• Ja, es war eine großartige Sache, behilflich sein zu können. Ich konnte nur hoffen, dass ich meinen Mund in der Tat nicht zu voll genommen hatte, denn immerhin schien der Iulier sehr begeistert über meinen Vorschlag zu sein. Dann fragte er, ob wir das Ganz gleich im Flur abhandeln wollten. Flüchtig stutzte ich, doch war es wohl stadtbekannt, dass man wichtige Dinge, die sowohl politisch als auch religiös angehaucht waren, durchaus zwischen Tür und Angel erledigen konnte, doch wäre es wohl schwierig hier ein Protokoll schreiben zu lassen. Ich hob also meine Hände, um den Bewerber ein wenig zu bremsen. “Ja, ich glaube auch, dass nichts dagegen sprechen wird. Doch gehen wir doch lieber in meinen… ich meine in den Raum, wo wir uns gemütlich niederlassen können und eine Schrift bezüglich dieses Falles angefertigt werden kann.“ Ich neigte mich vertraulich ein wenig zu Caesonius hin. “Ich möchte, das alles seine Richtigkeit hat!“, raunte ich ihm dann beinahe schon zu, ehe ich mich fröhlich lächelnd wieder aufrichtete und einladend in die Richtung deutete, die zum kleinen Schreibraum führte. “Folge mir doch! Dort geht es lang!“ Meinen Gehstock rührend setzte ich mich auch gleich in Bewegung, um keine weitere Zeit zu vergeuden.


    “Muckel!“, rief ich dann über meine Schulter hinweg. “Lass das alles da liegen. Ulcus wird auf den Einkauf aufpassen. Du wirst das Protokoll verfassen!“ Mein Sklave ließ ein Seufzen ertönen und zum Glück sah ich nicht, dass er mich mit einem finsteren Blick bedachte. Aber immerhin folgte er auf dem Fuße und er würde sich auch gewiss die Teile des Gespräches merken können, welche bereits hier zur Äußerung kamen. “Woher kommt dein Interesse für den Kultverein?“, fragte ich dann den Iulier interessiert, wobei ich mich an mein eigenes Gespräch mit dem Magister selbst erinnerte. Auch er hatte derartiges gefragt. “Gibt es für dich besondere Gründe einzutreten?“ Da der Weg nicht sonderlich weit war, erreichten wir bald die Türe, welche ich öffnete und hinein deutete. Es war ein enger Raum mit einem hohen Fenster. Links befand sich ein Regal, unter dem Fenster ein Schreibtisch. Dahinter und davor war jeweils ein Stuhl. Zu sehen gab es also recht wenig. Dennoch war Gastfreundschaft oberstes Gebot und ich deutete auf die Sitzgelegenheit vor dem Tisch.

  • Caesoninus musste grinsen. Zu gern hätte Casca wohl hier ein eigenes Arbeitszimmer gehabt, oder vielleicht hatte er ja tatsächlich einmal eines hier besessen und dann wieder verloren...jedenfalls war es witzig, dass er ständig von einem nicht vorhandenen Arbeitszimmer sprechen wollte. So folgte er, brav wie ein Lamm seinem Schäfer, also hinten nach und Casca führte ihn tatsächlich in einen Raum, der das vielbegehrte Prädikat "Arbeitszimmer" tatsächlich verdiente. Zwar sehr spartanisch eingerichtet, aber hey! Auch Spartaner mussten Berichte schreiben!


    Casca ganz den Hausherrn spielen lassend ließ sich Caesoninus dankend auf der Sitzgelegenheit vor dem Schreibtisch nieder und erwartete das kommende. Das war zu aller erst die Frage wieso er überhaupt Mitglied werden wollte. "Warum ich Mitglied werden will? Nun, weil ich ein Iulier bin", sprach er freundlich und ganz so, als ob damit alles gesagt wäre. Doch nach ein paar kurzen Momenten der Stille schmunzelte er und öffnete ein weiteres Mal den Mund, um dem noch eine etwas detailliertere Antwort hinzuzufügen: "Ich finde schon, dass man als männlicher iulischer Römer unbedingt in diesem Verein dabei sein sollte, mindestens genauso, wie es für einen jeden Patrizier die Pflicht ist einem Kultverein beizutreten. Wie kann man ansonsten besser seinen Willen demonstrieren, dass man Rom und dem Imperium dienen will, wenn nicht durch Mitgliedschaft in der Societas Claudiana et Iuliana, frage ich dich?" gewiss war Caesoninus nicht alleine mit dieser Meinung, immerhin wusste er ja auch, dass seine Verwandten Dives und Centho ebenfalls zu dieser Societas gehörten. Bei Licinus war er sich im Moment nicht ganz sicher, doch er wollte ebenfalls dazugehören und somit den guten Ruf der Iulier mehren.

  • “Aha!“, stellte ich in den Raum, als Caesonius verkündete beitreten zu wollen, weil er ein Iulier war. Meine Miene war noch immer erhellt, während auch ich mich setzte und meinem Muckel eine Tabula und einen Stylus zuschanzte, welche dieser auch sogleich annahm und zu notieren begann. Natürlich war dies ein angemessener Grund, denn welches Familienmitglied wollte nicht an der Schaffenskraft der Gens teilhaben? Wohl so ziemlich alle, wobei ich mir eingestehen musste, eine geradezu schandhafte Ausnahme dazu zu sein. Zu den weiteren Erläuterungen seitens Caesonius nickte ich beflissen. Jeder Römer sollte in der Tat etwas um die Hand haben, was das gloreiche Imperium aufrecht erhielt und meines Erachtens war die vor allem die großartige Kultur, welche vor allem wohl die Religion mit sich brachte. Auf jeden Fall endeten die Ausführungen meines Gegenübers mit einer Fragestellung, welche ich nicht als rhetorisch einschätzte.


