Römerbad

"Aelia!" sagte Livianus überrascht.

"Natürlich kenn ich sie! Sie ist die Zwillingsschwester meiner Frau. Welch Zufall, dass wir uns nun mitten in Germanien wieder treffen werden."

Macer hob angesichts von Livianus Aussage überrascht den Kopf. "Die Zwillingsschwester deiner Frau? Meine Güte, das Imperium ist klein... Na, dann wirst Du ja gut mit ihr zurecht kommen, schätze ich."

Er legte seinen Kopf wieder auf die Liege und sprach dann zu Meridius. "Commodus ist ja nicht ganz weg, er hat noch einen Sitz in der Curia - der Verlust hält sich in Grenzen. Dort wirst Du ihn dann ja problemlos sprechen können.
Aber mir kann das jetzt egal sein - sein Abgang als Comes war alles andere als sauber, jetzt fällen andere die Entscheidungen und er soll seinen Ruhestand haben, den er angeblich schon so lange anstrebte. Man sehen, ob und wann er im Senat erscheint. Kann man von einem Senator ohne sonstige Verpflichtungen ja eigentlich erwarten."

"Auf die Offiziere der Legio II kannst Du dich selbstverständlich ausnahmslos verlassen!" antwortete Macer sofort und mit gespielter Empörung angesichts einer solchen Frage.

"Tribun Germanicus Corvus hatte ich aufgrund seiner Erfahrung als Praetorianer für eine eher zivile Ermittlungsaufgabe eingeteilt, die Sache hat sich allerdings etwas verzögert. Den aktuellen Stand müsstest Du mit ihm absprechen und ggf. mit mir schriftlich Rücksprache nehmen, falls ihm Details zum Auftrag fehlen.

Dein wichtigster Mann wird wohl Germanicus Reverus werden, der Praefectus Castrorum. Er ist noch nicht so lange da, war zuletzt Quaestor, davor Kommandeur der Ala, daher wirst Du ihn ja zu Genüge kennen."

Macer schaute kurz etweas irritiert, denn er war sich eigentlich sicher gewesen, dass sich die beiden kennen müssten. Nun ja, letztlich kam es darauf ja auch nicht an. "Nein, so schnell wird er den Posten wohl nicht wieder aufgeben, glaube ich.

Bei den Magistraten liegen Licht und Schatten dicht beieinander. Die besetzten Posten sind - soweit Du mit ihnen zu tun hast - von fähigen Leuten besetzt. Ich hatte da nirgendwo einen Grund zum Einschreiten. Daneben gibt es aber eben auch viele Posten, die schlicht unbesetzt sind."

"Das mit dem frühling wird schon werden - zumindest hatte vor meiner Abreise bereits der Schneefall aufgehört." Und das schien Macer ein hinreichender Grund zu sein, das Wetter in Germania als frühlingshaft einzuordnen.

"Eine Rundreise durch die Provinz ist eine gute Idee, ich habe mein Amt ähnlich begonnen. Vor allem Raetia solltest Du etwas Aufmerksamkeit schenken, die Lage ist dort immer noch nicht ganz normal."

"Weitere Dinge, die Du unbedingt wissen musst?"

Macer grinste.

"Die Latrine im Statthalterpalast ist von deinem Büro aus den Rang links runter und dann am Ende rechts, denn rechts die Stufen runter.

Und die Jungs für die Offiziersverpflegung der Legion sitzen in Büro XLII."

Er gab dem Masseur zu verstehen, dass er mit seiner Arbeit zufrieden war und verlagerte sich von der Liegeposition zum Sitzen. Zufrieden liess er die Schultern kreisen, spürte die Entspannung und stand dann auf.

"Gehn wir 'rüber ins Tepidarium?"

Livianus schmunzelte. Während der enspannenden Massage hatte er es vorgezogen etwas vor sich hin zu dösen.

"Ja ja!"

Er nickte dem Masseur zu, dass dieser aufhören konnte und richtete sich auf.

"Ihr beiden könnt wohl nicht mehr genießen."

Livianus nickte.

"An Senaca kann ich mich noch erinnern. An Geta natürlich auch."

Er schmunzelte.

"Hat die Legio einen Praefectus Castrorum?"

"Hast du die Legio eigentlich schon vorab informiert? Also hast du einen Brief oder einen Boten geschickt? Ich würde Cicero gerne mit meinen Sachen vorweg schicken um das Haus einzurichten und deine Sklaven könnten sich in der Zwischenzeit auch darum kümmern deinen ganzen Krempel umzusiedeln."

Macer lachte ebenfalls, als die Sprache auf die Akten kam. "Zumindest bei der Legio II brauchst Du dir da keine Sorgen machen, die Jungs legen inzwischen ganz gerne Liste, Akten und Pläne an. Die zivile Verlwatung ist da nicht ganz so eifrig, aber archiviert wird da auch ganz gerne. Und Germanica Aelia soll eine sehr eifrige Berichteschreiberin sein, hörte ich. Mal sehen, wann Du dich vor Akten nicht mehr retten kannst."

Er wandte sich einem der kleinen Wasserbecken zu, liess das lauwarme Wasser aus der Öffnung in der Wand erst über seine Arme laufen und begann dann, sich sein Gesicht zu waschen.