[Officium] Pontifex Hispania

  • Ich hatte Claudia mein altes Officium überlassen. Sie brauchte ebenso wie ich eines hier in Tarraco und warum sollte sie dann wieder ihre ganzen Sachen umtransportieren? Genausogut konnte ich einfach einen anderen Raum beziehen. Ich hatte soeben das Schild draußen anbringen lassen und hatte nun die Tür hinter mir geschlossen. Viel gab der Raum wirklich noch nicht her, denn außer einem Stuhl und einem Schreibtisch befand sich hier nichts. Doch dafür war er sehr groß und hatte auch eine schöne Sicht auf den Garten.


    Ich ging auf den Tisch zu und strich mit dem Finger über diesen. Es war eine schreckliche Staubschicht darauf und ich pustete diese von meinem Finger. Da hörte ich ein Klopfen und einer der Tempelsklaven trat ein. Mír ging nur ein 'Fortuna sei Dank' durch den Kopf.



    "Pontifex, Herrin... Kann ich dir irgendwie helfen?"


    Er sah irgendwie nach ein bisschem schlechten Gewissen aus. Ich begann ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Mit einer ausladenden Geste zeigte ich durch den Raum, ehe ich weitersprach.


    "Auf jeden Fall. Du siehst, wie furchtbar es hier aussieht?"
    "Ja, es war eben niemand mehr hier drin."
    "Glaubst du wir können es gemeinsam bewältigen?"
    "Ja, was soll ich tun?"
    "Hm. Hier müssen auf jeden Fall ein paar Möbel rein. Was hältst du davon wenn du dich um einen schönen großen Schrank und ein paar Regale kümmrst? Ich benötige viel Stauhraum! Ach und eine schöne Truhe!"
    "Wielange habe ich Zeit dafür?"
    "Ich würde es begrüßen wenn bis zum MIttag alles bereit ist, oder zumindest der Großteil. Was mit auf die Liste sollte ist auch ein neuer Stuhl, für beide Seiten des Tisches."
    "Ja, Herrin. Ich werde mich unverzüglich darum kümmern."
    "Ach und... Bitte geschmackvoll!"


    Ich zwinkerte ihm zu, was er mir mit einem Lächeln quittierte und schon war er aus dem Raum verschwunden. Ich sah mich seufzend um und besorgte mir ein Staubtuch um mich an die Arbeit zu machen. Ich hätte es auch einem Sklaven auftragen können, doch ich wollte ihnen nicht alle Arbeit aufbürden, ich war stets dagegen gewesen und nun erforderte es auch mein Stand nicht mehr unbedingt.

  • Für die Ecken an der Decke brauchte ich die Hilfe von dem Sklaven, der mich vorhin angesprochen hatte, doch ansonsten hatte ich den Raum perfekt sauber bekommen. Bei dem Stuhl hatte sich tatsächlich Schaden herausgestelllt, auch wenn er nicht erheblich war. Gut, dass der Sklave gleich wieder kommen würde. Da kam mir eine Idee. Wenn Pentesilea bei mir bleiben würde und sie erst einmal frei war, vielleicht mochte sie ja hier ein wenig aushelfen. Ich würde bei Gelegenheit einmal mit ihr darüber sprechen.


    Da holte mich ein Klopfen aus meinen Gedanken. Mein Blick war irgendwo dort im Garten gewesen. Das Wetter war heute ziemlich trübe, auch wenn es nicht regnete. Man merkte, dass nun die kältere Zeit anbrechen würde. Ich drehte mich um.


    "Herein!"


    Und es trat der Sklave von vorhin ein, mit einer richtigen Kolonne hinter sich. Ich kratzte mich kurz am Hinterkopf. Terminlich war er ja gut dran aber...


    "Schnell komm und hilf mir den Tisch und die Stühle dort in die Ecke zu schieben!"


    Und nickte in eine Ecke. Es ging schnell gemeinsam und nun war den Mödelpackern genug Platz um alles irgendwo in den Raum zu stellen - wie ich sie angewiesen hatte. Als sie alle wieder draußen waren, ließ ich mich gegen die Wand sinken. Uff. Müde blickte ich auf die ganzen Möbel. Es waren beinahe zuviele, aber einen Verwendungszweck fand ich schon noch. Ich inspizierte sie und als ich damit fertig war, nickte ich. Ich war mehr als zufrieden.


