem Zeitpunkt es schon die Gallier taten. Einerseits verständlich, andererseits nicht ausreichend für den Verrat, den man immer wieder an ihnen beging. Verzeih, wenn ich es so ausdrücke, aber so sagen es die Geschichten.


    Nun wandte sie sich dem nächsten Thema zu. Schon viel näher an der heutigen Zeit und doch noch so weit weg.


    Was Caesar und Ariovist betrifft, so sollte man im Blick behalten, dass Ariovist von einem Teil der Gallier geholt worden war, um ihnen bei der Erwehrung gegen einen anderen Teil, der sie immer wieder bedrängte, zu unterstützen. In all der Zeit und danach, war es Rom, welches ihm den Titel Freund Roms gab, war es Rom, welches froh war ihn dort zu sehen. Dann kam Caesar und wollte, lassen wir seine Gründe nun einfach mal in den Raum gestellt, plötzlich mehr vom Eintopf. Er forderte Ariovist auf zu ihm zu kommen, obwohl es Caesar war, der etwas von ihm wollte. Hättest Du, wenn Dich Modorok aufgefordert hätte in sein Lager zu kommen, nicht auch gesagt nein, weil Du mit einem Hinterhalt oder sonstigem rechnen musstest? Ariovist war ein großer Führer der Germanen und bei weitem nicht mehr der Naivling, welches man Teutobod noch vielleicht unterstellen kann.

    Sie dachte bei sich, man kann es ihm getrost unterstellen, aber sie hütete sich dies auszusprechen. Denn auch wenn die Kimbern und Teutonen wie kleine Kinder in ihr Unglück gerannt waren, so waren die dennoch Teil ihres Volkes.


    Du bist Legionär und auch noch Leiter der Academia Militaris, Du solltest Dich besser in einzelnen Schlachten auskennen als eine ehemalige Scriba, die dies nur von Erzählungen der alten Krieger in ihrer Kindheit kennt, aber nie in die Details eingewiesen wurde wie die Jungen, die eines Tages Krieger sein würden. Aber war es nicht so, dass Caesar schon am Verlieren war, weil Ariovist seiner Versorgung den Weg abgeschnitten hatte und er letztlich nur siegte, weil es ihm mit List und Glück gelang einen neuen Posten zu errichten und einer seiner Männer sich eigenmächtig mit seinem Truppenabschnitt in einen Kampf stürzte und somit zwar eigentlich ein Verbrehen gegenüber seinem Heerführer begann, aber auch das Geschick der Römer ins Positive lenkte?


    Sie erinnerte sich dunkel an die Erzählung, war sich aber sicher, dass es dies war, was man ihr erzählt hatte.


    Nun zu Deiner Frage mit der Landvergabe. Ja, es war falsch. Zumindest in diesem Fall. Er kämpfte gegen die einen, die sich nichts sehnlicher wünschten als das Land haben zu dürfen und sogar bereit waren dafürfür Rom zu kämpfen. Aber statt darauf zu vertrauen, und er wusste, dass er darauf vertrauen konnte, denn Ariovist hatte sich bis zu diesem Tag als ein ehrvoller Partner erwiesen, der zu seinem Wort stand. Und Ariovist hatte seine Männer unter Kontrolle. Nicht jeder Heerführer hat dies, denn bei den Germanen zählt ein Heerführer nur, wenn er überzeugen kann, übrigens auch und hauptsächlich rhetorisch, so er kampftechnisch bereits sich beweisen konnte. Wenn er seine Männer jedoch nicht überzeugen kann, dann sind sie auch nicht bereit ihm zu folgen. Aber bei Ariovist stand dieses Problem niemals zur Debatte, auch nicht nach seiner Rückkehr ans rechtsrheinische Ufer.
    Caesar hätte ihm nur seine Bitte gewähren müssen da zu bleiben wo er war und noch ein paar Acre mehr Land zu geben. Er hätte einen starken, einen sehr starken Partner gehabt. Aber stattdessen hat er ihn bekämpft und auch die nächsten Bittsteller abgeschlachtet. Sie wollten nichts als Frieden, Land und Freundschaft und sogar Rom dienen. Aber, so scheint es, sie passten in dem Moment nicht in Caesars Pläne und so wurden sie aus dem Weg geräumt. Dabei hätten sie auch unter der Herrschaft Roms, so die eigenen Ansprüche nicht berührt worden wären, gedient.


    Und wie Du selber schon sagtest, Rom lässt, bis zu einem gewissen Grad dies ja auch zu, wenn auch nicht immer.
    Rom hätte Frieden haben können, Caesar hätte es haben können, aber er wollte es nicht.[Color]


    Sie nahm noch einen Schluck und sah ihn dann wieder an.


    Ja, Du hast Recht, auch Rom hat diesbezüglich Fehler gemacht, so wie die Germanen. Und es ist wohl die Geschichte, die dies schreibt. Aber Du hast Unrecht, sie nehmen nicht nur das, was sie von den Römern gelernt haben und doch, sie nehmen auch die Römer auf, doch alles nur, wenn es einen Ausgleich gibt. Der aber ist bei den Germanen in Libera nicht gegeben, denn eigentlich wollen sie eben nichts mit den Römern zu tun haben.
    Bis zu einem gewissen Grad akzeptieren sie die Römer, aber sobald sie das Gefühl bekommen, dass der schleichende Tod näher kommt und sie diesem nichts entgegensetzen können, blocken sie. Die einen mehr, die anderen weniger. Es kommt auch immer darauf an, wie gut oder schlecht die bisherigen Erfahrungen voneinander waren.


    Frieden ist eine gute Sache und ja, Du hast wahrscheinlich Recht, wenn Du sagst, dass die Germanen nicht dazu geboren sind. Du siehst es daran, dass es gerade Germanen sind, die vielfach in der Legion, der Ala und sonstigem Kämpfen. Einen ehrenvollen Tod zu sterben ist das Ziel eines jeden Germanen, denn nur so kommen die Wallküren und führen sie nach Wallhalla, wo sie am Tisch der Götter Trinken und Speisen können und am Tage des Ragnaröks in Ehre an Seiten der Götter kämpfen werden. Wer nicht nach Walhalla kommt, gelangt "nur" in Hel's Reich. Doch dies ist nur den Frauen und Kindern und jenen vorbehalten, die dahinsiechend oder unehrenhaft starben. Es ist nicht unbedingt ein schlechter Ort, aber der der dort hingelangt, bekommt keine Möglichkeit mehr, auch nach seinem Tod Ehre für sich und seine Sippe zu erlangen. Er verbleibt dort auf ewig, und auf ewig verbannt in dem Status, den ihm der Tod beschieden hat. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Germanen ein so streithaftes Volk sind. Zumindest ein Teilgrund.


    Der Verlust ihrer Haine, ihrer heiligen Orte, der Verlust ihrer Mythologie, der Verlust ihres Glaubens, all das ist es, wovor sie Angst haben. Niemals würde ein Krieger zugeben, dass er vor irgendetwas Angst hat, doch wenn Du ihn nach seiner schlimmsten Befürchtung fragst, dann wirst Du erfahren, dass es letztlich immer auf so etwas hinausläuft.
    Meine Familie ist schon lange im Imperium und ich weiss, dass es uns auch immer schwerer fällt Germane zu sein. Wir arrangieren uns irgendwie damit, auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, dass da etwas elementares fehlt. Mein Cousin Flavius kämpfte sogar für Rom, sogar gegen Germanen. Und wenn Valentin nicht gebunden wäre durch einen Schwur, würde auch er es wohl tun. Doch genau das ist es, was allen Germanen, die im Reich leben letztlich passiert. Sie müssen sich, so viel Spielraum sie auch haben, anpassen und angleichen. Dies geschieht im Zweifel nur ganz langsam, aber über Generationen wird so das, was die Germanen ausmacht vergessen und geht verloren.


    Sie sah ihn an und lächelte leicht.


    [Color=indigo]Ich glaube über dieses Thema könnten wir noch Tage, noch Jahre diskutieren. Aber wenn schon wir es nicht schaffen zu einer endgültigen Einigung zu kommen, wo ich doch schon im Vergleich zu den Germanen auf der anderen Seite des Limes, halb romanisiert bin, wie soll es dann jenen gelingen sich mit Römern zu diesen Themen zu einigen?
    Ich denke, wir werden uns in diesen Fragen nie einigen, kein Römer mit einem Germanen und Germane mit einem Römer und wir beide auch nicht. Bis auf vielleicht auf das eine, nämlich das es zwei völlig verschiedene Kulturen sind, die einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner runterzubrechen sind. Und das wirst wohl selbst Du nicht verleugnen können.


    Sie nippte noch einmal.


    [Color=indigo]Wir sind zu verschieden um einander wirklich zu verstehen und ich glaube, selbst jene Römer, die lange in Germanien lebten und jene Germanen, die lange im Imperium lebten, selbst jene verstehen einander nicht. Flavius lebte am längsten von uns hier und doch weiss ich, das selbst er, obwohl er für Rom diente und es gerne tat, so seine Probleme damit hatte.[/Color]

  • Macer konnte sich ein leichtes Lächeln zu Beginn der Ausführungen nicht verkneifen. "Wenn Sturheit ein Zeichen von Stärke ist, so können wir sie wohl beide mit Stolz tragen. Aber lass' und jetzt nicht noch das Wesen der Sturheit diskutieren, des könnte dann doch etwas zu weit führen.


    Nein, ich denke auch nicht, dass wir hier heute in diesem Gespräch die Probleme lösen können, die es schon seit Generationen zwischen uns und den Germanen gibt. Ich habe heute schon vieles über die Germanen erfahren, Du hast vieles versucht zu erklären und ich muss zugeben, dass mir trotzdem nur weniges klarer geworden ist. Und es scheint mir immer mehr, dass es Dinge gibt, über die Du entweder nicht sprechen willst oder nicht sprechen kannst, aber die für das Verständnis des germanischen Handelns wichtig sind. Nun denn, antworten will ich Dir natürlich trotzdem."


    Nach einem Schluck Wein setzte er wieder zu Sprechen an.


    "Was die geschichtlichen Fakten angeht, so bin ich der Überzeugung, dass es nichts bringen würde, jetzt noch einmal die Taten aller römischen und germanischen Heerführer gegeneinander aufzurechnen. Natürlich habe ich Cäsars Schriften studiert und könnte dir viele seiner Schritte aus der Sicht eines Römers erklären. Vielleicht würdest Du sogar sehen, dass manches, was Du als List oder Tücke verurteilst, ganz andere Gründe hatte. Ich vertraue dem, was Cäsar schreibt. Er war dabei und was einmal schriftlich fixiert ist, das ist unveränderbar und selbst er kann es dann nicht mehr zurückhalten. Und deshalb habe ich auch meine Zweifel an dem, was die Germanenn über ihn, über ihre Geschichte insgesamt oder auch über das, was heute passiert, berichten und wissen, denn sie reden nur, aber sie halten nichts fest. Ein jeder kann die Geschichte aus seiner Sicht erzählen, weglassen was ihm nicht gefällt oder was ihm unwichtig erscheint. Ein jeder wird Stellen finden, die ihm nicht passen und wenn er die Geschichte weiter gibt, dann lässt er sie einfach weg. Hätte ich über Cäsar nur von Mund zu Mund Bericht bekommen, ich wüsste sicher weit weniger über ihn und wenn ich es weiter geben würde, dann würde es nie genau das sein, was ich hörte. Und wenn man nichts schriftlich festhält, sondern nur auf die Stimmen der Erzähler vertraut, dann kann man Geschichte auch dadurch ändern, dass man die Erzähler ändert.
    Du sagst selbst, dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird und das mag stimmen. Und das weder der Sieger noch der Verlierer die Geschehnisse so wiedergibt, wie sie wirklich waren, das gestehe ich gerne zu. Wie sollten sie auch, denn niemand hat beide Seiten gesehen. Ein jeder stellt die Sache so dar, wie er sie empfand und meist kommt man dabei selber recht gut weg. Könnten die Löwen in Africa Geschichten erzählen, dann wären auch nicht immer die Jäger die Sieger, das ist mir schon klar. Doch warum unterstellt man dem Sieger - zumindest, wenn es sich um einen Römer handelt - immer die Vertuschung eigener Fehler? Gerade der Sieger ist doch derjenige, der ehrlicher berichten kann, weil er weniger zu befürchten hat. Der Verlierer ist der, der die Sache so darstellen muss, dass die Niederlage unausweichlich erschien und dann auch noch sagen muss, warum er selber dann doch überlebt hat. Du sprichst davon, wie viel den Germanen der ehrenvolle kampf und der ehrliche Tod bedeutet und gerade da meine ich doch, dass es ein Germane dann schwer hätte, einfach zu sagen, dass die Römer stärker waren. Zu sagen, dass vielleicht auch er einen Fehler gemacht hat. Nein, dann muss es natürlich Verrat der Römer gewesen sein, unehrhaftes Verhalten, mit dem man ihn in die Falle gelockt hat."