    “Nun ja,“ entkam es mir. “Diese Societas ist schon sehr besonders!“ Ich nickte, rang nach Atem und seufzte. “Du hast recht. Dem menschlichen Willen ist nichts fremd und bei gewisser Stärke auch nichts unmöglich.“ Lächelnd schaute ich zu meinem Sklaven hinüber, in der Hoffnung, er würde meinen Ausspruch nun ebenso notieren wie der Rest. Nepomuk hatte die Zunge in der Mundwinkel geschoben und kam seiner Aufgabe gewissenhaft nach. “Du scheinst ein treuer Verehrer des Kaisetums zu sein,“ erklärte ich zufrieden. “Hast du schon eine Idee, wie du deine Schaffenskraft zur Anwendung bringen willst?“ Mein Blick schwenkte hinüber zu einem der Regale. Dort musste ein Schriftstück zu finden sein, welches eine Aufnahme bescheinigen konnte. “Muckel...Urkunde...“, flüsterte ich meinem Sklaven entgegen, welcher von der Tabula aufsah, das Gesicht verzog und sich zum Regal aufmachte. Dann lächelte ich wieder Caesonius entgegen. Eigentlich war für mich alles gesagt was wichtig war. Mehr hätte auch der Magister nicht verlangen können.

  • Es freute Caesoninus, dass alles relativ reibungslos vonstatten ging, trotz der Abwesenheit des Vereinsmagisters. Casca gefiel sich wohl in seiner Rolle als Aushilfschef und Caesoninus bereitete es Vergnügen ihn in dieser Rolle beobachten zu können. Auch wenn er ihn vor einigen Momenten erst kennengelernt hatte, schätzte er ihn an seinem bisherigen Verhalten als jemanden ein, der normalerweise noch nicht die autoritären Lasten eines Anführers schultern musste, dem jedoch gewiss gewachsen wäre. Das, was er dann auf Caesoninus' Frage hin antwortete, deckte sich großteils auch mit seiner eigenen Meinung. Caesoninus dachte, dass sie beide bestimmt gut miteinander auskommen würden, was ihn sehr freute.


    Dann jedoch ging es an die bereits eingemachteren Dinge. Was wollte Caesoninus hier in der Societas? Auch wenn ihm im ersten Moment kein konkreter Posten einfiel, den er ausfüllen könnte, so würde sich schon etwas finden lassen. Immerhin war es ihm so ja auch schon bei den Luperci und der Factio Praesina ergangen. "Hm, ich denke das klügste wird sein, dass ich mich einmal mit den Tagesaufgaben der Societas vertraut mache und die Leute und die Umstände hier kennenlerne, anschließend werden wir bestimmt besser wissen, wie ich der Claudiana et Iuliana zu Diensten sein kann. Wenn du mir die Frage erlaubst, was ist denn deine Aufgabe hier?" Vielleicht würde Cascas Antwort auch schon ausreichen für einen erhellenden Funken in den Überlegungen, wie er der Societas am nützlichsten sein könnte und er war auch zugegebenermaßen neugierig darauf, mehr über den Decimer zu erfahren.

  • Ich nickte geflisstentlich, als Caesonius meinte, dass es das Klügste wäre, sich mit den täglichen Aufgaben vertraut machen zu wollen. Das klang wunderbar und zwei weitere Hände wären sicherlich das, was diese Societas auch brauchen würde. Auch sah der Iulier durchaus so aus, als würde er viele Ideen und eine gewisse Schaffenskraft mitbringen, die mir leider zumeist abging. Neben dem Dienst im Tempel und meinen Geschäften war es ja zumeist so, dass der Dienst für die Societas litt. Mit der Frage, was genau ich hier eigentlich machte, war dabei auch ein wenig wie ein Stich ins Wespennest, auf den hin ich mich erst einmal räuspern musste. Mit lagen schon die Worte ‚nichts Besonderes‘ auf der Zunge, doch ganz war dem allerdings auch nicht. Muckel unterdessen kramte im Regal, in der Hoffnung auf eine Aufnahmeurkunde zu treffen, die sich noch an Ort und Stelle ausfüllen lassen würde. “Nun ja!“, gab ich von mir und konnte mich eines Seufzens dann doch nicht erwehren. “Ich würde sagen meine Aufgabe erstreckt sich hier auf den Verwaltungsbereich.“ Das stimmte wohl auch so im Großen und Ganzen. Besonders innovativ war ich nicht und bisher hatte sich auch niemand darüber beschwert, dass ich mich über die Archive und deren Ordnung hergemacht hatte. “Ich… verstehe mich hier ein wenig als Archivar,“ gab ich bekannt und nickte neuerlich dazu.


    Kurz sah ich dem Iulier beinahe verschwörerisch entgegen. “Mitunter fehlt es hier an kreativen Ideen und der Umsetzung der Verwaltung in die Praxis!“ Fast erschien es mir wie ein Geständnis, auf das niemand stolz sein konnte. Inzwischen trat Muckel wieder an den Schreibtisch, mit einer Urkunde in der Hand, die er vor mir ausbreitete. “Über Tatmenschen wären wir also überaus glücklich. Besonders jetzt, wo der Magister nicht da ist, kommt alles doch ein wenig ins Stagnieren und schon die einfachsten Dinge sind ein schwieriges Unterfangen.“ Ich lächelte offen und ehrlich. Wahrscheinlich stellte ich mir gerade selbst ein Armutszeugnis aus, doch alleine konnte ich auch nicht viel tun und allzu oft kam ich mit den anderen Mitgliedern auch nicht in Kontakt. Also griff ich nun nach einem Stylus und trug den Namen ‚Gaius Iulius Caesonius‘ auf dem Schriftstück ein.

