CURSUS: Aufbau von Standlagern

  • Spurius Purgitius Macer, Kommandeur der Academia Militaris und Legat der LEGIO I, betritt in Begleitung seines Adjutanten das Auditorium der Academia. Zufrieden lässt er seinen Blick über die anwesenden "Studenten" gleiten und lächelt. Es ist eine beachtliche Zusammenstellung von Offizieren aus allen Teilen des Imperiums, die sich versammelt haben, um die erste Vorlesung im neuen Lehrplan der Academia zu besuchen.
    Macer begrüßt alle freundlich und lässt seinen Adjutanten die üblichen Formalitäten durchführen. Dann beginnt er mit seinem Vortrag:


    "Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind, um an der ersten Vorlesung der Academia Militaris seit langer Zeit teilzunehmen. Es ist mir eine große Ehre diese Vorlesung halten zu dürfen.
    Bevor wir uns unserem Thema, dem Aufbau von Standlagern widmen, möchte ich kurz einige organisatorische Dinge klären. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist dies hier eine leichter Cursus, der mit dem Examen Secundum abschließt. Ich werde Ihnen also zwei Wochen lang in (vermutlich sechs) Vorlesungseinheiten das Thema vorstellen und ihnen Gelegenheit geben, Fragen zu stellen. Danach werde ich eine Prüfung mit 10 Fragen stellen, von denen 8 richtig und vollständig zu beantworten sind. Dafür ist eine Woche Zeit. Das Ergennis werde ich spätestens eine Woche nach Abgabeschluß bekannt geben. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass von Ihnen zu hohe Leistungen erwartet werden - bei einem Examen Secundum sind alle Prüfungsfrage aus den Inhalten der Vorlesung geraus vollständig zu beantworten. Die Lektüre zusätzlicher Materialien ist wünschenswert, aber für einen erfolgreichen Abschluß nicht erforderlich.


    Gibt es dazu Fragen?"


    "Dann möchten ich nun mit dem Thema beginnen und Ihnen den Aufbau von Standlagern der römischen Armee näher bringen. Wie erwähnt, werde ich sechs Vorlesungseinheiten halten, die sich wie folgt aufteilen:


    1. Einführung; grundsätzliche Betrachtungen
    2. Lagerplatz, Lagergrundriss
    3. Unterkünfte
    4. Stabsgebäude
    5. Versorgungsgebäude
    6. Verteidigungsanlagen; Zusammenfassung


    Während Marschlager (errichtet aus Zelten, Wagen und provisorischen Pallisaden) seit je her zum Erscheinungsbild einer Armee gehören, wurden Standlager erst mit der Einrichtung einer Berufsarmee in der späten Republik nötig. Erst wurden sie als Winterlager bei mehrjährigen offensiven Operatioenn eingeführt; in der frühen Kaiserzeit dann mit der Entwicklung der Defensivstrategie als dauerhafte Einrichtung. Die Lager erfüllen dabei eine ganze Reihen von Funktionen:
    - Sie sind Wohnstatt für die Soldaten, die nun nicht mehr nach dem Feldzug entlassen werden und zu ihren Höfen o.ä. zurückkehren.
    - Sie erfüllen strategische Funktionen als ständige Sicherung gefährdeter Positionen.
    - Sie sind die Knotenpunkte im logistischen Netz der Armee.


    Darauf ergeben sich eine ganze Reihe von Anforderungen, die ein Standlager zu erfüllen hat:
    - eine einfache Zuwegung, die einen schnellen Transport von Mensch und Material ermöglicht;
    - dauerhafte Verteidigungsanlagen, die einer Belagerung standhalten können;
    - ausreichende Fläche, die ein Zusammenleben von über 5000 Mann in hygienischen Verhältnissen ermöglicht;
    - Gebäude für die Erledigung aller anfallenden Aufgaben von der Waffenherstellung bis zur Verwaltung;
    - Gebäude zur Lagerung von Vorräten, die die gesamte Truppe über einen längeren Zeitraum kampffähig halten können;
    - solide Bauweise aller Gebäude, die die dauerhafte Nutzung über einen langen Zeitraum auch im Winter ermöglicht;
    - im Umland ausreichend Fläche zur Ernährung der Tiere und zur Durchführung des täglichen Drills;


    Schon allein die Tatsache, dass ein Soldat möglicherweise die Hälfte seines Lebens in einem solchen Standlager oder dessen unmittelbaren Umfeld verbringen wird, unterstreicht die immense Bedeutung, die der sorgfältigen Anlage eines Standlagers zukommt.


