Hauptstall

  • Witjon hatte Skaga aufgesucht. Er war schon länger nicht mehr bei ihm gewesen, weil er in Arbeit versunken war, aber nun konnte er endlich wieder etwas Zeit mit ihm verbringen.
    "Na mein Guter, wie geht es dir?"
    Skaga schnaubte fröhlich, als Witjon ihm über die Nüstern strich und ihm dann die Reittaschen umgürtete und ihn sattelte.
    Witjon führte sein treues Reittier aus dem Stall und stieg auf, dann trabte er zur Pforte der Casa.

  • Nun waren die beiden Brüder also Angestellte in der Pferdezucht der Familie. So begaben sie sich also in den Hauptstall, wo sie von Leif schon erwartet wurden.


    [Blockierte Grafik: http://farm2.static.flickr.com/1093/804561443_03fb01d2a3_t.jpg]
    "Da seid ihr zwei ja. Ich hab schon gehört, dass wir Verstärkung bekommen. Ich bin Leif und leite die Hros. Wie sieht es mit euren Kenntnissen über Pferde aus, und könnt ihr reiten?"


    Was sollte denn das für eine Frage sein, dachte sich Ragin.
    "Natürlich können wir reiten. Wir hatten früher selber Pferde" antwortete er mürrisch. Er wollte endlich reiten und konnte es kaum noch erwarten.


    "Gut, dann könnt ihr jetzt erstmal die Ställe ausmisten, während Thorgall und Pepino die Pferde in Ausbildung zureiten. Danach füllt ihr frisches Wasser nach und füttert die Pferde. Habt ihr noch irgendwelche Fragen?"


    Was? Ställe ausmisten? Darauf hatte Ragin ja mal überhaupt keine Lust. Bei Sleipnir, er wollte über die Weide gallopieren und den Wind auf seiner Haut spüren und nicht den Fliegen im Stall Gesellschaft leisten!
    "Keine...weiteren...Fragen" presste Ragin hervor, schnappte sich eine Schaufel und ging schlurfend zur ersten, momentan leeren, Pferdebox.

  • Auch Ratbald nahm sich eine Schaufel und ging auf die Box, welche links neben der stand, in der Ragin arbeitete, zu. Dann fing er in einem zügigen Tempo an zu schaufeln und zu verteilen.
    Auf längeren Zeitraum war es bestimmt ansterengend, doch momentan noch wenig belastend.
    Ratbald konnte seinen Bruder gerade nicht sehen, fing jedoch an zu reden.


    "Na Ragin, das hast du dir bestimmt nicht vorgestellt, oder?"

  • Ragin streckte den Kopf aus der Box um nachzuschauen ob Leif noch da war. Aber er war nirgends mehr zu sehen.
    "Ach, ich bin doch nicht hergekommen um Scheiße zu schaufeln!" ließ er seinem Frust freien Lauf. "Ich dachte wir reiten hier Pferde zu und sowas. Aber das wir jetzt nur Stallarbeit machen müssen gefällt mir überhaupt nicht. Sicher war mir klar, dass wir das auch machen müssen. Aber gleich soviel? Die anderen machen sich draußen einen schönen Tag und wir stecken hier in der Scheiße!"


    Mürrisch schaufelte er weiter Stroh und Pferdeäpfel. Sie hatten mittlerweile schon einige Boxen hinter sich.



    "Außerdem tun mir meine Arme weh!" maulte er kläglich.

  • Ratbald war ein miserabeler Reiter, dass musste er zugeben. Er hatte zwar ein ganz gutes Händchen, wenn es um die Pflege von Tieren ging, aber Reiten, dass konnte fast jeder Kind besser als er. Und Ragin erst recht.
    Doch Ratbald musste lächeln, er hatte schon die zweite Bow hergerichtet, da fing sein Bruder an zu maulen.


    "Ja aber stell dir vor wir arbeiten hier und da ein wenig, auch wenn es nur "Scheiße schaufeln" ist. Irgendwann werden wir vielleicht etwas für den Gens machen können. Und dann müssen andere unsere Scheiße wegmachen.", Ratbald lachte. "Okay, machen wir einen Handel: Ich übernehme die Hälfte deiner Körperarbeit im Stall und du hilfst mir dabei, lesen und schreiben zu lernen. WIe hört sich das an?"

  • "Natürlich helf ich Dir beim Lernen. Aber das du meine Arbeit übernimmst will ich nicht. Schließlich werden wir dafür bezahlt. Wenn ich dich meine Arbeit machen lasse, hätte ich das Geld nicht verdient. Oder wenn man das ganze weiterdenkt, würdest du mich dann bezahlen Dir zu helfen. Sowas geht nicht."


    Ragin musste lächeln.


    "Nur weil ich die Arbeit nicht mag, heißt es ja noch nicht, dass ich sie nicht schaffe. Aber wenn ich was nicht schaffe hilfst du mir halt...wie immer eben." zwinkerte er ihm zu.


