Valetudinarium - Krankenhaus

  • Ich kam mit der weiblichen Begleitung und dem hühnehaften Sklaven, den die Wachen, die am Eingang standen missäuig und bewundernd beobachten in das Krankenhaus und schließlich zu Gabriel. Er schien zu schlafen. Ich nickte dem Medicus zu, der mich noch einmal ermahnte leise und vorsichtig zu sein.


    Ich tippte Gabriel an. "Gabriel?", sagte ich leise, aber mit Stimme. "Du hast Besuch."

  • Mit einer sanften Geste bedeutete sie Wonga, an der Türe stehen zu bleiben, denn die Wahrscheinlichkeit, im valetudinarium der cohortes urbanae von jemandem angegriffen zu werden, war ausgesprochen gering, und trat hinter Octavius Sura langsam an das Bett des verletzten Vigilen heran, um dort stehen zu bleiben. Entweder er hatte ein absolutes Talent, jeden Tag eine andere Form der Prügel anzuziehen und dann auch einzustecken, oder aber es hatte jemanden gegeben, der ihm wirklich Übles gewollt hatte. Sie musste sich mühen, nicht zu deutlich vor seinem Anblick zurück zu schrecken, und lächelte tapfer in die Richtung Gabriels, hoffend, dass er auf die Worte Octavius Suras reagieren würde.

  • Gabriel hatte tief und fest geschlafen und es war mal ein guter Schlaf gewesen: Denn er war vollkommen traumlos und erholend daher.
    Bis ihn jemand leicht anstubste und ansprach und er dann doch etwas heftig erwachte, da er meistens einen leichten Schlaf hatte.
    »Wie wo was???? Alarm???« schreckte er auf, bis er Sura sah und hinter ihm Iulia. Sofort versuchte er sich zu orientieren und durch seine etwas hftige Reaktion, spürte er die inneren Schmerzen und seine angebrochenen Rippen und stöhnte verhalten auf.
    »Besuch?« fragte er verschlafen, lächelte dann aber. Und dieses Lächeln galt beiden Personen, wenn er sich auch sehr darüber freute, das Iulia seinen Brief erhalten hatte und tatsächlich gekommen war.
    »Entschuldigt ...« sagte er höflich, auch wenn ihm klar war, dass er sich nicht zu entschuldigen hatte. Und dann richtete er sich ein wenig mühsam auf und schob sich das Kissen in den Rücken.
    »Ich freue mich über euren Besuch ... ehrlich!« sagte er aufrichtig. Er war ziemlich blass, sein Gesicht zeugte von einem Kampf, wo er mehr abbekommen haben schien, als er ausgeteilt hatte: Blaue Flecke, Blutabschürfungen, aber seine Nase war noch gerade. Und er versuchte sein typisches Grinsen aufzulegen, doch irgendwie kam dies eher etwas gequält über seine Lippen. An Iluia gerichtet sagte er matt: »Vom Pech verfolgt ... aber diesmal habe ich keine Dame retten können ...« Und an Sura gerichtet: »Freud mich, dass du vorbeischaust. Wo bin ich eigentlich?« Er wusste es tatsächlich nicht.

  • "Du bist im Krankenhaus der Cohorten. Hier bist du sicher. Ich will dich nachher noch sprechen.", sagte ich und über ließ Iulia das Feld. Noch einmal kam ein Blick des Medicus und ich sagte: "Sei vorsichtig, wenn du dich nicht mit dem Medicus von uns anlegen willst." Dabei grinste ich frech. :D

  • "Ich werde ihm schon nichts tun, keine Sorge ... Du glaubst doch nicht, dass man diesen vielen blauen Flecken noch welche hinzufügen könnte?" gab sie schmunzelnd in Octavius Suras Richtung zurück und zog sich dann einen kleinen Hocker an das Lager des Gabriel heran und setzte sich dort nieder. Dann holte sie einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche und legte diesen auf das Tischchen neben seinem Bett, deutete darauf und meinte lächelnd: "Das sind kleine Schmalzkringel, einer meiner Sklaven ist Bäcker und macht wirklich hervorragende. Ich hoffe, sie versüßen Dir das Gesundwerden ein bisschen."


    Genauer betrachtete sie ihn nun, die Stirn ein wenig runzelnd dabei. "Du siehst aus, als hättest Du den Kaiser vor ein paar Prätorianern beleidigt, die ihren gutmütigen Tag hatten," meinte sie schließlich trocken, aber der Ernst im Blick der Augen verriet, dass sie sich durchaus Sorgen zu machen schien. "Was bei allen Göttern ist Dir denn passiert, Gabriel? Ich muss gestehen, ich war sehr erstaunt, als ich Deinen Brief erhielt."

  • Gabriel war nun wieder recht gut bei Sinnen, mal abgesehen von den permanenten Schmerzen im Gesicht, im Magen und der Brust. Alles zusammen genommen kam es ihm vor, als täte es über all weh, aber er war hart im nehmen. Immerhin lebte er ja noch.
    Und so hatte er seinen Kopf auf dem Kissen zu den Besuchern gedreht und lächelte schwach. Im Krankenhaus war er, jetzt erinnerte er sich wieder. Und auch an das, was passiert war. Ein kleiner Seufzer entfuhr seinen Lippen, doch er nahm es alles mit Fassung. Er schenkte Sura ein freundliches Lächeln und nickte, dann wandte er sich Iulia zu.


