• Die Frage blieb nicht lange, denn da hatte Varus scho seinen Wein ausgetrunken und verabschiedete sich.


    "So. Dann werde ich mal packen gehen und mir einen Platz auf dem nächsten Schiff reservieren. Wir sehen uns, Legat. Vale bene", sagte er, nickte Meridius noch einmal zu und verließ dann dessen Haus.

  • "Vale bene, Petronius."


    antworte und fügte noch hinzu:


    "Und viel Erfolg auf der Rostra."


    Dann sah er dem Mann noch nach. Er war in der Tat ein zuverlässiger Quaestor gewesen. Die Archivarbeit war durch ihn ein gutes Stück voran gekommen.


    Meridius leerte noch sein Glas, stelle es ab und griff dann nach der Schriftrolle. Endlich konnte er sich seiner Freizeit widmen. Freizeit - ein Wort, das er schon fast nicht mehr kannte...

  • ... und deren neuerliche Bekanntschaft auch in diesem Moment noch nicht schließen durfte :P, denn kaum nachdem Petronius Varus das Tablinium verlassen hatte und Meridius seinen Kopf wieder in die Lektüre hatte stecken wollen, kam Maximian am Tablinium vorbei, steckte kurz den Kopf auf der Suche nach wem herein, entdeckte seinen Vater und betrat den Raum mit einem:


    "Aaah, du bist also doch zuhause. Nachdem du nicht in deinem Officum warst, dachte ich, du wärest aus."


    Maximian setzte sich ungefragt und machte die Entdeckung, dass sein Vater wohl hatte lesen wollen.


    "Du suchst doch nicht etwa einen Zeitvertreib?", fragte er und grinste dabei. Wann immer er Meridius bislang angetroffen hatte, hatte Meridius in irgendeiner Arbeit gesteckt.
    "Na ein Glück, dass ich gerade nichts zu tun habe. Dann musst du dich nicht dem Müßiggang hingeben und ich bleibe ebenfalls von ihm verschont. Was soll's, dann muss der Brief an Lucilla eben warten."


    Er war sicher seines Vaters Retter in einer der Stunden seiner größten Not. :D

  • Meridius seufzte auf, als der nächste 'Störenfried' seinen Frieden störte. Vermutlich wäre es doch besser gewesen sich in der Exedra zu verstecken, allerings war er sich sicher, dass man ihn dort auch noch gefunden hätte. Mit stoischer Ruhe rollte er das Wer wieder zusammen.


    "Ich hatte vor ein wenig zu lesen. Aber Du störst nicht."


    Er sah seinen Sohn lächelnd an.


    "Was macht Dein Müßiggang? Wenn Apollonius nicht in Italia wäre, hätte ich Dich längst gefragt, warum Du nicht beim Lernen bist. Aber Du hast Glück..." ;)

  • Das wusste er, auch wenn er bei Apollonius eigentlich immer gern gelernt hatte, weil der alte Grieche es stets gewusst hatte, wie man die Neugier junger Menschen an sich binden konnte.
    Maximian grinste wieder und machte es sich bequem, die Arme hinterm Kopf verschränkt und die Beine übereinander gelegt.


    "Er hält sich in Grenzen. Mogontiacum ist groß, es gibt viel zu erkunden. Ich war mir vorhin die Überreste der Taverne ansehen und anschließend kurz auf dem Forum. Rate mal, was mir passiert ist!"


    Maximian drehte den Kopf, sodass er seinen Vater ansah und überlegte sich, wie er nun vorgehen sollte, um ihm einen möglichst großen Schrecken einzujagen.


    "Ich wurde von der Stadtwache festgehalten und vom Centurio Statorum Annaeus Scipio vernommen."

  • Der Bursche erlebte also einige Dinge in der Stadt und machte auch den Anschein endlich wieder zum Leben zurückzukehren. Die Erwähnung der Stadtwache und des Centurio Statorums schreckte Meridius folglich nicht, ganz im Gegenteil, sein Sohn schien wieder mit dem Leben im Reinen zu sein, der ganze Schnickschnack mit Valeria und der Tod des... war endlich vorbei.


    "So? Das scheint mir interessant.
    Was wollte Annaeus wissen?"


    fragte Meridius daher aufrichtig interessiert.

  • Maximian war enttäuscht ob der Reaktion seines Vaters. Er rechnete wohl wirklich mit allem bei seinem Sohn, hä? Hätte er sich nicht erschrecken können? Wenigstens das Buch fallen lassen können? Überrascht gucken?
    Dem Wind in seinen Segeln beraubt, begann Maximians Fuß hin und her zu zucken.


    "Naja, meinetwegen ist eine Frau gestorben. Was heißt meinetwegen.... Also, ich habe sie aus Versehen angerempelt. Sie hat gezetert wie ein wütender Rabe, dann hat sie sich vor mir erschreckt, obwohl ich gar nichts getan hab, und ist plötzlich tot umgefallen."


