Casa Germanica - Triclinium

  • Das Spielen mit offenen Karten gehörte nicht gerade zu Laevinas herausstechenden Eigenschaften, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie heute abend zumindest im Rahmen ihrer Familie damit anfangen sollte. Vielleicht war es ja auch an der Zeit, sich ihre "besonderen" Energien mehr für Ereignisse und vermeintliche Gegner ausserhalb dieses Hauses zu aufzuheben.


    Nun, ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wo ich da anfangen soll. Dass mein erster Mann Vindex schon sehr früh gestorben ist, wisst ihr ja wahrscheinlich schon. Meine beiden Söhne Severus und Victorius waren damals erst vier und drei Jahre alt, deshalb habe ich mich dazu entschlossen noch einmal zu heiraten." Dass ihre Verbindung mit Marcilius Lento seinerzeit tatsächlich aus Liebe zustande gekommen war, verschwieg Laevina bewusst. Zum einen würde das die beiden Männer kaum interessieren, und zum anderen hatte sie keinerlei Lust, irgendeinem anderen Menschen Einblick in ihr Gefühlsleben zu offenbaren.


    Daher nahm sie noch einen Schluck Wein und sprach dann mit ruhiger Stimme weiter.


    "Nach der Hochzeit sind Lento und ich dann mit den beiden Jungs auf das Landgut seiner Familie in Nola gezogen. Damals habe gehofft, es würde nur vorübergehend sein, aber da hatte ich mich leider getäuscht." Laevina seufzte und stocherte ein wenig auf ihrem Teller herum, bevor sie fortfuhr.
    "Mein zweiter Mann hatte durchaus einige Fähigkeiten und Talente, und er hätte es weit bringen können, aber leider hat er das nicht gewollt.
    Ein Jahr später wurde unsere gemeinsame Tochter geboren, und wir zogen die drei Kinder gemeinsam dort auf dem Land auf und lebten vom Geld seiner Familie und seinem bescheidenen Gehalt als Anwalt.
    Nun ja, die Kinder wurden groß und Victorius ging zur Armee".
    Ohne, dass sie es selbst merkte, fingen Laevinas Augen an zu leuchten, als sie von ihrem Lieblingsssohn erzählte.


    "Er war wirklich sehr talentiert, und ich habe von vielen Seiten gehört, dass er eine vielversprechende Karriere vor sich hatte..." an dieser Stelle musste sie schlucken......" aber dann ist er in Germanien gefallen." Laevina räusperte sich und trank noch einen weiteren Schluck Wein. Nein, diese Cena war wirklich nicht nach ihrem Geschmack...


    "Mein zweiter Sohn Severus war einige Zeit hier in Rom unterwegs, ich glaube, er hat sogar eine Weile in diesem Haus gelebt. Seit er aus Nola fortgegangen ist, hab ich nichts mehr von ihm gehört, solltet ihr also irgendetwas darüber wissen, wohin er verschwunden ist, wäre ich euch sehr dankbar." fügte sie dann auch mit einem Blick auf Avarus hinzu.


    "Und meine Tochter Alba...., nun ja, wie ich schon sagte, war sie ein sehr liebenswertes Mädchen und darüber hinaus auch sehr hübsch. Sie hatte jede Menge gutsituierter Verehrer aus vornehmen Familien, und ich hatte die Hoffnung, dass zumindest sie ihr weiteres Leben in Rom weiterführen würde können. Leider hat sie sich unter all ihren Bewunderern ausgerechnet Iunius Macro ausgesucht, der weder Vermögen noch irgendeine vielversprechende Karriere aufweisen konnte. Lento und ich waren natürlich dagegen, aber sie hat sich trotzdem heimlich mit ihm getroffen und.....nun ja, so wie die Dinge standen, blieb uns nichts anderes übrig, als einer Hochzeit zuzustimmen."


    Laevina machte eine kurze Pause und starrte in den Wein in ihrem Becher, als könne sie dort einige Gesichter der Vergangenheit sehen.


