[Rennstall und Zuchtbetrieb] ASILE EQUARIA CLAUDIA

  • Der junge Burolix hatte die Pferde zunächst locker laufen lassen,um sie langsam aufzuwärmen. Die Tiere schnaubten voller Tatendrang und der junge Fahrer hatte vor Aufregung ganz rote Wangen, hatten sich heute doch einige Zuschauer eingefunden, um beim Training zuzusehen. In Kürze würde er beweisen können, daß er auch beim Rennen seinen Mann zu stehen verstand.


    Ursus hatte sich den Zuschauern hinzugesellt. Er wollte sehen, wie der junge Gallier sich so anstellte. Und wartete darauf, daß er das Gespann richtig forderte. Helios machte sich mit seinem Gespann ebenfalls bereit. Er wollte Burolix herausfordern und bedrängen, ihm immer wieder vorführen, mit welchen Schwierigkeiten er es zu tun bekommen würde.

  • Der Termin rückte immer näher. Ursus mußte dringend die Fahrer melden. Doch war er sich mit den Trainern noch nicht ganz einig, deshalb hatte er sich heute auf den Weg gemacht, um dem Training selbst beizuwohnen. Sie würden heute entscheiden, welche Fahrer am Rennen teilnehmen würden. Wenn es sich dann später als Fehlentscheidung herausstellte, dann war es eben so.


    Ursus trat mit den Trainern der Aurata an seiner Seite an die Übungsbahn. Ob sich noch andere Mitglieder der Factio heute hier blicken lassen würden, wußte er nicht. Er hoffte es aber, denn für weitere Meinungen war er durchaus dankbar.


    Die Gespanne fuhren an den Start und warteten eher ungeduldig auf das Startzeichen. Dann preschten die Pferde los! Getrieben von ihren Fahrern, die auch sogleich begannen, sich gegenseitig in Bedrängnis zu bringen. Sie waren alle noch relativ jung und unerfahren. Deshalb war es auch so schwer, eine Entscheidung zu treffen. Ursus nagte unbewußt an seiner Unterlippe, während er den Gespannen aufmerksam mit seinen Blicken folgte.

  • Für Ursus war es eine Überraschung gewesen, daß Septima sich für Wagenrennen interessierte. Und sogar schon die Auratagespanne angefeuert hatte, ohne zu wissen, daß sie einmal mit dem derzeitigen Princeps dieser Factio verheiratet sein würde. Nun hatten sie sich an diesem Tag reichlich Zeit genommen, damit Septima sich den Rennstall, die Pferde und natürlich auch die Fahrer anschauen konnte.


    Corvinus hatte Spiele geplant und auch ein Wagenrennen sollte stattfinden. Ein eher kleines Rennen, da von jeder Factio nur ein Fahrer zugelassen war. Aber sie würden dabei sein. Ursus rechnete sich keine Siegchancen aus. Nicht nach der Blamage des letzten Rennens. Doch er wollte Burolix starten lassen zu diesem Rennen. Er war noch unerfahren und brauchte dringend die Gelegenheit, sich mit starken anderen Fahrern zu messen. Für ihn war es vielleicht ein Glücksfall, daß das Feld so klein sein würde.


    "Was möchtest Du zuerst sehen? Die Ställe? Die Pferde? Oder möchtest Du die Fahrer kennenlernen?", fragte er, während er seiner Frau galant aus der Sänfte half.

  • Wie Ursus es ihr versprochen hatte, nahm er sie an diesem Tag mit zur Factio der Aurata um ihr den Rennstall zu zeigen. Ursus Hand nehmen, ließ sie sich aus der Sänfte helfen und schaute sich zunächst neugierig um. „Mhm, vielleicht gehen wir einfach einmal umher, dann kann ich mir ein Bild vom ganzen Rennstall machen und anschließend stellst du mir die Fahrer vor.“ schlug sie ihrem Gemahl vor und war bereit ihm überall hin zu folgen, solange sie nicht durch Pferdemist oder Matsch gehen mussten.


