- Officium XXIII

  • Salve Decimus,


    wie besprochen lade ich dich heute zur Besprechung des kaiserlichen Projekts im Rahmen einer Cena in die Domus Iunia.


    Vale bene.


    Cn. Fabius Torquatus

    ROMA - ID IAN DCCCLXXI A.U.C. (13.1.2021/118 n.Chr.)

  • Tag 62, Brief 5238...


    Genervt von den ständigen Durchsichten der Bettelbriefe. "ALLES SCHEIßE!", schrie er laut. Die Notarii erschraken und waren über seinem Ausbruch irritiert. Zwar kannten sie ihren Chef als nörgligen alten Mann, doch war er stets gut gelaunt gewesen. "Chef, ist der Wein etwa leer?" Varenus stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf dem Schreibpult ab. "RAUS! AUS MEINE AUGEN! DU KLEINER WICHT!" Nicht nur dieser, sondern alle Notarii verließen blitzartig den Raum. Varenus nahm wieder Platz und öffnete den Brief 5238... Wer ist Manius Octavius Gracchus? Ach, unwichtig. Weg damit. Als er den Brief wieder zu falten und ihn auf den eher unwichtigen Stapel legen wollte. Sah er im Augenwinkel kleingeschrieben Sohn... Praefectus Urbi... "HOTZBLITZ!" Fast hätte er einen fatalen Fehler getan. Immerhin war der Praefectus Urbi formal der erste Mann hinter dem Augustus gewesen. Auch wenn es sich nur um dessen Sohn handelte, hätte die Nichtbeachtung schwere Auswirkungen für ihn haben können.

  • Ein Kanzleibote brachte die folgende Einladung in das Officium des Varenus:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI

    Ad

    Primicerius ad Libellis


    Titus Decimus Varenus

    Officium XXIII

    Administratio Imperatoris




    Einberufung eines Consilium Ulpianum



    Salve Civis Titus Decimus Varenus


    dies ist eine ehrenvolle Einladung gemäß des Anhangs zur Pars Septima des Codex Universalis zur Einberufung

    eines


    Consilium Ulpianum


    zur Besprechung der Aufnahme des verstorbenen Senators Spurius Purgitius Macer in das Ulpianum.


    Das Consilium findet am

    ANTE DIEM III NON FEB DCCCLXXI A.U.C. (3.2.2021/118 n.Chr.)

    zur

    hora quinta

    in der Aula Regia

    statt.

    Bitte melde dich an, um dieses Bild zu sehen.



    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Tag 73, Brief 7568...


    Varenus Fingerkuppen waren es leid immer und immer wieder Briefe öffnen zu müssen. Vor allem die Inhalte waren zu 70 Prozent einfach nur unerträglich. Letztens erst wurde von einer Anhängerin ein Heiratsantrag an den Augustus übersandt. Als ob der Herrscher des Reiches, der Pontifex Maxmius, irgendein Interesse bezeugen würde. Konkubine, ja. Aber als Ehefrau? Nicht wirklich. Wobei, wenn Varenus nicht alles täuschte, waren so einige Zweitfrauen an der Seite einiger Herrscher zu finden. Interessant. Vielleicht würde er die Bitte doch dem Chef überbringen. Fett und hässlich schien die Dame nicht zu sein, zumindest waren diesbezüglich keine Äußerung niedergeschrieben, sondern vielmehr Eigenschaften wie schlank, Holz vor der Hütte und kein Bartwuchs.

  • Kurz nach meiner letzten Besprechung mit dem Kaiser trat ich in das Officium des Primicerius a Libellis ein.


    Salve Decimus Varenus, der Kaiser möchte dir so schnell es möglich ist sehen um mit dir über den Haushalt zu sprechen. Er beabsichtigt eine grosse Rede im Senat zu halten und möchte dazu Informationen zum Haushalt von dir.


    Ich war in der Zwischenzeit akzeptiert als Mann der seine Arbeit erledigte, schnell und zuverlässig und so gut es mir möglich war. Das wussten die meisten Römer zu schätzen und hier in der Kanzlei sowieso.

  • Tag 79, Brief 7866...


    Ein Quaestor Principis trat ein. Was für eine Bereicherunges doch war. Freudig stand er von seinem bequemen Stuhl auf. "Ist das so?" Innerlich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. "Sollte er nicht dazu die von der Finanzabteilung befragen? Vielleicht der werte Primicerius Gnaeus Iulius Cato?" Hatte doch dieser seinen Posten vor der Nase weggeschnappt. "Nicht, dass ich das nicht könnte. Doch sitze ich nun hier, Annaeus. Aber wenn der Augustus dies wünscht. Wann wäre der Termin?" Zwar hätte Varenus keine Probleme damit die Kassenstände, die Rechnungsführung, den Etat und die Haushaltspläne zu interpretieren. Doch hatte er bisher keinen Zugang zu den benötigten Unterlagen und Informationen.


