Ich betrat den kleinen Tempel der Februata und reinigte liebevoll die Statue und rieb sie mit duftenden Ölen ein. Ich legte Ihr einen Blumenkranz aufs Haupt und entzündete die Kerzen zu Ihren üssen. Dann kniete ich vor Ihr nieder und meditierte, während ich auf die Römerinnen wartete, die heute mit brennenden Kerzen durch die Stadt zu diesem Tempel pilgern würden, um zu Iuno zu beten. Meine Aufgabe war es, der Sacerdos bei dem Opfer zu helfen.
Templum Iunonis Februatae
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Schweigsam war ich der Prozession gefolgt und hatte meine Kerze mit beiden Händen gehalten. Zum erstenmal nahm ich in Rom an der Zeremonie teil.
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Die Prozession kam bei dem kleinen Tempel an und wir traten in den Tempel. Es standen schon überall brennende Kerzen und wir befestigten unsere Kerzen an den freien Plätzen. anschliessend versammelten uns vor dem Altar und der geschmückten Statue.
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Da es gleich so weit war stellte ich schon einmal Messer und Opferschale bereit. Eine Tempelsklavin brachte mir eine weisse Gans.
Die Sacerdos des Tempels kam aus den hinteren Räumen des Tempels. Sie nickte den Gästen des Tempels zu und stellte sich vor den Altar.
Ich entzündete Weihrauch auf einer kleinen Schale direkt zu Füssen der Göttin, nahm das Opfermesser und strich der Gans damit über den Rücken und fragte dann nervös die Sacerdos:
"Age?"
Sie schaute mich ermunternd an und sagte lächelnd:
"Agene."
Ich schnitt der Gans die Kehle auf, wobei das Rier kurz aufzuckte, um dann zu erschlaffen. Ich fing das Blut in der Opferschale auf.
Fie Sacerdos bedeckte Ihren Kopf und erhob Ihre Arme.
Dann intonierte Sie:
"O Göttin Juno Februata, Mutter des Gottes Mars, den du jungfäulich von einer Lilie empfangen hast. Wir beten dich an und bitten uns zu reinigen. Bringe uns Licht und bestrahle uns mit deiner Gunst. Schütze uns vor allem Übel und Gram."
Während Ihres Gebetes tauchte ich eine Quaste aus Ziegenhaar in die Schale und bespritzte die Stautue, die Gäste und die Sacerdos mit dem Blut, um Sie zu reinigen, und zu segnen.
Eine junge Mutter mit einem kleinen Säugling im Arm, die weit vorne stand, bekam besonders viel ab.
Dann entnahm ich der Gans die Eingeweide und zeigte sie der Priesterin, die Sie gründlich studierte.
Ich stand bangend da, das Tablett mit den Eingeweiden haltend.
Hatte die Göttin mein erstes richtiges Opfer angenommen? -
Iuno hat die Prozession und das anschließende Opfer verfolgt und war erfreut darüber.
Da gute Priesterinnen ein Gespür für die Gefühle ihrer Göttin hatten, wusste diese beim Anblick der Eingeweide, dass das Opfer angenommen war. -
Die Sacerdos wendete sich den Gäste zu:
"Das Opfer ist angenommen." die Menge jubelte und zog sich zufrieden zurück. Ebenso die Sacerdos.
Ich reinigte zufrieden mit Hilfe der Tempelsklaven den Tempel und die Statue von dem Blut. -
Lucilla, die mitten unter den Frauen steht, hatte das Opfer gespannt beobachtet. Nun, da die Sacerdos verdündet, dass es angenommen ist, atmet auch sie erleichtert auf und freut sich mit den übrigen. Als die Teilnehmerinnen nach Hause entlassen werden, geht auch Lucilla glücklich aus dem Tempel. Sie hat das Gefühl, dass Iuno den Frauen Roms auch im kommenden Frühling gewogen ist und sie mit reichlich Familienleben, Ehen und Kindern segnen wird.
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Das kleine Flämmchen leckte gierig nach Nahrung, als Epicharis es, geborgen in den vor Aufregung kalten Händen, die marmornen Stufen des kleinen Tempels hinauf trug. Ihr folgte Camilla, eine Sklavin von schätzungsweise zehn Jahren, welche einen Korb mit herrlich duftenden Blüten und einen kleinen Kuchen trug. "Geht es gleich los?" fragte sie Epicharis, welche sich lächelnd umwandte und der Kleinen antwortete: "Ja. Doch wir müssen zuerst sehen, ob wir einen Platz finden." Mit leuchtenden Kinderaugen folgte Camilla Epicharis ins Tempelinnere.