    Gabriel versuchte wirklich freundlich zu lächeln, was er auch tat, doch inzwischen wirkte es ein wenig krampfhaft, denn ihm tat so ziemlich jeder Muskel seines Gesichts weh. Seine Augen hatten Iulias Blick verfolgt, als sie etwas neben das Bett auf ein Tischchen legte und dann erklärte, das dies Schmalzkringel waren.
    »Ich liebe Schmalzkringel. Vielen Dank, sie werden mir den Aufenthalt sicher versüssen ...« So wie du es schon tust, dachte Gabriel im Stillen. Und Schmalzkringel hatte er noch nie in seinem Leben gegessen, aber er freute sich darauf.
    »Was passiert ist?!« sagte er nun etwas ernster, versuchte dann aber wieder zu grinsen: »Nun, ich hatte das zweifelhafte Vergnügen nach einem nicht sehr erholsamen Bad Bekanntschaft mit drei Schlägern zu machen ...« Er senkte etwas die Stimme. »Geschickt vom wehrten Strabo, meinem alten Vorgesetzten und einstigen Kamerad. Und das nur, weil ich nicht mit ihm geredet hatte, als sei er der Kaiser höchstpersönlich ...« Sein Tonfall klang ein wenig bitter.

  • Mitfühlend betrachtete sie den verletzten Vigilen, der immernoch versuchte, tapfer und stark zu wirken, obwohl er aussah, als sei eine Horde Milchkühe über ihn getrampelt, ohne anzuhalten. "Entspanne Dich, Gabriel, es bringt nichts, wenn Dich Dein Lächeln schmerzt. Ich werde es mir einfach dazu denken, hm?" meinte sie sanft und betrachtete ihn sinnierend. Dass er litt, war kaum zu übersehen, sein Blick spiegelte den Schmerz deutlich genug. Und es gab nichts, was sie dagegen hätte tun können - von allen Zuständen im Leben hasste sie die Hilflosigkeit am meisten, denn sie verbannte sie in die Rolle der Beobachterin, nicht in die einer Handelnden. Sinnierend zupfte sie ihre Palla zurecht und hielt den Blick auf ihn aufrecht.


    "Strabo? Pompeius Strabo vielleicht? Zumindest wäre das der einzige Strabo, der mir im Augenblick einfällt," meinte sie nachdenklich und hob fragend eine Braue an, während sie seinen Blick suchte. "Aber wieso lässt dieser Mann Dich zusammenschlagen? Das macht doch keinen Sinn - was hat er getan, was hast Du zu ihm gesagt?" Eindeutig, sie brauchte mehr Informationen, um herauszufinden, was wirklich geschehen war und wie ihm eventuell zu helfen war. Und sollte dieser Pompeius Strabo, dessen Name im Haus der Iulier schon einmal gefallen war, wirklich der Verantwortliche sein, gab es da einige Möglichkeiten.

  • Gabriel nickte Iulia zu und unterliess das Lächeln, obwohl es ihm schwer fiel, gehörte dies doch zu ihm, wie der Fisch ins Wasser gehörte. Doch so unterdrückte er es eben, so gut er konnte.


    »Ja, der Strabo. Ich habe ihn damals wahrlich anders kennen gelernt, als er noch bei den Vigiles war. Kaum ist er ein paar Stufen hochgeklettert, glaubt er mir sagen zu müssen, wie ich mich als Libertus ihm gegenüber zu verhalten habe.« Er seufzte und machte eine Pause. Dann fuhr er fort, auch wenn ihn das Sprechen ein wenig anstrengte. »Es ging um eine Frau, eine angehende Senatorin ... « Aus Ehrgefühl sagte er den Namen nicht, obwohl er wusste, dass er ihn wohl irgendwann sagen musste. »Naja, jedenfalls redete er nicht gerade gut von ihr und erwähnte halb im Scherz, ob er sie nur nicht mochte, weil sie ihn vielleicht hat abblitzen lassen ...« Er machte erneut eine Pause. »Das fand er gar nicht lustig, als ich meinte, er klänge eifersüchtig. Das war ihm schon zu viel und er meinte, ich solle mich nicht im Ton vergreifen und allein der Umstand, dass ich in seiner Nähe wäre, würde mich davor beschützen, dass mich die Aristokraten nicht aus dem Bad rauswerfen liessen ...«


    Gabriel verzog leicht bitter sein Gesicht. »Na, und ich sagte ihm, dass ich auf seinen Schutz nicht angewiesen wäre. Und es ging dann noch um das Amt dieser Frau. Strabo meinte, sie würde es niemals schaffen. Es klang so, als würde er einer derjenigen sein, die aktiv gegen sie angehen würden ... « Wieder stiess er einen tiefen Seufzer aus und eine Hand glitt über die dünne Decke über seiner Brust. Nach einigen Augenblicken fügte er dann noch hinzu: »Naja, und etwas später dann traf ich nach dem Besuch im Bad, welches Strabo vor mir verlassen hatte, diese finsteren Gestalten. Ich habe ihnen auch ordentlich eingeschenkt, aber gegen drei Männer mit Keulen komme dann auch ich nicht an ... «
    Gabriel blinzelte zur Decke. Seine Stimmung war tatsächlich nicht die Beste. Es waren weniger die Schmerzen, die sein Gemüt bedrückten, sondern eher die Hilflosigkeit und Demütigung, die er hatte erfahren müssen.
    Und so sagte er bitter, aber entschlossen: »Aber ich lass mich nicht kleinkriegen ... «


    Dann blickte er wieder zu Iulia und zog einen Mundwinkel leicht nach oben. Ihr Anblick erfreute ihn und er kämpfte gegen die schlechte Stimmung an, in dem er schliesslich sagte: »Ich danke dir übrigens sehr für deinen Besuch! Ich hoffe, ich habe dich nicht von wichtiger Arbeit abgehalten!« Er lächelte nicht, obwohl sein Mundwinkel wieder zuckte.