  • Interessant, so wie sich das hier anhörte, musste die Societas ja an allen Ecken und Enden stagnieren, was Caesoninus doch ein wenig verwunderte. "Aber was ist mit einem Stellvertreter, oder sowas in der Art? Willst du mir etwa sagen, dass die Societas so völlig ohne Haupt und Führung dasteht, in Abwesenheit meines Vetters? Wer führt aktuell die Tagesgeschäfte, oder organisiert den öffentlichen Auftritt und die Durchführung der Zeremonien nach außen hin? Laut Satzung sollte es doch einen Vicarius Magistris geben, oder?"


    Aber wenigstens gab es da noch Casca, seiner Aussage nach in der Verwaltung und im Archiv der Claudiana et Iuliana tätig. Das hieß wohl, dass wenigstens er dafür sorgte, dass die Dinge -mindestens auf Sparflamme- weiterliefen, der Verein konnte sich wirklich glücklich schätzen ihn zu haben, angesichts seiner aktuellen Lage. Ob er dafür später wohl einmal Dank von Seiten von Dives erhalten würde? Doch durch das bisherige Gespräch war Caesoninus jetzt schon neugierig darauf auch andere Vereinsmitglieder kennenzulernen, denn es interessierte ihn der aktuelle innere Aufbau der Societas immer mehr. Gab es personelle Lücken? Casca hatte ja schon angedeutet, dass sie gerne noch ein paar "Tatmenschen" hier hätten. Für derlei konnte Caesoninus gewiss Beschäftigung für sich hier entdecken.


    "Falls du noch Hilfe in der Verwaltung brauchst, so kann ich dir da natürlich gerne zur Hand gehen, wenn du magst", sprach er, "Andererseits könnte ich natürlich auch gerne etwas für die Öffentlichkeitsarbeit machen. Für meine Factio, die Praesina, habe ich z.B. schon ganze Rennen zusammen mit anderen Ställen organisiert, vielleicht warst du ja sogar bei meinem letzten im Circus Flaminius, Veneta vs Praesina, dabei?"

  • Wahrscheinlich klang die Arbeit der Societeas, so wie ich sie gerade geschildert hatte, nicht sonderlich ruhmreich. Doch in der Tat war es doch so, dass die Dinge im Moment ein wenig schleiften und durchaus etwas Öl in Form von Tatkraft benötigten. Also war es nun auch kein Wunder, dass der Iulier nun nach dem Stellvertreter des Magisters fragte, denn immerhin konnte es ja nicht sein, dass die Gesellschaft ohne Haupt und Führer war. Etwas Nachdenklich – vielleicht auch etwas betreten – kratzte ich mich am Hinterkopf, ehe ich auch nur noch ratlos mit den Schultern zucken konnte. “Laut Satzung ja, doch habe ich den Eindruck, dass es im Moment so verläuft, dass Pergament oder auch schon eine gewöhnliche Tabula, recht geduldig sind, was eine gewisse….Umsetzung angeht.“ Es fiel mir gewiss nicht leicht, hier soetwas wie ein Armutszeugnis auszustellen, doch warum hätte ich lügen sollen? Doch nur um den schönen Schein zu wahren, um den man sich obendrein noch mit allerlei Politur hätte erarbeiten müssen. “Im Moment ist die Geschäftsführung verwaist, so weit ich weiß.“ Noch ein Schlag ins Gesicht der Societas. Ich seufzte schwer und fast schon leidvoll und wenn ich es genau betrachtete, merkte ich, dass mir schon Farbe in die Wangen steigen wollte. Doch ganz so weit war es dann doch noch nicht.


    In einem allerdings hatte ich mich gewiss nicht getäuscht, denn der Mann mir gegenüber schien in der Tat voller Tatendrang zu sein und fest entschlossen hier an dieser Baustelle Hand anzulegen. Immerhin bot er nun seine Hilfe in der Verwaltung oder der Öffentlichkeitsarbeit an. Mich ließ das natürlich begeistert dreinschauen. Ich blickte also von meinem Schriftstück auf, welches ich soeben noch weiter ausgefüllt hatte und nickte spontan ein paar Mal. Als der Iulier dann aber die Praesina ins Spiel brachte, geriet ich ins Stocken. Als waschechter Decimer war ich natürlich gerade dieser Factio nicht besonders treu. Schließlich wäre es soetwas wie Hochverrat gewesen, denn schließlich war mein Onkel, der gute Livianus, niemand anderer als der Dominus Factionis der Aurata. “Nein, war nicht dabei!“, gab ich vielleicht etwas zu kurz angebunden bekannt, ehe ich mich wieder entspannte. Immerhin ging es bei den Rennen auch um soetwas wie Brüderlichkeit im Sinne der eigenen Sache. “Aber Öffentlichkeitsarbeit wäre auf jeden Fall etwas, was wir unbedingt gebrauchen können. Die Archive sind einigermaßen im Griff, nur würde eine publikumswirksame Aktion vielleicht noch mehr Mitglieder ins Haus bringen und die Societas wieder zu neuem Leben erwecken.“ Das wäre schließlich mehr als nur wünscheswert. “Muckel, hol doch mal Wein und vielleicht etwas Obst!“, wendete ich mich dann an meinen Sklaven. “Woher denn?“, kam es etwas maulend von Seiten meines Unfreien. Das hatte ich schon kommen sehen an seiner leicht verzogenen Miene. Spontan entschloss ich mich dazu, ihm eine eher mahnende und milde Ohrfeige zukommen zu lassen und gebieterisch zur Tür zu deuten. Das war eigentlich vollkommen entgegen meiner Art, doch hatte ich das Gefühl mir dies vor einem anderen Römer nicht bieten lassen zu wollen. Dann blickte ich Caesonius entschuldigend entgegen. “Dir ist doch hoffentlich auch nach ein wenig Erfrischung?“, wollte ich dann wissen.