Sie hatten Glück und mussten nicht warten. Viel Betrieb schien nicht zu sein. Vermutlich hielt der Krieg die Menschen fest in seinem Griff, und so würden wohl nur wenige Frauen herkommen und die Göttin Iuno darum bitten, Feuer und Begehren in das Herz des Geliebten zu streuen. Epicharis jedoch steuerte zielstrebig einen der kleineren Altäre an der Längsseite der Cella an. "Du kannst den Korb abstellen, Camilla", sagte sie dem Mädchen und hielt ihre Palla in der Mitte zusammen, während sie ein Säckchen hervorzog, in dem sich wohlriechende Kräuter befanden. "Was machst du jetzt?" fragte das Sklavenmädchen, und Epicharis antwortete geduldig: "Ich versuche, die Göttin auf uns aufmerksam zu machen. Damit sie unsere Bitte erhört, weißt du? Denn wenn Iuno gerade wo anders hinschaut, kann sie schlecht hören, was wir uns wünschen. Und das wollen wir doch, nicht?" "Ja, unbedingt!" "Siehst du." Ein warmes Lächeln umspielte Epicharis' Züge, und sie streute einen Teil der Kräuter-Weihrauchmischung auf die Kohlen, welche noch vom letzten Opfer her glommen.
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Der helle Rauch umschwirrte Epicharis' Geist und ließ sie ruhiger werden. Camilla stand ehrfürchtig neben der Patrizierin und sah aufmerksam zu, was geschah. Epicharis sank auf die Knie darnieder, die Handflächen nach oben gekehrt. "Mater Iuno", flüsterte sie und schloss die Augen, um sich Iunos Antlitz vorzustellen. "Mater Iuno, gewähre und seine Gunst." So geheimnisvoll, wie Epicharis sprach, konnte die kleine Camilla nicht umhin, sich verstohlen umzuschauen. Vielleicht würde Iuno gar selbst hervortreten? Eine unheimliche Vorstellung. Camilla ging etwas näher an den Altar und beobachtete weiter.
"Selten bat ich dich um etwas, schien die Ehe doch weit entfernt. Oft opferte ich, wie es dir gebührte. Heute ist dein Festtag, ein Freudentag. Heute möchte ich dich um etwas bitten." In der nebenan befindlichen Nische hörte man eine andere Frau murmeln. Camilla lauschte aufmerksam, konnte jedoch nur Epicharis verstehen. Jene öffnete soeben die Augen und blickte zu Camilla. "Du darfst die Blumen dem Feuer übergeben. Aber nicht alle, behalte die schönsten für den Altar, wir legen sie neben die Statue", sagte sie freundlich und Camilla nickte gewichtig. Sie nahm den Korb auf und tat wie ihr gehießen. Fasziniert blickten die kindlichen Augen in das verzehrende Feuer. Indes sprach Epicharis weiter. "Mater Iuno, ich ersuche dich, meinem Verlobten die Tage in der Fremde kürzer und seine Aufgaben leichter erscheinen zu lassen, aufdass er bald zu mir zurückkehren möge. Ich bitte dich, große Iuno, lasse ihn wissen, dass ich auf ihn warte und mich um sein Wohlergehen sorge. Nimm diese Blüten an, oh Iuno, dir zu Ehren." Epicharis verstummte. Camilla legte die letzten dafür bestimmten Blüten soeben auf den Foculus und hielt dann Epicharis den Korb hin.
Die Claudierin lächelte dankend und legte die buntesten und frischesten Blumen auf dem Altar nieder, nahe der dort befindlichen Votivgaben und der kleinen Statue der Iuno. "Der Kuchen", sagte sie zu Camilla, und das Mädchen stellte den Korb ab, nahm den kleinen Dinkelspelzkuchen heraus und legte ihn vorsichtig an den Rand des Foculus. "Mater Iuno....gewähre mir deine Gunst", murmelte Epicharis nochmals und hüllte sich hiernach in Schweigen.
Camilla nagte auf der Unterlippe. Ob sie vielleicht... "Darf ich mir auch etwas wünschen von Iuno? Wo sie doch schon mal da ist", fragte das Sklavenmädchen leise. Epicharis drehte den Kopf und sah sie an. "Oh - natürlich", erwiderte sie erstaunt. "Dann wünsche ich mir ein neues Spielzeugpferd. Meins hat Gaius nämlich kaputt gemacht", sagte Camilla zu Epicharis, welche schmunzelte. "Ich bin sicher, Iuno hat es gehört", versicherte sie dem Mädchen amüsiert.
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Auch Prisca wählte an diesem heutigen Festtag den Weg in den kleinen Tempel mater Iuno, um ihre Opfergaben der Göttin darzubringen. Zusammen mit einer Sklavin stieg Prisca die Stufen des Tempels empor und beim Eintreten wunderte sie sich kurz, wie wenig Frauen doch heute hier waren. Soll ich vielleicht doch einen der Hauptaltäre wählen?, überlegte Prisca und blickte hinüber zu den Priesterinnen, die sich dort bei der Statue der Iuno aufhielten. Nein! entschied sie sich dann doch dagegen und steuerte zielsicher einen der kleineren Altäre in einer Nische an der Längsseite an. An einer Säule bedeutete sie ihrer Sklavin zurück zubleiben, nahm das kleine Körbchen mit den Weihrauchkörnern, Blumen und den Opferkeksen von ihr entgegen und ging das letzte Stück zur Opferschale alleine.
