[Stabulum] Factio Veneta

  • Und dann war es vorüber, ganz unspektakulär. Sie ergriff sanft seine Hand, doch hielt sie sich nicht wirklich daran fest, es war mehr eine Bestätigung der Geste, als sie vom Wagen hüpfte und, mit festem Boden unter den Füßen, begann, den Riemen des unkleidsamen Helms zu lösen. Das strahlende Blau harmonisierte nicht wirklich mit ihrer Kleidung, und zumindest in dieser Sache war und blieb die Iulierin modebewusst - also weg mit dem Ding. Mit einem Lächeln überreichte sie ihren Helm Victor und löste dann auch den Lederriemen in ihrem Haar, bis es ihr auf die Schultern herab fiel, leicht und duftig, wenngleich nun doch etwas vom Fahrtwind zerzaust. "Eine wunderbare Fahrt!" sagte sie, wohl wissend, dass die anwesenden Männer zuhörten und ein jedes ihrer Worte wahrscheinlich nachher gedreht und gewendet würde, um irgendeinen Witz unter ihnen zu unterstreichen. Nicht dass es sie gestört hätte, so waren die meisten Männer eben, und sie hatte sich darauf eingerichtet. "Wenn ihr all euren Interessenten für die Factio eine solch rasante Fahrt ermöglicht, bin ich mir sicher, dass es sehr bald sehr viel mehr Fans der Veneta geben wird - selbst mitfahren ist doch etwas ganz anderes als nur zuzusehen." Sie schien Vergnügen über die Fahrt zu empfinden, denn die Augen der Iulierin funkelten sachte, während sie sprach.


    "Ah, Constantius ..." Sie ging auf ihren Bruder zu, die anderen und auch Victor hinter sich lassend. "Hast du gesehen, wie wir die Kurven genommen haben? Nicht so gut wie ihr, aber ich finde, mindestens so rasant!" Sie nahm ihm kurzerhand einige ihrer Haarnadeln und die Palla ab, um sich dann bei ihm unterzuhaken, ein mehr als deutliches Zeichen, dass sie wusste, wohin sie gehörte - oder es zumindest nach aussen hin zeigen wollte. Dass sie innerlich ganz andere Wünsche hegte, die auszusprechen weder legal noch statthaft war, musste hier niemand wissen, nicht einmal der Septemvir selbst. Manche Dinge waren eben fast unmöglich, auch wenn man sie noch so sehr wünschte ... sie war sich inzwischen sicher, dass er verheiratet sein musste, ein unvermählter Mann hätte wohl anders reagiert - aber so war es eben. "Gibt es hier irgendwo einen Spiegel? Ich möchte mir zumindest halbwegs die Haare wieder richten ..." Damit blickte sie sich fragend in der Männerschar um, das Gesicht deutlich ausdrückend, dass sie die Nähe eines Spiegels in einem Männerverein nicht unbedingt erwartete - wenngleich sie bei diesem Gedanken schmunzelte.

  • Lächelnd begrüßte der jüngere Bruder seine Schwester. Die Freude über ihre wohlbehaltene Rückkehr war im deutlich ins Gesicht geschrieben. Ebenso die Freude darüber, dass ihr die Fahrt scheinbar gefallen hatte.
    „Es war eine beeindruckende Fahrt und ein besonderes Schauspiel“, antwortete er auf die Frage seiner Schwester hin. Das glückliche Leuchten in seinen Augen und die Bewunderung, die in seiner Stimme mitschwang, mussten jeden Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Worte noch im Keim ersticken.
    Nachdem er Helena ihre Palla und die sicher verwahrten Haarnadeln gereicht hatte, wandte der jung Iulier für einen Moment Victor seinen Blick zu.


    „Ich danke dir, dass du meine Schwester wohlbehalten zurückgebracht hast. “
    Auch diesen Worten sollte es nicht an Aufrichtigkeit fehlen.