  • Innerlich musste Caesoninus mitleidsvoll den Kopf schütteln über die Zustände in dieser altehrwürdigen Societas mit ihren noblen Zielen. Das alles bloß, weil die Leitung verwaist war. Er fand schon, dass das dringend geändert gehörte, um die Claudiana et Iuliana wieder "hochseetauglich" zu bekommen. Nur wie? Doch besser einmal, dass er mehr über die Zustände erfuhr. Was er dabei so hörte war, dass Cascas Aufgabengebiete wie das Archiv und die Verwaltung anscheinend ganz gut in Schuss waren, immerhin etwas.


    Witzig fand er dann seine Reaktion, als Caesoninus sein Engagement bei der Factio Praesina erwähnte. Casca reagierte ungehalten über seine Frage, ob er beim Rennen dabei gewesen war. Anscheinend war er kein Freund der Praesina. Mit einem amüsierten Lächeln hatte Caesoninus eine Braue gehoben und ihn kurz so angesehen. Ähnliches hatte er früher schon bei Florus Minor erlebt, diese fast schon sklavische Treue zum eigenen Rennstall und die Ansicht, dass es ein todeswürdiges Sakrileg sei, wenn man Rennen anderer Ställe besuchte. Caesoninus selbst sah das alles viel gelassener, vielleicht aber auch, weil die Iulier schon von je her auf verschiedene Ställe aufgeteilt waren. Er zumindest ließ sich bloß wegen seiner Factiozugehörigkeit nicht davon abhalten auch andere Rennen zu besuchen, immerhin war das sein gutes Recht als freier Römer sich unterhalten zu lassen.


    Doch dieses kurze gedankliche Intermezzo Caesonuns' währte nicht lange, da Casca anschließend gleich wieder auf die Geschäftsbelange der Societas Claudiana et Iuliana zurücklenkte und dabei die Frage in den Raum stellte, ob er nicht gerne etwas Obst und/oder eine Erfrischung wollte. "Gerne, es wäre mir ein Vergnügen, danke!"
    Anschließend widemete er sich auch wieder der zuvor in den Raum geworfenen Frage. "Kommen wir also zu der Frage der Öffentlichkeitsarbeit. Ich könnte als erste Betätigung für die Societas gewiss gerne ein paar Trommeln rühren und Bekannte von mir fragen, ob sie nicht auch beitreten wollen, doch zuvor müssten wir uns auch der Frage stellen, ob und wie sinnvoll es wäre neue Leute anzuwerben, wenn es niemanden auf der Ebene der Vereinsleitung gibt, der das alles steuern und den Neumitgliedern Aufgaben zuteilen könnte, oder nicht? Wir sollten auch darüber nachdenken, ob es nicht vielleicht sogar schädlich wäre für das Ansehen der Societas, wenn wir neue Leute ins Boot holen würden, diese jedoch dann nichts zu tun hätten, oder?"

  • Irgendwie beschlich mich leise das Gefühl, die Societas nun in der Tat schlecht gemacht zu haben, was ja im Grunde genommen nun wirklich nicht meine Absicht gewesen war. Doch wenn es anders würde laufen können, so wäre es mir natürlich auch sehr recht und noch immer wurde ich den Eindruck nicht los, dass der Iulier in der Tat ein Mann war, dessen rege Hände gewiss die Götter geschickt hatten. Auf jeden Fall wirkte er wach, sehr intelligent und vollgefüllt mit Tatendrang. Böse Stimmen in meinem Kopf versuchten mir augenblicklich zu suggerieren, dass er damit so ziemlich das Gegenteil von mir selbst war, doch ganz so übel wollte ich natürlich vor mir selbst nicht dastehen, weshalb ich diese Eingebungen recht schnell wieder aus meinem Bewusstsein verdrängte. Auf jeden Fall schienen mir aber weitere Worte über die Rennställe erspart zu bleiben. Natürlich war ich großer Fan, der angemessen gekleidet zu einem jeden Rennen der Aurata erschien, wo ich besonders stark deren Fahne schwang, wenn ein Decimer in der Nähe war, der mir dabei zuschaute. Seit ich bei meinem Unfall als Kind jedoch fast mein Knie eingebüßt hätte, hielt ich mich aber mit Kontakten zu echten Pferden zurück und frönte meine Lust diesbezüglich im Sammeln von Figurinen und Reiterstatuetten.