    "Natürlich hat sich herausgestellt, dass wir mit unserer Ablehnung richtig gelegen hatten. Macro konnte unserer Tochter nur ein armseliges Leben bieten, und kaum war sie tot, hat er sich vom Acker gemacht und sein Kind wie einen Sack Wäsche an unserer Tür abgegeben."


    Sie sah von ihrem Becher auf und sah nacheinander die beiden noch anwesenden Männer an.


    "Aus diesem Grund bin ich meiner Enkelin und auch einigen anderen Menschen gegenüber vermutlich strenger gewesen, als ich es hätte sein müssen, aber bislang hat sich meine Wachsamkeit bewährt und ich habe auch in Zukunft nicht vor sie abzulegen."


    So, das musste an "offenen Karten" für's erste genug sein. Alles was Laevina in den letzten Minuten erzählte hatte, entsprach tatsächlich den Tatsachen, hoffentlich würde das auch entsprechend gewürdigt werden...

  • Sedulus hörte mit großem Interesse zu. Nickte hier und da und schlurfte an seinem Weinglas.


    Als es dann um Serrana ging, spitze er unweigelrich die Ohren.


    Aber findest du nicht das du es ein klein wenig mit deiner "Fürsorge" bei deiner Enkelin überteibst? Ich durfte sie ja bei den Fonts kennenlernen und sie machte auf mich einen recht, sagen wir, verschreckten Eindruck. Wie soll sie denn einmal einen Mann finden? Oder hast etwa du vor für Serrana einen zu suchen?


    Jetzt war Sedulus auf die Antwort des alten Hausdrachen wie Laevina so schön und liebevoll genannt wurde gespannt. :D

  • Dass Sedulus nach ihrer langen Erzählung ausgerechnet beim Thema ihrer Enkelin nachhakte, verwunderte Laevina ein wenig, aber sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber.


    "Was heißt denn hier verschreckt?" fragte sie dann in etwas schärferem Ton. "Serrana ist nicht verschreckt, sie benimmt sich nur anständig und gesittet im Gegensatz zu einigen anderen unverheirateten Mädchen in diesem Haus."


    Sie musterte Sedulus leicht verärgert und biss dann einer Krabbe den Kopf ab, bevor sie sie mit Genuss zerkaute.


    "Und ja, du kannst dich darauf verlassen, dass ICH den Ehemann meiner Enkelin aussuchen werde. Das Kind ist viel zu arglos, um sich einen geeigneten Kandidaten mit den notwendigen Eigenschaften auszusuchen. Wer weiß, wen das Kind da anschleppen würde...."


    Und eine weitere Krabbe fand ihren Weg in Laevinas Magen.

  • Manche Zufälle konnten doch recht unheimlich sein. Denn als Laevina mit gewohnter boshaftt über Calvena herzog, betrat diese nun wieder den Raum. An der Hand hielt sie Sabina, welche nun wesentlich gelöster war. Die beiden Mädchen hatten noch einen kurzen Abstecher über das Bad genommen und der jüngsten Germanica das Gesicht gewachsen, damit diese nicht verheult aussah. „Seht mal, wer wieder da ist!“ lächelte sie und schob ihre Base in den Raum.
    Mit Mühe verkniff sie sich ein Schnauben, denn die Alte konnte es einfach nicht lassen auf ihr herum zu hacken. Aber sie wollte jetzt nicht schon wieder einen Streit vom Zaume brechen, stattdessen, ließ sie sich an ihrem angestammten Platz nieder und schwieg. Sie wusste welchen Ehemann Laevina für Serrana auswählen würde, denn das hatte sie ja bereits vorgehabt, nur hatte das Mädchen dann in dem Moment angefangen ihr Leben selbst bestimmen zu wollen. Ihr lagen einige spitze Bemerkungen über Laevinas Urteilsvermögen auf der Zunge, spülte diese aber mit verdünntem Wein herunter. Für heute hatte sie genug.