    Auf einen detailierten geschichtlichen Exkurs, egal zu welchem Feldzug, hatte Macer wirklich keine Lust. Es würde Stunden dauern, bis man sich überhaupt geeignigt hätte, welche Ereignisse man als wichtig betrachtet und welche nicht. Von der Bewertung der einzelnen Handlungen ganz zu schweigen.


    "Sicher sind es einzelne Heerführer, deren Namen wir kennen und über deren Taten geredet wird, ohne das wir jetzt noch einmal hingehen und nachschauen könnten, wie es wirklich war. Aber zumindest für mich ist es auch gar nicht so entscheidend, ob dieser oder jener Mann an diesem oder jenen Tag einen Fehler gemacht hat, im Zorn statt in Milde gehandelt hat, sich einen Freund zum Feind macht statt einen Feind zum Freund. Ich möchte gar nicht behaupten, dass Caesar oder Marius oder Varus oder ein anderer Feldherr nicht auch Fehler gemacht hat, denn selbst wenn wir Caesar vergöttlichen, so muss trotzdem nicht alles richtig sein, was er tut. Doch diese Fehler sind lange genug her, um sie verzeihen zu können. Unsere Legionen stehen nicht hier am Limes, weil wir immer noch an Ariovist oder Arminius denken. Sicher, die Niederlage des Varus war ein Trauma, das wir nicht vergessen werden und das sich in unser Gedächtnis gebrannt hat. Doch wenn ich morgen meine Legionen ins freie Germanien in Bewegung setzen würde, dann würde ich es nicht deswegen tun. Es gab immer diese einzelnen Heerführer auf beiden Seiten, an denen man alles festgemacht hat und von deren Verhalten aus man auf alles andere schloß. Aber ein einfacher Soldat tötet nicht einen Germanen, weil vor Generationen ein römischer Feldherr verloren hat. Ein römischer Soldat tötet einen Germanen, wenn er von ihm angegriffen wird oder wurde. Ich möchte verstehen, warum der eine Germane den Römer angreift und sich beschwert, wenn dieser zurückschlägt, während der andere Germane ganz friedlich mit ihm reden kann. Es geht mir um das alltägliche Denken der Germanen, welches Du mir erklären wolltest - der Germanen, die eben nicht die großen einzelnen Heerführer sind, die große Feldzüge planen, sondern die sich scheinbar morgens nach dem Aufwachen entscheiden, ob sie heute mit den Römern lieber Handel treiben oder Krieg führen wollen. Und die Gründe, die zu dieser oder jenen Entscheidung führen habe ich immer noch nicht verstanden, denn die Argumente, die Du nennst, überzeugen mich nicht.


    Wir sprachen von dem Land, welches die Germanen nicht besiedeln wollten oder konnten, weil sie nicht wie die Römer bereit oder in der Lage waren, einen Wald zu fällen. Das ist ein schönes Beispiel, denn es stammt aus dem Alltag und ich kann Dir hier ganz gut erklären, warum ich das Handeln der Germanen nicht verstehen kann.
    Fangen wir mit der Bereitschaft an, denn die erklärst Du mit der Religion. Du hast völlig Recht, kein Römer würde einen Tempel abreissen, um Wohnungen dort zu bauen. Ein geheiligter Ort ist den Göttern vorbehalten, das ist bei uns nicht anders als bei euch. Doch was ist das für ein Volk, dass seine Umwelt nicht so gestalten kann, wie es sie zum Leben braucht, weil es alles für heilig erklärt? Der Dienst an den Göttern ist uns wichtig, denn ohne ihnen zu geben, was wir brauchen, geben sie uns auch nicht, was wir zum Leben brauchen. Aber sie geben uns nicht alles, sondern sie erwarten auch, dass wir uns selber um etwas kümmern. Und so ist es für uns selbstverständlich, dass wir das große Feld für den Ackern nehmen, der uns Getreide bringt und den Göttern am Rande dieses Feldes einen Altar errichten. Am Rande, auf dass wir immer an ihnen vorbei müssen und trotzdem das große Feld bestellen können, ohne die Götter zu stören. Einen ganzen Wald als heilig zu erklären und deswegen auf Lebensraum, Brennholz und Baumaterial zu verzichten, erscheint mir da äußerst umständlich.
    Außerdem sagtest Du, dass die Germanen gar nicht weit genug entwickelt gewesen wären, einen ganzen Wald zu roden oder einen Sumpf trocken zu legen. Nun, das mag richtig sein. Aber was rechtfertigt das? Wenn ich einem 12jährigen Jungen sage, er soll seinen 6jährigen Bruder nicht schlagen, weil dieser ihm immer unterlegen wäre, dann mag das für die Erziehung der Kinder richtig sein. Aber wir reden hier nicht von kleinen Jungs, sondern von Völkern! Erwartest Du wirklich, dass Rom generationenlang keinen Finger bewegt um zu warten, bis die Germanen herausbekommen haben, wie man Wasser umleitet?
    Wobei ich mir die Zweifel erlauben würde, ob die Germanen das überhaupt herausgefunden hätten, wenn sie es nicht bei uns hätten abgucken können. Ich äußerte ja eben schon einmal die Vermutung, dass die Germanen ganz gerne bei dem bleiben, was sie kennen, anstatt sich Neuem zu öffnen. Aber es kann nicht sein, dass alle Völker immer auf den Letzten warten müssen! Und ich lasse es mir nicht zum Vorwurf machen, dass wir häufig die Ersten und ansonsten fast immer die Zweiten sind. Ich glaube kaum, dass die Germanen nicht auch ihre Überlegenheit dort ausspielen würden, wo sie sich ihrer gewiss sind. Um einen letzten geschichtlichen Exkurs zu wagen: Arminius hat die Soldaten des Varus auch nicht erst aufgefordert, ihr Gepäck abzulegen und ihre Schilde zu nehmen. Er hat ihnen auch keine Zeit gegeben, sich aufzustellen. Wir haben daraus gelernt, einfach noch schneller sein zu müssen. Wenn man nur Zweiter ist, dann muss man sich eben anstrengen, um Erster zu werden. Der Erste kann aus Gnade warten, aber niemand hat ein Recht darauf.


    Du fragst, ob die Natur den Römern das Leben in seinem angestammten Gebiet verwehrt und ob sie deshalb noch Norden oder Süden gezogen sind. Ich finde diese Frage nicht falsch, aber sie deckt auch nicht alles ab. Die Welt ist dazu da, dass man hin geht und etwas aus ihr macht. Sie ist dazu da, dass man sie besiedelt und ihre Erträge nutzt. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich meine Grenzen verlasse und neues Land besiedle, weil es einfach da ist oder ob ich es besiedle, weil mir meine eigenen Grenzen zu eng werden und mich nicht ernähren können. Und selbst wenn es einen Unterschied machen würde, dann lade ich jeden Germanen ein nach Italien zu kommen um sich dort die vielen Städte mit ihren Tausenden von Menschen anzusehen und sich somit selbst zu überzeugen, dass Rom Land nicht nimmt, um es anderen wegzunehmen, sondern um selbst davon zu leben. Dann könnt ihr sehen, aus welchen Teilen der Welt wir Waren nach Rom bringen, weil die Menschen dort nach ihnen verlangen und ihr könnt sehen, dass diese Menschen das Land hier brauchen, selbst wenn sie es nicht bewohnen.
    Wir gehen in das Land jenseits unserer Grenzen genau aus dem selben Grund, wie es angeblich deine Germanen tun: um dort das zu finden, was uns unser Land nicht gibt. Das kann Platz zum Leben sein, das kann Nahrung sein, das kann auch etwas anderes sein. Ich halte das für das gute Recht eines jeden Volkes, dass es genau das tut. Und dort, wo man zusammen trifft, muss man eben zusammen leben, zusammen nach den Vorteilen des Landes suchen, die Erträge teilen und jeder seine Leistung so gut wie möglich einbringen. Wir bauen die Straßen, auf denen die Germanen mit ihren Pferden und Wägen ziehen können. Wir bringen den Weinbau und ihr töpfert die Amphoren, in die der Wein gefüllt wird. Wir bringen die Organisation der stärksten Armee der Welt und ihr schmiedet das Eisen, mit dem wir gemeinsam unsere Grenzen verteidigen. Wir könnten es zumindest alles gemeinsam tun, wenn die Germanen es wollten. Doch wenn die Germanen es nicht wollen, dann gehen wir diesen Weg eben alleine.
    Dieses Land ist groß genug, um dort mit zwei Völkern in Frieden zusammen zu leben. Man muss sich arrangieren und ja, man muss vielleicht auch auf das eine oder andere verzichten, was man gewohnt ist. Du nennst es einen schleichenden Tod und fürchtest den Verlust. Ich nenne es Anpassung und sehe die Chance, dabei Neues zu entdecken. Eine Straße ist immer breit genug für zwei, sogar in entgegen gesetzte Richtungen, wenn nur beide darauf verzichten, in der Mitte zu fahren. Wir Römer können das, wir haben es schon immer gekonnt. Und wenn zwei auf der selben Straße in die selbe Richtung gehen, dann können sie sogar noch größere Lasten bewegen, als jeder alleine.
    Doch wenn ein Volk die Straßen, die wir ihm bauen nicht zu teilen vermag, weil es nicht zum Frieden geboren ist oder die Straßen, die wir ihm gebaut haben nicht annimmt, weil sie ihm nicht schön genug sind, dann muss es sich nicht wundern, dass auch wir irgend wann keine Lust mehr haben. Vielleicht ist dann die germanische Sturheit doch kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche. Tradition und Kontinuität sind etwas Gutes, denn es schafft Sicherheit. Aber sie dürfen der Zukunft nicht im Wege stehen. Einmal Nein gesagt zu haben, heißt für Germanen wohl, immer Nein zu sagen. Auch wenn ein Ja für beide Seiten einfach das Bessere wäre."


    Sim-Off:

    Für unsere lieben Mitleser: beide Postings jeweils über 12.000 Zeichen. 8)

  • Sie schmunzelte bei seinen Worten zur Sturheit und meinte nur lächelnd.


    Das könnte es durchaus, obwohl man wohl nur uns beide als Beispiel hinstellen müsste, inklusive dieser Diskussion um die Perfekte Definition zu erhalten.