    Wie die einzelnen Anforderungen erfüllt werden, welche Massnahmen dazu notwendig sind und welche bewährten Strukturen sich bisher ergeben haben, werde ich Ihnen in den nächsten Vorlesungen darlegen."

  • "Nachdem wir beim letzten Mal die grundsätzlichen Aufgaben und Anforderungen eines Standlagers erörtert haben, wollen wir uns nun mit der Umsetzung und Erfüllung dieser Vorgaben beschäftigen.


    Beginnen wir mit dem grundsätzlichen Platzbedarf: allein für die Unterbringung der Soldaten in ausreichend großen Barracken können wir pro Centurie mit einem Platzbedarf von etwa 50 x 250 Fuß rechnen, was also eine Fläche von etwa 750000 Quadratfuß für eine volle Legion ausmacht. Für die Unterbringung des Stabes, der Werkstätten, der Materiallager, sonstiger Gebäude und den Ställen für die Tiere muss zusätzlich der doppelte Bedarf angerechnet werden. Noch einmal den selben Bedarf oder etwas mehr sind für die breiten Lagerstraßen und die Befestigungsanlagen inklusive der vorgelagerten Gräben nötig. Insgesamt erreicht ein komplettes Legionslager (ohne dort untergebrachte Hilftruppen oder Garde-Einheiten) damit einen Platzbedarf von etwa 3300000 Quadratfuß.


    Dieser Bedarf sollte durch eine ebene Fläche gedeckt werden, auf der das Lager mit einem rechteckigen Grundriss errichtet werden kann. Dabei sollte der Unterschied zwischen Lang- und Schmalseite nicht zu groß sein, weil das Lager sonst zu langgezogen ist und dann Hornsignale aus einer Lagerseite an der anderen Seite möglicherweise nicht mehr wahrgenommen werden.


    Jede der vier Seiten bekommt ein Haupttor, die sich jeweils gegenüber liegen und durch die beiden breiten Lagerhauptstraßen verbunden werden. Der Schnittpunkt der Straßen liegt auf dem Locus Groma, dem Punkt, an dem die Groma als Gerät zur Landvermessung als erstes aufgestellt wird, um die Hauptachsen einzumessen.
    Am Kreuzungspunkt liegen unter anderem die Principia und das Praetorium, mit denen wir uns demnächst noch genauer befassen werden. Nach diesen beiden Gebäuden wird die Hauptstraße auf der Längsachse
    Via Praetoria und die auf der Querachse Via Principalis genannt. Für beide Straßen ist eine Breite von 125 Fuß angemessen.
    Auf der Innenseite der Lagerumwehrung verläuft die mindestens 100 Fuß breite
    Via Sagularis, auch Intervallum genannt.
    Diese drei genannten Straßen bilden das Grundgerüst des Lagers, in das die Gebäude eingesetzt werden sowie nach Bedarf weitere schmalere Straßen und letztendlich die Lagergassen zwischen den Barracken eingezogen werden.


    Entlang der Via Principalis sind die Wohnhäuser der Tribunen anzuordnen; um Principia und Praetorium gruppieren sich Lazarett, Werkstätten und Lagerhäuser. Die Mannschaftskasernen bilden den äußeren Ring der Gebäude und schirmen so die wichtigen Gebäude im Zentrum nach außen ab. Die Kasernen und Stallungen der Reiterei sind dabei natürlich an der Via Praetoria oder am Intervallum anzuordnen.