    „Veranstaltet Corvinus nicht demnächst ein Rennen? Wieviele deiner Fahrer werden mit ihren Gespannen daran teilnehmen?“ erkundigte sie sich fachfraulich bei Ursus während sie zu den Stallungen hinüber gingen, wo die Pferde untergebracht waren. Schnauben und ein kurzes Wiehern war zu hören und Stallsklaven waren dabei sich um die Tiere zu kümmern, sie zu pflegen oder ihnen Fressen zu geben. Septima war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich die Stallungen sehen wollte, doch wenn sie der Aurata helfen wollte, dann sollte sie wohl auch die Pferde einmal gesehen haben und das ging nur im Stall, da Weidefläche innerhalb Roms nicht vorhanden war. Nur kurz dachte sie an ihre Begegnung mit Furianus zurück, wo er ihr ebenfalls ein paar seiner Tiere zeigen wollte. Auf seiner Villa suburbana gab es jede Menge Weidefläche und sie selbst hatte gar keine große Angst vor dem schwarzen Hengst gehabt, wie sie ursprünglich angenommen hatte. Also stellte sie sich mutig darauf ein, gleich mit Ursus den Stall zu betreten und von dem Duft der Pferde sowie dem frischen Stroh und Heu – hoffentlich waren die Boxen bereits frisch eingestreut worden – umfangen zu werden.

  • "Ganz wie Du möchtest", lächelte Ursus und führte seine Frau zunächst einmal über das Gelände. Pferdemist war natürlich an solch einem Ort nicht vollständig zu vermeiden, doch Ursus besaß immerhin so viel Umsicht, gelegentliche Haufen großräumig zu umrunden. "Ja, das ist das nächste Rennen, das ansteht. Marcus läßt pro Factio nur einen Fahrer zu, leider. Aber das bedeutet auch, daß man nicht erst ein Vorrennen überstehen muß, denn junge Fahrer scheitern eben hier schneller als erfahrene. Ich hoffe ja, daß alle Factiones einen Fahrer schicken werden, damit es spannend wird." Siegchancen rechnete Ursus sich nicht aus. Aber Burolix konnte wertvolle Erfahrungen sammeln.

  • Während sie über den Hof gingen, war Ursus so freundlich, vorhandenen Pferdeäpfeln auszuweichen, doch das hielt Septima nicht davon ab, angewidert die Nase zu rümpfen. „Wieso können die Sklaven das da…“ sie deutete mit der Hand auf den Unrat am Boden „… nicht weg machen? Gehört das zu einem Rennstall dazu? Dann überlege ich mir die Mithilfe noch mal.“ Wenn sie hier ab und an mit Ursus erscheinen wollte, dann hatte sie keine Lust ständig auf den Boden starren zu müssen, damit sie mit ihren feinen Schuhen nicht in irgendeine Ausscheidung eines der Pferde treten würde.


    „Sind das nicht ein bisschen wenig Teilnehmer für ein Rennen?“ hakte Septima nach und ging dabei vorsichig weiter neben ihrem Mann her.

  • Ursus lächelte. "Wo Pferde sind, da ist auch Pferdemist. Aber vielleicht beruhigt es Dich, daß einmal am Tag der Mist eingesammelt wird. Es ist guter Dünger, den wir bei den Bauern gegen Futter eintauschen können." Vielleicht sollte er die Knechte anweisen, es in Zukunft etwas früher zu machen, wenn Septima ihren Besuch ankündigte.


    "Im Circus Maximus können bis zu acht Gespanne zusammen fahren. Mehr ist nicht möglich. Aber ich finde es auch eigenartig, daß er nicht wenigstens zwei Fahrer zugelassen hat pro Factio. Spannender würde es die Sache allemal machen. Aber Marcus allein ist derjenige, der das zu entscheiden hat. Es ist seine Veranstaltung und er wird sich schon was dabei gedacht haben." Sechs Gespanne waren aber auch in Ordnung. Hoffentlich machten alle Factiones mit.