  • Wann immer sich Männer stritten, gab es nur drei mögliche Gründe. Entweder es ging um Macht, dann kam zumeist einer irgendwann zu Tode. Oder es ging um Geld - bei einem Libertus eher unwahrscheinlich, denn als Vigil wurde man nicht reich - oder aber um eine Frau. Dass es allerdings eine so hochstehende Frau sein sollte, eine angehende Senatorin, konnte nur eines bedeuten. Es gab nur zwei Frauen, die bei der letzten Wahl kandidiert hatten - Tiberia Honoria und Artoria Medeia. Welche Verbindung war wahrscheinlicher? Welche beider Frauen hätte sich eher mit ihm eingelassen? Aber diese Frage konnte sie nicht beantworten, kannte sie doch beide nicht und wahrscheinlich würde sie diese auch so schnell nicht kennenlernen.


    Dennoch zog sie das Wachs-Notiztäfelchen heraus, auf dem sie ihre Gedanken festzuhalten pflegte und notierte neben dem Namen des Pompeius Strabo auch die beiden Namen der Frauen. Eine Frau, die Strabo nicht gewollt hatte, aber sich in die trainierten Arme des Gabriel begeben hatte - während sie ihn anblickte, konnte sie die Entscheidung durchaus nachvollziehen. Auf der rostra hatte Strabo wie ein Opportunist gewirkt, und hätte sie sich zwischen beiden entscheiden müssen, hätte sie ebenso Gabriel gewählt denn den Pompeianer. Nicht zuletzt, weil der Didier das ehrlichere, offenere Lächeln hatte.


    "Du hast als Libertus jedes Recht, das Bad zu benutzen," sagte sie ruhig und blickte ihn mit einem Lächeln auf den Lippen an. "Egal was ein von sich selbst maßlos eingenommener Römer wie Strabo sagt, er kann Dir das Bad nicht verbieten." Sie würde selbst nichts unternehmen können, zumindest nicht direkt - aber vielleicht gab es jemanden, den diese Thematik interessieren konnte. Neben Livilla hatte sie nun einen zweiten, guten Grund, bestimmte Worte vor bestimmten Ohren fallen zu lassen. "Ich denke, ich weiss, was zu tun ist, um diesem Mann einige sorgenvolle Wochen zu bescheren," überlegte sie mit leisen Worten, die Stimme blieb dabei gesenkt. Es gab jemanden, dem sie vielleicht ein Lächeln schenken musste, vielleicht ein Abendessen, aber der sicherlich ihrem Anliegen offen entgegen treten würde.


    Die blauen Augen der Iulierin begannen zu funkeln, und für einen Moment mochte der Eindruck nicht fern liegen, dass sich für jemanden Ärger am Horizont zusammen braute. Ein Iulier zahlt immer seine Schulden, dachte sie. Es wäre eine angemessene Bezahlung. "Du hältst mich nicht ab, keine Sorge, sonst wäre ich nicht gekommen," entgegnete sie nun freundlich. "Und ewig hier herum zu liegen, ohne eine Aufmunterung, ist auch nichts Schönes. Ich habe Würfel mitgebracht, möchtest Du ein wenig spielen?"

  • Gabriel blickte etwas besorgt zu Iulia. Er freute sich zwar über ihren Besuch und auch über die Worte, welche sie sprach und irgendwie auch etwas Hoffnung in ihm hervorbrachten, aber dennoch fragte er sich, ob das alles eine gute Idee war. Würde man ihm überhaupt Glauben schenken? Als ehemaligen Sklaven? Nun, immerhin hatte Falco ihn freigelassen, was bedeutete, das er Gabriel vertraute. Und auch wenn Falco nicht mehr in Rom verweilte, der grösste Teil der Familie stand hinter ihm. Dennoch bereitete ihm die ganze Sache Kopfschmerzen.


    Und dann flüsterte Gabriel Iulia leise etwas zu. Danach sah er sie fragend und leicht zweifelnd an. »Und was hast du vor?«


    Eher beiläufig fügte er dann hinzu: »Spielen wir gleich ein wenig, falls ich römische Würfelspiele überhaupt kann ...«


    Zwar war ihm wahrlich nach Ablenkung, aber noch beschäftigte ihn das, was kommen mochte, doch noch sehr.