Andächtig ließ sich Prisca dort auf ihre Knie nieder und öffnete den Deckel des Korbes um ihr Opfer vorzubereiten. Ein paar leise gesprochene Worte ließen Prisca aufhorchen und aus den Augenwinkeln heraus nahm sie eine weitere Frau wahr, die neben ihr gerade das Opfer darbrachte. Ohne lauschen zu wollen vernahm Prisca dabei etwas von einem Verlobten, der anscheinend gerade in der Ferne weilte, doch dann konzentrierte sich Prisca wieder ganz auf die glimmenden Kohlen vor sich und dem Grund warum sie heute hier war. Sie nahm ein paar von den Blumen, zupfte die Blütenblätter ab und streute sie zusammen mit den Weihrauchkörnern über die glimmenden Kohlen, wo sie zusammen einen ungewohnten aber nicht unangenehmen Duft verströmten.
Prisca atmete den Duft ganz bewusst ein und schloss ihre Augen. Sie legte die Handflächen ineinander gefaltet in den Schoß und begann mit leiser Stimme ihr Gebet: " Mater Iuno Februata, nimm dieses bescheidene Opfer zum Zeichen meiner Ehrerbietung an dich, auf das es mich reinige und würdig genug macht deine Gunst zu spüren. Bitte ich dich doch nur um das, was eine jede Frau sich wünscht. Begehrenswert genug zu sein für den einen Mann, den sie liebt und dem sie treu zur Seite steht. So wie ich es gewillt bin zu tun. Lege deine schützende Hand über alle Liebenden und lasse nicht zu, dass ihre Liebe unerfüllt bleibt oder verraten wird. … " Während Prisca murmelnd diese Worte sprach, streute sie die mitgebrachten Opferkekse langsam über das Feuer und betrachtete gedankenverloren die kleinen züngelnden Flammen in der Opferschale. Ohne auf die Zeit zu achten verharrte Prisca so und richtete ihre weiteren Gebete stumm an die Göttin bevor sie sich schließlich wieder aufrichtete, um die restlichen Opfergaben an der Statue der Iuno abzulegen ...
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Camilla lächelte die Claudierin dankbar an und wandte dann den Kopf, als das Stimmengemurmel aus der nebenliegenden Nische erneut an ihr Ohr drang. Fasziniert von der inbrünstigen Stimme, trat das Mädchen etwas näher heran und betrachtete Priscas Gesicht eingehend. Epicharis blieb dies verborgen, hatte sie doch die Augen erneut geschlossen und war andächtig in Zwiesprache mit der großen Göttin versunken.
Kaum bewegte sich die Aurelierin jedoch, fühlte sich das kleine Mädchen ertappt und ließ sich zu einer raschen Rückzugsbewegung verleiten. Dabei blieb sie an dem mitgebrachten Korb der Fremden hängen, geriet ins straucheln und fing sich wieder. Der Korb jedoch drehte sich trudelnd auf der Stelle. Bestürzt blickte Camilla darauf hinab. Inzwischen hatte sich auch Epicharis dem Geschehen zugewandt, erhob sich anmutig und blickte zu den beiden hinüber. "Ich...tut mir leid, ich wollte nicht..." stammelte das Sklavenmädchen und drehte verlegen einen der dunkelbraunen Zöpfe, die ihr rechts und links über die Schulter fielen. Flehendlich sah sie zu Epicharis, die allerdings kein schlimmes Vergehen feststellen konnte. Um dem Mädchen dennoch zu helfen, kam sie einen Schritt näher, legte ihr in einer beiläufigen Geste die Hand auf die Schulter und wandte sich an Prisca. "Salve. Ich bin Claudia Epicharis. Es ist doch noch alles heil, nicht? Wir wollten dich nicht bei deiner Andacht stören", sagte sie leise, wie es in einem Tempel angemessen war. Dennoch war Angriff stets die beste Verteidigung.
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Dieser Tag war einer der Tage, wo Iuno sich sehr unrund fühlte. Aber nicht aus irgendwelchen dubiosen Gründen oder gar weil sie ihre "Tage" hatte, wie ihr Göttergatte dann immer so künstlich süffisant bemerkte, sondern sie war aus einem bestimmten Grund schlecht gelaunt.
Es war der Blutfleck. Der auf dem Marmorboden, von diesem furchtbaren Sterblichen da. Der Fleck war immer noch nicht weggewischt (symbolisch, denn physisch war er ja nicht mehr vorhanden) und solange dieser Fleck noch existent war, würde Iuno keine Opfer mehr annehmen. Da sie aber wusste, dass Sterbliche im Vergleich zu Göttern ungefähr die gleiche Auffassungsgabe hatten wie halbtote Amöben, musste sie sich etwas einfallen lassen. Kurz überlegte sie, ein Schild mit dem Text "Iuno nimmt keine Opfer an" aufzustellen, aber diesen Gedanken verwarf sie gleich wieder. Dann sah sie einen Mann in ihren Tempel eintreten mit dem typischen Streifen an der Kleidung eines Senators. Doch die Toga hatte er nicht lange an, denn schon im nächsten Moment kam ein starker Wind auf, der den Sitz der Toga nachhaltig zerstörte.
Schon viel zufriedener verließ sie den Tempel, um an anderen Orten keine Opfer anzunehmen.