  • „Ahhh... Guter Dünger also. Schön für die Bauern, aber lästig hier mitten auf dem Hof. Du kannst mir nicht erzählen, dass ständig alle einen Bogen um diese... diese... Pferdeäpfel da machen.“ erwiderte Septima sichtlich verstimmt und hielt Ausschau nach ein paar Arbeitssklaven oder aber Factio-Anhängern. „Ist überhaupt jemand hier, oder machen alle zugleich Pause?!“


    „Könnte es von Vorteil für deinen Fahrer sein, wenn weniger Teilnehmer beim Rennen dabei sind? Wie wird überhaupt trainiert? Ihr könnt unmöglich den Circus Flaminius zum trainieren benutzen, oder?“ Sie war begierig darauf, mehr zu lernen über diese Art von Sport, genauso wie sie sich dafür interessiert hatte, welcher Art der körperlichen Ertüchtigung Ursus morgens nach ging.

  • Ursus schmunzelte. "Nein, normalerweise macht man einfach einen großen Schritt darüber. Und so viel Mist liegt hier ja auch wieder nicht herum. Die Knechte werden bei der Arbeit sein. Komm, ich zeige Dir die Ställe." Tatsächlich herrschte hier reges Treiben. Pferde wurden geputzt, Boxen gesäubert, und man konnte aufgeregte Stimmen hören, die eifrig diskutierten. Ursus erkannte die Stimmen von Burolix und Patroklos und grinste. So würde Septima diese beiden also auch noch kennenlernen. "Wir haben hier eine kleine Übungsbahn. Aber richtig trainieren kann man nur im Circus. Es finden immer mal wieder Übungsrennen statt, die sind sehr wichtig für das Weiterkommen der Fahrer."

  • Sie betraten den Stall und sofort schlug Septima der typische Geruch nach Pferd, Heu und Schweiß entgegen. Ihre Nase kräuselte sich ein wenig, ehe sie sich an die Mischung aus Gerüchen gewöhnt hatte. Vorsichtig setzte sie einen Fuss vor den anderen, wich den Sklaven und Arbeitern aus, um auch ja niemanden zu behindern oder gar von dem jenigen beschmutzt zu werden. War das wirklich ihre Idee gewesen, Ursus bei der Arbeit mit der Factio zu helfen? Na ja, jetzt war sie hier, jetzt musste sie auch durch.


    „Sind die Felder außerhalb von Rom zu uneben, als dass die Fahrer mit ihren Gespannen dort trainieren könnten?“ Septima hielt ihren Vorschlag für eine gute Idee. „Wie soll ein Fahrer gut werden, wenn er nicht richtig trainieren kann?“ hakte sie noch nach und bekam im Anschluss ebenfalls zwei heftig miteinander redende Stimmen mit. "Titus? Wie alt werden Pferde eigentlich?" fragte sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

  • "Oh, so meinte ich das mit dem richtig trainieren nicht. Die Bahn hier ist im Grunde groß genug. Aber es geht um die Konkurrenz und darum, den echten Rennbedingungen so nah wie möglich zu kommen. Diese Fahrer hier sind alle ausgezeichnete Wagenlenker. Doch die Kunst ist, an der Konkurrenz vorbeizukommen. Da ist eher Taktik und Geschick gefragt." Was bei den Rennen auf der Bahn geschah war ein Kampf. Der Kampf darum, ganz nach vorne zu kommen und die anderen Fahrer hinter sich zu lassen. Dabei ging es oft sehr hart zu.


    Ihre Frage nach dem Alter von Pferden traf Ursus völlig unerwartet. "Ich habe schon von Pferden gehört, die weit über vierzig wurden. Normal ist wohl eher gute dreißig. Die meisten aber werden geschlachtet, wenn sie so alt sind, daß sie nicht mehr richtig arbeiten können. - Warum möchtest Du das wissen?"

  • Da hatte sie die Art des Trainings wohl falsch verstanden. Ursus war so freundlich, ihr zu erklären, worum es bei einem Training ging. „Aber habt ihr nicht genügend Fahrer, als dass sie in unterschiedlichen Farben fahren können und somit den Gegner darstellen? Dann können sie ihr Geschick gegenseitig unter Beweis stellen.“ stellte Septima grinsend fest und hielt auch dies für einen guten Vorschlag.