    Endlich haben die Götter ihn erhört. Er sah sich demnächst wieder bei den Erbsenzählern.

  • Ich hatte dem alten Decimer offensichtlich eine Freude gemacht. Scheinbar war es ihm bei den Briefen nicht mehr ganz wohl.


    Der Augustus meinte explizit, ich solle Varenus holen. Nicht Cato oder sonst jemanden, sondern dich. Ich nehme an, er möchte dich sehen sobald es dir möglich ist. Ausserdem fragte er, ob ich einen exzellenten Redner kennen würde. Da musste ich leider verneinen, aber ich mag mich erinnern, dass es während meiner Zeit in Germania einen Redewettkampf gab in Roma. Weisst du zufällig noch, wer diesen gewonnen hat? Diese Person sollten wir dem Kaiser ebenfalls vorschlagen.

  • Für den Annaeus waren die Ausführungen recht stürmisch geäußert worden. "Klar, wie könnte ich das jemals vergessen. Stand doch groß und fett in der Acta Diurna. Es war einer von den Valerier, genauer Tiberius Valerius Flaccus. Ja, genau. Also von mir aus kannst du ihn gerne vorschlagen. Doch denke ich, dass der eine oder andere Beamte nicht sonderlich erfreut darüber sein wird." Auch wenn er selbst kein guter Schreiberling war. "Aber wem interessieren die Meinungen der Beamten oder?" Er wollte damit in Erinnerung rufen, dass so einige Aufgaben weg von den kaiserlichen Beamten zu gerne an andere Externe weggesteuert wurden. "Ich werde den Etatbericht schnellstmöglich den Augustus offenlegen."

  • Ich bemerkte, dass ich in meiner Eile vermutlich einen kleineren Fehltritt gemacht hatte.


    Kennst du noch einen anderen guten Redner oder Schreiber? Einen aus den Reihen der Beamten, oder so?


    Ich selbst war einfach zu wenig lang dabei, dass ich die Stärken aller Angestellten der Kanzlei kennen würde.

  • "Nein, nicht wirklich." Einen wird es geben, doch kannte ihn Varenus nicht. Wäre auch echt komisch, wenn der größte Kaiserhof nicht einmal einen Rhetoriker an Bord hätte. Hatten die Römer nicht von den Griechen gelernt? "Doch wäre es vielleicht sinnvoll." Die Verwirrung war perfekt. "Immerhin neigen wir Beamten allzu gern zu unserer eigenen Sprache." Gemeint war das Beamtenlatein. "Gibt es sonst noch etwas, werter Quaestor?" Varenus wunderte über sich selbst, dass er zurzeit kurz angebunden war. Lag wohl am kalten Wetter. Oder doch an der Arbeit in der Abteilung.

  • Ich bemerkte, dass Varenus noch immer kurz angebunden war, obwohl ich doch soeben meinen Fehler zugestanden hatte, zwar nicht explizit aber doch immerhin ziemlich eindeutig. Ich entschied mich einfach zu fragen, denn immerhin musste und wollte ich ja mit ihm weiter zusammenarbeiten.


    Was ist los, Decimus, störe ich dich gerade zur Unzeit, oder stört dich die Arbeit heute derart? Brauchst du etwas frische Luft?


    Schlimmer als dass mich der wesentlich ältere Mann in meine Schranken weisen würde konnte es nicht werden, denn dazu war der Standesunterschied zwischen uns zu gross. Aber ich wurde den Eindruck je länger desto mehr nicht mehr los, dass Varenus eigentlich woanders sein wollte und nicht an dieser Position der kaiserlichen Kanzlei.

  • Sollte er genervt wirken? Oder doch frei aus sich äußern? "Ganz ehrlich. Die Arbeit hier in dieser Abteilung ist so richtig ätzend. Ja, ich mag gerne am Palatium arbeiten. Aber jeden Tag Briefe zu öffnen, um sie dann in den Müll zu werfen, weil sie großenteils mehr als daneben sind. Nein! Ich sehe mich eher als Pragmatiker. Jemand der anpackt und nicht mit Floskeln um sich wirft, um zu tun als hätte man Verständnis für das vorgetragene Anliegen. Ich weiß gar nicht wie es meine Vorgänger ausgehalten haben?


    Kennst du das? Ein schöner sonniger Tag, gut gelaunt und voller Tatendrang. Und dann liest man sowas, wie ich habe ein Problem, dass ich 2 Sesterzen zu viel im Monat an Steuern zahlen muss, doch im Grunde Unmaß in seinem Speicher vorhanden habe? Die haben Problem, oder?


    Nein, ich brauch keine frische Luft. Luft zum Atmen, ja. Aber nicht hier! Egal, sei es drum." Nun hatte er doch seine Gefühle Ausdruck verliehen.