    "Ich danke dir, besser hättest du es kaum treffen können. Ist Geld übrig geblieben? Behalte es als dein Lohn!"


    Ich hatte gesehen dass er mir gerade das Geld zurückgeben wollte, doch dann sah er mich verbüfft an und ich zwinkerte ihm zu.


    "Vielen Dank Herrin! Kann ich vielleicht noch etwas tun?"
    "Durchaus! Gleich müssen wir die Möbel erst einmal vernünftig verrücken. Bevor wir das tun könntest du allerdings dort die Staubmilden noch entfernen, ich bin zu klein und komme dort nicht an!"


    Ich sah sein Grinsen und erwiderte es. Dann kam er meiner Bitte nach und im Handumdrehen war der Raum - wirklich - sauber. Nun machten wir uns daran alles in vernünftige Positionen zu verschieben und es war fortgeschrittener Nachmittag als wir beide zufrieden unser Werk betrachten konnten.


    "Vielen Dank... Wie heißt du eigentlich?"
    "Marcus, Herrin."
    "Vielen Dank, Marcus."


    Ich musste bei der Aussprache seines Namens schmunzeln. Und mich an eine bestimmte Nacht mit 'meinem' Marcus... Cousin.. Bruder erinnern. Er war schon seit ein paar Tagen fort und ich hoffte sehr auf seine baldige Rückkehr. Obwohl ich das eigentlich nicht tun durfte.


    "Herrin?"


    holte er mich aus meinen Gedanken. Ich lächelte ihn an - was wollte er? Ach, Helena! Du bist schon wieder bei den falschen Gedanken. Ich nickte nur ehe ich sagte:


    "Ja, was gibt es denn?"
    "Kann ch noch etwas tun, oder...?"
    "Ja, hier hast du Geld! Kauf uns beiden ein paar schöne Dinge zu Essen auf dem Markt. Und vielleicht siehst du ja irgendwo noch eine schöne Obstschale die du mitbringen könntest. Für diese besorrge auch gleich Obst. Nachher machen wir dann gemeinsam noch ein paar Besorgungen!"


    Er nickte und als er endlich draußen war ließ ich mich auf meinen PLatz sinken und genoss die neue Ansicht meines Zimmers. Ich war überaus zufrieden. Nun noch ein paar Pflanzen, Bürosachen und vorallem Schriftrollen, Dinge über die Riten und derlei Dinge, dann war ich fertig.

  • Während Marcus unterwegs war, begann ich mich um nötige Informationen zu kümmern, die ich schon einmal in meinem Officium sammeln kann. Dazu gehörte eine Liste aller Priester in Hispania. Ich ging in mein ehemaliges Officium - Claudia war wohl gerade mit ihrer Schülerin unterwegs. Ich sammelte meine Unterlagen zusammen wie zum Beispiel die Liste der Priesterschaft Hispanias.

  • Ich las ein paar Schriftrollen nach, doch es gab nicht viel nachzuholen. Entweder war hier wirklich nichts los gewesen oder man hatte sich nicht mehr darum geschert. Ich beschloss, regelmäßig Berichte am Ende einer Woche zu schreiben, wenn sich irgendetwas getan hatte. Da kam Marcus endlich wieder - mit einer Obstschale und einer kleinen Palme fürs Regal.


    "Das hätte nicht sein müssen!"


    zwinkerte ich ihm zu. Dann bat ich ihn an den Tisch und wir begannen gemeinsam zu speisen.