  • "Nur Mut," sagte sie sanft und legte ihm eine Hand behutsam auf die Schulter, darauf achtend, dass es ihn nicht an einer schmerzenden Wunde traf. Ihre Finger mochten im Gegensatz zu seiner Haut kühl sein, und sie hob jene auch schnell genug weg, um keinen unangenehmen Eindruck zu hinterlassen. Lächelnd neigte sie sich zu ihm herab und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr, bevor sie sich aufrichtete und nun lauter meinte:


    "Ich denke, es sollte jemand von Deinem Missgeschick erfahren, dessen Aufgabe es ist, das Wohlverhalten römischer Bürger zu beurteilen und zu überwachen ... immerhin bist Du von der gens Didia adoptiert worden, und auch wenn Du kein civis bist, trägst Du den Namen einer Familie, die wichtige Ämter besetzt hielt. Es sollte also durchaus der Name sein, den Du ungern nennst, welcher für eine entsprechende Handlung sorgen könnte. Hast Du Deine Verwandten schon über Dein Missgeschick informiert? Es sollte zur Not jemand sein, der Dir einen advocatus bezahlen kann, sollte es hart auf hart kommen - was ich nicht erwarte."


    Sie legte den Kopf schief und meinte dann, etwas nachdeklicher: "Ich werde versuchen, jemanden für Deine Sache zu gewinnen, dem viele Wege in Rom offen stehen. Vertraust Du mir, Gabriel?" Auf die Worte wegen des Würfelns ging sie nicht ein, waren doch andere Dinge wichtiger.

  • Als sie ihre Hand auf seine nackte Schulter legte, ergab diese kurze Berührung eine angenehme Kühlung auf seinem leicht erhitzen Körper und er versuchte zu lächeln. Das sie die Hand schnell wieder weg zog, war zwar schade, aber er konnte es sehr gut verstehen. Vor ihm stand eine Frau, welches es weit gebracht hatte und die aus einer alten und angesehenen Familie stammte. Und so anmutig er sie auch fand, im Moment dachte er an alles andere, als an zarte Berührungen einer überaus gut aussehenden und zudem noch mutigen Frau. Und als sie ihm dann ebenfalls etwas ins Ohr flüsterte, nickte er und blickte auch bei ihren nächsten Worten ein wenig hoffnungsvoller drein.
    Auch wenn sie den Überfall ein wenig seltsam als sein Missgeschick titulierte, wusste er, was sie meinte und war ihr sehr dankbar.
    »Ja, ich habe ihnen einen Brief geschrieben. Aber ich weiss, das die meisten Mitglieder der Familie momentan nicht im Rom verweilen. Ich hoffe, mein Brief wird weiter geleitet. Und was den Advocatus angeht ... « Gabriel überlegte. »Ich habe etwa 240 Sesterzen ... ich weiss, nicht gerade viel. Und was den Namen angeht, da stelle ich mich etwas an, verzeih. Aber du hast Recht, ich bin stolz auf meine neue Familie.«
    Zu seinen echten Verwandten in Judäa hatte er seit Jahren keinen Kontakt und seine Eltern waren eh schon länger tot.


    Schliesslich blickte er sie dankbar, wenn auch etwas erschöpft an und dann sprach er sehr aufrichtig: »Ja, ich vertraue dir. Und ich bin wirklich froh, dich kennen gelernt zu haben. Und nicht nur, weil du mir helfen willst.« Er atmete tief ein und wieder aus. »Gibt es noch etwas, was du wissen musst?«
    Und dann dachte er plötzlich daran, ob er Iulia nicht in Gefahr damit brachte und seine einigermaßen neu gewonnene Hoffnung schwand ein wenig.

  • "Was den Advocatus angeht, sollte einer nötig werden, weiss ich einen passenden Mann für Deine Sache und werde ihn auch bezahlen, bis Deine Familie sich in der Pflicht sieht," sagte sie sinnierend und lächelte dann. "Wer ist dein patronus? Ich denke, diesen solltest Du ebenfalls informieren, was mit Dir geschehen ist und wo er Dich finden kann. Ansonsten würde ich über diese Angelegenheit Stillschweigen bewahren. Erzähle ruhig, dass Du verprügelt wurdest, aber nicht von wem und vor allem nicht, warum. Es könnte auch für die Frau, um die es ging, Nachteiliges bedeuten, sollte eure Verbindung bekannt werden. Weiss sie von Deinem Unglück?"
    Sie ging alle Möglichkeiten, alle Richtungen kalkulierend durch, eine nach der anderen, als würde es sich um ein städtisches Problem Ostias handeln, das man, in handliche kleine Teile geteilt, nach und nach einzeln regeln konnte und musste. Der vornehmliche Schlachtplan war zu einem Teil gefasst, sie kannte die nächsten Schritte für sich zumindest sehr gut. Er würde im valetudinarium bleiben müssen, um zu gesunden.


    Artoria Medeia oder Tiberia Honoria. Beide waren nicht verheiratet, Medeia verwitwet - eine Affaire mit einem Vigil wäre für sie ebenso nachteilig wie rufschädigend. Es war gut möglich, dass dies einer der Auswege sein würde, die es zu verstopfen galt, um ihm weiteren Ärger vom Hals zu halten. "Wer weiss noch die ganze Wahrheit, Gabriel?" Sie tippte leicht mit dem Griffel auf das Wachstäfelchen und hob fragend die Brauen an - diesmal sass er nicht der lächelnden Frau gegenüber, die ihn mit Scherzen zu zerstreuen suchte, diesmal fand er sich mit der Duumvir Ostias konfrontiert, die begonnen hatte zu arbeiten. Und dieses Lächeln hatte etwas an sich, das einen vielleicht hoffen ließ, es niemals als Gegner sehen zu müssen, ein Echo einer längst verlorenen Zeit. Sie schien nichts zu fürchten... nicht in diesem Augenblick.