    Dann erfuhr sie, wie alt Pferde werden konnten und sie schaute ihren Ehemann geschockt an. „Soo alt?“ Das war unfassbar. Septima hatte mit einem Alter von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren gerechnet, was den Senator Flavius Furianus in einem annehmbaren Alter da stehen ließ, doch jetzt war sich geschockt. Das konnte unmöglich sein. Aber vielleicht war sein Pferd noch gar nicht so alt, immerhin war Anubis wesentlich zierlicher wie die Pferde der Factio Aurata, welche Septima in den Ställen zu Gesicht bekam und es würde längst nicht so alt werden, wie Ursus ihr gerade gesagt hatte. Mit einiger Verspätung fiel ihr wieder ein, dass Ursus sie gefragt hatte, wieso sie das wissen wolle. „Ich... überlege, ob ich nicht auf dem Land in Hispania Pferde züchten sollte. Oder vielleicht lieber hier in der Nähe? Du hattest doch gesagt, dass du gute Rennpferde gebrauchen könntest, es aber schwierig ist welche auf dem Markt zu kaufen. Wenn ich also eine Pferdezucht hätte, die gute und schnelle Tiere hervor brächte, dann würde die Aurata über einen eigenen Zulieferer verfügen.“ Lächelnd schaute sie ihren Gatten an. Es war eine absolut spontane Idee, aber je mehr sie darüber redete, um so begeisterter wurde Septima. Zwar war ihr Verhältnis zu den großen Tieren zwiegespalten, da sie gar nicht reiten konnte, aber dafür gäbe es Sklaven und Angestellte und um das Können eines Tieres zu beurteilen, mußte man gewiss nicht auf dessen Rücken sitzen. „Was hälst du von meiner Idee?“ Ihre Augen leuchteten, denn eine eigene Zucht würde eine dauerhafte Aufgabe für sie beinhalten, derer sie sich widmen könnte.

  • Ursus legte den Kopf schief. "Natürlich fahren sie gegeneinander. Aber sie kennen sich eben auch gut. Jeder kennt die Stärken des anderen, weiß, welche Tricks er auf Lager hat. Die Fahrer anderer Factiones aber sind unberechenbar. Gegen sie zu fahren, ist das beste Training. Aber außerhalb der Rennen gibt es kaum Gelegenheit dazu." Das war eins der Hauptprobleme: Die Fahrer wurden im Training nicht genug gefordert.


    Als Septima dann den ungewöhnlichen Vorschlag machte, eine Pferdezucht zu eröffnen, lächelte er. "Du wirst es kaum glauben, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Hispania wäre allerdings sehr weit weg, mir wäre ein Gestüt hier in der Gegend schon lieber. Die Pferdezüchter hier in der Umgebung sind leider alle in den Händen anderer Factiones. Was ich von Deiner Idee halte? Ich finde sie geradezu genial." Er strahlte seine Frau an und konnte es kaum glauben. Vorhin schien sie noch nicht so angetan von dem, was Pferde natürlicherweise ebenfalls mit sich brachten: Pferdeäpfel. Diese waren auch bei der Zucht nicht zu vermeiden. "Natürlich würde ich Dir helfen... Und sicher finden wir zuverlässige Leute, die sich um das Gestüt kümmern."

  • Die Idee einer eigenen Pferdezucht nahm mehr und mehr Gestalt in Septimas Kopf an. Darüber interessierten sie die Trainingsgewohnheiten der Fahrer herzlich wenig. „Mhm, vielleicht sollte ich noch mal eine Einladung von Senator Flavius Furianus ergattern, denn er betreibt eine sehr gute Pferdezucht, allerdings nur für seine Factio oder sehr gute Freunde. Wenn ich ihn noch einmal auf seiner Villa suburbana besuchen könnte, würde ich mir seinen Betrieb mit ganz anderen Augen anschauen. Was meinst du, Titus? Sollte ich noch einmal hinaus fahren?“ Das wäre eine phantastische Gelegenheit, um den Senator noch einmal sehr privat zu besuchen, den Spaß mit dem Sinnvollen zu verbinden und wenn sie Ursus von dieser Idee überzeugt bekam, dann könnte sie sogar zwei Tage dort bleiben?