    "Wielange bist du schon dabei?"
    "Ich erst seit wenigen Wochen Herrin."
    "Helena, zumindest wenn wir allein sind! Und wie gefällt es dir?"
    "Bislang gab es immer sehr viel zu tun. Aber meist musste ich immer etwas sortieren, was zwar ganz nett aber sehr langweilig ist."
    "Ja das kann ich verstehen. Ich werde auch von Anfang an in meinen Aufgaben Ordnung halten. Dann erspare ich mir das."
    "Verzeih bitte."
    "Was denn?"
    "Na, dass der Raum noch nicht vor dem Einzug fertig war!"
    "Als ob du etwas von meinem Einzug hättest wissen können!"
    "Auch wahr. Bist du schon lange Priesterin hier? Ich habe dich noch nie gesehen."
    "Ja, schon seit einiger Zeit. Aber einige Monate war ich schwer krank weshalb du mich schlecht kennen kannst, da ich ausfiel. Damals war ich schon Pontifex. Bis heute hat Claudia meine Arbeit abgenommen. Ich schätze von nun an wird sie mir nur noch unter die Arme greifen und eher für die Ausbildung ihrer Schüler sorgen.
    "Sie ist sehr streng.. Ehrlich gesagt habe ich... einigen Respekt vor ihr."
    "Ja, das ist wahr. Zu mir war sie immer sehr erträglich, aber ich kenne einige die auch ihre andere Seite kennen. Im Grunde ist sie aber ein herzensguter Mensch. Glaube ich."


    Ich musste lachen. Fast alle ihr untergebenen Leute hatten Angst vor ihr. Ich mochte sie, aber auch mir war sie zu eitel. Sie bildete sich sehr viel auf ihren Stand ein und ließ es viele spüren - mich zum Glück nicht. Und diesen Marcus.. Ich mochte ihn, er war mir ziemlich sympathisch. Vorallem war ich ihm sehr dankbar dafür, dass er mir unter die Arme gegriffen hat. Als wir fertig gespeist hatten, machten wir uns auf dem Weg auf den Marktplatz - es gab noch einige Besorgungen zu machen.

  • Es war schon beinahe abend, als ich in mein Officium zurückkehrte. Doch Marcus und ich hatten einiges besorgen können, was ich brauchte. Selbst Dekorationen. Sämtliche Dinge stapelten sich Nahe des Eingangs und nun, da wir fertig waren, verabschiedete ich ihn. Ich wollte in Ruhe mein Officium einrichten und das allein.


    Ich drapierte einige der Pflanzen auf den Regalen. Ebenso ein paar Statuen. Dies war ein ziemlich kostspieliger Tag gewesen, doch wenn ich hier fertig war, würde es sich gelohnt haben. Einige Schriftrollen, die manches Mal sündhaft teuer gewesen waren, stapelte ich in den Regalen. Ein paar Pergamentbögen legte ich auf meinen Tisch, die restlichen in meinen Schrank. Ebenso wie die Tinte. Ich hatte ein wenig auf Vorrat eingekauft. Das nächste Mal würde ich es aus der Kasse des Cultus Deorums zahlen, doch dieses Mal...


    Nach knapp einer halben Stunde war ich zufrieden und fertig. Ein wenig stolz sah ich mich um. Draußen war es bereits stockfinster und nur eine Öllampe spendete mir nun noch Licht. Am liebsten würde ich die Nacht hier verbringen, doch es half alles nichts. Nach diesem zermürbenden Tag freute ich mich nur noch auf mein Bett und ich machte mich auf den Weg nach Hause.

  • Ich betrat mein Officium. Draußen war es gerade hell geworden. Diese Nacht hatte ich nur einen sehr unruhigen Schlaf gehabt, sodass ich viel früher als normal in den Tempelbezirk kam. Ich war müde und das war mir sicher auch sehr deutlich anzusehen, doch ich brauchte Beschäftigung.


    Ich musste wieder an die Nacht vor 3 - oder waren es 4 Tage? - denken. Und noch immer wusste ich nicht, was ich von meinen Gefühlen halten sollte. Ich sollte mich eigentlich mit dem Gedanken anfreunden, dass es nun einmal geschehen war und es mir aus dem Kopf schlagen. Doch so einfach ging es nicht.


    Ich stützte meinen Kopf in den Händen. Mein Kopf hämmerte hart und dröhnte ein wenig. Verfluchte Alpträume. Es konnte kein gutes Zeichen sein, dass ich Maximus in meinen Träumen sterben sah. War er tot? Wollten mir die Götter mitteilen, dass ich einen Fehler begang und auf ihn warten sollte?