  • Das Iulia eventuell die Kosten für einen Advocatus übernehmen wollte, war ihm nun doch etwas peinlich. Aber es zeigte ihm, dass seine 240 Sesterzen lächerlich gering zu seinen schienen. Auf ihre Frage, wer sein Patron wäre, antwortete er: »Es war erst Didius Falco. Nun nehme ich an, dass es Gaius Didius Sevycius ist. Allerdings wurde da nichts weiter schriftlich nieder gelegt. Aber ...« Er schluckte plötzlich. War er wirklich automatisch sein neuer Patron?
    »Ich habe meinen Brief direkt an ihn gerichtet ...« fügte er leise hinzu. Und dann hörte er ihr weiterhin zu und merkte, dass sie fast wie ein Miles der CU daherkam. Vollkommen auf das Wesentliche hatte sie ihre Gedanken gerichtet und fragte ihn genau die wichtigen Dinge, die auch er gefragt hätte, wenn er etwas besser bei Gesundheit gewesen wäre. Die Frau erstaunte ihn immer wieder aufs neue.
    »Ich habe niemanden etwas bisher davon in meinen Briefen gesagt. Soweit weiss ich Bescheid, da es recht delikat ist ...« murmelte er ein wenig stolz. Doch schliesslich kam er zurück zu den weiteren Fragen. Und als sie Medeia erwähnte, da kam es ihm übel hoch. Verdammt, er wollte sich nur wehren. Und Iulia hatte Recht. Er wollte Medeia nicht schaden. Er wollte sich nur wehren und normalerweise hätte er auch eine angemessene Antwort parat gehabt, aber er war zu deprimiert wegen der ganzen Sache und plötzlich wusste er nicht, was richtig oder falsch war.


    Und so versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Verdammt, er hätte Medeia gar nicht gegenüber Strabo erwähnen sollen. Aber da ahnte er ja nicht, wie sehr er sich verändert hatte.
    Gabriel seufzte schwer, als laste der Olymp auf ihm. Und so sprach er leise:
    »Iulia ... es war wohl alles mein Fehler. Ich hätte die Frau gegenüber Strabo nicht erwähnen dürfen, aber ... ich ahnet ja nicht. Nun ist es passiert. Und so wie er über sie lästerte und verachtend sprach, nahm ich nur an, dass sie ihn hat abblitzen lassen. Ehrlich gesagt, weiss ich nichts von den beiden. Ich hatte es so einfach ausgesprochen, weil er so verletzend war. Ich will sie nicht noch mehr in Gefahr bringen ... wo doch ... der Anschlag ...«
    Gabriel wurde etwas schlecht. Auf einmal prasselte alles über ihn zusammen. Normalerweise hätte er alles gut verdaut, aber er fühlte sich mehr als verletzlich, mit dem Körper und dem Geist.
    »Ich habe ihr auch einen Brief zukommen gelassen, habe aber Strabo auch dort nicht erwähnt. Aber vielleicht war das falsch. Vielleicht sollte ich die ganze Sache vergessen, ihr zu liebe. Und auch wegen dir. Ich will niemanden zu sehr damit reinziehen. Ich will niemanden schaden ... «


    Und dann stöhnte er leicht auf. »Von Strabo wissen Sura und Cato von den Urbanes und ich denke Crassus, mein ehemaliger Praefekt der Vigiles, nun bei der Elite Einheit ... den Praetorianern ... « Gabriel fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Ihn strengte das alles mehr an, als er zugeben wollte. Und dann blickte er erschöpft zu Iulia. So wie er nun eine andere und sehr aktiv arbeitende Seite von ihr kennen lernte, so lernte sie eine Seite von Gabriel kennen, die nicht nur aus einem charmanten Lächeln und der Rettung von Frauen bestand.
    So wie er registrierte, dass sie voll in ihrem Element war, was er bewunderte, so konnte sie feststellen, das ihm etwas von seinem sonstigen Mut und Kämpferdrang abhanden gekommen war. Aber nun, wo sie all diese Fragen stellte und mehr Personen daran beteiligt waren und es nicht mehr nur um seinen Stolz ging, da merkte er, wie fertig er war, auch wegen der Schmerzen und seinem Status, denn so sehr er auch bereit war, zu kämpfen. Er wollte weder Medeia noch Iulia schaden.
    »Verzeih ... ich gebe zu, dass ich etwas ratlos und hilflos bin. Ich freue mich über all die Hilfe, aber ich muss mich daran auch erst irgendwie gewöhnen ...«

  • "Ich glaube nicht, dass ein Mann, der Dich nicht ausdrücklich zum cliens nimmt, Dein Patron ist, und ich würde auch kein Familienmitglied dafür wählen, Gabriel. Was, wenn es der Familie einmal schlecht ergeht und alle ihren Einfluss verlieren? Suche Dir einen einflussreichen Mann ausserhalb der gens Didia, den Du kennst und dem Du vertrauen kannst, und wähle ihn dir als patronus, das ist mein guter Rat an Dich. In Momenten wie diesem hättest Du dann jemanden, der Dir ebenso zur Seite stehen kann wie ich es zu tun versuche - nur mit mehr Nachdruck und der Legitimation durch eure Verbindung. Rom ist vor allem eine Stadt der Hintertüren, je mehr Du Dir offen hältst, desto besser ..."
    Das war jetzt unpraktisch, aber nicht zu ändern. Sie notierte auf ihrer Wachstafel das Wort patronus und strich es durch - der Didier war zu weit entfernt und sie kannte ihn nicht, konnte ihn also nicht ansprechen, somit fiel diese Option flach.