    Er war froh die Arbeit zusammen mit seinem Bruder machen zu können, da war sie nur noch halb so schwer.

  • "Neben den Buchstaben und den Zahlen natürlich auch viele lateinische Vokabeln. Aber ich denke ich erzähl dir lieber, was ich über das römische Reich gelernt habe: "Der Senat hat seit Ende der Republik immer weniger Macht, so dass der Kaiser oder auch Imperator der Alleinherrscher ist. Den Senat gibt es zwar immernoch, aber die können nur noch Gesetze beschließen und stellen die Legaten. Ein Legatus ist ein Statthalter des Kaisers in den verschiedenen Privinzen. Unsere Provinz heißt Germania und wir leben in Germania Superior."


    Was hatte ihm der Magister denn noch erzählt...ach ja:


    "Und dann weis ich noch was über die römische Armee: Die römische Armee besteht aus Legionen. Jede Legion sind sechstausend Mann! Sechs-Tausend! Das sind 60 mal 100 Mann! Kannst du dir das vorstellen? Das ist doch verrückt. Was die alles fressen müssen...Wahrscheinlich werden die meisten Pferde hier nur gezüchtet, damit die Legionen sie später verspeisen können." Meinte er scherzhaft.


    "Die Legion ist nur Bürgern Roms zugänglich. Neben der Legion gibt es auch noch Hilfstruppen, denen auch Peregrini beitreten können. Die heißen Auxiliareinheiten. Wenn man da zwanzig Jahre gedient hat, bekommt man auch das römische Bürgerrecht. Und dann gibt es noch die Praetorianergarde. Bei denen ist einer unserer Verwandten. Ich glaube das war Arbjon. Das ist eine große Ehre, denn für die Praetorianer werden nur die besten Männer des Reiches erwählt, die dann nach Rom ziehen, um den Imperator und Rom zu beschützen."


    Ragin merkte, dass ihm die Arbeit viel leichter fiel, während er redete.

  • Mhh das fand Ratbald interessant. Er war zwar eigentlich eher der stille Typ, doch mit seinem Bruder unterhielt er sich gerne.


    "Ist ja irre. Und wie viele Menschen leben im römsichen Reich? Und wie kommt man in den Senat?"

  • "Du stellst manchmal Fragen! Woher soll ich denn wissen wieviele Menschen im römischen Reich wohnen? Kannst du mir mal sagen, wie man das zählen soll? Da könntest du mich ja auch fragen, wieviele Ameisen in einem Ameisenhaufen wohnen. Sicher sind es so viele, dass man sein ganzes Leben lang zählen müsste um das herauszufinden."


    Manchmal kam Ratbald auf Ideen.


    "Frag das am Besten mal den Magister nächste Stunde. Wenn er das weis, ist er wirklich gut." Ragin konnte sich nicht vorstellen, dass das irgendjemand wusste!


    "Aber das mit dem Senat weis ich: Man muss gewählt werden um in den Senat zu kommen. Man muss römischer Bürger sein, und kann sich dann zur Wahl stellen lassen. Und wenn einen genug Leute wählen, dann ist man Senator."

  • "Wie was wollen wir erreichen? Du stellst mir heute ja merkwürdige Fragen... Wir wollen erreichen, dass unsere Kinder und unsere Ahnen stolz auf uns sind. Wir wollen unserer Familie helfen, und wenn wir besonders gut sind, wird Wotan uns vielleicht in seine Halle rufen."


    Aber jetzt begann er den Spieß umzudrehen.


    "Du Ratbald, müssen wir uns nicht langsam mal auf die Suche machen nach einer Frau für Dich? Sonst müssen wir dir in ein paar Jahren ein Schild umhängen auf dem Bestellt und nicht abgeholt steht." Ragin begann lauthals zu lachen.

  • Manchmal fragte er sich, wer denn nun der ältre Bruder war...


    "Aber schau mal Ratbald. Ich hab doch beim Essen schon ein paar Ideen gesagt. Für alles weitere hab ich noch keine Ahnung. Wie denn auch? Wir sind jetzt gerade mal ein paar Wochen hier. Wir kennen bisher noch so wenig, wie können wir uns da jetzt schon festlegen?"


    Seit wann war sein Bruder denn so vorausplanend?


    "Hör auf lange zu planen. Handle lieber wenn es an der Zeit ist. Bis wir hier alle Abläufe verstehen, wird es eh noch eine Weile dauern."


    Mit diesen Worten schaufelte er den letzten Dreck aus seiner Box. Offenbar waren sie fertig, zumindest mit dem Ausmisten.

  • "Danke!" Zum Glück hatte er seinen Bruder. Wobei er schnell feststellte, dass es auch nicht viel einfacher war, die Pferde mit Futter zu versorgen. Verdammte Plackerei dachte er schmunzelnd, wobei er das alles schon lang nicht mehr so schlimm fand wie vorhin noch.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!