    Sie hörte seinen Worten zu und trank dabei wieder einen Schluck, liess sich seine Worte genau durch den Kopf gehen, ehe sie antwortete.


    Nun, ich würde Dich glatt dazu einladen einmal eine Weile bei den Germanen, selbstverständlich als Gast, zu leben. Vielleicht würdest Du sie dann in manchen Punkten besser verstehen. Aber ich befürchte, es würden viele neue Punkte auftauchen, wo Du sie wieder nicht verstehen würdest. Ähnlich geht es mit vielen Germanen. Und das ist nicht einmal unverständlich, leben wir doch in zwei völlig unterschiedlichen Systemen. Nehme man nur einmal die politische Ebene. Hier schlägt man sich verbal förmlich auf der Rostra die Köpfe ein um vom Volk für irgendein Amt gewählt zu werden und nicht nur da. Korruption und ähnliches kommt auch nicht gerade selten vor, damit man möglichst weit nach oben kommt. Alles in einem Ausmaß, das bei den Germanen nicht vorhanden ist.


    Um die Germanen in wenigen Worten zu beschreiben, müsste man vielleicht wirklich nur Tacitus zitieren, denn er liegt da in den meisten Sachen nicht mal so falsch.


    Sie sammelte sich einen Moment um sich an die Worte zu erinnern und fasste sie dann in ihren eigenen zusammen.


    Im Prinzip fragte er sich, was das nur für Menschen sind, die ihre Götter nicht in enge Tempelbauten pferchen und sich menschenähnliche Bilder von ihnen machen, sondern ihnen Wälder und Haine weihen. Für die es die größte Schande aller ist, dem Gefolgsherrn die Treue zu brechen und ohne ihn aus der Schlacht zurückzukehren; deren Frauen keusch sind und sittsam. Denen es absolut frevelhaft erscheint, einem Fremden das Obdach zu verweigern und bei deren Leichenbegängnissen kein Schaugepränge herrscht, aber Schmerz und Gram um den im Grabe Ruhenden lange anhalten. Deren Jünglinge und Mädchen,


    sie musste kurz schmunzeln.


    Den Liebesgenuß erst spät kennenlernen und bei denen die Heiligkeit der Ehe gewahrt wird und sich die Eheleute als Gefährten bewähren in guten Zeiten wie in schlechten. Und wo ein unverheirateter Mann nichts gilt.
    Aber keine Angst, er hat nicht nur ihre positiven Seiten aufgeführt, sondern auch ihre Negativen. Und derer haben sie sicher auch viel.


    Wieder musste sie sich an den Wortlaut erinnern und nutzte die Zeit noch einen Schluck zu trinken.


    Hier führt er Sachen wie Trunksucht oder den Hang zu Faulenzen auf. Aber auch die Streitsucht, die dann eben immer wieder zu mörderischen gegenseitigen Auseinandersetzungen führen. Er lässt auch nicht die Menschenopfer ausser Acht, die es bei den Germanen tatsächlich gibt und die zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Hintergründen durchgeführt werden, aber alle eben zum Wohle der Götter. Auch vergisst er nicht die Leidenschaft für die Würfelbecher, wo sie wohl gar schlimmer als die meisten Römer sind und manches Mal nicht nur Tauschwaren und Kleinbesitz, sondern Haus, Hof, Frau und Kind als Einsatz bieten und dann nicht selten auch noch sich selbst auf Spiel setzen lassen. Über das Land selber sagt er auch noch so "schön" das es trostlos zu bebauen und zu beschauen ist, wobei ich ihm da wohl nicht zustimmen kann, denn Germanien hat seinen Reiz und seine Schönheiten.


    Sie lächelte bei dem letzten Satz kurz stolz.


    Um aber einmal mehr auf unsere geschichtliche Diskussion zurückzukommen, so gestatte mir eine Frage. Ich habe bisher auch Gerüchte über Caesar gehört, welche besagen, dass er nicht unbedingt der tugendhafteste der Römer gewesen sein soll und das er auch hin und wieder dazu neigte die Geschicke für seine Zwecke zu drehen und wenden. Ich weiss, Gerüchte sind immer ein zweischneidiges Schwert, doch führen sie zu weiteren Überlegungen, in denen man dann zu so Fragen und Schlüsse kommt wie diese, ob er in seinen schriftlichen Berichten und Werken nicht auch das ein oder andere für seine Geschicke angepasst hat. Ich will ihm nichts unterstellen, aber dennoch diese Möglichkeit zumindest einmal aufzeigen. Du wirst mir sicher zustimmen, dass sie wenigstens in einem kleinen Rahmen möglich wäre.


    Sie sah ihn offen an und ging zum nächsten Punkt über.


    Deiner Argumentation gegenüber der Weitergabe von Informationen, Geschichten etc. auf rein mündlicher Basis werde ich nicht viel entgegensetzen, denn sie stimmt zu einem großen Teil, vielleicht gar komplett. Doch wenn bei der schriftlichen Weitergabe der Autor schon etwas anders schreibt, als es eigentlich war, dann wird auch dies in Zukunft und dazu noch von mehr Leuten, in der festgehaltenen Version weitergelernt und weitergegeben, egal ob falsch oder wahr. Dieses Problem wird man immer haben, denn es liegt nicht mal unbedingt daran, dass jemand bewusst etwas falsch niedergeschrieben hat, sondern weil er es anders wahrgenommen hat als wieder ein anderer.


    Sie setzte sich etwas bequemer hin, da die Diskussion wohl, wenn man sich den bisherigen Verlauf ansah, noch eine Weile weiter gehen würde.


    Wenn wir nun noch einmal zu dem Punkt zurückkommen, wo es darum geht, dass der Sieger die Geschichte schreibt, so stimme ich Dir bis zu einem gewissen Grad zu, der Sieger hat theoretisch weniger zu befürchten als der Verlierer und das soll auch unbenommen sein. Das Problem liegt eher dann in der Frage, wie er zu dem Sieg kam und ob da nicht was vertuscht werden muss. Denn nicht alle Wege zum Sieg sind immer auch gute Siege. Aber Du hast Unrecht, wenn Du meinst, man würde immer den Römern die Vertuschung eigener Fehler vorwerfen. Der Vorteil der rein mündlichen Überlieferung liegt tatsächlich darin, dass man die eigenen Fehler weglassen kann, aber auch hier werden jene weitergegeben. Zumindest sind auch mir welche bekannt, die Ariovist machte, die Arminius machte, die die Kimbern und Teutonen machten. Doch wiegen sie anders als die, um die es bisher in der Diskussion ging. Nicht weniger schwer oder schwerer, sondern anders. Und ja, auch Ariovist beging Fehler, auch Arminius, aber Ariovist zum Beispiel stand auch für jene ein.
    Wenn man die aktuelle Geschichte betrachtet, dann haben wir zum Beispiel Modorok als einen Vergleichspart und ich bin mir sicher, dass er auch Fehler begangen hat, sonst hätte er nicht verloren. Die Frage wäre nun, welche Fehler und steht er, so er noch lebt, für diese gerade, sieht er sie und sieht er sie ein? Diese Fragen könnte wohl nur er beantworten. Seine Fehler an sich auch andere. Manche werden sagen, der erste Fehler war sich mit den Römern anzulegen, der nächste nicht genügend Stämme zu vereinen, der dritte sich die Mattiaker nicht zu sichern oder sie nicht vorher zu vernichten und und und. Aber auch hier kommt es wieder auf die individuelle Sichtweise an und wer was sieht, denn was der eine als Fehler ansieht, muss der andere nicht auch als solchen ansehen.


    Sie lächelte kurz entschuldigend.


    Verzeih, ich bin ein wenig abgeschweift, das war nicht so gedacht.
    Du erwähntest, dass die Fehler, die vielleicht begangen wurden lange genug her sind um verziehen zu werden. Für manche Fehler mag das zutreffen, aber es gibt immer wieder welche, wo dies sehr schwer fällt und die manchmal zwar vergessen aber nie verziehen werden und man dann entsprechend wieder drauf anspringt, wenn sie zur Sprache kommen. Aber Du hast Recht, bis auf bestimmte Echos dürfte das auch bei den Germanen sein, dass sie die Fehler verziehen haben. Aber einzelne Punkte, nennen wir sie ruhig Vorurteile, leben weiter und machen vieles schwerer, was eigentlich einfach sein könnte. Machen es im Übrigen auf beiden Seiten schwer. Nehmen wir einfach mal ein Beispiel aus dem Alltag, ja, ich weiss, ich schweife wieder ab, aber ich denke, es beschreibt vielleicht ganz gut die Grundproblematik. Bei den Römern gelten die Germanen nicht selten als trinksüchtige, dreckige und ungepflegte Barbaren. Dabei waren es eben genau diese trinksüchtigen, was ich im Übrigen nur bis zu einem gewissen Grad bestreiten würde, Barbaren, die den Römern den Kamm und die Seife gebracht haben. Reinlichkeit wird bei den Germanen sehr groß geschrieben. Die Haarpracht ist ein Statussymbol. Wer kurze Haare hat, der gilt als Unfreier oder maximal Halbfreier. Wer eine Straftat begeht und dafür mit dem Tode bestraft wird, dem werden als erstes die Haare bis auf die Kopfhaut geschoren, um zu zeigen, dass er es nicht mehr würdig ist als Edelmann oder Frau angesehen zu werden.
    Du siehst, es gibt einfache Dinge, womit man Vorurteile aus der Welt schaffen kann und man könnte sie jedem Römer unter die Nase reiben und doch würden sich immer wieder welche finden, die noch der gleichen Meinung wie vorher wären. Und wenn diese nur über genügend Einfluß verfügen und es lange genug und laut genug in die Welt hinausschallen lassen, werden es bald wieder mehr und mehr Römer behaupten: Germanen sind nur dreckige, trinksüchtige Barbaren!


    Sie trank einen Schluck.


    Und nach dem selben Prinzip geht es auch in Germanien. Überzeuge 100, überzeuge 1000, aber wenn Du einen einflußreichen Rich hast, der auch noch zu reden weiss, der, sei es nun mit Wahrheit oder Lüge, mit List und Tücke oder mit ehrlicher eigener Überzeugung diese davon überzeugen kann, dass die Römer ein Schandfleck sind, eine Bedrohung der Germanen, egal wo sie leben, eine Geißel Germaniens, dann wird er, je nachdem, wie intensiv er es propagiert und womit er es rüberbringen kann, ganz schnell erst einen, dann zwei, dann zehn, dann fünfzig und bald wieder alle hundert auf seiner Seite haben. Ein paar wenige werden vielleicht weiterhin die neue Meinung vertreten, dass die Römer eben nicht die Geißel Germaniens sind, aber wenn sie nicht den nötigen Einfluß und die nötige Überzeugungskraft haben, dann wird man nicht auf sie hören.
    Das haben Römer und Germanen übrigens gemeinsam.


