Ankunft des neuen Tribunen

  • Der Tag war am Nachmittag noch nicht sehr weit fortgeschritten, als durch die Porta Praetoria eine Abteilung Reiter sprengte, an deren Spitze sich niemand anderes befand als der neue Befehlshaber der Legio IX, Tribun Maximus Decimus Meridius. Die Reiter hielten vor dem Praefectorium, zusammen mit einigen Offizieren betrat Meridius die Principia, während die Centurione der Legion zu einer Stabsbesprechung zusammengerufen wurden.


    Wenige Minuten später ging die Kunde durch das ganze Lager, Legionäre die nicht im Dienst standen strömten zusammen um einen ersten Blick auf den neuen Mann an der Spitze werfen zu können.


    Dieser indess ließ sich viel Zeit und vom Praefecten Castrorum in die Situation vor Ort einweisen, nachdem dies erledigt war, trat er vor die versammelten Offiziere, ließ sich als neuen Befehslhaber vorstellen und die Truppe anweisen, am selben Abend noch vollzählig anzutreten.

  • Nachdem noch am selben Abend die komplette Legion Aufstellung genommen hatte und in Anwesenheit des Proconsuls zu Hispania das Kommando über die Legio IX an Tribun Meridius übergeben wurde, die Soldaten ihrem neuen Befehlshaber, sowie dem Imperator die Treue unter Eiden schworen, die Priester ein gutes Omen gelesen hatten und den Soldaten nicht geringe Geldgeschenke gemacht worden waren, um selbiges bei Wein, Spielen und Wetten auszugeben, machte sich Meridius daran die Bücher und Akten der Legion zu sichten.


    Der Bestand an Menschen und Material musste überprüft werden, die Offiziere gaben Meldung über den Zustand von Mannschaften und Moral, der Stab unterrichtete über laufende Aktionen, Einsätze und Planungen und noch während all diese Maßnahmen angesetzt und umgesetzt wurden, ließ es sich Meridius nicht nehmen in jeder freien Minute durch das Lager zu gehen, die Wälle zu inspizieren, sich von dem Zustand der Kasernenblöcke und Legionärsunterbringungen, der Magazine und Stallungen ein eigenes Bild zu machen und bei jeder Gelegenheit das Gespräch mit Offizieren und Soldaten zu suchen.


    Über all seine Beobachtungen und Gespräche führte er sorgfältig Buch, abends saß er oft beim Schein einer Kerze an seinen Aufzeichnungen um noch einmal die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen und die Schreiber des Legionsbüros verwunderten sich bald nicht mehr, dass der Tribun oftmals als letzter die Principia verließ, um dann nicht selten noch einen Kontrollgang zu den Lagerwachen zu machen.


    Auch wenn es Meridius alle Kräfte kostete und er in diesen ersten Tagen weniger Schlaf fand als jemals zuvor, war er sich doch dessen im klaren, dass die Verantwortung die er von nun an tragen würde, es nicht zulassen würde auch nur im Ansatz nachlässig zu handeln. Der Imperator hatte ihm diesen Posten anvertraut, und er wollte das in ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen, zumal er sich dessen bewusst war, dass er als Hispanier in der eigenen Heimat zweimal so gründlich und diszipliniert sein musste, um nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sein, zwischen Vetternwirtschaft und regionalen Provinzseilschaften im Spaziergang auf Kosten des Imperiums Karriere zu machen.


    „Auch wenn ich Hispanier bin, auch wenn dies meine Heimat ist...“ sprach er zu sich selbst, „... werde ich so zu handeln und zu urteilen wissen, als wäre ich Römer, nichts als Römer ganz allein!“

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