    Das Gefühl des Glücks und der Freude hatte somit wieder Besitz von dem jungen Constantius ergriffen und jegliche Bedenken der letzten Minuten fortgespült. Eben jene Gefühle sind es, die ein Mensch sich stets so sehnlich wünscht. Erstrebenswert und doch so vergänglich und manchmal auch gefährlich. Sie bewirken eine Euphorie des Geistes. Eine Euphorie, die in der Lage ist Veränderungen zu ignorieren und drohendes Unheil zu verdrängen.
    Doch das was Constantius in seinem Bewusstsein nun nicht mehr direkt wahrnahm, wurde sorgsam auf der nicht vorhandenen Wachstafel durch den Teil seines Ichs notiert, der stets mit wachsamen Augen durch die Welt ging, aber der noch so selten Gehör fand. Es hatte sich etwas verändert. Wo vorher Nähe und Zuneigung wahren, schien sich eine Distanz zu ergeben. Was mochte der Grund sein? War mochte wohl geschehen sein? Was würde daraus erfolgen? Würde sich daraus Folgen ergeben? Hatte er die Situation falsch eingeschätzt?
    Fragen um Frage wurde notiert. Jede Regung und jedes Wort sorgfältig analysiert und für eine Zeit des Nachdenkens festgehalten. Eine Zeit die irgendwann folgen musste, doch erstmal eine Weile warten musste.


    Das ihm so eigene glückliche Lächeln zierte nun sein Gesicht. Dankbar für den Moment des Glücks, den er empfinden durfte.

  • Victor reicht die beiden Helme an Hermes weiter und nickt Constantius zu. "Es war mir eine Ehre." Mehr Worte braucht es nicht, denn alles, was er weiter sagen würde, könnte zu viel davon verraten, was er denkt. Er wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn und überlegt, ob er schon jemals irgendwo im Circus Maximus einen Spiegel gesichtet hat. "Es gibt im Inneren des Circus Waschgelegenheiten, um sich etwas den Staub abzuwaschen. Weißt du, ob es irgendwo einen Spiegel gibt, Hermes?" Der junge auriga nickt. "Im Raum des Medicus gibts einen. Nicht sonderlich groß, aber besser als nichts."


    Da der Wunsch einer Frau in Rom noch immer den Weg der Männer diktiert, schlägt die kleine Besuchergruppe den Weg ins Innere des Circus ein, nachdem sie sich von Hermes verabschiedet hat, der sich noch um die Tiere kümmern will. Vic führt die beiden Iulier durch einen kurzen Gang, in dem es weniger nach Pferd und Stall riecht. Er klopft an eine Tür, öffnet sie und wirft einen kurzen Blick in den Raum dahinter. "Der Medicus ist selten da, wenn nicht ein großes Rennen ansteht." Er öffnet die Tür weiter, weist in den Raum hinein und wendet sich zu Helena. "Neben der Liege findest du eine Waschschüssel, dort hängt auch der Spiegel. Wir werden direkt schräg gegenüber sein, im Aufenthaltsraum der aurigae." Er deutet auf eine Tür, auf welche ein blauer Helm aufgemalt ist. Zu gern würde er lieber mit Helena in dem Raum verschwinden, doch diesen Gedanken verdrängt er, noch bevor er richtig aufkeimt.

  • Während die Männer zurückblieben und sie hinter Victor in die Richtung des Raumes ging, in dem der Medicus normalerweise residierte, stürmten tausend und ein Gedanke auf sie ein. Wie gerne hätte sie noch irgend etwas gesagt, irgend etwas passendes, das ihm versichern konnte, dass sie nicht zu denjenigen Frauen gehörte, die wie Lupae nach den Tuniken aller möglichen Männer griffen, um sie sich einzuverleiben, dass er derjenige war, der ihr etwas lange verloren geglaubtes zurückgebracht hatte, etwas unglaublich kostbares und wichtiges ... aber jedes Wort schien ihr nicht angemessen genug, ihm zu erklären, sich zu erklären ... wahrscheinlich hielt er sie jetzt für etwas ganz anderes, eine mannstolle einsame Frau, die sich einem jeden so gegenüber verhielt, aber so war es eben nicht. Stumm blickte sie den Septemvir an, als er ihr den Raum zeigte, dann nickte sie sanft und sagte leise nur:


    "Ich danke Dir ... den Rückweg finde ich bestimmt, mach Dir darob keine Gedanken." Dann betrat sie den kleinen Raum mit langsamen Schritten, wandte sich noch einmal in seine Richtung, die Finger um den einfachen, hölzernen Türknauf gelegt. Ihre Lippen teilten sich, als wollte sie noch etwas sagen, aber bevor sie es tun konnte, schloß sie die Tür schnell hinter sich, um seinem Blick nicht begegnen zu müssen, weil sie genau wusste, dass es dann nicht mehr viel Halten gegeben hätte. Zumindest nicht für sie ...