  • Das war unerwartet, oder etwa doch nicht? Schon seit ich Decimus Varenus kennen gelernt hatte, hatte ich irgendwie das Gefühl gehabt, dass er nicht in der Position dienen konnte, in welcher er dies eigentlich gerne getan hätte. Meine Vermutungen wurden gestützt durch Unterlagen, welche mir als Quaestor offen lagen in den Bibliotheken des Palastes. Der Lebenslauf des Decimers war ein klares Indiz darauf. Er hatte unter mehreren Kaisern in der Kanzlei gedient. Er hatte das Amt als Primicerius a rationibus zweimal erhalten. Er war in den Ordo Senatorius erhoben worden und hatte diesen unter Appius Cornelius Palma Augustus wieder verloren, nur um sich erneut von unten durch die Kanzlei zu dienen und nun in dieser Position hier gelandet zu sein. Irgendwie war es logisch, dass er sich hier nicht wohl fühlte, denn er war immer ein Mann der Finanzen gewesen, nicht der Buchstaben.


    Ich verstehe. Das ist in der Tat eine unsinnige Betätigung für einen Mann der Zahlen, wie ich dich kennen gelernt habe.


    Ich wusste nicht, was ich mehr dazu sagen sollte. Hier war definitiv nicht der richtige Ort für eine solche Unterhaltung.


    Können wir über dieses Thema und mögliche Lösungen vielleicht bei einer Cena in der Domus Annaea reden? Ich würde mich sehr gerne mit dir darüber unterhalten.


    Ich wusste nicht, ob er dieses Angebot annehmen wollte, aber ich wollte es unbedingt machen, denn ich mochte den Mann und die Art, wie er handelte und dachte.

  • Genug Dampf abgelassen. Besser hier vor einem Quaestor anstatt gegenüber seiner geliebten Ehefrau. "Gut erkannt. Doch wird es kaum möglich sein. Die Stelle ist besetzt. Von einem Iulia. Gegen diese vorzugehen stellt sich immer als höchst knifflig heraus. Dir sagt doch der Senator Dives etwas?" Er verdrehte kurz die Augen. "Genau. Ein harter Brocken ist er. Ich glaube auch, dass da irgendetwas mit den Decimern läuft. Aber damit sollte ich dich tatsächlich nicht belasten."


    Varenus nahm Platz. Nicht weil er unhöflich wirken wollte, sondern um sein Kreislauf zu besänftigen. "Ich denke, dass wir beide auf einem Nenner kommen werden. Deine Zeit ist demnächst abgelaufen. Du brauchst jedoch weiterhin Kontakt zum Kaiserhof und ich benötige deine derzeitige Stellung. Vielleicht ist die Einladung zur einer Cena eine förderliche wie fruchtbare Zusammenkunft. Ich nehme sie an."

  • Ich freute mich ehrlich, dass wir das Thema dieses Gespräches noch weiter vertiefen können würden. Der Decimus war ein Mann mit immenser Erfahrung und dazu stammte er aus der Gens, aus welcher mein Patron auch stammte. Demnach war es bloss normal, dass ich mich mit ihm treffen konnte. Die Iulii wiederum waren praktisch Familie, da meine Mutter eine Iulia gewesen war und ich bald eine Iulia heiraten würde. Wer also besser, zwischen den beiden Gentes zu vermitteln oder vielleicht gar eine neue Ära anbrechen zu lassen, als ich?


    Dann werde ich meine Sklaven derart orientieren, dass wir heute Abend einen Gast erwarten. Und wir werden alleine sein, damit wir uns ohne Rücksicht auf andere Gäste unterhalten können.


  • Ich nahm das als Anlass, mich wieder aus dem Officium zu entfernen und da mein Tag noch mit Aufträgen im Namen des Kaisers gefüllt war, machte ich mich so schnell als möglich auf den Weg, damit ich meinen Sklaven dann auch noch genügend Zeit geben konnte, alles für die Cena vorzubereiten.

  • Die Ernennung


    Da es um einen Kollegen ging, fand ich es freundlicher, ihm die Ernennungsurkunden persönlich vorbeizubringen, und so klopfte ich an des immer viel beschäftigten Varenus Tür.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Ich steckte den Kopf zur Tür herein: " Salve Decimus Varenus", sagte ich höflich: " Ich hoffe, du befindest dich wohl." und zeigte die bronzenen Schriftrollenhülle, in der die beiden Ernennungsurkunden schlummerten

    "Ich gratuliere Dir zur Ernennung zum Ritter. Ich fands etwas unpersönlich, einen Boten zu schicken, da mein officium in der Nähe liegt und weil mich deine Ernennung freut."

    Die Freude war nicht ganz uneigennützig, aber ich hoffte, ich würde guten Willen zeigen.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!