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Priscas Blick ruhte noch immer auf dem Opferbecken, in dem die letzten Reste der Opferkekse sich langsam in Rauch auflösten. War das nun ein gutes oder schechtes Zeichen? Prisca konnte es nicht genau deuten, wie auch... ? Ob Iuno wenigstens meine Gebete erhören würde?, hoffte sie dennoch ..... Schließlich hatte sie sich innerlich lange gegen den Gedanken an eine mögliche Heirat gesträubt. Und jetzt? … schien alles so einfach und schön zu werden. Vielleicht zu schön, um wahr zu sein? Es war sicher noch viel zu früh, sich über derlei Dinge Gedanken zu machen, gestand sich Prisca in ihrem Dialog mit sich selbst ein und schloss die innere Andacht mit einem Wunsch für das Heil ihrer Familie im Stillen ab.
Gerade als sie sich erheben wollte, hörte Prisca dann ein Geräusch neben sich. "WAS?...", entfuhr es ihr eher erschrocken denn wütend über die plötzliche Erscheinung neben sich. Prisca´s Blick wanderte von dem fremden Mädchen zu ihrem Korb der sich am Boden drehte. Eine Bettlerin? …hier? schoss es ihr spontan bei dem Anblick der Szene durch den Kopf, doch noch ehe Prisca einen weiteren Gedanken fassen oder eine Beschimpfung gegen das Mädchen los lassen konnte, trat eine weitere Frau hinzu und sprach sie unvermittelt an.
Prisca erhob sich zunächst und brachte mit einer geübten Handbewegung die Falten ihres Gewandes in Ordnung, noch ehe ihre eigene Sklavin heran war und eingreifen konnte. Mit einem Kopfnicken bedeutete sie der Dienerin stattdessen, den Korb aufzuheben und sich wieder zurück zu ziehen. In diesen Sekunden vernahm sie auch bewusst den Namen der fremden Frau und vergessen war das Ungeschick des fremden Mädchens, das anscheinend die Sklavin der .... Claudia? … Caudia Epicharis? … war sie eventuell damals auch auf unserer Feier zugegen? Prisca überlegte kurz, ob Deandra ihren Namen schon einmal erwähnt hatte. Nach ihr und Antonia war dies nun die dritte Claudia, der sie begegnete. Prisca bedachte Epicharis mit einem neugierigen Blick und zeigte schließlich ein freundliches Lächeln. " … Ich bitte dich, so etwas ist doch nicht der Rede wert. Ich hatte meine Gebete ohnehin schon beendet….", wischte sie zunächst mit einer beschwichtigenden Handbewegung die Nichtigkeit mit dem Korb zur Seite, um sich dann nach einer kurzen Pause selbst vor zu stellen.
"Salve! … ich bin übrigens Aurelia Prisca. Es freut mich dich kennen zu lernen. Auch wenn der Umstand hier eher ein Zufall ist glaube ich, dass wir uns früher oder später ohnehin einmal begegnet wären", unterstellte Prisca mit einem leichten Grinsen und wartete gespannt, ob ihr Name oder die Bemerkung Epicharis vielleicht etwas sagen würden. ... und aus dem Grinsen wurde ein leises Kichern welches Prisca hinter ihrer Hand verbergen musste. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie nämlich einen Mann, dem gerade ein Windstoss regelrecht die Toga vom Leib riss. Noch dazu ... Ein Senator! .... ui, wie peinlich ....
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Camilla sah interessiert zu, wie die andere Patrizierin ihre Sklavin so behandelte und wie die Sklavin sich daraufhin verhielt. Das kleine Mädchen hielt sich selbst für eine gute Sklavin, und eine gute Sklavin zeichnete sich dadurch aus, dass sie alles tat, was die Herrschaft von ihr verlangte, dass sie nicht meckerte und nicht unhöflich war. Und dass man Sachen herumtrug, damit sich die Herrschaft nicht schmutzig machte oder verausgabte. Camilla sah sich nach dem claudischen Korb um und eilte auf ihn zu, damit sie auch etwas in der Hand hatte und so tun konnte, als sei sie nützlich, während die zwei älteren Frauen dastanden und sich unterhielten. Allerdings wurde ihr schnell langweilig, weswegen sie begann, die Kacheln auf dem Boden zu zählen.
"Ah, dann ist es gut. Wir haben dich wirklich nicht stören wollen. Nicht wahr, Camilla?" sagte Epicharis und blickte schmunzelnd zu der kleinen Sklavin hin, welche die freie Hand halb erhoben hatte und mit dem Zeigefinger auf den Boden zeigte. Als sie ihren Namen hörte, sah sie schnell erschrocken auf - und nickte einfach, ohne gehört zu haben, was eigentlich los war. Epicharis schien jedoch zufrieden und wandte sich wieder Prisca zu.
