Als der Statthalter das Atrium betrat, wandte sich Menecrates ihm zu. Das erwartete Abtasten blieb aus, stattdessen folgte der Begrüßung unmittelbar der Hinweis auf die nicht zwangsläufig zu erwarten gewesene Einladung.
"Salve Annaeus Modestus", grüßte Menecrates zurück. Er betrachtete den Mann, bevor er ruhig erwiderte: "Ja, es ist naheliegend, dass diese Einladung einen Zweck verfolgt." Menecrates konnte sich zwar nicht denken, um was es konkret ging, aber das war auch nicht nötig. Er konnte mit Überraschungen leben. Nach der langen Zeit des Aus-dem-Weg-Gehens sah er der Angelegenheit neutral entgegen. Bevor er das klarmachen konnte, sprach der Statthalter weiter. Menecrates hörte etwas über ihre Differenzen der Vergangenheit und natürlich lagen ihm sofort mehrere Situationen bildhaft vor Augen. Zwar konnte er nicht bestätigen, dass es sich bei den Meinungsverschiedenheiten um persönlichen Zwist gehandelt habe, denn das würde unterstellten, dass der Claudier vorsätzlich und grundlos revoltiert hatte, aber Zurückliegendes aufzuwärmen, brachte niemand weiter.
Die abschließende Frage, ob er sich in der Lage sieht, sachlich zu diskutieren, wertete er als rhetorische. Er wäre nicht hier, wenn genau das unmöglich war. Das stellte er auch sogleich klar.
"Mit mir ist jegliche Diskussion - ob nun bei gleicher oder geteilter Meinung - möglich, wenn sie von gegenseitigem Respekt und unter Berücksichtigung einfachster Formen der Höflichkeit getragen ist."
Seine Forderung klang banal, aber der eine oder andere konnte vielleicht Kritik heraushören. Lieber aber diese Bemerkung im Vorfeld als wieder auf fehlende Voraussetzungen für eine konstruktive Unterhaltung zu stoßen.