    Um hygienische Verhältnisse zu gewährleisten, werden die Straßen mit einem in der Mitte verlaufenden Abwasserkanal versehen und die Latrinen entweder am äußeren Ende der Barracken oder im Lagerwall untergebracht und möglichst direkt nach außen entwässert.
    Schon bei der Auswahl des Lagerpaltzes ist daher auf eine geeignete Wasserzufuhr durch einen kleinen Fluss zu achten. Gegebenefalls ist die Zuleitung über ein Aquädukt aus einiger Entfernung nötig.


    Der Platz sollte zudem so gelegen sein, dass eine schnelle Anbindung an eine Fernstraße möglich ist; je nach Situation auch an einen nahen Fluß- oder Seehafen. So werden schneller Truppentransport und die zügige Versorgung mit Nahrung und Material gewährleistet. In der Nähe von Flüssen ist natürlich darauf zu achten, dass der Untergrund fest ist und nicht im Überschwemmungsgebiet von möglichem Flußhochwasser liegt!


    Auf weitere Detail der Anordnung der Gebäude werden wir mit Sicherheit in den folgenden Vorlesungen noch einmal zu sprechen kommen."

  • "Seit der letzten Vorlesung sind Sie mit dem Grundriss eines Standlagers vertraut, nun können wir beginnen, die einzelnen Gebäude in das Raster einzusetzen.


    Beginnen wir mit den Unterkünften für die einfachen Soldaten und die Unteroffiziere. Sie werden centurienweise in Barracken von etwa 200 x 40 Fuß untergebracht. Jedes Contubernium bekommt einen Raum, der in zwei Teile eingeteilt wird. Im hinteren sind acht Betten und ein Ofen untergebracht, so dass die Soldaten hier schlafen und kochen können. Der fordere Raum dient der Unterbringung der Ausrüstung. Da die Barracken in der Regel mit einem nach hinten ansteigenden Dach errichtet werden, ist der hintere Raum höher. Dort kann also eine Zwischendecke eingezogen werden und das Obergeschoss ebenfalls der Lagerung von Ausrüstung oder der Unterbringung der Trossknechte dienen.
    Zehn derartige Stuben für die Legionäre liegen nebeneinander in einer Reihe. Das Dach wird nach vorne weiter hinausgezogen, so dass ein überdachter Gang vor den Türen der Stuben entsteht. Hier können die Soldaten im Trockenen sitzen und trotzdem das volle Tageslicht nutzen.
    Am Kopfende dieser Reihe von Stuben liegt ein größerer Block von Räumen, der der Unterbringung des Centurio und der Verwaltung der Einheit dient. Es werden mindestens ein Schlaf- und ein Arbeitsraum für den Centurio sowie ein Raum für seine Ausrüstung und seine Knechte benötigt. Ein zusätzlicher Büroraum für die Unteroffiziere sowie ein Raum für die diensthabende Wache sind ebenfalls nützlich.
    Je nach Platzverhältnissen im Lager kann es sinnvoll sein, am anderen Ende des langen Gebäudes die Latrine unterzubringen.


    Zwei derartige Barracken können mit ihren Rückwänden aneinander gesetzt werden, so dass eine Kohorte mit drei solchen Blöcken auskommt.
    Die Reiterei wird in ähnlichen Blöcken untergebracht, nur dass hier an die Rückwand einer Barracke die Stallungen für die Pferde angeschlossen werden.


    Die sechs Tribunen einer Legion werden jeweils in einem eigenen kleinen Haus entlang der Via Principalis untergebracht. Diese Gebäude können in ihrer Aufteilung durchaus einem üblichen Stadthaus mit Atrium, Speiseraum, Arbeits- und Schlafzimmer und Wirtschaftsräumen bestehen, wenngleich die engen Platzverhältnisse natürlich keine großzügige Ausgestaltung ermöglichen. Ausser den Tribunen selber sind in diesen Gebäuden auch deren Sklaven, Knechte und ggf. Adjutanten und natürlich die Ausrüstung unterzubringen.
    Sollten im Lager neben der Legion noch zusätzliche Einheiten mit einquartiert, so werden deren Praefecten auch jeweils in einem derartigen Haus untergebracht.


