Ich verschluckte mich erstmal ordentlich an meinem Wasser, als ich den ersten Satz meiner 4 Minuten ( ) jüngeren Version hörte.
"Och...*keuch*...nur so..."
Sfz. Es half ja nichts. Spätestens wenn ich abreiste musste ich es ihr sagen.
"Die Sache ist nämlich die...Corvus hat sich von den Praetorianern wegversetzen lassen."
Ein Augenrollen begleitete diese Aussage
"Er wollte zurück nach Germanien...zur Legio II. Tja und da ist er jetzt seit einigen Wochen wieder. Und ich...ich werde auch Rom verlassen."
In Erwartung wildester Ausbrüche zog ich schonmal den Kopf ein.
Casa Germanica - Cubiculum Aelia
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Sprachlos sieht Aemilia zu Aelia hinüber. Die Hand, die gerade ein Stück Fleisch zu ihrem Mund führen will, hält unwillkürlich inne und lässt den Bissen Huhn ( ) förmlich in der Luft schweben.
Innerlich geht Aemilia die gesprochenen Worte mehrfach durch, stellt sie in eine andere Reihenfolge hintereinander, kann jedoch allen Bemühungen zum Trotze keinen sinnvollen Sinn dahinter entdecken.
Also bleibt sie, wie wirklich nicht oft in ihrem Leben, erstmal komplett sprachlos. -
Oh weh, sie hatte aufgehört zu essen. Eindeutig ein schlechtes Zeichen. Ich schluckte also und lächelte unschuldig.
"Weißt du...es...es soll da ganz toll sein...und ich will hier ja auch nicht ewig Magister Scriniorum sein...und...und ich würde Corvus endlich wieder sehen und..."
Und mir gingen die Argumente aus. Sfz. -
Aemilia klappt ihren Unterkiefer wieder hoch und atmet noch einmal kurz durch. Dann findet sie endlich die Sprache wieder, wobei ein unüberhörbar entsetzter und vorwurfsvoller Unterton in der Stimme liegt.
"Also... Aelia! Soll es garnicht. Du weißt genau, was für Schauergeschichten man sich von Germania erzählt!"
Fassungslos sieht sie kurz zu dem Huhn ( ) und dann wieder zurück zu Aelia.
"Wieso... Wieso hat sich dieser D... äh... Corvus von den Prätorianern wegversetzten lassen? Ja, bist du deppat! Wieso? Oder wurde er strafversetzt? Ich meine... Also... Wieso?"
Ihre Gedanken überschlagen sich, während sie hoffnungslos vergeblich das nachzuvollziehen versucht. Bestimmt hat er etwas angestellt, weswegen Hungi ihn wegschicken musste, kommt Aemilia zu einer festen Überzeugung.
"Also gut. Was hat er angestellt?" -
"Ja aber..."
Weiter kam ich nicht, da mein Schwesterlein munter weiterplapperte.
"...aber..."
Und nochmal. Sfz.
"..."
Strafversetzt? Pfft, das wurde ja immer bunter.
"Gar nichts hat er angestellt.", brummte ich beleidigt. "Ihm hat es als Praetorianer nicht gefallen...ja, er ist ein Dillo, ich weiß. Ich verstehe ja auch nicht, wieso man sich freiwillig zurück zur Legion versetzen lässt, aber...sfz."
Stöhnend rieb ich mir die Augen. Womit hatte ich das nur verdient? Hilfesuchend sah ich zu dem Huhn, welches die Aufmerksamkeit wie magisch auf sich zu ziehen schien...
"Ich hab ja versucht, es ihm auszureden. Aber er ist dickköpfiger, als ich dachte." -
"Ist er verrückt geworden? Hat er... verdorbene Speisen gegessen? Irgendwelche Kräutertränke? Einen dicken Stein auf den Kopf bekommen? Wurde er verflucht? Hat er einen Gott beleidigt, der ihn jetzt dafür bestraft?"
Aemilia kann es sich einfach nicht anders erklären. Ratlos sieht tauscht sie einen weiteren Blick mit dem gesichtslosen Huhn, was ihr aber auch nicht weiterhilft.
"Pffff... Der ist nicht dickköpfig, der ist du..." verkneift sie sich dieses Wort doch gesundheitshalber. "...sselig. Seufz! Das kann doch nicht wahr sein. Du musst ihn doch von solchen unüberlegen Dummheiten abhalten!"
Stirnrunzelnd mustert sie ihren Zwilling.
"Aber nein, du willst ihm auch noch nach Germania folgen. Dadurch würdest du ihn doch auch noch in seinem törichten Vorhaben bestätigen! Nix da! Du wirst einfach hier bleiben und warten. Dann kommt er schon bald von ganz alleine zurück, wenn er das wahre Leben in der kalten Wildnis da oben erstmal wirklich kennengelernt hat..."
Der Plan steht, die Sache ist beschlossen. -
"Wahrscheinlich alles auf einmal.", seufzte ich und schüttelte den Kopf, die Augen noch immer auf das seltsame Huhn gerichtet.
Endlich konnte ich mich von seinem Anblick losreissen und schaute zu meinem Zwilling.
"Schwesterchen, ich fürchte, er wird nie genug von Germanien haben. Er kommt aus Germanien, du Dodl. Das ist doch das Problem."
Ein weiterer Seufzer folgte.
"Ich werd mich schon daran gewöhnen..." -
"Wirst du nicht. Er kommt zurück. Ich schreib ihm einen Brief!"