    "Es ist nun geschehen, wie es geschah, Gabriel, mach Dir keine Vorwürfe. Du wirst Deine Kraft nötiger brauchen, um zu gesunden, das ist jetzt wichtiger. Du hast mit ihm über die Frau gesprochen, und es lässt sich nicht rückgängig machen. Wichtig ist, dass niemand sonst von dieser Sache erfährt. Vielleicht noch ein Vertrauter, dem Du Dein Leben ohne Sorge in seine Hände geben würdest, aber niemand sonst. Allzu leicht wird ein Name befleckt und in den Dreck gezogen, und eine Frau, die in der Öffentlichkeit steht, hat kein privates Leben mehr. Die Frage, ob nun etwas geschehen soll, wird bei Dir liegen, Gabriel - ob Du Vergeltung suchst für das, was Dir angetan wurde." Als er leise stöhnte, hielt sie inne und atmete ein. Sie durfte ihn nicht überfordern, kein Wunder, dass es ihm schlecht ging - und nun kam sie mit ihren Fragen und Gedanken und machte alles schlimmer. Und als er den Anschlag erwähnte, wurde ihr klar, um wen es sich handeln musste.


    "Mache Dir keine Sorgen um mich, Gabriel, ich fürchte diesen Strabo nicht und auch nicht, was er tun könnte. Er wird es nicht wagen, Hand an einen Magistraten zu legen, denn er ist sicher kein so vollkommener Idiot. Opportunisten überleben dadurch, dass sie sich stets im Klaren darüber sind, wen sie in den Hintern treten können und wer danach liegenbleibt ...was sie nicht davor schützt, andere zu unterschätzen. Gebrauche Deine Kraft nun, um gesund zu werden, Gabriel, das ist das wichtigste, alles weitere werde ich versuchen, in die Wege zu leiten - wenn Du das möchtest." Crassus. Ja, eine gute Idee, vielleicht die Beste von allen. Langsam erhob sie sich und trat an einen Tisch, der an der Wand des Raums stand und auf dem sich eine Schüssel mit kaltem Wasser befand. Sie tauchte einen frisch zugeschnittenen Verband hinein, wrang ihn aus und kehrte zu Gabriel zurück, um ihm das kühlende Tuch sanft auf die Stirn zu legen, damit es ihm ein wenig Linderung verschaffen konnte.

  • Gaius Didius Sevycius war nicht sein Patron? Er war nur das Familienoberhaupt der Gens? Oh, warum musste Gabriel damals lieber im Atrium in der Sonne gelegen haben, statt zu büffeln, was er von Falco aufgetragen bekam. Nun war er ziemlich unsicher. Wenn er richtig Pech hatte, gab es keinen Patron, außer Falco, und der verweilte nicht mehr in Rom und konnte nichts sagen oder helfen. Gabriel wurde auf einmal kreidebleich.
    »Ich ... ich glaube ...« Gabriel war wirklich verwirrt. Und nun kamen auch noch diese elenden Kopfschmerzen dazu, die er seit dem anderen Überfall hatte. Doch er meisterte es und stiess dann hervor: »Didia Fausta ist es ... ich meine, mein Patron, jetzt erinnere ich mich wieder!!!« Man sah Gabriel seine Erleichterung an. Wie hasste er doch die Erinnerungslücken. Doch strahlte er eben noch vor Erleichterung, so sah er Iulia nun ernst an: »Nein, ihr habe ich keinen Brief zukommen lassen. Sie ist auf reisen, ich weiss nicht genau, wo sie ist. Auf Expedition ...«


    Gabriel schien in seinem Lager zu versinken. So kannte er sich nicht. Selbst damals, als er ausgepeitscht wurde, fühlte er sich besser, doch nun?
    Er lauschte Iulias Worten, doch merkte er, dass er kaum folgen konnte, so sehr er sich bemühte.
    »Ich habe niemanden, dem ich alles anvertrauen würde. Nun, es gibt schon wen, aber ich möchte nicht mehr Menschen damit behelligen. Ich muss da alleine durch!«
    Seine Gedanken waren bei Nadia. Und gerne hatte er ihr sein Leid geklagt, aber sie hatte genug davon. Aber dennoch hätte er gerne gewusst, ob sie nun endlich frei war und wie es ihr ergangen war und ob dieser verdammte Sklave Sica sie in Ruhe liess.
    Doch dann hörte er Iulia weiter zu und sah ihr nach, als sie sich entfernte, um einen Verband mit Wasser zu tränken, welchen sie ihm dann unerwartet auf die Stirn legte.
    Oh, wie tat das verdammt gut. Und er schloss die Augen und genoss einen Moment.
    »Ich danke dir ... « sagte er leise und mit geschlossenen Augen. Die Kühle durchdrang angenehm seine Haut. Er seufzte, diesmal aber, weil es ihm gut ging.
    Dennoch hielt er dann den kühlen Verband mit einer Hand fest und wandte sich zu Iulia und sprach sehr dankbar und mit einem Lächeln, egal, ob es wehtat: »Ich danke dir einfach. Dafür, dass du da bist und für deine Hilfe. Ich hätte dies nicht erwartet.« Gerne hätte er ein wenig mehr erzählt, über sein Leben als Sklave, bevor er zu Falco kam, aber er liess es lieber und schenkte dieser wunderbaren Frau ein Lächeln, auch wenn es weh tat. Aber Schmerzen war Gabriel gewohnt.