    Um weiter auf den Alltag zurück zu kommen, gehe ich auf Deine Gegenargumentation zum Thema Land und Heiligtum ein. Es ist richtig und vielleicht habe ich mich da falsch ausgedrückt, dass nicht alles als heilig angesehen wird. Auch die Germanen holzen und betreiben Landwirtschaft und Viehzucht. Doch alles in einem anderen Rahmen. Auch lernen die Germanen, wie jedes andere Volk. Vielleicht nur in andere Richtungen und/oder in anderer Geschwindigkeit. Manche Dinge gehen schneller, andere langsamer. Was ist da der Vorteil von Rom. Er ist ganz einfach: Rom expandiert immer weiter und eignet sich, wie Du schon sagtest, die für sich besten Dinge der Eroberten und mit sich vermischten Völker an und kommt so zu einem immer größer werdenden technischen Fortschritt. Die Germanen haben dies bei weitem nicht so exzessiv getätigt, wie es das Imperium tat. Auch sie expandierten, vermischten sich, tauschten sich aus, lernten voneinander, aber unter anderen Voraussetzungen als es Rom möglich war. Und auch unter anderen grundsätzlichen Voraussetzungen, denn Germanen streben nicht unbedingt nach mehr Land als es ihnen nötig ist. Zumindest zeugt die Geschichte weitestgehend davon. Rom jedoch, so könnte man zumindest den Eindruck haben, nimmt alles, was es kriegen kann.


    Dadurch alleine sind die Germanen in der technischen Entwicklung den Römern unterlegen, da sie nicht auf das Wissen der vielen Völker zurückgreifen können, wie sie. Aber prinzipiell gesehen brauchen und wollen sie das auch gar nicht. Sie entwickeln sich trotzdem vorwärts. Langsamer vielleicht, aber sie tun es und sind zufrieden damit. Sicher, bekommen sie das Wissen zu etwas, dass ihr Leben ein wenig erleichtert, dann nehmen sie es nicht ungerne, aber sie fragen oder fordern nicht danach und sie sind in der Regel immer gerne bereit im Austausch etwas anderes zu geben.
    Hast Du schon einmal gesehen, wie ein germanisches Dorf, und damit meine ich eines, welches in Libera liegt, lebt und arbeitet? Vielleicht solltest Du es Dir einmal ansehen. Es gibt viele Freunde Roms dort, die es Dir sicher ermöglichen würden und die noch weitestgehend den germanischen Weg gehen, mit wenigen römischen Einschränkungen. Oder sprich mit meinem Großcousin Ancius, der erst vor kurzem ins Imperium kam. Er könnte Dir viel mehr über den Alltag, das Denken und alles andere erzählen, als ich es kann.


    Sie nahm noch einen Schluck und stellte fest, das der Becher nun leer war. Vielleicht ein Zeichen die Diskussion zu beenden, aber es gab noch etwas, auf das sie eingehen wollte.


    Du argumentierst viel und vieles klingt logisch oder zumindest überdenkenswert, aber Du argumentierst als Senator, als hochgedienter Römer, als ein gelehrter Mann. All dies, mit anderen Bezeichnungen und anderen Voraussetzungen gibt es auf beiden Seiten des Limes. Auch die Germanen haben Gelehrte, auch sie haben hochgediente Männer und Männer die einen Status erreicht haben, der dem eines Senators gleich kommt, wenn auch völlig andere Voraussetzungen und Hintergründe da sind. Aber ist dies die Mehrheit auf beiden Seiten? Nein! Beide haben eine kleine Schicht solcher Leute, eine weitere kleine Schicht, die man als ähnlich, nun nennen wir es gebildet, auch wenn mir das Wort in dem Zusammenhang widerstrebt, da es auch andere gebildete Menschen gibt, aber mir fällt momentan kein Äquivalent dazu ein, bezeichnen kann und eine große Schicht, die ich nun der Einfachheit halber als das einfache Volk bezeichnen will. Frage einen Römer aus dem einfachen Volk, was er von den Germanen hält und Du wirst Dinge hören, die typisch sind: wilde Barbaren aus dem Norden, unzivilisiert, laufen in Fellen rum und waschen sich nie. Betrinken sich meistens und liegen faul rum und wenn sie kämpfen, was sie gerne tun, dann tun sie das völlig nackt und in barbarischem Geschrei.
    Nun frage einen Germanen aus dem einfachen Volk, was er von den Römern weiss und er wird sagen: Das sind die, die unser Land nehmen und unser Volk unterjochen, die immer mehr wollen, immer gieriger sind. Die die ständig Bernstein suchen, sich mit irgendwelchem Zeug schminken und einparfümieren, bei denen es so doll in den Städten stinkt, dass man das Gefühl hat, dass man nicht mehr atmen kann und die ihre Götter in Steintempel einsperren, weil sie sonst Angst haben, dass sie ihnen fortlaufen.
    Und Du würdest von beiden Seiten die Bilder bekommen, die irgendwer einmal erzählt hat und die sich nur zu gerne in den Köpfen festsetzt. Und das, bei allen Problemen die Römer und Germanen miteinander haben, zusätzlich der Tatsache, die das vorhin schon angesprochene Propagieren betrifft und die Tatsache, das negative Ereignisse sich immer tiefer und besser festsetzen im Kopf, sind die eigentlichen Probleme. Und ich glaube, man kann es in einem Wort zusammenfassen: Informationspolitik!


    Jetzt endlich war sie fertig und war gespannt auf seine Reaktion und seine Argumente.

  • Macer hörte schweigend zu und nickte langsam mit dem Kopf, als die Magistra widergab, was Tacitus niedergeschrieben hatte.


    "Nein, darüber was Tacitus schreibt brauchen wir wirklich nicht weiter zu reden. Der Mann wird wohl in den meisten Punkten Recht haben, da scheinen wir uns einig zu sein. Aber genau das bestätigt ja auch, was ich eben sagte und was Du versuchst in Zweifel zu ziehen: eine schriftliche Überlieferung ist immer gut, um möglichst nahe an der Wirklichkeit zu bleiben, auch wenn man sich von den konkreten Ereignissen entfernt. Was Tacitus aufgeschrieben hat, wir genau so weiter gegeben werden, denn jeder Kopist, der eine Veränderung vornimmt, sei es aus Versehen, aus Faulheit oder aus Boshaftigkeit, wird damit rechnen müssen, dass man seine Kopie mit der Vorlage vergleicht und dannw egwerfen wird, weil sie falsch ist. Das ist ein Anspruch, den die mündliche Weitergabe von Nachrichten nie erheben kann. Und so wie wir uns bei Tacitus einig sind, dass er das meiste richtig erkannt und beschrieben hat und sowohl positive als auch negative Seiten der Germanen zutreffend beschreibt, so gestehe ich auch Caesar zu, dass er die historischen Ereignisse weitgehend fehlerfrei wiedergibt. Nein, ich kann natürlich nicht ausschließen, dass er absichtlich oder unabsichtlich Ereignisse anders beschrieben hat, als sie ein Germane beschreiben würde oder als sie sich tatsächlich zugetragen haben. Aber ich vertraue ihm einfach, so wie Du den Germanen vertraust."


    Man würde über diesen Punkt wohl noch endlos reden können, aber Macer wollte es dabei belassen und kam lieber zum nächsten.


    "Dass die Germanen technisch nicht so weit entwickelt sind wie wir scheint mir auch eine Tatsache zu sein. Und ob sie mit dem was sie haben und können vielleicht zufrieden sind kannst Du besser beurteilen als ich. Aber ich bleibe dabei, dass ich dies nicht als Erklärung oder Rechtfertigung für irgend etwas ansehen kann. Ja, Rom geht hinaus in diese Welt, nicht weil es sie braucht, sondern weil sie da ist. Jedes andere Volk kann es genauso tun - und wenn es nicht will, nun gut, dann macht es das eben nicht. Ich mache es niemandem zum Vorwurf, nicht neugierig zu sein. Aber wer selber nicht irgendwo hin geht, der braucht sich dann eben nicht zu wundern, wenn andere zu ihm kommen. Über einen Fluss, über den die Germanen schon eine Brücke gebaut haben, werden die Römer keine zweite bauen. Aber wenn ihr es nicht tut, dann tun wir es eben. Was spielt es da für eine Rolle, ob ihr es nicht konntet oder nicht wolltet?"


    Macer machte bei dieser Frage einen durchaus verständnislosen Eindruck. Er hatte sie im laufe des Gespräches schon mehrfach in dieser oder ähnlicher Form gestellt und nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten.


    "Was die politischen System angeht sehe ich weniger Unterschiede, als Du. Du sagtest selber, dass bei den Germanen nicht nur der angesehen ist, der im Kampf zu überzeugen weiss, sondern der auch gut mit seinen Leuten reden kann. Und dass lage Reden bei euch Tradition zu haben scheinen, nun das sehe ich ja auch gerade.
    In Rom ist das nicht anders, höchstens größer, weil Rom größer ist. Es macht einen Unterschied, ob Du vor 1.000 oder 10.000 oder 100.000 Leuten sprichst. Ob es bei den Germanen auch Korruption und Ämterkauf gibt, kann ich nicht beurteilen, doch würde ich es in einem Staat, in dem hohe Ämter es mit sich bringen, viel Geld ausgeben zu müssen nicht einmal für grundsätzlich falsch halten, wenn man schon vorher zeigt, dass man auch bereit ist, Geld auszugeben. Aber ich denke kaum, dass die Unterschiede in den Systemen einer der wichtigsten Gründe sind, warum die Germanen unsere Wachtürme niederbrennen. Ich sagte ja schon, dass das römische Reich Strukturen anbietet, aber nicht aufzwingt. Würden germanische Siedlungen sich entschießen, Teil des römsichen Reiches werden zu wollen, so würden sie weiterhin so geführt werden können, wie es die Einwohner für richtig halten. Die römische Verwaltung mag komplexer sein als das germanische System einzelner Stämme, die völlig unabhängig voneinander sind, aber dadurch ist es auch offen und bietet Platz für jedermann. Aber das scheinen die Germanen ja gar nicht hören zu wollen.


    Ich könnte das jetzt meinerseits zu den Vorurteilen zählen, die die Germanen über uns verbreiten, aber Du sagst ja selbst schon, dass es genauso schwer sein wird, den Germanen Vorurteile über Römer auszutreiben wie umgekehrt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir hier - zumindest was die Römer angeht - durchaus unterscheiden müssen. Für das, was hier an der Grenze passiert, ist nicht entscheidend, was ein Römer in Rom, in Hispania oder in Syria über Germanen denkt und ob er Vorurteile hat. Was hier passiert, wird hier entschieden. Und die Römer, die hier leben, wissen in der Tat um einiges besser über die Germanen Bescheid, als Römer woanders. Sie entscheiden nicht aufgrund von Vorurteilen, sondern sie können sich aus dem Alltag vor ihrer Haustür, aus den erfreulichen oder eben weniger erfreulichen Begegnungen mit den Germanen direkt ein Urteil bilden. Sie brauchen keine Geschichtsbücher zur Hand nehmen, um in vergangenen Ereignissen nach Fehlern zu suchen und jemanden zu ihrem Feind zu erklären. Sie brauchen das nicht und sie wollen das auch gar nicht.


    Dass es Ereignisse gibt, die ein Volk nicht vergisst und die man nicht verzeihen kann und will ist mir schon klar. Es ist durchaus bequem, ein Feindbild zu haben und immer wieder ein bestimmtes Ereignis hervorholen zu können, um einen Krieg zu erklären. Wahrscheinlich sehen das die Germanen nicht anders. Aber wie ich schon sagte, sind das die Angelegenheiten der Feldherren, der wenigen großen Männer, die ein Volk oder eine Armee leiten und die die großen Ziele setzen. Und es gibt, das sollten auch die Germanen inzwischen mitbekommen haben, nicht das große Ziel, das freie Germanien zu vernichten, um Varus zu rächen. Oder irgend etwas in dieser Art. Wir sind hier, weil wir hier leben wollen und wenn es geht, dann wollen wir mit Germanen Handel treiben und nicht ständig unsere Patrouillen durchs Land hetzen müssen, um Überfälle zu verhindern. Du sagst selbst, dass es darauf ankommt, was das Volk denkt und tut und da stimme ich Dir vollkommen zu. Aber das einfache Volk ist es eben auch, dass sieht, wie seine Dörfer überfallen werden. Das einfache Volk ist es, was die Bestattungen der gefallenen Soldaten ausrichtet. Und das einfache Volk ist es, was mich fragt, warum ich nicht meine Legionen in Bewegung setze und die Germanen dafür bestrafe!"