    Es war also besser, diese Thematik auch weiterhin zu umschiffen und wieder auf die Belange der Societas zurück zu kommen. Einschließlich einer Erfrischung natürlich. Auch ich war bereits seit einigen Stunden mit meinen beiden Sklaven in der Stadt unterwegs gewesen und ich hatten genauso wenig gegen etwas Obst und einen herrlichen Wein einzuwenden wie mein Gegenüber. Muckel eilte nach der kleinen Aufforderung auch schon davon, um Entsprechendes aufzutreiben. Dann ging es an die Frage der Öffentlichkeitsarbeit, das Rühren der Werbetrommeln und die traurige Tatsache, dass das alles nichts nützen würde, solange die Vereinsleitung weiterhin nicht abkömmlich war. Insofern war das alles schon recht gut von Caesonius auf den Punkt gebracht worden und ich seufzte schwer, wobei auf den bequemen Stuhl sank und nachdenklich die Fingerkuppen aneinander tippen ließ. Schließlich nickte ich fatalistisch. “Ja, du hast recht,“ gestand ich bitter, als würde ich eine Niederlage verkünden. “Es wäre nicht sinnvoll neue Mitglieder zu werben, solange die Chefetage verwaist ist. Doch was könnte man sonst tun?“ Fragend schaute ich dem Iulier entgegen. “Soweit ich informiert bin, gibt es gar keinen Stellvertreter des Magisters,“ erklärte ich dann prompt, auch wenn ich dabei Gefahr lief eventuell als dumm dazustehen, sollte das Gegenteil der Fall sein. “Wie wäre es, wenn wir eine Versammlung einberufen, um einen solchen zu erwählen?“ Und hier lauerte auch schon die nächste Falle. Vielleicht dachte ich einfach zu sehr republikanisch und so ein Vicarius wurde einfach vom Magister ernannt? Wie auch immer. Ich lächelte offen Caesonius entgegen. Immerhin war ich hier nur für die Verwaltung des Archivs zuständig und gab dabei mein Bestes.

  • Caesoninus bekam von all den negativen Gedanken des Decimers über seine und die Rolle der Societas nichts mit, er betrachtete dies alles viel mehr aus einem ganz anderen Blickwinkel. Für ihn stellte Casca ein verlässliches und gutes Mitglied dar, das im Rahmen seiner Möglichkeiten die Geschäfte aufrecht erhielt und die Societas und ihre aktuelle Personalstruktur bildete eine Herausforderung die es zu meistern galt. So machte Cascas Vorschlag am meisten Sinn und Caesoninus war da inhaltlich voll bei ihm.


    Das ist eine gute Idee! Wir halten eine Versammlung ab, um einen neuen provisorischen Magister zu wählen, der solange im Amt bleiben wird, bis mein Vetter Iulius Dives nach Rom zurückkehrt. Anschließend hat er dann das Recht zu bestimmen, ob er wieder die Leitung übernehmen will, oder ob er sie an den Provisor abgeben möchte und dieser dann permanentes Oberhaupt wird, was hälst du davon? Ich werde es auch später gleich meinem Vetter Iulius Centho weitermelden, soweit ich weiß ist er ja auch Mitglied. Wieviele Mitglieder gibt es noch? Falls du willst könnte ich alle benachrichtigen."

  • Ich nickte, als der Iulier verkündete, dass mein Vorschlag eine gute Idee sei. Es wäre wahrscheinlich wirklich das Beste, einen Stellvertreter zu küren, denn wer konnte schon wissen, wann der ehrenwerte Iulius Dives wieder in Rom sein würde. Dabei wusste ich noch nicht einmal, wohin er gereist war. Darüber hinaus stutzte ich kurz, als Caesonius meinte, dass Iulius Dives sein Vetter wäre. Dass er verwandt war, hatte er ja gesagt, doch gleich ein Vetter? Aber sollte es mich wirklich verwundern? Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da waren die Decimer in aller Munde gewesen und ein jeder schien erstaunt zu sein, dass ich dazu gehörte. Seit Vetter Serapio jedoch auf einer ungewissen Mission war und Vetter Scipio verstorben war, blieb mir hier in Rom nur Onkel Livianus übrig. Doch es war jetzt gewiss nicht an der Zeit, mir derartig triste Gedanken zu machen. Dass Caesonius dem anderen Vetter, also Iulius Centho melden wollte, dass ein Stellvertreter später auch Oberhaupt werden könne, sollte Dives mehr oder weniger abdanken, war eine wunderbare Sache, der man nur zustimmen konnte. “Das ist eine wunderbare Idee!“, erklärte ich. “So könnte man vieles auch recht schnell in trockene Tücher bringen.“ Schließlich hatte die Societas ja bei genauerer Betrachtung lange genug im Regen gestanden.


    Während ich noch sprach, öffnete sich die Tür und herein kam mein Sklave mit einem kleinen Tablett mit frischen Obst und zwei Kelchen und einem Krug, der hoffentlich Wein enthielt. Das Ganze setzte er auf dem Tisch ab und schob sowohl meinem Gegenüber, als auch mir nun einen Kelch zu. Dem Iulier schenkte er zuerst einen Becher ein und danach mir. Unterdessen überschlug ich flüchtig, wie viele Mitglieder unsere ehrwürdige Vereinigung hatte und ich kam zu dem Schluss, dass ich das nicht einmal wirklich sagen konnte. “Muckel! Such‘ das Mitgliedsbuch heraus!“, gab ich bestimmend von mir. “Entschuldige, aber ich kann es gar nicht so genau sagen,“ erklärte ich Caesonius entschuldigend. “Definitiv weiß ich, dass es leider immer weniger geworden waren. Die archivarischen Aufgaben teile ich mir mit Gaius Salienus Lacer und manchmal auch mit Tiberus Naevius Caudex...“ Ich schaute nachdenklich drein. “Beides hervorragende Leute, auch wenn sie mit wenig Zeit ausgestattet sind. Auf der letzten Versammlung waren wir fünfzehn, doch auch da waren nicht alle anwesend.“ Ich seufzte schwer und blickte meinem Gegenüber ein weiteres Mal entschuldigend entgegen. Muckel unterdessen kramte in einem Regal und zog eine große Tabula hervor, welche er auf den Tisch legte. Darauf deutete ich schnell. “Überzeug‘ dich selbst!“, forderte ich den Iulier auf.

