[Centuriae] Unterkünfte II

  • "Ich bin aus Ostia"
    sagte Avitus entgegen der Tatsache, dass er in Rom geboren wurde. Aber Ostia war nunmal seine Wahlheimat in den letzten Jahren.
    "Ist eine kleine Stadt am Meer. Obwohl... so klein ist sie nun auch wieder nicht, aber im Vergleich mit ihr ist Rom ein Koloss"
    er nahm einen Schluck Wein.
    "Ich ging nach Rom, um etwas zu verbessern. Zu verändern. Zu bewirken... letztendlich veränderte Rom mich und bewirkte, dass ich die Versetzung zur Legio beantragte. Hier ist das Leben klar. Jeder weiß, wo er hingehört. Was er zu tun hat. Und obwohl der Beitrag von jedem von uns zum Wohle Roms..."
    er schüttelte leicht den Kopf, während er nachdenklich in den Becher starrte und dann mit gedämpfter Stimme fortfuhr
    "...auch unendlich klein erscheint, bewirkt er doch mehr, als die größte Tat in Rom. Weißt du, was ich meine, Crispus? Warst du mal in Rom?"
    Avitus schaute Crispus an. Er wusste nicht, ob Crispus verstand, was er sagen wollte. Er selbst würde es wohl auch nicht, wenn er an dessen Stelle wäre. Man muss das, was er erlebt hatte, schon selbst erlebt haben, um zu verstehen.

  • Lange her war es, dass sich Avitus einer intellektuellen Aufgabe, wie der Lektüre oder dem Studium gewidmet hatte. Die Pflichten in der Legio waren freilich nicht so gestaffelt, dass er keine einzige freie Minute hatte, doch die gelegentlichen Genüsse unverdünnten Weins hatten in letzter Zeit eher seine Aufmerksamkeit beansprucht.


    Doch dem wollte er einen Riegel vorschieben. Aus seinen Habseligkeiten kramte er ein Buch hervor, zündete eine Öllampe an, um besser sehen zu können und setzte sich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf den Boden, die Lampe neben sich. In seinem Geldbeutel zählte er das geld... für den nächsten Cursus bei weitem nicht genug, aber wenn er sparte, würde er früher oder später das nötige Geld zusammengekratzt haben. Durch die Fenster zog ein etwas kühler Wind hinein und er zog sich seinen Paenula an und vertiefte sich in das Studium des Buches.


    Draussen dämmerte es bereits, die Sonne war im Begriff, dem Monde Platz zu machen, während Avitus in seiner Unterkunft studierte. Hin und wieder holte er eine Feder und einen Papyrus hervor - teuer zwar, doch eine gute Investition - und machte sorgfältige Notizen. Dann ging er im Raum auf und ab, las sich alles ein paar mal durch, murmelte dabei irgendwelches Kauderwelsch, setzte sich wieder hin und las weiter.


    So ging das bis in die späte Nacht hinein. Irgendwann konnte er nicht mehr Informationen aufnehmen, selbst wenn er wollte. Er packte alles weg und machte sich für die Nacht bereit. Er hatte Nachtwache am Haupttor undlegte deshalb seine Ausrüstung an, nahm die Waffen und das Schild. Vielleicht wäre es eine bessere Idee, wenn er die freie Zeit mit Ausschlafen verbracht hätte, doch er schüttelte diese Gedanken ab. Wirklich müde war er nicht, Schlaf wäre daher eher eine Zeitvergeudung gewesen. Dann losch er die Lampe und trat hinaus, um die Nachtwache anzutreten.

  • "Du kommst aus Ostia? Klar kenn' ich das! Mein Onkel hat in Rom gelebt, ehe er nach Tarraco umgezogen ist. Aber ich war noch nie dort. Es soll ja wirklich sehr schön sein. Warst du bei den Cohortes Urbanae?"

  • "Du bist der erste, der von 'Cohortes Urbanae' spricht, statt von der 'Stadtwache' " sagte Avitus anerkennend. "Ja, ich habe dort gedient. Übrigens auch unter Livianus, der da noch Praefectus Urbi war" fuhr er fort. "Und ob Rom schön ist... ich denke, das liegt wohl im Augen des Betrachters" Avitus erinnerte sich an die Unterhaltug mit Medeia, die vehement die Ansicht vertreten hatte, Athen sei die schönste Stadt der Welt. "Für die einen ist es Rom, für die anderen Athen, für wiederum andere Alexandria oder sonst ein Kaff..." er schwieg einen Moment. Hatte er da gerade eben Rom als 'Kaff' bezeichnet...? "Für mich ist es halt Rom" fügte er dann hinzu. Muss wohl der unverdünnte Wein gewesen sein, der seine Zunge lockerte.