"Oh, Aurelia Prisca? Nun, dann wären wir uns bereits begegnet, wenn mich keine Erkältung ans Bett gefesselt hätte", sagte sie und schmunzelte. "Und zwar auf eurer Meditrinalienfeier. Jedenfalls freut es mich sehr, dich kennenzulernen." Epicharis hob hiernach fragend eine Augenbraue und folgte Priscas Blick, als jene zu kichern begann. Und kurze Zeit später standen beide Patrizierinnen kichernd und mit vorgehaltener Hand im Tempel der Juno und sahen dem Mann nach, der schimpfend versuchte, seine Toga wieder zu richten. Ein beißender Geruch lenkte Epicharis dann allerdings ab. Sie wandte den Kopf und sah Camilla mit hängenden Schultern neben dem Foculus stehen und auf die Überreste des Kuchens schauen. Dieser hatte sich braunschwarz verfärbt und verströmte einen Geruch, der alles andere als angenehm war. Epicharis hielt sich den Zipfel ihrer Palla vor die Nase, während Camlilla ihr ganz glaubhaft zu versichern suchte: "Ich hab nichts getan, ehrlich nicht, Domina. Das hat allein angefangen zu stinken..... Ist Juno jetzt böse auf uns?" Zeitgleich schien auch in Priscas Opferschale nicht alles ordnungsgemäß zu verkokeln. Fettiger Qualm stieg auf, und von der anderen Seite des Tempels her eilte ein Priester mit einem kleinen Eimer Wasser herbei.
"Gehen wir nach draußen", schlug Epicharis vor und hustete atemlos. Camilla hastete voraus, den Korb in den kleinen Händen. Epicharis selbst wartete währenddessen auf Prisca. Der Priester warf ihnen mahnende Blicke zu, sagte jedoch nichts und löschte mit einem Zischen die beiden Foculi.
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Medi … was? … ach die … "Genau auf unserer Feier! … Dann war das heute also eine glückliche Fügung, dass wir uns hier begegnet sind. ", bestätigte Prisca lächelnd und mit einem kurzen Nicken, denn zu sehr wollte sie auf das Fest gar nicht mehr eingehen. Prisca sprach ohnehin nur noch von "der Feier", denn das Wort "meditrinalia" hatte sie schlichtweg aus ihrem Wortschatz verbannt. Die lustige Szene mit dem armen Senator kam da genau richtig, um von dem Thema etwas abzulenken . "Hui, so genau wollte ich gar nicht wissen, was ein Senator darunter trägt …", kicherte Prisca ausgelassen hinter vorgehaltener Hand und presste diese sogleich noch etwas fester vors Gesicht, da plötzlich etwas ganz fürchterlich übel zu riechen begann.
Prisca wandte den Kopf nun ebenfalls in die Richtung, aus der sich die Sklavin der Claudia zu Wort meldete und hielt in der selben Sekunde, in der sie sie die Szenerie erfasste, die Luft an. "Ja, lass uns besser schnell gehen! … " Prisca pflichtete Epicharis sofort bei, denn auch sie verspürte schon einen Hustenreiz und ein Kratzen im Hals. Auf den mahnenden Blick des Priesters hin konnte sie sich aber eine Bemerkung in dessen Richtung nicht verkneifen. " … bestimmt haben die Priester die Opferschalen nicht anständig gereinigt, oder warum sonst qualmt das hier so merkwürdig?" gab Prisca die Schuld für das offensichtlich misslungene Opfer einfach an den Priester weiter und streckte ihm gedanklich die Zunge raus. Dann aber beeilte sie sich zusammen mit Epicharis das Weite zu suchen, da der Qualm durch das Löschwasser von Sekunde zu Sekunde immer dichter wurde.
Draußen vor dem Tempel angekommen, ließ sich Prisca zunächst von ihrer Sklavin das Kleid ordnen, bevor sie sich wieder an Claudia Epicharis wandte. "Schade um das schöne Opfer. Glaubst du, Iuno ist uns nicht wohl gesonnen? … oder wie würdest du diesen Qualm und den unangenehmen Geruch von eben deuten? ", stellte Prisca etwas niedergeschlagen fest und warf einen Blick zurück zum Eingang des Tempels. In diesem Moment marschierte der sturmgebeutelte Senator an ihnen vorüber. Er war immer noch sehr wütend wegen seinem Malheur mit dem Gewand und so brummelte einige sehr unschöne Worte in Richtung der beiden jungen Frauen, die sich doch tatsächlich erlaubt hatten über ihn zu lachen.
"..hmm, wie es scheint sind heute die Männer nicht gut auf uns zu sprechen", bemerkte Prisca nun wieder scherzend und hob provokativ das Haupt, um dem Senator einen herablassenden Blick nachzuwerfen. Kein Benehmen! ... Pah! Und sowas will ein Senator sein. Geschieht ihm ganz recht.
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"Das könnte man so betrachten, ja", erwiderte Epicharis, während sie an Priscas Seite den Tempel verließ und dem armen Senator nur noch einen flüchtigen Blick zuwarf. Misslich genug war seine Lage ohnehin, da wäre es ihr falsch vorgekommen, noch Minuten später wie ein Waschweib zu gaffen. Auch Priscas Vermutung bezüglich des Qualmauslösens ließ Epicharis überrascht eine Braue hinauf ziehen. Der Sacerdos jedoch ließ sich nicht beirren und löschte schließlich das Feuerchen, woraufhin sich eine grandiose Qualmwolke erhob und die große Junostatue in der Nase kitzelte. Camilla lief neben den beiden Damen her und trug Epicharis' Korb, welcher nun leer war.