    Der Legat bewohnt das Praetorium, in dem auch die Wohnung des Lagerpraefekten liegt. Dem Legaten stehen dabei die großzügigsten persönlichen Räumlichkeiten zur Verfügung; die Unterbringung des Lagerpraefekten orientiert sich an der der Tribunen."

  • Sehr interressante lecture habe sie andachtig dürch geleßen obwohl viel mir schon bekant war.(Caesar Rep.Legion)
    Mit euer erlaubnis möchtten wir davon ein Eng. übersetzüng machen für Britannia.
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    Sim-Off:

    Falls ich was nicht erlaubtes getan habe bitte ich zu verzeihen werter lehrer.

  • Etwas verdutzt betrachtet Macer den Zivilisten, der ihn vor der Vorlesung anspricht. Sein Adjutant klärt ihn darüber auf, dass es sich bei ihm um einen Reisenden handelt, der immer mal wieder irgendwo auftaucht und einen recht wichtigen Eindruck erzeugt, obwohl niemand so genau weiss, was er eigentlich hauptberuflich tut. Immerhin scheint er mit Meridius ganz gut bekannt zu sein.
    Macer nickt und gibt zu verstehen, dass er sich später um den Gast kümmern wird. Zuerst tritt er vor die Studenten und beginnt mit dem dritten Teil der Vorlesung.


    "Heute wollen wir uns mit den Stabgebäuden in einem Lager befassen. Das Praetorium haben wir ja schon in der letzten Vorlesung als Wohnhaus des Legaten und des Lagerpreafekten kennengelernt.
    Wir sind dabei davon ausgegangen, dass wir ein Legionslager vor uns haben. Selbstverständlich gibt es in kleineren Lagern, in denen z.B. nur eine 1000 Mann starke Reitereinheit unter der Führung eines Praefecten untergebracht ist kein Bedarf für ein großes Praetorium mit zwei Wohnungen. Da es in derartigen Einheiten keinen Lagerpraefekten gibt, fällt der dafür benötigte Platz weg und ein Alen-Praefect braucht auch weniger Platz als ein Legat. Die Größe des Praetoriums und die Zahl der Räumlichkeiten nimmt damit mit der Größe der Einheit ab.
    Neben den Privatwohnungen können im Praetorium auch Besprechungesräume oder die Büros der Offiziere untergebracht sind. Es hat aber immer einen eher privaten und wohnlichen Charakter.


    Weit wichtiger ist die Principia, die eine Vielzahl von Funktionen erfüllt. Da sie das wichtigste Gebäude des Lagers darstellt, ist auf einen besonders sorgfältigen und repräsentativen Ausbau Wert zu legen. Gleichwohl ist dieses Gebäude auch dasjenige, welches bis zuletzt verteidigt werden muss und im übrigen ständig bewacht wird. Auf geeignete Plätze für die Wachposten ist daher von Anfang an zu achten.
    In der Regel wird die Principia als offener Hof angelegt, der hinten sowie an den Seiten von Räumlichkeiten mit vorgelegten Säulenhallen umschlossen wird.
    In den beiden seitlichen Flügeln werden Büros für die Verwaltung untergebracht. Im Lager einer vollständigen Legion besteht Bedarf für die Büros von weit über 50 Schreibern, die Soldlisten, Materiallisten, Dienstpläne etc. führen. Auch die Architekten, Landvermesser u.ä. der Einheit finden hier ihre Büros.
    Den zentralen Raum der mächtigen Kopfseite der Principia bildet das Fahnenheiligtum, in dem die Feldzeichen der Truppe untergebracht werden. Links und rechts davon bleibt genug Platz für größere Räume für Lagebesprechungen mit einer größeren Anzahl von Offizieren oder für die Diensträume von Legat und Lagerpräfekt, sofern diese nicht im Praetorium untergebracht sind.
    Im Keller unter dem Fahnenheiligtum wird die Truppenkasse aufbewahrt. Praktischerweise sollten daher auch die Büros der Rechnungsführer in der Nähe liegen.
    Am vorderen Ende, also zur Via Principalis hin, kann der Hof der Principia entweder nur durch eine Mauer geschlossen werden, aber auch durch eine Reihe von Räumlichkeiten wie an den Seiten oder durch eine große Exerzierhalle. Letztere Lösung ist insbesondere bei Lagern mit starker Reiterbesetzung angemessen, um den Soldaten einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem im Trockenen z.B. an Holzpferden trainiert werden kann.


