• Als hinter mir Schritte laut wurden, wandte ich mich um, die Hände auf dem Rücken. "Guten Abend, legatus. Du hast Großes aus dem domus gemacht, das fällt mir bei jedem Besuch erneut auf", entgegnete ich und spielte damit auf unseren Besuch zu den Spielen an. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. "Hm, da magst du recht haben, doch sagtest du auch nichts von einem Essen. Na, es wird schon gehen. Bisher bin ich mit den Gepflogenheiten der Legion ohnehin noch nicht so vertraut, muss ich gestehen. Dieser erste Tag war sehr anstrengend, auch wenn ich mich nicht abzuschrecken gedenke." Ich schmunzelte ebenfalls und winkte dann ab. "Es gibt noch vieles einzurichten, im castellum wie in der villa aurelia, in der die anderen untergekommen sind. Ich bin mir aber sicher, dass meine Cousine Helena und Deandra alles bestens in der Hand haben. Wie geht es deiner Gemahlin, ist sie wohl auf?"

  • Die Frage nach seiner Gemahlin hatte Meridius schon erwartet. Wie es Iulia ging? Man sah sich hin und wieder, ansonsten hatte er eine Menge Arbeit und sie kümmerte sich um ihre Angelegenheiten. Das letzte mal Nahe war er ihr vor Monaten.


    "Meiner Gattin geht es blendend."


    sagte er und fügte hinzu


    "Sie kann jedoch leider nicht anwesend sein, übermittelt Dir aber die besten Grüße."


    Dann wechselte er das Thema.


    "Wir haben noch kaum über Rom sprechen können.
    Was gibt es Neues aus der großen Stadt?"

  • "So richte ihr denn meinen Dank und ebenfalls Grüße aus", entgegnete ich und nickte zufügend.
    "Nun, die Neuigkeiten mögen inzwischen schon wieder Schnee von gestern sein, wenn man bedenkt, dass wir mehrere Wochen für die Anreise brauchten. Viel gibt es indes aber nicht zu berichten. Einige Standeserhebungen, vorzugsweise Patrizier in den Senatorenstand sind zu vermelden und augenscheinlich will man dem Aufruhr in Hispania Herr werden. Sonst gibt es nichts, was dich interessieren wird, nehme ich an."


    Hier schwieg ich einen Moment, ehe ich mich räusperte.
    "Wollen wir gleich über die Ankunft des Legaten sprechen? Wie du sicherlich bereits weißt, verfüge ich sozusagen über keinerlei praktische Erfahrung die legio betreffend, aber ich bin durchaus Willens, am Ende meiner Amtszeit über entsprechende Referenzen zu verfügen, Legat. Über konstruktive Zusammenarbeit würde ich mich daher freuen.

  • Meridius nickte.


    "Nun, was die Legionsarbeit betrifft, wird uns sicher etwas einfallen, wie wir Dich beschäftigen können. Ich bräuchte zum Beispiel noch einen Stabsoffizier in der Regia, welcher vor allem die Arbeit zwischen den unterschiedlichen Truppeneinheiten in Germanien koordiniert.


    Der Praefectus Castrorum macht seine Arbeit in der Legio II Germanica ausgezeichnet. Alternativ könntest Du aber auch diesen unterstützen."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Wie gesagt, als Legatus Augusti Pro Praetore würde ich die Stabsarbeit in der Regia bevorzugen. Diese Arbeit würde über das Pensum hinausgehen, was in der Legio II zu bewerkstelligen wäre. Interesse?"

  • Ich kam mir vor, wie ein kleiner Junge, der von seinem Vater Beschäftigungsmaßnahmen angeboten bekam, damit er keinen Unsinn anstellte. Sicherlich stand mir meine Skepsis aufs Gesicht geschrieben, ehe ich sie mit einem neutralen Ausdruck übertünchen konnte.


    "legatus, mit Verlaub, ich bin auf freiwilliger Basis hier, denn Patrizier müssen das Tribunat nicht ableisten. Ich aber wollte es so und bat unseren hochgeschätzten imperator darum, mich an eine seiner legiones zu entsenden. Natürlich bin ich mir vollkommen darüber im Klaren, dass der Posten des tribunus laticlavius mehr politisch denn aktiv militärisch zu bezeichnen ist, aber dennoch bin ich gewillt, mehr Erfahrung aus meinem Dienst mitzunehmen als die Kenntnis der regia-Verwaltung. Ich war ein Jah Magistrat in Manuta, zwei Jahre lang duumvir, daher kann ich wohl zurecht behaupten, dass ich in verwaltungstechnischen Dingen durchaus versiert bin. Natürlich werde ich dir dienen, wo du mich als mein Vorgesetzter sehen willst, doch wenn ich die Wahl habe, so wähle ich den Dienst castellum. Man hat nicht oft die Wahl, und gerade, wenn eine Entscheidung entgegen der Erwartung ausfällt, ist man je nach Entscheidendem dazu verpflichtet, seine Sache trotzdem gut zu machen."


