Das Gästezimmer

  • Das hab ich vor kurzem schon mal gehört, noch ein paarmal und ich bin wirklich davon überzeugt Jetzt musste sie doch kurz lächeln.


    Dann schaute sie ihren Sohn prüfend an, machte er sich wirklich keine Vorwürfe mehr? Nach außen hin hatte es zumindest den Anschein.


    Langsam löste sie ihre Hand aus seiner und umarmte ihren Sohn noch einmal. Auch dankbar dafür, dass er ihr es nicht vorhielt, dass sie all die Jahre geschwiegen hatte. Mhh aber meinte er wirklich, dass was er sagte? Oder wollte er sie schonen und nicht noch mehr belasten? Eine Weile hielt sie ihn so in ihren Armen.


    Du hast mir gefehlt. Aber es hat auch etwas Gutes, dass wir uns solange nicht gesehen haben, du lässt dich nun widerstandslos von mir umarmen. Zu Hause hast du dich dafür immer für viel zu erwachsen gehalten. Versuchte sie die Stimmung etwas zu heben.


    Wie geht es dir? Was hast du in den letzten Monaten alles erlebt?

  • Maximian genoss die Umarmung seiner Mutter. Zum einen beruhigte sie ihn, zum anderen brachte sie ihm Zeit ein, den Kummer zu verstecken und als sie ihn wieder losließ, musste er schmunzeln, als seine Mutter von den Umarmungen sprach.


    "Da wusste ich ja auch noch nicht, wie schwer es sein kann, von Zuhause getrennt zu sein."


    Nachdenklich sah Maximian kurz drein, dachte an Viola und Julia und seine Geschwister. Es war eins der schrecklichsten Gefühle, von den Menschen, die man liebte, getrennt zu sein.
    Dann verwandelte sich sein Schmunzeln in ein kleines, freches Grinsen.


    "Außerdem sieht uns hier keiner."


    Er seufzte. Es tat gut, mit der Mutter zu reden. Vielleicht konnte er ihr von Julia erzählen, vielleicht würde sie ihn von allen am besten verstehen.


    "Es geht mir gut, Mutter. Die Menschen hier sind alle freundlich und haben mich schnell aufgenommen. Sie tun zwar gerade so, als wäre ich erst 5, doch davon abgesehen fehlt und stört es mir hier an nichts. Die letzten Wochen war ich sogar in Rom, stell dir vor! Es ist wirklich so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Die Häuser sind gewaltg, Mutter, und ich war beim Kaiser eingeladen! Dort habe ich viel gelernt und auch viele Freunde gefunden..."


    Kurz sah er seine Mutter fragend an. Sollte er von Julia erzählen? Er entschied sich vorerst dagegen und senkte kurz den Kopf.


    "Ihm bin ich aber erst einmal in den ganzen Monaten begegnet. Er war auf einem Feldzug und konnte nur kurz hierbleiben. Er... er..."


    Runzeln bildeten sich auf Maximians Stirn. Wie beschrieb man einen Vater? Und wie beschrieb man einen Mann, mit dem man vielleicht 3 Stunden verbracht hatte? Ganz gewiss war der Unterschied groß zwischen den beiden Beschreibungen, doch Maximian fiel nicht so viel zu Meridius ein.


    "Er war überrascht und... freundlich."

  • Dann sollte ich dich häufiger an Orten treffen, an denen uns niemand sieht


    Überrascht und freundlich? Das gab nicht im entferntesten, das Bild wieder das sie von ihm in ihrer Erinnerung hatte. Sie musste lächeln. Gut ihr Sohn hatte ihn nur kurz getroffen und sie hatte ihn selbst 16 Jahre nicht mehr gesehen, welche Gültigkeit hatte eine Beschreibung die sie ihrem Sohn geben konnte....


    Du wirst ihn sicher noch besser kennen lernen


    Es freute sie, dass er so begeistert von seinen Erlebnissen erzählte, demnach war es doch die richtige Entscheidung gewesen ihn hierher zu schicken.


    Du warst in Rom und hast auch noch den Kaiser getroffen? Du hast deiner Mutter inzwischen einiges voraus.
    Aber sie behandeln dich als wenn du fünf wärest? Da übertreibst du aber ein bisschen oder?
    sagte sie mit einem Schmunzeln
    Sie werden sich sicher nur Sorgen um dich machen.

  • Maximian nickte. Sicherlich würde er seinen Vater erst noch richtig kennenlernen. Wer konnte behaupten einen Menschen schon nach drei Stunden zu kennen? Stunden, in jenen auch noch andere etwas von diesem Menschen haben wollten?


    Und dann nickte er bestimmt und rollte mit den Augen.


    "Na gut, dann sorgen sie sich. Aber trotzdem fühle ich mich häufig wie ein kleines Kind."


    Er schmunzelte, seuftze vergnügt und sah seine Mutter dann ernst an.


