"Ich weiß nicht, wie es in Tarraco und Hispania aussieht, aber in Rom scheint sie sich keiner großen Beachtung mehr zu erfreuen", antwortete Arria lächelnd und nickte bedächtig. "Aber hier hat sie sicherlich eine viel größere Bedeutung", fügte sie schnell hinzu.
Auf einem Feld vor Tarraco
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"Sollte sie zumindest haben."
brummte ich, seufzte tief und machte eine theatralische Geste.
"Ich bin ohnehin schockiert, wie wenige sich noch um die Götter scheren. Kaum jemanden sehe ich beim Speisen noch einen Tropfen Wein vergießen und nur wenige kommen in den Tempeln opfern. Ich bin nur erstaunt welchen Zulauf wir hier an Schülern bekommen. Man könnte sogar sagen, ich bin äusserst überrascht und vor Allem erfreut!"
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"Ich wage zu behaupten, dass viele nicht wegen der Götter dem Cultus Deorum beitreten. Zumindest mutmaßte das Imperiosus."
Kurz schwieg Arria, dann brachte sie etwas anderes zur Sprache.
"Weißt du, was Vater für mich hat machen lassen?"
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"Ja, ich schätze da hat er auch Recht. Der Cultus Deorum ist besonders ehrenvoll, so sehe ich es zumindest. Und das nutzt so mancher wahrscheinlich aus um seinen Ruf zu steigern und vielleicht noch extra zu prahlen, wenn er in den Cursus Honorum geht. Sicher spricht nichts dagegen, wenn man beides vereint, doch.. Na ich denke du verstehst was ich meine."
Ich schloss und sah sie fragend an.
"Was denn?"
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"Und daneben gibt es gute Aufstiegschancen und keine schlechte Bezahlung", fügte Arria hinzu und lächelte dann erfreut. "Er hat ein Mosaik von Ceres im Balneum anbringen lassen", strahlte sie.
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Ich sah sie überrascht an.
"Dein Vater war der Praefectus Vehiculorum, nicht?"
versuchte ich mich zu erinnern, denn ich war der Meinung dass ich ihn schon einmal kennengelernt hatte und sicher war er es gewesen. Doch, mittlerweile bedurfte es nicht einmal einer Antwort, denn ich war mir absolut sicher.
"Wer ist denn eigentlich der Patron eurer gens?"
Ich entsann mich bei der Tiberia an Minerva und hier in der Matinia war es Fortuna.
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Arria lächelte und nickte leicht, doch bis sie das getan hatte, schien Helena schon sicher zu sein mit ihren Worten. Doch ihre Frage brachte die junge Frau etwas in Verlegenheit.
"Ich weiß es nicht so genau. Meine Mutter war Priesterin der Ceres... Aber sonst... Ich habe ehrlich gesagt nie danach gefragt, weil ich mich stets eigentlich nur für Ceres interessiert habe", antwortete sie schließlich. "Für mich ist sie meine Patronin."
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"Das ist eine Antwort, die mir gefällt! Ceres kann stolz auf so eine Priesterin wie dich sein."
zwinkerte ich, auch wenn ich ein wenig erstaunt war, dass ich die Patronin der gens nicht erfragen konnte. Aber es hatte auch nicht jede gens einen speziellen Patron.
"Sag, wenn du mit deiner Ausbildung fertig bist... Bleibst du in Tarraco oder gehst du nach Rom?"
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Arria lächelte Helena unsicher an und zuckte dann mit den Schultern. "Das kommt auf Imperiosus an. Ich werde ihm folgen, wenn ihc erst einmal seine Frau bin", antwortete sie. "Mir gefällt Tarraco um einiges besser als Rom, aber wo Imperiosus ist, da will auch ich sein."
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"Ja, das kann ich verstehen. Ich wollte damals gerne in Rom sein, Maximus in Hispania. Aber letztlich bin ich ihm gefolgt und bin dann hier gelandet - wofür ich sehr dankbar bin, denn im Nachhinein finde ich die Ruhe doch besser als den ganzen Trubel, auch wenn ich damals was anderes gesagt habe."
Ich nickte leicht.
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"Ja, das ist es auch, was mich an Rom stört. Es ist so... hektisch und arbeitsam, man kann nie mal wirklich zur Ruhe kommen und entspannen", antwortete Arria und lächelte leicht. "Aber ich denke, dass ich mich oft genug nach Ostia zurückziehen werde können, um Rom zu entfliehen. Zumindest hoffe ich das."