    Ich dachte an die Ernennung zum Tribun. Gern wäre ich in die legio prima gekommen, doch der princeps hatte anders entschieden und ich hatte beschlossen, das Beste aus der Sache zu machen. Inzwischen strebte ich dieses Ziel recht energisch an, um mir wie anderen etwas zu beweisen.

  • Als Scriba zögerte ich nicht und notierte sofort schweigend die Worte des Legaten und auch des Tribuns.


    Legat braucht
    -einen Stabsoffizier in der Regia zur Koordination von Einheiten,
    -Unterstützung des Praefectus Castrorum


    Tribun will
    -ins Castellum

  • Zitat

    Original von Drakontios
    Als Scriba zögerte ich nicht


    Erst jetzt endeckte Meridius den Scriba, welcher dem Tribunen offensichtlich gefolgt war und sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Er zog eine Augenbraue nach oben, war es doch nicht üblich, dass man seine Schreiberlinge zu privaten Gespräche in fremde Haushalte mitnahm, zumal man gastfreundlich geladen war.


    "Ich weiß Deinen Einsatz durchaus zu würdigen, Tribun. Keine Frage. Gerade deshalb schlage ich Dir diese überaus wichtige Stabsarbeit vor. Als Legatus Legionis und Legatus Augusti Pro Praetore bin ich mehr als ausgelastet und meinem Nachfolger wird es nicht anders ergehen.


    Meinen Praefectus Castrorum kann ich für diese Aufgabe nicht abziehen, da er der Verwaltungschef der Legion ist und die Verwaltung dort kennt wie kein anderer. Ich könnte auf die anderen Tribune ausweichen, doch diese führen kleinere Kommandos und Abteilungen.


    Der Stabsposten hier in der Regia wäre gleichbedeutend mit einem Posten, welcher die Arbeit zwischen den Truppeneinheiten in Germanien koordiniert. Anfragen anderer Kommandeure und Offiziere würden über diesen Posten gehen. Fragen und Probleme anderer Stützpunkte und all dessen, was nicht unmittelbar die Legio II betrifft ebenfalls. Du hättest zweifelsohne nicht nur im Officium zu tun, sondern wärst auch in ständiger Mission unterwegs. In meinem Namen Castelle besichtigen, wichtige Missionen verwaltungstechnischer Natur erledigen, die Arbeit in Raetia koordinieren. Und der Limes..."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Der Praefectus Castrorum ist aus verwaltungstechnischer Räson meine rechte Hand in der Legio II Germanica. Er verfügt über mehr Einfluss, Wissen und Erfahrung.


    Was ich Dir anbieten kann, ist es meine rechte Hand für all die Angelegenheiten zu werden, welche ebenso die Sicherheit und militärische Verwaltung betreffen, eben der Provinz und nicht alleine der Legion. Die Kompetenzen wären dabei klar abgesteckt. Germanicus Corvus kümmert sich um die Legion wie bisher. Du operierst hier im Stab, in der Regia, zwischen den Castellen, und dort, wo ich aus zeitlichen Gründen nicht hin kann.


    Sollten Aufträge, Einsätze und Missionen dabei auch Truppeneinheiten erfordern, werden Dir diese ohne Zweifel zu Verfügung gestellt.


    Mehr kann ich Dir nicht anbieten."


    Etwas angesäuert blickte er zu dem Scriba.

  • „Das ist das Tablinum“, erklärte Cephalus. Phaeneas warf einen Blick in den Raum und nickte.
    „Was werden eigentlich meine Aufgaben sein?“, fragte er schließlich. Cephalus führte ihn weiter zum Triclinium und erklärte unterwegs: „Der Herr hat bestimmt, dass du die Aufgabe des Ianitor übernehmen, ihm die Briefe, die für ihn abgegeben wurden, bringen und dich ansonsten im Haus nützlich machen sollst.“ „Gut“, antwortete Phaeneas und versuchte sich das Gehörte zu verinnerlichen, während der Rundgang weiterging.

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