    "Bei allem, das das hier verursacht hat, bin ich froh, dass du nun hier bist. Ich habe noch so vieles zu erzählen, Mutter, dass ich alles gar nicht in einen Brief schreiben könnte, ohne dass der Bote irgendwann unter dem Gewicht des Papyrus zusammenbrechen müsste."


    Dann lächelte er leicht und ein wenig verlegen und sah seine Mutter wieder prüfend an.


    "Hast du Hunger? Soll ich dir etwas holen oder möchtest du ein wenig in den Garten gehen?"

  • Sie lächelte.


    Soviel hast du zu erzählen? Nun ich habe jetzt auch viel Zeit....


    Hunger hatte sie keinen, aber frische Luft wäre jetzt nicht schlecht....


    Ich wäre für den Garten.


    Sie schmunzelte, es klang fast so als wenn ihr Sohn jetzt anfing sie zubemuttern, wohl mit der Absicht, dass es ihr besser ging und so ließ sie ihn ausnahmsweise.

  • "Gut, dann lass' uns gehen."


    Maximian stand auf und wartete auf seine Mutter. Dann fiel ihm noch etwas ein.


    "Oh, Mutter. Ob du noch einen Moment warten könntest? Martinus wollte mich vorhin sprechen und ich habe ihm gesagt, dass ich schnell vorbeikommen würde. Es dauert auch nicht lange."


    Er wartete die Reaktion ab und entschwand dann aus dem Zimmer mit dem Versprechen, dass er sogleich zurück sein würde...

  • Merdius trat nachdenklich an die Türe zum Gästezimmer. Sollte er, oder sollte er nicht? Unschlüssig stand er da, die Hand zum Klopfen erhoben. Iulia. Wie sie aussah? Was sie dachte? Wie es ihr ergangen war?


    Er klopfte an.


    Wie oft hatte er sich den Kopf zerbrochen. Über alles. Über sie. Den Umstand, dass sie plötzlich verschwunden war. Er sah das Gesicht ihres Vaters noch heute vor sich und seine trockene emotionslose Stimme. 'Sie ist nicht mehr hier. Sie hat diesen Damian geheiratet. Mach, dass Du weg kommst!' Und Meridius ging weg. Er lief, rannte und schrie seine Wut in den Himmel. Tagelang irrte er durch Tarraco, überlegte sich Wege, belauerte das Haus. Ritt nach Valencia und kehrte zerbrochen zurück.


    Viel Zeit war seit damals vergangen.


    Er klopfte erneut.

  • Meridius hörte ihre Stimme. Es war tatsächlich Iulia. Vorsichtig trat er in das Zimmer. Hinten, beim Korbsessel stand sie. Sie hatte sich kaum verändert, ausser dass sie erwachsener geworden war, und an Lebenserfahrung älter. Meridius ging auf sie zu.


    Sie war immer noch schön, ihre Haltung erhaben und stolz. Was immer sie mitgemacht hatte, sie ließ es sich nicht anmerken. Meridius musste schmunzeln. Sie war schon immer eine Kämpferin gewesen. Stark selbst in der Schwäche, aufrecht, auch wenn ihr nicht danach zu mute war. Das vertraute Mädchenhafte von früher jedoch war gewichen. Vor ihm stand eine Frau.


    "Salve Iulia."

  • Meridius. Man hatte ihm also gesagt, dass sie hier war. Im ersten Moment war sie einfach nur stumm. Es viel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Was er wohl dachte? Der Tag an dem sie ihn das Letzte mal sah, wenn sie nur gewußt hätte, dass es das letzte mal war.


    Er sah noch immer gut aus. Sein Gesicht hatte einige schärfere Züge angenommen. Eine neue Ernsthaftigkeit, auch eine gewisse Härte lagen darin. Aber auch Erschöpfung, nun er war gerade vom Feldzug zurückgekehrt...Was sollte sie nur sagen?


    Salve Maximus. Du hast vermutlich ein paar Fragen...

  • Meridius nickte mit dem Kopf. 'Du hast vermutlich ein paar Fragen...' sagte sie. In der Tat, er hatte mehr als nur ein paar Fragen. Er hatte sich fast die gesamte Zeit, seit dem er sie das letzte mal gesehen hatte, nichts als Fragen gestellt. Sich mit Fragen das Hirn zermartert. Fragen, welche nie eine Antwort erhielten. Fragen, welche er zu beantworten nicht wagte. Fragen, deren Antwort ihn zerstört hätten. Und nun stand sie vor ihm. Schweigsam - verlegen auch.


    Fast alles war anders.


    Meridius trat an sie heran und streckte seine Hand aus. Behutsam packte seine Rechte ihren Kopf, und zog ihn an seine Schulter, wie er es früher hundertemale gemacht hatte. Er wusste nicht wie, er wusste nicht warum, es war Gewohnheit, es gehörte irgendwie dazu. Er küsste sie auf die Stirn.


    Und ließ sie wieder los.


    Ruhig, gerade so, als ob sie nie weg gewesen wäre, fragte er sie, wie es ihr ginge.


    "Wie geht es Dir?"