    Der Innenhof eignet sich für kleinere Zeremonien und Opfer vor dem Fahnenheiligtum. Das Aufstellen einer Kaiserstatue an diesem Ort hebt die Moral der Truppe!"

  • Meridius saß an seinem Platz, blickte hin und wieder auf um den Ausführungen des Legaten besser folgen zu können, der um seine Darstellung zu vereinfachen, zeitglich mit einem Zeigestock auf einen Plan zeigte, der das Castellum der Legio I zeigte.

  • Sim-Off:

    Habe leider bisher keinen passenden Plan eines Legionslagers gefunden, den ich hier einstellen könnte, sonst würde Merdidius' textuelle Anmerkung Wirklichkeit werden ;)


    "Heute wollen wir uns mit den Gebäuden befassen, die für die Versorgung der Truppe und die Logistik notwendig sind.


    An erster Stelle stehen hier die Horrea, die Lagerschuppen. Jedes noch so kleine Standlager muss über eine geeignete Halle verfügen, in der Nahrungsvorräte für mindestens ein Jahr sicher gelagert werden können. "Sicher" heißt in diesem Fall, dass das Gebäude nicht zu nahe an der Lagerumfassung stehen darf, so dass es bei einem Angriff nicht leicht durch Geschosse in Brand gesteckt werden kann und dass es so angelegt ist, dass die Vorräte vor Feuchtigkeit und Tieren geschützt sind. Dazu errichtet man das Lagerhaus auf Holzpfosten, so dass unter dem Boden ein Freiraum entsteht. Dieser dient der Belüftung und verhindert das eindringen von Grundwasser, Oberflächenwasser und Nagetieren.
    Weitere Lagerschuppen werden für Stückgut, z.B. Waffen und Baumaterial, benötigt. Bei größeren Truppenlagern ist auch ein zusätzliches Lagergebäude zur flexiblen Verwendung sinnvoll. In kleinen Standlagern reicht evtl. ein Gebäude mit mehreren Abteilungen für die verschiedenen Zwecke, in großen Lagern sind mehrere seperate Gebäude sinnvoll.
    Aus der Situation am Limes kennen wir die Einrichtung von Versorgungslagern im Hinterland, die über besonders große Lagerhäuser verfügen. Sie verteilen die nötigen Waren auf die kleinen Kastelle direkt am Limes, die dafür weniger Platz für Lagerschuppen aufwenden müssen.


    Als zweites hätten wir das Valetudinarium, das Lazarett. Nicht jedes kleine Standlager benötigt ein solches Gebäude, sondern nur große Lager. Es besteht überlicherweise aus zwei langen Reihen von kleinen Krankenzimmern an den Längsseiten eines Gartens, während die beiden Kopfenden durch Untersuchungsräume, Operationsräume und Büros belegt werden. Der Garten in der Mitte dient der Zucht von Heilkräutern.
    Eine Vergleichbare Einrichtung - das Veterinarium - kann in Lagern mit großer Reiterbesetzung auch für Pferde eingerichtet werden!


    Drittes wichtiges Gebäude ist die Fabrica, die Werkstatt. Je nach Art und Aufgabe der lagernden Truppe sind Werkstätten unterschiedlicher Größe notwendig. Fast jede Truppe wird sie nur Reparatur oder Herstellung von Waffen und Wagen benötigen. Reitereinheiten benötigen sie zusätzlich für die Herstellung von Zaumzeug und Sätteln. Infantrieeinheiten produzieren und warten hier ihre Geschütze. Ist die Einheit als Versorgungseinheit im Hinterland stationiert oder mit einer besonderen Bauaufgabe betraut, wird die Größe der Werkstatt entsprechend der aufgabe anwechsen, um weitere Werkzeuge, Arbeitsgeräte oder Bauteile herzustellen.