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"Nun, in Rom ist es ohnehin lebensgefährlich. Die ganzen Leute die dort mit den beschlagenen Sandalen herumlaufen... Selten kommt man ohne blutige Füße aus der Menge. Ich mag keine Sänften und lasse mich dort auch nur ungern von Lictoren begleiten, aber dort werde ich es wohl wahrnehmen..."
Ich seufzte und nickte..
"Ostia.. Ja, Ostia ist schön."
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"Vor allem das Meer... Und vor allem, weil es mich an Imperiosus erinnert. Wenn ich daran denke, kann ich fast die laue Brise spüren, die damals durch meine Haare geweht ist und wie er dann zu mir kam und sich zu mir setzte", träumte sie vor sich hin.
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"Vielleicht sollten wir dann in einem kleinen Bogen zurückgehen und am Meer entlanglaufen? Was hältst du davon? Vielleicht ist es ein bisschen frisch, aber sicher auch wunderschön!"
Ich lächelte leicht, ich konnte sie verstehen. Metellus und ich hatten uns im Vollrausch kennengelernt... Mehr oder weniger kennengelernt, doch ich hielt den Mund.
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"Das wäre sehr schön! Ich habe mich regelrecht ins Meer verliebt", antwortete Arria und lief weiterhin neben Helena her. Es war wunderbar entspannend hier mit ihr zu plaudern - sowohl über nicht so ernste wie auch über sehr ernste Dinge.
"Es ist so frei und ungebunden, folgt keinem menschlichen Befehl. Und es steckt voller Leben und List. Es ist sanft und doch auch stark und widerspenstig. Einfach wunderbar frei."
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Als sie das Meer beschrieb, schlich mir unvermeidlich ein kalter Schauer über den Rücken. Jedes gesprochene Wort beschrieb es in der Tat und ich sah Arria ein wenig überrascht an.
"Du scheinst das Meer wahrlich zu lieben. Du hast dir schon viele Gedanken darüber gemacht, nicht wahr? So zumindest hören sich deine Worte an. Deine Beschreibung des Meeres gleicht jener einer menschlichen Seele. Auch sie lässt sich nicht befehlen und vereint viele Charaktereigenschaften. Besonders die Freiheit. Manchmal träume ich davon, meine Arme ausbreiten zu können um übers Meer zu fliegen."
meinte ich leise. Ich sprach selten mit jemanden über diese Gedanken, denn die wenigsten interessierten sich dafür.
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Arria verlangsamte ihren Schritt und blieb schließlich ganz stehen. Sie hob den Blick, starrte in den Himmel.
"Fliegen können... Einfach die Flügel ausbreiten, die Seele baumeln lassen, davonfliegen. Ja, das wäre wunderbar", antwortete die junge Frau, ehe sie aufseufzte.
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Ich blieb ebenfalls stehen und beobachtete sie. Als sie sprach wanderte auch mein Blick gen Himmel und verträumt beobachtete ich ein paar der vorüberziehenden Wolken, ehe ich mich an Arria wandte und leise fragte:
"Ich bin so gern an den Klippen, weil ich dort meine Arme ausbreiten kann und vor mir nur das Meer sehe. Dort kann ich loslassen und mich... in der Weite treiben lassen!"
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Arria lächelte sie an und nickte.
"Ich würde mich freuen, öfter solche Spaziergänge und Gespräche mit dir zu machen. Es entspannt ungemein und lässt mich die Probleme, die momentan zu Hause herrschen, vergessen", antwortete Arria und beugte sich zu ihren Sandalen, zog sie aus. Sie lächelte leicht und nahm Helena bei der Hand, nahm sie mit sich zum Wasser. Dort watete sie in das Wasser, das schon fast eisig zu nennen war, aber das war es ihr wert. Zu gerne spürte sie das Wasser, wie es ihre Fesseln umspielte. Helenas Hand hatte sie selbstverständlich vor dem Wasserspiegel losgelassen, damit deren Sachen nicht nass wurden. Ihre eigene Tunika hob sie nun vorsichtshalber auch ein wenig an.
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Ich war überrascht ihre Worte zu hören, doch sie erwärmten mich und als sie meine Hand ergriff und mich mitzog, schob ich das Denken hintenan und führte ihr fröhlich lächelnd.
"Ja, das lässt sich sicher einrichten! Ich finde es auch wirklich schön mit dir unterwegs zu sein, ich hab das Gefühl du verstehst mich deutlich besser als manch andere Frau!"
Doch ich ließ es mir nicht nehmen und striff mir die Sandalen ebenfalls von den Beinen um ihr zu folgen. Meine Tunika hoch ich an, faltete sie am Bauch kurz und schnürte mein Band darüber, sodass die Tunika knapp vor den Knien endete - hier waren wir allein, da war es nicht schlimm.
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