  • Als Laevina der Krabbe den Kopf abbiß verzog Sedulus angewiedert sein Gesicht. Er mochte kein Getier welches sich im Wasser tummelte, ob es nun Fisch oder wie in diesem Fall eine Krabbe war. Mal davon abgesehen wie die Alte zubiss...


    Natürlich ist das arme Mädchen verschreckt!


    Beharrte Sedulus. Er hatte es doch selbst mitbekommen. Und von wegen anständig und gesittet wie Laevina es nennen mochte hatte dies schon gar nichts mehr zu tun.


    Ich weiß zwar nicht auf wen du nun hier anspielst, vielleicht ja auf dich selbst in jungen Jahren aber das ist mir auch herzlichst egal.


    Sedulus ahnte ja auch wen sie es abgezielt hatte.


    Es gibt auch Mädchen die wie du es nennst gesittet und anständig sind die ein anderes Auftreten haben als deine Enkelin.


    Wobei es ihm ja eigentlich gefiel. Es war irgendwie süß.


    Ach? Wahrscheinlich wirst du sie an einen meistbietenden Harlunken verscherbeln wollen, so wie du es wohl schon am liebsten mit deiner Tochter gemacht hättest.


    Vermutete Sedulus und nagte an etwas obstigen herum und wirkte ein klein wenig gelangweilt und hoffte es würde als Tarnung aufgehen. 8)


    Und da betraten auch Calvena und seine Sabina wieder die Bildfläche des Triclinium. Er lächelte Beide an und meinte dann zu seinem Töchterchen.


    Komm, setz dich zu mir Prinzessin.

  • Sabina war Calvena etwas unwillig gefolgt, aber am Ende hatte ihre Base natürlich recht und es war besser, wenn sie wieder am Essen teilnehmen würde. Leicht zuckte sie unter der gehässigen Stimme von Lavina zusammen und sah die alte Germanica etwas erschrocken an. Und mit der sollte sie sich anfreunden. Kurz warf sie Calvena einen leicht verängstigten Blick zu, ehe sie dann bereitwillig sich in den Schutz ihres Vater begab.


    "Entschuldige, dass ich einfach gegangen bin!" sagte sie kleinlaut. Aber das war wohl überflüssig gewesen, denn ihr Vater schien ihr nicht Böse zu sein. Stattdessen hatte er sich in eine Debatte mit Laevina vertieft. Schnell schnappte sie sich ein paar Stücke von einem Apfel und ein Stück Brot, auf welchem sie dann eifrig herum kaute. Ein wenig langweilig war ihr schon. Kurz sah sie sich um, Avarus war heute so still.

  • Warum ritt Sedulus denn immer noch auf dem Verhalten ihrer Enkelin herum? Da gab es doch nun wirklich interessantere Themen zu besprechen...
    Seine Bemerkung über ihre Jugend war dann allerdings schon indiskutabel.


    "Ich muss doch wirklich sehr bitten! Mein sittliches Verhalten hat zu keinem Zeitpunkt meines Lebens zu wünschen übrig gelassen!" schnaubte sie empört. Im Großen und Ganzen stimmte das auch, allerdings war es ihr in ihrer Jugend von Vindex auch sehr leicht gemacht worden. Da hatte sogar eine Regentonne mehr Leidenschaft im Blut...


    Als Calvena zusammen mit dem kleinen Mädchen wieder den Raum betrat, nickte sie dieser nur kurz zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Unterhaltung. Dass das Mädchen ihre letzte Anspielung mitbekommen hatte, beeindruckte sie nicht weiter. Die Kleine konnte inzwischen selbst ganz gut austeilen, da schadete es auch nicht, wenn sie zwischendurch mal etwas abbekam.


    Sedulus' Bemerkung über ihre Tochter brachte Laevina dann allerdings wirklich auf die Palme.


