Freundinnen unter sich

  • "Ich... weiß nicht genau, ob dieses Essen noch in dem Hause der Matinia stattfinden wird..."


    druckste ich ein wenig herum und heftete meinen Blick in ihre Augen, wollte wissen was sie dachte, fühlte und vor Allem, wie sie reagieren würde.

  • Ich sah sie erstaunt an. "Verreisen wir? Beziehungsweise musst Du verreisen und ich soll mit den Kindern mit?" Sie hatte bisher noch nichts darüber verlauten lassen. Wurde das wieder eine so kurzfristige Aktion, diesmal dann mit Kindern, wie beim letzten Mal fragte ich mich.

  • "Nein, ich... Werde in den wahren Schoß meiner Familie zurückkehren. Vor ungefähr einer Woche kam er zu mir, Appius Redivivus Romanus. Er ist mein wahrer Bruder, doch auch ich erfuhr es erst an jenem Tag. Die nächsten Tage werden wir zusammenziehen."


    Ich presste es so kurz wie es nur irgend ging hinaus und sah sie etwas belämmert an.


    "Aber eine Reise ist auch geplant, wobei du nicht zwingend mit musst."

  • Ich starrte sie völlig verwirrt an. Nicht vorwurfsvoll, nicht böse oder ärgerlich, nicht freudig oder glücklich, sondern einfach nur absolut und völlig verwirrt, denn ich verstand nicht. Und das sagte ich auch. "Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht," kam es mit einem mehr als verwirrten Unterton über meine Lippen.

  • "Naja.."


    etwas ratlos sah ich sie an. Ich wusste nicht, wie ich es noch anders erklären sollte, also versuchte ich es hilflos noch einmal auf andere Art und Weise.


    "Nun... Ich bin keine Matinia sondern eine Rediviva..."

  • Nachdem sich mir die Zusammenhänge auch nach dieser Erklärung noch nicht erschlossen hatten, seufzte ich laut und vernehmbar und murmelte, jedoich auch laut und vernehmbar: "Verstehe einer die Römer...." Dann sah ich sie an und meinet: "Also gut, Du bist keine Octavia, keine Tiberia, keine Matinia, sondern eine Redi.. Redivivi, äh va. Schön. Ich denke, verstehen muss ich es nicht, vielelicht ist es auch besser so, sonst bekomme ich doch noch Kopfweh," lächelte ich ansatzweise. "Aber das heisst, Du verlässt Agrippa und Metellus und....." Plötzlich wurde mir eine Menge klar und ich wurde leichenblass. Ich wollte noch anfügen und mich, aber wenn dem so war, dann wüsste ich nicht, was tun, so schwieg ich und schaute nur auf den Sand zu meinen Füßen. Erst nach einer Weile fragte ich leise und einmal mehr, wie so oft seit Wochen und Monaten von Selbstzweifeln zerfressen. "Was wird aus mir?"

  • "Du wirst erst einmal in der Casa Matinia bleiben müssen. Doch hab keine Bange, ich werde noch immer in Tarraco bleiben und wir werden uns dadurch nicht seltener sehen."


    Ich stieg mühsam auf den Rücken Violas und lächelte Pentesilea etwas niedergeschlagen an.


    "Und sobald wir uns eine Casa leisten können, kannst du gerne wieder zu mir ziehen. Doch anfangs wird nicht mehr als eine kleine Wohnung verfügbar sein..."

  • "Sie werden selbstverständlich mit mir kommen. Man kann doch die Kinder nicht von seiner Mutter trennen und ich finde es wunderbar, dass sie endlich eine echte Familie bekommen sollen, auch wenn sie noch so klein ist."


    Ich überlegte kurz.


    "Mitkommen könntest du allerdings auch, ich müsste nur mit Appius darüber sprechen."

  • Ich sah sie lange schweigend an, ehe sich ein leichtes Lächeln über mein Gesicht ausbreitest. "Glaubst Du wirklich, ich würde die Kleinen alleine lassen? Zur Not würd ich sogar unter den Sternen schlafen um es nicht zu tun." Was mir ja vom Prinzip her eh immer lieber ist, fügte ich in Gedanken hinzu.

  • "Na, dann werde ich mal mit ihm sprechen und dich vorerst als Freundin und Kindermädchen bezeichnen, das Argument dürfte wohl alle Zweifel aus dem Weg räumen! Schließlich werde ich auch nicht viel mehr Zeit aufbringen können als bisher."


    Ich lächelte bei Pentesilea's Worten leicht.


    "Irgendwie komisch, dass da ein Mann quasi aus dem Nichts kommt und plötzlich der Bruder ist und alles im Leben vorher eine Lüge war."