  • Caesoninus freute sich, dass sie nun einen Plan hatten, wie man die Societas einstweilen wieder aufrichten könnte in Dives' Abwesenheit. Wenn er sich richtig erinnerte, sollte das so ja auch vor einer Weile in der Factio Praesina der gleiche Fall gewesen sein. Da hatte der Betrieb auch beinahe still gelegen, ehe Senator Claudius Menecrates erschienen war und die Zügel buchstäblich in die Hand genommen hatte.


    Gespannt wartete er auf das Mitgliedsverzeichnis. "Oh, das macht doch nichts!" winkte er ab, als Casca sich entschuldigen wollte. Anschließend hörte er dich die Ausführungen seines Gegenübers an, bis der Sklave mit den geforderten Unterlagen erschien und Caesoninus sie selbst studieren konnte. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht beim Betrachten der Liste. Alles nötige stand hier schwarz auf weiß, um jeden problemlos kontaktieren zu können. Ja Vetter, gepriesen sei deine Genauigkeit in allem, was du anfasst!
    Dann sah er hoch. "Einen Stilus und eine Wachstafel bitte! Ich möchte mir die Namen für später notieren für die Briefe, falls das in Ordnung ist!"

  • Die wichtigsten Dinge in Fragen der aktiver Mitglieder hatte ich dem Iulier nun vermittelt und nun war es an ihm, die dargereichte Tabula zu ergreifen und sich selbst ein Bild zu machen. Mit der Hand deutete ich also auf das Schriftstück, ehe ich meinem Sklaven mit derselben Hand ein Zeichen gab, dass er die geforderten Dinge – Stilum und Wachstafel – organisierte. Dies ging auch recht zügig und recht schnell hielt mein Sklave dem neuen Mitglied beides entgegen. “Natürlich ist das in Ordnung,“ erklärte ich dann. “Du kannst dir auch versichert sein, dass dieses Verzeichnis absolut aktuell ist. Lacer hat es erst vor zwei Wochen angefertigt.“ In zwei Wochen konnte immerhin nicht viel geschehen und es war in dieser Zeit auch nicht anzunehmen, dass eines der Mitglieder versehentlich ausgewandert war oder dergleichen. Während ich nun dem Iulier zuschaute, nippte ich ein wenig selbstvergessen am Wein. Er schmeckte so ähnlich wie mein geliebter Faustianer, welcher mich stets auch an Valentina erinnerte. Was sie wohl zu den Stoffen sagen würde? Ein wenig lächelte ich nun vor mich hin, ehe ich mich wieder zusammenriss und mich kaum hörbar räusperte.

  • Caesoninus bedankte sich für das Dargereichte und begann mit seiner Schreibarbeit. Während er einen Namen nach dem anderen abschrieb und die Adresse, fragte er: "Während ich schreibe, möchtest du nicht ein wenig etwas über dich erzählen? Mich interessiert es, wer genau jener Decimus Casca ist, der alles hier am Laufen hält."

  • Der Iulier unterdessen hatte eifrig mit dem Schreiben begonnen, wobei ich natürlich nicht umhin konnte, das Ganze wohlwollend zu betrachten. Doch ehe es meine Gedanken ob der plötzlich aufgekommenen Stille wieder hin zu meiner geliebten Valentina treiben konnte, stellte Caesonius nun eine Frage, mit der ich irgendwie nicht gerechnet hatte. Offenbar hatte nun ein Interesse an meiner Person, was ja eigentlich gar nichts Schlimmes war. “Oh...ja..,also...“, entkam es mir und ich räusperte mich noch einmal. Dieses Mal jedoch deutlich vernehmlicher. “Ich… bin eigentlich der Aedituus eines kleinen Minerva-Tempels,“ erklärte ich, wohl wissend, dass durchaus ein wenig Stolz in meiner Stimme mitschwang. “Darüber hinaus habe ich noch zwei Betriebe, die mich stets in Atem halten, weshalb ich nicht täglich, sondern eher nur wöchentlich hier hereinschauen kann.“ Auch wenn dies vielleicht nur eine kleine Ausrede war und mich an diesem Tag eher das schlechte Gewissen, als wirklicher Tatendrang durch die Pforte der Societas getrieben hatte. “Außerdem gedenke ich bald zu heiraten, was natürlich zusätzlich meine Aufmerksamkeit beansprucht.“ In letzer Zeit war ich immer ganz stolz, wenn ich von diesem Umstand berichten konnte und ich hegte damit auch keinerlei Bescheidenheit. Eher ertappte ich mich selbst des Öfteren dabei, dass ich meine Ehepläne den Gesprächspartnern sogar unter die Nase rieb, ob sie das wollten oder nicht. Doch für mich war es etwas Fantastisches, mich an die schönste und beste Frau der ganzen Stadt zu binden und in lauen Nächten davon zu träumen, dass wir gemeinsam die Casca Decima mit trippelnden und trappelnden kleinen Füßen füllten. Ich seufzte schwer, aber nicht minder wohlig und trank noch einen Schluck.

  • Ein Amtskollege! Wie klein doch die Welt war! Aber Caesoninus freute es, er kam viel zu selten dazu auch mal andere Aedituui kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. "Wie witzig, ich bin nämlich auch Aedituus. Am Tempel der Venus Genetrix unten am Forum Iulium. Unser Tempel ist stets gut gefüllt mit Besuchern, wie stehts da bei euch?"
    Dann hörte er noch, dass Casca auch zwei Betriebe besaß, sehr lobenswert und bestimmt positiv für die wirschaftliche Seite. Ob sich auch für Caesoninus sein eigener kürzlich erworbener Betrieb in Misenum so lohnenswert entwickeln würde? Das blieb abzuwarten, auch musste er unbedingt endlich einmal selbst dahin, um alles einmal persönlich zu inspizieren, aber die Zeit! Wo blieb nur die Zeit dazu?