    "Wieso verscherbeln? Das soll doch wohl ein schlechter Scherz sein! Ich wollte, dass meine Tochter eine gute Partie macht. Dass sie einen Mann heiratet, der über einen gewissen Hintergrund verfügt und ihr ein standesgemäßes Leben bieten kann. Ich schlage vor, dass wir uns in zehn Jahren noch einmal über dieses Thema unterhalten, wenn deine eigene Tochter alt genug für eine Ehe ist. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass du die auch nicht irgendeinem hergelaufenen Burschen anvertrauen würdest, nur weil er gut aussieht und ihr schöne Augen macht!"


    Ärgerlich warf sie den nächsten Krabbenkopf zurück auf den Teller mit Abfällen und spülte das Fleisch mit etwas Wein hinunter.

  • Na was war denn das? Eben noch war sie von Avarus gescholten worden, dass sie und Laevina sich zofften und jetzt taten Sedulus und die alte Schreckschraube nicht anderes. Leider hatte sie den ersten Teil verpasst und von daher konnte sie nur raten, worum es nun ging. Aber es war eindeutig das ihr Onkel es schneller schaffte als sie selbst den Drachen auf die Palme zu bringen. Sie war gelinde gesagt beeindruckt, vor allem dass er sich gegenüber so viel Wut und Feindseligkeit recht gut hielt und mehr desinteressiert wirkte, als angriffslustig. Doch das wütende Funkeln in den Augen Laevinas war nicht zu übersehen. Ob sie Sedulus zur Hilfe kommen sollte? Lieber nicht, das würde dann vermutlich wirklich nur in Mord und Totschlag enden. Stattdessen war es nun an ihr einmal mit dem Augen zu rollen.


    Schweigsam steckte sie sich einige Oliven in den Mund. Was für ein Abend, da freute man sich auf ein gemütliches Essen im Kreise der Familie und dann endete es in einem typischen Familienabend. Sie musste kichern und dachte an einen Abend am Lagerfeuer mit ihrer Ziehfamilie, wie oft hatte die alte Pollutia sich mit Adae gestritten, über Nichtigkeiten. Meist über die Auftritte oder die freizügigen Kleider oder über Geld oder andere Dinge. Ein schmerzhafter Stich durch fuhr sie, sie vermisste sie immer noch, aber wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich hier auch wohl. Mit den Gedanken abwesend kaute sie auf einem Stück Braten herum. Herrlich gewürzt und mit etwas scharfer Soße.

  • Sedulus blieb immer noch recht unbeeindruckt von der fast Raserei Laevinas. Da hatte er im Senat schon ganz andere Sachen miterlebt, auch was ihn selbst betraf. So lächelte er nur und meinte recht lässig.


    Ist ja schon gut. So habe ich das auch gar nicht gemeint.


    Obwohl, wenn er so darüber nachdachte, vielleicht doch. :D


    Da magst du vielleicht nicht ganz unrecht haben Laevina. Aber um Sabina geht es hier ja nicht. Und ob du das überhaupt noch miterleben wirst, das steht eh ganz wo anderst.


    Er strich seiner Tochter liebevoll über ihre Haarpracht und grinste Laevina ein klein wenig frech dabei an. Natürlich würde er für Sabina nur das Beste wollen, doch sollte er sie einem Mann geben den sie überhaupt nicht liebt und sie somit unglücklich wird und vielleicht eingeht wie eine Blume der man zuwenig Aufmerksamkeit schenkt? Er würde das nicht übers Herz bringen. Aber noch war es ja auch nicht so weit...

  • Allmählich hingen ihr die Krabben doch ein wenig zum Hals raus. Laevina ließ den Blick über die vorhandenen Speisen gleiten und entschied sich, mit den sauer eingelegten Gurken weiterzumachen. Irgendwie passten die ganz gut zu ihrer aktuellen Stimmungslage.


    "Mein lieber Sedulus, es ist ja ganz rührend, dass du dir Gedanken um meine Lebenserwartung machst." zwitscherte sie dann. "Du wirst sicher erfreut sein zu hören, dass sowohl meine Mutter als auch meine Tanten über achtzig geworden sind. Und auch ich habe nicht vor, diese Welt früher zu verlassen." fügte sie mit einem strahlenden Lächeln hinzu. So eine Frechheit, da hatte sie schon zwei Ehemänner und einen Großteil ihrer Verwandtschaft überlebt und musste sich noch solche Kommentare anhören....