  • "Dann kennst du ihn ja! Wie ist er so? Ich habe ihn noch nicht gekannt, obwohl er laut seiner Akte bereits schon einmal in der IX gedient hat."
    Plötzlich fiel ihm ein, dass er ja nicht über die Akten erzählen durfte. Andererseits...so etwas war nun wirklich kein Geheimnis!

  • "Mir steht es nicht zu, über meinen Legatus ein Urteil abzugeben, Crispus. Und über meinen Patron, der er gleichzeitig ist, erst recht nicht. Aber sei versichert, dass ich nicht hier wäre, wenn er kein Mann von Ehre wäre."
    Damit hoffte Avitus dieses - in seinen Augen etwas heikle - Thema als abgeschlossen zu betrachten.
    "Lass und lieber noch einen trinken"
    sagte er und hielt seinen Becher hoch.
    "Worauf trinken wir? Auf die Frauen... die nicht hier sind? Nein. Auf den Frieden... der wackeliger ist, als ein Krüppel? Nein. Auf Rom und Kaiser... die mehr als tausend Meilen weit weg sind? Später vielleicht" schmunzelte er.
    "Aber jetzt. Jetzt trinken wir auf uns. Uns Männer der IX. Uns hier beim Würfeln. Uns Legionäre. Die Lebenden, wie die Gefallenen. Auf die Ehre..."
    er wartete nicht ab, sondern nahm einen großen Schluck von dem Wein und knallte dann den Becher auf den Boden, so dass etwas aus dem Becher verschüttet wurde.


    Dann nahm er die Würfel und warf.
    "... und auf das Glück"
    schloss er seinen Trinkspruch ab. Eine Doppel-4 lag auf dem Boden der Unterkunft.

  • Crispus erkannte, dass Avitus diesem Thema etwas auswich - aber wenn er sein Patron war, würde das sicher gute Gründe haben...
    Die Idee mit dem Trinken gefiel ihm gut und er wollte schon beim ersten Vorschlag einstimmen, wartete dann aber doch ab, bis Avitus das richtige Thema gefunden hatte und wiederholte
    "Auf uns!"
    Auch er nahm einen tiefen Schluck, so dass der Becher fast leer war, dann war es wieder Würfelzeit. Der Viererpasch war schon nicht schlecht - aber nicht gut genug für sein Glück, wie er hoffte...


    Also nahm er den Würfelbecher und suchte die Würfel zusammen, würfelte und ließ die Würfel über den Boden rollen. Sie kamen mit einer 3 und einer 6 zum liegen.
    "HA! Ich habs!" rief er und holte sofort seinen Geldbeutel hervor, um ihn Avitus hinzuhalten.

  • Crispus grinste breit
    "Vielleicht sollten wir für heute aufhören und uns aufs Trinken - oder, wenn ich an morgen früh denke - aufs Reden konzentrieren. Wenn's am Schönsten ist, soll man aufhören!"

  • Ein Optio kam in die Unterkunft rein.
    "Salve meine Herren. Ruhig sitzen bleiben"
    sagte er und schaute sich etwas um, wichtigtuend, bevor er fortfuhr.
    "Legionarius Lucius Artorius... Avitius?"


    "Avitus, Optio"
    sagte Avitus und korrigierte den Mann.


    "Dann eben Avitus"
    knurrte der Mann zurück.
    "Von einer Meldung hat man dir wohl nichts beigebracht, was?"


    Avitus sprang auf und salutierte. Es wäre sinnlos gewesen, mit dem Optio zu diskutieren, der eben noch gesagt hatte, sie können sitzen bleiben. Es machte einen etwas merkwürdigen Eindruck, hatte doch der Wein seine Bewegungen etwas plump und unkoordiniert aussehen lassen.
    "Legionarius Lucius Artorius Avitus, Optio. Zu Befehl"


    "Hier. Du hast Post"
    Der Optio übergab ihm eine Schriftrolle und knurrte, bevor er ging
    "Weiter machen"


    Als der Wichtigtuer gegangen war, schaute sich Avitus in der Runde um und sein schallendes Gelächter konnte er - beinahe - nicht zurückhalten. Er war nicht besoffen genug, um den Unteroffizier blöd nachzuahmen, schüttelte aber lachend den Kopf.