"Ich weiß es nicht. Warum sonst sollte Juno unsere Opfer abgelehnt haben? Dass die Priester schlampig gearbeitet haben, glaube ich nicht. Nicht bei zwei Opferschalen. Bestimmt sind die Götter noch erzürnt, weil die Sühnung derart lang auf sich warten lässt. Du weißt doch... Die Lustratio?" hakte Epicharis nach, schließlich konnte es sein, dass gerade der Durchschnitt der römischen Frauen sich weder für das Weltgeschehen noch für Politik interessierten. Und Epicharis wusste nicht, wo sie Prisca einordnen sollte.
Epicharis wandte sich nun doch noch einmal um und sah dem Senator nach. Gerade aus dem Mund eines Pater Conscripti hätte sie nicht erwartet zu hören, was sie vernommen hatte. Bestimmt ein Tiberier, dachte sie sich und zuckte kurz mit einer Achsel. "Hm? Ahso. Naja. Das macht nichts, ich werde ohnehin noch eine ganze Weile warten müssen, bis mein Verlobter aus Parthien wiederkommt", entgegnete Epicharis und sah zu Prisca. "Er kämpft nämlich für Rom, musst du wissen." Ganz zu unterdrücken war der Stolz nicht, der dabei in ihrer Stimme mitschwang. Ein ganz sonderbares, neues Gefühl für sie. Doch es fühlte sich gut an.
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Prisca hob nun ebenfalls etwas überrascht eine Augenbraue, da Epicharis ihre scherzhafte Bemerkung eben anscheinend ernst genommen hatte. "Ach, das mit den Opferschalen habe ich doch nur gesagt, weil dieser Priester uns eben so vorwurfsvoll angeschaut hatte. So als ob wir schuld daran wären, dass es so qulamt.", bemerkte Prisca nur kurz darauf und dachte im selben Moment über die Erklärung welche ihr die Claudia nun lieferte. Klingt logisch, daran hatte ich gar nicht gedacht .Obwohl es dann eigentlich keinen Sinn machte zu opfern wenn man schon vorher wusste, dass die Götter die Opfergaben verschmähen würden, solange …" Die Lustratio? Du meinst das Opfer für die bislang ungesühnten Morde in Rom? … Natürlich weiß ich davon. Wenn dem wirklich so ist wie du sagst wollen wir, nicht nur um unser Willen, besser hoffen, dass die Herren Roms mit ihrem Opfergang die Götter milde stimmen werden, nicht wahr?", antwortete Prisca mit einem kurzen Blick zu Epicharis, die sich gerade achselzuckend noch einmal zu dem Senator umwandte.
Dann trafen sich ihre Blicke wieder und Prisca horchte augenblicklich auf, da sie hörte wo sich der Verlobte gerade befand. "Er ist Soldat und kämpft in Parthien? Ich habe schon viel von diesem Land gehört, aber leider nur sehr wenig davon gesehen … ich meine natürlich was die Kriegsbeute betrifft, die man bislang hierher nach Rom gebracht hat.", bemerkte sie sehr interessiert. Der Stolz war in der Stimme der Claudia unverkennbar heraus zu hören und Prisca konnte die junge Frau gut verstehen und nachvollziehen. "Die rückkehrenden Soldaten werden mit Sicherheit als Helden Roms im ganzen Land gefeiert werden! … Ist dein Verlobter wohlauf und weißt du schon näheres wann er und die anderen Soldaten endlich zurückkehren können?" fragte Prisca neugierig nach und nickte Epicharis anerkennend zu. Auch wenn sie persönlich eher einen Mann bevorzugte, der seinen Ruhm in kleinen - dafür aber in ganzen Stücken feiern konnte, war sie von den Diensten der Soldaten doch sehr angetan.
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Am Vormittag, nach der salutatio, hatten ich mich, begleitet von einigen Klienten, zum Domizil meiner Verlobten aufgemacht. Sie hatte mich gebeten, gemeinsam mit mir der Iuno zu opfern, und da ich weder den Grund dieser Bitte noch die Dankbarkeit nicht nachvollziehen konnte, hatte ich mich gern bereit erklärt, gemeinsam mit ihr der Schutzgöttin von Ehe und der Frau an sich ein Opfer darzubringen. Nicht nur im Hinblick auf unsere bevorstehende Hochzeit lag schließlich auch mir die Gewogenheit der Göttin am Herzen. Und welcher Tag würde sich besser eignen als der Festtag der Iuno Februata, die in diesem Zusammenhang für die Liebesleidenschaft stand?