    Als die Tür geschlossen war, blickte sie sich kurz in dem eher schlichten Raum um - eine einfache Liege, ein Tisch mit Waschschüssel, dazu noch ein matt glänzender, einfacher Bronzespiegel, das musste eben reichen. Wahrscheinlich war der Medicus nicht allzu oft hier, zumindest nicht zum schlafen, denn sehr bequem sah das Bett nicht aus. Langsam setzte sie sich auf den etwas schiefen Hocker vor dem Tischchen und begann, ihre Haare mit den Fingern zu entzausen. Die Fahrt hatte sie ziemlich zerwirbelt, sodass sie eine Weile brauchte, um wieder eine ansehnliche Ordnung zu schaffen - ein einfacher Knoten war schnell gedreht und mit den Haarnadeln festgesteckt, es sah nun zwar nicht mehr so kunstvoll aus wie zuvor, denn für die komplizierteren Frisuren brauchte es eine Sklavin, aber es war besser, als das Haar offen zu lassen.


    Vor jedem Ohr ließ sie eine sich ringelnde Haarsträhne herab hängen, das verdeckte kleine Unsauberheiten in ihrer Frisur, dann befestigte sie die Palla wieder, wie es einer römischen Frau zukam, halb über dem Haarknoten. Still betrachtete sie ihr gerötetes Gesicht im Spiegel und seufzte schließlich leise. Was für ein verrückter Tag ... sie wusch sich die Hände und rieb auch das Gesicht mit einem befeuchteten Tuch sauber, bevor sie sich erhob und das Tuch ordentlich zum Trocknen aufhängte. Erst dann verließ sie die kleine Kammer wieder und kehrte in den Aufenthaltsraum der aurigae zurück, dort langsam eintretend, um den anwedenden Männern still zuzunicken.

  • Etwas zu lange als dass es nicht auffallen würde, blickt Victor nur die Tür an, dort, wo kurz zuvor noch Helenas Gesicht zu sehen war. 'Mann, Mann, Mann!' schießt es ihm durch den Kopf, dann dreht er sich um, deutet auf den Aufenthaltsraum und geht voran. Er nimmt jedoch nicht die Tür mit dem aufgemalten Helm, sondern eine daneben. Sie gelangen in einen kleinen Raum, in welchem Wasser und Tücher zur Reinigung bereitstehen. Natürlich geht es bei den beiden Männern etwas schneller, denn auf dieser Seite des Korridors verzichtet man darauf, seine Frisur ausgiebig herzurichten.


    Darum treten sie auch vor Helena schon in den Aufenthaltsraum und treffen dort auf Campus Calidus, Rothar, Dareios und zu Vics Erstaunen auf Severus.
    "Hoi." begrüßt Vic seinen Bruder. "Was machst du denn hier? Hast du schon wieder frei?" Er mustert die Praetorianeruniform. "Oder bist du etwa dienstlich hier?" Er schaut zu Constantius und fängt ohne auf eine Antwort zu warten, schon mal mit der Vorstellung an. "Das ist mein Bruder Severus, ebenfalls aktives Factiomitglied. Sev, das ist Caius Iulius Constantius. Er und seine Schwester interessieren sich für die Veneta, darum hab ich sie ein wenig herumgeführt." In eben diesem Augenblick betritt auch Helena den Raum und Vic setzt die Vorstellung nahtlos fort. "Iulia Helena, mein Bruder Severus."

  • Sevs vorwurfsvoller Blick gilt nur Vic, der die Bedeutung ja hoffentlich wohl erraten würde. Nachdem jetzt aber die möglichen neuen Factiomitglieder noch dabei sind, hält er seine Standpauke noch zurück und zwingt sich zu einem freundlichen Gesicht. Seinen Helm hat er inzwischen abgesetzt und auf einem Tisch abgelegt. Die Rüstung ist vom Staub der Rennbahn gezeichnet. Er nickt den Iuliern grüßend zu.


