ZitatDas iberische Pferd
Reiterliche Dressur setzt einen Pferdetyp voraus, dessen Körperbau und Mentalität für Gymnastizierung und Versammlung geeignet sind. Je deutlicher das Exterieur eines Pferdes in seinem natürlichen Wachstum der Rundung des Spannungsbogens unter dem Reiter entgegen kommt, desto weniger Ausbildung und Zwang in der reiterlichen Hilfengebung sind nötig.
Ein großrahmiger, schlankwüchsiger Wildpferdetyp der Eiszeit (Ramskopfpferdtyp), dessen von der Natur geschaffener Körperbau sich bereits einem "Reitpferdmodell" näherte, war der Vorfahr des iberischen Pferdes, das wegen seiner ausgeprägten Rittigkeit einst in ganz Europa begehrt war.
Nach der Eiszeit wurden Populationen des großen, schlanken Wildpferdes von den Menschen in Sumpf- und Ödlandgebiete der iberischen Halbinsel verdrängt, wo sie ein karges Dasein fristeten. Marismenos (=Sumpfpferde), die mittlerweile ausgestorben sind und einstmals wildlebende Pferde in ausgedehnten Sumpfgebieten und Küstenniederungen Andalusiens waren, sowie das urtümliche Sorraiapferd, das in kleinen Gruppen bislang in Ödlandgebieten Portugals überlebte, gelten beide als direkte Nachkommen jenes eiszeitlichen Ramskopfpferdtyps.
ZitatIberische Reiter
Schon in der Antike erfreute sich das iberische Pferd wegen seiner Rittigkeit als Streitroß im gesamten Mittelmeerraum höchster Wertschätzung. Griechen, die um die Mitte, und Römer, die gegen Ende des ersten Jahrtausends vor Christi auf der iberischen Halbinsel Fuß fassten, fürchteten die überlegene reiterliche Kampftechnik und auch die Grausamkeit iberischer Reiter. Ihre effektive Kampfkraft, ihre reiterlichen Künste und die Rittigkeit ihrer Pferde beeindruckten schon Xenophon, der seine Reitlehre ohne Kenntnis der iberischen Reiterei kaum hätte schreiben können, weil ihm Vergleichsmaßstäbe fehlten.
Die Iberer hinterließen weder schriftliche noch bildliche Dokumente ihres Zucht- und Reitverständnisses. Griechische und römische Geschichtsschreiber berichten indes in zeitgenössischen Dokumenten über deren Reitkunst. Bildhauer jener Zeit formten das äußere Erscheinungsbild des iberischen Pferdes in Bildwerke aus Stein oder Bronze, die eine Vorstellung von dessen Körperbau und Bewegungsmechanik geben. Da iberische Reiter nicht zu besiegen waren, wurden sie von Griechen und Römern alsbald als Söldner angeworben.
ZitatDas iberische Pferd der Antike
Aus Überlieferungen geht hervor, dass die Überlegenheit iberischer Krieger im Reiterkampf vor allem auf den Reiteigenschaften ihrer Pferde beruhte. Sie ritten "versammelt", untergesetzte Hinterhand und federnde Hakenbeuge ermöglichten rasche, kurze Wendungen auf der Stelle, plötzliches Anspurten aus dem Stand und abruptes Parieren aus schneller Gangart. Die beigezäumte Kopf-Hals-Partie begünstigte die Hilfengebung und erlaubte eine vollendete Beherrschung des Pferdes. Das Reitverständnis der Iberer war der Urprung für jene Reitweise, die wir heute "klassische Dressur" nennen.
Griechen und Römer und ihre nordafrikanischen Hilfstruppen ritten kleinere, arabisch geprägte Pferde im Wüstenpferdtyp weitgehend unversammelt, weil sich deren Körperbau gegen die Gymnastizierung des Spannungsbogens sträubte. Mit "weggedrücktem Pferderücken" und vorgestreckter Kopf-Hals-Partie ließ sich keine Versammlung erzielen, eine perfekte Beherrschung des Pferdes war nicht möglich.
Auf Schnelligkeit bedacht, schossen die Reiter am Gegner vorbei, um ihm einen Schwerthieb, Lanzenstich, Speerwurf oder Pfeil zu verpassen und suchten zunächst das Weite, um der Gefahrenzone zu entkommen. In vollem Lauf vermochten sie ihre Pferde nicht zu wenden, weil diesen biegsame Rittigkeit fehlte. Griechen und Römer waren im Gegensatz zu den Iberern kein gewachsenes Reitervolk, ihnen mangelte es an intuitiver Verbundenheit mit dem Pferd. Nordafrikanische Wüstensöhne demonstrieren heute jene unversammelte Reitweise in folkloristischen Fantasias für Touristen.
ZitatDer iberische Reiter hingegen wendete sein Pferd auf der Hinterhand, sobald der Feind vorbei geprescht war, und attackierte ihn von hinten. Zudem zog er mit einem Zweitreiter auf der Kruppe in den Kampf, der vor dem Feind absaß und die Kampfkraft verdoppelte.
Der spanische Brauch, die Frau zur Fiesta auf der Pferdekruppe zu
präsentieren, weißt auf die militärische Gepflogenheit der Iberer hin.
Die heutzutage auf spanischen Fiestas hinter dem Reiter auf der Kruppe sitzende Frau erinnert in charmanter Weise an den einst militärischen Brauch der Iberer. Ihre reiterliche Gewandtheit hat sich in Relikten bis heute im Stierkampf zu Pferd erhalten. Die Reiteigenschaften des iberischen Pferdes machten später die Kultur der klassischen Reitkunst möglich. Iberisches Zuchtgeschehen und iberische Reitweise sollten bis zum Ende der Barockzeit wegweisende Vorbilder für die Reiterwelt Europas werden.
Daraus ergeben sich für die Simulation hier mehrere Punkte:
1.) Wir Iberer - und die Decima sind Iberer - können besser reiten als die meisten hier.
2.) Die Ala II Numidia aus Tarraco ist eine absolute Eliteeinheit.
3.) Die iberischen Pferde sind den anderen überlegen.
4.) Als Gestütsbesitzer wollte ich das nur mal angemerkt haben.