Atrium

"Wenn ich ein Problem damit hätte, für jemanden auf dein Geheiß zu stimmen, hätte ich es wohl nicht vorgeschlagen."

Er grinste leicht und trank den Rest Wein aus seinem Glas.

"Das ist ein guter Wein. Woher ist der?"

Ein bisschen Auflockerung zwischendurch musste sein.
Die Gelegenheit nutzte Witjon außerdem, um sich ein wenig gemütlicher hinzusetzen und sich Wein nachzuschenken.

"Sehr gut, dann steht dem wohl Nichts im Wege...."

Ich sah auf den Wein dann zu Phaeneas

"Sind das noch Bestände des Illyrers?"

Ganz sicher war ich mir da nicht, da ich in letzter Zeit eher weniger Wein trank, als früher....

Phaeneas’ Aufmerksamkeit wandte sich vom Impluvium seinem Herrn zu.
Das vertraute Gesicht, die vertraute Stimme, die vertraute Person. Der einzige, den der Bithynier in seinem derzeitigen Leben nicht als Fremden bezeichnen würde. Die anderen dieses Hauses mochten Phaeneas bekannt, vielleicht auch vertraut sein, aber trotzdem unbekannt genug, um sie in seinen Augen als Fremde zu bezeichnen. Manche konnten sich Jahre in Phaeneas’ Umfeld aufhalten und trotzdem immer Fremde bleiben.
„Ja, Herr“, nickte Phaeneas. Was er auch nur wusste, weil er den Wein selbst geholt hatte.

Ich nickte Phaeneas zu und sah dann zu dem Duccier

"Also, ein Illyrer, aus der Heimat meiner Vorfahren..... apropo Vorfahren.... deine Ahnen stammen aus Germanien?"

"Ein Illyrer. Sehr gut.

Ähm ja, meine Vorfahren stammen aus Germania Magna. Naja so halb. Mein Vater war bei der Legio XXI Rapax, als er meine Mutter kennen lernte, die aus Germania Magna geflohen war. Ich selbst war niemals in Magna. Ich lebe seit meiner Geburt innerhalb der Reichsgrenzen."

"Ein Soldat also..... "

Anerkennend nickend nahm ich einen Schluck

"..... und du bist nicht in seine Fussstapfen getreten?"

Lucianus schien Soldaten zu mögen. Das ließ zumindest sein Blick und sein anerkennender Unterton erschließen. Witjon trank ebenfalls etwas Wein und antwortete dann auf dessen Frage:

"Nein. Ich habe zwar zusammen mit meinem Bruder den Umgang mit Waffen von unserem Vater gelernt, konnte allerdings niemals Gefallen daran finden. Ich kann von mir behaupten, mich mit Glück gerade selbst verteidigen zu können, aber für einen Krieger reicht das nie und nimmer."

Ich musste Grinsen..... soviele Männer dachten schon von sich, zu wenig mit Waffen umgehen zu können, um zu überleben, doch wenn es wirklich ums nackte Überleben ging, wuchs man über sich hinaus....

"Sag sowas nicht, du magst dir kaum vorstellen, wozu ein Mann fähig ist, wenn es darum geht zu Überleben, oder noch schlimmer, wenn es darum geht Frau und Kinder zu beschützen...."

Witjon zog eine Augenbraue hoch.

"In eine solche Situation bin ich zum Glück noch nicht gekommen. Ich hoffe, dass das auch erstmal so bleibt. Bis jetzt hat das Exercitus Romanus in dieser Region ganz gute Dienste geleistet, um meine Sicherheit zu garantieren."

Er grinste nun leicht. Dass der Limes einen Barbarensturm wohl nur schwer davon abhalten würde das Hinterland zu verwüsten, erwähnte er lieber nicht.

Der Limes vielleicht nicht, aber die ungefähr 40.000 Soldaten des Exertcitus Romanus, die dahinter standen!

"So soll es auch bleiben...." auch wenn ich selbst einst Soldat war und früher noch ganz andere Dinge gemacht und erlbet habe, so war mir die Ruhe und der Frieden schon lieber "..... immerhin lebt es sich in Friede und Ruhe um einiges leichter!"

Dann wechselte ich das Thema

"Aber sag, wie geht es den Ducciern..... seit uns Duccia Venusia verlassen hat und mit ihrem Mann nach Aegyptus gegangen ist, erfahre ich nur noch wenig über die Gens!"

Den Themawechsel begrüßte Witjon mit einem Lächeln. Aber moment mal. Venusia?

"Oh, den Ducciern geht es sehr gut. Wobei ich gestehen muss, dass ich Venusia nur von Erzählungen her kenne. Ich bin leider erst nach ihrer Abreise in Mogontiacum angekommen. Ich weiß nur, dass sie einiges für die Gegend geleistet hat und momentan kein Duccier an ihr Ansehen heranreicht."

Er grinste breit und trank einen weiteren Schluck. Dann fuhr er fort:

"Ich weiß nicht recht, aber Maximus und Lando dürften dir bekannt sein. Sie sind momentan wohl die beiden Erfolgreichsten und Ältesten unter uns. Die jüngeren Familienmitglieder sind Helena, unser Jungspund, sowie Verus, mein Bruder Eburnus von der Ala II Numidia und ich.