Das Vorhaben, Iuno ein Opfer darzubringen, war zu einer kleinen Prozession geworden, da sich auch an der villa Flavia einige Leute uns anschlossen. Die Sänften setzten dicht vor dem Tempel ab, und nachdem ich Celerina beim Ausstieg geholfen hatte, erklommen wir gemeinsam die breiten Stufen hinauf zum Tempel. Der Eingang war weit geöffnet, Blumen fanden sich, wohin das Auge blickte, und einer meiner Klienten war bereits vorausgeeilt und hatte dafür Sorge getragen, eine der Opfernischen entalang der Tempelwände für uns zu reservieren. Da wir bei weitem nicht die einzigen waren, die der Göttin an diesem Tage gedachten oder ihren Segen erbaten, lag ein stimmungsvolles Murmeln in der Luft, vermengt mit dem Duft von wohlriechenden Kräutern, herbem Wein und dem süßlichen Duft von Blüten aller Art. Gelegentlich drang ein Geräusch von draußen herein, wenn eines der Ferkel quiekte oder ein Kalb blökte. Der Großteil unserer Begleiter wartete vor dem Tempelgebäude, einige Sklaven beaufsichtigten das Opfertier.
Eine füllige Priesterin wartete bereits auf uns, als Celerina und ich vor den Opferaltar traten. Ein Klient hielt den reich gefüllten Korb für das Voropfer in Händen. Neben Opferkeksen und vollkommenen Blüten waren auch weiße Lilien darin zu finden, denn die lichte Iuno Februata hatte einst ihren Sohn Mars unbefleckt durch die Berührung einer Lilie empfangen. "Salve, pontifex, Flavia. Ich bin Acilia Curva." Curva - das glaubte ich ihr sofort. Sie lächelte breit. "Ich werde euch draußen gern zur Seite stehen." Das Voropfer würden wir selbstredend allein schaffen, für das Blutopfer würde sie die Rolle des Opferhelfers übernehmen. Celerina und ich würden die Opferherren sein. ich nickte der Priesterin zu, woraufhin sie sich ein wenig zurückzog. Dann blickte ich Celerina an. Ich ließ ihr den Vortritt, sofern sie es wünschte.
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In aller Frühe war ich aufgestanden und hatte mich von Charis waschen und ankleiden lassen. Heute war ein wichtiger Tag. Unsere Hochzeit stand kurz bevor. In wenigen Tagen würde ich wieder vermählt sein. Mir war es ein großes Anliegen, daß diese Ehe glücklich und gleichermaßen erfolgreich wurde. Nach meinen schlimmen Erlebnissen sehnte sich mein Herz nach Schutz, Nähe und Geborgenheit. Um all das wollte ich die ehrwürdige Göttin bitten. Den Termin, den wir für unsere Opferzeremonie gewählt hatten, war daher auch mehr als geeignet. Er war einfach perfekt!
Mittlerweile war auch mein kleines Problem gelöst, dem ich mich nach meiner Befreiung aus der Gewalt der Piraten, hatte stellen müssen. Das einzige, was mir noch Sorgen machte, war meine derzeitige Abneigung, die ich gegenüber dem anderen Geschlecht empfand. Ich redete mir ein, dies würde sich nach gegebener Zeit wieder legen. Doch nichts von dem geschah. Die Angst, niemals wieder sich einem Mann, meinem Mann hingeben zu können, beängstigte mich.Zur Opferung ließ ich mich von meinen beiden Sklaven Charis und Phraates begleiten. Ohne einen Leibwächter verließ ich nur ungern das Haus, auch wenn ich von meinem zukünftigen Gemahl begleitet wurde.
Meine Sänfte reihte sich in die kleine Prozession ein, die sich ihren Weg zum Tempel der Iuno durch die Menge bahnte. Natürlich waren wir an solch einem Tag nicht die Einzigen, die der Göttin opfern wollten.
Entschlossen erklommen wir die Stufen des Tempels. Marcus´ Klienten hatten uns eine Opfernische im Voraus reserviert, wodurch wir nicht lange warten mußten. Die Pristerin, die uns schon zu erwarten schien, kam uns entgegen und begrüßte uns. Auch ich nickte ihr freundlich zu. Aus der Hand des Klienten empfing ich das Körbchen mit den Opfergaben. Dann ließ ich mich auf meine Knie herab und entnahm einige der Blüten. Ich hatte außerdem noch ein kleine Beutelchen mit Weihrauch dabei. Die abgezupften Blütenblätter und die Weihrauchkörnchen ließ ich in das klimmende Kohlebecken rieseln, woraufhin sich der markante Duft des Weihrauchs sofort entfaltete und mir meine Sinne vernebeln wollte.
"Oh Mater Iuno Februata, ich möchte dir danken für meine Errettung aus der größten Not und Bedrängnis! Nimm unser bescheidenes Opfer als Dank an und erhöre unsere Bitte für die Ehe, die wir in wenigen Tagen miteinander eingehen möchten. Bitte schenke uns deine Gunst, auf daß diese Ehe glücklich wird und Früchte trägt."