    "Aber du hast Recht, im Fall deiner Tochter ist das Thema Hochzeit noch uninteressant. Calvena ist da ja schon eher in einem Alter, in dem man darüber nachdenken sollte, nicht wahr?" fragte sie dann mit Unschuldsmiene nach. Natürlich hatte sie seinerzeit einen Großteil der Unterhaltung zwischen Sedulus und Valerian belauscht, aber offiziell war sie selbstverständlich nach wie vor arglos.


    Vielleicht würde dieses Thema ja auch an den Hausherrn endlich aus der Apathie reissen, den schien heute abend ja rein gar nichts zu interessieren...

  • Sedulus zuckte mit den Schultern und meinte nur.


    Tja so bin ich eben. Immer auf das Wohl der Anderen bedacht. Drum solltest du dich auch nicht so aufregen meine Liebe. Ich glaube deine Mutter und deine Tanten haben dies auch nicht getan, sonst wären sie nicht so alt geworden. Und wahrscheinlich haben sie sich auch nicht überall eingemischt, so was kann die Nerven auch schonen welche man im Alter um so mehr benötigt.


    Sedulus lächelte erneut und prostete seiner was auch immer mit einem leichten Nicken zu.
    Was Calvena und Valerian anging, so sagte er erst einmal nichts zu diesem Thema. Seine Nichte würde dies wohl noch anschneiden wenn es an der Zeit wäre. Allerdings meinte er dann doch...


    Ach sollten wir?


    Und sah dabei seine Nichte mit einem spitzbübichen Grinsen an.

  • Laevina war sichtbar angesäuert, aber sie schien nicht wirklich gegen Sedulus anzukommen. Egal welche bösen Kommentare sie fallen ließ, sie prallten an ihrem Onkel einfach ab. Selbst dann, als der Drachen es auch noch auf Sabina abgesehen hatte, welche völlig unschuldig da saß. Sie fand es gar nicht so toll, dass sich Laevina nun ausgerechnet auf die Schwächste stürzte. Wie gut, das ihre Cousine einen solch treu sorgenden Vater hatte, welcher sie in Schutz nahm und die gehässigen Bemerkungen einfach parierte. Irgendwie erfüllte sie dies mit Genugtuung. Versteckt prustete sie in ihren Becher, als das Thema auf Laevinas Lebenserwartungen kam. Auch sie hätte noch den einen oder anderen spöttischen Kommentar parat gehabt, aber sie hatte sich ja vorgenommen, es für heute erst einmal Ruhen zu lassen.


    So gefiel es ihr dann gar nicht, als Laevina dann auf sie zu sprechen kam, oder vielmehr dem Thema Hochzeit, Verlobung. Irgendwie beschlich sie das Gefühl, dass sie Valerian und ihren Onkel belauscht haben könnte, denn ihr Blick war eindeutig zu berechnend, als das es nur eine der üblichen gehässigen Kommentare war und nach dem Blick von Sedulus zu urteilen, hatte er soeben die selbe Schlussfolgerung gezogen. Kurz tauschte sie dann mit ihm ein Verschwörerlächeln aus. „Sag bloß du kommst jetzt auf die Idee mir einen Ehemann aussuchen zu wollen?“ fragte sie dann in Richtung Laevina. „Soll es auch so ein Musterknabe werden, wie du ihn dir für Serrana ausgesucht hast?“ hackte sie nach und hätte sich gleich wieder einmal auf die Zunge beißen können. Das hatte sie nicht sagen wollen, aber nun war es heraus.

  • Allmählich dachte Laevina darüber nach, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre in ihren Gemächern zu bleiben. Bislang hatte ihr dieses Abendessen jedenfalls nur Ärger gebracht...