  • Ursus legte den Kopf schief. Bei der Konkurrenz fragen? Andererseits waren die Flavier gute Freunde. Und Flavius Furianus ohne Frage ein Ehrenmann. "Ich finde die Idee sehr gut. Doch wäre es vielleicht besser, wenn ich Dich begleiten würde." Immerhin waren Geschäfte normalerweise Männersache. Und so ganz allein lassen damit wollte er seine Frau nicht. Wie sah das denn aus? Was würde Furianus von ihm denken? Nein, er wollte nicht wie ein Drückeberger dastehen. "Ich wußte gar nicht, daß Dein Herz derart für Pferde schlägt. Früher besaßen die Aurelier bereits solch eine Zucht, doch sie mußte dann aufgegeben werden. Nunja, wie das Leben so spielt."







  • Es kam wie es kommen mußte. Titus bot sich an, sie zu dem Anwesen des Flaviers zu begleiten. Septima überlegte hin und her, wie sie ihn davon abbringen konnte. „Das wäre ganz wunderbar, wenn du mich begleiten würdest. Allerdings fürchte ich, das dann nur ihr Männer miteinander redet und womöglich sogar, wenn ich nicht mit dabei bin, so dass ich von dem Hintergrund einer Pferdezucht nicht alles erfahren würden und erst recht nicht lernen könnte. Titus…“ nun schaute Septima ihren Mann eindringlich an. „Ich möchte eine Aufgabe, derer ich mich vollständig widmen kann und wenn es nun nicht die Politik sein kein, weil ich eine Frau bin, so doch wenigstens eine Pferdezucht. Schau dir Decima Seiana an. Sie besitzt inzwischen schon drei Betriebe und kommt sehr gut alleine zu Recht. Bitte, lass mich lieber alleine fahren, so kann mir Furianus nicht groß ausweichen und muß sein Wissen mit mir, hörst du, mit MIR, teilen. Würdest du das für mich tun?“ Sie schaute herzerweichend in die braunen Augen ihres Mannes und es war noch nicht einmal eine Lüge. Gerne hätte Septima eine Beschäftigung, die ihr mehr abverlangt als die Handarbeiten oder die Erziehung ihrer späteren Kinder.

  • Ursus staunte von Wort zu Wort mehr, als Septima sprach. Er wußte nicht, ob er nun beleidigt sein sollte, weil sie ihn nicht dabei haben wollte, oder stolz, weil sie sich selbst durch diese neue Aufgabe durchkämpfen wollte. Er fühlte sich an sich selbst erinnert, als sie ihn um eine richtige Aufgabe bat. Nur zu gut erinnerte er sich an seine Rückkehr aus Griechenland, als Corvinus ihm verweigerte, helfen zu dürfen die Familienangelegenheiten zu regeln. Er hatte es als fehlendes Vertrauen interpretiert und war selbst heute noch davon überzeugt, daß Marcus ihm praktisch gar nichts zutraute, richtig zu machen. Dabei hatte er einfach nützlich sein wollen. Etwas lernen wollen. Und dabei noch gleich die Familie unterstützen. Es war ihm verweigert worden und hatte ihn zutiefst verletzt. So tief, daß das Verhältnis zwischen Ursus und Corvinus niemals ganz geheilt war. Und nun stand Septima vor ihm und bat ihn, etwas tun zu dürfen. Sein Herz schmolz dahin wie Butter in der Mittagssonne, als er ihren bittenden Blick sah. Wie könnte er nun Nein sagen?


    "So habe ich das noch gar nicht gesehen. Bitte verzeih, ich wollte Dir keinesfalls die Freude an dieser Aufgabe trüben und sie Dir noch weniger aus der Hand reißen. Aber bitte schließe mich nicht ganz aus. Rennpferde sind eine Leidenschaft von mir. Und Du bist meine Frau. Ich möchte Dir auch beistehen dürfen." Er legte seine Arme um sie und küßte sie sanft. "Dann fahr also allein zu ihm und laß Dich in die Geheimnisse der Pferdezucht einweisen. Die Flavier sind unsere Freunde und Männer von Ehre. Bei ihnen weiß ich Dich in Sicherheit."