Nachdem ich mit meinem Gebet geendet hatte, legte ich noch einige Kekse und eine Lilie vor dem Bildnis der Göttin ab. -
Celerinas Gebet mochte zwar einfach sein, doch die Göttin mochte anhand der Intonation erkennen, wie wichtig es Celerina war, dass die Muttergöttin ihr gewogen war. Nach Celerina wollte nun auch ich einige Worte an die Göttin richten. Ganz wohl war mir dabei nicht, zumal ich an die letzte Begebenheit zurückdenken musste, bei der ich einen Tempel der Iuno aufgesucht hatte. Ich griff in das Säckchen mit der Weihrauch-Kräuter-Mischung und streute ebenfalls einige der Kügelchen über die orange glimmende Glut. Der gleichmäßig aufsteigende, fahlweiße Rauch kitzelte ein wenig in der Nase. Ich war erst vor wenigen Tagen weitgehend gesundet, musste nun aber dennoch ein Niesen unterdrücken. "mater Iuno, göttliche Himmelsherrscherin, dir sei unser Dank gewiss für die Errettung Celerinas aus den Klauen der Piraten. Dir danken wir, gütige Iuno, für deinen Großmut und deine Güte." Ich platzierte, während ich sprach, einige der Dinkelkekse auf dem foculus. Leise knisternd verschlangen derweil die Flammen ein Weihrauchkörnchen nach dem anderen. Statt es Celerina gleich zu tun und die Blüten zu zu Blütenblättern zu zerteilen, legte ich sie in ihrer Ganzen Pracht der Statue der Göttin zu Füßen, die auf dem Altar thronte. Ich hob den Blick und betrachtete das erhabene steinerne Antlitz der Statuette, die zu diesem Ehrentag gesäubert und mit Blumengirlanden geschmückt worden war. Ich wandte mich nach rechts. Die Wendung beendete das Voropfer, und der mitgebrachte Korb mit den Gaben hierfür war inzwischen leer.
Nun kam Bewegung in Curva, denn sie begleitete uns nach draußen, wo die anderen bereits mit dem Opfertier warteten. Auf dem Weg winkte sie eine schmächtige popa heran, die ebenfalls folgte. Es war kein großes Tier, sondern ein kleines, schneeweißes Lamm, das unseren Ansprüchen genügte und meiner Meinung nach auch für die causa der Göttin angemessen sein sollte. Rechter Hand des Tempeleingangs befand sich der Opferaltar, auf den die füllige Acilia Curva nun zu marschierte. Ich konnte nicht anders, als ihr wie beinahe magnetisch angezogen auf den Hintern zu starren, riss letztendlich jedoch den Blick stets rechtzeitig los, ehe es jemandem auffallen konnte. Das kleine Schaf war mit schmalen, blutroten Wollbändern geschmückt, die einen schönen Kontrast zum weißen Fell des Tieres boten. Acilia Curva räusperte sich und nahm eine Schale vom Tisch, tauchte die Fingerspitzen hinein und verteilte dicke Tropfen der mola salza über die Umstehenden. Ich zuckte kurz mit einem Augenlid, als ein Tropfen um ein Haar mein Auge verfehlte und auf der Wange landete. "favete linguis", flötete die dickliche Priesterin, was angesichts der anwesenden Anzahl von Menschen eine gute Idee war. Es wurde sodann auch gleich merklich leiser, als alle gespannt nach vorn sahen.
Ich trat vor, empfing die Schale mit der mola salza von der sacerdos und ließ einen dünnen Strom der Dinkelschrot-Wasser-Lösung über den Kopf des kleinen Lamms rinnen. "mater Iuno, siehe, wir weihen dies prächtige Lamm deinerselbst, auf dass dich sein Wesen erfreuen und sein Leib erquicken möge. Dir zur Ehre reichen wir dir diese Gabe dar, allmächtige Himmelsherrscherin, und bitten dich, nimm dies Lamm an zum Dank, der dir gebührt. Wahrerin der Beständigkeit, Schutzherrin der Frauen. Ich bitte dich, mater regina weiche auch zukünftig nicht von der Seite Celerinas." Ein wenig beklommen fühlte ich mich. Keine Bitte bezüglich der bevorstehenden Ehe war bisher über meine Lippen gekommen. Ich befeuchtete sie mit der Spitze der Zunge und fuhr dann fort. "mater matrum. Ich bitte dich...lass diese Ehe Früchte tragen. Wir bitten dich, nimm dies Geschenk an, zum Zeichen unser immerwährenden Dankbarkeit..."
Acilia Curva nahm dem Tier daraufhin die Wollbinden ab und legte sie beiseite, dann reichte sie mir das Opfermesser, und ich trat vor, um dem kleinen Tierlein mit dem stumpfen Messer über den Rücken zu streichen. Dann gab ich das Messer Acilia Curva zurück. Einer Betäubung bedürfte es bei einem Lamm nicht. "Agone?" fragte sie so selbstsicher, dass es mich beinahe ein wenig wunderte. Ich hatte derweil Celerinas Hand ergriffen. "Age!" befahl ich daraufhin, und schon drang die scharfe Klinge in den Hals des jugendlichen Tieres ein. Dunkelrotes Blut rann durch weiße Wolle, beinahe augenblicklich brach das Lämmchen in die Knie. Allzu viel Blut verlor es nicht, doch das, was das Tier verließ, verschwand in langen Schlieren in dem kreisrunden Loch am Boden. Acilia Curva machte sich nun bereits am Bauch des Tieres zu schaffen. Ein aufmerksamer Betrachter konnte für eine Weile nicht mehr sehen als den ausladenden Hintern der Priesterin. Ich blickte leicht pikiert zu Boden.
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