    "Nun, vermutlich sollte ich mir wirklich keine Gedanken machen, bei einem so auf Allgemeinwohl bedachten Pater Familias, wie du es bist. " entgegnete Laevina in gönnerhaftem Tonfall und ließ sich noch etwas Wein nachschenken. Im Grunde hatte sie für heute Abend genug gestritten und wollte eigentlich nur noch in Ruhe und Frieden weiteressen.


    Kaum hatte sie beschlossen sich für's erste aus der Diskussion herauszuhalten, als Calvena die nächste Breitseite auf sie abschoss. Konnte dieses Mädchen denn nicht endlich mal Frieden geben?


    "Nein, meine Liebe, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, denn das habe ich ganz bestimmt nicht vor. Wer auch immer dich jemals heiraten will, bekommt meinen Segen, und wenn es der Latrinenreiniger von der Ecke gegenüber ist." antwortete sie mit kühler Stimme.


    "Und was Serrana angeht...." fügte sie dann hinzu und nippte wieder an ihrem Wein,"....so hat sie in der Tat eine sehr gute Partie wissentlich sausen lassen. Der junge Mann stammte aus einer guten Familie mit großen Landbesitz und war ausgesprochen wohlerzogen und höflich. So eine Gelegenheit wird sie garantiert nicht noch einmal bekommen, auch wenn sie sich das in ihrer Naivität vielleicht einbildet."
    Mit einem verächtlichen Schnauben wandte sich Laevina wieder der Essenstafel zu und nahm sich noch etwas von dem Linsengericht.

  • Als Sedulus das mit Serrana gehört hatte, zog er dann doch einmal die Augenbrauen nach oben.


    Ach hat sie das?


    Meinte Sedulus unschuldig und in sein Weinglas hineinschauend.
    Er mußte jetzt obacht geben das er der alten Laevina nicht am Ende noch etwas davon verklickerte das er für ihre Enkelin etwas empfand. Dann würde hier wohl die Hölle auf Erden losbrechen und sie mußten erst gar nicht auf das Jahr 2012 warten. :D


    Warum sollte sie denn nicht? So schlecht schaut sie doch gar nicht aus.


    Erwähnte er auch mehr nebenbei und mampfte nun eine Traube passend zum Wein. 8)

  • In der Tat, Germanicus Avarus war an diesem Abend besonders still. Leicht designiert folgte er dem ewigen hin und her, dem Auf und Ab und aß dabei von den leckeren Speisen, die Hellena, die Köchin ihnen bereitet hatte. Es lag nicht in der römischen Natur zum Essen zu schweigen, aber es lag heute in seinem Element es zu tun. Er rätselte mit sich, wer wohl an diesem Abend das Rennen machen würde, doch kein Germanicus war je dafür geboren klein bei zu geben. Diese Erfahrung machte auch Avarus öfter. Ein Grund warum man einfach nicht zu einem Ende kommen konnte.


    "Ich teile die Einstellung von Laevina."


    ...warf er irgendwann ein. Zwischen Krabbe und Auster mußte es gewesen sein.


    "Unsere Kinder sollen es mal genauso gut haben wie wir. Besser noch, wenn das uns gelingt. Dies zum Grundsatz genommen, sollten sie nicht mit jedem Gossenkind verheiratet werden, nur weil jene Gesellen so vorzüglich talentiert darin sind ihre Herzen um den kleinen Finger zu wickeln."

  • Jetzt hakte er doch tatsächlich schon wieder nach! Hätte Sedulus nicht so überzeugend den Arglosen gespielt, dann hätte Laevina vermutlich schon längst Verdacht geschöpft. Allerdings kam es ihm auch durchaus zugute, dass die alte Germanica all ihre Alarm- und Warnsysteme ausschließlich ausserhalb der Familie postiert hatte. Die Erkenntnis, dass Serrana und die Germanicer im Grunde gar nicht mit einander verwandt waren, war ihr zu seinem Glück bislang überhaupt noch nicht gekommen.