  • Wie es schien, hatte Septima genau die richtigen Worte gefunden, denn Ursus stimmte ihrem Vorschlag wiederstandslos zu und erntete dafür ein strahlendes Lächeln seiner Frau. Den Kuss erwiderte sie völlig ungehemmt, egal ob die Sklaven oder Fahrer sie im Stall sehen konnten. „Ich danke dir, Titus. Du weißt gar nicht, welche Freude du mir mit dieser Aufgabe beschehrst. Und ich weiß, du kannst ganz beruhigt sein, immerhin wird Flavius Furianus hoffentlich bald Consul sein, da muß er sich anstandslos benehmen.“ Niemals hätte Septima von sich selbst gedacht, dass ihr Lügen so leicht über die Lippen kommen würden, doch hier und jetzt war der Beweis. Sie hatte alles andere vor, als anständig zu bleiben, wenn sie erstmal auf der Villa suburbana von Flavius Furianus war.
    „Ich hätte nur noch eine letzte Frage und es steht dir offen sie abzulehnen, wenn es dir nicht recht ist. Es dauert schon ein paar Stunden, bis zur Villa suburbana, und genauso lange zurück. Gewiss wäre es besser, wenn ich zwei Tage bleiben könnte. Vielleicht verliere ich auch so meine Scheu vor den großen Tieren, denn das würde sich für eine angehende Züchterin gewiss nicht gut machen. Was meinst du dazu, Liebster?“ Gezielt benutzte sie ein Kosewort für ihren Mann und schaute ihn treuherzig an. Es lag ein Funke Wahrheit in ihrer Frage, denn inzwischen war Septimas ehrliches Interesse an einer Pferdezucht geweckt.

  • Wie schön es war, ihre Freude zu sehen! Ihren so ehrlich erwiderten Kuß zu spüren! Ursus mochte es, wenn sie sich freute. Das war das schönste Geschenk für ihn. Er hatte eine wunderbare Frau und machte sie glücklich, so wie sie ihn glücklich machte. Und das, obwohl sie sich erst noch kennenlernten und ihre gegenseite Liebe erst noch wachsen mußte.


    "Du möchtest dort übernachten?" Ursus fühlte schon wieder so einen unangenehmen Stich im Herzen. Seine Freude war mit dieser Frage schon wieder sehr gedämpft. "Nunja... seine Frau wird doch auch dort sein, nicht wahr? Also... naja, dann wäre dagegen nichts einzuwenden, denke ich. Auch... wenn ich Dich entsetzlich vermissen werde." Nein, es war ihm nicht recht. Er hätte das am liebsten herausgebrüllt. Doch er riß sich zusammen. So mühevoll das auch war. Es ging doch nur um die Pferdezucht! Um nichts anderes! Septima und er waren ein perfektes Paar! Er sollte ihr vertrauen...




  • Da glomm er schon wieder auf, der Funke der Eifersucht. Septima spürte, wie ihre Frage fast schon zu weit ging, doch Ursus stimmte ihrer Bitte am Ende zu. „Du bist der wundervollste Ehemann, den sich eine Frau nur wünschen kann.“ machte sie ihrer Freude offen Luft und küsste nun ihrerseits Ursus. Die Hände in seinem Nacken, schmiegte sich Septima dicht an Titus und drückte auch ihr Becken ein wenig gegen seines. Der Kuss war lang und intensiv und hinterließ ein Feuer in ihr, dass momentan nur ihr Mann stillen konnte. „Wollen wir nicht lieber nach Hause gehen?“ fragte sie mit leicht belegter Stimme und schaute tief in seine Augen. Ihr Blick sprach Bände und entweder er würde ihr hier die Befriedigung verschaffen, nach der es der jungen Tiberia nun lechzte, oder sie würden sich schnellstens auf den Rückweg begeben. Septima vergass völlig, Ursus zu versichern, dass Claudia Catilina ebenfalls auf dem Gut anwesend wäre, was wiederum eine glatte Lüge wäre, hatte ihr Furianus doch schon vor ihrem ersten Treffen auf der Villa suburbana erzählt, dass seine Frau das Land und die Pferde nicht mochte.

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