Von den Jüngeren bin ich allerdings der einzige, der sich momentan in der Verwaltung betätigt und dadurch ein wenig unter die wichtigen Leute kommt."

Abermals grinste Witjon breit und genoß den Illyrer. Das war wirklich ein edler Tropfen, Edit: zumindest für seine Verhältnisse als Biertrinker.

"Duccia Venusia ist zweifelsohne eine Ausnahmeerscheinung..... so, wie sie setzen sich die Wenigsten für die Provinz ein.....ohne Zweifel hat diese Frau ihr Ansehen verdient...."

Auch ich nahm einen Schluck

"Ja, die Duccier in der Verwaltung kenne ich, vielleicht nicht allzugut, aber die Namen sind mir geläufig und die Gens Duccia ist ohnehin eine der bekanntesten in der provinz!"

"Nun, ihr Einsatz hat jedenfalls auf die anderen Duccier abgefärbt. Ich darf wohl behaupten, dass wir versuchen unser Bestes für diese Region zu geben."

Die Duccier...bekannteste...was?

"Naja, vielleicht übertreibst du damit ein wenig." sagte Witjon lächelnd. Er wollte versuchen, bescheiden zu bleiben.

"Wir werden sehen, wie die Nornen oder Fortuna über den Weg meiner Gens entscheiden."

Breit grinsend erhob er sein Glas und sagte verschwörerisch:

"Auf den Patron Vinicius Lucianus und seinen duccischen Klienten! Mögen die Götter uns immer gnädig sein!"

"Das tun sie.... allesamt!" stimmte ich zu und grinste nur, bei dem Versuch meine Bemerkung über den Bekanntheitsgrad bescheiden abzuwehren....

"So, wie sie für uns alle einen Weg bestimmt haben, wird er auch für dich bestimmt sein!"

Dann erhob auch ich meinen Becher

"... und auf das römische Reich und seinen neuen Herrscher!"

"Zum Wohl!"

Witjon stieß mit seinem Patron an und trank einen großen Schluck Wein. Dann stellte er das Glas ab und veränderte seine Sitzposition ein wenig. Etwas nachdenklich fixierte er einen Mosaikstein auf dem Boden. Dann schaute er den Legaten an und fragte neugierig:

"Was wäre nun der nächste Schritt, den ich tun müsste? Ich bin zwar unter Römern aufgewachsen, aber was genau sich jetzt verändert...keine Ahnung.

Hast du irgendwelche Vorschäge oder Rat, den du mir ans Herz legen möchtest?"

Ein wenig beschämt war er schon, dass er so dumm fragte, aber er wusste nun einfach nicht weiter. Eine Grimasse ziehend, wartete er ab was Lucianus sagen würde.

Ein Nicken zurück, eine kleine Aufmerksamkeit. Phaeneas erinnerte sich gerade an jemanden, der kaum aufgesehen hatte, wenn die Tür knarrte.
Die Unterhaltung, die weiter folgte, ging im Grunde wieder an dem Sklaven vorbei. Als die Rede allerdings auf die Duccier kam, horchte er auf. Was der Herr durch Marsus erfuhr, brauchte Phaeneas ihm schließlich nicht noch einmal erzählen.
Nach den Nornen und Fortuna und einem zweigeteilten Trinkspruch, fiel Phaeneas schließlich Marsus’ seitlicher Blick zu Boden auf. Als er dann weiterredete, fühlte sich der Bithynier nur bestätigt: Fußböden, Wände und Inventar waren hervorragend, um sich davon inspirieren zu lassen!

Was sich jetzt verändert hatte, in Bezug auf das Klientenwesen, war schnell erklärt.....

Die Frage nach seinen nächsten Schritten, allerdings, bedurfte einem Nachfragen...

"Was meinst du damit, in welcher Hinsicht?"

Interessiert ließ er sich das römische Klientelwesen von seinem Patron verdeutlichen.
Witjon musste sowieso früh morgends schon in der Regia antreten, also störte ihn der morgendliche Besuch beim Legaten eher wenig. Er sah es als eine Chance, Lucianus besser kennen zu lernen und daher sowohl in geschäftlichen Angelegenheiten, wie auch im Privaten bei Problemen Gehör zu finden und nach Rat fragen zu können.

Auf seine Frage hin musste Witjon grinsen:

"Nun deine Erklärungen haben mir schonmal einen Einblick gegeben. Ich werde einfach in der Regia erst einmal weiter machen wie gehabt. Da bald der nächste Cursus Res Vulgares in der Schola stattfinden wird, an dem ich selbstverständlich erfolgreich teilnehmen werde, bietet sich hoffentlich in naher Zukunft eine Gelegenheit, dem Ordo Decurionum beizutreten. Wenn es so weit ist, werde ich dich noch einmal darauf ansprechen, was meinst du?"

"Das ist sicher ein gutes Vorhaben..... wenn du deine Arbeit weiterhin so mühelos und problemlos erledigst, wird deiner weiteren Karriere sicher nicht viel im Wege stehen...."

"Davon bin ich überzeugt."

Witjon lächelte. So hatte er sich das vorgestellt. Er warf einen Blick in den Himmel. Es dämmerte und die ersten Sterne waren bereits zu erkennen.

"Es ist schon spät und ich bin sicher, dass du den Rest des Abends noch anders verbringen möchtest. Wenn du erlaubst, würde ich mich dann nach Hause begeben."