    Dann Rollte er den Brief auf und... hielt für einen Moment den Atem an. Er hatte Post. Von Zuhause. Aus Rom.
    "Ich ähm..."
    stotterte er zu Crispus, hoffend, dass dieser verstehen würde, dass Avitus sich nun dem Brief zuwenden wollte.
    "Mein erster Brief von Zuhause"
    sagte er sich fast schon entschuldigend.

  • Crispus begutachtete die Szene mit einem Grinsen. Avitus war wohl jetzt nicht mehr in der Stimmung, mit ihm zu feiern, also stand er auf.
    "Ich glaub', ich muss sowieso mal schlafen geh'n - morgen ist die Nacht vorbei! - Valete, Avitus und Lupus."
    Dann packte er seinen Geldbeutel zusammen, suchte Würfel und Becher zusammen und ging in seine eigene Unterkunft...hoffentlich würde sein Onkel auch bald wieder schreiben...

  • "Vale, Crispus"
    sagte Avitus eher geistesabwesend, denn mit seinem Blick überflog er bereits hastig die Zeilen des Briefs. Als er zu Ende gelesen hatte, setzte er sich hin und las den Brief erneut. Diesmal langsamer, um ja auch auf alle Details zu achten. Es war ein gutes Gefühl, einen Brief, geschrieben durch die Hand eines Gens-Mitglieds zu lesen. Zu wissen, dass die Angehörigen daheim einen gedachten.


    Die Abendzeit war fortgeschritten, und Avitus legte die Rolle weg. Er nahm die Öllampe, zündete sie an und stellte sie hin. Ein paar Zeilen wollte er schon mal hinschreiben, hatte er sich doch all die Zeit Notizen gemacht, um bei seinem Brief nach Hause nichts auszulassen. Doch der Wein und die Müdigkeit forderten ihren Tribut und er merkte, dass an diesem Abend nichts mehr ging. So legte er sich schlafen. Weniger als eine Minute verging, da brach die Dunkelheit über ihn herein, schwer wie die Wogen eines Ozeans.

  • Sim-Off:

    @ Spielleitung:
    das ist nur ein Traum, also diese ID bitte nicht in Elysio versetzen, danke



    Die Kohorte marschierte in gleichmäßigem Schritt und das rhytmische Klirren des Metalls und das Stampfen der Stiefel auf den Boden ergab eine seltsame Melodie. Die Wälder, beidseits des Weges, waren dunkel und bedrohlich und vermittelten Avitus ein unbehagliches Gefül, während er, das Marschtempo einhaltend, links aussen ging.


    Ein Karren, mit zwei dürren Rindviechern gespannt, kam ihnen entgegen. Irgendein germanischer Typ saß vorne, hielt die Zügel in der Hand und trank. Hinter ihm auf dem Wagen stand ein Hund. Er lächelte und zeigte der Welt seine gelben, fast schon verfaulten Zähne. Als er auf seiner Höhe war, schaute Avitus ihn an... und zuckte unwillkürlich zusammen. Die Augen des Germanen fehlten. Stattdessen starrten Avitus zwei dunkle, leere Augenhöhlen an. Das Lächeln, grimmig, dämonisch, jagte dem jungen Legionär einen Schauer über den Rücken. Der Hund knurrte Avitus bedrohlich an.


    Avitus fuhr herum, doch seine Kameraden waren plötzlich nicht mehr da. Er stand auf einer von allen Göttern verlassenen Lichtung, die eben dieser dunkle, schier undurchdringliche Wald umgab. Es gab kein Entkommen. Avitus spürte, wie sein Herz plötzlich zu rasen begann. Er zog sein Schwert, als seltsame, fremdartige Laute aus dem Wald zu ihm drangen.


    Dann kamen sie. Wesen, die er nicht hätte näher beschreiben können, selbst wenn er gewollt hätte. Menschenähnlich und doch nicht ganz Menschen. Ihre leeren Augenhöhlen starrten ihn geradezu an. Ihre blanken, glänzenden Waffen ebenfalls. Den ersten streckte Avitus nieder. Die nächsten beiden auch. Doch es kamen immer mehr von ihnen heraus aus diesem verdammten Wald. Avitus focht. Ein Stoß in die Kehle und der feind war weg. Als wenn sie sich in Luft und Rauch auflösen würden.


    Plötzlich traf ihn irgendetwas an die Schläfe. Er ging zu Boden. Es wurde dunkel und er verlor das Gleichgewicht. Seltsam... er spürte keinen Schmerz. Doch sie mussten ihn erneut erwischt haben, denn nun versagten ihm seine Beine vollends den Gehorsam. Er blickte, auf dem Rücken liegend, gen Himmel. Ein kleines Fleckchen verschwommen blauer, strahlender Himmel, dem sich die gewaltigen Baüme entgegenstreckten.