    "Ja, das hat sie in der Tat." antwortete sie daher ein wenig ungeduldig aber nach wie vor arglos. "Der Name Iunia hat schon lange seinen großen Glanz verloren, und eine große Mitgift hätten wir ihr auch nicht geben können. Und trotzdem war der junge Mann wirklich Feuer und Flamme. So ein undankbares Mädchen, wirklich furchtbar...."


    Und seine nächste Bemerkung war natürlich auch völlig unangemessen!


    "Was hat denn das mit dem Aussehen zu tun? Wir reden hier doch vom Heiraten und nicht von irgendwelchen Liebeleien, da muss doch wohl der Verstand Vorrang haben! Es mag ja angenehmer sein, wenn der Ehepartner ganz ansehnlich ist, aber letzten Endes wird ja niemand gezwungen, in seinem Cubiculum das Licht anzulassen. Und ein vernünftig denkender Mann wird sich im Zweifelsfall immer für das Geld und das Land entscheiden und nicht für den schönen Anblick." Eine vernünftig denkende Frau selbstverständlich auch, aber das behielt Laevina für sich. Natürlich war auch ihr aufgefallen, dass der für Serrana ausgesuchte Heiratskandidat wie ein ewig grinsender Karpfen ausgesehen hatte, aber deshalb musste man sich doch nicht gleich so anstellen....


    Und dann gab Avarus endlich wieder einen Ton von sich, und oh Wunder, er gab ihr sogar recht! Allmählich rückte ihr Weltbild doch wieder in die richtigen Bahnen und Laevina griff höchst erfreut nach ihrem Weinkelch um sich noch ein Schlückchen zu genehmigen.


    "Ja, genau das wollte ich mit meinen Ausführungen sagen. Wie schön, dass mich wenigstens einer in diesem Haus meine Motive versteht."

  • Auch wenn es Calvena und Laevina vehement abstreiten würden, eine gewisse Ähnlichkeit hatten sie schon. Obwohl dies größtenteils an dem Dickschädel lag, welcher jedem Germanica eigen war. Aber das war nicht wirklich der Grund, warum die beiden Frauen aneinander gerieten. Am Anfang war Calvena noch offen gewesen und hatte sich ein wenig über den weiblichen Zuwachs gefreut, denn sie hatte gehofft, dass sie nun jemand hatte mit dem sie reden konnte. Doch nachdem sich herausgestellt hatte, dass die alte Dame einen Hang dazu hatte überall herum zu stöbern und auch noch ihre persönliche Post las, hatte sie diese Hoffnungen fahren lassen. Das Gefühl, dass sie Laevina vertrauen konnte, war einfach verpufft. Binnen eines Herzschlages und das nahm sie ihr Übel. Sie wollte sich zu Hause sicher, geborgen und gut aufgehoben fühlen, aber nun war dies nicht da. Zwar fühlte sie sich sehr wohl in der Casa, aber nun war sie auf der Hut.


    Etwas verwundert lauschte sie dem Wortgefecht zwischen Sedulus und Laevina. Was hatte ihr Onkel nur mit ihrer Freundin Serrana. Er hatte doch nicht etwa ein Auge auf sie geworfen? Nein!?! Unmöglich! Sie schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Wahrscheinlich hatte er nur auch genug von Laevinas Sticheleien und wollte ihr auch irgendwie etwas auswischen. Fragte sich nur was. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie bei dem Gespräch zwischen Sedulus und Valerian gelauscht hatte. Dies hätte sie nur noch mehr gegen die Schreckschraube aufgebracht.
    Innerlich zog sie eine Grimasse, als Laevina proklamierte was nach ihrer Meinung Richtig und Gut war. Diesmal hielt sie den Mund. Geld und Land waren wichtig, dass ihre Enkelin womöglich kreuzunglücklich gewesen wäre, war ihr völlig egal. Kurz kam ihr der Gedanke, dass vermutlich Laevina eben auch aus diesen Gründen verheiratet worden war und sie deshalb solch ein Biest war. Schnell schob sie diese Anwandlung von Mitleid beiseite. Sie wollte nicht verstehen was in Laevina vorging. Zumindest jetzt noch nicht. Zu allem Überdruss teilte Avarus auch noch die Meinung von dem Biest. Naja, kein Wunder, die beiden waren eine Generation.