    Und dann kam der Oberknüllef, Casca würde bald schon heiraten! "Herzlichen Glückwunsch! Aus welcher Familie stammt denn die Glückliche, wenn ich fragen darf?" fragte Caesoninus, während er mit dem Abschreiben der Liste schon fast fertig war.
    Auf Wachstafeln zu kritzeln dauerte immer etwas länger als auf Papyrus, so wie er fand.

  • Welch Überraschung in meinem Gegenüber nun selbst einen Aedituus vorzufinden. Ich lächelte erfreut und nickte dazu. Venus Genetrix. Eine sehr wichtige Dame der Götterwelt, wie ich fand. Schon allein ihr Name war reine Anmut und bestimmt wäre es irgendwann machbar, auch ihr ein kleines Opfer darzubringen. Überhaupt würde ich mich in naher Zukunft den Unsterblichen ein wenig mehr widmen müssen, denn immerhin erhoffte ich mir in meiner Ehe einen großen Segen und das höchste private Glück! “Ja, wir haben sehr viele Besucher, doch bleiben die Opfer meistens klein. Die meisten verehren unsere große Miverva lieber im großen Tempel unseres Göttervaters.“ Ich seufzte noch einmal. “Dennoch wäre eine Beschwerde nicht angemessen, denn alles in allem können wir uns nicht beklagen.“ Und genau das würde ich auch nicht tun. Selbst meine Betriebe hatten etwas Schwung bekommen, seit Edelholz offenbar wieder gefragter schien, auch wenn ich schon längst meinem Sägewerk hatte einen Besuch abstatten sollen. Aber die Reise war beschwerlich und mein Knie machte mir in diesen Monaten leider immer wieder einige Probleme.


    Ein herzliches Lachen ließ ich folgen, als Ceasonius mir seine Glückwünsche zu meiner bevorstehenden Ehe mitteilte und in meinen Augen flackerte bereits der unbändige Wunsch, ihm mehr von davon zu erzählen. Meistens brach es einfach mir heraus, dass der ich glücklichste angehende Gatte des Imperiums war. “Sie stammt aus der Familie der Quintilier,“ sagte ich sogleich. “Eine Weile schien es, als sei die Gens vom Pech verfolgt, doch ich kann aus erster Hand sagen, dass sie die reinste und schönste Blüte in Form einer wundervollen Frau hervor gebracht hat,“ schwärmte ich weiter und dachte an meine Valentina und ihre wunderhübsche Erscheinung. Dass meine Eheentscheidung eher überquellender Liebe als irgendeiner politischen Takik entsprach, lag wohl auf der Hand, wenn man mir nun ins Gesicht schaute. “Dabei muss man dabei so viel bedenken. Ich arbeite auch gerade an einer Gästeliste, denn immerhin ist mein Onkel ein stadtbekannter Mann und man will ja niemanden aus Versehen auf die Füße treten,“ gab ich zu. Dabei würde ich meine Geliebte auch ganz allein unter einer Brücke ehelichen. Das wäre mir sogar noch lieber gewesen.

  • Caesoninus genoss es, wenn er mit anderen Aedituui über sein Amt sprechen konnte, jedoch freute es ihn auch, dass anscheinend auch Casca seine Arbeit gern tat. So begann er ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern: "Ja, so ist es mir ehrlich gesagt aber auch lieber, wenn viele Leute am Tempel sind, als gar niemand. Viel mehr zu tun, du verstehst? Hinzu kommt ja dann auch noch, dass der Venus Genetrix-Tempel einer der wichtigsten Tempel der Liebesgöttin hier in Rom ist und seine Verbindung zur Person des großen Gaius Iulius Caesar locken zusätzliche Neugierige oft an. Oder so Gaffer, die ich ständig vertreiben muss, die unbedingt in die Cella eindringen wollen, um einen Blick auf die goldene Kultfigur der Venus zu erhaschen, weil Caesar sie einst nach dem Abbild Königin Kleopatras formen ließ." Caesoninus seufzte und lächelte dabei. "Ja der Ansturm ist an manchen Tagen sogar so groß, dass ich einen Turnusdienst bei uns eingeführt habe, damit immer genug Leute am Tempel sind und ich daneben trotzdem noch genug Zeit für meine anderen Aktivitäten in der Factio Praesina, im Collegium der Luperci und meinem Tiro Fori bei Senator Purgitius Macer habe. Ein Tag hat ja trotzdem nur 24 Stunden, nicht?" er lachte kurz. Die Liste war fast vollständig abgeschrieben. "Oder was ich auch witzig finde, da kommt zwei Mal die Woche immer so ein reicher, fetter Schnösel mit Namen Peticus, gesegnet mit abstoßendster Hässlichkeit. So einer, der immer am schwitzen und pfauchen ist und am Tempel betet er stets darum in seinem gesetzten Alter endlich die wahre Liebe und seine Traumfrau zu finden, ehe er sich nach dem Tempelbesuch wieder seinen minderjährigen Sklavinnen widmet, wie ich gehört habe. Ironisch, nicht wahr? Aber tja..." Caesoninus seufzte wieder, doch dieses Mal ernster.


    Er hörte Casca dabei zu, wie dieser mit überschwänglichen Worten von seiner Flamme berichtete. Er freute sich für ihn, wenn er nach kurzem Nachdenken auch zugeben musste, dass er keinerlei Wissen über die Quintilier hatte. Doch Halt, war da nicht einmal vor einiger Zeit so einer mit Namen Canus bei ihm am Tempel gewesen? Caesoninus konnte sich vage erinnern, doch der Kerl war nach einem ersten Beratungsgespräch nie wieder bei ihm aufgetaucht. "Ich freue mich, dass du so eine Blüte für dich gefunden hast! Darf ich also annehmen, dass du den gesamten Senat und den Kaiser zur Hochzeit einladen wirst?" Scherzte er und grinste. Anschließend legte er den Stilus beiseite, nahm einen Schluck Wein und lehnte sich genüsslich zurück. "Fertig!"