    Seine Augen jedoch sprachen eine deutliche Sprache. Er kämpfte...

  • Als er sie zu sich zog, ließ sie es geschehen.Es war vertraut aber auch merkwürdig. Sie hatte 16 Jahre lang nie etwas von ihm gehört, sie hatte gedacht.....Und nun passierte etwas, mit dem sie nie gerechnet hatte. Warum tat er das? Wie sollte sie das verstehen?


    Und ja, wie es ihr ging? Was sollte sie ihm sagen? Was wusste er bereits? Konnte er es sich eigentlich nicht denken? Und wie er wohl auf das Gesagte reagieren würde. Man sah, dass ihm die Begegnung, schon jetzt nicht so leicht viel, wie er vorgab.


    Mit möglichst fester Stimme antwortete sie.


    Nicht gerade gut. Hat man dir gesagt, warum ich hier bin? Das sich mein Mann von mir scheiden lassen hat? Mit der Scheidung könnte ich leben, auch wenn es mir nicht leicht fällt. Ich wäre auch nie hier her gekommen, wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte. Nachdem ich schon Maximian zu dir geschickt habe....


    Sollte sie ihm wirklich das sagen, was ihr nun auf der Zunge lag. Ihr Blick würde trüb.


    Aber das was wirklich an mir zerrt und schmerzt, ist das ich meine anderen drei Kinder nicht mehr sehen darf.....

  • Meridius stand vor ihr und sah sie an. Schweigend. Ihre Stimme klang so vertraut. Als ob er sie erst gestern gehört hätte. Die Worte indess kamen aus einer anderen Welt. Und sie schmerzten. Was wollte sie von ihm? Was tat sie in diesem Haus? War er für sie verantwortlich? Wieso kam sie auf ihn? Und Maximian? Überhaupt. Damian. Ihre Eltern. Die ganze Vergangenheit stand vor ihm. Wieviele Kinder hatte sie überhaupt?


    Meridius wusste nichts. Er versuchte einen klaren Gedanken zu finden. Irgend einen Anfang. Irgendetwas, woran er sich festhalten konnte.


    "Was soll ich tun?"


    Er hörte sich die Frage selber stellen, als ob er neben sich stehen würde. Dann jedoch kam er zu sich und blickte sie an.


    "Es tut mir leid, Iulia. Es tut mir leid. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, so lass es mich wissen..."


    Er trat wieder auf sie zu und nahm sie in den Arm.


    "Kommst Du mit auf das Stadtfest? Die anderen warten schon und wir können alles genauer besprechen, wenn ich mehr Zeit habe..."


    Sim-Off:

    Schade, dass Du heute nicht online warst. Meridius muss leider weiter nach Rom, so dass das Gespräch nicht weiter gehen kann. Vielleicht hatte ja Iulia die Tage und ist deshalb nicht mit auf das Fest? Wie auch immer, Meridius kommt wieder.

  • Eines Tages kam Maximian wieder einmal am Gästezimmer seiner Mutter vorbei. Gut gelaunt kloßfte er mehrmals gegen die Zimmertür. Er hatte sie schon eine Weile lang nicht mehr gesehen und wollte ihr ein Angebot machen.

  • Seit sie hier war hatte sie ehrlich gesagt so gut wie gar nichts mehr zu tun, wie sie sich leider eingestehen musste...


    Nein, aber anscheinend hast du schon etwas für mich geplant?

  • Maximian schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, ich wollte dich eigentlich nur kurz informieren, dass ich einen Ausritt mache. Mit Valeria, kennst du sie? Wir werden nicht lange unterwegs sein, schätze ich. Sie ist das Reiten nicht gewöhnt und wird schnell müde werden. Mach dir keine Sorgen, hm?"


    Er zeigte ein bedauerndes Lächeln, weil er gern etwas mit seiner Mutter unternommen hätte, nahm es sich aber für einen späteren Zeitpunkt fest vor.


    Dann ging er.

  • Nein, ich kenne sie nicht, aber du kannst sie mir ja irgendwann mal vorstellen. Viel Spaß noch bei eurem Ausritt


    Sie schaute ihm noch kurz nach als er ging, dann kehrte sie auch in ihr Zimmer zurück.

  • Mit geschlauftem und geschientem Arm erreichte Maximian erneut das Gästezimmer, in dem seine Mutter untergebracht war. Er hatte sie jetzt schon mehrere Tage lang nicht gesehen - bedingt durch den unverhofft langen Ausritt. Der junge Mann hatte seit der Ankunft in Tarraco das Gefühl, dass er bald platzen müsste. Vor Gefühlen der Liebe, die er nur nachts zeigen durfte oder dann, wenn Valeria und er allein unterwegs waren.
    Er musste es irgendwem erzählen. Irgendwem, dem er vertrauen konnte und der nicht zur Gens gehörte. Ganz eindeutug fiel seine Wahl auf seine Mutter.


    Zögerlich klopfte Maximian an, hoffte, dass seine Mutter da war und es ihr gut ging.

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