    Und es war wirklich nicht so, dass die Pläne für Strafexpeditionen nicht in den Kastellen liegen würden. Auf alles vorbereitet zu sein gehörte für Macer zu den selbstverständlichen Pflichten der Armee.


    "Informationspolitik ist ein schönes Wort - im Senat würde es dafür Applaus geben, könnte ich mir denken. Und ich halte es auch für den richtigen Ansatz. Doch die Information, die noch immer am besten zu den Menschen kommt ist das, was sie sehen und spüren. Wir können ihnen viel erzählen, über die Geschichte, über die Kulturen, über unser Gespräch oder über irgend etwas anderes. Aber wenn ein römischer Händler nach Germanien geht um dort seine Waren anzubieten und er dort überfallen wird oder wenn ein römischer Bauer seinen Hof verliert, weil die Germanen ihn angezündet haben, dann sind das die Informationen, die sie über Germanen haben und es sie diese Taten, die sie immer noch nicht verstehen. Und selbst wenn sie wüssten, warum die Germanen so etwas tun, wären sie trotzdem zornig und wollten Rache.


    Vielleicht ist es wirklich so, dass unsere Völker zu verschieden sind, um einander zu verstehen. Vielleicht wäre das zu viel verlangt. Aber ein Miteinander muss möglich sein, wenn es beide Seiten als Chance und nicht als Bedrohung sehen. Die Bedrohung ist das Gegeneinander und ihr könnt euch sicher sein, dass Rom lieber ein Germanien mit dem römischen Reich hat als ein Germanien gegen das römische Reich."


    Sim-Off:

    Für die Statistiker:
    Britannia: 14745
    Macer: 7952

  • Venusia folgte dem Vortrag erneut sehr aufmerksam. Hier und dort erschien ein kleines Grinsen ob der Bemerkungen Macers. Als er geendet hatte, dachte sie einen Moment nach und suchte nach den richtigen Worten um das folgende gut beschreiben zu können.


    Ich habe oft von dir das Wort ihr im Bezug auf die Germanen vernommen. Ich frage mich ob ich mich mit ihr auch angesprochen fühlen soll. Sicher ich war Germanin, aber vielleicht solltest du noch eines wissen. Ich hatte das römische Bürgerrecht bereits zu der Zeit als ich noch in Britannien war und das ohne es zu wissen. Somit bin ich schon seit Jahren keine wirkliche Germanin mehr und werde es auch nie wieder sein. Auch wenn ich auf manche hier noch ziemlich germanisch wirke so bin ich es nicht.


    Sie lächelte kurz und fuhr dann fort.


    Der Gang der Römer in die Welt mag ein gutes Recht sein. Das wirklich jedes Volk hat. Es spielt auch keine rolle wir die Brücke über den Rhenus baut. Doch etwas anderes spielt eine Rolle. Und zwar das wie. Damals als man das erste Mal auf die Kimbern und Teutonen traf, fragten sie nach Land. Sie waren sesshafte Leute, die ihr Land verlassen musste, weil es von Naturkatastrophen heimgesucht wurde. Sie wurden weiter geschickt und dann doch angegriffen. So wurde aus einem Zug aus Heimat suchenden Bauern ein Zug von Soldaten. Denn es sollte ja nicht die letzte Schlacht bleiben. Es ist jetzt mal dahingestellt, wer anfing und wer nicht. Das war das eine. Das andere. Wie ist man denn in die Gebiete der Germanen eingezogen? Ich glaube kaum, dass es irgendein Volk in der Welt gerne sieht wenn man mit Legionen vor der Türe steht und sagt: Salve, wir sind hier und hier bleiben wir nun. Die Germanen sehen die Römer als Angreifer und Unterjocher. Angreifer auf Leib, Leben, Religion und Zukunft; Unterjocher ihrer Dörfer, Wälder und Ländereien. Vieles ist in ihren Köpfen geblieben, egal ob so geschehen, ausgeschmückt oder Teile ausgelassen. Das kann nur die Zeit ändern, wenn die Götter meinen, dass es der Weg sein soll. Doch scheinen die Götter, egal ob römische oder germanische einen gemeinsamen Weg uns nicht bescheren zu wollen, vielleicht werden sie es auch nie. Genauso wie du sie nie verstehen wirst, werden sie auch nie verstehen.


    Was haben die Germanen der Libera für einen Nutzen von den Römern? Die Bewohner der Grenzregion betreiben Handel mit den Römern. Sie haben einen Nutzen. Aber es wird kein Handel mit den entfernten Stämmen betrieben. Auch ist mir bisher kein ausgedehnter Kontakt zu ihnen bekannt. Warum soll man ein fremdes Volk, was nur Schaden birgt in seinem Land leben lassen? Dieses Denken werden wir weder in dieser Diskussion noch in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten auslöschen können. So es die Götter wollen, wird es irgendwann einmal so weit sein.


    Schade nur, dass du die Germanen nicht verstehen kannst. Wenn du es noch nicht ein Mal kannst, du, der hier vor Ort ist, dicht an der Grenze zu den Germanen schaltet und waltet, wie soll es jemals Rom verstehen.


    Einen Moment erschien fast ein trauriger Ausdruck in ihrem Gesicht, den sie aber schnell wieder daraus verschwinden ließ. Solch Gefühle hatten hier nichts zu suchen.


    Lasse mich noch etwas zum politischen System sagen.


    Ich sehe dort noch immer mehr Unterschiede als du. Die Germanen, sie sehen die Strukturen hier in der Provinz. Wie gesagt sie sind schlauer als man ihnen zutraut. Sie sehen, dass es hier den einen gibt der immer das Sagen hat. Sogar noch darüber jemanden, der weit fort ist und nie in Erscheinung tritt. Sie sehen, dass es unter dem Einen wieder andere gibt, die es dann wieder an andere weiter geben. Auch hast du Recht mit dem was du sagtest, dass nur der es schafft, der zu überzeugen vermag, die Germanen unter sich zu vereinen und zu führen, aber in den meisten aller Fälle ist das nur von kurzer Dauer, zweckgebunden. Du siehst, das System der Germanen ist doch anders. Die Richs haben das Sagen über ihr Dorf, über ihr Gebiet, aber es ist mit keiner Verwaltung in der Provinz zu vergleichen. Denn nur die Götter stehen über ihnen und niemand anderes. Hier ist der Herrscher weder zweckgebunden noch wird er durch das Volk gewählt oder ernannt. Wo haben hier die Germanen die Möglichkeit gehabt ihre alten Strukturen zu behalten? Die Besucher der Libera sehen nur die römischen, nicht aber ihre heimischen Strukturen. Und eines haben die Germanen gelernt. Glaube nur, was du was du siehst und nicht was die versprochen wird. Und dieses Denken würde ich jedem Volk zugestehen, wenn es die Erfahrungen der Germanen gemacht hätten.


    Du sagtest, dass die Römer hier in der Provinz sich ihr eigenes Bild machen können und die Germanen besser kennen als anderswo. Das trifft unbestritten zu, aber... Hier lauern schon die ersten Missverständnisse. Hier wird nur gesehen was am Limes passiert und was jetzt passiert. Doch was hier und in der Nähe vor langer Zeit passierte, haben die Bewohner vergessen. So scheint es mir zumindest. Ansonsten könnte man die Germanen verstehen. Doch auf der anderen Seite ist es nicht vergessen. Denn immer und immer wieder sehen sie den Limes, die Wachtürme, das was ihr Land abschirmt, sie aussperrt.


    Kannst du dir vorstellen, dass die Germanen einst friedliche Bauern waren und es noch sind so lange man sie in Ruhe lässt. Tust du mir nichts, tue ich dir auch nichts. Sicher, das ist schwer zu glauben angesichts der letzten Jahre, Jahrzehnte. Aber es ist und war wirklich so. Erst der Kampf um ihr Land, ihr Leben machte sie zu Kämpfern. Zu hervorragenden sogar. Weißt du warum die Germanen so gut kämpfen? Es liegt nicht nur am Wunsch nah Walhalla zu kommen oder möglichst barbarisch andere umzubringen. Es ist die Überzeugung. Die Überzeugung ihr Land, ihre Dörfer, ihre Familien verteidigen zu müssen. Dies macht aus jedem Mann einen Kämpfer, der es mit Allem aufnimmt was sich ihm entgegenstellt. Die Legionäre haben diese Überzeugung, diesen Grund nicht. Meist ist das nicht einmal ihre Heimat wo sie nun stehen und Grenzen sichern müssen, das Land Roms verteidigen. Das musst du zugeben.


    Damit sind wir nun beim nächsten Punkt.


    Wenn man hier seine Söhne und seine Männer bestatten lassen muss, weil sie von marodierenden Germanen erschlagen wurden oder sonst wie getötet wurden, so kann ich die Wut derer gut verstehen. Doch warum sollen nun wieder andere ihre Männer auf dem Flede sterben lassen? Sicher wollen die, die ihre Lieben verloren haben die gerechte Strafe für jene, aber sollen nun wieder andere darunter leiden? Meinst du, dass die Familien auf der anderen Seite nicht auch trauern und Vergeltung wünschen? Dies ist ein ewiger Kreislauf, der wohl nie enden wird, wenn nicht irgendwann jemand damit anfängt. Doch wer der Klügere sein wird und dies endlich verstehen wird, ist mehr als fraglich. Bisher hat es noch keiner getan.


    Wie du schon sagst ein Miteinander wird es erst geben, wenn sich beide Seiten verstehen und nicht mehr als Bedrohung ansehen. Doch gestatte mir eine Frage.


    Stelle dir vor, du wärest Germane. Du kannst dir auch vorstellen ein Grieche oder wer auch immer dir beliebt zu sein. Du hättest all das Wissen, was die Germanen, dein Volk, haben ohne das römische. Du wärest immer allein und ungestört gewesen. Hin und wieder passierte es schon, dass ein anderer Stamm vorbeikam und Ärger machte, aber das konntest du gut abwehren. Du hättest dein Haus, deinen Acker, deine Tiere und deine Familie. Nun zieht eine unglaublich große Armee ein. Es baut alle Weile Lager, Castelle und zieht dann wieder weiter, baut wieder und zieht erneut weiter. Du stellst dich ihnen in den Weg, willst ihnen sagen, dass sie gerade über deinen Acker Marschieren, deine Lebensgrundlage. Doch sie verstehen dich nicht, du vertreibst sie mit Gewalt. Doch es sind so viele mehr als du und die Männer deines Dorfes. Sie vernichten dich. Das machen sie nun mit anderen Dörfern ebenso, senden sogar immer neue Soldaten aus um das, nennen wir es, gewonnene Land zu sichern.


    Kann man nicht dann die Denkweise der Germanen um einiges besser verstehen? Denn wären es nicht die Römer gewesen, sondern Griechen oder wer auch immer und sie hätten das gleiche gemacht. Die Germanen hätten nicht anders reagiert. Ich wage es gar zu behaupten, dass sich so etwas kein Volk gefallen lassen würde, aber die Germanen sollen dies nun auf ein Mal?


    Nun sah sie ihn fragend an.

  • Macer dachte einen Moment lang nach und trank einige Schlucken Wein, bevor er antwortete.