  • "Eine Frau kann meines Wissens nach kein patronus sein, Gabriel, das ist ein bindender Vertrag zwischen Männern. Selbst ich müsste, würde ich mich einem Patron anvertrauen wollen, den meines Vaters wählen oder mit meinem Bruder gemeinsam cliens werden," erklärte sie geduldig und betrachtete den Vigilen sinnierend. Es schein ihm nicht allzu gut zu gehen, und sie hoffte, dass sein Zustand nicht durch ihre Worte verschlimmert würde - immerhin wollte sie ihm Hoffnung geben und etwas Stärke, um schneller zu genesen, nicht etwa alles schlimmer machen, als es war.
    "Vielleicht nimmst Du Dir die nächsten Tage einfach ein wenig Zeit, wenn Du hier Deine Kräfte erneut sammelst, um darüber nachzudenken, wen Du hier in Rom als Patron ansprechen könntest - und die Expedition der Didia Fausta wird sicher auch nicht eine Ewigkeit dauern können. Die Acta hat erst neulich wieder darüber berichtet ..."


    Dass der kühle Verband ihm gut zu tun schien, beruhigte sie etwas. Viel konnte sie hier nicht für ihn tun, aber wenn etwas so geringes eine Besserung mit sich bringen konnte, war sie für den Moment damit zufrieden.
    "Ich hoffe, es verschafft Dir ein wenig Linderung. Manchmal braucht es nicht viel, um etwas, das einem unangenehm oder schrecklich erscheint, auf eine bessere Weise zu wenden," sagte sie leise und blickte zu ihm hernieder, seinen Dank mit einem Lächeln entgegen nehmend. "Du hast mir geholfen, als ich Deiner Hilfe bedurfte, und ich habe dies nicht vergessen, Gabriel. Vielleicht gibt es Dir ein wenig Mut zu wissen, dass nicht alle Menschen sich so verhalten wie dieser Strabo, und dass nicht jeder undankbar ist. Es sollte immer ein wenig Hoffnung geben, und diese Hoffnung wünsche ich Dir von ganzem Herzen." Sachte griff sie sich die Würfel und spielte damit ein wenig zwischen den Fingern, ihn im Blick behaltend. Davon würden die richtigen Männer erfahren, von allem, was geschehen war, und die Rädchen Roms würden sich abermals drehen und etwas verändern. Wenn man eines in Rom sicher sagen konnte, dann, dass sich alles veränderte.

  • Gabriel seufzte und starrte zur Decke. Wie auch immer das nun war, wer nun sein Patron war und wer nicht, irgendwie war es ihm für einige Augenblicke egal. Er hatte seine Briefe geschrieben und nun würde sich alles zeigen, was dabei rauskommen würde. Und er musste gesund werden.


    Er lächelte Iulia ein wenig schwach an, versuchte aber hoffnungsvoll dabei auszusehen. Es tat ihm gut, dass sie hier war. Manchmal hatte sich eine seltsame Einsamkeit über ihn gelegt, weswegen er auch öfters die Tavernen aufgesucht hatte, oder zu einer Amphore Wein gegriffen hatte, um dieses Gefühl ein wenig zu betäuben.


    Gut, er konnte sie sicherlich nicht als Freundin titulieren, dafür kannten sie sich nicht besonders gut. Aber sie machte ihr Versprechen wahr, ihm zu helfen und sie ahnte gar nicht, wie dankbar er dafür war, denn sonst gab es nur seine Familie, Falcos Familie, welchen er schmerzlich vermisste, war er doch ein Freund geworden.


    Gabriel lauschte weiter ihren Worten und nickte immer wieder zwischen durch. Als sie dann mit Würfel spielte, streckte er seine Hand nach der ihren aus, legte seine sanft, aber nicht anzüglich, sondern er freundschaftlich auf die ihre und blicket sie voller Dank an und sprach: "Danke, du hast Recht. ich sollte mich einfach ein wenig ausruhen. Ich halte viel ..." Auf einmal wurde er von einem Hustenanfall überfallen und regelrecht durchgeschüttelt. Etwas schwächer stammelte er dann seinen Satz zu Ende, während er plötzlich Blut auf seiner Lippe schmeckte und vor ihm auf dem Laken sich kleine rötliche Flecken gebildet hatten und ein seltsamer Schmerz durch seinen Magen ging: " ... eigentlich viel ... aus ... aber das ... war etwas viel auf einmal."