    Dann kam er. Sein Gladius in der Hand. Blieb über Avitus stehen und packte den Griff des Schwerts mit beiden Händen, die Waffe wie bei einer Kulthandlung über dem Kopf mit der Klinge nach unten haltend. Avitus Blick wurde etwas klarer und er sah den Mann, der über ihm stand und ihm in diesem Moment das Schwert ins Herz schlug... er selbst.



    "Neeeeeein"
    Mit einem lauten Schrei und schweißgebadet wachte Avitus auf. Sein Herz raste förmlich. Er brauchte einige Momente, um zu realisieren, wo er war. Dass er in seiner Unterkunft war. Dass er nur geträumt hatte. Er packte sich mit der Hand an die Stirn und fuhr mit den Fingern durch nasse Haar.
    "Scheiße"
    fluchte er flüsternd. Hoffentlich hatte sein Schrei eben die anderen nicht aus dem Schlaf gerissen...

  • Etwas benommen saß Avitus da, stumm auf die Decke starrend. Die Frage von Lupus hatte er am Rande mitbekommen, schwebten doch noch immer diese seltsamen Bilder - wenn auch sehr verschwommen - aus seinem Traum vor seinem Auge. Er drehte seinen Kopf zu Lupus.


    "Tut... tut mir leid, Lupus, dass ich dich aufgeweckt habe. Muss wohl ein verdammter Alptraum gewesen sein"
    sagte Avitus und legte sich wieder hin. Er starrte an die Decke, schwieg eine Zeit lang. Dann wandte er sich wieder an Lupus.
    "Hey. Hey Lupus. Schläfst du schon?"
    Vielleicht wusste der Mann ja, was dieser seltsame Traum zu bedeuten hatte.

  • Ich schleppte meine Ausrüstung in die Unterkünfte und suchte mir erst einmal ein freies Lager. Dann "legte" ich die Ausrüstung bei seite und flog geradezu auf mein Lager! Was für ein Tag

  • Sim-Off:

    also
    die Zeitebenen am Strand und bei den Spieen ziehen sich zwar noch hin und so gesehen ist Avitus gleich zwei Mal nicht im Castellum. Aber sie ziehen sich nun länger hin, als ich anfangs angenommen habe, insb. die Spiele. Deshalb schreib ich hier schon mal parrallel weiter. Zum Verständnis: diese Zeitebene spielt
    - nach der Erstürmung des Tors
    - nach dem Gefecht am Strand
    - aber vor der Teilnahme an den Pferderennen, wobei eigentlich auch nach der Teilnahme an den Pferderennen, denn Avitus hat an denen ja als Legionarius teilgenommen, während er als Optio von dem Gefecht am Strand zurückkam. -.^ Wie auch immer.


    Avitus kam in die Unterkunft und legte ersteinmal seine Sachen ab. Alles schmerzte nach den letzten Tagen, die wirklich mehr aös turbulent gewesen waren. Sein rechter Unterarm war demoliert und müsst behandelt werden, aber das konnte warten. Er sah ein neues Gesicht in der Unterkunft und nickte dem Mann zu
    "Wer bist du?"

  • Was war das eben? Artorius... Artorius Varus. Avitus fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch den Drei-Tage-Bart, während er den Neuen musterte.
    "Artorius?"
    fragte er etwas ungläubig, merkte jedoch im selben Moment, wie unsinnig diese Nachfrage war und räusperte sich. Dass der Neue es unterlassen hatte, sich samt Rang vorzustellen, übersah er sogar vor Verwunderung.
    "Hm. Ich bin Lucius... Artorius Avitus"
    wieder schwieg er einen kurzen Moment, während er zur Begrüßung seinen - provisorisch verbundenen - Arm entgegenhielt.
    "Und du bist der Sohn von...?"
    wollte er wissen. Die Frage hatte einen Hauch von unhöflicher Direktheit, aber die Neugier war in diesem Moment stärker.

  • Irgendwie schien ich mein Gegenüber etwas nachdenklich zu stimmen, aber als er seinen Namen nannte riss ich meine Augen auf, das war also mein Cousin!
    Ich bin Sohn des Quintus Artorius Claudius! Er war hier in Germanien stationiert! Freut mich endlich jemanden aus der Familie kennen zulernen, ich habe schon einiges von euch gehört!

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