    "Um ehrlich zu sein weiss ich auch nicht genau, ob Du dich bei 'ihr' angesprochen fühlen solltest oder nicht. Du bist römische Bürgerin und so wie Du es gerade gesagt hast, scheinst Du das auch gerne und aus Überzeugung zu sein, was mich natürlich freut. Andererseits vertrittst Du in unserem Gespräch hier die Seite der Germanen und das wirklich engagiert und sachkundig, als wärst Du eine von ihnen. Es käme mir komisch vor, wenn wir hier beide nur über 'die Germanen' sprechen würden. Doch wenn es dich stört, kann ich auch auf deine Einbeziehung in die Anrede verzichten."


    Er machte eine Puse und nahm noch einmal einen Schluck Wein.


    "Du sprichst am Anfang wieder davon, dass die Germanen die Römer als Angreifer sahen. Als Angreifer auf Leib, Leben, Religion und Zukunft. Nun, mit einem Angriff auf Leib und Leben kann ich noch etwas anfangen, dieser Begriff sagt mir etwas. Und ich bestreite nicht, dass es im Krieg Tote und Verletzte gibt. Dass wir gekommen sind, um Krieg zu führen, bestreite ich dennoch. Rom geht nicht zu seinen Nachbarn, um sie zu töten!
    Doch lass mich zunächst noch auf die anderen Begriff eingehen. Du sprichst von einem Angriff auf die Religion der Germanen. Wie soll ich das verstehen? Wir kämpfen nicht gegen germanische Götter, wir verbieten sie nicht. Für uns gibt es den Götterhimmel und die Götter, und wenn die Germanen sie anders benennen, dann machen wir das vielleicht nicht nach, aber wir verbieten es auch nicht. Und wenn die Germanen den Göttern auf andere Art und Weise begegnen, dann können wir diesen Riten vielleicht nicht folgen, aber wir verbieten sie nicht. Ich nehme an, Du wirst jetzt wieder auf heilige Haine verweisen, die römische Soldaten und Siedler auf ihrem Weg zerstört haben, und auf die Goden, die den Germanen aus mir immernoch nicht ganz klar gewordenen Gründen angeblich durch uns Römer abhanden gekommen sind und noch auf einiges mehr. Ich glaube Dir, dass diese Punkte den Germanen wichtig sind, aber trotzdem kann ich sie nicht so einfach akzeptieren, um uns als Angreifer gegen die germanische Religion darzustellen. Respektieren die Germanen römische Heiligtümer? Kömmen bei germanischen Überfällen nicht auch römische Priester ums Leben? Wenn ein Römer eine Waffe in den Fluss wirft, um sie einem Gott zu opfern, würde dann nicht vielleicht ein Germane, der sie später dort zufällig findet, sie an sich nehmen? Ist ein Germane in der Lage, einen Meilenstein von einem Weihestein an die Götter einer Wegkreuzung zu unterscheiden und den einen zu verschonen, während er den anderen als Zeichen gegen die römische Zivilisation zerstört? Ich könnte mir zumindest denken, dass auch die Germanen an dieser Stelle Schwierigkeiten haben zu erkennen, dass sie gerade gegen die römische Religion vorgehen - gegen die selben Götter, die auch sie verehren, wenngleich unter anderem Namen und auf andere Weise. Falls also ein Römer etwas tun sollte, was den Germanen als Angriff auf ihre Religion gilt, so tut er das möglicherweise nur aus Unwissen und in den meisten Fällen nicht als bewusstes vorgehen gegen die Religion. Die Götter sind uns heilig, egal wer sie wie benennt und verehrt. Rom geht nicht zu seinen Nachbarn, um die Götter anzugreifen!
    Nach der Religion nennst Du wieder die Zukunft, die die Germanen durch uns bedroht sehen. Und es wird dich nach dem Verlauf der bisherigen Diskussion wohl nicht wundern, dass ich Dir spätestens hier nicht mehr folgen kann. Rom soll Zukunft zerstören? Du bist Dir sicher, dass wir von dem selben Rom sprechen? Dem Rom, das sichere Straßen für schnelleres Reisen baut, das Wasserversorgung auch in trockene Gebiete bringt, das krankmachende Sümpfe austrocknet? Dem Rom, das Bildung fördert, in dem es das geschriebene Wort gibt und ein festgelegges Recht, das für alle gilt und das jeder einklagen darf? Wenn ich uns mit anderen Nachbarn vergleiche, dann halte ich das für sehr fortschrittlich, für einen guten Weg in die Zukunft und nicht für einen Angriff auf selbige. Rom geht zu seinen Nachbarn, um ihnen diese Zukunft zu bringen!


    Genau das ist der Nutzen, den den Römer bringen und nach dem Du fragst. Und wir bringen ihn nicht nur ein paar Stämmen, die dicht vor unserer Grenze wohnen, sondern wir bringen ihn dem ganzen freien Germanien, sofern es nur will. Unsere Händler sind mutig, sehr mutig sogar und wagen sich weit über die Grenzen unseres Reiches hinaus, tief hinein in die Welt unserer Nachbarn. Ich hörte schon einige Berichte von Händlern, die erfreut waren, welche noch so weit entfernten Stämme nach ihren Waren fragten, entweder direkt oder durch die Vermittlung anderer, näher liegender Stämme. Und auch wir profitieren davon, indem wir so an Waren kommen, die weit außerhalb unserer Grenzen liegen. Und davon profitieren wieder die Germanen, die vielleicht von Natur aus nicht in der Lage sind, mit anderen Völkern im friedlichen Miteinander zu leben, denn so ersparen wir uns und ihnen eine Begegnug und teilen mit ihne trotzdem die Vorzüge unserer Länder.
    Deine Frage, weshalb man ein Volk, was nur Schaden bringt, auf seinem Land leben lassen sollte, verstehe ich nicht. Du sagst es in Verbindung mit den weit entfernten Stämmen, die von diesem Land, auf dem wir hier leben, aber doch gar nichts wissen und kennen. Du sagst, das wären die Stämme, die keine Kontakte zu uns pflegen, keinen Handel mit uns treiben. Was geht sie dann an, was wir hier tun? Wenn wir sie nicht auf ihrem Land leben lassen würden, weil wir nicht mit ihnen Handeln können, dann würde man uns das als Angriff auslegen. Aber wenn sie uns hier nicht leben lassen wollen, weil sie keinen Kontakt zu uns haben,d ann soll es ihr gutes Recht sein? Nein, das erscheint mir wirklich nicht logisch. Entweder sie verweigern jeden Kontakt mit uns, dann haben sie auch kein Recht, uns etwas zu sagen, oder sie treten mit uns in Kontakt, dann hören wir ihnen zu. Und wenn das, was sie uns sagen und mit uns aushandeln wollen, nicht zu unserem Schaden ist, dann werden wir es auch annehmen. Und wenn sie feindlich mit uns in Kontakt treten, dann brauchen sie sich über eine feindliche Reaktion nicht zu wundern.


    Aber Du hast wahrscheinlich Recht, dass wir das nicht hier in dieser Diskussion klären können. Ob es die Götter entscheiden werden oder vielmehr die unermüdlichen Menschen auf beiden Seiten, die einfach an ein friedliches Zusammenleben glauben und es jeden Tag praktizieren, sofern es die Anderen zulassen, mag ich nicht zu entscheiden. Die Jahre werden es zeigen, ob das freie Germanien ein Land des Friedens oder ein Land des Krieges ist."


    Er denkt einen Moment nach, ob er es dabei belassen soll, entscheidet sich aber dann, doch noch ein paar Worte zum politischen System zu sagen, dass die Magistra angesprochen hatte.


    "Du sagst, dass die Germanen hier ein anderes System sehen, als ihnen versprochen wurde und als sie von sich aus kennen. Und das sie nur das glauben, was sie sehen. Das gestehe ich ihnen zu, ich tue meistens nichts anderes." Den Kommentar, dass ihm diese Einstellung gerade Germanen gegenüber immer noch recht ratsam erscheint, verkneift er sich. "Doch ich frage mich einerseits, ob sie genau hingeschaut haben und andererseits, ob man das, was die Germanen kennen, dann wirklich als ein 'politisches System' bezeichnen kann. Du sagst, die richs herrschen über ihr Gebiet, nur mit den Göttern über sich und nur an einen Zweck gebunden. Nun, das mag für einen Stamm stimmen. Aber wo ist der Unterschied zu einer römischen Stadt, die sich ihren Stadtrat wählt? Auch diese Leute werden vom Volk bestimmt, amtieren zeitlich begrenzt und haben bestimmte Aufgaben. Gut, sie haben nicht die Götter, sondern beispielsweise mich als Statthalter über sich, aber dass den Germanen das unbekannt vorkommt, liegt ja nur daran, dass sie das ganze Konzept einesn Staatswesens nicht kennen. Sie haben niemanden über den Richs, weil sie kein System über den Stämmen haben. Jeder Stamm scheint mir ein Staat für sich zu sein, ganz ähnlich, wie es die Griechen früher geregelt hatten. Doch wenn ich mit dann wieder den Rich als Herrscher dieses Staates ansehe, der nur die Götter über sich hat, dann schaue ich auf das römische Reich und sehe, dass wir de Kaiser haben, der nur die Götter über sich hat. Wieder kein Unterschied also. Nur ist das römische Reich nun einmal ein klein wenig größer als ein germanischer Stamm, so dass sich mehrere Ebenen ergeben. Aber wenn ich richtig informiert bin, dann machen die Germanen es nicht anders, wenn sie sich verbünden und mit mehreren Stämmen zusammenschließen. Zumindest im militärischen tun sie es ganz sicher, wenn einzelner Anführer verschiedene Teile eines germanischen Heeres kommandierne, alle zusammen unter dem Kommando eines Anführers. Dass sie es im zivilen ebenso tun können, kann ich natürlich nur vermuten.
    Aber um deine konrekte Frage zu beantworten, wo sich die Germanen in unserem System wiederfinden könnten: in den Städten. Es ist mir als Statthalter Rom nämlich ziemlich egal, ob eine Stadt einen Stadtrat mit soundsoviel Mitgliedern in einemg ewissen Zeitabstand wählt oder ob sie einen einzelnen Mann zum Führer der Stadt ernennt, der sich seinen Nachfolger zu einem beliebigen Zeitpunkt aussuchen kann oder ob für jede Aufgabe in der Stadt jeweils dann ein geeigneter Vertreter gefunden wird, wenn es nötig ist. Das ist mir wirklich ziemlich egal. Das einzgie, was mir nicht egal ist ist folgendes: wenn ich in eine Stadt komme, dann will ich jemanden vorfinden, der Verantwortung trägt. Jemanden, der Bescheid weiss. Denn auch ich glaube nicht, was man mir verspricht, sondern nur, was ich sehe. Und ich will sehen, dass es der Stadt gut geht, dass jemand den Überblick hat, dass jemand da ist, der sich um die Probleme kümmert, um die ich mich nicht selber kümmern kann."


    Zum politischen System musste das reichen, denn es gab noch andere Punkte, die Macer wichtig waren.