    Er hatte, als er den heftigen Hustenanfall bekam, seine Hand von der ihren wieder weggezogen und sich den Magen gehalten und die andere Hand vor seinem Mund gehalten.
    Schliesslich liess er sich erschöpft zurück auf das Lager nieder.
    "Ich sollte schlafen ..." sagte er leise und drehte sich wieder zu Iulia, die neben ihm saß und für einen Moment auf ihn wie ein guter Geist erschien. "Ich freue mich schon auf deine Schmalzkringel ..." Seine Worte wurden von seinem obligatorischen Grinsen begleitet, wenn auch sehr abgeschwächt.

  • Still betrachtete sie den Mann in dem Bett und ihr Blick glitt über sein Gesicht und seine Gestalt. Mit seinen Worten hatte sich eine neue Welt aufgetan, eine Veränderung bewirkt, etwas war in Bewegung gekommen, und sie stand noch immer im Zentrum dieser Veränderung und konnte nur beobachten, wie es weiterging. Als er seine Hand auf die ihre legte, betrachtete sie seine Finger einen Moment lang. Es war eine kräftige Hand, die eines Mannes, der tätig war, eine Hand, die sich an Arbeit gewöhnt zu haben schien und die etwas bewegen konnte, wann immer es möglich war, wenn man ihm die Freiheit dazu gab. In diesem Augenblick festigte sich ein Entschluss, der schon eine ganze Weile geschlummert hatte, sich nun aber mit einem leisen Klopfen an ihre Stirn zurückmeldete.


    Sein plötzliche Husten erschreckte sie, und das Blut auf dem weißen Laken, welches seinen Körper bedeckte, umso mehr. "Ich werde Dir den Medicus schicken, dass er nach Dir sieht," sagte sie leise, aber bestimmt. Dass er Blut hustete, konnte nur bedeuten, dass er im Inneren verletzt war, und dann würde eine Genesung nur noch länger dauern, als gedacht. Sanft griff sie nach einem Tuch und reinigte sein Gesicht von den kleinen Blutspritzern, als würde sie einen Verwandten versorgen.
    "Ruh Dich nun aus, Gabriel, und werde gesund, das ist wichtiger als alles andere. Wenn Du es möchtest, werde ich Dich wieder besuchen kommen und mich von Deiner Genesung selbst überzeugen." Nach einer kurzen Pause fügte sie mit einem aufmunternden Lächeln an, welches ihre Sorge um seinen Zustand verbergen sollte: "Und wenn Du wieder genesen bist, unterhalten wir uns einmal in Ruhe über Deine Idee einer Detektei. Ich finde das nämlich eine gute Idee und bin gewillt, Dich darin zu unterstützen."

  • „Nein, keinen Medicus ... es geht schon.“
    Gabriel hatte in seiner Heimat anfangs noch eine allgemeine Bildung durch seinen Vater genossen und wusste, dass man bei inneren Verletzungen nicht viel machen, sondern nur hoffen konnte und Ruhe brauchte.
    Und dann schenkte er Iulia noch ein Lächeln, denn er bemerkte, wie wohl er sich in ihrer Gegenwart fühlte. Es war nicht so, wie er es manchmal bei anmutigen Frauen empfand. Iulia war eher wie der gute Geist, der aufgetaucht war und ihm das Gefühl gab, dass er nicht alleine war, nicht wie er sich anfangs gefühlt hatte, als die Freunde alle gegangen waren, um wo anders ein neues Leben anzufangen.
    Iulia war wie eine Freundin, oder wie ein Mensch aus seiner neuen Familie.
    Es war nicht so dass er sich nicht auch zu ihr hingezogen fühlte, jedoch nicht im körperlichen Sinne, sondern als im Geistigen. Und dies nicht, weil sie einen besserem Stand angehörte und etwas bewirken konnte. So berechnend war Gabriel niemals gewesen, nur damals, als er als Einbrecher unterwegs gewesen war, oder sich das Vertrauen gewisser Bediensteten erschlich mit seinem Charme. Aber das lag viele, viele Jahre zurück. Dieses Leben hatte er schon lange hinter sich gelassen.
    „Ja, ich werde mich ausruhen und ein wenig versuchen zu schlafen ..:“ Seine Augen fielen immer wieder zu und er rutschte ein wenig tiefer in sein Lager. „Und natürlich würde ich mich über einen weiteren Besuch von dir freuen, aber nur, wenn es deine Zeit zulässt.“ Sein Tonfall klang dankbar und er schenkte ihr ein weiteres Lächeln.


    Das sie ihn mit einem Tuch das Blut von den Lippen gewischt hatte, empfand er als eine zusätzliche vertrauliche Geste und brachte ihn ihr noch ein Stück näher. Irgendwie war vergessen, dass sie zwei so unterschiedlichen Ständen angehörten und Gabriel genoß das Gefühl, es hier einfach nur mit einem Menschen zu tun zu haben, der sich sorgte und ihm helfen wollte. Und dies brachte einen gewaltigen Schub an Mut mit sich, der durch seinen Körper strömte und ihm Kraft gab.
    „Ich danke dir! Und ich werde, sobald es mir besser geht, kämpfen und alles daran setzen, das solche Praktiken nicht zur Gewohnheit der oberen Schicht werden ...“ Er grinste ein wenig, da er sich vielleicht ein bisschen zu viel vorgenommen hatte, aber er hatte nicht die richtigen Worte gefunden.

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