    Hörte sich klasse an, fand Maximian.


    "Sie hätte ohnehin nicht mehr lange gelebt, denke ich. Wirres Zeug hat sie geredet. Von einem Orakel und solchem Kram. Annaeus hat mich in der Annahme bestätigt, dass sie nicht mehr bei Sinnen gewesen sein kann."

  • So gelassen wie Maximian die folgene Geschichte erzählte, blieb Meridius dann wieder nicht. Er hatte was? Eine alte Frau angerempelt und diese war dann gestorben? Meridius blickte etwas unwirklich und kam sich wie in einem schlechten Schauspiel vor.


    "Du hast was? Und die Frau ist tot?"


    Er fasste sich an den Nacken und atmete tief durch.


    "Hat der Centurio Deinen Namen in dem Bericht erwähnt, oder ihn aufgenommen?"


    Er würde mit Centurio Annaeus eh noch ein paar Worte zu reden haben. Die gute Stmmung war in jedem Fall weg. Lucius schaffte es immer wieder von der einen Katastrophe in die nächste zu eilen...

  • Na also. :D Überrascht verfolgte Maximian die Gesten seines Vaters und stützte den Kopf auf seinen Arm. Jetzt hatte er ihm doch noch einen Schrecken eingejagt.


    "Meiner Meinung nach war sie das. Und seiner Meinung nach auch. Hat sich an die Brust gegriffen und ist kurz darauf einfach umgefallen. Ich hatte zuerst angenommen, dass es nur Teil ihres Schauspiels wäre... Aber sie hat sich wirklich gar nicht mehr gerührt."


    Er runzelte ein klein wenig die Stirn.


    "Selbstverständlich hat er das. Er wird dich sicherlich recht bald kontaktieren."

  • Meridius nickte. Man müsste den Namen seines Sohnes noch irgendwie aus dem Bericht bekommen, denn man konnte ja nie wissen, welchen Strick man ihm noch daraus drehen konnte, falls er einmal - wer konnte es schon wissen - in den Cursus Honorum einzusteigen gedachte. Im Grunde war es irrelevant, ob Lucius dabei war, oder nicht, sagte er doch, dass die Alte auch so oder so zusammengebrochen wäre. Wieder atmete er tief durch.


    "Du scheinst Komplikationen mit aller Gewalt anzuziehen, kann es sein?"


    Dann schmunzelte er jedoch.


    "Erzähl es nicht Deiner Mutter, sie würde sich Sorgen machen. Und ein unterhaltsames Thema auf Männerrunden, Symposien und in der Legion ist es auch nicht. Am besten vergisst Du, dass Du an dem Tod einer Frau beteiligt warst..."

  • So sehr er es versuchte, er konnte es einfach nicht unterbinden zumindest ganz kurz zu grinsen. Zog er Komplikatioenen an, ja? Irgendwie war da ja was Wahres dran... Er kratzte sich an der Nase und antwortete dann pfiffig:


    "Nein, es ist andersherum der Fall, die Komplikationen ziehen mich an."


    Da war er sich sicher. Maximian legte den Kopf wieder auf die Arme und sah an die Decke des Tablinums, wo ein Mosaik bunte Farben durcheinander warf.


    "Sie hätte sich ja nicht so aufregen brauchen, es war ja nichts geschehen. Sie war sogar wieder aufgestanden und hat mich ganz dreist an der Toga zurückgehalten."


    Natürlich stellte er sich insgeheim, warum er immer die besten Geschichten am besten vergessen sollte und schmunzelte selbst über sich.


    "Apropos Legion. Mein Entschluss steht fest, ich möchte der II. beitreten."

  • Meridius hörte geduldig zu. Zu seiner Überraschung schnitt sein Sohn dann jedoch das Thema der Legion an. Offensichtlich hatte er sich also nun entschlossen.


    "Weiß Deine Mutter, dass Du der II. beitreten wirst? Ich meine gut, sie wird es sicher geahnt haben, aber mir wäre es lieber, wenn Du vorher mit ihr darüber gesprochen hättest. Sie wird mir wahrscheinlich sowieso vorwerfen, meinen Sohn in die Legion zu ziehen..."


    Er beugte sich etwas nach rechts zu einem kleinen Tischchen und griff nach einer Feige.


    "Wenn diese Sache geklärt ist, werde ich alles nötige veranlassen. Du wirst Dich ganz normal im Castellum melden, den Rest übernehme ich."

  • Maximian schmunzelte. Ja, seine Mutter würde seine Entscheidung nicht gefallen.


    "Sie ist der Mensch, der am meisten Zeit hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich einmal ein Soldat sein werde. Das wollte ich schon, als wir noch in Valentia lebten. Würde dieser Idee einer Laune entspringen, würde ich ihre Skrupel nachvollziehen können, aber so..."