    "Du sprichst vom Erinnern und Vergessen und von den lange vergangenen Ereignissen. Davon, dass diese Ereignisse aus den friedlichen Germanen starke Kämpfer gemacht hätte und dass sie an die Ereignisse durch den Limes immer erinnert werden würden. Du vergisst dabei die Germanen, die auf unserer Seite des Limes leben, die sich nicht ausgesperrt fühlen, die Teil des Reiches geworden sind. Wenn ich persönlich werden wollte, könnte ich fast sagen, dass Du dich selbst vergisst, wo Du mir doch eben noch dargelegt hast, wie sehr Du dich schon als Römerin und nicht mehr als Germanin fühlst. Ja, ich kann verstehen, dass sich die Germanen unangenehm erinnert fühlen und ich bin mir auch bewusst, dass man leichter vergisst, wenn man sich im Recht sieht, als wenn man sich im Unrecht glaubt. Doch genau das, was die Germanen damit wieder für sich in Anspruch nehmen, ist es auch, was mir die Römer sagen, wenn ich mit ihnen spreche: die Römer - und auch die ehemaligen Germanen, die sich jetzt als Römer fühlen! - sind hier heimisch geworden, sehen sich als friedliche Siedler auf ihrem eigenen Land und sehen scih von den Germanen angegriffen. Und Du sprichst ja auch weiter und meinst, dass es ein ewiger Kreislauf wäre, wenn man immer Rache für Angriffe nehmen wollte und da stimme ich Dir völlig zu. Aber wieso machst Du uns dann eben zum Vorwurf, dass wir die Ereignisse der letzten Jahre und Jahrzehnte vergessen können? Sind es dann nicht viel mehr die Germanen, die auf Rache verzichten und die Chancen eines friedlichen Miteinanders ergreifen sollten? Der Limes, der die Germanen angeblich einengt, ist doch keine Bauwerk der Rache! Wenn rom rächen wollte, würde es keine Türme bauen, die sich kaum einmal selbst verteidigen können! Von überall her höre ich die Klagen, dass die Städte ihre Mauern verstärken wollen, um gegen die Germanen geschützt zu sein. Hört sich das so an, als ob wir diejenigen sind, die nach Rache dürsten und die die Fehde anheizen?


    Und da Du meinst, mir an diesem Punkt mit der Kampfkraft der Germanen drohen zu müssen, die so tapfer und stark sind, weil sie ihr Land verteidigen wollen und die deshalb den Legionen überlegen sind, die diese Motivation nicht haben, muss ich dann doch leider etwas unhöflich werden. Vergiss es! Römische Legionen mögen Schlachten verloren haben, römische Legioenn mögen untergegangen sein. Doch die römische Armee ist und bleibt die stärkste existierende Armee. Eben weil in ihr keine Männer kämpfen, die persönliche Ziele haben und die das Schwert weglegen, wenn der Gegner hinter dem nächsten Hügel verschwunden ist. Ein römischer Legionär ist bereit für den Kampf, wann immer es nötig ist. Das Training der Legionen ist nichts anderes als eine unblutige Schlacht und eine Schlacht für eine Legion nichts anderes als eine blutige Übung!"


    Noch einmal nimmt er einen Schluck Wein, bevor er auch ihre letzte Frage beantwortet.


    "Du fragst, ob sich die Germanen alles gefallen lassen müssen und ich bin ehrlich und antworte Dir mit einem Nein. Natürlich nicht. Doch wenn ich jetzt wieder anfangen würde von der Germanen zu erzählen, die vor langer Zeit aus dem Norden kamen und durch Land zogen, auf dem Römer oder Freunde der Römer lebten und denen man sich auch in den Weg stellte, weil es die Lebengrundlage dieser Leute war, dann wäre das zwar alles das selbe, aber Du würdest es trotzdem anders sehen und wir würden die Diskussion dort wieder aufnehmen, wo wir schon vor einiger Zeit waren.
    Deshalb lass es mich anders sagen: wenn Du zwei Hunde hast und jedem einen Apfel gibst, dann sind zunächst beide glücklich. Der eine wird vielleicht schneller fressen und der andere langsamer. Und vielleicht wird der, der schneller fertig ist dann beginnen, dem anderen dessen Rest streitig zu machen. Und es wird dessen gutes Recht sein, sich das nicht gefallen zu lassen. Aber irgendwann wird der Rest gegessen sein und es macht keinen Sinn, sich länger darum zu streiten. Ist das ein Fehler der Äpfel? Ein Fehler der Hunde? Oder ist es einfach so, dass sich einer nun einmal irgendwann gegen den anderen durchsetzt, auch wenn diesem das nicht gefällt?


    Hat ein einzelner zu beurteilen, ob die römische Wölfin oder der germanische Bär siegt?"


    Sim-Off:

    Wir waren noch nicht fertig. Wir haben nur kurz neue Tasten für unsere abgenutzten Tastaturen gekauft. :D
    (Und ich habe das Gespräch mal aus meinem Büro rausgeholt, damit das nicht auf ewig blockiert ist...)


    Britannia: 6921
    Macer: 11857

  • Nachdem Macer geendet hatte, fragte sie sich ob sie diese Unterhaltung fortführen sollte. Was falsch zu verstehen ging, hatte er auch. Irgendwie schien er sich auch gar nicht mehr so ganz an die Ausgangsfrage zu erinnern. Hatte es überhaupt Sinn oder würde alles andere auch wieder nur falsch verstanden werden? Doch aufgeben wollte sie auch wieder nicht. Vielleicht nutzte es ja was, wenn sie es noch einmal andersherum erklärte. Also versuchte sie sich zu sammeln und begann dann von vorn.


    Zu Beginn unserer Unterhaltung batest du mich, dir einiges zu erklären. Es schien mir so als wolltest du die Denkweise der Germanen erläutert wissen. Du wolltest meine Meinung hören, weil ich ehemals Germanin war und lange Zeit unter ihnen lebte. Warum bist du nun überrascht, dass ich die Geschichte meines ehemaligen Volkes kenne, welches noch immer zum Teil in mir lebt und es immer wird? Würdest du nicht immer das Wissen der Römer in dir tragen wenn du woanders hin müsstest? Warum wunderst du dich, dass mir daran gelegen ist etwas zur Völkerverständigung beizutragen und ich aus diesem Grunde heraus engagiert die Seite der Germanen versuche zu schildern, zu erklären und dar zu legen?


    Sie machte eine Pause und sah ihn ernst an.


    Ich werde noch einmal versuchen dir zu erklären und ich tue es aus germanischer Sicht. Wie sonst soll ich erklären was sie bewegt? Mir scheint ganz so, dass es dir aus deiner römischen Sicht nicht gegeben ist die Denkweise zu verstehen. Aber so wie ich sage so denken die Germanen. Man muss sich in sie hinein versetzen. Erst dann kannst du sie wirklich verstehen. So lange du dir nicht mal die Mühe machst auch nur annähernd ihre Sichtweise für den Moment anzunehmen ist all mein Gerede hier um sonst. Mir ging es früher nicht anders. Meine Eltern sprachen immer davon, dass sich die Römer Land unter den Nagel reißen würden. Ich habe es nicht verstanden bis ich mir mal die Mühe gemacht habe und nach dem warum, dem Sinn für die Römer gesucht habe und es wurde mir eine ganze Menge klarer. Aber so lange es eine gewisse Ignoranz auf römischer Seite gibt wird sich keiner auch nur im Geringsten die Mühe machen und das warum der Germanen verstehen. Sei es unsinnig oder nicht. Für sie hat es einen genauso wie es für die Römer einen Sinn hat hier zu ein. Doch diesen musst du mir nicht erklären. Ich kenne die Beweggründe auf römischer und germanischer Seite. Doch du kennst nur die deinige.


    Aber versuche ich es mal anders, vielleicht diesmal etwas deutlicher mit mehr Beispielen.


    Die Legionen kamen in das Land. Ein Land, das bisher von den Germanen allein bewohnt wurde. Hier waren sie ihr Herr. Auch in diesem Gebiet auf dem sich heute diese Provinz befindet. Sie konnten tun und machen was sie bewegte. Sicher gab es Streitigkeiten zwischen den Stämmen, Zwiste, die gern ausgetragen wurden. Man einigte sich und konnte weiterleben. Nun waren da aber Legionen. Mengen von Menschen. Die Germanen wussten nicht wie sie mit den Legionen umgehen sollten, die da auf einmal ihr Land betraten und es besetzten. Ja, sie besetzten es. Sie fragten nicht, ob die Castelle stören. Die Haine und sonstiges jetzt mal außen vorgelassen. Auch war es egal ob es die Germanen wollten oder nicht. Man setzte sich hin und war nun da. Viele waren so überrascht, dass ihnen nicht die Idee kam sich zu wehren oder zu kämpfen. Man breitete sich aus ohne Rücksicht auf Verluste. Dann war da der Rhenus. Man überquerte ihn und auf einmal war da Widerstand. Man wunderte sich lange davor über die anderen Kriege mit den Germanen. Warum kamen sie zu Stande? Ich kann es dir aus der Sicht der Germanen sagen. Man hatte sich das Land einfach genommen und gierte nach mehr. Viele waren bereits zu anderen Stämmen geflüchtet, wurden aufgenommen oder auch nicht und mussten dann weiter ziehen. Doch irgendwann gab es keinen Platz mehr wohin man weichen konnte. Denn da war das nächste Volk. Hier nun kommen wir auch zu einer weiteren Erklärung warum die Stämme, sie so weit vom Rhenus entfernt wohnen die Römer nicht mögen. Sie haben nicht von irgendwelchen Händlern Schauermär gehört sondern von Flüchtlingen gehört was hier passiert. Also nicht nur Vorurteile sondern Tatsachenberichte drängten zu den Stämmen. Sicher mag hier oder dort übertrieben worden sein, aber der Kern stimmte. Es drängen Scharen von Leuten in unser Land, sie sind bewaffnet, haben Rüstungen an und besetzen alles. Wer sein Land nicht freiwillig gibt, wird angegriffen. Was ist an diesen Meldungen so falsch? So war es doch in Anbetracht der Verständigungsprobleme auf beiden Seiten.


    Du fragst dich jetzt sicher wieder warum die Germanen flüchteten und nicht die tollen Neuerungen der Römer annahmen. Damals sicher aus Angst vor ihnen. Ich sagte bereits, wenn so eine Armee einfach einmarschiert, erweckt das nicht sonderlich viel Vertrauen. Ist es nicht Vertrauen was man braucht um andere von seinen tollen Dingen zu überzeugen?


    Den Rest dazu sparte sie sich. Noch mehr hätte sie hier anführen können.


    Wenn man nun beim Anfang beginnt. So waren es doch die Römer, die die Heiligtümer der Germanen zerstörten und nicht die Germanen, die der Römer. Sicher es wurde auf beiden Seiten zerstört und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Doch wer war zu erst auf fremdem Gebiet? Waren es die Legionen, die ohne auch nur irgendeine Ahnung das Land betraten.


    Nun versuche ich noch einmal das mit der Religion zu erklären.


    In einem will ich dir nicht ganz widersprechen und zwar dass wir alle die gleichen Götter nur mit verschiedenen Namen anrufen. Aber eines gebe ich zu bedenken. Die Götter haben durchaus andere Aufgabengebiete. Der germanische Odin hat nicht die gleichen Aufgaben wie der römische Jupiter. Sie mögen den gleichen Stellenwert haben, aber für andere Dinge zuständig. Auch ruft man sie auf unterschiedlicher Weise an. Ein Germane würde nie auf die Idee kommen seinem Gott einen Tempel zu bauen. Doch die Römer tun dies. Es müssen die schönsten und besten sein und dann hat nur ein Gott darin Platz. Wehe dem man will einen zweiten darin unterbringen. Das gibt es bei den Germanen nicht. Auch haben sie eine ganz anderen Glauben und eine ganz andere Geschichte. Das Ragnarök, die Götterdämmerung, der Krieg der Wanen und Asen. Das alles sagt dir nichts. Doch ich kenne nicht nur den germanischen Glauben, ich kenne auch einen großen Teil der römischen Götter und benenne sie hier auch römisch und gehe nicht dahin und nenne einfach jemanden Odin. Wo bitte ehren die Römer auch den germanischen Glauben und die Götter wenn sie sich noch nicht einmal die Mühe machen sie zu lernen? Es wird nur der römische Glauben geehrt. Ich habe noch keinen Römer gesehen wie er gemeinsam mit einem Germanen ein germanisches Fest gefeiert hat, aber ich sehe hier viele ehemalige Germanen, die mit den Römern gemeinsam die römischen Feste feiern. Erkläre mir bitte wo da die Ehrung ist?