    "Salvete! Hoffentlich gefällt's euch bei uns. Hrhr. Wir sind schließlich fest davon überzeugt, dass die Veneta die beste Factio von allen ist!"


    Beiden sieht er kurz prüfend in die Augen und unterzieht Helenas Körper einer flüchtigen Musterung. Dann beantwortet er Vic noch seine Fragen. "Ich war nur grad aufm Rückweg zur Castra und wollt mal kurz vorbei sehen, ob alles in Ordnung is. Läuft das Training noch plänmäßig?" '...trotz der Kindereien, die ihr hier stattdessen veranstaltet?' fügt er in Gedanken hinzu.

  • Vic ignoriert Sevs sauertöpfischen Blick und schiebt ihn darauf, dass sein Bruder wohl gerade mal wieder vom langweiligen Kasernendienst in der Castra kommt. Seit er bei den Praetorianern ist, gehts einfach bergab mit dem Jungen. Trotzdem könnte er sich wenigstens dann zurückhalten, wenn Victor gerade dabei ist, Factio-Pionierarbeit zu leisten.


    "Joah, das Training läuft gut. Diokles ist noch in der Schonphase nach den Spielen in Germanien, aber Hermes hat heut ein paar fantastische Kurven hingelegt." Am liebsten würde Vic direkt damit weitermachen davon zu erzählen, wie sich Helena mit Wagenlenkern auskennt, was für eine Wahnsinns-Frau sie ist und was für fantastische Kurven er mit ihr hingelegt hat. Nachdem jetzt aber die möglichen neuen Factiomitglieder noch dabei sind, hält er sich damit noch zurück und zwingt sich zu einem neutralen Gesicht. 8)


    "Wir gehn dann wieder rüber ins Factiohaus, noch was trinken. Wenn du den Dreck wieder los bist, kannste ja nachkommen."

  • Constantius beschlich ein merkwürdiges Gefühl der Befangenheit. Scheinbar lag ein merkwürdiges Knistern in der Luft. In seiner Position des stillen Beobachters war es ein Leichtes die stummen Blicke zu bemerken. Ein leichtes auch nur das kleinste Kopfschütteln wahrzunehmen. Einen Moment sollte er Helena noch nachschauen, bis das Geräusch der sich schließenden Tür ihn aus seinen Gedanken riß. Ein nachdenkliches Lächeln legte sich auf seine Züge, als er entschuldigend zu Victor blickte.
    Ohne ein Wort zu verlieren folgte der junge Iulier seinem Gastgeber in dem Raum der auriga. Auch wenn sein Blick zunächst auch diesen Raum schweifend erforschte, war seine Stirn von nachdenklichen Falten geziert. Etwas in Constantius schien einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit zu beanspruchen, denn er schien selbst die Anwesenheit des Prätorianers nicht sofort zu bemerken. Erst als Victor schließlich die Begrüßungszeremonie einleitete, war die ungeteilte Aufmerksamkeit des jungen Constantius auf Severus gerichtet. Höflich in einem respektvollen abstand, neigte er sein Haupt und fügte die Worte an:


    „Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen.“
    „Dein Bruder“, er deutete auf Victor, „war so freundlich und hat uns sehr eindrucksvoll das Wagenrennen demonstriert.“
    „Ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Und ich bin mir sicher, dass mit derart fähigen Fahrer, die Fractio der Veneta von Sieg zu Sieg fahren wird.“


    Als Helena schließlich den Raum betrat, stellte er sich an ihre Seite und beobachtete den Prätorianer mit einem freundlichen Lächeln. Wo sein Lächlen unbefangen Freundlichkeit offenbarte, wachten seine Augen mit unverkennbarer Aufmerksamkeit. Auch der prüfende Blick des Prätorianers, der über Helena glitt, sollte dem jungen Probatus nicht entgehen. Umso mehr schien in eine innere Stimme den jungen Iulier zur Wachsamkeit zu ermahnen.

  • "Ich freue mich, Dich kennenzulernen, Valerius Severus," sagte die Iulierin freundlich in die Richtung des Prätorianers und betrachtete ihn für einige Momente lang, wenngleich nicht zu lange - offenes Starren lag ihr nicht und es würde sicher noch mehr Gelegenheiten geben als diese eine, ihn anzusehen, wie einen jeden anderen im Raum auch. "Diesen Tag werde ich ganz bestimmt so schnell nicht vergessen," fügte sie noch mit einem vergnügten, sanften Lächeln an.