Kurzentschlossen legt sie das Huhn nun endlich wieder beiseite, steht von ihrem Platz auf und sieht sich im Raum um.
"Hast du hier irgendwo Schreibzeug?" -
"Du....wie?"
Wenn das heute so weiterging würde ich die Stirnrunzelfalten noch ewig behalten
"Schreibzeug...äh...da..."
Mit einer Hand deutete ich zum Schreibpult. -
"Ah, gut!"
Zielstrebig geht Aemilia zum Schreibpult, setzt sich hin, sucht Papyrus, Tinte und Feder zusammen und beginnt zu schreiben.Lieber Corvus!
Es tut mir leid, aber ich kann dir meine Schwester leider nicht nach Germanien schicken. Sie ist unheimlich zimperlich und friert schon, wenn der italische Herbst sich überhaupt nur ankündigt. Germanien wäre also garnicht gut für sie. Außerdem bin ich dagegen.
Wenn du sie heiraten willst, dann kannst du ja wieder nach Rom zurück kommen. Wenn du möchtest, dann würde ich auch gerne für dich ein gutes Wort bei Hungi einlegen. Er nimmt dich sicher wieder auf.
Liebe Grüße,
Aemilia. -
Neugierig linste ich über die Schulter meiner Schwester, während sie schrieb. Mit bedingtem Erfolg allerdings nur. Das Weib hatte sich natürlich so hingesetzt, dass ich kaum etwas erkannte.
"Na zeig schon.", forderte ich, als sie endlich fertig zu sein schien und nahm das Papyrus in Besitz
Mit zunehmendem Grinsen las ich, was darauf stand.
"Oh, das wird ihn sicher überzeugen." -
"Gut!" strahlt Aemilia.
"Dann brauchst du ja nicht mehr abreisen. Puh... Wieder was erledigt."
Sie lässt sich wieder auf ihren Sessel plumpsen.
"Hast du immernoch so viel Spaß mit deinem lieben Comes? Wird man bei euch eigentlich auch mal befördert? Der kann doch nicht ewig im Amt bleiben!" -
"Da würde ich nicht drauf wetten...", murmelte ich halblaut und setzte mich ebenfalls wieder an meinen Platz. Himmelherrgottsakra, das verdammte Huhn war ja immer noch da.
"Befördert? Nein, ich glaube nicht.", erwiderte ich grinsend. "Deshalb wäre Germanien gar nicht so übel...da sind so viele freie Stellen, dass man früher oder später praktisch automatisch befördert wird. Oder zumindest bilde ich mir das ein." -
Aemilia grinst breit, weil sie diese Annahme jetzt sowieso nicht mehr ernst nimmt.
"Ja, klar. Aber dafür hast du dann auch nur über zwei bis drei Hühner und vielleicht eine Kuh zu herrschen, anstatt über das pulsierende Herz des Imperiums. Du schreibst doch auch immer Berichte und so, was passiert. In Germanien steht dann drauf... 'Huhn geschlachtet, Kopf ab, leckere Suppe.'" witzelt Aemilia und schnappt sich noch ein Stück Brot. -
"Das wäre doch herrlich.", konterte ich. "Stell dir das doch mal vor...nichts zu berichten...ich müsste nichts tun und würde trotzdem dafür bezahlt werden. Das wäre einfach...das wäre klasse."
Langsam aber sicher begann ich in Tagträumen zu versinken, bis ich mir wieder gewahr wurde, dass ja mein Schwesterlein noch hier saß.
"Äh...wo waren wir gerade?" -
"Bei deiner Faulheit!"
Kopfschüttelnd sichert Aemilia sich einige Oliven.
"Aber jetzt mal ernsthaft..."
Skeptisch schaut sie Aelia an. Die scheint es tatsächlich ernst meinen zu wollen mit Germania. Zwar würde Aemilia ihr das sowieso nicht erlauben, aber dass Aelia wirklich hin will, das wundert sie schon etwas.
"...wirst du da oben nicht furchtbar einsam sein?" -
"Ohja. Und stolz darauf."
Ein gewinnendes Grinsen im Gesicht lehnte ich mich zurück.
"Einsam? Hm..."
Gut, direkt viele Bekannte hatte ich da oben wohl wirklich nicht.
"Naja, also, zumindest zwei Leute da kenne ich. Zum einen Corvus, zum anderen Prudentius Commodus und...ach, das wird schon. Zur Not gibt es ja auch noch die Hühner und Kühe." -
"Äh..."
Aemilia schaut zweifelnd zu Aelia rüber.
"Du hast aber nicht vergessen, dass Corvus bei der Legio ist, oder? Er wohnt im Castellum! Du wirst ihn fast nie zu Gesicht bekommen..."
Sie runzelt hochgradig skeptisch die Stirn.
"Ich bekomme Livianus ja so schon kaum zu sehen und der wohnt wenigstens Zuhause..."
Sie seufzt.
"Prudentius Commodus? Kenn ich nicht. Wer ist das?" -
"Er hat geschrieben, dass er da ein Haus kaufen will, wenn ich hochkomme."
Ratlos zuckte ich mit den Schultern.
"Und wenn ich hierbleibe sehe ich ihn bis zu seiner Pensionierung nicht. Also wähle ich einfach das kleinere Übel.
Achja, und Commodus ist im Moment der Aedilis Plebeii, du unpolitisches Wesen." -
"Achwas. Er kommt zurück nach Rom. Du wirst schon sehen!" nickt Aemilia zuversichtlich.
"Was hast du denn mit dem Aedil zu schaffen?" runzelt sie verwirrt die Stirn.
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