    Erst einmal hielt sie sich nun doch wieder zurück und verbarg ihre Gedanken hinter einem Becher Wein und hinter einer Hühnerleber.

  • Erst hörte man von Avarus gar nichts, dann hieb er auch noch in die selbe Kerbe wie Laevina. Ja was war das denn? Einige hundert Jahre später hätte Sedulus wohl gesagt, er glaube er wäre im falschen Film. Aber so reichte halt auch ein falsches Theaterstück aus.


    Wie dem auch sei, das Fest war wundervoll und den Gästen hat es wie es scheint auch sehr gefallen! Ich bin fast dazu geneigt zu sagen, das können wir gerne wiederholen.


    Und dabei sah Sedulus ganz unschuldig drein. :D


    Ach ja eines noch Calvena. Ich hätte es dir nicht zugetraut das du das so gut gebacken bekommst. Noch einmal meinen Respekt dafür!


    Bei seinen Worten lächelte er seiner Nichte zu und nickte wohlwollend.


    Allerdings fand ich es unschön das du zugelassen hast das Sabina dabei war.


    Er verzog nur kurz sein Gesicht und setzte eine düstere Miene auf. Wandt sich dann auch gleich zu seiner Tochter und fragte diese.


    Hat es dir denn wenigsten gefallen Sabina?


    Und lächelte sie an und zwinkerte ihr zu.

  • Weder Calvena noch Sabina fühlten sich wirklich gescholten, als Sedulus seinen Missmut darüber äußerte das Sabina auch ein wenig dabei gewesen war. Zum einen hatte Sabina so lange gebettelt, bis Calvena nachgegeben hatte, zum anderen war Sabina anschließend fast anstandslos im Bett verschwunden. Außerdem hatte sie ja auch gleich noch neue Kindermädchen gefunden, fragte sich nur wann Centho oder Valerian Zeit finden würden, sich dem Kind anzunehmen. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah sie ihrem Vater in die Augen. Kein Wässerchen konnte sie trüben.


    „Es war schön!“ stimmte sie ihrem Vater eifrig zu. Hoffentlich durfte sie beim nächsten fest auch wieder dabei sein. Es war ganz schön doof, wenn man noch zu Klein für alles war.


    „Das nächste Mal will ich auch wieder dabei sein!“ proklamierte sie dann auch umgehend.

  • Na klasse. Ein wundervolles Fest und sie hatte die Hälfte davon verpasst...


    "Nun, es freut mich, dass eure Gäste zufrieden waren. Allerdings wäre ich schon sehr froh, wenn ich das nächste gesellschaftliche Ereignis in diesem Haus ohne weitere Blessuren überstehen würde." antwortete Laevina ein wenig knurrig auf Sedulus' Bemerkung. Irgendwie hatte sie immer noch das Gefühl, dass ihrem persönlichen Leiden auf dem Fest nicht annähernd genug Aufmerksamkeit geschenkt worden war...


    Über die unpassende Anwesenheit des kleinen Mädchens brauchte man doch eigentlich gar nicht zu diskutieren!


    "Mir persönlich ist nicht klar, was das Kind auf diesem Fest zu suchen hatte. Für die Suche nach einem geeigneten Ehepartner ist es, wie schon gesagt, in ihrem Fall noch zu früh und ich glaube kaum, dass sie in angemessener Weise zur Unterhaltung der Gäste beigetragen hat." fügte sie dann hinzu, während sie sich ein paar Trauben vom Tisch pflückte.


    "Ich habe jedenfalls weder meine Kinder noch meine Enkelin jemals zu einem solchen Fest gelassen, bevor sie nicht das entsprechende Alter hatten, und das hat ihnen sicher nicht geschadet."

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