    Nun sah Venusia ihn verständnislos an.


    Sicher die Römer greifen nicht die Götter an, aber ehren sie sie doch nur unter ihrem Namen oder hast du schon einmal Thor, Freyja oder Odin angerufen. Ich gehe davon aus, dass du dies noch nicht getan hast. Da die Römer sich noch nicht einmal die Mühe machen weder Name noch Aufgabe der germanischen Götter oder die germanische Sprache zu erlernen, zerstören sie die germanische Kultur und damit die Zukunft. Wie soll denn das alte Wissen weitergegeben werden wenn alles nur noch ins römische übertragen wird?
    Noch eines möchte ich anführen. Ich frage mich ob es einem Römer nicht peinlich ist für Verhandlungen mit Germanen einen Dolmetscher zu brauchen oder gar darauf hoffen müssen, dass der Germane mit dem sie sich unterhalten wollen Latein kann.


    Merkst du nun, dass ich von dem Rom spreche, das sichere Straßen baut, das Wasserversorgung auch in trockene Gebiete bringt und das auch krankmachende Sümpfe austrocknet. Dieses Rom, was du die ganze Zeit schön redest, ist nicht so zukunftsbringend wie du meinst. Doch da du das Leben der Germanen nicht verstehst, wirst du diese Argumente auch nicht verstehen. Ich lade dich gern dazu ein mit mir einmal in die Libera zu gehen und eine Woche nur unter den Germanen zu leben. Wir werden sicher ein Dorf finden, was uns aufnimmt.


    Hieran schließt sich nun meine nächste Frage an. Warum ist ein Sumpf krankmachend? Weil er einem hinterrücks eine Falle stellen kann? Nenne mir bitte den Grund, er interessiert mich wirklich sehr. Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, erkennt man vieles auch die Gefahren, die die Natur zu bieten hat. Aber manchmal scheint es mir, dass die Römer nur mit verschlossenen Augen den Gang in fremde Länder und andere Natur wagen und sich dann wundern, wenn die Natur sich rächt.


    Den wirklichen Nutzen sehe ich noch immer nicht. Sicher ich verstehe deine Argumentation, aber ich bin jung, ich bin mit der ganzen Situation aufgewachsen und in Britannien hatten wir auch viel mit den Römern zu tun, aber in meiner alten Heimat, haben wir keine Römer zu Gesicht bekommen. Zumindest ich nicht.


    Was mich doch sehr wundert ist deine Meinung, dass es in der Natur der Germanen liegt nicht friedlich mit anderen Völkern zu leben. Machst du das an den Begebenheiten mit den Germanen fest, die die Römer bisher mit ihnen hatten? Sind nicht die Stämme Beweis genug, die friedlich mit den Römern leben, dass sie es doch können? Nicht alle Stämme sind den Römern feindlich gegenüber gesinnt, viele sind ihnen eher neutral gegenüber. Werden sie in Ruhe gelassen, so lassen sie auch in Ruhe. Doch wurden sie nicht immer in Ruhe gelassen und ich kann auch gern wieder die Kimbern und Teutonen anführen, die friedlich kamen und nach Land fragten und es auf hinterlistigste Art und Weise nicht bekamen. War es nicht gar so, dass sie mehr als nur das eine Mal die Möglichkeit hatten Rom zu erobern als sie nutzten? Spricht das nicht dafür, dass Germanen doch eher friedlich sind und sich nur wehren?


    Venusia machte eine lange Pause um ihren Worten die richtige Wirkung verleihen zu können. Aber ob sie es taten, das wusste sie nicht.


    Ja, es ist ihr gutes Recht die Römer nicht auf dem Land der Germanen leben zu lassen und sie von diesem vertreiben zu wollen. Denn wer bewohnte dieses Gebiet zu erst? Wer bewirtschaftete es? Es waren nicht die Römer. Es waren die Germanen. Einige die sicher mit den Römern hier in Frieden leben, aber auch andere, die geflohen sind, die Zuflucht bei den anderen Stämmen gesucht haben. Wie vorhin schon gesagt. Auch die weit entfernten Stämme wissen was hier geschah und was noch immer geschieht. Warum wollen sie keinen Handel mit den Römern treiben oder vermeiden ganz und gar den Kontakt mit ihnen? Die Antwort ist einfach und für einen Germanen sehr logisch. Sie wollen nicht, was die Römer bringen, eine Besatzungsmacht. Die Länder wurden nicht friedlich genommen. Dann sagst du wieder, sie können gern mit den Römern verhandeln so lange es nicht zu ihrem Schaden ist. Gut, aber was ist denn nicht zu deren Schaden? Bittet man um Land, so ist es zu deren Schaden. Bittet man darum sein Land in Ruhe zu lassen, so sollen Bündnisse geschlossen werden, ist man zu diesen nicht bereit, ist man ein Feind Roms. Da sie weder das eine noch das andere wollen. Weder in einem Land leben, das von den Römern besetzt wurde noch sein Land den Römern geben, will man erst gar nicht mit ihnen in Kontakt treten. Es sei denn, man kann dazu beitragen sie zu vertreiben. Denn darin sind sich die meisten Stämme einig. Die Römer irgendwann vertreiben zu können. Wie wir gesehen haben, lernen die Germanen, greifen geordnet an, halten ihre Schlachtreihen, handeln sehr überlegt und schaffen es somit der römischen Armee ungeheuren Schaden zuzufügen und auch einigen Schrecken oder etwa nicht?


    Erneut machte sie eine Pause. Sie spielte auf die letzte Begegnung an, die ja nur durch das ungeheure Glück gewonnen wurde, dass ein befreundeter Stamm half.


    Mit dem politischen System hast du mich nicht ganz richtig verstanden. Die Richs sind so etwas wie ein Bürgermeister. Sie herrschen über das Dorf und das Gebiet dazu. Sie haben nur die Götter über sich und einen Goden, der ihnen mit Rat zur Seite steht. Das was du meinst ist der Kuningas. Er herrscht nur für einen bestimmten Zweck über mehrere. So wie Modorok die Befehlsgewalt über die germanischen Kämpfer hatte. Ist diese Zweck vorbei, so wird diese Befehlsgewalt aufgelöst und er muss sich diese wieder neu erkämpfen. Jetzt nicht im Sinne von schlagen sondern von motivieren, begeistern, für seine Sache gewinnen. Und dieses ist doch unterschiedlich zum römischen System.


    Auch wenn es so nicht ausschauen mag, die Germanen haben ein System, das man durchaus politisch nennen kann. Aber sehen es die Römer nur nicht so, weil es so viel anders ist als ihres? Ist Rom vielleicht doch nicht so offen, wie es immer tut?


    Venusia wusste nicht, ob sie dies hätte so ausdrücken sollen, aber nun war es raus und sie musste sehen, wie Macer darauf reagieren würde.


    Gehen wir nun einmal davon aus, dass die Germanen in einer Stadt leben und dir ist egal wie der Anführer dieser Stadt erwählt wird. Es ist also immer jemand da, der sich kümmert und Bescheid weiß, aber ist es dir denn auch egal, wenn diese Stadt macht was sie will? Oder würdest du nicht als Statthalter wollen, dass sie sich an gewisse von dir gegebene Spielregeln halten? Stelle dir einmal das römische Reich mit den Strukturen der Germanen vor? Meinst du nicht auch, dass dann dieses so große Reich zusammenbrechen würde? Die Germanen sind ein Volk der vielen einzelnen Stämme und einfacher Strukturen. Strukturen, die aber funktionieren. Doch diese Strukturen versteht man nur, wenn man sie kennt und gelebt hat.


    Für den nächsten Punkt musste sie sich sehr zusammen nehmen damit sie ihre bisherige Ruhe behielt und nicht all zu emotional wurde. Denn vergessen hatte sie sich nicht und tat es auch jetzt nicht.


    Ich kann dich beruhigen, dass ich mich nicht vergesse. Ich bin mir meinen Wurzeln bewusst und beginne wieder zu ihnen zu stehen. Des Weiteren bin ich aber auch Römerin und das sogar zu Zeiten als ich mich noch als Germanin sah. Wie ich vorhin bereits sagte, ich erkläre diese eine Seite wie ich sie lange Zeit erlebt habe ohne, dass es irgendeiner Wertung von mir unterliegt.


    Die Römer halten sich für so viel klüger und schlauer als die Germanen. Warum müssen aber nun die Germanen wieder den ersten Schritt machen und nicht die Römer, die es ja aufgrund ihrer Klugheit besser wissen müssten? Auch hier schiebt der eine dem anderen die Schuld zu und sagt, erst muss der aufhören damit ich aufhöre und das funktioniert nicht. Aber der Weg bis die richtigen das begreifen ist lang und wird lange dauern.


    Aber nun zu den Armeen. Die stärkste Armee mag die römische sein und sie mögen nicht aus Eigennutz kämpfen. Aber lieber Legat, ich will mit keiner Armee drohen. Ich will nur erklären und ich bin verwundert, dass du dies von einer Frau wie mir als Drohung empfindest? Oder kommt dort der verletzte Stolz eines römischen Legionärs hervor? Denn wie soll ich hier mit einem germanischen Heer und seiner Kampfkraft drohen? Wo habe ich dies bitte gesagt. Ich habe nur die unterschiedlichen Motivationen versucht herauszustellen.


    Aber du bringst einen interessanten Punkt auf den Plan. Du wirfst den Germanen vor, dass sie ihre Schwerter niederlegen sobald der Feind vertrieben ist. Mag das nicht doch damit zusammen hängen, dass die Germanen ein Volk von Bauern sind und nur das verteidigen was ihnen lieb, heilig und teuer ist? Das sie doch gar nicht das Kriegervolk sind für das sie immer gehalten werden? Doch ich meine zu wissen was du jetzt hierauf begegnen wirst. Tacitus hat es ja gut beschrieben. Sie sind faul und halten es nicht für nötig. Doch ich sehe das anders und ich kenne das auch anders. Dies jedoch wird dich nicht interessieren.


    Venusia sah ihren leeren Becher an und dachte nach. Das Beispiel war interessant, in einigen Fällen sicher treffend, aber eine Verallgemeinerung, die nicht auf die Probleme der Germanen mit den Römern passte.


    Dein Beispiel ist gut und interessant. Doch hat es einen Haken. Was haben die beiden Hunde im gleichen Gebiet zu suchen. Denn wenn jeder sein eigenes hat, so werden sie sich nicht streiten können. Man kommt sich ja nicht ins Gehege.


    Auch möchte ich nicht beurteilen ob die Wölfin oder Bär siegt. Es wird schließlich irgendwann einer der beiden tun und wer das ist, steht in der Zukunft, die keiner von uns kennt.


    Sie lehnte sich zurück und war gespannt was Macer zu ihrem vorgetragenen sagen wird. Es war sicher nicht immer römerfreundlich und nicht selten auch etwas aggressiv gefragt, aber vielleicht würde dieser nun von ihr eingeschlagene Weg einen Nutzen haben und etwas Verständnis finden, was sie jedoch nicht glaubte.



    Sim-Off:

    16890 Zeichen für wejen der Statistik :D

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