Arria blickte sie einen Moment an, dann setzte sie sich wieder auf die Sesselkante, löste ihre Finger von denen ihrer Tante und legte sie, gemeinsam mit ihrer anderen Hand und starrte darauf, als gäbe es nur ihre Hände in diesem Moment.
"Ich bin nicht wie du, Tante, aber ich glaube, dass sich mein Vater eine Tochter wie dich wünscht. Eine, die weiß, wie man sich benimmt, die zwar selbstständig denkt und intelligent ist, es aber für sich behält. Eine, die still ist, wenn Männer reden, die der Familia Ehre bringt durch ihr Verhalten. Eine, die nicht vorlaut ist, die mithilft, die der Familia Kinder schenkt. Seit wir hier in Tarraco sind, ist er nicht mehr der Vater, den ich kannte. Er ist strenger und er ist auch ein wenig älter, habe ich das Gefühl. Ich will nicht mit irgendeinem Patrizier, irgendeiner guten Partie verheiratet werden, damit ich der Gens noch zu etwas nütze. Ich will Imperiosus... Und ich will ihm eine gute Frau sein, aber ich habe gleichzeitig Angst, dass ich ihn noch vor der Sponsalia verliere, weil ich ihm verweigere, was er sich wünscht", antwortete Arria leise und bedächtig, ehe ihre Stimme stockte und sie die Zähne zusammen beißen musste, um ihren Tränen, die sich in den Augen sammelten, Einhalt zu gebieten. Schnell jedoch straffte sie sich wieder und blickte Marcia ausdruckslos an. "Ich werde meine Zunge im Zaum halten und der Gens nicht noch mehr Schande bereiten. Wenn ich... Imperiosus endlich wiedersehe, werde ich ihm seine Wünsche erfüllen... Irgendwie", schloss sie mit ihrem Resümee und erhob sich. "Mach dir keine Gedanken darüber, Tante. Ich habe es deinem Mann schon gesagt. Das kleine Mädchen, das im Garten Schmetterlinge gefangen hat, wird nicht mehr gebraucht... und nicht mehr gemocht", fügte sie hinzu.