    "Immerhin ist eine Fahrt auf einem Streitwagen eine einzigartige Sache, man versteht danach um einiges besser, warum dieser Sport so viele Menschen begeistert. Du fährst bestimmt selbst auch bisweilen die ein oder andere Runde?" Der Prätorianer wurde mit einem fragenden Blick bedacht, dann auch sein Bruder - oh ja, sie konnte sich ausgesprochen gut vorstellen, wie die beiden versuchten, einander zu überholen und um jede Pferdelänge Vorsprung miteinander rangen. Brüder eben - ihre älteren Brüder waren nicht viel anders gewesen, egal worum es ging. Wieder hakte sie sich bei Constantius ein und blickte für einen Moment lächelnd zu ihm hinauf. Er machte sich gut unter Männern und insgeheim hoffte sie, dass er in diesem Kreis willkommen sein würde - er konnte nicht dauernd mit ihr unterwegs sein, musste auch unter Männern sein und sich dort Freundschaften suchen.

  • Sev brummt mürrisch zu den Erklärungen seines Bruders und nickt.


    "Jo, könnt ihr machen. Ich wollt mich aber erst noch ne Runde in den Ställen umsehen. Kannste nochma kurz hier bleiben, Vic? Ich hab da noch was mit dir zu besprechen. Obs noch auf nen Becher Wein reicht, weiß ich nicht. Ich bin eigentlich nur auf der Durchreise und muss bald zurück in die Castra Praetoria."


    Dann wendet er sich etwas freundlicher an die beiden Iulier. Für Vics Dummheiten können sie nichts und natürlich vor allem die schöne Frau ist Sev sehr sympathisch. Zuerst antwortet er allerdings ihrem Bruder.


    "Freut mich, dass es euch gefallen hat. Das Gefühl, auf einer richtigen Quadriga zu stehen wenn die Pferde lospreschen, das is schon was besonderes. Hrhr."


    Bei dem Gedanken daran bessert sich seine Laune wieder etwas und das Grinsen wird ein Stück breiter. Vic wird später noch sein Fett wegbekommen. Sev zwinkert dem jungen Mann zu und wendet sich dann an die so überaus verwegen lächelnde Dame.


    "Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Iulia. Es ist uns eine Ehre, dass die Factio euch dieses schöne Erlebnis bereiten durfte. Werden wir euch von nun an denn öfter hier zu sehen bekommen?"


    Er grinst und wendet sich dann an beide.


    "Klar, dass ich mir das auch nicht entgehen lasse. Hrhr. Die Gelegenheit muss man schließlich ausnutzen, wenns klappt. Allerdings steht es mit meiner Zeit selten so gut, als dass ich hier wirklich oft meine Freizeit verbringen könnte. Als Decurio muss man ständig für seine Equites da sein und Dienst in der Castra schieben. Ist nen Haufen Arbeit. Aber wann immer es sich ergibt, werf ich nen kleinen Blick in die Stallungen, helf beim Training und dreh auch ab und zu ne kleine Runde gegen den Vic. Hrhr. Aber so gut wie die richtigen Lenker sind wir natürlich nich..."

  • Vic lässt seinen Bruder keine Sekunde aus den Augen. Er kennt Sev lang genug, um zu wissen, dass der sich erstmal auf jede Frau stürzt, die bei Drei noch nicht auf den Bäumen ist. Tief in seinem Inneren ärgert Vic das in diesem Moment tierisch, denn im Gegensatz zu ihm ist Severus noch nicht verheiratet und kann sich dieses Recht getrost raus nehmen, wann immer es ihm passt. Bei einer anderen Frau wäre es Vic wahrscheinlich sogar egal, aber nicht bei Helena, die ihm noch kurz zuvor so nahe gewesen ist.


