Freundinnen unter sich

  • "Aber nicht mehr lange, in Ordnung?"


    rang ich mir nun doch ein überaus müdes Lächeln ab und zog sie hoch. Doch ich verlor das Gleichgewicht, denn wieder hatte ich Probleme mit meiner Balance gehabt. Ich schaffte es allerdings, uns beide auf den Beinen zu halten, wenngleich das Blut heftig durch meine Adern pulsierte und ich sehr geschockt dreinsah. Langsam beruhigte ich mich wieder.


    "Also los...!"

  • Mein Blick war tiefbesorgt und ich konnte ihn nicht von ihr abwenden. Letztlich hatte ich doch noch auch mit zugegriffen und ihren Ärmel versaut, aber da hatte sie schon selber das Gleichgewicht wieder gefunden. ICh biss mir auf die Lippen um nichts zu sagen und schwieg. Statt dessen hakte ich mich bei ihr ein, so, dass ich sie zur Not stützen konnte, und zog sie humpelnd mit mir mit zu den Pferden. "Willst Du alleine reiten oder soll ich mich hinter Dich setzen?"

  • "Wie es dir wohler ist, doch wegen der Praxis halber sollten wir lieber getrennt reiten. Ich will es einfach versuchen und wenn es nicht geht, werden wir Viola einfach an Marcella anbinden und ich komm zu dir rüber!"


    lächelte ich im Versuch, optimistisch zu sein. Als wir bei den Pferden ankamen, zog ich mich mühsam und dieses Mal weniger stürmisch auf den Rücken Viola's und nahm eine halbwegs gerade Haltung ein.

  • "gut," sagte ich nur und wartete, bis sie sicher oben war, ehe ich mich mit nicht wenig Mühe und Schmerzen in den Sattel zog. Die Zügel festhalten brannte etwas, aber ich versuchte es zu ignorieren. "Also erst einen Weg zum Wasser finden? Und dann? Du kennst Dich hier besser aus als ich," lächelte ich.

  • "Ich und mich auskennen? Du glaubst gar nicht wie selten ich aus Tarraco herauskomme, aber ich denke wenn wir ein wenig weiter reiten, gehen die Klippen sanfter bis gar nicht mehr hinab und wir kommen an den Strand. Ansonsten gibt es noch ein wenig weiter einen kleinen Bachlauf, der allerdings sehr kalt sein dürfte. Ach, was rede ich, kaum kälter als das Meer. Also?"


    Ich lächelte sie an.

  • Ich erwiederte das Lächeln und nickte in die Richtung. "Magst Du vor reiten? Ich glaube, weiter vorne wird es ein wenig schmal werden für beide Pferde nebeneinander." Der Wind war noch etwas kühler geworden, aber irgendwie tat er auch gut, besonders meinem Brummschädel und es tat gut Helena lächeln zu sehen und zu sehen, dass es nicht völlig erzwungen war.

  • "Ja ist gut!"


    nickte ich und trieb vorsichtig meine Schenkel in die Seiten meines Pferdes. Dieses setzte sich in Bewegung. Es tat gut, nicht selber laufen zu müssen, denn ich fühlte mich doch arg geschwächt. Selbst das Atmen fiel mir schwer.


    "Erzähl mir doch noch etwas über deinen... Chi?!"


    meinte ich mit einem aufmunternden Lächeln in der Stimme, hoffend, die richtige Bezeichnung gefunden zu haben.

  • Sie hatte es sich gemerkt? ICh musste lächeln. "Gerne. Was möchtest Du über ihn wissen? Sehr viel weiss ich leider auch nicht. NUr dass er Sun Cheng heisst und aus dem Reiche Hans stammt. Es liegt sehr weit im Osten, hinter den großen Bergen, die das ganze Jahr über Schneebedeckt sind. Er war Offizier, aber weil er etwas tat, was zwar zu einem Sieg führte aber wohl entgegen dem Befehl seines Kaisers war, musste er gehen." Ich erwähnte nicht, dass der Kaiser ihn hatte zwingen wollen sich selbst zu töten. ""Er wanderte so lange Zeit gen Westen undkam irgendwann ins Imperium. Und er war wohl auch in Petra und..:" Ich stockte einen Moment und fuhr dann fort, ein klein wenig leiser und nachdenklicher, ohne es zu bemerken, aber dennoch genauso ausführlich. "Er hat schon viel gesehen und weiss viel zu erzählen, Und er handelt nach etwas, was sich Tao nennt. Das Prinzip habe ich noch nicht so recht verstanden, aber es ist hier und da auch ein wneig sehr kompliziert. ICh glaube, Ihr nennt es philo... philo..." MIr fiel das Wort nicht ein. "Philoso.. naja, ich weiss nicht mehr, wie man es in Latein nennt. Aber er macht sowas viel: Stellt FRagen oder man nimmt Tatsachen und stellt dazu Fragen. Wie zum Beispiel, ob die Sonne ohne Schatten und der Schatten ohne Sonne leben kann oder so."

  • Ich musste lachen.


    "Wir nennen es Philosophie und es ist ein durchaus interessantes Thema. Ich selbst habe mich damals auf einer Schule in Griechenland mit ähnlichen Fragen herumplagen müssen - griechische Lehrer können wirklich erbarmungslos sein und wenn einen dann selbst noch der eigene Onkel drangsaliert!"


    Während ich plapperte versuchte ich mir diesen merkwürdigen Namen einzuprägen. Ich hatte damals einen Mann in Rom getroffen, der auch so seltsam hieß, aber sein Name war in Vergessenheit geraten. Sun Cheng..