    Er wusste natürlich, dass das nicht so einfach war. Mütter pflegten immer große Angst um ihre ältesten Söhne zu haben, selbst wenn sie ihre Lebenswege schon so lange im Voraus kannten. Bei Maximian mochte das auch gerechtfertigt sein, so unbedacht wie er häufig handelte.


    "Gut. Was genau bedeutet 'den Rest übernimmst du'?"

  • "Den Rest übernehmen bedeutet, dass ich mit dem Centurio auf dem Rekrutierungsbüro vorher reden werde. Und mit dem Medicus ebenfalls. Ich gehe ja mal davon aus, dass Du keine Probleme hast."


    Die Feige schmeckte gut. Er dachte besser nicht daran, welch weiten Weg sie hinter sich hatte und wieviel auf dem Markt dafür bezahlt werden musste.


    "Du willst sicher zur Reiterei, oder?"


    Sicher würde er zu den Eques wollen. Also würde er dafür sorgen, dass er von Anfang an bei den Eques landen würde. Die besten Männer der Legion, zusammen mit der I. Cohorte. Eher bei Aufklärungseinsätzen, Kurierdiensten und Eskorten eingesetzt und auf keinem Fall in der ersten Schlachtreihe.

  • "Nein zum Ersten, ja zum Zweiten. Ein Medicus bestätigte mir erst auf meiner Reise hierher, dass ich wieder bei bester Gesundheit bin und wenn ich schon die Möglichkeit habe, gleich als berittener Soldat anzufangen, wäre ich wohl schön blöd, sie nicht zu nutzen."


    Maximian fantasierte ein bisschen und sah sich in voller Rüstung auf einem stolzen Ross mutig neben vielen anderen Männern in eine Schlacht reiten.
    Er nahm sich auch eine Feige und kaute darauf rum. Eigentlich mochte er diese Früchte nicht allzu gern.


    "Wenn es an der Zeit ist, werde ich dich bitten, mir Ratschläge zu geben, wie ich mich verhalten soll, wem ich trauen kann, was ich beachten soll. Meinst du, ich sollte gleich mit Mutter reden?"

  • "Ich würde es vorziehen. Ich kenne sie zumindest so gut, dass sie es sowieso sofort merkt, wenn etwas im Busch ist. Sie kann es einem an der Nasenspitze ablesen, oder an den Augenbrauen. Ich weiß es nicht..."


    Er lachte und kaute den letzten Bissen der Feige hinunter.


    "Aber mach Dir noch keine Gedanken über die Legion. Das kommt eh alles von einem Tag auf den anderen. Du solltest die letzten Tage vielleicht noch genießen, etwas entspannen und in die Therme gehen. Sport ist gesund und wird Dir nützlich sein."

  • "Wo du Recht hast...", pflichtete er bei und lachte ebenfalls, dabei war es manchmal nicht so angenehm, wenn jemand genau erkannte, dass man versuchte irgendetwas zu verheimlichen. "Ich werde die verbleibende Zeit gut nutzen. Sport betreiben aber auch gut essen."


    Maximian grinste und klopfte sich auf den nicht vorhandenen Bauch, dann stand er locker flockig auf und nahm sich noch eine Feige. Irgendwie schmeckten sie doch nicht mehr so übel, wie er in Erinnerung hatte.


    "Viel Freude beim lesen. Ach ja, wenn du Iulia gleich schreien hörst, dann waren meine Worte wohl nicht so geschickt gewählt, wie ich gedacht hätte."
    Gut gelaunt verließ Maximian das Tablinum.

  • Meridius schmunzelte noch und sah seinem Sohn kopfschüttelnd nach. Dann blickte er zu dem literarischen Werk, welches er bisher immer noch nicht anfangen konnte. Ob ihm diesmal das Glück hold war? Vermutlich würde jeden Moment der nächste angerannt kommen.


    Er ging das Risiko dennoch ein, neigte sich nach vorne und nahm die Rolle an sich. Behutsam öffnete er die beiden Klammern an den Enden und rollte das Pergament auf. Ah, den Anfang hatte er jetzt wenigstens mal zu Gesicht bekommen. Vielleicht kam er ja nun doch noch zu etwas ...

  • Auf der Suche nach dem Hausherren fand ich jenen im tablinum. Ich klopfte an die offene Tür und trat dann ein.
    "Salve Senator. Hast du einen Moment? Ich würde gern mit dir über meine Mitarbeit in der factio sprechen."

  • Meridius hatte Zeit, schließlich hatte er seinen Gast extra in das Tablinum bestellt. Weine standen bereit, ebenso eine Schale mit Obst, falls sich im Laufe des Gesprächs ein kleiner Hunger oder Appetit einstellen würde.


    "Salve Aurelius. Du störst nicht.
    Nimm doch bitte Platz."


    Er deutete auf die Sitzgelegenheiten.


    "Es ist lange her, dass ich mit jemandem Deiner Familie sprach. Hier in Germanien kommt man sich bisweilen weit weg von Rom und der politischen Landschaft des Senats vor."

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