    "Nen Augenblick Zeit hab ich sicher." Er nickt Sev zu und schaut an ihm vorbei zum Trainer der Wagenlenker. "Callidus, kannst du unsere Gäste bitte rüber ins Factiohaus bringen und dafür sorgen, dass sie etwas zu Trinken bekommen?" Und zu den beiden Iuliern gewendet. "Ihr entschuldigt mich kurz? Es wird sicher nicht lange dauern." Dafür würde er schon selbst sorgen. Das einzige, was er sich überhaupt vorstellen kann, worüber Sev mit ihm dringend reden müsste, das wäre über irgendwas mit Amatia. Am Ende hat das Mädel schon wieder einen Kerl angeschleppt, den sie heiraten will.


    Campus Callidus steht von dem Hocker auf, auf welchem er gerade sitzt und tritt zu der kleinen Gruppe hin. "Sicher kann ich das machen." Er bleibt abwartend stehen um Helena und Constantius zum Factiohaus zu begleiten.

  • "Und? Wer von euch beiden gewinnt?" meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln auf die Worte Severus' hin - ihr geistiges Bild der sich gegenseitig abdrängenden Brüder erhielt in diesem Augenblick noch ein paar Details mehr - unter anderem einen breit grinsender Severus und einen Victor, der genau wie sein Bruder "Hrhr!" ausruft, wenn er diesen überholt - und ließ sie breiter und deutlicher schmunzeln. Wahrscheinlich hatten die beiden als Kinder jede Gelegenheit genutzt, sich um die unwichtigsten Dinge der Welt zu prügeln, genau wie ihre älteren Brüder. Nicht, dass es dabei ums gewinnen gegangen wäre, eher um den Spaß bei der Sache, der meistens dann endete, wenn ihre Mutter die beiden staubigen Jungen mit den zerrissenen Tuniken von der Straße einsammelte. Ja, genau so musste es auch bei diesen beiden Rotzbuben zugegangen sein - denn die beiden erwachsenen Männer hatten durchaus noch ihre Rotzbuben-Anklänge, der eine wie der andere.


    "Wir werden sicher öfter bei der Factio vorbeischauen, wenn wir denn willkommen sind ... ich hätte nie gedacht, dass mich das Wagenrennen interessieren würde, mein verstorbener Gemahl hat es sehr gemocht, aber mit einem Haushalt am Stolazipfel hat man für so etwas keine Zeit. Jetzt festzustellen, dass es doch sehr viel Spaß bringen kann und zudem noch spannend ist, ist fast wie eine ganz neue Welt ... und auf einer Quadriga zu stehen krönt diese neuen Erfahrungen," erläuterte sie lächelnd und wirkte dabei so begeistert, wie die Worte auch klangen, die Augen funkelten lebendig. Dass die Brüder dann ein paar Worte miteinander wechseln wollten, quittierte sie mit einem verständnisvollen Nicken, um dann Callidus zu folgen. "Natürlich," antwortet sie auf Victor und schenkte ihm ein warmes Lächeln. "Solange es nicht zu lange dauert - sonst müssten wir uns eine der Quadrigen klauen und gegen die Langeweile ein paar Runden drehen!" Leise lachend ging sie dem Trainer hinterher und zog ihren Bruder mit sich in Richtung Factiohaus.

  • Genießerisch lässt Sev seinen Blick noch auf der Kehrseite der Iulierin ruhen, bis diese außerhalb seiner Sichtweite verschwunden ist. Mit einem noch immer breiten Grinsen wendet er sich dann zu Vic, als sie endlich alleine sind.


    "Hrhr. Dat is ja nen ganz schön heißer Feger, den de da aufgegabelt hast. Mit der werd ich mich sicher nochmal ganz in Ruhe unterhalten. Ich wette, dass die einiges an Feuer hat. Hrhr."


    Er verzieht anerkennend das Gesicht und stellt sich die vielversprechende Figur der Iulierin ohne den störenden Stoff ihrer Kleidung vor. Sevs Grinsen wird noch breiter, bis er den Gedanken dann doch beiseite schiebt und sich dem eigentlichen Thema dieser Unterhaltung zuwendet. Der vorwurfsvolle Ton in seiner Stimme ist zurück und tadelnd mustert er seinen Bruder.