    Ich versuchte diese Gedanken beiseite Wünschen. Ich stand wieder auf und warf mir mein Schultertuch über - noch war es lange nicht an der Zeit dass ich hier sein musste und so beschloss ich ein wenig an den Hafen zu gehen. Wie sich die Sonne langsam über dem Horizont erhob musste einen wahnsinnig schönen Anblick darbieten.

  • Ich hob meinen Blick zur Tür. Ich war erst seit wenigen Stunden in meinem Officium, hatte vorhin noch einen Brief für einen Freund aufgesetzt. Und vor Allem war ich erstaunt gewesen, wie ruhig es momentan zuging.


    "Herein!"


    rief ich laut.

  • "Salve Claudia!"


    Ich stand erfreut auf und lud sie ein, sich zu setzen.


    "Ja, im Gröbsten habe ich mich wieder eingelebt. Aber ich vermute du bist nicht deshalb gekommen?"


    Ich zwinkerte ihr zu.

  • Sie setzte sich.


    "Nein, ich bin nicht deswegen gekommen. Es wäre doch zu einfach, wenn ich nur vorbei käme um 'Salve' zu sagen."


    Sie lächelte.


    "Es geht um etwas Anderes. Und zwar sieht es so aus, dass meine Verpflichtungen im Collegium meine Anwesenheit in Rom fordern. Daher werde ich Tarraco vorerst verlassen. Ich werde die Discipula Sabbatia Livilla mit mir nehmen, da ich noch mit ihrer Ausbildung beschäftigt bin."


    Sie pausierte kurz.


    "Damit bist du dann wieder das ranghöchste Mitglied des Cultus hier in Hispania."

  • Ich lauschte ihren Ausführungen.


    "Auch wenn ich es sehr schade finde. Ist aber durchaus verständlich, immerhin gehörst du zum Collegium Pontificium. Ich weiß nicht, ob das was für mich wäre - ich habe einen zu großen Narren an Hispania gefressen."


    Ich musste ebenfalls lächeln.


    "Wegen der Liste der Mitglieder habe ich noch eine Frage. Bei Sabbatia Livilla bin ich mir nicht sicher gewesen, ob ich sie für Tarraco eintragen soll. Wie sieht es aus? Wird sie später wieder hierher zurückkehren oder in Rom bleiben? Hinter deinen Namen werde ich dann schreiben, dass du dich in Rom aufhältst."

  • "Das wird wohl besser sein. Nicht, dass hinterher Hoffnungen enttäuscht werden."


    Sie stand auf.


    "Es wird für mich Zeit. Ich muss noch einige Dinge vorbereiten. Ich wünsche dir noch viel Glück mit Hispania und der hiesigen Religiösität. Möge Minerva dir mit ihrer Weisheit beistehen. Vale Helena."


    Sie ging zur Tür.

  • "In Ordnung!"


    Auch ich stand wieder auf und nickte.


    "Ich danke dir, Claudia. Möge dir Mercurius auf deiner Reise wohlwollend zur Seite stehen! Viel Glück in Rom und gib gut auf dich Acht! Vale!"


    Ich sah ihr nach, bis die Tür wieder verschlossen war und begab mich auf meinen Platz um weiterzuarbeiten.

  • Heute fehlte mir irgendwie die Geduld um ruhig in meinem Officium zu sitzen und ich tippte nervös mit den Fingern. Nun hatte ich keinen Ansprechpartner mehr hier. Ich schmunzelte als ich an Claudias Anfänge dachte und nun war sie eine wahrlich würde Flaminca und hatte mich überholt - zu Recht. Ich war sehr zufrieden in meinem Amt als Pontifex und wollte eigentlich auch nichts anderes machen. Es war zwar nicht immer besonders ruhig aber wenn ich an Rom dachte, gefiel mir Tarraco doch um einiges besser. Auch hier stehe ich zwar im Mittelpunkt der Religion, doch als Flamen...? Nein, das war wahrlich nichts für mich.


    Ich sah aus dem Fenster und einmal mehr fand ich, dass ich mich wie Minervina benahm wenn sie keine Lust auf lernen oder eine andere Pflich hatte. Ich grinste. Damals wäre ich für dieses ungeduldige Verhalten sicherlich gescholten worden. Ich beschloss, einen Zettel für Claudias Büro anzufertigen.

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