    Weniger wichtig, aber trotzdem in großen Standlagern regelmäßig zu finden sind ein kleines Forum und eine Therme. Das Forum dient der Kontrolle des Warenverkehrs zwischen Militärs und zivilisten, denn dieser lässt sich ohnehin nicht vermeiden und bekommt mit dem Forum einen besser kontrollierbaren Platz. Zudem kann die Fläche für größere Zeremonien genutzt werden.
    Die Therme dient der Erhohlung der Soldaten und Offiziere und trägt zudem in nicht unerheblichem Maße zur Hygiene im Lager bei!
    Zuweilen kann auch ein Scholae im lager eingerichtet werden, die als spezielle Gebäude für die Ausbildung der Soldaten oder für sportliche Ertüchtigung genutzt wird - vergleichbar mit den öffentlichen Gymnasien in der Stadt."

  • Sim-Off:

    'tschuldigung für die kleine Pause, hatte viel zu tun...
    Zu den Plänen: den ersten hatte ich auch in den Fingern, der ist aber total veraltet. Aber dieses Lager (Novaesium / Neuss) als solches ist mein Lieblingslager, also empfehle ich mal http://www.castrum-novaesium.de , auch wenn die Seite nicht ganz so toll ist.


    Nach einer kurzen Unterbrechung der Vorlesungszeit wegen einer dienstlichen Reise betrat Macer nun wieder das Auditorium, um die Vorlesung mit einer Betrachtung der Verteidigungsanlagen eines Standlagers abzuschließen.


    "Während wir bei der bisherigen Betrachtung der Gebäude viel Wert auf die Betrachtung der verschiedenen Funktionen und die Lage der Gebäude gelegt haben und dabei Konstruktionsweise und Baumaterial praktisch ausser Acht gelassen haben, wird genau dieses nun sehr viel wichtiger werden. Das ist ja auch nicht verwunderlich, da sich bei den Gebäuden in Lage und Funktion nichts wesentliches ändert, je nachdem, ob man in Stein oder Holz baut.
    Bei den Verteidigungsanlagen sieht dies anders aus. Grundsätzliche bestehen Verteidigungsanlagen aus drei Komponenten: Gräben, Wällen und Mauern bzw. Pallisaden. Dazu kann je nach Lage noch eine zusätzliche Sicherung des Vorfeldes kommen, auf die ich aber hier aus Zeitgründen nicht näher eingehen möchte.


    Bei der Besprechung des Lagergrundrisses hatte ich schon erwähnt, dass bei der Anlage das Lagers auf das Intervallum - die große Ringstraße an der Innenseite des Walles - zu achten ist. Die Breite des Intervallums ist so zu bemessen, dass feindliche Geschosse, die von außerhalb geworfen werden, nicht ohne weiteres die Lagerbebauung erreichen können. D.h., je enger der Platz innerhalb des Lagers, umso mehr muss auf eine Sicherung außerhalb des Walls durch mehrere Gräben geachtet werden.
    Die Gräben werden als Spitzgräben angelegt. Eine Tiefe von 5 Fuß ist das absolute Minimum, besser sind sieben bis acht Fuß. Werden zwei hintereinander leigende Gräben angelegt, so ist darauf zu achten, dass der Abstand zwischen ihnen nicht zu klein ist (sonst fällt die Erde zwischen ihnen bei Regen ein und es ergibt sich ein breiter unregelmäßiger Graben), aber auch nicht so groß, dass der äußere Graben für die Verteidiger nicht durch Speerwürfe zu verteidigen ist. Ein Graben, den der Angreifer ungestört zuschütten kann ist verschwendete Arbeitszeit!
    Der Aushub aus den Gräben kann zu Errichtung des Walls genutzt werden. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten: entweder es wird - ähnlich einem Marschlager - ein einfacher Wall aufgeschüttet, auf dem eine Holzpallisade errichtet wird (eine Mauer trägt ein solcher Wall nicht) oder es wird nur ein "halber" Wall aufgeschüttet, der nach außen mit einer glatten Mauer oder Holzpallisade bis zum Boden abschließt. Im letzteren Fall ist auch die Nutzung der sog. Kastenbauweise möglich, bei der eine äußere hohe und eine innere niedrige Holzpallisade errichtet wird, der Zwischenraum mit Erde gefüllt wird und darauf dann Holzbohlen für den Wehrgang gelegt werden.
    Für Steinmauern muss dagegen vor dem Anschütten des Walles erst ein solides Fundament in der Erde errichtet werden. Die Entscheidung, ob in Stein oder Holz gebaut wird muss also getroffen werden, bevor mit den Aushubarbeiten begonnen wird.