    "Ahso, warum ich mit dir reden wollte. Junge, so gehts aber nich hier. Dat hier is ne seriöse Factio und der echte Circus Maximus. Dat is kein Volksfest, auf dem wir kleine Mädchen Ponyreiten lassen. Wat glaubste, was bei eurer Aktion da alles hätte passieren können? Mann, Junge! Überleg doch mal! Wie oft kommen in den Wagenrennen irgendwelche Lenker zu Tode?! Und dat sind Profis! Wenn ma wirklich wat sein sollte mit den Pferden, dass die rumspinnnen oder sowat, dann machste da draußen keinen Meter mehr. Dann hilfts auch nichts, dass die geilste Schnecke von Rom mit auf deiner Quadriga steht, dann wirds zappenduster! Junge, Junge... Und wat glaubste, was es dann noch fürn Ärger mit ihrem Vater geben würd. Also wirklich nich. Solche Kindereien gehören nich auf die Rennbahn! Du bringst die Factio in Plutos Küche!"

  • "Wat? Seit wann tutn Pluto kochen?" Vic schaut seinen Bruder merkwürdig an, schüttelt aber den Kopf. Wenn hier einer den Plan von den Göttern hat, dann er, aber um Plutos Küche gehts sowieso nicht.
    "Hör ma, Junge, lass bloß die Finger von ihr. Dat is nich irgend nen billiges Flittchen von den Mercati, dat is ne ehrbare Römerin." Es hat Victor überhaupt nicht gefallen, wie sein Bruder Helena nachgeschaut hat, und seine Worte über den 'heißen Feger' verstärken Vics Ärger noch. "Ich sachs dir, wenn du sie ins Unglück stürzt, dann gnaden dir die Götter, Mann!" Er hebt drohend seine Faust. Seit der Fahrt mit Helena auf dem Wagen, seit sie sich so eng an ihn herangedrückt hat, braucht er ein Ventil um seine überschüssigen Emotionen irgendwo zu entladen, und Sev mit seinen dummen Sprüchen kommt ihm da gerade recht.


    Aus der Faust löst sich ein Zeigefinger und dieser neigt sich in Severus Richtung. "Und wer hier wann ne Runde aufm Wagen dreht, dat bestimmst du schon lange nich, Junge. Ich bin hier der Vicarius Principis und wenn ich Interessenten zeig, was es heißt, auf nem Streitwagen zu stehen, dann haste da nich dran rumzumeckern. Der Hermes is doch kein Anfänger, der den Wagen an die Wand fährt, nur weil er nen Mitfahrer drauf hat." Er macht einen Schritt auf Sev zu und kneift die Augen ein Stück weit zusammen. "Und was Helena angeht, die war bei mir so sicher, wie in Ceres' Schoß. Glaubste ich kann nen Wagen nich mehr lenken, nur weil sich ne Frau an mich drückt, oder wat?"

  • Sev verdreht genervt die Augen. Das Liebesgesäusel seines Bruders lässt ihm beinahe schlecht werden. Er schüttelt ungeduldig den Kopf und macht eine wegwerfende Geste.


    "Red keinen Blödsinn, Junge! Hörste überhaupt, was de da sachst? Ne ehrbare Römerin, die sich aufm Streitwagen an dich randrückt? Mann, Mann, Mann... Entweder haste Halluzinationen oder deine tolle Römerin is doch nich so ehrbar, wie de mir hier weis machen willst. Ich stürz hier niemanden ins Unglück, Junge! Du bist immernoch derjenige, der das arme Mädel aus Jux und Dollerei einfach mit auf nen Streitwagen nimmt. Junge, wann wirste endlich mal erwachsen? Dat is doch alles kein Spiel hier!"


    Warnend sieht er auf Vics geballte Faust.


    "Droh mir nich, Kleiner. Sonst gibts hier gleich nen Unglück! Vicarius Principis hin oder her! Du solltest dir mal etwas mehr Verantwortungsgefühl angewöhnen, wennde hier einen auf den großen Macker machen willst. Du hast die Leute in Lebensgefahr gebracht. Dass dat sicher gewesen sein soll, dat kannste deinem Oppa erzählen!"

  • Vic funkelt seinen Bruder wütend an. "Sach ma, spinnst du jetzt oder wat? Ich würd eher sagen, du hörst nich, wat du da sachst. Die Leute in Lebensgefahr gebracht, Mann, wie oft biste schon durch den Circus geheizt? Du hörst dich ja an wie nen Mädchen, Junge, isset dat, was sie dir bei den Schwarzröcken beibringen? Wirst wohl langsam nen bisschen paranoid."