  • "Ach Helene," schmunzelte ich. "Nicht alles vorher war Lüge, nur ein paar, letztlich unwichtige Details. Denn weisst Du, ich habe etwas gelernt die letzten Wochen und Monate. Nicht die Herkunft definiert die Familie, auch wenn sie vieles ausmacht, sondern das Gefühl der Zugehörigkeit, der Liebe, all das." Ich ritt direkt neben sie und nahm ihre Hand. "Es heisst doch immer, dass ein Ort Dein zu Hause sei. Es kann auch eine Person sein, die dieses ist."

  • Ich nahm ebenfalls ihre Hand und nickte andächtig.


    "Ja, da hast du Recht. Und doch habe ich meinen... 'Vater' sehr geliebt, auch zwei meiner Brüder und meine beiden Schwestern. Sie alle sind mittlerweile verstorben. Und nun Onkel Agrippa... Verwirrend ist es über alle Maßen, denn Romanus ist mir ja quasi fremd..."

  • "Schau einmal, Helena. Wir beide sind keine Familie und doch bist Du, verzeih, wenn ich es sage, so etwas wie eine Schwester geworden für mich. Nun gut, nicht nach den Maßstäben meiner Heimat, aber nach denen Eurer wohl schon. Ich kenne meine eigenen Geschwister nicht einmal mehr, so sehr ich sie auch einmal gerne wieder sehen würde. Und doch weiss ich, dass sie mir fremd wären. Und doch sind sie ein Teil von mir, von meinem Blute, wie ich ein Teil von ihnen. Man kann sich als Geschwister fremder sein als unter Freunden und letztlich wird doch nur eines zählen: das Blut. Denn Blut ist dicker als Wasser und verträgt mehr."

  • Ich schmunzelte. Eigentlich würde ich aus ihren Worten schließen, dass unsere Freundschaft weniger wert wäre, als wenn eine völlig unbekannte Schwester auftauchen würde. Doch ich verkniff mir diesen Kommentar und antwortete stattdessen:


    "Ja, durchaus. Aber das ändert nichts an der Lage... Wir werden lange brauchen bis wir richtig zueinander finden. Ich mag ihn gerne, doch ich habe noch keine Erinnerungen die ich mit ihm teilen kann, weshalb es erst einmal sehr seltsam sein wird."

  • Ich rieb mir mit der freien Hand die Stirn und lächelte schief. "Ja, so etwas ist sehr seltsam. Aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran." Ich drückte ihre Hand kurz und schloß einen Moment die Augen, ehe ich sie öffnete und nach vorne sah. "Das Leben birgt manchmal die erstaunlichsten Überraschungen."

  • "Wärst du überrascht wenn ich dir sage, dass ich durchaus ein Verhältnis mit einem Mann habe?"


    platzte es aus mir heraus. Ich musste es ihr so oder so irgendwann sagen, gerade weil sie meine beste Freundin war. Und ich empfand die Situation als äusserst passend. Ich trieb Viola, mittlerweile wieder auf grüner Fläche, etwas in die Schenkel und sah mich zu Pente um.

  • Jetzt kam es raus. Etwas anders und tatsächlich überraschend als gedacht, aber wenigstens etwas. "Nein, nicht wirklich. Wie auch? Dein dringender Aufbruch nach Carthago, dieser Blick, den Du manchmal drauf hast, all das. Nein, Du hast Dich diesbezüglich schon lange verraten," schmunzelte ich. "ICh hab nur noch nicht rausgefunden, wer es ist, wenn ich auch den ein oder anderen Verdacht habe vielelicht."

  • "Soso..."


    erwiderte ich schmunzelnd und wandte schnell wieder den Blick ab, da mein Schmunzeln sich zu einem Grinsen steigern wollte. Ein leichtes Glucksen ging glücklicherweise im Wind unter.


    "Darf ich erfahren wen du im Verdacht hast?"

  • "Mhm, diesen komischen Kauz, der der Dir imme rmit Blicken hinterher steigt, als bräuchte er immer gleich einen Eimer kaltes Wasser über den Schädel. Wie hiess er gleich? Ach weiss nicht mehr, aber er ist der, zu dem Du gegangen bist, als ich weglief.
    Naja, dann diesen Numerianuns, aber den hast Du ja vorhin selber von der Liste gestrichen.
    Und ich muss gestehen, manchmal könnte man meinen, das Du und Dein, mhm, jetzt ist er ja nicht mehr Dein Adoptivbruder, oder? naja, das ihr beide was hättet, wie ihr Euch hin und wieder anschaut."
    Ich schmunzelte kurz.
    "Ach ja, bei Ersterem hätte ich Dir übrigens einen schlechten Geschmack athestiert."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!