    In regelmäßigen Abständen, mindestens jedoch an den Ecken sollte die Umwehrung mit Türmen versehen werden. Sie dienen den Wachen als erhöhter Ausguck und als Plattform für stationäre Pfeilgeschütze. Auch hier bedrüfen Steinbauten erheblich mehr Vorbereitung durch Fundamente.
    Fast noch wichtiger ist die gute Erreichbarkeit des Wehrganges hinter der Pallisade oder Mauer vom Lager aus, die durch viele Treppen sichergestellt sein muss.


    Besondere Beachtung verdienen die Tore. Sie müssen einerseits groß genug sein, um Marschkolonnen und Wagen durchzulassen, andererseits sind große Tore ein Schwachpunkt der Verteidigung. Bei großen Anlagen hat sich eine Aufteilung in große und kleine Tordurchgänge, die je nach Bedarf geöffnet werden können bewährt. Da Holztore (also auch die hölzernen torflügel in Steinbauten) als solche immer anfällig für Angriffe und schwer zu halten sind, ist es wichtig, den Gegner möglichst erst gar nicht ans Tor kommen zu lassen. Zum einen dienen dazu die turmartigen Verstärkungen am Tor, auf denen genauso wie an den sonstigen Türme zusätzliche Wachen mit Geschützen postiert werden können. Bei Steinbauten ist es möglich, Vorrichtungen anzubringen, durch die heißes Öl o.ä. auf die Angreifer geschüttet werden kann.
    Verständlicherweise muss der Lagergraben vor dem Tor unterbrochen werden. Dies würde aber auch einem Feind ungehinderten Zugang zum Tor ermöglichen. Um ihm den Weg möglichst schwer zu machen, kann man in einigem Abstand zum Tor einen zweiten Graben mit Wall einziehen, der ein direktes Zustürmen auf das Tor und das geradelinige Heranführen von Belagerungsgerät unmöglich macht.



    Mit diesen Betrachtungen möchte ich die Vorlesung beenden und noch einmal die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassen. Standlager erfüllen vielfältige Funktionen, sind logistische Zentren, strategische Stellungen und Wohnort von hunderten oder tausenden von Soldaten und müssen daher Einrichtungen für viele verschiedene Zwecke beinhalten. Der Aufbau eines Lagers erfordert eine sorgfältige Planung und Anordnung der Gebäude unter Berücksichtigung der speziellen Gegebenheiten. Der zur Verfügung stehen Platz muss optimal genutzt werden, ohne das Lager unnötig eng zu bauen. Und bei aller Orientierung nach praktische Gesichtspunkten darf nicht vergessen werden, dass manche Soldaten in so einem Lager ihre gesamte Dienstzeit verbringen werden."



    "Die Prüfungsfragen zu diesem Cursus werden morgen ausgegeben und sind innerhalb einer Woche zu beantworten. Da es sich um einen leichten Cursus handelt sollten sie Studenten, die der Vorlesung aufmerksam gefolgt sind keine Schwierigkeiten bereiten."

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