    Er tritt noch näher an Sev ran und schubst ihn mit der flachen Hand gegen den Brustpanzer. "Oder is dat der Neid, der da aus dir spricht? Weil du die ganze Zeit in der Castra hockst und keine mehr abbekommst?"

  • "Wat? Sachma, drehste jetzt komplett durch, Junge? Ich glaub dir gehts zu gut, du Priestermemme! Dat is ja wohl nen meilenweiter Unterschied, ob ich mich da draußen in Gefahr begebe, oder ob du eine hilflose Frau da raus zerrst! Die kann das doch garnich einschätzen, wat da alles passieren kann! Junge, Junge... Lern endlich ma, deinen Kopf einzusetzen und nich immer nur mitm Schwanz zu denken! Is ja schön und gut, dass du auf die Kleine abfährst, aber was zu weit geht, geht zu weit!"


    Der Stoß gegen seinen Brustpanzer ist nicht sonderlich stark und Sev weicht keinen digitus. Drohend kneift er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und mit der Hand drückt er Vic an dessen Brust wieder von sich weg.


    "Pass auf, Junge..." meint er mit einer deutlichen Warnung in der Stimme.

  • "Sach dat nich noch einmal!" Victor schlägt mit einer schnellen Bewegung den Arm seines Bruders mit der linken zur Seite. Mit einem mal entläd sich die gesamte Aggression, die sich während der 'würdevollen' Beherrschung in der letzten Zeit als Sacerdos und dann Septemvir aufgebaut hat. Natürlich trainiert Vic ab und an in den Thermen und ringt dort auch, doch niemals mit seiner gesamten Wut. Von jedem anderen hätte er sich wahrscheinlich als 'Priestermemme' betiteln lassen, es wäre ihm zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Doch von Sev, mit dem er gemeinsam bei der Ala durch den Hades gegangen ist, lässt er sich das nicht bieten. Manchmal würde Victor die Götter, vor allem einen ganz speziellen, am liebsten dafür verfluchen, dass sie ihn in seinen Dienst geholt und nicht mehr daraus entlassen haben.


    Um dem zuvor zu kommen, dass Sev seine Worte nochmals wiederholt, holt Victor mit der Rechten aus und schlägt zu. Natürlich hat ein Septemvir nicht die geringste Chance gegen einen Praetorianer, doch daran denkt Vic in diesem Augenblick recht wenig bis gar nicht, sondern nur daran, seinem Bruder ein paar aufs Maul zu verpassen, damit dieser es nicht immer so weit aufreißt. 8)



    /edit: Rechtschreibung

  • Der Schlag trifft Sev völlig unvorbereitet. Schmerzhaft trifft Vics Faust seinen Kiefer und er taumelt einen halben Schritt zurück. Überrascht und wütend blinzelt er seinen Bruder an.


    "Junge, dat war jetzt nen Fehler..." brummt er, ballt seine Hände ebenfalls zu Fäusten und stürzt sich mit der Schulter voran auf sein Gegenüber. Während er Vics Oberkörper mit dem Ellenbogen zur Seite stößt, landet er mit seiner rechten Faust einen schmerzhaften Volltreffer in dessen Magengrube. Das linke Bein zur Hilfe nehmend versucht er ihn dann zu Fall zu bringen.

  • Mehr als ein "Uff! bringt Vic nicht mehr heraus, dann treibt ihm Sevs Faust die Luft aus den Lungen. Ein verdammt schmerzhaftes Gefühl breitet sich in seiner Magengegend und darüber hinaus aus und am liebsten würde er schon in diesem Moment den caduceus schwenken, doch dafür ist es zu spät. Noch bevor er irgendwie reagieren kann, fällt er auch schon nach hinten, doch bevor er zu Boden geht, packt er Sev mit beiden Händen an den Schienen von dessen Brustpanzer. Da Severus für seine Aktion seinen festen Stand ebenfalls aufgegeben hat, ist es nicht schwer, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nachdem Vic auf dem Boden aufschlägt, drückt er Sev mit aller Kraft zur Seite hin, und versucht sich wieder aufzurappeln.

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