  • Gut. Ein derartiges Highlight hatte der Minerva-Tempel natürlich nicht zu bieten, wobei es sicher eine schöne Sache wäre, wenn es einen Heroen wie Caesar dazu verleitet hätte, auch von der edlen Minerva ein berühmtes Abbild fertigen zu lassen. “Gaffer hat es bei uns nicht,“ gab ich freimütig zu. “Nur die üblichen Sorgen und Nöte der Menschen.“ Selbst wenn es kleine Leute waren, so waren deren Sorgen doch manches Mal groß genug um für zwei Leben ausreichend zu sein. Aufmerksam lauschte ich den Ausführungen meines Gegenübers und schmunzelte, als dieser von einem Mann namens Peticus berichtete. Natürlich gab es derartiges Volk auch um die Minerva herum. “Ich fürchte Menschen wie Peticus werden auch nicht so leicht ausstreben. Ihre Sklavinnen halten sie schließlich am Leben.“ Ich nahm noch einen Schluck von meinem Wein und musste feststellen, dass Caesonius wohl wirklich ein vielbeschäftigter Mann war. Ein Mann, der sein Ohr wohl stets am Puls der Zeit hatte und seine Finger nach Höherem ausstreckte. Vielleicht wäre er eher ein Mann, den meine Valentina nötig hatte. Ein erschreckender Gedanke, der mich einen Moment lähmen wollte. Doch bereits beim letzten Mal, als mich dieses Schrecknis heimsuchte war ich zu dem Entschluss gekommen, meine eigenen Bemühungen zu verdoppeln, um ihr ein sorgenfreies, respektabels Leben zu ermöglichen. Ihr und unserem Kindern.


    Vielleicht hatte ich nun bereits ein wenig zu viel geschwärmt und es war nicht davon auszugehen, dass es den Iulier interessierte, wie sehr ich mich in Liebe erging. Auf jeden Fall meinte er, meine Freude zu teilen, wonach der die Frage stellte, ob ich gedachte Senat und Kaiser einzuladen. Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht, weshalb auf meinem Gesicht nun ein recht perplexer Gesichtsausdruck erschien. Dann starrte ich Caesonius einen Moment lang an, als wäre gerade soeben vom Himmel gefallen. Nun meinte, dass er seine Schreibarbeit beendet hatte, doch hatte ich dem Schriftstück noch keine Beachtung schenken. “Ich bin Klient der Kaiserin!“, entfuhr es mir dann und meine Stirn runzelte sich. “Meinst du, ich sollte auch sie einladen?“ Vermutlich klang es nun recht vermessen aus dem Munde eines kleinen Aedituus mit Sägewerk und Barbiergeschäft, aber es war mein voller Ernst. Schließlich hatte ich die Kaiserin höchst selbst kennen gelernt und war ihn ihre Klientel eingetreten.

  • Caesoninus pfiff. Offenbar hatte Casca seinen Witz ernst genommen und ihm dabei gleich eröffnet, er wäre Klient der Kaiserin. Das hatte er wirklich nicht kommen sehen. Er nahm sich ein paar Trauben und fragte dann: "Alle Achtung, wie hast du denn das geschafft?" Casca war gleich noch einmal so interessant für ihn, immerhin traf man nicht jeden Tag einen Klienten des Kaiserpaars. Wieso es wohl nicht zum Klienten für den Imperator Caesar Augustus selbst gereicht hatte? Doch das war eine gemeine Frage, weshalb Caesoninus sie unausgesprochen ließ und sich viel mehr auf die kommende Geschichte freute.


    Als Casca dann von Caesoninus wissen wollte, ob er die Augusta zu seiner Feier einladen sollte, lag es jetzt an ihm, seine Sicht der Dinge darzulegen. "Das kommt meiner Meinung nach darauf an, was du willst. Der Augustus und die Augusta werden ein Heer an Klienten haben und ihr wird es bestimmt nicht auffallen, wenn da einer einmal heiratet. Also wenn du sie nicht einlädtst würden keine negativen Reaktionen eintreten. Lädtst du sie jedoch ein, lenkt das ohne Zweifel den Blick der beiden höchsten Personen des Imperiums, des Kaisers und der Kaiserin, auf deine Person. Das könnte vielleicht ein kluger Schachzug sein, wenn du in Zukunft vorhast etwas größeres zu vollbringen, wo du evt. die Hilfe oder die Aufmerksamkeit des Augustus brauchst. Oder einfach nur aus dem Grund, dass dein Name besser im Gedächtnis der beiden haften bleibt für später. Aus ähnlichen Gründen habe ich vor kurzem den Imperator Caesar Augustus zu einem meinerseits organisierten privaten Trainingsrennen zwischen den Factiones Aurata, Praesina und Russata eingeladen in der Hoffnung, dass das eine erste schwache Verbindung von mir zum Kaiser ist, damit ich später vielleicht eher Quaestor Principis werden kann. Er ist natürlich nicht erschienen, doch hoffe ich trotzdem, dass diese Aktion vielleicht später noch bemerkt wird. Also wenn du dich öffentlich stärker profilieren willst, dann lade sie ein, denn gewiss wird auch anderen mächtigen Männern nicht verborgen bleiben, dass du die Augusta eingeladen hast. Vielleicht ist auch das ein Vorteil."

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