    "Du kannst dich sicherlich auch bald mit Metellus und Minervina zusammensetzen, denn er beherrscht die Philosophie auch sehr gut und wird Minervina einiges beibringen wollen. Auch mit mir kannst du dich darüber unterhalten, aber da ist es besser du passt einen besseren Zeitpunkt ab. Du sagst, er nennt es Tao?"

  • Noch mehr davon? Es machte zwar durchaus Spaß und war anregend mit Sun Cheng darüber zu reden, aber ich bekam jedes Mal nach einer Weile Kopfweh. ICh verzog leicht das Gesicht und nickte dann aber schwach. "Ja, irgendwie alles. Die Lehren des Tao oder so ähnlich." Ich sah einen Moment bedröppelt drein. "Tut mir leid, es ist immer so viel und auch wenn ich mir schon recht viel merken kann, dadurch, dass dann immer noch auch Erinnerungen plötzlich ungefragt kommen, wird es manchmal zu viel und ich werfe einiges durcheinander oder vergesse anderes." Ich lächelte entschuldigend. "Aber der Proconsul wünscht ihn zum Essen zu sehen und dann kannst Du ihn vielleicht einmal selber fragen?."

  • "Oh, du hast sogar mit Agrippa schon darüber gesprochen? Da bin ja wahrlich gespannt ihn kennenzulernen."


    lächelte ich und wandte mich zu ihr um. 'Meine Pente' schlich es sich mir in meine Gedanken und ich wandte den Blick schmunzelnd wieder nach vorne.

  • "Ja, schon," antwortete ich. "Aber es war reiner Zufall. Wir trafen uns im Perystil und kamen ins Gespräch. Es ist eigenartig Ich habe mich, glaube ich, vorher nie mit ihm unterhalten." ICh verzog das Gesicht leicht, als ich meinte: "Und dann ging das Gespräch zu Anfang auch noch über das Schifffahren." Ich schüttelte mich leicht, ehe ich mich wieder zu ihr wandte. "Irgendwie kamen wir dann auch auf Drachen zu sprechen und das führte dann dazu, dass er der Meinung war Sun Cheng kennen lernen zu wollen."

  • "Schifffahren... Ja das liebst du ja sehr. Graut es dich jetzt sogar schon vor dem Thema und nicht nur vor der Praxis?"


    lachte ich und trieb mein Pferd etwas an, da es langsam drohte im Gehen einzuschlafen. Ich genoss den Wind und seit wir draußen waren sehr leicht. Umso schlimmer die dunkle Befürchtung, dass ich nachher gut wegkippen könnte, wenn wir nach Hause kämen.


    "Was hältst du von Agrippa?"


    fragte ich nun etwas nachdenklich.

  • "Ja, tut es," brummelte ich leicht, lächelte dann aber etwas. "Agrippa? Der Proconsul? Ich weiss nicht. Er scheint nett zu sein, vielbeschäftigt aber nett. Und er scheint dem Wein recht angetan, wenn mich nicht alles täuscht. Aber er scheint auch freundlich und warm zu sein, zu den seinen. Aber ich glaube, er kann auch hart sein, denn sonst wäre er nie zu einer solchen Position gelangt."

  • Ich musste seufzen.


    "Nein, Agrippa ist glaube ich nicht besonders hart. Sprich mit niemanden darüber, ich glaube Metellus würde es mir übel nehmen, wenn ich so über seinen Vater spreche. Du hast Recht, er ist dem Wein mehr als angetan, es grenzt an Gefahr. Und er ist weich, ich habe ihn noch nie hatt durchgreifen sehen, er war immer sehr sanft. Ich denke er hat es durch seine Sympathien und seine Intelligenz auf seinen Posten geschafft!"

  • "Mhm," machte ich nur nachdenklich und nickte. "Keine Angst, ich werde schweigen." Mein Blick ging nach vorne und ich stellte fest, das wir fast am Wasser waren. Das würde gleich "lustig" werden, aber nun gut, ich war selber schuld. Aber es würde helfen zu heilen. "Meinst Du, er tut es eionfach nur, weil es ihm schmeckt, oder weil er versucht etwas zu ertränken?" Fragte ich nachdenklich.

  • "Er hat damals bei dem Tode seiner Frau sehr gelitten. Ich glaube er versucht dies in seinem Alkohol zu ertränken. Er hatte insgesamt ein sehr schweres Leben. Es... Kam auch schon vor, dass er sich versuchte das Leben zu nehmen. Zweimal. Einmal durch die Hände der Sklavin eines Freundes und einmal mit einem Messer. Die Götter wissen wie oft noch. Seit diese Valeria da ist, ist aber alles weit besser geworden."


    Ich sah nachdenklich drein und lenkte mein Pferd einen sanft abfallenden Pfad hinab.

  • Ich nickte nur. Ich wusste nicht wieso, aber irgend so etwas hatte ich erwartet. Ich wollte sie bitten es nicht auch bei sich so weit kommen zu lassen, aber ich biss mir rechtzeitig auf die Zunge, denn das wäre nun genau das falsche Thema gewesen. Aber dafür nahm nun die Neugierde in eine andere Richtung Besitz von ihr. "Helena? Gestattest Du mir eine Frage? Wer war der Mann, der Dich nach der Sponsalia heim begleitet hat?"

  • Ich sah mich überrascht zu ihr um und wäre nicht das Pferd sondern ich gelaufen, wäre ich vermutlich umgefallen. So zog ich nur eine Augenbraue hoch und wandte mich wieder nach vorn.


    "Tiberius Iulius Numerianuns, wieso fragst du?"

  • Tiberius Iulius Numerianuns hiess er also. Das wollte ich mir unbedingt merken. "Nur so, interessehalber halt. Ihr schient Euch gut zu verstehen," meinte ich wie nebenbei. "Meinte zumindest Minervina," fügte ich an und dachte bei mir: Und es war nicht zu übersehen.

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